Kitabı oku: «Seewölfe Paket 13», sayfa 15

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Als Augenblicke später die beiden Boote von der „Isabella“ abstießen, ahnten die Seewölfe nicht, daß ihre Ankunft im sogenannten „Rauhen Kilikien“ längst bemerkt worden war.

„Lauter ungläubige Hunde“, stieß Abdullah hervor und reichte Suleyman, seinem Begleiter, das Spektiv.

Die beiden Derwische waren von Ibrahim Salih in westlicher Richtung ausgeschickt worden, um die Küste nach Sobocan abzusuchen. Und sie hatten bereits ein ziemliches Stück zurückgelegt. An ihren Hüften baumelten gefährlich aussehende Krummsäbel, in ihren Händen trugen sie Musketen.

„Ja, es sind Giaurs“, ließ sich Suleyman vernehmen. „Möge Allah sie verdammen und mit Feuer und Schwefel vernichten.“ Noch immer hielt er das Spektiv hinunter in die kleine Bucht gerichtet. „Aber sie haben ein schönes Schiff“, fuhr er fort. „Größer und besser als die Karacke Barabins. Aber was wollen die ungläubigen Hunde hier? Sie sind schwer bewaffnet und lassen Boote ins Wasser. Ich sage dir, Abdullah, die haben etwas vor. Sie …“ Suleyman unterbrach sich mit einem leisen Aufschrei und gab das Spektiv sofort an Abdullah zurück. „Sieh selbst“, zischte er aufgeregt, „damit du nicht glaubst, ich hätte einen Geist gesehen. Er ist an Bord, ja, bei Allah und dem Propheten, er ist es!“

„Von wem sprichst du?“ fragte Abdullah und riß den Kieker an die Augen.

„Von wem wohl – von Sobocan. Die Giaurs müssen ihn aus dem Meer gefischt haben!“

„Bei Allah!“ stieß nun auch Abdullah hervor. „Er ist es tatsächlich, und er steigt mit den Ungläubigen in ein Boot. Ich sage dir genau, was die vorhaben, Suleyman. Diese Ratte Sobocan hat sich mit den Ungläubigen verbündet und will sie nun zu unserer Moschee führen. Er weiß von den Schätzen, die Barabin bei uns versteckt hat.“

„Du meinst …?“

„So ist es, Suleyman, und nicht anders. Wir müssen sofort zurück, um unsere Bruderschaft zu warnen, und zwar so schnell, wie uns die Füße tragen. Wir müssen schneller als diese Giaurs sein, um ihnen einen entsprechenden Empfang zu bereiten.“

„Oh, möge Allah diese Hunde verderben! Möge er sie den Haien zum Fraß vorwerfen!“ stieß Suleyman mit haßerfülltem Blick hervor.

Dann begaben sich die beiden Derwische sofort auf den Weg zur Felsenmoschee. Sie kannten sich aus in den zerklüfteten Ausläufern des Taurus und gelangten deshalb rasch voran. Wie helle Schatten huschten sie durch die wilde Felsenlandschaft.

Als sie schließlich keuchend und nach Luft ringend vor Salih standen, lachte dieser brüllend.

„Laßt sie kommen, diese ungläubigen Bastarde!“ rief er, und seine Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. „Sie bringen uns Sobocan, den Verräter, zurück. Ein zweites Mal wird uns der Hund nicht entwischen. Und auch mit den übrigen Kerlen werden wir wohl fertig werden. Wie viele habt ihr gezählt?“

„Es waren zehn, die in die Boote gestiegen sind“, erwiderte Abdullah. „Und etwa ebenso viele sind auf dem Schiff zurückgeblieben.“

Ibrahim Salihs rechte Hand klammerte sich um den Griff des Krummsäbels, der an seinem Gürtel baumelte.

„Ja, laßt sie nur heran“, wiederholte er mit grimmigem Gesicht. „Noch bevor das heilige Fest beginnt, werden ihre Köpfe in den Staub rollen, dafür werden wir sorgen.“

„Was willst du tun, Erleuchteter?“ Der kleine, rundliche Naci, der sich immer in Salihs Nähe aufhielt, dienerte.

„Das wirst du schon sehen, Naci“, erwiderte der selbsternannte Scheich, „ja, du wirst es bald sehen.“ Dann unterbreitete er seinen Anhängern einen teuflischen Plan, einen Plan, der den „ungläubigen Hunden“ zum Verhängnis werden sollte.

5.

Die Männer von der „Isabella“ bahnten sich einen Weg durch die wildzerklüftete Felsenlandschaft. Ihr Ziel lag ein ziemliches Stück östlich der Bucht, in der die Galeone friedlich an der Ankertrosse schwojte. Längst hatten die Seewölfe eingesehen, daß die Suche nach der Felsenmoschee der Derwische ohne die geländekundige Führung Sobocans ein schier aussichtsloses Unternehmen gewesen wäre.

Ihr Weg zog sich zeitweise dicht an der Küste entlang, mündete in kleine Schluchten und führte dann wieder zwischen riesigen Felsen und Steinblökken hindurch. Manchmal ging es steil nach oben, dann fiel der Weg wieder ab, zog sich in mehreren Windungen ins Landesinnere und führte irgendwann wieder zur Küste zurück. Die Ausläufer des Taurus, die stellenweise bis weit ins Wasser reichten, bildeten ein einziges Labyrinth von Felsen, Stein und Geröll.

„Da könnte man genausogut eine Stecknadel im Heuhaufen suchen“, knurrte Ferris Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann. In seiner Rechten trug er eine Muskete, in seinem breiten Hüftgürtel steckte außer einer Pistole und einem Entermesser seine riesige Zimmermannsaxt.

„Nur gut, daß wir ein Zeichen mit der ‚Isabella‘ vereinbart haben“, sagte Al Conroy keuchend. „Wenn wir die vielen Fässer, Truhen und Kisten, die Sobocan beschrieben hat, diesen Weg zurückschleppen müßten, würden wir ganz schön ins Schwitzen geraten. Die Sonne hat mächtig aufgeheizt, wenn man bedenkt, daß um diese Jahreszeit in Old England hoher Schnee liegt.“

„Jetzt fang nur nicht mit der romantischen Tour an“, knurrte der Profos über seine mächtige Schulter zurück, „oder willst du vielleicht den Funken Heimweh in uns anschüren, du Molch?“

„Blödsinn!“ sagte der Stückmeister der „Isabella“. „Räumen wir lieber die Vorratskammern dieser tanzenden Kerle aus, das ist lustiger als Heimweh.“

„Na, endlich bist du wieder normal“, tönte es von Edwin Carberry zurück.

Schweigend stapften die Männer weiter, immer hinter dem leichtfüßig vorauseilenden Sobocan her. Er kannte diese bizarre Bergwelt, er war hier zuhause gewesen, bis man ihn an Bord der „El Jawhara“ gepreßt hatte.

Plötzlich blieb Sobocan stehen und hob eine Hand. Auch die übrigen Männer stoppten ihre Schritte und musterten prüfend ihre Umgebung. Da hörten auch sie den monotonen Gesang, der in einer ziemlich hohen Stimmlage durch die schroffen Bergwände tönte. Der Ton war langgezogen und klang fast wie ein Klagelied.

Sobocan legte einen Finger an die Lippen und drehte sich zu den Männern um.

„Wir sind da“, sagte er mit leiser Stimme, „der Muezzin ruft gerade zum Gebet.“

„Sehr gut“, sagte Hasard, ebenfalls mit gedämpfter Stimme. „Haltet euch bereit, Männer, gleich beginnt der Tanz. Und denkt daran, daß wir unnötiges Blutvergießen vermeiden wollen. Uns geht es um die Beute, die die Burschen versteckt haben, nicht um ihr Leben.“

„Aye, aye, Sir“, klang es aus rauhen Männerkehlen, dann setzte sich der Trupp wieder in Bewegung.

Nach etwa hundert Yards erschloß sich den Männern plötzlich ein eigenartiges Bild. Zu ihrer Rechten fiel der Hang steil ab und mündete in einen kleinen, engen Talkessel, in dem die Felsenmoschee lag. Die hohen, dicken Mauern der alten Seldschuken-Festung sahen teilweise aus, als seien sie an eine mächtige Felswand geklebt worden. Einen ehemaligen Wachtturm hatte man in ein Minarett umgewandelt, das sich – zumindest mit seiner oberen Hälfte – schlank gegen den blauen Himmel abhob.

Der Muezzin war inzwischen verstummt, eine eigentümliche Stille hatte sich über die Felsenlandschaft ausgebreitet. Nur vereinzelt erreichte der Ruf eines Vogels die Ohren der Männer, die in den Talkessel hinunterblickten.

„Es wird gut sein, wenn wir keine weitere Zeit verlieren, Señor“, sagte Sobocan zu Hasard gewandt. „Die Derwische dürften jetzt mit dem Nachmittagsgebet beschäftigt sein. Und das dauert nicht immer sehr lange.“

„Du hast recht“, erwiderte der Seewolf und winkte seinen Männern. „Machen wir uns an den Abstieg. Von jetzt an sind Schnelligkeit und Lautlosigkeit wichtig, wenn wir sie beim Gebet überraschen wollen.“

Die Seewölfe nickten stumm und folgten Hasard und Sobocan.

Doch dann brach plötzlich die Hölle los.

Dan O’Flynn, der ganz am Schluß des Trupps marschierte, gelang es gerade noch, einen Warnruf auszustoßen, dann schien die ganze Umgebung in Bewegung zu geraten.

Oberhalb der schroffen Felswand, die sich zu ihrer Linken hinzog, setzten sich plötzlich riesige Felsbrocken in Bewegung und polterten, eine Menge Steine und Geröll nach sich ziehend, auf die Seewölfe zu. Deutlich waren oben in der Wand einige Gestalten zu erkennen, die die mächtigen Steinlawinen losgehebelt hatten.

„Auseinander! Geht in Deckung!“ schrie Philip Hasard Killigrew mit lauter Stimme.

Sofort spritzten die Männer auseinander, und das keine Sekunde zu spät. Die großen, tonnenschweren Felsbrocken schlugen mit ungeheurer Wucht dort auf, wo sie gerade noch gestanden hatten. Die Erde erbebte durch den harten Aufprall, unmittelbar danach flogen den Seewölfen ganze Wolken von Steinen und Geröll um die Ohren. Nur mühsam gelang es ihnen, sich unter einige Felsvorsprünge zu ducken.

Lediglich das laute Fluchen des Profoses übertönte das Inferno.

„Was sind wir doch für Arschgeigen!“ polterte er. „Tappen wie eine Schar unschuldiger Jungfrauen in einen Hinterhalt. Aber wartet nur, wenn mir auch nur eine einzige dieser dreimal verdammten Bilgenläuse zwischen die Finger gerät, dann …“

Weiter gelangte Edwin Carberry mit seinen unfrommen Vorsätzen nicht, denn plötzlich begann es aus den umliegenden Felswänden Feuer und Eisen zu spucken. Pistolen- und Musketenschüsse krachten, überall tauchten plötzlich Gestalten auf, die in lange, helle Gewänder gekleidet waren.

Als dann noch ein schriller, langgezogener Kampfruf die Luft zerschnitt, hielt auch die Seewölfe nichts mehr zurück.

„Bleibt in Deckung und feuert zurück!“ brüllte der Seewolf, und augenblicklich begannen ihre Schußwaffen in Aktion zu treten.

Nachdem die Männer ihre Musketen leergeschossen hatten, griffen sie zu den Pistolen. Mindestens zwei von ihnen hatten bereits einen Treffer erzielt. Hasard war es gelungen, einen Derwisch aus der Felswand zu holen, der gerade einen weiteren Felsbrocken loshebeln wollte. Stenmark, der Schwede, hatte seine Pistole genau in diesem Moment abgedrückt, in dem einer der Derwische hinter einem Felsblock hervorgehuscht war, um sich näher an die Seewölfe heranzupirschen.

Auch Sobocan setzte die Pistole ein, die ihm der Seewolf gegeben hatte. Er wußte nur zu gut, was es für ihn bedeuten würde, wenn er Ibrahim Salih und seiner Meute noch einmal in die Hände fiel. Ohne zu zögern, zog er den Hahn durch, und eine weitere Gestalt riß mit einem schrillen Schrei die Arme nach oben und stürzte dann, sich überschlagend, den Steilhang in Richtung Talkessel hinunter.

Die übrigen Derwische hielten sich jedoch, so gut es ging, in Deckung. Irgend jemand schrie immer wieder Befehle in einer fremden Sprache, die jedes Mal mit lautem Wutgeschrei beantwortet wurden. Dabei schossen die Burschen aus allen Rohren. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die letzte Schußwaffe leergefeuert war. Kaum jemand blieb die Zeit zum Nachladen.

Auch die Seewölfe hielten ihre Pistolen und Musketen, so gut es ging, einsatzbereit, um die Derwische in Deckung zu zwingen. Wäre das nicht mehr möglich, würde augenblicklich die Übermacht der Fanatiker über sie hereinbrechen.

Natürlich war sich Hasard längst darüber klar, daß ihre Ankunft von den Derwischen bemerkt worden war.

Auch der Gebetsruf des Muezzins war nur ein Trick gewesen, der die Seewölfe in Sicherheit wiegen sollte. In Wirklichkeit hatten Ibrahim Salih und seine Anhänger längst ihre Posten bezogen, als die Männer von der „Isabella“ am Rande des Talkessels aufgetaucht waren.

Der Kampf ging weiter.

Seitwärts von einem Felsblock, hinter dem erst vor einigen Sekunden ein bärtiger Bursche in Deckung gegangen war, blitzte es auf, und Edwin Carberry spürte, wie ihm die Kugel den Hemdsärmel am linken Oberarm in Fetzen riß.

„Du heimtückischer Läuseknakker!“ schimpfte er lauthals, aber er schoß nicht spontan zurück, sondern wartete, bis sich der Kerl ein Stück aus seiner Deckung hervorwagte. Erst dann krachte die Pistole in seiner Hand, und ein Aufschrei bewies ihm, daß er getroffen hatte.

Auch Hasard spürte den Luftzug einer Pistolenkugel, die haarscharf an seinem Kopf vorbeistrich. Er antwortete mit dem Radschloß-Drehling.

Dennoch krachten die Schüsse spärlicher als noch vor wenigen Minuten, und wer es ermöglichen konnte, beschäftigte sich mit dem Nachladen seiner Pistole oder Muskete.

Aber genau das schienen die Derwische vereiteln zu wollen. Ein lauter Schrei ließ plötzlich eine ganze Schar von gespenstisch aussehenden Gestalten hinter Felsen und Büschen auftauchen. Blanke Krummsäbel blitzten im grellen Licht der Sonne, ein ohrenbetäubendes Wutgeheul sollte den Gegner offenbar einschüchtern.

Der Seewolf wußte, daß sich ein Nahkampf gegen die Übermacht der Derwische nicht mehr länger vermeiden ließ.

„Arwenack!“ brüllte er mit lauter Stimme und zog seinen Degen aus dem Gürtel.

Ein vielstimmiges: „Ar-we-nack! Ar-we-nack!“ bildete das Echo seines Kampfrufes. Von da an dauerte es nur noch Sekunden, bis die beiden Fronten hart aufeinanderprallten.

Während der Seewolf seinen Degen schwang und Ferris Tucker, der rothaarige Riese, seine mächtige Zimmermannsaxt kreisen ließ, warfen sich auch die übrigen Männer, einschließlich Sobocans, mit Säbeln und Entermessern bewaffnet den Derwischen entgegen.

Ein wilder Kampf begann. Das Metall der Waffen klirrte mit häßlichem Geräusch gegeneinander. Nicht nur die Seewölfe verstanden es, mit ihren Waffen umzugehen, auch die Derwische, die sich mit einem fanatischen Eifer in den Kampf stürzten, beherrschten meisterhaft ihre gefährlichen Krummsäbel. So sahen sich Philip Hasard Killigrew und seine Männer im Nu von einer beträchtlichen Anzahl von Gegnern umringt.

An Edwin Carberry, dem Profos der „Isabella“, hing eine ganze Traube von Derwischen. Sie hatten ihn bereits so weit zurückgedrängt, daß sein breiter Rücken eine Felswand berührte. Das war ihm nur recht.

Der Profos stützte sich ab, winkelte das rechte Bein an und stieß mit der Wucht einer Schleudervorrichtung zu. Im nächsten Augenblick wirbelte eine ganze Schar von Leibern durch die Gegend. Einige prallten mit den Köpfen gegen die umherliegenden Felsen, andere wurden über den oberen Rand des Steilhangs hinausgeschleudert und rutschten laut schreiend und fluchend den geröllhaltigen Abhang hinunter.

„Kommt nur wieder her, ihr Rübenschweine!“ brüllte Edwin Carberry, während er zwei weitere Kerle mit den Köpfen zusammenkrachen ließ, daß es eine Art hatte. „Wen soll ich noch am Achtersteven kitzeln? Tanzt nur an, ihr verlausten Ziegenböcke! Ihr braucht euch nur zu bücken. Alles weitere besorgt der alte Carberry.“

Im nächsten Moment parierte er geschickt einen Säbelhieb mit seinem Degen, und bevor der Angreifer erneut zuschlagen konnte, wurde ihm der Krummsäbel aus der Hand geschmettert. Danach drehten ihn zwei mächtige Pranken um die eigene Achse und sein edelster Körperteil schloß auf eine höchst direkte Weise Bekanntschaft mit der Stiefelspitze Carberrys.

Der Derwisch flog mit weit ausgebreiteten Armen durch die Gegend und landete direkt auf dem Rücken eines Glaubensbruders, der sich gerade nach seinem Dolch bücken wollte, den ihm ein Schlag Dan O’Flynns aus der Hand gefegt hatte.

Auch die anderen Seewölfe hatten mit einer Übermacht an Derwischen zu kämpfen. Bei Hasard hatten sich bereits einige blutige Köpfe geholt, und dank der gefürchteten Zimmermannsaxt Ferris Tuckers blühte bereits auf so manchem Schädel eine prächtige Beule.

Dem Eisenhaken, der die rechte Hand Matt Davies’ ersetzte, begannen Salihs Männer bereits aus dem Weg zu gehen, aber nur, um zwischen die mächtigen Fäuste Batutis zu geraten, der gleich seinen Kameraden dafür sorgte, daß die Zahl der passiven Derwische jene der aktiven längst übertraf.

Auch jetzt rollte Batuti wieder wild mit den Augen, während er einen Angreifer an seinem langen Gewand packte. Bevor der Kerl begriff, was ihm geschah, traf ihn die Faust des Gambia-Negers wie ein Vorschlaghammer und schleuderte ihn direkt vor die Füße Edwin Carberrys.

„Paß doch auf, Batuti!“ röhrte der Profos. „Und schmeiß mir nicht ständig Dreck vor die Füße!“ Gleich darauf wurde dem Derwisch klar, wie sehr er die Hilfe Allahs in diesem Augenblick nötig gehabt hätte.

Auch Luke Morgan und Al Conroy kämpften verbissen und zeigten den fanatischen Sektierern, daß man sich – auch wenn man bei Allah gut angeschrieben war – an „ungläubigen Hunden“ durchaus die Zähne ausbeißen konnte.

„Den hatte ich doch schon einmal!“ rief Luke Morgan zu Al Conroy hinüber, dann krachte seine Faust gegen das bärtige Kinn eines Derwischs. „Die Kerle sehen mit ihren verdammten Weiberröcken alle gleich aus“, setzte er noch hinzu.

Unermüdlich stürzten sich die Seewölfe ins Kampfgetümmel. Sie hatten, wie sie nicht ohne Stolz registrierten, die Übermacht der Angreifer bereits gewaltig dezimiert. Und sie waren überzeugt davon, auch noch den verbliebenen Rest windelweich klopfen zu können.

Aber es sollte anders kommen!

„Halt!“ schrie plötzlich eine kehlige Stimme in spanischer Sprache. „Haltet ein, oder dieser Mann hier wird sterben!“

Das Kampf- und Wutgeschrei verstummte augenblicklich. Eine gespenstische Stille überlagerte das Gelände.

Den Seewölfen bot sich ein Bild, das ihnen einen Augenblick das Blut in den Adern gerinnen ließ. Zwei Derwische hatten Stenmark, den blonden Schweden, gepackt und ihm die Arme auf den Rücken gedreht. Vor ihm stand ein großer, hagerer Mann mit dichtem schwarzen Bart und einer auffallenden, Hakennase und drückte ihm einen Krummsäbel gegen die Kehle.

Offenbar hatten die Derwische eingesehen, daß sie mit herkömmlichen Kampfmethoden keine Chance mehr gegen die „Giaurs“ hatten. Sie versuchten deshalb, die verfahrene Situation durch eine Geiselnahme für sich zu entscheiden.

„Ergebt euch und legt die Waffen nieder!“ tönte erneut die Stimme des Hageren zu den Seewölfen hinüber.

Hasard zweifelte keinen Augenblick daran, daß dieser Fanatiker, bei dem es sich offenbar um Ibrahim Salih handelte, Stenmark vor ihren Augen töten würde. Und das wollte er nicht riskieren.

„Nimm keine Rücksicht, Sir“, stieß Stenmark vor und spürte sofort, wie die scharfe Schneide des Krummsäbels seine Haut ritzte.

Der Seewolf schüttelte den Kopf.

„Du bist uns mehr wert als diese ganze Bande hier“, sagte er mit einem Blick zu Stenmark. „Los, legt die Waffen weg, Männer!“ Gleichzeitig ließ er seinen Degen zu Boden gleiten und legte auch noch das Messer und den Radschloß-Drehling dazu.

Die übrigen Seewölfe taten es ihm nach – das heißt, jene, die noch anwesend waren. Verblüfft, aber ohne sich etwas anmerken zu lassen, stellte Hasard fest, daß Batuti, Dan O’Flynn und Sobocan nirgends zu sehen waren. Verdammt, wo waren die abgeblieben? Er sah sie nirgends, sie waren wie vom Erdboden verschluckt.

Den Derwischen fiel das Fehlen der drei Männer erst auf, als sie sich wutentbrannt auf Sobocan stürzen wollten.

„Er ist weg – Sobocan ist weg!“ brüllte ein kleiner, dicklicher Kerl und gebärdete sich wie ein Verrückter. „Der Hund ist uns abermals entwischt. Oh, möge ihn Allah in die tiefste Schlucht dieser Berge stürzen lassen!“

Im Handumdrehen entstand große Aufregung unter den Derwischen. Während man damit begann, die restlichen Seewölfe zu fesseln, begaben sich bereits einige Männer auf den Weg, um die Umgebung nach den Entflohenen abzusuchen.

„Wenn es ihnen tatsächlich gelungen ist, abzuhauen“, raunte der Profos, „dann lassen sich die Jungs schon was einfallen.“

Hasard nickte, während er sich bereitwillig die Hände zusammenbinden ließ. Er war davon überzeugt, daß sich die Gelegenheit ergeben würde, den Derwischen ein Schnippchen zu schlagen, Auch wenn es im Moment verdammt ernst für ihn und seine Seewölfe aussah.

6.

„Folgt mir!“ zischte Sobocan und eilte flink wie eine Katze durch eine schmale, von Geröll übersäte Schlucht. „Es kann nicht lange dauern, bis sie unser Verschwinden bemerken“, setzte er keuchend hinzu.

Dan und Batuti nickten. Auch ihr Atem ging rascher als sonst, zumal Sobocan ein ganz beträchtliches Tempo vorgelegt hatte. Dennoch folgten sie ihm, denn er war der einzige, der sich in diesem Labyrinth von Felsen und Steinen auskannte.

„Als erstes werden sie uns den Rückweg zur ‚Isabella‘ abschneiden“, stieß Dan O’Flynn hervor, „und dann werden sie die ganze Umgebung nach uns absuchen.“

„Du hast recht“, ließ sich Sobocan vernehmen. „Aus diesem Grund müssen wir so rasch wie möglich hier weg. Ein Stück weiter nördlich kenne ich ein kleines Bergdorf, wo wir zunächst unterschlüpfen können. Wenn wir uns beeilen, können wir es in zwei Stunden erreichen.“

„Aber …“ Dan O’Flynn blickte Sobocan zweifelnd an.

„Was meinst du?“ fragte der junge Türke. „Traust du mir nicht?“

„Doch, natürlich traue ich dir“, beeilte sich Dan zu sagen. „Ich meine nur – die Derwische, kennen sie das Dorf nicht ebenfalls?“

Sobocan lächelte. „Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Ibrahim Salih und seine Anhänger sind bei den Bauern dieses kleinen Dorfes gut bekannt, aber ganz und gar nicht beliebt. Anfänglich, als sich die Derwische in der alten Ruine niedergelassen hatten, kreuzten sie ständig als Bettelmönche bei den Dorfbewohnern auf. Aber bald waren sie schon nicht mehr mit den üblichen Almosen zufrieden und versuchten, die Bauern zu größeren Abgaben zu erpressen. Das aber haben sich die Dörfler nicht gefallen lassen. Sie schlugen kräftig zurück, und seitdem hat sich Salih mit seiner Meute dort nicht mehr blicken lassen. Wenn es uns gelingt, dieses Dorf zu erreichen, dann sind wir zunächst in Sicherheit.“

„Das ist gut – sehr gut“, stellte Dan O’Flynn fest. „Wenn wir erst einmal aus dem Schneider sind, werden wir auch etwas für unsere Kameraden tun können.“

Batuti rollte wild mit den Augen.

„Am besten gleich“, stieß er hervor. „Batuti hat mächtiges Zorn im Bauch. Man sollte Derwischen langes Rock lüften und Haut abziehen von karierten Affenärschen!“

„Damit warte lieber bis später“, sagte Dan. „Jetzt gleich haben wir keine Chance gegen die Kerle. Vergiß nicht, daß sie Stenmark als Geisel genommen haben. Selbst der Seewolf hat kapitulieren müssen. Wir werden unseren Leuten eine bessere Hilfe sein, wenn es uns zunächst einmal gelingt, nicht erwischt zu werden.“

„Dan hat recht“, sagte Batuti schicksalsergeben, dann rundete er einen riesigen Felsblock, hinter dem Sobocan gerade verschwunden war.

Die drei Männer waren sich sehr wohl darüber im klaren, daß eine gewaltige Portion Glück dazu gehört hatte, unbemerkt zu verschwinden. Sie hatten sich zum Zeitpunkt der Geiselnahme an der abgelegensten Stelle des Schauplatzes befunden. Und in dem Augenblick, in dem das Hauptaugenmerk aller Beteiligten auf Stenmark und Ibrahim Salih gerichtet war, hatten sie ein blitzschnelles Reaktionsvermögen an den Tag gelegt. Still wie Schatten waren sie hinter den Felsen untergetaucht – zunächst unbemerkt. Batuti und Dan O’Flynn hatten unmittelbar zuvor noch ihre Gegner mit gezielten Fausthieben ins Reich der Träume geschickt.

Still und geschmeidig eilten die beiden Seewölfe hinter Sobocan her. Der Weg führte sie durch Schluchten, über weite Geröllfelder und mehrere Steilhänge hoch. Immer tiefer wand er sich in die gebirgige Landschaft hinein.

Dan und Batuti wußten nicht, wieviel Zeit seit ihrem Verschwinden vergangen war, als ihr Blick plötzlich auf das Bauerndorf fiel. Eine Hochebene tat sich vor ihnen auf. An deren nördlichen Rand klebten kleine, kastenförmige Häuser am Hang und an der Felswand. Weiter talwärts befand sich eine kleine Moschee, deren Minaretts wie drohend erhobene Zeigefinger in den Himmel ragten.

„Wir sind da“, sagte Sobocan mit einem Lächeln im verschwitzten Gesicht. Seine Brust hob und senkte sich. Tief sog er die reine Bergluft in seine Lungen.

Auch die beiden Seewölfe fühlten sich erleichtert, obwohl auch ihr Atem keuchend ging. Der Marsch in die Berge war alles andere als ein Spaziergang gewesen.

„Dort drüben“, sagte Sobocan und deutete mit ausgestrecktem Arm auf eine Hütte am Dorfrand, „wohnt Mehmet Yigal. Er war ein Freund meines Vaters. Er wird uns verstekken, bis wir wissen, wie es weitergehen soll.“

„Von was leben die Menschen hier?“ fragte Dan O’Flynn verwundert. „Ich meine, dieser kargen Landschaft ist doch bestimmt nicht viel abzugewinnen.“

„Das sieht nur auf den ersten Blick so aus“, antwortete Sobocan, während er sich wieder in Bewegung setzte. „Die Hochebene zieht sich noch ein ganzes Stück nach Osten. Und da haben die Bauern genug Felder urbar gemacht, um sich und ihre Haustiere ernähren zu können. Sicher, es handelt sich nicht um reiche Leute, aber sie sind zufrieden mit dem, was die Natur ihnen liefert. Es gab auch schon Jahre, in denen Allah viel milden Regen geschickt hat. Dadurch ist dann die Ernte so gut ausgefallen, daß man sogar Überschüsse auf den Märkten weiter im Landesinneren verkaufen konnte.

„Interessant“, sagte Dan O’Flynn, „zumal das Dorf den Eindruck erweckt, als sei es völlig von der Welt abgeschnitten.“

„Das ist es in gewissem Sinne auch“, erklärte Sobocan. „Die Bewohner erzeugen alle Nahrungsmittel, die sie brauchen, selber. Auch Decken und Kleider fertigen sie selbst aus der rauhen Naturwolle ihrer Schafe. Und will sich jemand ein Haus oder eine Hütte bauen, dann findet er hier genug Steine, die er auf seinem einfachen Holzkarren ins Dorf schaffen kann.“

Kurze Zeit später waren die drei Männer am Haus Mehmet Yigals angelangt. Während Sobocan dem alten Mann mit dem verwitterten Gesicht und dem grauen Bart mit vielen Worten und Gesten den Grund ihres Kommens erklärte, wurden Dan O’Flynn und Batuti von den zahlreichen Familienangehörigen des Bauern bestaunt. Besonders der schwarze Herkules aus Gambia erregte Aufsehen, zumal er mit Sicherheit der erste schwarze Mann war, der das winzige Bergdorf je betreten hatte.

Mehmet Yigal nickte freundlich.

„Willkommen in meinem Haus“, sagte er über Sobocan als Dolmetscher. Dann forderte er die Männer durch Gesten zum Eintreten auf. „Allah sei Dank, daß es euch gelungen ist, Salih, diesem habgierigen Geier zu entrinnen. Ihr müßt euch zunächst stärken und etwas ausruhen, dann möge euch Allah einen Weg zeigen, wie ihr euren Kameraden helfen könnt. Salih ist ein Schnapphahn, dem ein Menschenleben nicht viel bedeutet. Glaubt mir, wir haben ihn und seine Meute schon zur Genüge kennengelernt, und es hat uns einige Mühe gekostet, ihn von unserem Dorf fernzuhalten. Sorgen bereitet uns in letzter Zeit nur dieser Pirat Barabin, mit dem sich Salih verbündet hat. Sollten die Derwische zusammen mit diesem Beutelschneider gegen unser Dorf losziehen, dann sehen wir uns einer Übermacht gegenüber, der wir wahrscheinlich nicht gewachsen sein werden.“

„Habt ihr schon öfter Ärger mit Piratengesindel gehabt?“ fragte Dan.

„Eigentlich nicht“, erwiderte Mehmet Yigal. „Unser Dorf liegt zwar nicht sehr weit von der Küste entfernt, aber wer es nicht kennt, findet es nicht. Es ist euch sicher aufgefallen, welch versteckte Wege euch Sobocan geführt hat, um es zu erreichen.“

„Das kann man wohl sagen.“ Dan O’Flynn lächelte und warf einen sehnsüchtigen Blick auf die irdenen Teller und Schüsseln, die von zwei Töchtern Yigals gebracht wurden.

„Heute war Backtag gewesen“, erklärte der grauhaarige Bauer. „Die Frauen haben viel frisches Brot gebacken. Greift zu und stärkt euch. Auch der Ayran wird euch schmekken, denn unsere Schafe und Ziegen geben viel gute Milch.“

Die Männer ließen sich kein zweites Mal auffordern und langten kräftig zu.

Das frische, aus Weizenmehl gebackene Brot, das die Form flacher Fladen hatte, schmeckte vorzüglich zu dem würzigen Schafskäse, den man auf einem Steingutteller angerichtet hatte. Der Ayran bildete dazu eine nahrhafte Erfrischung. Es handelte sich um ein buttermilchartiges Getränk, das man täglich frisch aus Joghurt und Wasser herstellte.

„Wir sind dir sehr dankbar für deine Hilfe“, sagte Dan O’Flynn kauend. „Wenn es uns gelingt, unsere Kameraden aus der Hand der Derwische zu befreien, wird Philip Hasard Killigrew, unser Kapitän, mit Sicherheit auch dafür sorgen, daß dein Dorf von Salih und diesem Barabin in Ruhe gelassen wird.“

„Möge Allah ihm Gelingen dabei schenken“, erwiderte Mehmet Yigal mit ernstem Gesicht. „Doch was werdet ihr unternehmen? Ihr seid nur wenige. Könnt ihr Hilfe von eurem Schiff holen?“

Dan schüttelte den Kopf. „Es sind nur wenige Männer auf der ‚Isabella‘ zurückgeblieben. Sie werden dort gebraucht, um das Schiff vor Überraschungen zu schützen. Außerdem glaube ich, daß wir zu dritt mehr Aussichten haben, ungesehen an die Felsenmoschee heranzupirschen, als wenn ein ganzer Trupp aufmarschiert.“

„Am besten, wenn wir dunkles Nacht abwarten“, ließ sich Batuti vernehmen. „Wenn Sobocan uns durch Felsen zurückführt, werden wir Kameraden befreien und Derwischen schlimmes Denkzettel verpassen.“

„Natürlich werde ich mit euch zurückgehen“, erklärte Sobocan. „Ihr könnt weiterhin voll mit mir rechnen.“

„Das hört man gern“, sagte Dan, „denn ohne dich würden wir wahrscheinlich kaum zurückfinden. Zumindest nicht bei Nacht. Vielleicht wird es gut sein, wenn wir schon eine Stunde vor Anbruch der Dunkelheit aufbrechen. Ich werde nämlich das verdammte Gefühl nicht los, daß unsere Leute ganz schön in der Zwickmühle sitzen, und ich würde mir nie verzeihen, zu spät etwas unternommen zu haben.“

„Du hast recht“, bemerkte Sobocan in seinem holprigen Spanisch. „Man wird sie in jenes dunkle Verlies gesperrt haben, aus dem ich entwischt bin. Dieses feuchte Loch gilt als ausbruchssicher. Mir ist es nur durch eine List gelungen, den Wächter zum Zurückschieben des Riegels zu veranlassen. Er wird es mit Sicherheit kein zweites Mal tun.“

„Das ist anzunehmen“, sagte Dan O’Flynn. Seinen Gesichtszügen war anzusehen, wie sehr es hinter seiner Stirn arbeitete. „Ich sehe ihm Moment nur die Möglichkeit“, fuhr er fort, „daß wir ungesehen bis zu diesem Verlies vordringen. Dabei wird alles davon abhängen, daß wir nicht zu früh von den Derwischen bemerkt werden.“

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