Kitabı oku: «Bis ich dich endlich lieben darf», sayfa 5

KAPITEL 8
Am Samstagmorgen saß Paige zusammen mit Eden und Lucy im Frumpy Joe’s. Es war schon merkwürdig, dass die drei überhaupt Freundinnen waren, denn Paige war mit Beau zusammen gewesen, und dann war Eden dazwischengekommen und hatte sein Herz im Sturm erobert. Vor anderthalb Jahren hatte dann Lucy eine Woche vor ihrer Hochzeit mit Zac plötzlich die Stadt verlassen, ihm dadurch das Herz gebrochen und sich die Feindschaft des gesamten Callahan-Clans zugezogen. Doch letzten Sommer war sie dann völlig durcheinander und orientierungslos wieder aufgetaucht, und es war doch noch alles gut geworden zwischen ihnen.
Paige hegte längst keine Vorwürfe mehr gegen die beiden Frauen, denn angesichts des Dauergrinsens von Beau und Zac war ihnen wirklich nicht schwer zu vergeben.
Die drei jungen Frauen gaben ihre Bestellung auf, und dann wurde Paige umgehend aufgefordert, von ihrem Date mit Dylan zu berichten. Aus irgendeinem Grund übersprang sie das peinliche Gespräch über Riley und konzentrierte sich eher auf die romantischen Momente. Als die Neugier der beiden anderen gestillt war, kamen sie auf den Anlass ihres Treffens zu sprechen.
„Was wir brauchen“, sagte Eden, „ist eine Spendenaktion, um die Zeit zu überbrücken, bis neue Sponsoren gefunden sind.“
„Wie wäre es denn mit einer Picknickkorbaktion wie im letzten Jahr?“, fragte Lucy.
„Ich glaube, wir brauchen etwas Neues, Unverbrauchtes“, bremste Paige sie.
„Vielleicht ein Spaghettiessen?“, schlug Eden vor.
„Das hat der Rotary Club gerade erst veranstaltet“, informierte Lucy sie und warf ihr langes, schwarzes Haar nach hinten über die Schultern. „Und was ist mit einer Junggesellenversteigerung? Das haben wir einmal in meiner Studentinnenverbindung in Harvard gemacht, und es ist dabei richtig viel Geld zusammengekommen.“
„Das wäre wirklich eine Idee“, sagte Paige.
„Oh ja, das machen wir“, stimmte Eden zu und klatschte begeistert in die Hände. „Das klingt nach jeder Menge Spaß.“
Paige warf ihr einen Blick zu und sagte: „Jetzt beruhige dich mal wieder, Mrs. Callahan in spe. Du wirst nämlich gar nicht mitmachen.“
„Es ist auch wesentlich unterhaltsamer, wenn man nur Zuschauer ist, das kannst du mir glauben“, entgegnete die nur. Dann zog sie in Richtung Lucy grazil die eine Augenbraue hoch und sagte: „Das ist eine erstklassige Möglichkeit, Leute zu verkuppeln.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob mir die Richtung gefällt, in die das hier geht“, sagte Paige darauf nur.
„Jetzt entspann dich mal. Diese Lust am Verkuppeln hat anscheinend von Tante Trudy auf mich abgefärbt.“
„Na, dann helfe uns Gott“, sagte Paige nur und verdrehte die Augen.
Eden und Lucy trugen noch jede Menge Ideen zusammen, und Paige notierte alles, aber nach einer Weile schweiften sie dann immer mehr vom eigentlichen Thema ab, und es ging um Edens Hochzeit, die immer näher rückte, sodass Paige zerstreut neben den Notizen auf ihrem Block herumkritzelte.
Sie hatte in der letzten Nacht extrem schlecht geschlafen, war alle paar Stunden aufgewacht und hatte über all das nachgegrübelt, was Riley und sie sich gegenseitig an den Kopf geworfen hatten. Um fünf Uhr morgens hatte sie schließlich kapituliert. Sie hatte gehofft, die Sache noch mit ihm bereinigen zu können, bevor sie das Haus verließ, aber er hatte sich nicht blicken lassen. Als sie dann die anderen beiden Mädels getroffen hatte, war sie völlig aufgedreht gewesen, weil sie seit dem frühen Morgen schon so viel Kaffee getrunken hatte.
„Erde an Paige …“, hörte sie jetzt Lucy sagen, blickte auf und merkte, dass die beiden anderen sie anstarrten. „Tut mir leid. Ich war etwas abwesend.“
„Wieso blickst du denn so finster drein?“, fragte Eden. Dabei ging ihr Blick erst kurz zu Lucy und dann wieder zurück zu Paige. „Du willst nicht … sollen wir lieber nicht über … äh … meine Hochzeit reden?“
„Was? Doch, na klar“, sagte Paige, legte ihre Hand auf Edens und fuhr fort: „Ich freu mich wirklich von Herzen für dich und Beau. Ihr beide seid füreinander bestimmt.“
Eden konnte eigentlich nichts dafür, dass sie direkt nach ihrer Ankunft in der Stadt durch ihren „Alleinstehende-Frau-auf-der-Flucht-Status“ Beaus Aufmerksamkeit erregt hatte, denn Beau hatten Frauen in Schwierigkeiten schon immer wie magisch angezogen.
Es stimmte, dass Paige verletzt gewesen war, als Beau mit ihr Schluss gemacht hatte, aber es war ja tatsächlich so, dass die Zeit so manche Wunde heilte und für mehr Klarheit sorgte. Beau war nämlich wirklich nicht der Richtige für sie gewesen. Dazu hatte es zwischen ihnen einfach nicht genug gefunkt. Und Paige brauchte Funken.
„Bist du wegen der Junggesellenversteigerung so in Gedanken?“, fragte Lucy. „Hast du deine Meinung darüber geändert?“
„Nein, nein. Es ist eine großartige Idee. Es ist nur …“ Sie seufzte, zog ihre Hand unter Lucys weg, begann an ihrer Serviette herumzuzupfen und fuhr fort: „Es läuft nicht besonders gut mit Riley. Er ist so gereizt, was ja absolut verständlich ist, will keine Hilfe von mir annehmen, und ich habe das Gefühl, dass wirklich alles, was ich sage und tue, falsch ist. Ich habe eigentlich immer gedacht, ihn gut zu kennen, aber im Moment habe ich absolut keine Ahnung, wer er ist.“
„Ach, Schätzchen“, sagte Lucy. „Da irrst du dich bestimmt. Er hat einfach viel durchgemacht. Schon allein der Kriegseinsatz kann ja viel anrichten bei einem Menschen, aber zusätzlich muss er ja auch noch mit dem traumatischen Verlust seines Beines fertigwerden. Es wird bestimmt besser mit der Zeit.“
„Das weiß ich ja, und ich bin auf jeden Fall für ihn da, solange er mich braucht, aber es ist so schwer, das Gleichgewicht zwischen Versorgen und Überversorgen zu finden. Er kann überhaupt nicht zulassen, dass ich mich um ihn kümmere, und in letzter Zeit stößt er mich nur noch von sich weg.“
„Wird er denn auf irgendeine Weise psychologisch betreut? Hat er einen Therapeuten?“, fragte Lucy.
„Bis jetzt noch nicht, aber nächste Woche hat er den ersten Termin. Ich hoffe, es hilft ihm.“
„Bestimmt“, sagte Eden. „Mir hat die Therapie auf jeden Fall dabei geholfen, meine erste Ehe und die Folgen zu verarbeiten. Ein emotionales Trauma fordert eben seinen Tribut, aber er schafft das bestimmt, wirst sehen.“
„Hey!“, sagte Lucy. „Riley sollte einer der Junggesellen sein, die zur Versteigerung angeboten werden.“
Bei dieser Vorstellung wand sich Paige innerlich und sagte schließlich: „Also ich weiß ja nicht. Ich finde, er sollte sich lieber auf seine Therapie konzentrieren. Und bei der Laune, die er zurzeit hat, wirkt er auf Frauen wahrscheinlich eher abschreckend.“
„Das soll wohl ein Witz sein“, widersprach Lucy. „Was könnte denn wohl anziehender sein als ein gut aussehender, grüblerischer Exmarinesoldat? Die Damen werden sich um ihn reißen, und das muntert ihn bestimmt auf.“
„Vielleicht hat sie recht“, meinte Eden. „Ein bisschen weibliche Aufmerksamkeit könnte doch genau das Richtige sein, um sein Ego etwas aufzupäppeln. Und außerdem würde er dadurch auch noch helfen, Geld für den guten Zweck zusammenzubekommen. Angeblich soll es doch das eigene Wohlbefinden fördern, Gutes zu tun.“
„Ja schon, aber …“ Paige suchte nach einer überzeugenden Ausrede, doch ihr fiel nichts mehr ein.
„Wenn ihr wollt, kann ich ihn auch fragen“, bot Lucy an.
„Nein, nein, ist schon gut. Ich … ich mach das schon“, wiegelte Paige ab.
„Kommt, wir tragen mal ein paar Namen von Kandidaten zusammen, die dafür infrage kämen“, schlug Eden jetzt vor. „Wir teilen sie dann zwischen uns auf und fragen sie im Laufe der nächsten Woche, ob sie bereit sind, mitzumachen. Wenn wir uns dann das nächste Mal treffen, haben wir eine Liste von freiwilligen Opfern – äh – ich meine, Teilnehmern.“
„Das Erste ist wahrscheinlich zutreffender“, meinte Paige grinsend.
Sie fand den Gedanken, Riley zu fragen, ob er bereit wäre, bei einer Junggesellenversteigerung mitzumachen, alles andere als lustig.

KAPITEL 9
Riley knotete sich das Handtuch um die Hüften, lehnte sich an den Unterschrank des Waschbeckens und tauchte den Rasierer ins Wasser. Nach dem Debakel vom vergangenen Abend hatte er irgendwie das Bedürfnis, reinen Tisch zu machen, und sein Gesicht war dafür der geeignete Schauplatz. Der Spiegel war nach dem Duschen beschlagen, und er öffnete die Badezimmertür, die in sein Zimmer führte, damit der Dampf entweichen konnte.
Er hatte sich Paige gegenüber gestern Abend wirklich wie der letzte Idiot aufgeführt. Wie kam es eigentlich, dass jetzt am Morgen alles so anders und dermaßen klar aussah? Nur weil er ihretwegen so durcheinander war, hatte er noch längst nicht das Recht, sie schlecht zu behandeln. Sie hatte ja keine Ahnung, dass ihm die räumliche Nähe zu ihr dermaßen zusetzte und es die reinste Folter für ihn war, mit ansehen zu müssen, wenn sie mit Dylan ausging. Sie versuchte ja nur, ihm zu helfen.
Der Rasierer machte ein kratzendes Geräusch, als er sich über sein stoppeliges Kinn fuhr. Beim Einatmen der feuchtwarmen Luft im Bad stellte er fest, dass es dort immer irgendwie nach Paige roch, wenn er geduscht hatte. Auch das Bettzeug roch noch nach ihr, obwohl es gerade frisch gewaschen war. In ihrem ganz privaten Bereich zu leben, war eine ganz besondere Form der Quälerei.
Er fragte sich, wo Paige wohl heute Morgen sein mochte, und hoffte, dass er sie nicht aus ihrer eigenen Wohnung vertrieben hatte.
Er hatte nach dem Aufstehen seine Übungen gemacht und fühlte sich jetzt innerlich rastlos. Er war es so leid, hier festzusitzen. Der Gedanke, unter Leute zu gehen, versetzte ihn zwar auch nicht gerade in Hochstimmung, aber er musste hier raus und irgendetwas tun. Ob es für einen Job noch zu früh war?
Es fiel ihm zwar schwer, es einzugestehen, aber er wusste nicht, ob er dazu schon genügend Kondition hatte, denn nach seinen Übungen und dem Duschen war er jetzt völlig erledigt. Sein Herz schlug schon schnell und heftig, wenn er nur aufrecht stand, und in seinem Beinstumpf pochte es.
Außerdem konnte er weder Auto fahren noch längere Strecken gehen, sodass er auf andere angewiesen war, wenn er irgendwohin wollte.
Er spülte jetzt den Rasierer ein letztes Mal kräftig ab, wusch sich das Gesicht und tupfte es dann mit dem Handtuch trocken. So, das war schon viel besser. Wenn er sich nur auch so normal fühlen würde, wie er aussah.
Und jetzt kam der ganz besondere Leckerbissen – das Anziehen. Er griff nach seinen Krücken und humpelte in sein Schlafzimmer.
Als er dort aus dem Augenwinkel eine Bewegung an der Tür wahrnahm und hinschaute, sah er Paige, die mitten in der Bewegung, an die Tür zu klopfen, erstarrte.
„Oh, tut mir leid“, sagte sie, während ihr Blick abwärtsging und er noch gerade wegschauen konnte, bevor sie den bloßen Stumpf erblickte, der unter dem Handtuch hervorragte. Das war sicher kein schöner Anblick, und er wünschte, er hätte das Handtuch weiter nach unten ziehen können, um ihn zu verbergen, aber dann hätte er andere Körperteile entblößt, die sie ganz bestimmt nicht sehen wollte.
Er biss die Zähne zusammen und ging weiter zur Kommode. „Wie war dein Vormittag?“, fragte er und war froh, dass sein Ton liebenswürdiger klang, als er sich fühlte.
„Ich habe …“ Sie wendete sich ab, räusperte sich und fuhr fort: „Ich war mit den Mädels frühstücken – also mit Lucy und Eden.“
„Das klingt doch gut“, sagte er und zog eine Kommodenschublade auf. Dann ging sein Blick zum Spiegel, der über der Kommode hing, und er sah darin, wie Paige seinem Blick auswich und an ihrem obersten Blusenknopf herumnestelte.
Bereitete ihr der Anblick des nackten Beinstumpfes ein solches Unbehagen, oder war sie nur unsicher wegen ihrer Auseinandersetzung am Vorabend? Noch einmal liefen in seinem Kopf seine gemeinen Worte ab.
„Hör mal, Paige. Das gestern Abend tut mir leid. Ich habe mich aufgeführt wie der letzte Idiot.“
„Riley …“ Ihre Blicke trafen sich, aber sie schaute rasch wieder weg.
Mit Unterwäsche in der einen und einer Cargohose in der anderen Hand sah er sie jetzt an und sagte: „Ich weiß ja, dass du mir nur helfen willst. Ich war einfach nicht gut drauf.“
„Na ja, wer wäre das nicht an deiner Stelle? Du hast ja auch so viel durchgemacht.“
Er warf sich die Sachen über die Schulter, humpelte zum Schrank und entgegnete: „Aber das ist nicht deine Sache.“
„Natürlich ist das meine Sache. Was auch immer du gerade durchmachst, ich möchte für dich da sein. Ich bin für dich da, wenn du reden möchtest und deine Brüder auch. Und es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid, dass ich so unbeherrscht war.“
„Ich bin dir wirklich dankbar für alles, was du für mich tust, Paige, aber wir müssen die Vereinbarung treffen, dass du mir nur dann hilfst, wenn ich dich darum bitte.“
Eine ganze Weile sah sie ihn daraufhin schweigend an und sagte schließlich: „Du weißt doch selbst, dass du nicht um Hilfe bittest.“
„Doch, das mache ich, wenn es nötig ist“, widersprach er und öffnete die Schranktür, die gegen seine Krücke schlug, sodass er beinah das Gleichgewicht verlor. Er konnte sich gerade noch rechtzeitig festhalten.
„Siehst du?“, sagte Paige, die ein paar Schritte auf ihn zu gemacht hatte. Ihre Hand lag auf ihrer Brust, die sich schnell hob und senkte.
„Was soll ich sehen? Ich habe den Schrank doch aufbekommen, oder?“
„Aber du bist dabei fast gestürzt!“
„Mit Betonung auf fast.“
Daraufhin schnaubte sie nur, verschränkte die Arme und sah ihn durchdringend an, sodass er ein Lächeln unterdrücken musste. Ihm war ihr Zorn allemal lieber als diese nervöse Ängstlichkeit. Er mochte es, wie die silbernen Sprenkel in den blauen Tiefen ihrer Augen aufblitzten, wenn sie wütend war.
„Das ist nicht lustig“, sagte sie darauf nur schroff.
„Jetzt bleib mal locker, Warren“, beschwichtigte er sie, und der leere Kleiderbügel, von dem er das Hemd heruntergezogen hatte, schwang vor und zurück.
„Du bist so stur!“
„Das haben wir doch schon vor Jahren festgestellt.“
„Weißt du, es soll tatsächlich Leute geben, die an ihren Macken arbeiten, wenn sie sie bemerken.“
Mit dem Hemd in der Hand drehte er sich grinsend zu ihr um und entgegnete: „Wer sagt denn, dass es eine Macke ist?“
Daraufhin hob sie ein ganz klein wenig das Kinn und antwortete: „Jeder, der jemanden kennt, der stur ist.“
Er ging jetzt hinüber zum Bett und legte seine Kleider darauf ab.
Sie betrachtete den Haufen und fragte: „Brauchst du vielleicht Hilfe beim …“
Als sie seinen versteinerten Blick bemerkte, presste sie ihre Lippen zusammen, als wollte sie verhindern, dass ihr etwas Unbedachtes herausrutschte.
„Ich möchte mich jetzt anziehen … und zwar ganz alleine“, sagte er nur.
Daraufhin starrte sie ihn mit ihrer ganz eigenen Art von Sturheit im Blick an.
Er fühlte sich jetzt richtig ungezogen, zog eine Braue ein wenig hoch, griff nach dem Knoten im Handtuch und zog ein wenig daran.
„Callahan!“, rief sie da fast panisch und wirbelte herum, aber er konnte gerade noch sehen, wie sie rot wurde.
Da entfuhr ihm ein leises Lachen – fremd und doch vertraut –, und im selben Moment wurde die Tür von außen zugeknallt. Tat das gut!

KAPITEL 10
Die Frau, die vielleicht Mitte fünfzig sein mochte, kniete im Gras neben dem Hund. Er wedelte wie wild mit dem Schwanz, und seine Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul. Wenn Paige jemals einen Hund hatte lächeln sehen, dann war es dieser.
Sie hockte sich zu den beiden und kraulte dem Tier das Fell.
„Er ist ein Mischling und erst seit ein paar Wochen bei uns. Er ist gesund, kastriert und geimpft, und wie verspielt und anhänglich er ist, sehen Sie ja selbst.“
Mrs. Miller zog ihre Hand zurück und seufzte. „Ach, ich weiß ja nicht. Eigentlich wollte ich am liebsten einen Yorkshireterrier.“
Der Hund stupste die Hand der Frau mit seiner Nase an und bettelte um Aufmerksamkeit.
„Sehen Sie? Er mag Sie. Und er hat wirklich ein großartiges Wesen. Auf jeden Fall ist er ein wunderbarer Gefährte. Haben Sie Enkelkinder? Er kommt nämlich auch prima mit Kindern zurecht. Das weiß ich, weil gestern eine Familie hier war, um ihn sich anzusehen.“
Mrs. Miller stand jetzt auf und klopfte sich Hundehaare von der Hose. „Ich habe Enkelkinder, aber ich glaube nicht, dass er das Richtige für mich ist. Sein Fell ist so lang, und er haart ziemlich stark. Außerdem habe ich nicht das Gefühl, dass er besonders helle ist, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
Paige unterdrückte den Impuls, dem Hund die Ohren zuzuhalten, und musste sich jetzt sehr um Geduld bemühen. „Haben Sie den schwarzen Labrador gesehen? Das ist eine Rasse, die sehr gelehrig, leicht zu erziehen und anhänglich ist. Die Grundkommandos beherrscht er schon.“
„Nein, ich möchte auf keinen Fall einen so großen Hund haben, denn ich habe nur einen kleinen Garten.“
„Dann wäre ja vielleicht unsere Sheltie-Hündin das Richtige für Sie. Sie ist klug und lieb zu Kindern. Sollen wir sie aus dem Zwinger holen und schauen, ob es passt?“
Mrs. Miller hängte sich jetzt ihre Handtasche über die Schulter und antwortete: „Nein, ich glaube nicht. Mir gefällt zwar die Idee, ein Tier aus dem Tierheim zu holen, aber ich glaube, es ist nichts Passendes für mich dabei.“
Paige folgte Mrs. Miller zurück in den Empfangsbereich und tat, was in ihrer Macht stand, um die Frau zu motivieren, weiterhin offen zu bleiben für die Idee, ein Tier aus dem Tierheim zu holen.
Als die Frau schließlich gegangen war, bemerkte Lauren, die Mitarbeiterin am Empfang: „Jedenfalls brauchst du dir nicht vorzuwerfen, du hättest nicht alles versucht.“
„Ich hatte wirklich gehofft, sie würde sich für einen entscheiden.“
„Ja, das wäre schön gewesen, denn inzwischen ist es ja schon ziemlich voll da hinten.“
Die tägliche Versorgung war teuer, und als Paige sich am Abend zuvor einmal hingesetzt und einen Blick auf ihr Budget geworfen hatte, hatte es keinen Bereich mehr gegeben, in dem sie noch ein wenig hätte sparen können. Sie musste unbedingt ein neues Zuhause für einige der Hunde finden und ein paar Bettelbriefe schreiben. Außerdem musste sie möglichst schnell die Spendenaktion organisieren und durchführen. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie war froh, dass fast Feierabend war, und freute sich auf ein nettes Abendessen mit Riley. Danach konnte sie sich ja noch mit dem Spendenaufruf befassen, den sie verschicken wollte.
„Hey, Paige, hast du mal ein paar Minuten?“, fragte jetzt Lauren, und irgendetwas an ihrem Tonfall versetzte Paige in Alarmbereitschaft.
„Ja, klar“, antwortete sie, stützte sich mit beiden Ellbogen auf den Empfangstresen und fragte: „Was gibt’s denn?“
Lauren wich ihrem Blick aus und suchte scheinbar nach den richtigen Worten.
Die junge Frau arbeitete am Empfang des Tierheims, seit sie vor vier Jahren ihren Highschoolabschluss gemacht hatte. Im Grunde war sie mehr als eine Rezeptionistin, und Paige fiel in diesem Moment auf, dass eine Gehaltserhöhung längst überfällig war. Sie hoffte allerdings inständig, dass es darum jetzt nicht ging.
Schließlich sah Lauren sie mit ihren großen braunen Augen an und sagte: „Es tut mir wirklich leid, dass ich dir das antun muss, Paige, aber … ich habe einen anderen Job gefunden.“
Diese Nachricht fühlte sich für Paige an wie ein Schlag in die Magengrube. „Du kündigst?“, fragte sie fassungslos.
Lauren wand sich und erklärte: „Eigentlich will ich das gar nicht, aber bei der finanziellen Situation und der ungewissen Zukunft des Tierheims musste ich mir was Sicheres suchen. Ich muss mein Auto abbezahlen und habe mir gerade ein niedliches kleines Haus gekauft, und es wurde jemand fürs Büro des Sheriffs gesucht.“
„Ach, Lauren“, sagte Paige mit einem tiefen Seufzer. „Du hast viel mehr verdient, als du zurzeit bekommst. Ich wünschte, ich könnte dir mehr bezahlen.“
„Das weiß ich doch. Aber die Stelle beim Sheriff ist wirklich eine Chance für mich, und ich kann es mir einfach nicht leisten, sie nicht zu nutzen.“
„Nein, natürlich nicht. Ich wünsche dir dafür wirklich alles Gute“, sagte Paige und gab sich allergrößte Mühe, sich zu freuen.
„Ich helfe dir gern, eine Nachfolgerin für mich zu finden und einzuarbeiten, aber ich kann nur noch diese Woche bleiben, und darum musste ich schon richtig kämpfen. Wir müssen uns also beeilen.“
„Ach du liebe Güte. Na, dann entwerfe ich am besten heute noch eine Stellenanzeige“, sagte Paige. Nachdem sie den Spendenaufruf verfasst, den Stapel Anträge für Zuschüsse ausgefüllt und eine Spendenseite im Internet eingerichtet hatte. „Das wird schon klappen“, beruhigte sie Lauren … und ein wenig auch sich selbst.
Lauren kam jetzt auf ihrem Schreibtischstuhl hinter dem Tresen hervorgerollt, stand auf und sagte: „Danke, dass du es so gut aufnimmst. Ich habe echt Angst gehabt, es dir zu sagen.“
Paige bemühte sich um ein Lächeln und erklärte: „Na ja, du bist ja inzwischen auch schon eher eine Freundin als eine Angestellte. Sheriff Colton kann wirklich von Glück sagen, dich zu bekommen.“
Daraufhin umarmte Lauren Paige, suchte dann ihre Sachen zusammen und ging.
Als sie weg war, ließ sich Paige auf den Stuhl fallen, von dem Lauren aufgestanden war, und atmete einmal sehr lange aus. Na super! Wo sollte sie denn noch einmal so eine wie Lauren herbekommen, und das auch noch für das mickrige Gehalt, das sie sich leisten konnte? Sie war sicher, dass Sara, die andere Mitarbeiterin, keine zusätzlichen Stunden übernehmen konnte, denn sie absolvierte neben der Arbeit ein Fernstudium und war schon jetzt mehr als ausgelastet.
In diesem Moment vibrierte das Handy in Paiges Hosentasche. Sie holte es heraus, dankbar für die kurze Ablenkung, und sah, dass es eine SMS von Lucy war.
Brendan Marquard hat sich bereit erklärt, bei der Junggesellenversteigerung mitzumachen. Hast du Riley schon gefragt?
Ach ja, die Junggesellenversteigerung – noch ein Punkt auf ihrer Todo-Liste.
Eigentlich hatte sie Riley am Samstagmorgen fragen wollen, nachdem sie sich bei ihm entschuldigt hatte, aber das war ihr dann beim Anblick seines muskelbepackten Oberkörpers völlig entfallen. Er war schon immer muskulös gewesen, aber jetzt schien sein Körper wie aus Stein gemeißelt.
Dabei hatte sie ihn doch schon so oft mit nacktem Oberkörper gesehen, wenn er beim Basketballspielen sein T-Shirt ausgezogen hatte, und nie hatte sie sich dabei irgendetwas gedacht. Jetzt fragte sie sich, wie es sich wohl anfühlen mochte, mit der Hand über seinen Bizeps zu streichen und die weiche Haut über dem harten Muskel darunter zu spüren. Dieser Gedanke irritierte sie, weil er sich fast lüstern anfühlte.
Was war nur los mit ihr? Sie schüttelte den Kopf und schrieb zurück:
Das ist ja großartig! Ich habe Riley noch nicht gefragt.
Worauf wartest du denn?
Gute Frage. Sie hatte das ganze Wochenende Zeit gehabt, aber jedes Mal, wenn sie einen Anlauf genommen hatte, die Sache anzusprechen, hatte irgendetwas sie abgehalten.
Sie versuchte nur, ihn zu schützen. Was, wenn niemand für ihn bot? Oder noch schlimmer, wenn er den Frauen einfach leidtat und sie aus Mitleid für ein Date mit ihm boten? Das würde er ganz furchtbar finden. Aber wahrscheinlich waren ihre Befürchtungen völlig unbegründet, und außerdem konnte sie sich ohnehin nicht vorstellen, dass er sich bereit erklären würde mitzumachen. Jedenfalls noch nicht.
Auf den richtigen Moment. Ich frage ihn in den nächsten Tagen,
schrieb sie und steckte dann das Handy wieder in die Tasche.
Im Moment gab es Wichtigeres zu tun. Sie nahm ein leeres Blatt Papier aus der Schublade und entwarf eine Stellenanzeige für die Zeitung.

„Was machst du denn da?“, fragte Paige.
Riley stand am qualmenden Grill und drehte sich um, als sie durch die Schiebetür heraus auf die Terrasse trat. Das laute Quietschen der Tür in der Führungsschiene verscheuchte einen Schwarm Spatzen aus dem Baum über ihnen, und Dasher kam und strich Paige um die Beine.
„Was ist denn?“, fragte er. „Gar kein ‚Hallo, Schatz, ich bin wieder zu Hause‘?“
„Du verbrennst dir gleich den Arm“, sagte sie erschrocken.
„Ach, dann schneiden wir den auch einfach noch ab“, entgegnete er grinsend.
„Das ist nicht lustig.“
„Jetzt bleib mal locker, Warren.“ Er verlagerte sein Gewicht auf eine Krücke und wendete das Steak mit der freien Hand. „Isst du deins immer noch medium?“
„Eigentlich wollte ich die im Ofen grillen“, erklärte sie.
„Das ist doch Vergeudung von gutem Fleisch. Wenn du nicht gleich antwortest, bekommst du dein Steak medium.“
„Das ist in Ordnung“, antwortete sie, trat einen Schritt vor, blieb dann zögernd in der Nähe stehen, und ihr war anzumerken, dass sie die Sache am liebsten selbst in die Hand genommen hätte.
„Wenn du unbedingt helfen willst, kannst du schon mal den Tisch decken. Der Salat ist schon fertig“, sagte er.
„Sind wir aber fleißig heute“, meinte sie daraufhin, nahm Dasher auf den Arm, verschwand wieder im Haus und ließ die Terrassentür offen.
„Das liegt nur daran, dass ich Hunger und Langeweile hatte“, rief er ihr nach.
Und wie er sich langweilte! Beau hatte ihm angeboten, ihn zum Boot eines Kumpels zu fahren, aber der Gedanke, auf dem Wasser zu sein, war deprimierend, weil er dort nicht das tun konnte, was er am liebsten tat, nämlich Hummer fangen.
Doch es half schon, draußen an der frischen Luft zu sein, die salzige Meeresluft einzuatmen und den Wind in den Zweigen flüstern zu hören.
Es war jedenfalls besser als die Albträume von trockener Luft, Sand und dem leblosen Körper seines Kameraden in einer Blutlache neben ihm. Sein letzter Traum war so real gewesen, dass er ihm eher wie eine Erinnerung als wie ein Traum vorgekommen war.
Tex’ Lippen bewegten sich lautlos, während Riley versuchte, die Blutung der klaffenden Bauchwunde zu stoppen. Als er merkte, wie vergeblich seine Bemühungen waren, gab er auf und konzentrierte sich darauf, seinen Freund zu beruhigen.
„Ich bin bei dir, Kumpel. Alles wird gut“, log er. Aber was hätte er denn sonst tun sollen?
Wieder bewegten sich Tex’ Lippen. „Warum – warum ich?“ Noch einmal ging ein Beben durch den ganzen Körper, und dann lag er reglos da, den starren Blick in den Himmel gerichtet.
Schaudernd, völlig nass geschwitzt und mit Herzrasen war Riley aufgewacht. Wie in einer Endlosschleife wiederholten sich in seinem Kopf die Worte: Warum ich? Warum ich? Warum ich? Das hatte sein Kamerad nicht wirklich gesagt, sondern es waren Rileys Worte. Es war Rileys Frage.
„Callahan!“
Er wirbelte herum und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, denn Paige hatte ihn offenbar schon mehrmals angesprochen. „Ja?“
„Willst du drinnen oder draußen essen?“
„Draußen.“
Er sah noch einmal nach den Steaks und gab sich Mühe, die furchtbare Erinnerung abzuschütteln und diese Finsternis beiseitezuschieben. Dass die Albträume seinen Schlaf störten, war schlimm genug. Er wollte ihnen auf gar keinen Fall auch noch tagsüber Raum geben.
Zwanzig Minuten später schob er seinen Teller auf dem Tisch zurück und massierte unter dem Tisch sein schmerzendes Bein. Die Steaks waren perfekt gewesen und das Gespräch angenehm. Paige hatte ihn nach seiner ersten Therapiestunde gefragt, die zwar nicht so gut gelaufen war, wie er ihr weisgemacht hatte, aber dass die Sorge ein wenig aus ihrem Blick gewichen war, war die Übertreibung allemal wert gewesen.
In Wirklichkeit hatte er die ganze Stunde beim Therapeuten versucht, das Thema des traumatischen Verlustes seines Beines zu umgehen. Er wollte nicht über die dämliche Entscheidung sprechen, sich freiwillig zu melden, oder darüber, dass er zusammen mit dem Bein auch seinen Beruf verloren hatte, und er war Dr. Lehmann sehr dankbar, dass er ihn nicht gedrängt hatte. Trotzdem war sein Rücken schweißnass gewesen, als er gegangen war.
Wie sollte der Mann denn auch nur eine Ahnung davon haben, was er durchgemacht hatte? Riley hatte sich die Vita des Therapeuten im Internet angeschaut. Der Typ hatte alles, was sich ein Mann nur wünschen konnte. Er war gebildet, führte eine glückliche Ehe, hatte drei Kinder und noch alle Gliedmaßen. Die Stunde war ihm so lang vorgekommen wie ein ganzer Monat, und er wusste nicht, ob er sich zu einer zweiten Sitzung würde durchringen können.
Es entstand ein schrill quietschendes Geräusch, als Paiges Gabel über den Teller schabte. Die Hälfte ihres T-Bone-Steaks war noch übrig, und sie hatte das Essen eher auf dem Teller hin und her geschoben, als es zu verspeisen.
Wenn er jetzt überlegte, hatte eigentlich alle Fragen er gestellt, seit sie von der Arbeit nach Hause gekommen war, und langsam kam ihm der Verdacht, dass die Sorge in ihrem Blick vielleicht gar nichts mit ihm zu tun hatte.
„Ist dein Steak gut so?“, fragte er jetzt.
Ihr Blick flackerte kurz, bevor sie antwortete: „Ja, es ist perfekt. Ganz köstlich.“ Sie aß noch einen Bissen, als ob sie ihre Aussage untermauern wollte, trank einen Schluck Eistee und schob dann wieder das Essen auf ihrem Teller hin und her.
Als die Gabel wieder quietschte, griff er nach ihrer Hand, sodass sie mit großen Augen aufblickte.
„Was ist los?“, fragte er.
„Nichts.“ Sie legte die Gabel hin und begann, an ihrer Halskette herumzuspielen. „Wieso fragst du?“
Er studierte ihre Miene und entdeckte die Furchen auf ihrer Stirn und zwei verräterische steile Falten zwischen den Brauen. „Du bist total gestresst“, antwortete er.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.