Kitabı oku: «Omega erforderlich», sayfa 5

Yazı tipi:

Kapitel 7

Rorys sämtliche Besitztümer passten in eine einzige Papiereinkaufstüte, was schrecklich war, aber den Umzug aus dem Asyl in Beaus kleines Apartment vereinfachte. Rorys Hände zitterten, als er einen bestimmten, in einer Plastiktasche verpackten Gegenstand mit einem dumpfen, rasselnden Geräusch in die Tüte schob, und Beau brauchte nicht zu fragen, was sich darin befand. Er bat Rory nicht, es ihm zu geben – nicht jetzt, nicht hier.

Beau schulterte seinen eigenen Rucksack, in dem er seine Kopien ihrer brandneuen Dokumente sicher verwahrt hatte, legte seinen Arm um Rory, verließ mit ihm das Asyl und ging auf das Taxi zu, das am Straßenrand wartete. Die Sonne schien immer noch, es war später Nachmittag. Kaum achtundvierzig Stunden zuvor hatte er Rorys Bild zum ersten Mal gesehen, jetzt waren sie verheiratet und er nahm ihn mit sich nach Hause. In sein halb ausgeräumtes Studioapartment.

Na, dachte Beau, während er gegen seine eigene Hysterie ankämpfte, wenigstens wird es ihm nichts ausmachen, dass ich kein Essen im Kühlschrank habe.

Tatsächlich schien Rory eingedöst zu sein, als sie bei Beaus Apartment ankamen. Beau bezahlte die Fahrt und weckte ihn dabei genug auf, um den Kopf zu heben und sich umzusehen. Er schien in sich zusammenzusinken, und Beau legte wieder den Arm um Rory, so schnell er konnte, dirigierte ihn aus dem Taxi und über den Gehweg.

Während er die Haustür aufschloss, war Rory an seiner Seite ganz still, aber er wimmerte, als Beau ihn in Richtung der Treppe brachte. „In welchem Stock wohnst du?“

Beaus Herz krampfte sich bei der dünnen Stimme, der entschlossenen Ruhe der Frage schmerzhaft zusammen. Er hatte gesehen, wie langsam Rory selbst über ebenen Untergrund gegangen war, es war klar, wie viel Anstrengung ihn das kostete.

„Im vierten“, gab Beau zu. „Tut mir leid, ich habe nicht nachgedacht …“

„Ist schon gut“, sagte Rory fest. „Ich kann es, ich bin nur langsam.“

Beau wollte etwas erwidern, aber Rory hatte schon den Handlauf ergriffen und sich die ersten Stufen auf den Weg nach oben gemacht. Beau folgte ihm ein paar Schritte dahinter und ließ eine Seite der schmalen Treppe für jeden frei, der ihnen entgegenkam. Es war schmerzhaft zu sehen, wie sich Rory die erste Treppe hinaufkämpfte, die zweite war noch schlimmer. Auf halber Höhe der Dritten stolperte er, und Beau schaffte es kaum, ihn von hinten aufzufangen, bevor er den ganzen Weg wieder hinunterpurzelte.

Rory schnappte nach Luft, baumelte beinahe völlig schlaff in Beaus Griff und ließ den Kopf hängen. „Tut mir leid, ich …“

„Nein, es tut mir leid“, sagte Beau. „Baby, bitte, lass mich dich den Rest des Weges tragen. Bitte.“

Rorys rauer Atem stockte, und Beau sah die Röte in sein Gesicht steigen, bemerkte eine Träne fallen – aus genauso viel Verlegenheit und Frustration wie aus allem anderen, dachte Beau.

„Bitte. Es ist doch ein Hochzeitsbrauch, oder? Dich beim ersten Mal über die Schwelle tragen? Bitte, Rory, ich weiß, dass du es kannst, wenn du unbedingt musst, und ich lasse dir alle Zeit, die du brauchst, wenn du das willst, aber bitte lass mich helfen.“

Rory schniefte und nickte dann, ohne den Kopf zu heben und Beau anzusehen, und Beau kam auf ihn zu, um ihn sich auf die Arme zu heben.

Er war erschreckend leicht. Es war, als würde man einen Erste-Hilfe-Dummy oder eine der Übungspuppen aus dem Medizinstudium hochheben. Rory fühlte sich auch so zerbrechlich wie ein Skelettmodell in Beaus Armen an, und er machte sich steif und drehte sein Gesicht weg von Beaus Schulter.

„Entspann dich. Ich habe dich“, sagte Beau und versuchte, Rory näher an seine Brust zu drücken.

Rory schüttelte den Kopf. „Ich habe so Zeug im Gesicht, das würde an deinen Anzug kommen.“

„Das kann man auswaschen“, erwiderte Beau entschieden. „Bitte, du bist schwerer zu tragen, je weiter du von meinem Körperschwerpunkt entfernt bist.“

Dieses Argument sorgte dafür, dass Rory einknickte, und Beau hasste es zwar, bereute es jedoch nicht, da Rory endlich entspannt gegen ihn sank, seine Wange ruhte auf Beaus Schulter. Er hatte seine Einkaufstüte nicht losgelassen, sie lag jetzt in seinem Schoß und raschelte an Beaus Brust.

„Okay“, sagte Beau, dann lief er die Stufen nach oben und versuchte dabei, seine Bewegungen sanft zu halten, ohne Zeit zu verschwenden. Beau musste Rory auf die eigenen Füße stellen, um die Schlüssel hervorzuholen und die Tür aufzuschließen. Dabei lehnte Rory wie ein nasser Sack an ihm und nahm kaum die Veränderung in seiner Position wahr. Trotzdem hielt er die Einkaufstasche fest in der Hand.

Er regte sich genug, um ein leises, protestierendes Geräusch von sich zu geben, als Beau ihn wieder auf die Arme hob, um ihn in die Wohnung zu tragen, doch Beau sagte: „Nein, hey, das hier ist der Teil mit der Schwelle, das ist Tradition.“

Rory hob den Kopf, als Beau die Tür hinter ihnen zu trat, und nachdem Beau ihn diesmal auf die Füße stellte, blieb er stehen und sah sich um.

Beau fuhr sich mit der Hand durch die Haare und fragte sich, wie die kleine Wohnung und die Stapel von Kartons auf einen Fremden wirken mochten.

Für Beau sah es gemütlich aus. Er war in diese Schuhschachtel von Wohnung gezogen, kaum dass er sich eine eigene Bleibe mehr oder weniger leisten konnte, etwa sechs Monate, nachdem er nach Chicago gekommen war. Es war nicht besonders komfortabel gewesen, als er vom City College nach Loyola wechselte, um die Schule zu beenden, oder während des Medizinstudiums, aber es war vertraut: seine eigene kleine Höhle in dieser überfüllten, lauten, menschlichen Stadt. Er hatte sie nicht verlassen wollen, bevor es unbedingt sein musste.

Der eine Raum war lediglich eine rechteckige Schachtel mit einer Küchenzeile an der linken Wand und einem Badezimmer rechts, aber er hatte die letzten neun Jahre in diesem Bett geschlafen, die Bücherregale waren so angebracht, dass sie es halb umschlossen. An den kleinen Tisch, den er selbst zusammengebaut hatte, hatte er studiert und zahllose Mahlzeiten gegessen.

Das war Zuhause.

Er wusste, dass es, objektiv gesehen, beschissen war, und es war nicht einmal wichtig, wenn Rory es nicht mochte, weil sie innerhalb weniger Tage in ein Haus zogen, das sich Beau zum Teil deshalb leisten konnte, weil er geknausert hatte und auch deshalb sparen konnte, eben weil er neun Jahre lang in dieser winzigen Schuhschachtel gelebt hatte, aber er wollte nicht, dass Rory schlecht darüber dachte. Von ihm, weil er ihn in dieses Zuhause gebracht hatte.

„Es riecht nach dir“, sagte Rory schließlich, wobei er Beau noch immer nicht ansah. „Es fühlt sich … sicher an.“

„Es ist sicher“, erwiderte Beau, jede andere Reaktion hinunterschluckend. „Du bist hier sicher, Rory.“

Rory nickte und sah sich um. „Ich werde mir mein Gesicht waschen gehen.“ Die Papiertüte hielt er nach wie vor in der Hand, als er sich zum Badezimmer umdrehte, Beau streckte die Hand aus und berührte sie.

„Du musst mir die Beruhigungsmittel geben“, sagte Beau leise. „Das war die Abmachung. Ich bin jetzt dein Alpha, wir sind verheiratet, und du gibst sie mir. Wenn du gesund bist, werde ich Ersatz für dich finden.“

Rory spannte sich an und biss die Zähne zusammen.

Beau war froh, diesen kleinen Anflug von Widerstand zu sehen, denn es bedeutete, dass Rory tief im Inneren noch ein wenig Selbsterhaltungstrieb hatte. Aber er konnte Rory die Beruhigungsmittel nicht weiter nehmen lassen; er würde die Herausgabe erzwingen, wenn es sein musste, um Rory eine Chance zu geben, gesund zu werden, wenn er sich Mühe gab. Allerdings war es nicht genau das, wie er ihre Hochzeitsnacht beginnen wollte.

„Sobald es sicher ist“, redete Beau leise beruhigend weiter. „Sobald du stark genug bist, werde ich sie dir mit einer sicheren Dosis wieder geben, das schwöre ich dir. Ich weiß, dass du keine Hitzen haben möchtest, und ich weiß, dass du sie nicht mit mir verbringen wirst, wenn du doch welche bekommst. Aber im Moment brauche ich diese Flasche.“

Rory nickte steif. Es dauerte einen weiteren Augenblick, bis er die Hand in die Tüte schob, zwischen den plastikverpackten Bündeln herumkramte und das eine herauszog, das Beau kannte.

Beau nahm es ihm aus der Hand, anstatt Rory zu zwingen, den Arm auszustrecken und es ihm zu geben, und sagte, ohne den Tonfall zu ändern, um eine große Sache daraus zu machen: „Danke. Ich werde uns Essen zum Mitnehmen bestellen. Gibt es etwas, das für dich gerade richtig gut klingt?“

Rory zuckte mit den Schultern, schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Dabei stockte er in seinem Schritt, was mehr war als nur seine Langsamkeit. Er wartete darauf, was Beau ihm antun würde, wenn er wegging, ohne eine zufriedenstellende Antwort zu geben. Ohne entlassen zu werden.

Beau stopfte die Plastiktasche und die Flasche in seine Tasche. Dann stellte er sich vor die Fenster, drehte Rory den Rücken zu und legte seine Stirn gegen das Glas, während er die Liefer-App öffnete und ein paar Schüsseln Hühnersuppe und einige Brotlaibe von dem koscheren Feinkostladen, den er am liebsten mochte, bestellte. Er hatte das eigentliche Geschäft nie betreten, aber er hatte jahrelang ihre Suppen geordert. Alles, was sie machten, schmeckte nach richtigem Essen, nicht nach Chemikalien und Konservierungsstoffen.

Er hörte, wie hinter ihm der Wasserhahn am Waschbecken des Badezimmers aufgedreht wurde. Aus diesem Winkel hatte er die Geräusche, die die Rohre machten, wenn das Wasser lief, noch nicht gehört; es verwirrte ihn für einen Moment, als hätte sich die Wohnung um neunzig Grad gedreht. Aber es war nicht die Wohnung, die sich seitlich verschoben hatte. Es war Beaus gesamtes Leben.

Er sah sich in dem kleinen Apartment um, um ein Versteck für die Beruhigungstabletten zu finden – er wollte, dass sie weg waren, wenn Rory aus dem Bad kam, aber er wollte die Wohnung nicht verlassen, nicht einmal für den kurzen Weg zum Müllschlucker. Er holte die eingewickelte Flasche aus der Tasche, wickelte die Plastiktüte ab und legte eine Glasflasche mit Plastikverschluss frei. Im Inneren konnte er die Umrisse der Tabletten sehen, kleine Kugeln mit leicht unterschiedlichen Größen und Formen. Eindeutig von einer Hebamme handgemacht. Die Flasche war nur zu einem Viertel voll, aber der Größe der Pillen nach, hätten sie ursprünglich für ein Jahr oder länger gereicht.

Nach den Auswirkungen auf Rory zu urteilen, genügten sie vermutlich, um einen Werwolf – oder einen Menschen – umzubringen, wenn man alle auf einmal nahm. Er konnte nicht zulassen, dass irgendjemand diese Flasche samt Inhalt fand.

Er ging zur Spüle und drehte das kalte Wasser voll auf, ehe er eine Flasche Essig aus dem Schränkchen unter dem Spülbecken holte. Dann öffnete er den Verschluss der Pillenflasche und kippte den gesamten Inhalt in den Abfallzerkleinerer und schaltete ihn ein, sobald alle Tabletten darin verschwunden waren, und jagte sie mit einer halben Flasche Essig den Abfluss hinunter, um sicherzugehen, dass kein Geruch in der Spüle zurückblieb. Anschließend schloss er das leere Glas, wickelte es wieder in die Plastiktüte und stopfte es in den Müll, wo Rory es sehen und riechen konnte, wenn er nachschaute.

Wenn Rory das Geräusch der Müllentsorgung erkannt hatte, verriet er mit keinem Zeichen, dass er wusste, was es bedeutete. Beau hörte die Toilettenspülung, als er die Essensbestellung abschloss, und wechselte in eine andere App, um zu erfahren, wie er am schnellsten ein paar Pfund dieser Ingwerbonbons und guten Pfefferminztee bekommen konnte.

Er hatte vor, ruhig und ungezwungen zu sein, wenn Rory aus dem Bad kam, aber sobald er aufblickte, ließ er sein Handy auf die Küchentheke fallen und rannte auf den Omega zu.

Er hatte gewusst, dass die neuen Kleider und das Make-up Rorys Zustand nur maskierten. Er hatte es gewusst.

Er hatte Rory in natura gesehen, bevor er zum Schminken entführt worden war.

Der Kontrast bei Rorys Aussehen nach ein paar weiteren Stunden Stress und Erschöpfung war einfach nur schockierend. Er sah verhungert aus, seine Haut war so blass, dass sie fast grau war, von dem kränklichen Gelbstich einmal abgesehen. Er hatte sowohl das Halstuch als auch das neue Hemd ausgezogen, sodass seine unverheilten Verbrennungen zu sehen waren. Seine linke Hand drückte er gegen seinen Bauch, der unter dem dünnen T-Shirt, das er trug, konkav war. Beau konnte fast seine Rippen zählen und unterdrückte das Verlangen, seine Leber abzutasten.

„Komm, leg dich hin“, sagte Beau und legte einen Arm um Rory. „Ich habe Essen bestellt, du kannst dich ausruhen, bis es hier ist. Okay?“

Rory nickte müde und murmelte: „Wasser?“

„Ja, natürlich.“ Beau manövrierte ihn zum Bett und legte ihn hin. Er konnte beinahe das erfreute, besitzergreifende Knurren seines Wolfes spüren, als Rory sich mitten in das Gewirr aus Kissen und Decken schmiegte, die alle Beaus Geruch trugen. Er zog eine Decke hoch und ging, um eine Wasserflasche zu füllen, damit sich Rory zum Trinken nicht aufsetzen musste, und brachte den weichen Winterschal mit, den Rory normalerweise um den Hals trug.

Rory schien bereits zu schlafen, als Beau zu ihm zurückkam, wachte aber so weit auf, dass er ein paar Schlucke trank, nachdem Beau ihm das Mundstück an die Lippen setzte. Als Beau ihm den Schal um den Hals legte, lächelte er schwach, doch seine Augen öffneten sich nicht.

Beau setzte sich an das Fußende des Bettes und beobachtete ihn, bis das Essen kam, lauschte dem leicht unregelmäßigen Herzschlag und überlegte, was zum Teufel er tun sollte, wenn er sich weiter verlangsamte.

Aber das würde er nicht. Bestimmt würde er nicht noch langsamer werden.

Sobald Rory die Beruhigungsmittel nicht mehr brauchte, würde er wieder auf die Beine kommen. Er musste einfach. Er war hier, lebendig, und schlief in Beaus Bett. Beau konnte nicht zu spät gekommen sein.

Kapitel 8

Rorys Welt verwandelte sich in eine Reihe vager, verwirrter Wachphasen, die nur teilweise durch die leere Schwere des Schlafes drangen.

Der Geruch seines Alphas war allgegenwärtig, selbst wenn er von etwas Schärferem durchbrochen wurde. Hühnchen und Zwiebeln und Karotten; Ingwer; Pfefferminze. Sein Alpha summte und murmelte, hielt ihm einen Löffel oder eine Tasse an die Lippen, einen Arm dabei um Rorys Schultern geschlungen, und er tat sein Bestes, um zu befolgen, um was sein Alpha ihn bat, nur damit er bleiben konnte.

Er wollte einfach nur hierbleiben.

Einmal träumte er, dass er aufwachte, ins Bad taumelte, das nicht dort war, wo es sein sollte, um eine gefühlte Ewigkeit zu pinkeln. Nachdem er herausgetorkelt war, trank er etwas Wasser und sah sich nach seinen Sachen um, schnüffelte nach dem herben Medizingeruch seiner Beruhigungsmittel. Er fand seine Tasche, der ein Hauch von Geruch entströmte, aber die Flasche war nicht da. Er musste sie finden, er musste.

Sein Alpha war da, hielt ihn, brachte ihn zurück zum Bett und beruhigte ihn, als er versuchte, ihm zu entwischen. Rory wollte ihn nicht verärgern, aber er musste dafür sorgen, dass er verstand.

„Ich brauche es, ich brauche meine … meine Medizin“, beharrte Roland und kämpfte gegen den Griff seines Alphas an. „Ich brauche sie, ich muss, damit ich nach Hause gehen kann, ich will nur nach Hause. Bitte, ich kann normal sein, wenn ich sie habe, ich will nur nach Hause.“

Er weinte, und der Traum war eine gedämpfte Mischung aus Furcht und Ärger. Er wusste bereits, dass es zu spät war, und dennoch spürte er das rasende Bedürfnis, es in Ordnung zu bringen. Sich in Ordnung zu bringen.

„Du bist zu Hause, Rory“, sagte sein Alpha, hielt ihn fester. „Du bist normal, Baby, du fühlst dich gerade nur nicht gut. Du brauchst einfach noch mehr Ruhe. Aber du bist wirklich zu Hause. Du bist hier sicher, ich verspreche es.“

„Ich will meine … meine …“ Medizin, das war das Wort, aber es wollte ihm nicht über die Lippen kommen, und er konnte sich nicht bewegen, und er konnte nicht denken. Der Traum versank bereits im Nebel und wurde vage.

„Ich will meinen Dad“, flüsterte er, oder vielleicht auch Mom, oder vielleicht sagte er auch einfach Ich will nach Hause.

„Ich hab dich“, murmelte sein Alpha, schaukelte ihn wie ein Kind. „Ich habe dich, Rory, du bist schon zu Hause. Schließ einfach deine Augen. Mach die Augen zu, Baby, du musst dich ausruhen.“

Rory krallte seine Finger in das Hemd seines Alphas, damit er Rory nicht wegschicken konnte. Der Traum verschwand in einem weiteren dunklen, ereignislosen Abschnitt von Schlaf.

***

Er erwachte in der Dunkelheit und wusste, dass er wach war. Er konnte seinen eigenen sauren Schweiß riechen und dachte daran, ihn abzuduschen, aber sobald er sich bewegte, atmete er den Geruch seines Alphas ein – Beau, sein Ehemann, wenn das alles nicht nur ein teilweise sehr lebhafter Traum gewesen war.

Beau roch ungewaschen und erschöpft, und Rory tastete sich in Richtung des leisen Geräusches seines Atems und fand ihn. Beau lehnte gegen die Seite des Bettes und döste, seinen Kopf dabei gegen die Matratze gelehnt.

Sein Alpha saß mitten in der Nacht auf dem Boden und überließ Rory das Bett.

Sobald Rorys forschende Finger durch sein dunkles Haar strichen, hob Beau den Kopf. Seine Stimme war klar und bestimmt, seine Augen vollständig geöffnet. „Was brauchst du? Hast du Hunger?“

Tatsächlich hatte Rory ein klein wenig Hunger, was ein seltsames Gefühl war, aber noch lieber als etwas zu essen würde er gern etwas anderes als sich selbst in diesem großen, sauberen Bett riechen.

Er versuchte zu sprechen und hustete, und auf der Stelle kniete Beau sich hin und bot ihm eine Flasche Wasser an. Rory trank genug, um seine Kehle zu befeuchten, dann gab er sie an Beau zurück. „Komm einfach ins Bett, das ist alles.“

„Nein, hey, du musst nicht …“

„Nicht zum Ficken“, schnitt Rory ihm das Wort ab. „Lege dich nur zum Schlafen hin. Du hast vorhin nicht geschlafen.“ Er zuckte zusammen, als die Worte aus seinem Mund purzelten. Es war unhöflich, einem Fremden zu sagen, was er an seinem Geruch erkennen konnte. Jeder andere Alpha, mit dem er zusammen gewesen war, hätte ihn wahrscheinlich dafür geschlagen, weil er es gewagt hatte, ihnen zu sagen, was sie brauchten. Oder dass sie nicht ficken würden.

Aber Beau hatte neben dem Bett gesessen und darauf gewartet, ob er etwas brauchte. Rory wagte es, nach ihm zu greifen und leicht am Saum seines Hemdes zu ziehen. „Bitte?“

„Du brauchst nicht bitte sagen“, murmelte Beau, was definitiv nicht die Art war, wie er diesen Satz zuvor beenden wollte.

„Okay, ich werde … wenn das so ist …“ Rory zog wieder an dem Hemd, da Beau nicht wollte, dass er bitte sagte.

Beau sagte: „Ich werde fester schlafen, wenn ich mich hinlege, aber weck mich auf, wenn du etwas brauchst, okay? Irgendetwas.“

Rory nickte und zog erneut an dem Hemd. Beau seufzte, kletterte auf das Bett und krabbelte über Rory, um sich auf den Platz an der Wand zu legen. Er zog keine Show ab, dass er ihn vor dem Platz an der Tür beschützen wollte. Er engte ihn nicht ein. Beau berührte ihn nicht, sah ihn nicht einmal an, sondern rollte sich mit dem Gesicht zur Wand und schnappte sich eine Ecke des Kissens und eine halbe verhedderte Decke.

„Okay?“, murmelte Beau. Sein Herzschlag verlangsamte sich, sein Geruch wurde durch den nahen Schlaf wärmer und seine Worte undeutlicher.

„Okay“, flüsterte Rory und drehte sich zu dem breiten Rücken seines Alphas um.

Als er sicher war, dass Beau schlief, rutschte Rory näher und noch ein bisschen näher, bis er seine Stirn an Beaus Wirbelsäule legen konnte. Er atmete den Geruch seines Alphas ein, aalte sich in seiner Wärme und schlief innerhalb einer Minute ein.

***

Rory erwachte bei dem Geruch von Haferflocken und fragte sich ein paar Minuten verschlafen, ob er heute zur Schule gehen musste oder ob er vielleicht krank zu Hause bleiben könnte oder ob es überhaupt ein Schultag war. Juni, war es nicht Juni? Der Winkel des Morgenlichts gegen seine Lider, die künstliche Kühle des Zimmers …

Rory drehte sein Gesicht zum Kissen und der Geruch weckte seine Erinnerung. Für einen Moment blieb er vollkommen still, dann zeigte er seine beste Imitation einer Drehung im Halbschlaf im Bett, wobei er sich so umdrehte, dass sich sein Gesicht dem Geruch von Haferflocken und dem Geräusch des Herzschlags eines anderen Werwolfs zuwandte.

Beau, sein Alpha, sein Ehemann. Beau, bald Arzt für Menschen, der ihm gesagt hatte, dass seine Beruhigungsmittel Gift seien und ihn davon überzeugt hatte, sie aufzugeben. Er erinnerte sich verschwommen an einen wirren Traum, in dem er Beau oder seine Mutter oder … jemand anderen … um die Beruhigungsmittel bat, damit er nach Hause gehen konnte. Damit er wieder zur Schule gehen konnte, ins Haus seiner Eltern und an einem kühlen Morgen Haferflocken essen.

Rory öffnete ein Auge und musterte Beau, der eine Pyjamahose und ein weiches, verblasstes marineblaues T-Shirt mit einer Art Logo, vielleicht in Kreuzform, auf der Brust trug. Feuerwehr?

Rorys Magen knurrte hörbar. Beau sah zu ihm herüber und begegnete seinem halb versteckten Blick.

Beau lächelte nur. „Hungrig?“

Rory nickte gegen das Kissen und drückte sich in die Höhe, umklammerte die Laken, als ihm schwindelig wurde. „Wie lange habe ich …“

„Drei Tage“, antwortete Beau lässig. „Wenn du dich erst waschen möchtest, mach das ruhig, das hier braucht noch ein paar Minuten.“

Rory nickte vorsichtig, als der Schwindel verblasste. Er stemmte sich behutsam auf die Füße und überprüfte sich dabei auf irgendeinen neuen oder unterschiedlichen oder schlimmeren Schmerz.

Er fühlte sich von Kopf bis Fuß wund und krank, aber das war bei ihm jetzt schon eine lange Zeit so. Sein Magen schmerzte leicht, aber er dachte, das sei Hunger und nichts weiter. Sein Mund schmeckte, als hätte er sich die Zähne nicht geputzt oder eine Weile nichts getrunken, aber er schmeckte nicht nach Krankheit oder etwas Schlimmerem.

Sein Arsch tat nicht weh, und tiefer in seinem Bauch auch nichts. Er trug seinen eigenen Pyjama aus dem Asyl, Flanellhosen und ein langärmeliges Shirt. Beides fühlte sich an und roch, als hätte er es bereits mindestens drei Tage an, aber es war kein Geruch nach Sex daran, nur Schweiß und Krankheit. Er hatte nicht das kriechende, dunkle Gefühl, das ihn in den letzten Jahren so oft in den Wachzustand zurückgebracht hatte – die Erkenntnis, dass irgendetwas Schlimmes passiert war, an das er sich nicht mehr erinnern konnte.

Er streckte sich vorsichtig, dann ausgiebig. Seine Wirbelsäule knackte und er stöhnte über die seltsame Erleichterung bei dieser Empfindung. Sofort darauf spürte er eine Bewegung und erstarrte, seine Augen blitzten auf, als Beau mitten im Schritt erstarrte, eine Hand ausgestreckt, die Augen weit aufgerissen.

Er musste denken, das sei ein Schmerzenslaut gewesen, erkannte Rory. Und jetzt wusste er, dass es eindeutig nicht so war.

Rory stand einen Moment einfach nur da, die Arme immer noch ausgestreckt, und dann lächelte Beau ihn ein wenig verlegen an und sagte: „Entschuldigung, alles okay. Sagst du Bescheid, wenn du etwas brauchst?“

Rory nickte, Beaus Stimme hallte in seinen Ohren wider. Weck mich auf, wenn du etwas brauchst. Beau hatte neben ihm geschlafen … letzte Nacht? Irgendwann.

Verspätet ließ er die Hände an seine Seiten sinken und ging Richtung Bad, wobei er unterwegs seine Tasche aufhob. Sobald er mit seinem eigenen Geruch alleine war, brauchte er nicht lange, um zu beschließen, dass er unbedingt eine richtige Dusche brauchte. Er beeilte sich, so gut er konnte, nicht nur, weil Beau auf ihn wartete, sondern weil ihm in der dampfenden Hitze einer Dusche schwindelig werden würde, wenn er zu lange brauchte. Die meiste Zeit über musste er eine Hand gegen die Duschwand halten, aber er wusch sich, sein eigener, kranker Gestank wurde durch den sauberen Duft von Beaus Seife ersetzt. Halb war er versucht, sich Beaus Shampoo über die Kopfhaut zu reiben, nur um das Duftprofil zu vervollständigen, aber dann würde Beau wissen, dass er sein nicht vorhandenes Haar schamponiert hatte. Stattdessen schnupperte er nur an der Flasche, ehe er das Wasser abstellte.

Er trocknete sich ab und erst da realisierte er, dass das heiße Wasser an seinem Nacken nicht annähernd so gebrannt hatte, wie er es gewohnt war. Er tastete mit den Fingern nach den Verbrennungen und zuckte zusammen, als er feststellte, dass sie nach wie vor mächtig schmerzten, wenn er sie anfasste. Dann trocknete er sich weiter ab und mied wie üblich seinen eigenen Anblick im Spiegel. Eigentlich war er durchaus neugierig zu sehen, ob sich die Verbrennungen besserten, aber er wollte sich dem Rest nicht stellen. Nicht jetzt, da Beau draußen auf ihn wartete.

Er holte saubere Boxershorts und ein langärmeliges T-Shirt aus seiner Tasche mit seinen Besitztümern, die die Hälfte der winzigen Badezimmerablage einnahm. Er nahm sie wieder mit nach draußen, als er das kleine Bad verließ, unsicher, was er sonst noch anziehen sollte. Die schöne Hose von seinem Hochzeitstag, die er nirgendwo im Badezimmer gesehen hatte? Die durchgeschwitzte Schlafhose, die er gerade ausgezogen hatte?

Als er aus dem Bad kam, wanderten seine Augen zuerst zum Herd; der Topf mit Haferflocken stand da und dampfte noch, obwohl er sich jetzt auf einer kalten Herdplatte befand. Als Nächstes suchte Rory nach Beau: Er war halb versteckt hinter Pappkartons und kramte in einem Müllsack, der nicht nach Müll roch. Mit einem Lächeln sah er auf, als Rory einen zögerlichen Schritt auf ihn zu machte. „Hey, ich habe nur geschaut … ich dachte, das könnte dir passen. Ich hatte diesen irren Wachstumsschub, gleich nachdem ich hier eingezogen war, also hatte ich nie die Chance, sie aufzutragen, aber sie rochen immer noch so vertraut und Chicago nicht, also habe ich sie behalten.“ Beau stand auf und hatte zwei zusammengefaltete Jeans in dunkler Waschung in der Hand. Er legte sie auf einen Karton, schüttelte ein Paar aus und hielt sie in Rorys Richtung. „Vielleicht ein bisschen lang, aber ich war verdammt dünn, also werden sie wohl nicht rutschen? Obwohl, ich meine, wir können dir auch neue Sachen kaufen“, korrigierte Beau, senkte die Jeans und wirkte unsicher, als Rory schwieg und verblüfft erstarrte. „Ich hasse es einfach, neue Sachen zu kaufen, vor allem ist es zu anstrengend, sie nach Zuhause riechen zu lassen. Und hoffentlich wirst du genug an Gewicht zunehmen, wenn es dir besser geht, dass du dir einfach alles neu kaufen musst, also dachte ich, es wäre einfacher …“

Rory gelang es schließlich, ruckartig zu nicken. „Ja, das, ich werde …“

Er stellte die Tasche mit seinen Sachen in der Mitte des Raumes ab und streckte die Hand aus, und Beau kam die zwei Schritte auf ihn zu, um ihm die Hose zu geben.

Sie fühlte sich weich in seiner Hand an – reine Baumwolle, das wusste er bei der ersten Berührung, festes, gut gefärbtes Denimgewebe. Keine Marke, kein Label, nur ein kleines Zeichen in Rot und Gelb war in der hinteren Mitte des Bundes eingestickt, und ein weißes an der rechten Hüfte. Gute Wünsche, traditionelle Talismane.

Die Hose war für Beau handgemacht worden. Von seinem Rudel gemacht. Natürlich hatte er sie behalten, als er an den fremden Ort kam – aber jetzt bot er sie Rory an.

Er schluckte hart, erinnerte sich an den letzten vorhandenen Sweater, den ihm seine Mutter gegeben hatte. Zuletzt war er zu klein gewesen und so aufgetragen, dass er beinahe durchsichtig war, und zum Schluss hatte er ein Loch gehabt, das sich nicht mehr flicken ließ. Doch auch wenn er ihn nicht mehr tragen konnte, hatte er ihn aufgehoben, so lange er konnte, gut verstaut in einem Schubfach. Eines Tages war er einfach weg gewesen, und Martin hatte gesagt, er hätte nach Abfall ausgesehen, also hatte er ihn weggeworfen. Er konnte seinen Omega schließlich nicht in Lumpen herumlaufen lassen, oder? Und dann hatte Roland dankbar zu sein gehabt, obwohl er viel lieber über den Verlust geweint hätte, und dankbar zu sein bedeutete nur eines.

Bei dieser Erinnerung fühlte sich Rory leicht krank, seine Haut kribbelte; er zuckte zurück, als sich Beaus Hand zu seinem Ellbogen hin bewegte, um sich darauf zu legen, und Beau zog die Hand weg.

„Ich werde nur …“ Rory packte seine Einkaufstasche, hastete ins Bad und schloss die Tür entschlossen hinter sich.

Er setzte sich auf den Toilettendeckel und knickte in der Mitte ein, als er versuchte, sein Gleichgewicht zu finden. Als er wieder bei Atem war, konnte er nicht aufhören zu denken: Blöd, saublöd, was machst du denn?

Warum hatte er seine Sachen wieder hier hereingebracht? Warum versteckte er sich hier drinnen? Er hätte sich auch auf das Bett setzen können oder auf einen Stuhl am Tisch, falls er schon nicht aushielt, dass Beau ihn stützte, wenn er sich eine Hose anzog.

Er setzte sich so gerade hin, um die Jeans auszuschütteln, die sauber und wie Beaus Apartment roch. Es gab ein paar dünnere Stellen an den Säumen und den Knien, ansonsten war sie jedoch in hervorragendem Zustand, viel hübscher als alles in den Spendenboxen, in denen Rory auf der Suche nach Kleidung gegraben hatte. Und sie roch nicht nach einem Fremden oder aggressivem Waschmittel oder dem seltsamen Nichtgeruch starker Geruchsneutralisierer. Sie duftete, als gehörte sie Beau – genau wie Rory.

Er stand auf und zog sie an. Sie schlackerte über seine Füße, aber sie hing ihm nur leicht lose an der Hüfte und fühlte sich so weich und bequem an wie alles, was er angehabt hatte und an das er sich erinnern konnte. Er zog sein T-Shirt nach unten, um zu verstecken, dass sie doch zu weit war, griff nach seiner Tasche und kam wieder aus dem Bad. Vorsichtig lächelte er in Beaus Richtung.

Beau grinste sofort. Inzwischen saß er am Tisch und füllte zwei Schalen mit Haferflocken. Auf dem Tisch standen brauner Zucker und ein Honigtopf in Bärenform sowie Ahornsirup, eine Plastiktüte mit Walnüssen, ein Glasstreuer mit Zimt und eine Packung Sojamilch.

₺293,22

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
550 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783960894346
Tercüman:
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre