Kitabı oku: «Die Evolution der Seele und Natur», sayfa 5
Es gibt gewisse Grenzen unseres eigenen Denkens, über die alle diese Lösungen straucheln, und das Haupthindernis ist unser Sinn für die mechanische Natur des Universums und unsere Unfähigkeit, auf einen Menschheitstypus vorwärtszuschauen, der größer ist als unser gegenwärtiger. Wir sehen den überbewussten Geist in seinem Glanz und seiner Freiheit, und wir sehen das Universum in seiner nichtbewussten Knechtschaft unter dem periodischen Kreislauf seiner mechanischen Wiederkünfte, oder wir sehen das Dasein als eine abstrakte Wesenheit und die Natur als eine mechanische Kraft; die bewusste Seele steht als Bindeglied zwischen diesen Gegensätzen, aber sie ist selbst so unvollkommen, dass wir in diesem Glied das Geheimnis nicht zu finden vermögen und auch keine starke Autorität für den Ausgleich daraus machen können. Also sprechen wir die Geburt als einen Irrtum der Seele an und sehen unsere Befreiungschance darin, diese Fesseln unserer Geburt abzuschütteln und eine heftige Rückwendung zum überkosmischen Bewusstsein oder zur Freiheit des abstrakten Seins zu vollziehen. Wenn aber nun die Wiedergeburt in Wahrheit keine lange schleppende Kette, sondern vielmehr zuerst eine Leiter für den Aufstieg der Seele und schließlich eine Aufeinanderfolge mächtiger spiritueller Gelegenheiten wäre? Es wird so sein, wenn das unendliche Dasein nicht das ist, was es für den logischen Intellekt zu sein scheint, eine abstrakte Wesenheit, sondern was es für die Intuition und die tiefere Seelen-Erfahrung ist: eine bewusste spirituelle Wirklichkeit, die hier so wirklich ist wie in jedem weit entfernten absoluten Überbewusstsein. Denn dann wäre die universale Natur kein Mechanismus mehr, der nur das Geheimnis seiner eigenen nichtbewussten Mechanik hütete und nur den Zweck des bloßen wiederkehrenden Funktionierens hätte; sie wäre dann die bewusste Energie des universalen Geistes, verborgen in der Größe seiner Vorgänge, mahimanam asya. Und die Seele, die aufsteigt vom Schlaf der Materie durch das Pflanzen- und Tierleben zur menschlichen Stufe der Lebenskraft und hier mit der Unwissenheit und der Begrenzung darum kämpft, ihr unendliches Königreich in Besitz zu nehmen, wäre der Mittler, dazu berufen, in der Natur den Geist zu entfalten, der in deren Feinheiten und Weiten verborgen ist. Dies ist der Sinn des Lebens und die Welt, die die Idee der evolutionären Wiedergeburt uns erschließt; das Leben wird sogleich eine aufsteigende Entwicklungsreihe für die Entfaltung des Geistes. Es nimmt eine höchste Bedeutung an: Der Weg des Geistes in seiner Macht ist gerechtfertigt, kein närrischer, leerer Traum, kein ewiges Delirium, keine mechanische Riesenplackerei oder ausdruckslose Vergeblichkeit mehr, sondern die Summe der Werke eines großen spirituellen Willens und einer großen spirituellen Weisheit: Die menschliche Seele und der kosmische Geist schauen einander mit edlem, göttlichem Sinn in die Augen.
Die Fragen, die unser Dasein umstellen, werden sofort in einer gewissen befriedigenden Fülle aufgeklärt. Wir sind eine Seele des transzendenten Geistes und Selbstes, die sich im Kosmos in einer ständigen evolutionären Einkörperung entfaltet; deren physische Seite ist nur eine Formgrundlage, die in ihrer Evolution den aufsteigenden Stufen des Geistes entspricht, der wahre Sinn und das wahre Motiv ist jedoch das spirituelle Wachstum. Hinter uns liegen die vergangenen Perioden der spirituellen Evolution, die schon erklommenen, nach oben führenden Stufenfolgen des Geistes, auf denen wir uns durch ständige Wiedergeburt zu dem entwickelt haben, was wir sind, und wo wir uns in dieser gegenwärtigen mittleren Periode des Aufstiegs immer noch entwickeln. Rings um uns ist der ständige Prozess der Entfaltung in ihrem universalen Aspekt im Gange: Die vergangenen Perioden sind hierin enthalten, erfüllt, von uns überschritten, werden aber in allgemeiner und verschiedenartiger Form immer noch wiederholt als Rückhalt und Hintergrund; die gegenwärtigen Perioden sind keine überflüssige Wiederkehr, sondern in aktiver Fruchtbarkeit trächtig mit allem, was vom Geist noch entfaltet werden soll, sie sind keine periodische Wiederkehr in der n-ten Dezimalen, die ihre Gestalten auf ewig hoffnungslos wiederholt, sondern eine sich ausweitende Folge von Mächten des Unendlichen. Vor uns liegen die größeren Potenziale, die noch nicht erklommenen Stufen, die geplanten mächtigeren Manifestationen. Diese Möglichkeiten der nach oben führenden Selbstentfaltung des Geistes zu leben, ist der Grund unseres Daseins. Was wir mit uns und unseren Sinngehalten tun müssen, ist dies: zu wachsen und sie höheren Sinngehalten göttlichen Seins, göttlichen Bewusstseins, göttlicher Kraft, göttlicher Wonne und vielfältiger Einheit zu öffnen; und was wir mit unserer Umwelt tun müssen, ist dies: sie bewusst für die wachsenden spirituellen Vorhaben zu nutzen und sie immer mehr zu einer Gießform für die ideelle Entfaltung der vollkommenen Natur und Selbsterschaffung des Göttlichen im Kosmos zu machen. Dies ist sicherlich der Wille in den Dingen, der sich groß und planvoll ohne Hast noch Rast durch beliebige periodische Zyklen auf eine immer größere Beseelung seiner eigenen endlichen Ausdrucksformen mit seiner eigenen unendlichen Wirklichkeit zubewegt.
Dies alles ist für das Mental, das in den Formen der Gegenwart lebt, nicht viel mehr als eine Hypothese, und für den sorgfältigen, mit Überzeugung forschenden skeptischen Geist muss es so sein; denn wenn die Evolution eine anerkannte Vorstellung ist, ist die Wiedergeburt ihrerseits nur eine Mutmaßung. Nimmt man sie als das, ist sie doch eine bessere Hypothese als die naiven, kindlichen religiösen Lösungen, die aus der Welt eine willkürliche Laune und aus dem Menschen die atmende Lehmpuppe eines allmächtigen, mit menschlichem Mental ausgestatteten Schöpfers macht, und mindestens eine so gute Hypothese wie die Vorstellung einer materiellen, nichtbewussten Kraft, die irgendwie in ein unsicheres, kurzlebiges, aber stets weiterlaufendes Bewusstseinsphänomen hineinschlittert, oder eines schöpferischen Lebens, das nach der Bergsonschen Formel in Unterdrückung, jedoch beständig inmitten des allgemeinen Sterbens arbeitet; eine so gute Hypothese auch wie die Vorstellung eines mechanischen Wirkens von Prakriti, Maya und Shakti, in die ein wirkliches oder unwirkliches Einzelwesen hineintappt oder in denen es marschiert, dandramyamano andhena niyamano yathandhah,2 bis es sie mittels einer spirituellen Befreiung wieder verlassen kann. Ausführlich philosophisch hinterfragt, wird es nicht den Anschein haben, dass die Hypothese in Widerspruch zu den bekannten Existenzprinzipien stünde oder mit den Tatsachen und Notwendigkeiten des Seins oder den Erfordernissen von Vernunft und Intuition nicht übereinstimmte, auch wenn sie einen noch nicht verwirklichten Faktor, nämlich Zukünftiges, anerkennt; denn eben dies ist in der Vorstellung der Evolution mit enthalten. Sie kann jede religiöse Erfahrung oder Aspiration verändern, jedoch nicht grundsätzlich zu ihr in Widerspruch stehen – denn sie ist nicht unvereinbar mit einer Einung mit dem Überbewusstsein oder der Seligkeit in jenseitigen Himmeln oder mit jeder persönlichen oder unpersönlichen Beziehung zum Göttlichen, da diese sehr wohl Höhen der spirituellen Entfaltung sein können. Ihre Wahrheit wird von spiritueller Erfahrung und Verwirklichung abhängen; doch hauptsächlich von dieser bedeutsamen Frage, ob es etwas in den Seelenkräften des Menschen gibt, das einen höheren Ausdruck des Seins als seine gegenwärtige Mentalität verspricht, und ob dieser höhere Ausdruck für seine eingekörperte Existenz wirksam gemacht werden kann. Dies ist die Frage, die die psychologische Forschung noch zu prüfen hat, und dies ist das Problem, das im Laufe der spirituellen Evolution des Menschen gelöst werden muss.
Es gibt transzendentale Fragen nach der metaphysischen Notwendigkeit, Möglichkeit und letzten Wirklichkeit einer evolutionären Manifestation dieser Art, doch brauchen sie hier und jetzt nicht in das Spiel gebracht zu werden; vorerst sind wir nur mit deren Wirklichkeit für die Erfahrung und mit der ablaufbedingten Bedeutung der Wiedergeburt beschäftigt, mit der offenkundigen Tatsache, dass wir zu einer Art Manifestation gehören und uns unter dem Druck einer Art Evolution vorwärtsbewegen. Wir sehen eine Macht am Werk und wollen herausfinden, ob in dieser Macht ein bewusster Wille, eine geordnete Entwicklungsmöglichkeit steckt, und wir müssen zuerst entdecken, ob sie das blinde Ergebnis eines organisierten Zufalls oder eines nichtbewussten, selbstaufgezwungenen Gesetzes ist oder der Plan einer universalen Intelligenz oder Weisheit. Haben wir einmal die Entdeckung gemacht, dass es einen bewussten Geist gibt, dessen Ausdruck diese Bewegung ist, oder lassen wir dies als unsere Arbeitshypothese gelten, sind wir verpflichtet, weiterzugehen und zu fragen, ob diese sich entwickelnde Ordnung mit dem jetzigen Sein des Menschen aufhört oder ob sie mit etwas mehr beladen ist, zu dem sie und der Mensch aufwachsen müssen, ein unfertiger Ausdruck, eine größere, noch nicht gefundene Ausdrucksform, und in diesem Fall ist es klar, dass der Mensch zu diesem Größeren aufwachsen muss; es vorzubereiten und zu verwirklichen, muss die nächste Stufe seiner Bestimmung sein. Diesem neuen Schritt in der Evolution muss seine Geschichte als einer Rasse unterbewusst zustreben, und die Kräfte der höchsten Einzelwesen müssen halbbewusst darum ringen, dass dieses Größere geboren wird; und da die aufsteigende Ordnung der Wiedergeburt stets den Stufen der Evolution folgt, kann auch diese nicht dazu bestimmt sein, plötzlich stehenzubleiben oder jäh, ohne Rücksicht auf den beabsichtigten Schritt, in das Überbewusste wegzuschießen. Die Beziehung unserer Geburt zum Leben auf anderen Stufen des Bewusstseins und zu irgendeinem beliebigen transzendenten Überbewusstsein sind wichtige Probleme, doch muss ihre Lösung etwas sein, das in Einklang mit der Absicht des Geistes im Universum steht; alles muss zu einer Einheit gehören und nicht zu einem Durcheinander spiritueller Unvereinbarkeiten und Widersprüche. Nach diesem Grundsatz muss unser erster Brückenschlag vom Bekannten zum Unbekannten die Entdeckung sein, wie weit die noch unfertige Leiter der Evolution in der irdischen Entwicklungsreihe emporsteigen kann. Die ganze ablaufbedingte Bedeutung der Wiedergeburt kann in dieser einen, noch nicht in Angriff genommenen Entdeckung stecken.
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1 Der wunderbare und prägnante Satz des Korans: „Denkst du, dass ich Himmel und Erde und alles, was zwischen ihnen ist, nur so zum Spaß erschaffen habe?“
2 Umhertappend wie der Blinde, geführt vom Blinden.
Kapitel 6
Die aufsteigende Einheit
Worte Sri Aurobindos
Das menschliche Mental liebt eine klare Einfachheit der Auffassung; je schärfer eine Aussage, desto heftiger wird es von ihr erfasst, und um so mehr neigt es dazu, sie zu akzeptieren. Dies ist nicht nur natürlich für unser erstes, unfertiges Denken und nicht nur um so attraktiver, als es uns die Dinge mit wunderbarer Leichtigkeit handhaben lässt und uns eine Unmenge Nachforschungsärger und mühevolles Nachdenken erspart, sondern es begleitet uns auch in abgeschwächter Form zu den höheren Ebenen einer aufmerksamen Denkweise. Die Lösung des schicksalhaften Knotens nach der Methode Alexanders ist unser natürlicher Lieblingsumgang mit dem verworrenen Netzwerk der Dinge, der einfache Schnitt, der Königsweg, die leichte Philosophie des „Dies und nicht dies“, „Das und nicht das“, ein kraftvolles Ja oder Nein, eine simple Teilung, ein robustes Gegensatzpaar, ein sauberer Einteilungsschnitt. Unser Verstand handelt durch Teilungen, auch unser gewöhnliches, unlogisches Denken ist eine stammelnde und stümperhafte Kurzanalyse und Zusammenfassung der Erfahrung, die sich uns mit so endloser Kompliziertheit darbietet. Aber die reinste und klarste Teilung ist die, die am beruhigendsten für uns ist, weil sie unsere noch kindliche Intelligenz mit einem Gefühl lichter, schlüssiger Einfachheit beeindruckt.
Doch ist von dieser Neigung zu einfachen Lösungen nicht allein das in ein direktes und schlichtes Denken verliebte Durchschnittsmental befallen – zu seinen Gunsten, um ein berühmtes Beispiel zu nennen, dachte jener große Doktor Johnson mit der allen starken Menschen teuren königlichen Kraft, als er Berkeleys ganze Philosophie über den Haufen warf, indem er einfach einen Stein wegkickte und sagte: „Damit beweise ich die Wirklichkeit der Materie“. Auch der Philosoph, obwohl er nebenbei zu komplizierter Beweisführung neigt, freut sich am meisten, wenn er durch sie zu einer herrlich überzeugenden Schlussfolgerung kommen kann, zu einer klar umrissenen Unterscheidung zwischen Brahman und Nicht-Brahman, Wirklichkeit und Unwirklichkeit oder zu irgendeinem der massenhaften mentalen Gegensätze, auf die so viele „Ismen“ gegründet worden sind. Diese Königswege der Philosophie haben den Vorteil, dass sie für die Schritte des metaphysischen Intellekts hoch und groß angelegt sind und zugleich durch die grandiose Gipfelhöhe ihrer souveränen, wie ein schneeweißes Matterhorn in den Himmel geschnittenen Formel, in der sie enden, das gewöhnliche Mental anziehen und übermannen. Was für einen herrlichen Kehraus hören wir zum Beispiel in jenem altbekannten Satz, brahma satyam jagan mithya, der Ewige allein ist wahr, die Welt ist eine Lüge, und wie siegreich scheinen diese vier Worte in ihrer kompromisslosen Antithese von Bejahung und Verneinung die ganze Angelegenheit von Gott, Mensch, Welt und Leben sofort und für immer zu regeln. Doch im Grunde, wenn wir die Sache etwas freier überdenken, können wir vielleicht erkennen, dass Natur und Existenz in diesem Punkt nicht vom selben Geist sind wie der Mensch, dass es hier eine große Vielfalt gibt, der wir geduldig nachgehen müssen, und dass diejenigen Denkweisen die größte Chance haben, fruchtbar und wahrheitsergiebig zu sein, die wie das inspirierte Denken der Upanishaden viele Seiten auf einmal in sich aufnehmen und viele gegensätzliche Schlussfolgerungen in Einklang bringen. Man kann aus den Upanishaden Material für hundert Philosophien heraushauen, als wäre es eines Titanen unermesslicher Steinbruch, und sie doch genauso wenig ausschöpfen wie den üppigen Busen unserer Mutter Erde oder die Reichtümer unseres Vaters Äther.
Der Mensch begann mit diesem bekannten Verfahren einfacher Schnitte durch Betonung seines Selbstgefühls als Mensch; er machte aus sich selbst ein getrenntes, einmaliges und eigentümliches Wesen in dieser Welt, für das oder um das herum alles andere erschaffen worden sein sollte – und alles Übrige, das Existierende unterhalb des Menschen, Tier, Pflanze, unbelebtes Objekt, alles bis zum Uratom, erschien ihm als eine von ihm verschiedene Schöpfung, abgetrennt, von anderer Natur; er erklärte alle für seelenlos, er allein war ein seelenbegabtes Wesen. Er sah das Leben, definierte es durch bestimmte Merkmale, die seinem Mental auffielen, und trennte alles andere Dasein als nichtlebend, unbelebt, davon ab. Er schaute seine Erde an, machte sie zum Nabel des Weltalls, weil sie der einzige von eingekörperten Seelen oder Lebewesen bewohnte Ort wäre; doch die unzähligen anderen Himmelskörper waren nur Lichter, um den Erdentag zu erleuchten oder die Nacht zu erleichtern. Die Erkenntnis der Unzulänglichkeit dieses einen irdischen Lebens war für ihn nur der Grund, um eine andere, entgegengesetzte Definition eines vollkommenen himmlischen Lebens zu schaffen, das er in den Himmel versetzte, den er über sich sah. Er nahm sein „Ich“ oder Selbst wahr und stellte es sich als ein abgetrenntes, eingekörpertes Ego vor, als das Zentrum seines ganzen irdischen und himmlischen Interesses, und schnitt alles andere Sein als das Nicht-Ich weg; dieses war für ihn da, damit diese seine kleine absorbierende Wesenheit den bestmöglichen Gebrauch davon mache. Blickte er über diese natürlichen, sinnenbeherrschten Aufteilungen hinaus, verfolgte er dieselbe logische Politik. Als er sich den Geist vorstellte, trennte er ihn scharf ab als eine Sache für sich, als den Gegensatz von allem, was nicht Geist war; die Antinomie zwischen Geist und Materie wurde die Grundlage seiner Selbst-Konzeption oder, weiter gefasst, zwischen Geist auf der einen und Mental, Leben und Körper auf der anderen Seite. Dann wurde die Vorstellung des Selbstes als Wesenheit, wobei alles andere Nicht-Selbst war, als von ganz anderer Art abgetrennt. Nebenbei sah er es mit den Augen seines unverbesserlichen trennenden Mentals als sein eigenes abgetrenntes Selbst, und wie er zuvor die Befriedigung des Egos zu seiner Hauptaufgabe auf Erden gemacht hatte, so machte er nun die individuelle Eigenrettung der Seele zu der einen, ganz wichtigen spirituellen Himmelsunternehmung. Oder er sah das Allgemeine und bestritt die Wirklichkeit des Individuellen, indem er ihnen jede lebendige Einheit oder gleichzeitig vorhandene Wirklichkeit absprach, oder er sah ein transzendentes Absolutes getrennt von Individuum und Universum, so dass diese eine reine Einbildung des Unwirklichen, Asat, wurden. Für sein säuberlich trennendes, scharfes und selbstsicheres Mental sind Sein und Werden zwei gegensätzliche Kategorien, von denen entweder die eine oder die andere geleugnet oder zu einer vorläufigen Konstruktion oder Summe gemacht werden oder von der Blässe der Illusion angekränkelt sein muss, und das Werden darf nicht als eine ewige Entfaltung des Seins akzeptiert werden. Diese Vorstellungen der von den Sinnen geleiteten oder intellektuellen Vernunft gehen uns immer noch nach, aber ein nachdenkendes Wissen kommt immer mehr zu der Erkenntnis, dass sie doch Konstruktionen sind, wie wir heute sagen, mögen sie noch so schlüssig und befriedigend scheinen und für das Wirken des Lebens, das Wirken des Mentals und das Wirken des Geistes noch so hilfreich sein. Es steckt eine Wahrheit dahinter, aber eine Wahrheit, die diese Isolierungen nicht wirklich zulässt. Unsere Klassifizierungen errichten allzu starre Wände; alle Grenzen sind ja nur Grenzen und keine unpassierbaren Abgründe. Der eine unendlich wechselnde Geist in den Dingen überträgt all das Seine in jede Form seiner Allgegenwart; das Selbst, das Sein ist zugleich einmalig in einem jeden, gemeinsam in unseren Gemeinschaften und ein einziges in allen Wesen. Gott bewegt sich gleichzeitig auf vielerlei Weise in seiner eigenen unteilbaren Einheit.
Die Konzeption des Menschen als eines abgetrennten und ganz eigentümlichen Wesens im Weltall wurde durch eine geduldige und unparteiische Untersuchung des Naturprozesses unsanft erschüttert. Er ist ohnegleichen oder unvergleichlich und nimmt eine privilegierte Stellung auf Erden ein, ist jedoch nicht einzig in seinem Wesen; die ganze Evolution dient zur Erklärung dieses Suchers spiritueller Größe, der in einem zerbrechlichen Körper, in einem engen Leben und in einem beschränkten Mental eingekörpert ist, und durch sein Sein und Suchen erhält die Evolution ihrerseits eine Erklärung über sich selbst. Der Mensch wird durch das Tier vorbereitet und unvollkommen vorgebildet, das Tier wird in der Pflanze vorbereitet, wie auch diese dunkel vorausgesehen wird von allem, was ihr in der irdischen Entfaltung vorangeht. Der Mensch selbst nimmt das wunderbare Spiel des Elektrons und Atoms auf, zieht das chemische Leben des Subvitalen durch die Gesamtentwicklung des Protoplasmas zu sich empor, vollendet das ursprüngliche Nervensystem der Pflanze in der Physiologie des vervollkommneten Tierwesens, wiederholt als wachsender Embryo rasch die vergangene Evolution der Tiergestalt bis hin zur menschlichen Vollendung und richtet sich, ist er geboren, von der erd- und abwärts geneigten tierhaften Körperhaltung zur gerade gewachsenen Gestalt des Geistes auf, der für seine weitere Entwicklung schon himmelwärts schaut. Die ganze irdische Vergangenheit der Welt ist hier im Menschen zusammengefasst, und die Natur hat ihm nicht nur gleichsam das physische Signum gegeben, dass sie in ihm ein kleines Gegenstück zu ihren universalen Kräften gebildet hat, sondern er ist auch psychologisch, in seinem unterbewussten Sein, eins mit ihrem dunkleren subanimalischen Leben, in seinem Mental und in seiner Natur ist das Tier enthalten, und aus diesem ganzen Unterbau erhebt er sich zu seinem bewussten Menschentum.
Welche Seele auch immer im Menschen wohnt, sie ist kein abgetrenntes spirituelles Wesen, das keine Verbindung mit der übrigen irdischen Familie hat, sondern sie scheint daraus hervorgewachsen zu sein, indem sie dies alles in sich aufnahm und dessen Sinn überschritt mit einer neuen Kraft und einem neuen Sinn des Geistes. Dies ist die universale Natur der Menschengattung auf Erden, und man kann mit gutem Grund annehmen, dass, wie auch immer die vergangene Geschichte der individuellen Seele verlaufen sein mag, sie dem Gang der universalen Natur und Evolution gefolgt sein muss. Der Trennungsstolz, der die Einheit der Natur zerbrechen möchte, um aus uns sowohl eine andere als auch eine größere Schöpfung zu machen, hat keine physische Berechtigung, sondern wurde im Gegenteil von der ganzen Beweiskraft der Augenscheinlichkeit widerlegt; und es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass er spirituell irgendwie gerechtfertigt wäre. Die physische Geschichte der Menschheit ist das Hinauswachsen aus dem Subvitalen und dem Tierleben in die höhere Kraft des Menschentums; unsere innere Geschichte, wie sie durch unsere gegenwärtige Natur angedeutet wird, die animalisch und zusätzlich etwas ist, das über das Tier hinausgeht, muss ein gleichzeitiges Parallelwachstum auf demselben Bogen in die Seele der Menschheit hinein gewesen sein. Die alte indische Vorstellung, die es ablehnte, die Natur des Menschen von der universalen Natur oder das Selbst des Menschen von dem einen allgemeinen Selbst zu trennen, akzeptierte diese Konsequenz ihrer Sicht. So setzt das tantrische System die Summe von achtzig Millionen Pflanzen- und Tierleben zur Vorbereitung für eine Menschengeburt an, und ohne uns auf diese Zahl festzulegen, können wir seine Vorstellungskraft würdigen, mit der es sich die schwierige Seelen-Evolution vergegenwärtigt, durch die die Menschheit entstand beziehungsweise vielleicht ständig entsteht. Von dieser Notwendigkeit einer animalischen Vergangenheit können wir uns nur dann lösen, wenn wir der subhumanen Natur alles Seelische absprechen.
Diese Aberkennung ist aber nur eine dieser blinden, voreiligen und überheblichen Isolierungen des menschlichen Mentals, das in sein eigenes Gefängnis abgetrennter Selbst-Wahrnehmung eingeschlossen ist und es ablehnt, seine Verwandtschaft mit der übrigen Natur zu sehen. Weil die Seele oder der Geist im Tier auf einer niedrigeren Stufe wirkt, sind wir nicht berechtigt zu glauben, dass keine Seele in ihm sei, genauso wenig wie ein göttliches oder übermenschliches Wesen berechtigt wäre, uns wegen der abwärts gewandten Niedrigkeit unserer halbtierischen Natur für seelenlose Körper oder Köpfe zu halten. Wenn wir manchmal von unsereinem sagen, er habe keine Seele, so verwenden wir nur einen bildlichen Ausdruck; er bedeutet lediglich, dass der tierhafte Seelentypus in ihm das Übergewicht über den entwickelten Seelentypus hat, den wir in der feineren spirituellen Gestalt der Menschheit erwarten. Aber dieses Tierelement ist in jedem von uns vorhanden. Es ist unser Vermächtnis, unser Erbe von der gemeinsamen Mutter Erde her: Und wie kämen wir spirituell zu diesem Element unseres Wesens oder wie könnten wir die Last dieses Erbes auf uns nehmen, wenn wir nicht die Kraft von einer früheren formativen Erfahrung als Ertrag unserer eigenen Vergangenheit behielten? Das spirituelle Karmagesetz lautet, dass die Natur jedes Wesens nur das Ergebnis seiner vergangenen Energien sein kann; eine Seele vorauszusetzen, die ein vergangenes, nicht ihr gehörendes Karma annimmt und fortsetzt, bedeutet, eine Trennungslinie durch dieses Gesetz zu ziehen und einen unbekannten und unbestätigten Faktor einzuführen. Doch wenn wir dies gelten lassen, müssen wir diesen Faktor begründen, wir müssen erklären oder ausfindig machen, welches Gesetz, welche Verbindung, welche Notwendigkeit, welcher seltsame Entscheidungsimpuls einen von aller Tiernatur reinen Geist veranlasst, einen Körper und ein Wesen der Tierhaftigkeit anzunehmen, die von einer niedrigen Seinsordnung für ihn vorbereitet wurden. Wenn es keine Verwandtschaft und keine Auswirkung von einer vergangenen Identität oder Verbindung her gibt, wird diese Annahme unnatürlich und unmöglich. Daher lautet die Schlussfolgerung, die am vernunftgemäßesten und stimmigsten ist: Der Mensch besitzt die Tiernatur, weil das sich entwickelnde Selbst in ihm wie der entwickelte Körper eine vergangene subhumane Evolution hatte, und tatsächlich finden wir, wenn wir seine Psychologie eingehend betrachten, dass er vielerlei Tierseelen oder vielmehr ein Amalgam von Tiernaturen beherbergt. Diese Schlussfolgerung bewahrt die Einheit der Natur und ihre sich entwickelnde Ordnung; und sie stimmt mit der ständigen Evidenz von Wechselwirkung und Parallelismus überein, die wir zwischen dem inneren und dem äußeren, dem physischen und dem mentalen Erscheinungsbild wahrnehmen – eine Entsprechung und ein Miteinander, das manche damit zu erklären pflegen, dass sie das Mental zum Ergebnis und Niederschlag der Nerven- und Körpertätigkeit machen, das jedoch jetzt besser damit begründet werden kann, dass man in der vitalen und physischen Erscheinungsform eine Folge und einen untergeordneten Niederschlag einer Seelen-Tätigkeit sieht, die von der Erscheinung angedeutet und gleichzeitig vor unserer sinnenverhafteten Denkweise verborgen wird. Schließlich ist in dieser Schlussfolgerung die Seele beziehungsweise der Geist nicht mehr ein wunderbarer Zufall oder ein wunderbares Eingreifen in einem materiellen Universum, sondern eine ständige Gegenwart in diesem Universum und das Geheimnis seiner Ordnung und seines Bestehens.
Das Zugeständnis eines Tier-Seelen-Daseins und der vergangenen subhumanen Geburten der Seele, die langsam und vorsichtig die Geburt in das Menschsein vorbereitet, kann nicht plötzlich an dieser Linie in der natürlichen Stufenfolge haltmachen. Denn der Mensch wiederholt mit seinem Wesen in gedrängter Zusammenfassung nicht nur das Tier-Dasein unter ihm, sondern auch das dunklere subanimalische Sein. Aber wenn es schon schwer für uns ist, in unserer Verachtung für die animalische Gestalt und das animalische Mental dem Tier eine Seele zuzugestehen, ist es noch schwieriger, sie dem rohen Unterbewusstsein der subanimalischen Natur einzuräumen. Der alte Glaube machte dieses Zugeständnis mit der glücklichsten Leichtigkeit, er sah überall, im Belebten und Unbelebten, eine Seele, eine lebendige Gottheit, und für seine Auffassung war alles mit spirituellem Leben erfüllt. Der abstrakte logische Intellekt mit seiner Leidenschaft für saubere Ausschnitte fegte in der Zwischenzeit diesen weiten Glauben als einen fantasievollen Aberglauben beziehungsweise einen primitiven Animismus beiseite, und führte, beherrscht von seinen begrenzenden und aufteilenden Definitionen, eine scharfe Spaltung zwischen Mensch und Tier, Tier und Pflanze, belebtem und unbelebtem Sein herbei. Doch jetzt ist dieses System unduldsamer Spaltungen für das Auge unserer sich weitenden Vernunft in raschem Schwinden begriffen. Das menschliche Mental ist eine Entwicklung aus dem, was in der animalischen Mentalität nur ansatzweise vorhanden ist; auch in diesem niedrigeren Typus ist eine Art unterdrückter Vernunft, denn diese Bezeichnung kann wohl einer Kraft instinktiven und gewohnheitsmäßigen Schlussfolgerns gegeben werden, die aus Erfahrung, Assoziation, Gedächtnis und Nervenreaktion herrührt, und der Mensch selbst fängt mit diesen Dingen an, obschon er aus dieser Tiererbschaft heraus eine freie, sich selbst befreiende menschliche Kraft von reflektierendem Willen und Intelligenz entwickelt. Und es ist jetzt klar, dass das nervliche Leben, das die Grundlage dieser physischen Mentalität in Mensch und Tier ist, auch in der Pflanze grundsätzlich identisch vorhanden ist; und nicht nur dies, sondern es ist mit uns verwandt durch eine Art Nervenpsychologie, die das Vorhandensein eines unterdrückten Mentals bedeutet. Wir können jetzt mit gutem Grund darauf hinweisen, dass ein unterbewusstes Mental in der Pflanze – doch ist es nicht auf den Gipfeln der Pflanzenerfahrung nur noch halb unterbewusst? – im Tierkörper bewusst wird. Wenn wir tiefer hinabsteigen, finden wir Hinweise, dass in den rohesten subvitalen Materieformen die Ansätze genau derselben Lebensenergie und ihrer Reaktionen stecken.
Und dann erhebt sich die Frage, ob es nicht einen ununterbrochenen roten Faden in der Natur gibt, keine Spaltungen und Schnitte, keine unüberbrückbaren Abgründe oder unpassierbare Grenzen, sondern eine vollständige Einheit, einen Materieinstinkt mit unterdrücktem Leben, einen Lebensinstinkt mit unterdrücktem Mental, einen Mentalinstinkt mit der unterdrückten Energie einer göttlicheren Intelligenz, wobei sich aus jeder neuen Entstehungsform oder -art eine Stufe in der Abfolge niedergehaltener Kräfte herausentwickelt, und auch hier wäre die Evolution nicht am Ende, sondern diese umfassende, prall gefüllte Intelligenz wäre das Mittel, um eine größere und jetzt unterdrückte Selbst-Macht des Geistes zu befreien. So begegnet unserem Auge in der Welt eine spirituelle Evolution, die eine innere Kraft über eine Stufenleiter von Entstehungsformen durch die Entfaltung ihrer eigenen verborgenen Mächte zur Größe ihrer vollen und höchsten Wirklichkeit emporhebt. Das Wort des alten Veda gilt immer noch – aus dem All-Ozean der Nichtbewusstheit, apraketam salilam sarvam idam, wird dieses eine spirituelle Existierende durch die Größe seiner eigenen Energie geboren, tapasas tan mahina ajayata ekam. Wo erscheint das, was wir Seele nennen, in dieser Evolution zum ersten Mal? War es nicht da, so muss man fragen, muss es nicht dagewesen sein von Anfang an, wenn auch sozusagen schlummernd oder schlafwandelnd in der Materie? Wenn der Mensch nur ein höheres Tier mit einem größeren Radius an physischem Mental wäre, wäre es denkbar, dass wir sagen, es gab weder Seele noch Geist, sondern nur drei aufeinanderfolgende Mächte der Energie in einer Reihe von Materieformen. Doch im Zenit dieser menschlichen Intelligenz erscheint eine größere Macht des Geistes; wir erheben uns zu einem Bewusstsein, das nicht durch seine physischen Mittel und Formeln begrenzt ist. Dieses Höchste ist nicht, wie es zunächst scheinen könnte, eine substanzlose Sublimierung des Mentals und das Mental eine subtile Sublimierung lebendiger Materie. Es erweist sich, dass diese Größe eben die aus sich selbst existierende Substanz und Kraft unseres Seins ist; alles andere erscheint im Vergleich dazu nur ihre unbedeutendere Form, die sie für eine fortschreitende Enthüllung benutzt; der Geist erweist sich am Ende als das Erste und nicht nur als das Letzte, sowohl als Alpha wie als Omega und als das ganze Geheimnis des Daseins von Anfang an. Wir kommen zu einer unauslotbaren Vorstellung aller dieser Dinge, sarvam idam, worin wir sehen, dass es ein dunkles allgegenwärtiges Leben in der Materie gibt, ein durch dieses Leben in Tätigkeit versetztes geheimes, schlummerndes Mental, im Schutze dieses schlummernden Mentals einen darin enthaltenen allwissenden, alles erzeugenden Geist. Dann aber darf man sich die Seele nicht als etwas Wachsendes oder Entstehendes vorstellen, von dem wir das Ankunftsdatum oder eine Entwicklungsstufe festlegen können, die zu einer ersten Gestaltungsfähigkeit führt, vielmehr ist hier alles ein Gestalt-Annehmen durch eine geheime Seele, die im Sich-selbst-Suchen des Lebens für die wachsende Selbstgewissheit immer offenbarer wird. Alles Gestalt-Annehmen ist ein beständiges und doch fortschreitendes Entstehen oder Werden der Seele, sambhava, sambhuti –, das ist auch das dumpfe, blinde und rohe Dasein und nicht nur das verfeinerte und mental bewusste menschliche oder animalische Dasein. Dieses ganze unendliche Werden ist eine Geburt des Geistes in die Form. Das ist die Wahrheit, für den Verstand zunächst dunkel oder verschwommen, doch sehr licht für ein inneres Erleben, von dem der alte indische Gedanke der Wiedergeburt ausging.