Kitabı oku: «Geliebter Schnarcher», sayfa 3

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Ein Problem hat grundsätzlich mehrere Lösungsansätze

Das wird auch am Beispiel des anderen Umgangs mit schnarchenden Mitmenschen deutlich. Indem man sich von der Vorstellung löst, man müsse auf Schnarchen mit Ärger und Schlaflosigkeit reagieren, öffnen sich Spielräume zur Vermeidung von Ärger und Anspannung – nicht nur beim Umgang mit Reizen, die die Entspannung stören.

Solange das Problem sachlich und ohne emotionale Beteiligung betrachtet werden kann, ist es gut möglich, es in seinen Bestandteilen zu analysieren und nach Lösungen zu suchen. Dann fällt es leicht, auch einmal andere als die gewohnten Lösungswege zu überprüfen, falls die üblichen Versuche nichts bringen. Schwierig wird die sachliche Betrachtung, wenn wir mit intensiven Gefühlen auf ein Problem reagieren. Starke Gefühle wie Wut, Ärger oder Enttäuschung können die Lösungssuche regelrecht blockieren.

Von außen betrachtet – als nicht am Problem Beteiligte –, können wir Ratschläge geben, wie mit dem Schnarchen umgegangen werden kann, um Ärger zu vermeiden:

 … es nicht so schlimm nehmen

 … sich freuen, dass der andere überhaupt noch atmet

 … in ein anderes Zimmer umziehen

 … das Ohr mit Wachs o. ä. vom Geräusch abpuffern

 … den Schnarcher wecken

 und ähnliches.

Demjenigen, dessen Entspannung gestört wird, helfen solche Ratschläge meist nicht, wenn das störende Geräusch dadurch nicht wirksam beseitigt werden kann. Der damit verbundene Ärger lässt sich umso weniger vom Verstand beeinflussen, je intensiver er ist. Er breitet sich spürbar im Körper aus und zieht die bekannten unangenehmen Reaktionen wie Schlaflosigkeit, Frust und Wut nach sich und mündet letztlich in Verzweiflung, Verbitterung oder sogar einer Ablehnung des anderen.

Dass es eben oft nicht zum erwünschten Ergebnis führt, den Verstand überzeugen zu wollen, kennen wir besonders deutlich bei all jenen Gedanken und Handlungen, die stark von eigenen Gefühlen beeinflusst werden und alternative Lösungswege »vernebeln«.

Selbst in Verhaltensweisen oder Lebensbereichen, wo wir sehr wohl wissen, was wir tun oder lassen sollten, schaffen die sachlichen Überlegungen es oft nicht, sich gegen unsere Gefühle oder Bedürfnisse durchzusetzen. Gewohnheiten bilden sich aus, festigen sich und sind nur schwer änderbar. Befragt, ob denn schon alles versucht worden sei, um das Problem zu lösen, wird – ohne nennenswert zu überlegen – mit »Ja« geantwortet, man habe »wirklich schon alles« versucht, aber nichts habe geholfen. Das wird als Beweis angeführt, dass gar nichts helfen könne.

Und weil wirklich schon »alles« versucht wurde, gelingt es – wenn überhaupt – nur sehr schwer, die Betroffenen auf eine erneute Lösungssuche mitzunehmen.

Paradoxe Intervention

Eine spezielle Vorgehensweise in der Psychotherapie, die genau dann, wenn scheinbar kein Lösungsweg übrig ist, erstaunlich erfolgreich sein kann, ist als »paradoxe Intervention« bekannt. Man folgt dabei nicht dem üblichen Weg, den Verstand vom richtigen Verhalten überzeugen zu wollen, sondern erkennt an, dass das problematische Verhalten irgendwie sinnvoll ist, und unterstützt den Wunsch des Organismus, dieses Verhalten zeigen zu wollen. Interessanterweise hat das nicht etwa zur Wirkung, dass nun mit Freude hemmungslos gegessen, getrunken oder geraucht wird. Überraschend entsteht bald ein eigenes Streben, mit oft erstaunlich viel Energie und Konsequenz gegen das eigentlich unerwünschte Verhalten oder Denken vorzugehen.

Auch Symptome, die über die direkte Kontrolle weniger erreichbar sind als Essen, Trinken oder Rauchen, können sich dadurch verändern. Schlafstörungen, Ängste und sogar auch depressive Stimmungen können sich durch paradoxe Interventionen positiv verändern. Es wirkt, als würde ein innerer Widerstand gegen das Verhalten oder Symptom hervorgerufen, dem man sich bisher hilflos ausgeliefert fühlte. Es wird erreicht, dass das Problem von dort gelöst wird, wo es entstanden ist – nämlich im betreffenden Menschen selbst.

Der andere (paradoxe) Umgang mit dem Schnarchen

In Entspannungsgruppen soll nicht nur ein wirksamer Weg in die Entspannung gelehrt werden, der auch unter schwierigen Bedingungen begehbar ist, sie sind auch ein Ort, an dem gelernt werden kann, die Bedingungen zu verändern, die störend wirken. Dazu zählt auch, die eigene Einstellung zu hinterfragen, wenn der störende Reiz selbst nicht verändert werden kann.

Was kann gegen Schnarchen getan werden?

Der einfachste Weg, das Problem seitens des unfreiwilligen Mithörers zu lösen, ist der Umzug in ein anderes Zimmer. Das lässt den Nicht-Schnarcher leichter durchschlafen und entlastet auch den Schnarcher, weil er nun entspannt schlafen und auf seine Art atmen kann.

Häufige Ursachen für anhaltendes Schnarchen sind aus meiner Erfahrung mit Patienten Erschöpfungszustände und daraus resultierend eine Dämpfung der Empfindlichkeit der eigenen Wahrnehmung. Denn selbst im Schlaf hören unsere Ohren, wenn auch vom Gehörten weniger ins Bewusstsein gelangt. (Neben der Erschöpfung kann der Schlaf ebenfalls durch Alkohol und Medikamente wie Schmerzmittel oder Psychopharmaka vertieft werden.) Ein lautes Schnarchen weckt auch den Schnarcher selbst – falls sein Schlaf nicht zu tief ist. Deshalb kann ausreichend langes Schlafen über mehrere Tage hinweg generell Erschöpfung reduzieren, wodurch der Schlaf weniger tief und das Schnarchen seltener wird. Wer weniger tief schläft, wacht leichter durch laute Geräusche – auch durch das eigene Schnarchen – auf.

Ebenso wirkungsvoll kann eine Reduktion von Medikamenten wie Schmerzmittel, Psychopharmaka oder Schlafmittel – die oft ohnehin nur für kurze Zeit sinnvoll sind – und eine deutliche Einschränkung des Alkoholkonsums sein. Der Körper wird von den ihn belastenden und das Bewusstsein betäubenden Giftstoffen befreit, was den Schlaf leichter werden lässt. Geräusche wie das Schnarchen wecken den Schläfer dann eher auf.

Menschen, die starke Schmerz- oder Beruhigungsmittel einnehmen, wirken in Bezug auf ihre Aufmerksamkeit oft wie getrübt. Das ist besonders ausgeprägt, wenn die Medikamente – wie es leider oft vorkommt – in Kombination mehrerer verschiedener, den Körper stark beeinflussender Mittel eingenommen werden. Sobald sie die Augen schließen, verlieren sie schnell den Kontakt zu sich selbst und rutschen in eine tiefe Entspannung, ohne ihr eigenes Schnarchen wahrzunehmen.

Mit diesen Menschen – und, falls diese dafür offen sind, auch mit den behandelnden Ärzten – sollte darüber nachgedacht werden, ob die Medikation nicht verändert oder sogar deutlich reduziert werden kann. Aus meiner Erfahrung in der Arbeit mit Schmerzpatienten sind die meisten Patienten mit Schmerzmitteln »zu gut versorgt«. Das soll heißen, die Nebenwirkungen werden zu wenig beachtet, und die schmerzlindernde Wirkung wird überschätzt – weil der Schmerz nach Aussage der Patienten meist gar nicht wesentlich reduziert wird, die Betreffenden aber aus Angst, er könnte durch das Absetzen der Medikamente noch stärker werden, die Mittel monate- oder jahrelang täglich einnehmen.

Leider wird die schmerzlindernde Wirkung von Entspannungsverfahren wesentlich unterschätzt. In 36 Jahren, in denen ich mit Tausenden Schmerzpatienten in Gruppen und im Einzelsetting gearbeitet habe, konnte ich mich täglich über die schmerzlindernden Erfolge durch die Anwendung des Autogenen Trainings und meiner Trancegeschichten freuen – selbst bei Patientinnen, die jahrelang unter starken Schmerzen gelitten und keine wesentliche Hilfe durch pharmazeutische Produkte bekommen hatten.

Es gibt auch anatomische Ursachen für das Schnarchen, auf die hier aber nicht eingegangen werden soll. In diesem Buch geht es nicht um mögliche operative Maßnahmen, sondern um Einstellungs- und Verhaltensänderungen – in erster Linie, aber nicht ausschließlich – auf Seiten desjenigen, der durch das Schnarchen anderer gestört wird.

Die hier vorgeschlagenen Interventionen sollen schließlich nicht dazu dienen, das Schlafen zu verhindern, und auch nicht, das Schnarchen in jedem Fall zu unterbinden. Der Schnarcher wird in die Problemlösung eingebunden, indem er aufgefordert wird, weiterzuatmen, gleichzeitig wird er dafür sensibilisiert, dass eine Änderung des Schnarchverhaltens auch unbewusst durch ihn geschehen kann. Verschiedene Begründungen werden ihm im Folgenden genannt, unter anderem, dass man auf seine (schnarchende) Mithilfe angewiesen ist, damit die Zuhörerinnen lernen können, mit diesem Geräusch konstruktiv umzugehen.

Damit die Bitte, genau das zu tun, was bisher unerwünscht war und auf allen möglichen Wegen verhindert werden sollte, nicht als Versuch der Manipulation missverstanden wird, werden alle Absichten und möglichen Veränderungen vollständig transparent erläutert.

Das Schnarchen als Vorlage für einen anderen Umgang mit Ärger und Problemen

In Entspannungsgruppen wie auch im Schlafzimmer sind Geräusche dann objektiv problematisch, wenn sie zu laut, zu lange oder plötzlich laut auftreten, sodass man dadurch erschreckt wird oder sich davon beim Loslassen gestört fühlt.

Schnarchgeräusche erfüllen diese Voraussetzungen nur dann, wenn sie zu laut sind, zu lange andauern oder an Lautstärke zunehmen. Besonders belastend kommt bei diesem Geräusch hinzu, dass diejenigen, die sich gestört fühlen, damit rechnen, dass es wieder auftritt, und sie durch diese Annahme (unbewusst) darauf vorbereitet sind, in der gewohnten Weise darauf zu reagieren – nämlich mit Ärger.

Der beginnt schon bei dem Gedanken daran, dass das Schnarchen auftreten könnte. Das ist oft an den Gesichtern der Partnerinnen von schnarchenden Mitschläfern zu sehen, sobald sie danach gefragt werden, ob ihr Partner schnarche.

Und so beginnt der Ärger oft ohne direkten Auslöser. Manchmal bleibt das Schnarchen aber aus – der Ärger hat in Erwartung der Störung den Schlaf trotzdem gestört. Das könnte lustig sein, wird aber leider als Anlass für neuen Ärger genommen, weil man sich grundlos schon mal geärgert hat. Über das Schnarchen. Das nicht gekommen ist. Aber trotzdem …

Zwischen den betroffenen Teilnehmern einer Entspannungsgruppe können vor dem nächsten Termin Gespräche dieses Inhalts gehört werden: »Wenn der … wieder dabei ist, kann ich sowieso nicht entspannen, der schnarcht immer so laut.« Man hört den Ärger in den Stimmen und sieht ihn im Gesicht der Sprecherin (meist sind es Frauen, die sich über Männer beklagen). Ihre Einstellung zum Schnarchen und ihr daraus folgender Ärger werden durch die Zustimmung der Zuhörerinnen als berechtigt anerkannt und verstärkt.

Besonders unglücklich ist es, wenn Teilnehmerinnen dann der Gruppe fernbleiben – sich also die Möglichkeit der Entspannung nehmen – und der betreffende Schnarcher ebenfalls nicht kommt, vielleicht weil er eben nicht wieder stören möchte oder Angst vor der Diskriminierung hat, die dem Schnarchen oft folgt.

Es können auch alle gewinnen

Alle in diesem Buch vorgestellten Interventionen enthalten drei Zielrichtungen, mit denen bei allen Beteiligten eine konstruktive Veränderung angestrebt wird – entsprechend der beabsichtigten WinWinWin – Situation:

1 Es sollte nicht geschnarcht werden. Diesem Ziel entsprechend werden schnarchende Teilnehmer beeinflusst – ohne sie auszugrenzen.

2 Die Gruppenteilnehmer sollen sich auch dann entspannen, wenn geschnarcht wird. Der Ärger als störendes Element soll durch entsprechende Veränderungen der Aufmerksamkeit und der Bewertung des Schnarchens abklingen.

3 Die Kursleitung ist erfolgreich, weil der Schnarcher nicht ausgegrenzt wird, das Schnarchen sogar seltener wird und es wesentlich weniger störend wirkt. Außerdem ist die Atmosphäre in der Gruppe toleranter und insgesamt angenehmer. Das dritte Ziel ergibt sich aus der erfolgreichen Umsetzung von Win 1 und Win 2. Die Kursleitung hat mehr Freude an ihrer Arbeit und mit den Menschen in der Gruppe.

Zu Win 1: Es sollte nicht geschnarcht werden

Vom Schnarcher wird gewünscht, dass er sein Schnarchen kontrolliert. Dadurch wird es seltener werden.

Nachdem ein Gruppenteilnehmer geschnarcht hat, wird das in der Gruppe mit Respekt und Wohlwollen für den schnarchenden Teilnehmer thematisiert. Hat es kein Problem verursacht, weil niemand sich gestört fühlte, muss nicht weiter darüber gesprochen werden.

Im Normalfall wird es aber als Störung empfunden. Diejenigen unter den Teilnehmerinnen, die sich gestört fühlen, werden gefragt, ob sie daran interessiert sind zu lernen, mit dem Schnarchen so umzugehen, dass sie trotzdem entspannen können. Wenn sie dazu bereit sind, werden die in Kapitel 3 aufgeführten Änderungen in der Wahrnehmung und Bewertung des Schnarchens angeboten.

Damit überhaupt ein Lernen stattfinden kann, wird dem schnarchenden Teilnehmer verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass er weiterhin schnarcht – aber nicht so sorglos wie bisher, sondern mit mehr Qualität. Diese Bitte wird mehrmals wiederholt, wobei ihm natürlich die Wahl gelassen wird, das Schnarchen bleiben zu lassen – jedenfalls sollte er versuchen, sich auf die Entspannung einzulassen. Die wiederholte explizite Aufforderung zu schnarchen wird es mit großer Wahrscheinlichkeit verhindern, dass er weiterhin schnarcht. Damit wäre das Problem in der Gruppe gelöst.

Das Schnarchen ist auch während des Schlafes zumindest bedingt kontrollierbar. Das ist eine sehr interessante Beobachtung: Durch die Bitte, auch während der folgenden Entspannung zu schnarchen, damit diejenigen Teilnehmerinnen, die sich bisher davon gestört fühlten, lernen können damit umzugehen, wird das Schnarchen seltener, wird schneller durch den Schläfer selbst unterbrochen, tritt später ein oder sogar gar nicht auf. Offensichtlich ist unsere Kontrolle über die Atemgeräusche auch während des Schlafens nicht vollständig ausgeschaltet.

Vielleicht findet diese Beobachtung Parallelen bei dem Verhalten von Eltern, deren Kinder bei ihnen im gleichen Bett schlafen. Entgegen der eigenen Befürchtung, man könne sich im tiefen Schlaf auf das Kind legen und es dabei schädigen, tritt dieser Fall nicht auf. Im Gegenteil reagiert man als Elternteil auch im Schlaf schon auf kleinste Äußerungen oder auf als ungewöhnlich wahrgenommene Bewegungen des Kindes.

Es wäre aber völlig falsch, aus der Erkenntnis, dass es eine unbewusste Kontrollmöglichkeit über die Atemgeräusche im Schlaf gibt, eine Schuld für den Schnarcher abzuleiten – so als könne das schließlich jeder selbst kontrollieren. Vielleicht kann man es aber als Hinweis nehmen, insgesamt aufmerksamer und damit bewusster für unsere Wahrnehmungsfähigkeiten zu werden und sich dadurch letztlich bewusster in der Welt zu bewegen.

Zu Win 2: Die Gruppenteilnehmer sollen sich auch dann entspannen, wenn geschnarcht wird

Diejenigen, die sich bisher durch das Schnarchen gestört fühlten, lernen durch die vorgeschlagenen Veränderungen in ihrer Wahrnehmung und ihrer Bewertung des Schnarchens anderer, sich von ihrem Ärger zu befreien. Dazu beobachten sie das Geräusch interessiert, während sie sich in einer körperlichen Haltung befinden, die Entspannung begünstigt. Schon die günstige Haltung (auf dem Rücken liegend, von Wärme umgeben) lädt den Körper ein, sich zu entspannen. Die Entspannung ist eine ungünstige Voraussetzung für das Entstehen von Ärger, denn Geräusche stören uns umso mehr, je angespannter wir sind.

Wenn bewusst auf das Schnarchen geachtet wird, indem nach bestimmten Bestandteilen innerhalb des Schnarchgeräusches gesucht wird – wie in den Beispielen von Kapitel 3 beschrieben –, ist der Ärger ein weiteres Stück weggerückt, weil die Aufmerksamkeit interessiert auf eben jene gesuchten Anteile des Schnarchens gerichtet ist. Die Teilnehmerinnen können sich dadurch leichter von ihrem Ärger lösen, indem sie dabei lernen, die scheinbar zwangsläufige Verbindung zwischen Geräusch und Ärger aufzulösen.

Laute Geräusche können die Entspannung stören. Aber je nachdem, wo wir welches Geräusch hören, stört es uns oder wir beachten es nicht weiter. Tatsächlich gibt es Situationen, in denen wir auch bei lauten Geräuschen schlafen oder uns konzentrieren können.

Ob ein Geräusch stört, hängt sehr stark von der Einstellung des das Geräusch Hörenden zu eben diesem Geräusch ab.

So gesehen liegt das Problem also nicht ausschließlich im Geräusch, sondern auch in demjenigen, den es stört. Besonders deutlich wird das, wenn wir die Lautstärke berücksichtigen. Manche Menschen fühlen sich selbst dann durch das Schnarchen gestört, wenn es kaum hörbar ist, einfach weil sie die Einstellung haben, ein solches Geräusch müsse stören.

Differenzierter wird mit Musik umgegangen. Je nach Kontext kann ein und dieselbe Musik entspannend, anregend oder störend wirken. Kann man ihr konzentriert und wach zuhören, kann sie die Fantasie anregen. Kann man ihr entspannt lauschen, fördert sie vielleicht den Schlaf. Hört man sie, während man sich angestrengt auf etwas anderes zu konzentrieren versucht, kann sie stören. An diesem Beispiel kann man erkennen, welche Rolle die eigene Einstellung zu einem Geräusch bei dessen Einfluss auf unsere Gefühle und Gedanken spielt.

Teilnehmerinnen, die sich interessiert auf einen anderen Umgang mit sogenannten Störungen einlassen, werden sich auch in der nachfolgenden Entspannungsübung oder beim nächtlichen Einschlafen ein ganzes Stück von der zuvor automatisch auftretenden Reaktion des Ärgers entfernt haben. Vielleicht warten sie sogar mit mehr oder weniger freudigem Interesse auf möglicherweise auftretende Schnarchgeräusche – sofern sie überhaupt kommen.

Zu Win 3: Die Kursleitung ist erfolgreich, weil der Schnarcher nicht ausgegrenzt wird, das Schnarchen sogar seltener wird und es wesentlich weniger störend wirkt

Die Gruppenleitung ist dadurch in ihrer Arbeit in mehrfacher Hinsicht erfolgreich:

 Die ansonsten ausgegrenzten Teilnehmer sind nicht nur integriert, zur Lösung des Problems haben sie sogar eine wichtige Rolle in der Gruppe.

 Die Teilnehmerinnen entspannen nicht nur ohne Frust oder Ärger, sie gewinnen sogar zunehmend Freude an dem unkonventionellen Umgang mit dem Problem.

 Die Atmosphäre in der Gruppe wird heiterer und zugewandter, weil die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich auf eine leichte Art mit ihrem Frust auseinandersetzen und so mehr Verständnis füreinander gewinnen.

 Das Umdenken im Umgang mit dem Schnarchen und der daraus resultierende Erfolg in der Entspannung lässt sich auf andere Lebenssituationen und Probleme übertragen und in ihnen anwenden. Das kann bei Gelegenheit entsprechend in der Gruppe erläutert werden, beispielsweise wenn Schwierigkeiten in Beziehungen oder im Arbeitsleben thematisiert werden.

Idealerweise werden alle vier Punkte erfüllt. Das Schnarchen bleibt nach der Aufforderung – wie gewohnt zu schnarchen – aus, deshalb kann sich niemand dadurch gestört fühlen, und der Gruppenleiter kann sich freuen, dass seine Arbeit zur Entspannung und zu so manchem Lerneffekt führt.

Ganz so reibungslos funktioniert das aber nicht immer. Dann nämlich, wenn das Geräusch weiterhin produziert wird, der Anlass für Ärger und Unfrieden also bestehen bleibt. Dann kommt die Herausforderung auf den »Gestörten« zu, damit umgehen zu lernen. Und das ist der Beginn von Freude an den ungewöhnlichen Ideen und interessiertem Zuhören, wenn die unten beschriebenen Vorschläge umgesetzt werden.

Diese Schilderungen können für jemanden, der ein solches Vorgehen noch nicht miterlebt hat und vielleicht auch sonst bisher keine Erfahrung mit paradoxen Interventionen machen konnte, den Eindruck erwecken, als ob die Gruppenteilnehmer verspottet und manipuliert würden.

Tatsächlich führen die geschilderten Anweisungen, Betrachtungen und Gruppenvorgänge aber zu einer lockeren Gesprächsatmosphäre, die es den Beteiligten ermöglicht, sich vom Ernst eigener Lebenszusammenhänge, von unangenehmen Gedanken und Bewertungen allgemein und von körperlichen Beschwerden wenigstens zeitweise zu lösen. Schmerzen werden weniger, die Entspannung gelingt allen Beteiligten leichter, und sie kommen gerne wieder in die nächsten Gruppenstunden. Der einzige Nachteil – wenn man es so sehen möchte – könnte darin gesehen werden, dass das Schnarchen nicht mehr so einfach gelingt. Als Ausgleich fällt es dem zuvor schnarchenden Teilnehmer leichter, am eigentlichen Gruppenthema teilzunehmen, und er wird von den Gruppenteilnehmern, die ihn zuvor wegen seines Schnarchens abgelehnt haben, zumindest besser akzeptiert.

Damit die Bitte, genau das zu tun, was bisher unerwünscht war und auf allen möglichen Wegen verhindert werden sollte, nicht als »Trickserei« verstanden wird, werden alle Absichten und möglichen Folgen transparent erläutert.

Bei allen Versuchen, auf paradoxe Art die Lösung von Problemen zu fördern, ist ein individuelles Vorgehen wichtig, das immer auch experimentellen Charakter hat. Eine Provokation, die bei einem Menschen erfolgreich war, kann einen anderen kränken oder ärgern. Die wichtigste Voraussetzung ist ein respektvoller Umgang mit dem Gegenüber. Dessen Reaktionen müssen sehr genau beobachtet werden. Es soll ein Widerstand innerhalb der Person gegen das eigene unerwünschte Verhalten erreicht werden. Die Begleitung soll liebevoll und wertschätzend sein.

Wir wissen aus alltäglichen Erfahrungen mit uns selbst und mit den Menschen in unserem Umfeld, dass man sich gegen die Anweisung einer Verhaltensänderung häufig zunächst zur Wehr setzt, sogar auch dann, wenn man einsieht, dass die erwünschte Veränderung im eigenen Interesse sinnvoll wäre. Dieser Widerstand mag etwas mit dem Wunsch zu tun haben, selbst über das eigene Verhalten zu bestimmen und sich nicht noch mehr den Anordnungen anderer zu beugen, als man es ohnehin schon tut – beispielsweise im beruflichen Umfeld, bei der Abgabe der Steuererklärung oder auch in der eigenen Beziehung.

Den inneren Widerstand kann man nutzen, indem man »mit ihm geht«, das unerwünschte Verhalten als sinnvoll anerkennt und empfiehlt, es weiterhin zu zeigen, dazu zu stehen und sogar noch mehr zu essen, zu trinken, sich zu ärgern, die Welt negativ zu sehen … Das Verhalten, das man vernünftigerweise ändern sollte, wird explizit gewünscht, als nicht änderbar, als alternativlos und als das Beste überhaupt dargestellt. Dabei ist es nicht einmal notwendig, den Eindruck zu erwecken, man wolle tatsächlich, dass das Verhalten aufrechterhalten wird. Der Angesprochene darf wissen, welchen Sinn die paradoxe Intervention hat und auf welche Weise sie wirksam wird – er wird trotzdem flexibler werden und mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar sein problematisches Verhalten schließlich doch ändern. Aus eigenem Antrieb heraus.

Er weiß nämlich selbst, dass es unvernünftig ist, hat quasi zwei Stimmen in sich, die beide bestimmen wollen, welches Verhalten letztlich gezeigt wird. Diejenige Stimme, die von außen unterstützt wird, bekommt umso mehr Widerstand von der anderen inneren Stimme – und hat es umso schwerer, sich durchzusetzen. Das Gleiche gilt wunderbarerweise auch, wenn man das unvernünftige Verhalten von außen unterstützt: Der innere Widerstand wird stärker und wehrt sich gegen außen – und somit auch gegen diejenige innere Stimme, die das unvernünftige Verhalten bisher unterstützt hat.

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