Kitabı oku: «Omega erforderlich», sayfa 2
Kapitel 3
Der Tag der Bekanntgabe war, wie viele Gelegenheiten, die eigentlich freudig und aufregend sein sollten, hauptsächlich stressig. Beau hatte die E-Mail, dass er wahrhaftig einen Treffer hatte, bereits vor einigen Tagen erhalten, und damit war der Teil der Spannung vorbei, aber die restlichen zweiundsiebzig Stunden waren mit der Sorge, in welchem Programm er landen würde, angefüllt gewesen.
„Gratulation“, sagte der Dekan und grinste sein breites, sorgloses Menschenlächeln, als Beau den Umschlag auf der Bühne vor seinen Klassenkameraden entgegennahm. „Bei deinem Fachgebiet befürchtete ich bereits, dass du unseren perfekten Rekord bei der Vermittlung unserer Werwolfstudenten ruinierst, aber du hast es geschafft!“
Beau lächelte zurück, fühlte sich jedoch krank. Er schaffte es, sein Lächeln aufzubehalten und – den Umschlag in einer Hand – mit der freien Hand ein halbes Dutzend Hände zu schütteln. Er hätte zum Mikrofon zurückgehen können und wenn er eine vollkommen andere Person gewesen wäre, hätte er das Kuvert geöffnet und den Inhalt denjenigen seiner Klassenkameraden vorgelesen, die noch immer auf den Stühlen saßen und auf ihr eigenes Ergebnis warteten. Stattdessen verließ er die Bühne so schnell wie möglich und lief direkt aus dem Auditorium auf den Treffpunkt zu, den er und die anderen Werwolfschüler mit Dr. Pavlyuchenko vorbereitet hatten.
Lauren wartete an der Tür zum Treppenhaus, ein wenig rotäugig, aber lächelnd. Er hob eine Augenbraue, doch sie winkte ihn nur herein, wo er ein bisschen Privatsphäre hatte und Lauren für ihn Wache stand. Beau berührte mit dem Umschlag in schweigendem Dank sein Herz, duckte sich durch die Tür und setzte sich sofort auf die erste Stufe.
Seine Beine hätten ihn keinen Schritt weiter getragen.
Er riss den Umschlag auf, überflog rasch seinen Namen und den Namen seiner Medizinschule bei …
Rochester Klinik, Ausbildungsprogramm für Innere Medizin.
Einen Moment lang konnte er weder atmen noch sich bewegen. Genau diesen Albtraum hatte er bereits ein dutzendmal gehabt.
Aber es blieb real, egal wie oft er seine Augen schloss und öffnete und sich umsah, um sicherzugehen, dass die Mauern um ihn herum massiv waren. Er schnüffelte sogar am Papier, erdete sich selbst durch den bitteren, penetranten Geruch der Tinte. Es war nicht zu leugnen.
Rochester und dessen Vorurteile und Anforderungen, und all diese scheinbar freundlichen Leute, die er zu mögen geglaubt hatte, bevor sie ihre Karten auf den Tisch gelegt hatten. Rochester.
Beau ließ das Blatt fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Auch als er bekannte Schritte von unten hörte, von einem Werwolf, den er seit vier Jahren kannte, hob er den Kopf nicht.
Dr. Pavlyuchenko legte eine Hand auf Beaus Knie, während er sich neben ihn hockte, nah genug, um zu lesen, was auf dem Papier stand.
„Ah“, sagte er. „Nun, das ist nicht überraschend, oder? Wenn man bedenkt, wie weit sie dir entgegengekommen sind?“
Bei diesen Worten zuckte Beau zusammen. „Mir entgegenge…“
Es verschlug ihm die Sprache; er starrte Dr. Pavlyuchenko nur an, während der unbeirrt auf ihn herabblickte. Er hatte Dr. Pavlyuchenko von der Werwolfbestimmung erzählt, die sie ihm gezeigt hatten, und er hatte die Augenbrauen nach oben gezogen und genickt, aber nichts gesagt. Beau war sich absolut klar darüber gewesen, sie nicht auf seine Liste zu schreiben, aber …
Aber Dr. Pavlyuchenko hatte ihn erinnert, dass er tatsächlich zehn Möglichkeiten auf seiner Liste brauchte.
„Was …“ Diesmal war Beaus Stimme ein dünnes Krächzen.
„Beau“, sagte Dr. Pavlyuchenko sanft. „Sie haben eine Bestimmung geschrieben. Sie haben die Hand nach ihren lokalen Werwolfrudeln ausgestreckt, und das bedeutet, die haben irgendwie eines oder mehrere heimische Rudel dazu gebracht, mit den Leuten einer humanmedizinischen Einrichtung zu sprechen. Sie meinen es sehr, sehr ernst damit, dich bei ihnen haben zu wollen, und sie werden es sehr, sehr ernst nehmen, dass du Erfolg hast.“
Beau öffnete und schloss den Mund ein paarmal, aber er hatte gelernt, bei solchen Sachen auf Dr. Pavlyuchenko zu hören, bei all den sozial-politischen Manövern, die er noch nie beherrscht hatte. Er schaffte noch nicht einmal den Werwolfweg, solche Angelegenheiten zu regeln – das bewies sein Rauswurf aus seinem ersten Rudel zweifelsfrei – geschweige denn die menschliche Weise.
Für eine Sekunde spielte er mit dem Gedanken, das Angebot abzulehnen, aber er konnte sich vorstellen, wie schlimm sich das für ihn und wahrscheinlich für viele andere Werwölfe nach ihm auswirken mochte. Vor allem, wenn die Politik von Rochester wirklich ein Zeichen dafür war, dass sie Werwölfe ausbilden wollten.
„Also, ich, was?“, fragte Beau hilflos. „Ich nehme mir eine Auszeit von meinem letzten Semester an der Medizinschule, um einen Partner zu finden?“
Dr. Pavlyuchenko drückte sein Knie und warf ihm einen prüfenden Blick zu, bevor er sich neben Beau auf die Stufe setzte. „Nun, ich bin sicher, du weißt, dass diese Dinge wesentlich schneller gehen können, wenn du die richtige Person gefunden hast. Wenn du einen Tipp brauchst, wo man jemanden treffen kann …“
Bei diesem Gedanken verzog Beau das Gesicht. Er wusste, dass es Werwolfklubs gab, Orte, an denen Werwölfe jeden Geschlechts und jeder Vorliebe nach Kameraden suchten, jeder von ihnen stand in Konkurrenz zum anderen. Beau war sich sicher, dass er in einer Ecke landen und versuchen würde, sich aus allem herauszuhalten, was ihn nirgendwohin brachte. Wie auch immer, wenn er so dringend einen Gefährten brauchte, konnte er genauso gut …
„Eigentlich“, sagte Beau und erinnerte sich an ein paar halb verzweifelte nächtliche Suchen, die bereits einige Jahre zurück lagen, als die Einsamkeit akut war und er noch nicht gelernt hatte, sie wie jedes andere Verlangen zu kontrollieren. „Ich glaube, ich weiß, wohin ich mich wende.“
„Ist das so?“ Dr. Pavlyuchenko wirkte ein wenig amüsiert und gleichzeitig leicht skeptisch.
„Es gibt eine Agentur“, erwiderte Beau. „Wahrscheinlich gibt es mehr als eine, aber … da ist von vornherein alles organisiert, um Alphas und Omegas zusammenzubringen. Wenn ich einen Partner brauche, ist das vermutlich der schnellste Weg. Meinen Sie nicht?“
„Mm“, brummte Dr. Pavlyuchenko nicht weniger skeptisch als zuvor, sagte ihm aber nicht, dass es nicht funktionieren könnte. „Das ist sicher ein direkter Ansatz. Trotzdem solltest du dich bald mit ihnen in Verbindung setzen, nur für den Fall, dass die Formalitäten eine Zeit brauchen.“
Beau nickte und beugte sich vor, um den Zettel aufzuheben. Er dachte noch einmal darüber nach, was Dr. Pavlyuchenko gesagt hatte und dass er selbst Rochester als Zehntes von Zehn in seine Liste geschrieben hatte.
„Die anderen Programme, bei denen ich mich vorgestellt habe … Keines davon hatte Bestimmungen. Bedeutet das …“
„Denk jetzt nicht darüber nach“, erwiderte Dr. Pavlyuchenko sanft, was eindeutig hieß: Ja, sie hatten nie vor, dich aufzunehmen. „Du gehst nach Rochester! Das ist das beste Programm für das, was du machen willst. Jetzt geh und übernimm die Türwache für Lauren. Adam wird bald hier sein.“
Beau nickte und hievte sich von der Stufe in die Höhe. Er hatte eine Menge Praxis darin, sich dem zu stellen, was getan werden musste. Das hatte er sowohl im Medizinstudium gelernt als auch lange davor. Müdigkeit war egal, Einsamkeit war egal, Angst oder Ärger oder Unsicherheit waren egal. Mach deine Arbeit.
Also stopfte er den Zettel in seine Tasche und ging zurück auf den Flur, wo Lauren wartete.
Sie umarmte ihn wortlos, er umarmte sie ebenfalls, presste seine Wange gegen ihr lockiges rotes Haar und atmete ihren bekannten Beinahe-Rudel-Duft tief ein.
Sie fragte nicht, wohin er gehen würde – sie musste jedes Wort gehört haben, das er und Dr. Pavlyuchenko gewechselt hatten, aber wie jeder gut erzogene Werwolf würde sie das nicht zugeben, bis er etwas sagte. Sie wollte auch nicht, dass er fragte, wohin sie ging, sie drehte sich nur um und ging mit den Händen in den Taschen den Flur entlang.
Bald darauf kam Adam mit grimmiger Entschlossenheit auf ihn zu, was wahrscheinlich gar nicht nötig war. Adam wollte Werwolfforschung betreiben und hatte sich nur für Programme beworben, die bereits einen signifikanten Prozentsatz an Werwolfauszubildenden hatten. Das bedeutete jedoch nicht, dass Beau gleich wusste, was Adam Sorgen machte – sie waren vielleicht die einzigen zwei Alphas unter den Werwölfen in ihrem Jahrgang, doch das hatte sie keineswegs zu engen Freunden gemacht. Beau machte einen Schritt von der Tür weg und ließ Adam durch.
***
„Ich will nicht wirklich einen Partner.“
Beau hätte etwas Diplomatischeres sagen sollen, als er die Vertreterin der Alpha-Omega-Partnervermittlung zum ersten Mal traf. Er hatte die Gebühr für ihren Service bereits vor Wochen bezahlt und ihnen dabei auch alle möglichen Informationen gegeben und wartete und wartete seitdem auf ein Treffen. Jetzt konnte er nicht mehr zurück, nachdem nur noch so wenig Zeit übrig blieb.
Aber sie hatte sich selbst vorgestellt – Ellen Dawson, verpartnerter Omega, trug den Kragen ihres Shirts hoch genug, um die Narbe eines Bissbundes oder das Fehlen einer solchen zu verstecken, sehr modern und gleichberechtigt – und gesagt: „Sag mir ehrlich, was suchst du? Was erwartest du von deinem Partner?“
Ja. Okay. Er war ehrlich gewesen …
„Ah“, erwiderte Ms Dawson und hob ihre Augenbrauen leicht. „Was willst du dann?“
Beau seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch das Haar. „Ich will Arzt werden. Für Menschen. Ich habe gerade das Medizinstudium abgeschlossen – ich bin sicher, das wissen Sie – und mein Ausbildungsprogramm fordert von mir, eine stabile Bindung zu anderen Werwölfen vorzuweisen, also …“
„Also bist du zu uns gekommen.“ Ms Dawson lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und betrachtete ihn gedankenvoll. „Glaubst du, diese Menschen haben unrecht, das von dir zu fordern? Bist du deswegen verärgert?“
Beau seufzte wieder, wollte aber sichergehen, dass er diese Frage ehrlich beantwortete; ob sie es nun laut zugab oder nicht, er wusste, Ms Dawson würde jede noch so kleine Reaktion beobachten, um ihn zu beurteilen. Es gab keinen Grund, jetzt weniger ehrlich zu sein als zu Anfang.
„Nein, ich bin nicht verärgert. Es ist frustrierend, aber ich weiß, dass sie es nur gut meinen. Und es wäre – wird – einfacher, jemanden bei mir zu haben, der mir hilft; einen anderen Werwolf, mit dem ich reden kann, wenn ich meine gesamte Arbeitszeit mit Menschen verbringe. Außerhalb der Arbeit werden viele Kontakte geknüpft; darin bin ich nicht gut. Ich …“
Beau zuckte angespannt die Achseln und blickte nach unten. „Ich schätze, ich wollte es einfach anders machen. Nicht so, wissen Sie, dass mein Rudelführer jemanden auswählt und sagt, hier ist dein Partner, und alles für mich entschieden wird, oder dass ich in einen Klub gehe und mich an die erstbeste Person hänge, die richtig riecht, und dann in irgendein Rudel gehe, dem er angehört und das ich nicht kenne. Ich möchte jemanden treffen, ihn kennenlernen, sein Leben und seine Familie kennenlernen. Mich verlieben. So was eben.“
Ms Dawson nickte, ihre Miene war unlesbar. Nun, sie wäre wohl nicht in dem Geschäft, in dem sie tätig war, wenn sie nicht an die Idee glaubte, dass sich Leute verlieben konnten, ohne dazu gezwungen zu werden.
„Ich habe keine Zeit für so was“, fuhr Beau fort. „Hatte ich noch nie. Die Medizinschule ist irre. Das Ausbildungsprogramm wird noch schlimmer sein. Ich werde in den nächsten drei Jahren kaum Zeit haben. Wie kann ich einen vollkommen Fremden bitten, sich das anzutun?“
Einen Augenblick lang antwortete Ms Dawson nicht; er hörte das leise Tippen ihrer Finger auf Glas und hob den Kopf, um sie stirnrunzelnd auf ein Tablet blicken zu sehen, das sie auf ihrem Knie balancierte.
„Denkst du an etwas Vorübergehendes?“
Beau öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Darüber hatte er noch nicht nachgedacht – drei Jahre waren eine schrecklich lange Zeit, um danach einfach zu gehen – aber jemanden zu finden, der sich auf drei Jahre festlegte, war aussichtsreicher als sich für immer festzulegen, nicht wahr? Vielleicht reichte auch schon ein Jahr. Wenn er das erste Jahr schaffte, sich bewies, zeigte, dass er es versuchte … Falls es danach nicht klappte, konnte Rochester ihm nicht die Schuld daran geben, oder?
„Könnte ich mir vorstellen“, sagte Beau langsam. „Das könnte funktionieren. Aber wie, äh …“
Werwölfe nahmen sich nicht so leicht und unwiderruflich lebenslange Partner, wie die Menschen glaubten und Filme das zeigten, aber es war schwierig, ein echtes Partnerschaftsband zu durchtrennen. Er war sich nicht sicher, warum ein Omega dem zustimmen sollte.
„Ehevertrag, legale Ehe“, sagte Ms Dawson lebhaft. „Du verpflichtest dich zu einer bestimmten Abfindung und versprichst, die Scheidung unter gewissen Bedingungen nicht anzufechten – innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens und solange es keine Kinder gibt, keine mit Bissen besiegelte Bindung, so etwas.“
Kinder. Beaus Gehirn verschloss sich einen Moment lang vor diesem Gedanken, dann schüttelte er ihn ab. „Auf keinen Fall … auf keinen Fall Kinder. Ich würde nie … wenn es nur vorübergehend ist, würde ich nie … und natürlich würde ich keine Ansprüche stellen …“
„Sex ist optional“, fasste Ms Dawson für ihn zusammen, tippte dabei weiter auf ihrem Tablet. „Hitzen sind natürlich ein Problem. Wärst du bereit, einen sicheren, privaten Bereich mit geeigneten Annehmlichkeiten bereitzustellen?“
Beau nickte benommen, sogar noch, als er an die Grundrisse der Häuser dachte, die er sich angesehen hatte, um zu entscheiden, welches das Passendste wäre.
Das alles klang viel realer, als er geglaubt hatte, als er durch diese Tür gekommen war. Erst jetzt erkannte er, dass er eine sofortige Zurückweisung von Ms Dawson erwartet hatte, weil er mit falschen Absichten hergekommen war. Aber sie schien ihn ernst zu nehmen und zu glauben, dass sie einen Omega finden könnte, der ihn unter diesen Bedingungen haben wollen würde.
„Das Beste für dich – das, was ich für dein persönliches Wohlergehen und deinen Erfolg raten würde – wäre einen Omega zu wählen, der zufällig keine starke Rudelbindung hat, die ihn hier hält, und der ein guter, unterstützender Partner sein könnte.“
Ms Dawson sah ihm wieder in die Augen und das Gewicht ihrer Aufmerksamkeit ließ ihn sich vorbeugen, als wolle er sich instinktiv gegen eine Herausforderung auflehnen. „Du brauchst mindestens jemanden, der sich um den Haushalt kümmert und der dir auf sozialer Ebene den Weg bereitet, indem er Kontakt mit den Ehepartnern der anderen Ärzte pflegt. Es ist nicht unmöglich, jemanden zu finden, der dafür qualifiziert ist, der bereit ist, ein platonischer Gefährte zu sein, und der bereit ist, sich mit dir in – wie sieht der Zeitrahmen aus? – umzuziehen.“
Beau errötete. „Das Residenzprogramm startet nächsten Monat.“
Ms Dawson kniff ihre Lippen leicht zusammen, nickte jedoch. „Nun, vielleicht müssen wir ein wenig suchen, aber wahrscheinlich finden wir jemanden, der geeignet ist, dich zu unterstützen.“
Beaus Augen verengten sich. „Oder?“
Ms Dawson neigte schweigend den Kopf zur Seite, und Beau glaubte eine schwache Veränderung in ihrem Geruch und dem Herzschlag zu entdecken, ein Zucken um ihre Augen herum, das ihm sagte, dass er gerade genau die richtige Frage gestellt hatte. Oder zumindest eine sehr Interessante, was sie allerdings nicht zugab.
„Das wäre das Beste für mich“, stichelte Beau. „Für meinen Erfolg. Aber gibt es noch etwas zu berücksichtigen?“
„Es gefällt dir nicht“, sagte Ms Dawson achselzuckend, ihr Ausdruck entspannte sich, sie zeigte die Haltung sorgloser Offenheit. „Dein Hintergrund wurde überprüft, auf dem Papier erfüllst du all unsere Standards, aber die ganze Idee dieser Art von Partnersuche gefällt dir nicht. Und ich bin der Meinung, dass es für Omegas selten gut ausgeht, wenn man ihre Alphas zu etwas zwingt, was sie nicht mögen.“
Beau zuckte bei der Andeutung zusammen, doch er wusste genug von dem, auf was sie anspielte, um den Mund zu halten.
Ihr Gesichtsausdruck wurde trotzdem ernst. „Es ist nicht unsere Aufgabe, Alphas bequem warme Körper zur Verfügung zu stellen, Mr. Jeffries. Unser Ziel ist es, erfolgreich einvernehmlich Partner zusammenzubringen. Und ich denke, die besten Erfolgsaussichten bestehen darin, diese Situation in etwas zu verwandeln, das Sie wollen. Nicht den am wenigsten unerwünschten Omega, sondern einen, den Sie wirklich mit sich nehmen möchten.“
Beau wandte den Blick ab, sein Kiefer spannte sich an. Er hatte eine Menge Übung darin, seine Reaktion auf das Sträuben seiner Nackenhaare zu unterdrücken, aber es war sehr lange her, seit er einen Omega getroffen hatte, der das mit solcher chirurgischen Präzision auslöste.
Er zwang sich, Ms Dawson wieder anzusehen. Er fühlte sich ein wenig schuldig, weil er wütend auf sie war, nachdem sie ihm genau das gesagt hatte, was er von ihr erwartet hatte. Dass er es falsch anging und sie ihm keinen Omega vermitteln konnte, wenn er gar keinen Partner wollte. Andererseits hatte es den Moment gegeben, an dem es lösbar schien, möglich …
„Haben Sie eine Idee, wie das funktionieren könnte?“ In seiner Stimme schwang nur ein ganz leises Knurren mit.
Ms Dawson lächelte nur. „Tatsächlich habe ich die. Es ist mehr Intuition, also vielleicht irre ich mich auch. Aber … anstatt uns darauf zu konzentrieren, welcher Omega am besten für Sie geeignet ist, könnten wir uns überlegen, für welchen Omega Sie am besten geeignet sind.“
„Ich bin nicht …“
„Zum Beispiel“, fuhr Ms Dawson fort, als hätte er nichts gesagt. „Einige unserer Omegas leben in sehr, sehr schwierigen persönlichen Verhältnissen. Wir arbeiten mit dem North Chicago Omega Schutzgebiet zusammen, einem Obdachlosenheim. Per Definition sind sämtliche Omegas dort ohne den Schutz eines Rudels. Die meisten fliehen vor missbräuchlichen oder ausbeuterischen Beziehungen und würden einen Umzug nicht als Nachteil ansehen.
Beaus Miene verfinsterte sich allein bei dem Gedanken, dass eine solche Einrichtung gebraucht wurde. „Und Sie wollen sie aus einem sicheren Ort wie diesem holen und wieder zu einer Partnerschaft zwingen? Nach allem, was sie durchgemacht haben?“
„Die Omegas registrieren sich freiwillig bei uns, Mr. Jeffries, und wir vermitteln sie mit Sicherheit nicht an den nächstbesten Alpha. Diese Omegas brauchen einen Alpha, der freundlich und geduldig ist und dem sie vertrauen können, dass er keine Anforderungen stellt, mit denen sie sich nicht wohlfühlen. Einen Alpha, der bereit wäre, sie gehen zu lassen, wenn sie merken, dass sie etwas anderes als einen Gefährten wollen. Sodass alles, was sie durchgemacht haben, nicht das Ende sein muss, sondern der Beginn eines neuen Lebensabschnittes sein kann.“
Beaus Lippen öffneten sich, er lehnte sich zurück und dachte darüber nach. Ein Omega, der einen sicheren Ort brauchte, der ihn für den Abstand brauchte. Der froh wäre, einen Alpha zu haben, der nicht diese Intimitäten mit einem Fremden wollte, der keine Kinder wollte. Der einverstanden war, ihn nach einem oder drei Jahren wieder gehen zu lassen.
„Die befristete Vereinbarung könnte einem Omega, der ein ernstes Trauma durchlebt hat, Zeit geben, gesund zu werden und über seine Möglichkeiten nachzudenken. Vielleicht zurück auf die Schule zu gehen oder eine Ausbildung anzufangen und sich so darauf vorzubereiten, ein wirklich unabhängiges Leben zu beginnen.“
Beau lächelte leicht. „Sie wollen, dass ich ein Übergangswohnheim für einen Omega leite?“
Ms Dawson sah ihn wissend an. „Würden Sie lieber drei Jahre mit einem absolut netten Omega verbringen, der nichts von Ihnen braucht?“
Der Gedanke an jemanden, dem er helfen konnte – an jemanden, der das vorübergehende Zuhause brauchte, das er bieten konnte – stellte das ganze Problem auf den Kopf. Es war keine Verpflichtung, kein Schlupfloch. Es war eine Gelegenheit, seiner eigenen Art etwas zurückzugeben, obwohl er seine Karriere damit verbringen wollte, Menschen zu helfen.
„Ja“, sagte er. „Ja, Sie haben recht, das würde ich gerne tun.“
„Ausgezeichnet“, erwiderte Ms Dawson. „Ich habe da jemanden im Sinn – haben Sie eine Geschlechtspräferenz?“
Beau zuckte die Schultern, schüttelte den Kopf und ballte die Fäuste, um nicht nach dem Tablet zu greifen. „Ich stehe auf männliche Omegas, aber nicht unbedingt. Jeder Omega ist in Ordnung, wenn … wenn er Schlimmes erlebt hat, wie Sie sagten. Wenn ich helfen kann.“
Ms Dawson nickte und drehte das Tablet um. „Das ist Roland Lea. Er ist bereits seit ein paar Monaten in dem Schutzgebiet.“
Beau runzelte die Stirn. „Haben die dieses Foto gemacht, als er dort ankam?“
„Ich habe es selbst aufgenommen, gerade diese Woche. Wir möchten sichergehen, dass Sie genau das bekommen, was Sie sehen.“
Beau lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich sehe einen akut Wolfsbannsüchtigen, der bald eine tödliche Überdosis nehmen wird. Das wird in dem Schutzgebiet erlaubt?“
Ms Dawson runzelte die Stirn und wirkte zum ersten Mal, als hätte er sie auf dem falschen Fuß erwischt, sagte aber: „Nein. Rauschmittel sind nicht erlaubt. Und ich habe mich mit Mr. Lea getroffen. Er hatte ein Problem, bevor er in das Schutzgebiet kam, aber ich versichere Ihnen, dass er jetzt clean ist.“
„Er kann nicht …“ Beau beugte sich vor, spähte auf das Tablet und griff danach, ohne nachzudenken. Ms Dawson gab es ihm und Beau berührte den Screen, um das hochauflösende Bild zu vergrößern, damit er jedes Detail von Roland Leas Erscheinung genau betrachten konnte.
Er war eindeutig unterernährt, obwohl er sich seit Wochen, bevor dieses Bild aufgenommen worden war, im Schutzgebiet befand, was darauf hindeutete, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Es gab nicht viele Krankheiten, die einen solchen Effekt auf einen Werwolf hatten, und wenn er eine davon hätte, wäre er inzwischen gestorben oder hätte jemanden angesteckt, was sicherlich aufgefallen wäre.
Beau warf erneut einen Blick zu Ms Dawson, aber sie schien das Abbild von Gesundheit zu sein. „Sehen andere Omegas in dem Schutzgebiet auch so aus?“
Sie schüttelte langsam den Kopf. „Seine Sachbearbeiterin ist sich sicher, dass da irgendetwas verkehrt läuft, aber … er hat eine Menge durchgemacht und seine Gemütsverfassung ist nicht die beste. Sie dachte an … Vereinsamung oder eine zerrissene Partnerbindung.“
Beau schnaubte und senkte den Kopf. Vereinsamung. Genauso gut konnte man sagen, er starb an einem Übermaß an schwarzem Humor, wie es im frühen Mittelalter hieß. Nicht dass sie irgendwie nicht mehr im frühen Mittelalter lebten, wenn es um Werwolfmedizin ging, aber hier musste etwas Biologisches vorliegen.
Beau vergrößerte das Bild bei Roland Leas blutunterlaufenen Augen, die eher elfenbeinfarben als sauber weiß waren, dann bei seinem Haaransatz, halb rasiert, halb haarlos. Er scrollte zu der untersten Ecke des Fotos, das kaum mehr als sein scharfes Kinn zeigte. Als er weiter scrollte, brachte ihn das zu Leas Profil und er erhaschte einen Blick auf Unbekannte Anzahl ehemaliger Sexualpartner, ehe er rasch von der Information aufsah, die er nicht haben sollte.
„Gibt es eine Hebamme in dem Schutzgebiet?“
„Ja, aber Mr. Lea ist natürlich nicht schwanger und steht auch nicht kurz vor der Hitze, er hat …“
Beau massierte sich die Nasenwurzel, während sich in seinem Kopf die Gewissheit bildete, was mit Roland Lea los war. Es war offensichtlich, dass Ms Dawson nichts davon wusste. Wahrscheinlich wusste es niemand, was hieß, dass Beau die Geheimnisse dieses Omegas nicht einfach verraten konnte, vor allem nicht an die Leute, die kontrollierten, ob er einen sicheren Platz zum Leben hatte.
„Ich muss mit ihm reden. Heute. Ich nehme ihn mit, ich bin mit allem einverstanden – ich muss nur jetzt mit ihm reden, weil er in schrecklicher Gefahr ist.“