Kitabı oku: «Die astrologischen Häuser», sayfa 2

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Einführung in die Teilung der Himmelssphäre

Leser, denen die traditionellen Techniken neu sind, werden die folgende Darstellung nützlich finden. Im Laufe des Buches werden wir darauf noch ausführlicher zu sprechen kommen. Verwendete Begriffe aus der traditionellen Astrologie werden bei ihrem erst-maligen Gebrauch erläutert und finden sich auch im Glossar (Anhang A).

Die Hemisphären

Die Himmelssphäre wird durch den Horizont in zwei Hälften geteilt.

Über der Erde: 7., 8., 9., 10., 11. und 12. Haus. Planeten in einem dieser Häuser kann man über dem Horizont sehen. Allgemein gilt ihr Einfluss als aktiver, kräftiger und mehr nach außen gekehrt (oder sozial). Das 10. Haus, das in Verbindung mit der Himmelsmitte gesehen wird, wird ganz besonders als „über der Erde“ gesehen.


Abb. 2: Der Horizont

Diese Hemisphäre ist auch als „diurnale Hälfte oder Taghälfte“ bekannt. (Diurnal bedeutet „entsprechend der Qualität des Tages und ist dem männlichen Prinzip ähnlich, indem ein direkter Ausstoß an Energie und ein expressiver Einfluss suggeriert wird).

Unter der Erde: 1., 2., 3., 4., 5. und 6. Haus. Planeten in diesen Häusern kann man nicht sehen und sie liegen unter dem Horizont. Allgemein gilt ihr Einfluss als passiv, subtil, verborgen und mehr im privaten Erfahrungsbereich. Das 4. Haus wird mit dem Imum Coeli gleichgesetzt und manchmal auch als „unter der Erde“ bezeichnet.

Diese Hemisphäre ist auch als „nocturnale Hälfte“" bekannt. (Nocturnal bedeutet „die Qualität der Nacht“ und ist dem weiblichen Prinzip ähnlich, indem eine sich zurückziehende Energie suggeriert wird.)

Die Himmelssphäre wird weiterhin auch durch den Meridian in zwei Hälften geteilt.

Aufsteigende Hälfte. 1., 2., 3., 10., 11. und 12. Haus. Die Himmelssphäre scheint sich während ihrer Tagesbewegung um den scheinbar stillstehenden Standpunkt des Beobachters zu drehen. Planeten in diesen Häusern steigen auf in Richtung Himmelsmitte, welche den höchsten Punkt bei ihrer täglichen Durchquerung des Himmels repräsentiert. Generell ist ihr Einfluss eher vital und auf die persönlichen Aktivitäten und Eigeninitiative ausgerichtet. Das 1. Haus, das auch mit dem Aszendenten gleichgesetzt wird, wird ausdrücklich als „aufsteigend“ bezeichnet.


Abb. 3: Der Meridian

Diese Hälfte ist auch als „orientale Hälfte“ (oriental im Sinne von östlich) bekannt, weil die Planeten im Osten über dem Horizont aufgehen. (Es gibt auch einen östlichen Quadranten – siehe unten). Da diese Hälfte mit den neu aufgestiegenen Planeten assoziiert wird, gelten die als östlich gekennzeichneten Planeten als Hinweis auf Jugend, Dynamik und erneuerte Kraftquellen.

Absteigende Hälfte. 4., 5., 6., 7., 8. und 9. Haus. Die Planeten in dieser Hälfte haben ihren höchsten Punkt bereits überschritten und steigen nun in Richtung Imum Coeli ab, welches den tiefsten Punkt im Horoskop im täglichen Himmelslauf der Planeten repräsentiert. Generell gilt ihr Einfluss als schwächer, eher destruktiv oder feindselig, und bezieht sich auf Erfahrungen, in die jemand anderes verwickelt ist oder die von jemand anderem angeregt wurden. Das 7. Haus, das auch mit dem Deszendenten gleichgesetzt wird, wird ausdrücklich als „absteigend“ bezeichnet.

Die Quadranten

Die Teilung der Himmelssphäre durch den Horizont und den Meridian ergibt vier Viertel oder Quadranten. Jeder Quadrant hat seine eigene Qualität und sein eigenes Temperament, was den Zyklus der täglich über die Achsen aufsteigenden und absteigenden Planeten mit den Jahreszeiten und den „Menschheitsaltern“ verbindet.

Der Einfluss der Quadranten fungiert nur als ein Unterbau zu den Hausbedeutungen, jedoch wird die Vertrautheit mit den folgenden Prinzipien nützlich sein für das Verständnis der in diesem Buch vorgetragenen Argumente.


Abb. 4: Die Quadranten

Der sanguinische Quadrant. Er befindet sich zwischen Aszendent und Himmelsmitte und umfasst das 10., 11. und 12. Haus. Man nennt ihn östlichen (oder orientalischen) Quadranten, weil er mit dem Aszendent beginnt, der die Ekliptik im Osten schneidet. Er wird als „männlich“ klassifiziert und mit dem Vorgang des Aufstiegs assoziiert und deswegen symbolisch mit neuem Leben, aktivem Wachstum und Projekten im Anfangsstadium oder Personen in der Kindheit verknüpft. Bei den traditionellen Prognosetechniken werden Planeten in diesem Quadranten in Bezug zu jungen Menschen gesetzt oder sie beschleunigen die Auswirkungen der zeitlichen Abstimmung.8 Aktives Wachsen und Sprießen werden auch dem Frühling zugeordnet, sowie dem die Gesundheit erhaltenden sanguinischen Körpersaft, dem Blut, das mit dem Element Luft gleichgesetzt wird. In Einklang mit seinem Körpersaft wird der Einfluss, den dieser Quadrant auf die Planeten ausübt, als „warm und feucht“ bezeichnet.

Der cholerische Quadrant. Er reicht von der Himmelsmitte bis zum Deszendenten und umfasst das 7., 8. und 9. Haus. Er wird als südlicher Quadrant bezeichnet, da er am Medium Coeli beginnt, welches die Ekliptik im Süden schneidet9. Er wird als „weiblich“ klassifiziert. Obwohl er schon zum Deszendenten hin absteigt befindet er sich immer noch in der Taghälfte und wird deswegen symbolisch mit Aktivität, offenem Ausdruck und der Zeit zwischen Jugend und Erwachsenenalter assoziiert. Da dieser Quadrant mit dem blühenden Leben verbunden ist, gehört zu ihm der Sommer und der Hitze erzeugende Körpersaft, der mit dem Feuer zu tun hat. In Einklang mit seinem Körpersaft wird der Einfluss, den dieser Quadrant auf die Planeten ausübt, als „heiß und trocken“ bezeichnet.

Der phlegmatische Quadrant. Dieser befindet sich zwischen Deszendent und Imum Coeli und umfasst das 4., 5. und 6. Haus. Man bezeichnet ihn als den westlichen Quadranten, denn er beginnt am Deszendenten, der die Ekliptik im Westen schneidet. Er wird als „männlich“ klassifiziert und wird mit dem Lebensabschnitt zwischen Erwachsensein und Alter assoziiert. Er steht im Bezug zum Herbst und dem ausscheidenden Körpersaft, der dem Element Wasser entspricht. Folglich wird sein Einfluss als „kalt und nass“ definiert.

Der melancholische Quadrant. Dieser beginnt beim Imum Coeli und steigt auf zum Aszendenten. Er umfasst das 1., 2. und 3. Haus. Er wird als „nördlich“ bezeichnet, weil er am IC beginnt, welches die Ekliptik im Norden schneidet. Er wird als „weiblich“ klassifiziert und mit der Lebensphase des hohen Alters assoziiert. (Manche sagen auch, er bezeichne die Phase zwischen Tod und Wiedergeburt). Er steht im Bezug zum Winter und dem bindenden melancholischen Körpersaft, der auch mit dem Element Erde gleichgesetzt wird. Sein Einfluss ist „kalt und trocken.“


Abb. 5: Eckhaus – nachfolgendes Haus – fallendes Haus

Die Eckstellung

Aus der obigen Darstellung wird ersichtlich, dass die Kardinalpunkte die Einflüsse und die jeweilige Qualität der räumlichen Einteilung definieren. Der Abstand der Häuser von den Kardinalpunkten und die daraus abgeleitete Einteilung in kardinale, nachfolgende und fallende Häuser ist eine wichtige Grundlage bei der Deutung.

Eckhäuser: 1., 4., 7. und 10. Haus – die einflussreichsten Häuser, in denen die Planeten besonders stark stehen. Diese werden so genannt, weil sie an den Kardinalpunkten stehen.

Nachfolgende oder sukzedente Häuser: 2., 5., 8. und 11. Haus. Häuser mit einem dazwischenliegenden Stärkegrad. Diese werden so genannt, weil sie in der Tagesbewegung der Himmelssphäre auf die kardinalen Häuser folgen.

Fallende oder kadente Häuser: 3., 6., 9. und 12.Haus. Die schwächsten Häuser, in denen die Planeteneinflüsse als schwach und erschöpft gelten. Man nennt sie so, weil sie in der Tagesbewegung der Himmelsphäre von den Ecken "wegfallen". Das bedeutet, Planeten im 3. Haus haben sich zuvor durch das 4. Haus bewegt, in dem ihre Wirkung sehr stark war. Und nun sind sie noch sehr weit entfernt von der nächsten Ecke, dem Aszendenten.

Stärken der Häuser: Obwohl es kleinere Unterschiede in der Gewichtung bei den verschiedenen Autoren gibt, staffelt sich die Wirksamkeit der Planeten wie folgt:

1. Haus – 10. Haus – 7. Haus – 4. Haus – 11. Haus – 5. Haus – 9. Haus – 3. Haus – 2. Haus – 8. Haus – 6. Haus – 12. Haus.

Planeten kommen demnach im 1., 7. und 10. Haus besonders stark zum Ausdruck. Im 8. Haus, 6. Haus und im 12. Haus sind sie besonders schwach.

Die Freuden

Jeder der sieben sichtbaren Planeten hat eine besondere Beziehung zu jeweils einem Haus, in dem er besonders stark steht. Man sagt, die Planeten „erfreuen“ sich an diesen Orten, da diese Häuser eine Umgebung bieten, die für den natürlichen Einfluss des jeweiligen Planeten angemessen und unterstützend ist.


Abb. 6: Die Freuden der Planeten

Ein historischer Überblick

Mit solcher Beschaffenheit musst Du dir die Kräfte der Häuser notieren; die Kette der Zeichen eilt da hindurch und empfängt und vergibt auch an jene das jeweils eigene Gesetz; die Planeten durchziehen sie in festester Ordnung wie die Natur sie vorgibt, und bewirken der Häuser verschiedene Wirkung, sowie sie fremde Herrschaftsgebiete besetzen und dann als fremde Gestirne ein fremdes Lager beziehen.

Manilius10

Die Debatte darüber, wann die Astrologie sich als formalisiertes Himmelsstudium entwickelt hat, ist noch nicht abgeschlossen. Ohne Zweifel hat die Beobachtung von Sonne, Mond und Sterne unsere Aufmerksamkeit schon seit den Anfängen des menschlichen Verstandes gefangen genommen. Die uns bekannten ältesten Aufzeichnungen von einer andeutungsweise organisch aufgebauten Astrologie sind die Venus-Tafeln von Ammi-saduqa11, die ungefähr um 1600 v. Chr. entstanden sind. Einige Gelehrte gehen davon aus, dass es sich dabei um Kopien älterer Texte handelt, die während der Herrschaft des babylonischen Königs Sargon von Akkad (2371 – 2230 v. Chr.) entstanden sind. Von Sargon heißt es, dass er Astrologen beschäftigte, die ihm die besten Zeitpunkte für seine Projekte nennen sollten. Dies war annähernd zu jener Zeit, als die Pyramiden erbaut wurden, und man muss darauf hinweisen, dass diese alten Kulturen mathematische und astronomische Weiterentwicklungen in Gang gebracht haben, die für die nächsten 3000 Jahre in Europa beispiellos waren.

Im Gegensatz zu der lange vorherrschenden Meinung, dass die alten Ägypter die Astrologie entwickelt hätten, die zum Vermächtnis der hellenistischen Welt wurde, lässt sich heute schwerlich beweisen, dass die klassischen Astrologen Techniken verwendet hätten, die in Ägypten schon vor dem 4. Jahrhundert vor Christus bekannt waren. Die alten Ägypter zeigten zwar wohl scharfe Aufmerksamkeit für himmlische Zyklen und Ereignisse, denn ein Großteil ihrer Religion und Mythologie gründete sich auf den Himmel, und es gibt eindeutige Anzeichen, die belegen, dass ihre Gebäude und Tempel eine verschlüsselte astrologische Symbolik enthalten. Aber der Schwerpunkt ihres Interesses lag eindeutig bei Fixstern-Konstellationen, und diese hatten ganz offensichtlich weniger mit einer systematischen Planetenbeobachtung auf dem Niveau zu tun, wie man es in Mesopotamien findet.

In Mesopotamien begegnet uns viel eher der zutreffende Befund für die Verwendung astrologischer Techniken, die bis in unsere Zeit überdauert haben. Die Astrologie der Babylonier basierte ihrem Wesen nach auf Beobachtung und war der Leberschau ganz ähnlich. Diese war eine sehr alte Divinationsmethode, die in der Zeit Babyloniens (1900 – 1600 v. Chr.) nachgewiesen ist. Hierbei wurde die Leber eines Tieres untersucht, und aus deren Form, Farbe, charakteristischer Besonderheit, Feuchtigkeitsgehalt, Reinheit, Gewebeveränderung und aus der Anzahl der Verunstaltungen wurde eine Bedeutung abgeleitet. Eine ähnliche Vorgehensweise, auf den Himmel übertragen, wurde zur Grundlage für die Astrologie. Die Bedeutung eines Sterns oder Planeten wurde aus seiner Farbe, Helligkeit, Geschwindigkeit, Himmelsposition und aus allgemeinen physikalischen Phänomenen abgeleitet. Die Planetenbewegung wurde in Beziehung gesetzt zu den vier Kardinalpunkten und im Sinne der Himmelsrichtungen Ost, West, Nord oder Süd beschrieben; oben oder unten; links oder rechts. Jede Ortung hatte ihre eigene Bedeutung. Eine babylonische Regel besagte: „Was rechts von mir ist, gehört mir, was links von mir ist, kommt vom Feind.“ Ganz ähnlich wurde der Osten als eine günstige, vertraute Position angesehen, während der Westen mit Feindseligkeiten und Gegnern assoziiert wurde. Die Götter der Erde und der Natur wurden mit dem Süden in Zusammenhang gebracht, die Götter der Hölle wurden dem Norden zugeordnet. Nord-West war die unheilvollste Himmelsrichtung von allen. Ungefähr 1000 v. Chr. wurde in Mesopotamien ein detaillierter Sternenkatalog zusammengestellt, und ab dem 6. Jahrhundert vor Christus haben wir den Nachweis über die Einführung des Tierkreises als eine Methode zur verfeinerten Messung der Planetenpositionen. Es fehlt uns allerdings ein Hinweis darauf, dass damals schon Häuser verwendet wurden. Den ersten Beleg darüber haben wir erst aus der Zeit kurz bevor das Christentum heraufdämmerte.

Die meisten Forscher gehen davon aus, dass die Häuser etwa zu der Zeit entwickelt wurden, als man anfing, den Aszendenten in den Horoskopen zu markieren. Die ersten uns bekannten Beispiele datieren aus dem 1. Jahrhundert nach Christus.12 Man sollte jedoch berücksichtigen, dass es damals gängige Praxis war, Horoskope auf leicht verderblichen Papyri festzuhalten, was erklären kann, dass nur zwei ähnliche Horoskope aus früherer Zeit gefunden wurden. Insofern ist die Zuverlässigkeit dieser Aussage durchaus bezweifelbar. Wir wissen, dass der östliche Horizont schon lange, bevor Tierkreisgrade benutzt wurden, anhand eines bestimmten Sterns oder einer Konstellation markiert wurde. Wir wissen ferner, dass in Mesopotamien bei allen Divinationstechniken ein großes Gewicht auf die Orientierung und die Einteilung des Raumes gelegt wurde. Das Grundvertrauen in die Aufgänge und Untergänge der Sterne am Horizont lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Kardinalpunkte immer eine zentrale Stütze bei der astrologischen Deutung waren, und niemals so sehr wie in der Astrologie der Antike wurden die wichtigsten Ereignisse im Zusammenhang mit diesen bezeugt. Dies tritt ganz deutlich in der ägyptischen Kosmologie hervor, wo immer wieder auf die „beiden Horizonte“ Bezug genommen wird ebenso wie auf die vier Kardinalpunkte, von denen jeder unter den Schutz eines eigenen Gottes fällt und dem jeweils eine große Bedeutung in allen Angelegenheiten von Leben und Tod zufällt. Es wäre logisch anzunehmen, dass eine strukturierte Himmelseinteilung schon lange vor dem uns zugänglichen Datum bekannt war, sowohl zur astronomischen Beobachtung als auch für mystische und symbolische Zwecke. Bei den Beispielen mit einem ähnlichen Zugang zur räumlichen Analyse wie etwa bei der Leberschau gibt es bemerkenswerte Unterschiede zur astrologischen Häuserteilung, wie wir noch sehen werden. Vor allem die Anzahl der Einteilungen und die zugeschriebenen Attribute und Götter sind unterschiedlich. Es besteht jedoch eine gewisse Konsistenz in den Grundprinzipien, die den räumlichen Qualitäten und Orientierungen wie links und rechts oder östlich und westlich zugewiesen werden. Die inhärenten Eigenschaften sind gleich wie bei den Ägyptern, den Pythagoreern und bei allen anderen bedeutsamen antiken Philosophien. Östlich und rechts wird mit auf den Tag bezogenen (diurnalen) und maskulinen Qualitäten assoziiert, während links und westlich als nächtlich und weiblich gilt.

Die bei der Leberschau verwendeten Techniken demonstrieren dieses universelle Verständnis. Die Symbolik muss auf einer gewissen Ebene in Bezug zu der körperlich-physikalischen Ebene stehen. Hier gibt es eine Folgerichtigkeit, denn die den Richtungen zugeschriebenen Bedeutungen werden durch meteorologische Einflüsse festgelegt, die der Natur unserer physikalischen Umgebung aufgezwungen werden. Grundsätzlich beruhen diese auf den wechselnden Zyklen von Hell und Dunkel, welche die Extreme von Tag und Nacht oder Sommer und Winter hervorrufen und Verbindungen zu den Polaritäten Aktivität und Empfänglichkeit, Wachstum und Zerfall herstellen. Damit kann man die symbolische Erkenntnis von Licht und Farbe, Form und Zahl sowie Geschwindigkeit und Richtung als ungebrochene Tradition bezeugen, die alle antiken Divinationstechniken untermauert und die auch die astrologische Philosophie der Aspekte und Planetenbedeutungen unterstützt. Auf die besondere Bedeutung von Orten und Richtungen werden wir im folgenden Kapitel näher eingehen und sie aus der Perspektive der ägyptischen Mystik untersuchen. Ohne Zweifel repräsentieren Orte und Richtungen die wichtigste Grundlage für die Qualitäten, die man den kardinalen Richtungen zuschreibt, aus denen sich die speziellen Häuserdeutungen entwickelten.


Abb. 7: Das Beobachtungsfeld bei der Omendeutung

Die oben stehende Abbildung geht auf ein Bild zur „Aufteilung des heiligen Ortes“ zurück. Es zeigt das Modell einer Leberschau nach alter mesopotamischer Tradition. Zur Deutung teilt der Augur das Beobachtungsfeld in vier Abschnitte ein. Rechts finden sich gute Einflüsse, links ungünstige. Partes Antica bezeichnet. Innerhalb der 16 Abschnitte werden die Namen verschiedener Götter genannt, die über die den Unterteilungen zugeordneten Angelegenheiten herrschen. Der Autor, Jack Lindsay, schreibt: „(Sie) hatten ein streng durchkomponiertes System von Himmel-Erde Korrespondenzen, bei dem der räumlichen Ausrichtung und Aufteilung große Bedeutung zugemessen wurde. … Die Richtung wurde durch die vier Kardinalpunkte festgelegt, die jeweils durch zwei gerade Linien unterteilt wurden: die Nord-Süd-Linie, die man cardo nannte und die Ost-West-Line namens decumanus“.

Aus: Jack Lindsay. Origins of Astrology, (London 1971, S. 18)

Während die Frage, inwieweit die alten Ägypter direkt die Wurzeln für die Tradition der westlichen Astrologie legten, ein kontroverses Thema bleibt, können wir doch immerhin sicher sein, dass ihre Auffassung von den Eigenschaften der Himmelsrichtungen die Standpunkte der mesopotamischen und anderer früherer Kulturen widerspiegelt. Wir können ferner sicher sein, dass diese allgemein anerkannte und universelle Perspektive die erste Grundlage für das bildete, woraus später die hellenistische Astrologie hervorging. 331 v. Chr. hatte Alexander der Große Kleinasien, Syrien, Ägypten und Mesopotamien erobert und die gesamte Region überrannt, um sie dem aufblühenden griechischen Reich einzuverleiben. Viele Priesterkollegien entlang des Euphrats wurden durch die Invasion zerstört, was viele Priester zwang, ihr Wissen nach Westen zu bringen. Die Griechen richteten wichtige Bildungszentren in Athen, Babylon und Alexandria ein, jener Stadt, die Alexander an der Mündung des Nils gründete. In diesen Zentren konnten die antiken Philosophen direkt Einfluss aufeinander nehmen, und sie schufen ein interkulturelles geistiges Zentrum, welches die spätere Entwicklung der Wissenschaft einschließlich der Astrologie mit Nahrung versorgte.

Nach dem Zusammenbruch Mesopotamiens erschlossen die siegreichen Griechen viele der metaphysischen und wissenschaftlichen Fortschritte, vermischten diese mit den Errungenschaften Ägyptens und fügten ihre eigenen Erkenntnisse hinzu. Damit schufen sie ein philosophisches Paket, welches die Weisheit des Ostens in das Erbe der modernen westlichen Welt einbezog. Besonders Alexandria spielte bei der Entwicklung der Astrologie eine bedeutende Rolle, vornehmlich wegen seiner immensen Bibliothek, welche 500 000 Manuskriptrollen archivierte. Gelehrte hatten hier freien Zutritt und konnten auf unbestimmte Zeit studieren, was mit königlichem Vermögen gefördert wurde, eine Tradition die aufrechterhalten wurde, als die Stadt später unter die Herrschaft Roms fiel. Viele verschiedene Gelehrte wie Ptolemäus oder Vettius Valens lebten und wirkten hier, und in Alexandria wurden die meisten astrologischen Daten gesammelt, ausgewertet und wieder in Umlauf gebracht. Dies geschah mit dem großen Wunsch, die mystischen Prinzipien beizubehalten, mit denen die älteren Zivilisationen Ägyptens ihre wissenschaftlichen Geheimnisse maskiert hatten und mit denen sie gewaltige Höhen erreicht hatten.

Um das Jahr 150 vor Christus entstand das Nechepso und Petosiris zugeschriebene Werk in Alexandrien, eine Abhandlung, auf der viele spätere astrologische Werke aufbauten. Eine andere Zusammenstellung alter Texte zu Astrologie, Magie und Alchemie ist das um 150 nach Christus in Alexandria entstandene Corpus Hermeticum. Hier wurde der griechische Gott Hermes, der nie zuvor mit Lernen oder Philosophie gleichgesetzt worden war, mit den Attributen des ägyptischen Thot und des Nabu, dem babylonischen Gott der Divination und des Wissens, das vom Planeten Merkur repräsentiert wurde, geehrt Hermes wurde in allen Kulturen als der Gott des Lernens und der Weisheit verehrt, und man erkor man ihn zum „dreifach großen Hermes“ – ein Name, der auch assoziiert, dass man einen Gott dreimal anrufen sollte. Das Corpus Hermeticum genießt den Ruf, direkt auf den Lehren Thots zu basieren, aber tatsächlich enthält es wesentlich weniger alte ägyptische Quellen, als man einst annahm. Es ist eindeutig von graeco-romanischen Ideen geprägt. Die Bereitschaft der alten Autoren, es den Ägyptern zuzuschreiben, sollte ein Zeichen für den Respekt sein, den man dieser alten Kultur zollte und zugleich ein Hinweis darauf, wie leidenschaftlich die Griechen daran arbeiteten, den vorhandenen ägyptischen Mystizismus in ihre eigenen philosophischen Studien einzugliedern.

Ungeachtet der Kontroverse, wann und in welchem Ausmaß die alten Ägypter einen Beitrag zur astrologischen Philosophie geleistet haben, müssen wir anerkennen, dass viele der Prinzipien der antiken Astrologie (wie die Grenzen, Gesichter, Planetenstunden, Verbrennung, via combusta usw.) ein Vermächtnis der ägyptischen Weltanschauung sind. Im folgenden Kapitel werden wir sehen, dass dies auch auf die ersten Ansätze der Hausdeutungen zutrifft.

Ein eindeutiger Beleg für die Verwendung von Häusern bei Horoskopdeutungen lässt sich auf das Jahr 22 nach Christus datieren. In dem frühesten uns noch erhalten astrologischen Buch, der Astronomica des Manilius, das ungefähr im Jahr 10 nach Christus geschrieben wurde, finden wir die erste Beschreibung ihrer Bedeutung13. Manilius zeigt ausreichendes Selbstvertrauen bei seinen Beschreibungen, so dass man annehmen darf, dass er eher die allgemein gängige Meinung seiner Zeit weitergab als eine neue Technik. Dagegen gestattet seine Bezugnahme auf die Mythologie älterer Zivilisationen die glaubwürdige Theorie, dass die Bedeutung der Häuser unter dem Einfluss Alexandrias etabliert wurde. Demnach ist eine nähere Betrachtung der ägyptischen Symbolik der geeignete Ort, um die Suche nach den Grundprinzipien der Häuser zu beginnen.