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Kitabı oku: «Der Aether gegen den Schmerz», sayfa 4

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Verschiedene Arten des Aetherrausches

Die Aetherdämpfe erzeugen einen eigenthümlichen Zustand, welcher am meisten Aehnlichkeit mit dem durch den Genuß geistiger Getränke herbeigeführten Zustand, welchen wir Rausch nennen, hat, er unterscheidet sich von diesem besonders dadurch, daß er von subtilerer und mehr geistiger Natur ist. Indessen wiederholen sich in ihm auf gesteigerte Weise alle die im Zustande der Trunkenheit gewöhnlichen Erscheinungen. So wie ein Mensch schon von einer geringen Menge eines geistigen Getränks berauscht werden kann, so reichen oft wenige Athemzüge des Aetherdampfes hin, Trunkenheit zu bewirken, und so wie ein Anderer keine Wirkung von großen Quantitäten geistiger Getränke bei sich verspürt, so zeigt sich das Nämliche auch nach langem Einathmen der Aetherdämpfe. Man hat mehrere Menschen über eine Stunde lang inspiriren lassen, ohne daß sich die geringste Veränderung bei ihnen einstellte. Die Dauer des Rausches richtet sich besonders nach der Dauer der Einathmung. Wer augenblicklich betäubt wird, kommt augenblicklich wieder zu sich, und wer lange Zeit, etwa eine halbe Stunde, gebraucht, um narkotisirt zu werden, ist nur langsam und schwer aus seiner Betäubung wieder zu erwecken. Die mindere oder größere Empfänglichkeit für den Aether hängt wie bei geistigen Getränken vom Alter, vom Geschlecht, vom Grade der Reizbarkeit des Nervensystems, oder dem größeren oder geringeren Abgestumpftsein gegen Spirituosa ab.

Wenn wir nun also den durch den Aether bewirkten eigenthümlichen Zustand Rausch nennen müssen, so zeigt sich in ihm wieder eine mehrfache Verschiedenheit, welche uns eine abermalige Aehnlichkeit mit dem Trinkrausche zeigt. Wir nehmen deutlich vier verschiedene Arten des Rausches wahr. 1, einen ohnmächtigen Rausch, 2, einen heiteren Rausch, 3, einen albernen Rausch, 4, einen tobsüchtigen Rausch. So wie beim Trinken in Vino veritas, so gilt hier beim Athmen in aethere veritas.

Im ohnmächtigen Rausche erscheint das Individuum als ein schlaffer, empfindungsloser, welker, warmer Leib, mit gänzlich schlummerndem Seelenleben. Das Auge ist ganz oder halb geschlossen, das Gesicht bleich, die Züge ausdrucksloser als im gewöhnlichen Zustande oder in der Ohnmacht. Den welken Gesichtsmuskeln fehlt alle Mimik. Selten hört man einen leisen Seufzer oder ein Schnarchen, die Regel ist Stummsein. Wird dieser Rausch laut, so giebt er sich durch trübe, schwermüthige Stimmung und dumpfe Klage kund, ohne jemals heiter oder tändelnd oder zornig zu werden. Dem Erwachen gehen gewöhnlich einige tiefe Einathmungen und bisweilen Seufzen vorher.

Der heitere Rausch, welchen wir häufig bei jugendlichen Personen, besonders beim weiblichen Geschlecht beobachten, drückt sich oft schon nach wenigen Athemzügen, wenn der erste Widerwille gegen den Zwang des Apparats und die neue Luft verschwunden ist, durch milde, freundliche Erheiterung der Gesichtszüge aus. Eine unbeschreibliche Zufriedenheit und Fröhlichkeit verbreitet sich über das Gesicht, die Wangen röthen sich bisweilen, das Auge wird glänzend und schließt sich dann sanft, um sich von der Außenwelt abzukehren. Es wankt der Boden unter den Füßen, der Geist streift ab, was Körper ist, die niederen Sinne und Begehrungen werden mit dem Körper abgelegt. Das Reich der Träume bekommt die Oberhand, und es verkünden unzusammenhängende, einzelne Worte die unnennbare Seeligkeit. Die niederen Sinne, das Gefühl, der Geschmack und der Geruch schlummern und zeigen keine angenehme Täuschung irgend einer Art. Das innere Auge erblickt nun die glänzendste Farbenpracht und beim äußeren Schlafe des Ohrs schwelgt der Sinn des Gehörs in den entzückendsten Tönen. Kein verworrenes Bild stört die Glücklichen, im Gefühl des gänzlichen Entkörpertseins, eines bis dahin nie gekannten Zustandes, fehlt ihnen alles Zeitmaaß. Es erscheint ihnen dieser ganze überirdische Genuß bald als ein einziger seeliger Augenblick, bald als eine himmlische Ewigkeit. Eben so wenig ist es deutlich, ob diese Phantasiebilder ausgeschmückte und verwandelte Recitationen von Erlebtem, oder neu geschaffene Wonnen sind. Zärtlichen Kindern erscheinen die liebenden Eltern als verklärte Gestalten, und liebende Mütter sehen das Gewand ihrer Kinder in unbeschreiblich blendender Weiße prangen. Wer nie in der Musik gelebt, wird im wonnigen Selbstgefühl zum Meyerbeer, das Mädchen ohne Stimme zur Jenny Lind, der trockenste Prosaiker zum Dante, der Furchtsame zum Helden, der die Schlacht gewonnen und im glänzenden Heereszuge unter Pauken- und Trompetenklang im Triumph in die schöngeschmückte Vaterstadt heimkehrt, der Diener zum großen Herrn. Unter die Stellung, welche Jeder im Leben hat, träumt sich Keiner hinab. Alle steigen auf Adlers Schwingen hinauf in eine glänzende, azurne Bläue oder zu einem gelben, schimmernden Goldmeer. Keiner tritt die harte Erde, die Füße und die Schwere des Leibes sind abgelegt, Alle schweben gewichtlos und in einem weiten Raume. Sind es niedere, irdische Erinnerungsbilder, welche vor die Seele treten, so nehmen Theater und Concerte meistens die erste Stelle ein. Siegmund beobachtete, daß ein junger Mann seine ganze orientalische Reise nochmals durchträumte. Kronser meint, schlechte Poeten könnten durch Aetherdämpfe gehoben und verbessert werden. Wenn das möglich wäre, so wäre es ein Glück, und vielleicht könnte auch die Prosa dadurch veredelt werden.

Dem heiteren Rausche würden auch die sinnlichen Träume, welche bisweilen beobachtet sein sollen, und aus denen man ein bedenkliches Argument gegen den Aether entnommen hat, angehören. Wir haben dergleichen in keinem einzigen Falle weder beim männlichen noch beim weiblichen Geschlecht gesehen. Dagegen kam mehrere Male bei Aetherisirten unwillkührlicher Urinabgang vor.

Der alberne Rausch kommt zum Glück selten vor. Schon bei dem ersten Eintritt der Wirkung des Aethers bekommt das Gesicht einen anderen Ausdruck, und der Mensch wird sich ganz unähnlich. Die Gesichtsmuskeln beginnen ein vibrirendes Spiel, die Augen werden weit aufgerissen und krampfhaft wieder geschlossen. Unruhe verbreitet sich über den ganzen Körper und es treten abwechselnd willkührliche und unwillkührliche Bewegungen der Glieder ein. Der Athmungsapparat wird entfernt, der Mensch fängt an ohne deutlichen Zusammenhang zu sprechen, bald Albernes zu improvisiren, Scherze mit den Umstehenden zu treiben und diesen wohl ein Lachen abzunöthigen. Alles mit unheimlichen Geberden und Gestikulationen begleitet. Dazu gesellen sich wohl convulsivische Bewegungen, und die ganze Scene endet mit einer Betäubung, aus welcher er dann erwacht. Die Kranken wissen von ihrem Zustande kein deutliches Bild anzugeben, sie versichern nur, daß ihnen sehr verworren zu Muthe gewesen sei und hegen die Besorgniß, daß sie durch ihr Betragen wohl Anstoß gegeben hätten, und bitten tausendmal um Verzeihung.

Der tobende Rausch zeigt uns ein weit schrecklicheres Bild als der stärkste vom Trunke herrührende. Zum Glück ist er in seiner Heftigkeit nicht viel häufiger als der alberne Rausch. Mit dem Einathmen nimmt das Gesicht sogleich einen tiefen Ernst und dann den Ausdruck einer unerbittlichen Strenge an. Die Augen werden weit geöffnet und rollen und blitzen jähzornig. Jetzt schließen sie sich. Nun liegt der Kranke regungslos da und erhebt seine Stimme zu den furchtbarsten Drohungen. Ein undeutliches Schmerzgefühl entflammt ihn noch mehr, er ist sich einer äußeren Gewaltthätigkeit unklar bewußt, er verwünscht seine Henker. Ihr Verfluchten! rief Einer aus, Ihr Henker, Ihr Mörder! Und so ergoß er sich in eine Fluth von Schmähungen, gegen welche sich Papier und Feder sträuben. Endlich tritt Ermattung ein, und nach einigen tiefen, schnarchenden Athemzügen kehrt das Bewußtsein wieder, meistens ohne Erinnerung dessen, was in der Seele vorgegangen, oder was der Mund gesprochen. – Bei Anderen äußert sich der tobende Rausch nur durch heftige Muskelactionen; ohne viel zu reden, schlägt der Mann um sich, stößt mit den Füßen und entwickelt eine Kraft, welche kaum zu bändigen ist. Endlich erschöpft sich die wilde Gewalt, der Körper bedeckt sich mit Schweiß, und mit schnarchenden Athemzügen tritt der Zustand der Ruhe und der allgemeinen Erschlaffung ein. Entweder hat er gar keine Erinnerung von diesem Zustande, oder er erzählt nur, er habe einen höchst verworrenen Traum gehabt, über welchen er nichts Näheres angeben könne.

Diese vier verschiedenen Arten des Aetherrausches sind gewöhnlich von einander verschieden, doch bemerkt man auch bisweilen Uebergänge von der einen Form zur anderen. Der heitere Rausch verwandelt sich wohl in den albernen und der alberne in den tobenden. Fanden Uebergänge Statt, so folgten sie in derselben Ordnung, wie sie hier angegeben worden; eine rückgängige Umwandlung sah ich nie. Bei Frauen habe ich nur den ohnmächtigen und heiteren Rausch gesehen, den albernen und wüthenden nur einige Mal bei Männern.

Wirkung der Aetherdämpfe in Bezug auf den Schmerz bei chirurgischen Operationen

Ich habe vorhin die geistigen und körperlichen Zustände der Aetherisirten, wie wir sie sowohl bei Gesunden als bei Kranken beobachteten, angegeben. Hier folgt nun das Nähere, was die Beobachtung in Bezug auf das Schmerzgefühl bei chirurgischen Operationen lehrt. Dies ist eigentlich die Hauptsache in der ganzen Angelegenheit des Aethers. Wir nehmen in dieser Beziehung bei ätherisirten Personen, an welchen chirurgische Operationen gemacht werden, folgende verschiedene Zustände wahr. 1, der Kranke ist völlig empfindungslos, er fühlt weder den Schmerz noch die Operation, 2, er fühlt den Schmerz und die Operation undeutlich, aber ganz anders wie im natürlichen Zustande, 3, er fühlt keinen Schmerz, aber die Operation, 4, er fühlt Beides, doch anders wie gewöhnlich, 5, er empfindet größeren Schmerz als im nicht ätherisirten Zustande. Der Schmerz wird durch den Aetherrausch gesteigert, aber umgeändert.

Wiewohl diese verschiedenen Zustände oft ineinander übergehen, so lassen sie sich doch in der Regel, wenn man eine größere Zahl eigener Beobachtungen vor sich hat, ziemlich genau nachweisen.

1. Der Aetherisirte ist völlig betäubt und hat bei der größten und peinlichsten Operation gar keinen Schmerz. Er zuckt nicht, er klagt nicht und verräth selbst beim nothwendigen Durchschneiden von Nerven nicht die mindeste Empfindung. Die ganze Operation wird also bei vollkommener Betäubung und Unempfindlichkeit vollendet, und beim Erwachen weiß er durchaus nichts von dem, was mit ihm geschehen ist. – Oder der Aetherisirte ist nicht betäubt, er hat nur das Aussehen eines Müden mit gläsernen Augen. Man glaubt, er sehe und wisse Alles. Es wird an ihm die kleine oder große schmerzhafte Operation vollzogen, nach deren Beendigung er eben so wenig wie Jener weiß, daß er operirt worden ist, obgleich wir glaubten, seine Empfindung sei nur vermindert. Auffallend ist es besonders hierbei, daß er sich mancher anderen, geringfügigen Umstände erinnert, was dieser oder jener gethan oder gesagt.

2. Das Gefühl ist verkehrt. Der Kranke fühlt statt des Wundschmerzes etwas ganz Anderes, bald an dem Orte, wo er operirt wird, bald an einer entfernten Stelle. Ihm ist es, als würde er gekratzt oder gedrückt, wenn er gebrannt oder geschnitten wurde. Auch percipirt er wohl eine geringe Unbequemlichkeit anderer Art, eine unangenehme Lage, die unbequeme Stellung eines Gliedes, oder den Druck der Hand eines Gehülfen mehr als die Operation selbst.

3. Er fühlt keinen Schmerz, wohl aber die Operation. Dies ist in der Reihe der Erscheinungen die wunderbarste! Der Kranke ist betäubt oder wachend. Im letzteren Fall kann er ziemlich genau Alles wissen, sehen und hören: er wird operirt und hat nicht das mindeste Schmerzgefühl. Im Scheinschlaf oder im Scheinwachen folgt er genau den Bewegungen des Messers bis in die Tiefe seines Leibes, er unterscheidet auf das Genaueste alle seine Bewegungen und begleitet es auf allen seinen Hin- und Herzügen ohne alle Combination. Es ist nicht das Erkennen durch das gewöhnliche, Allgemeingefühl, sondern gleichsam eine Steigerung der örtlichen inneren Wahrnehmung, eine Potenzirung körperlicher Selbstbeschauung. Und bei dem Allen keine Spur von Schmerz, Unbehagen, Furcht oder Reflexion, keine Art einer sensoriellen Einmischung! Seele und Leib scheinen von einander gelöst zu sein, und jene diesen nur aus der Ferne von oben herab ohne Urtheil oder Conjectur zu beschauen. Es erinnert uns dieser Zustand lebhaft an die Wunder des Magnetismus, an welche wir nicht glaubten, und welche wir hier fast mit Händen greifen können.

4. Schmerz und Operation werden empfunden – in der That aber wird fast nur der Schmerz natürlich empfunden. Denn bei einem empfindlichen chirurgischen Eingriff fühlt man eigentlich nur den Schmerz, in dem das Gefühl des Operirtwerdens ganz aufgeht. Der Kranke äußert sich unter der Operation ganz so wie es sonst geschieht, mit demselben Stöhnen und verhaltenem Klagen, obgleich er sich im Zustande anscheinender Betäubung befindet. Auch nach der Operation beschreibt er die erlittenen Schmerzen, ähnlich den gewöhnlichen.

5. Es findet eine Steigerung des Schmerzgefühls Statt. Der halb oder ganz Berauschte bricht in die lautesten Klagen aus, Worte, Stimme und Geberden drücken ein unbeschreibliches Wehe aus, sein Zustand ist wohl die wildeste Verzweiflung. Es ist nicht der furibunde Aetherrausch, wie ich ihn auch ohne Operation bei Aetherisirten gesehen habe, allein, sondern derselbe ist durch letztere noch gesteigert. Aber auch ohne vorangegangene furiose Delirien kann ein sanfter, schlafähnlicher oder heiterer Rausch durch das Schmerzgefühl zum furibunden gemacht werden. Dieser Zustand zeigt aber große Verschiedenheit. Nach überstandener Operation erkennen wir aus den Mittheilungen der Kranken, daß sie wirklich gelitten haben, während in anderen Fällen der ganze schmerzliche Hergang nur noch dunkel in ihrer Erinnerung lebt. Die Ursache dieser Erscheinungen ist, wie ich glaube, ganz besonders eine der Operation vorhergehende, ungewöhnliche Furcht, ein ungemein starres Festhalten des grausigen Bildes derselben und ein Mithinübernehmen desselben in den unfreien Aetherrausch. Diejenigen Erscheinungen, wo der Kranke bei der Operation den Schmerz ausdrückte, ohne daß derselbe sich nach Beendigung desselben bewußt war, kann man dadurch erklären, daß man annimmt, er habe nur die Erinnerung an denselben verloren.

Chirurgische Wahrnehmungen bei Aetherisirten

Die Blutung ist bei chirurgischen Operationen, welche unter der Anwendung des Aethers vorgenommen werden, immer stärker als sonst. Dies stärkere Ausfließen des Blutes, die Wunde mag groß oder klein sein, ist besonders Folge der größeren Verflüssigung desselben durch den Aether. Modificationen treten indessen bald durch größere Betäubung des Kranken und Aufregung des Gefäßsystems ein. Amussat sah, daß die dunklere Färbung des Blutes immer der Betäubung voranging, doch fand ich das Blut ebenfalls dunkel, auch wenn keine Betäubung eintrat. Die Verflüssigung des Blutes scheint schon sehr bald nach dem Einathmen einzutreten, indem der Aetherdunst seiner großen Theilbarkeit wegen sehr schnell die festen und flüssigen Theile des Körpers durchdringt. Eine zweite Erscheinung, welche man sogleich wahrnimmt, ist, daß eine größere Anzahl von Arterien spritzen als sonst, und kleine, welche man sonst nicht bemerkt, in feinem, scharfen Strahl das Blut fortschießen. Amussat meint, daß diese stärkere Blutung aus kleinen Arterienästen in Folge der Aetherisation ein neuer Vortheil für die Chirurgie sei, indem man dieselben entdecken und durch Unterbindung Nachblutungen vorbeugen könne; aber dies ist gerade ein Nachtheil. Es wird dadurch die Reizung, man mag die Gefäße torquiren oder unterbinden, noch vergrößert, und leichter zu gefährlichen Folgen Veranlassung gegeben. Ich glaube sogar, daß eine der häufigsten Todesursachen die Unterbindung vieler kleinen Gefäße ist.

Das Blut ist aber nicht bloß flüssiger und dunkler, sondern es hat einen wirklichen Aethergeruch. Den Aethergeruch möchte man wohl schwerlich während der Operation, wo Alles im Zimmer nach Aether duftet, an dem ausfließenden Blute wahrnehmen, aber wenn es aufgefangen und an einem anderen Orte untersucht wird, verleugnet es den Aethergeruch nicht.

Dieselben Resultate wie der Aether geben auch die Einathmungen von Kohlengas, Stickgas, Wasserstoffgas u. s. w., nämlich vorhergehende Empfindungslosigkeit während des Athmens und allmälige Wiederkehr der Empfindung bei neuer Einathmung der atmosphärischen Luft. Hieraus folgt, daß die Empfindungslosigkeit das Resultat der Einwirkung des Blutes auf die Centralpunkte der Nerven ist, welches nicht in den Lungen umgewandelt ward.

Eine dritte Erscheinung ist, daß das Blut überhaupt dunkeler aussieht. Dies fällt weniger bei dem Venenblut auf, als beim arteriellen, welches oft ein vollkommen venöses Ansehen hat, niemals aber ganz so roth ist wie sonst. Dies habe ich nicht allein gesehen, sondern fast alle anderen Aerzte.

Nach Amussat wird während des Einathmens das arterielle Blut dunkel. Diese Färbung geht dem Eintritt der Unempfindlichkeit vorher. Wird dann wieder atmosphärische Luft eingeathmet, so wird das Blut schon vor der Rückkehr der Empfindlichkeit wieder roth.

Verhalten nach der Operation

Der Zustand der Aetherisirten nach größeren chirurgischen Operationen zeigt manche Eigenthümlichkeiten, welche allein oder doch größtentheils dem Aether zukommen. Bei Mehreren stellt sich unmittelbar nach der Operation starkes Aufstoßen und Erbrechen wie nach einem gewöhnlichen Rausch ein, bei Anderen ein kurzer Reizhusten und Niesen, welches beides bald verschwindet. Dagegen haben andere Aerzte bisweilen heftige Brustbeschwerden und selbst Blutspeien, wahrscheinlich nach der übertriebenen Aetherisation, beobachtet. Bei mehreren Kranken trat bald nach dem Einathmen der Dünste Erbrechen ein, bei anderen erst später nach überstandener Operation. Eine größere Anzahl klagte nur über Uebelkeit. Viele Kranke leiden hinterher an einem dumpfen Kopfschmerz und großer Abgeschlagenheit des ganzen Körpers. Manche werden von großer Schwermuth befallen, und gerade diejenigen am meisten, welche in einem Meere von Wonne schwebten, und nun beim Erwachen keine andere Seeligkeit als die einer überstandenen chirurgischen Operation wahrnehmen. Ein sanfter Schlaf hob indessen gewöhnlich alle diese unangenehmen Nachwirkungen des Aethers, und am nächsten Morgen waren diese Erscheinungen gewöhnlich wieder verschwunden.

Unverkennbar ist aber die durch die Aetherisation herbeigeführte Neigung der Operationswunden zu Nachblutungen. Sie wird hinlänglich durch die oben bemerkte größere Verflüssigung des Blutes durch den in den Kreislauf aufgenommenen Aether erklärt. Stärkere Compression, Tamponnade, kalte Umschläge in Verbindung mit einem kühlenden Regimen heben indessen die Nachblutungen alsbald.

Gegen ungewöhnlich lange Betäubung sind die vorzüglichsten Mittel frische Luft und kaltes Wasser, kalte Umschläge auf die Stirn gelegt. Bei zwei nicht einmal stark von mir Aetherisirten stellten sich bedeutende Congestionen nach dem Kopfe ein, welche durch Aderlässe aber sogleich gehoben wurden. Das abgelassene Blut, welches nach Aether roch, war flüssiger, der Blutkuchen kleiner, das Blutwasser röthlich. Andere leiden noch längere Zeit an nervösem Kopfweh. Bei Gerdy selbst dauerte dieses 10 Tage lang.

Das Riechen an Salmiakspiritus, welches man als Antidotum gegen Aetherbetäubung empfohlen hat, möchte wohl nur beim eingetretenen Scheintode zu empfehlen sein. Jackson räth, wie schon erwähnt worden, bei tiefer Betäubung den Kranken Sauerstoff einathmen zu lassen und bei jeder unter Einwirkung des Aethers vorzunehmenden Operation eine Flasche mit Sauerstoffgas in Reserve zu haben, doch wird diese Vorsicht überflüssig, wenn man den Kranken nicht überstark ätherisirt.

Gefährlich scheint es zu sein, dem Kranken nach überstandener Operation starke Getränke zu geben. (Fairbrother reichte dieselben bei einer Amputation und ätherisirte abwechselnd den Patienten.) Es kann nämlich dadurch eine gefährliche Steigerung des Rausches herbeigeführt werden. Lehrreich ist in dieser Beziehung das Beispiel von Siegmund, welcher bei einem Manne, auf welchen der Aether nicht zu wirken schien, von einem Glase Wein einen starken Nachrausch entstehen sah.

Mehrere Aerzte beobachteten starke Schweiße nach der Operation als üble Folge der Aetherisation. Ich habe diese späten Schweiße nur zwei Mal gesehen, sie waren für den Kranken keinesweges erschöpfend, sondern schienen vielmehr einen ganz wohltuenden Einfluß zu üben.

In Folge der großen Theilbarkeit der Aetherdämpfe nehmen wir bei ätherisirten Personen noch längere Zeit einen durchdringenden Aethergeruch wahr. Nicht bloß die ausgeathmete Luft, sondern auch der Schweiß und die Oberfläche des Körpers riechen noch nach mehreren Stunden, selbst noch mehrere Tage lang nach Aether. In einem Falle nahm ich noch am dritten Tage nach der Operation den Aethergeruch wahr.

Die ausgeathmete Luft ätherisirter Kranken enthält nach Despretz nur halb so viel Sauerstoff als die gewöhnliche Luft, denn bei einer Temperatur von 20 Grad ist die elastische Kraft des Aethers ungefähr der Hälfte des mittleren Druckes der Atmosphäre gleich.

Die unter Aether Operirten scheinen nach überstandener Operation, abgesehen von dem Gefühle der Abgeschlagenheit, weniger glücklich darüber, was sie nicht wahrgenommen, als die es sind, welche unter Schmerzen operirt worden, daß der gefürchtete Augenblick vorüber ist. Es stellt sich bei ihnen eine eigenthümliche Furcht vor dem Verbande ein, bei dem sie sich weit sensibler zeigen, als die nicht Aetherisirten, denen das Unbehagliche des Verbandes höchst unbedeutend im Vergleich zu dem Schmerze bei der Operation erscheint.

Spätere nachtheilige Einflüsse von großer Bedeutung auf das allgemeine Befinden der Kranken oder auf die Operationswunden habe ich nicht bemerkt. Diejenigen Wunden, welche durch Heftpflaster oder Nähte zur unmittelbaren Verwachsung geführt werden sollten, waren oft in wenigen Tagen, wie sonst, vollkommen geschlossen.

Bei Wunden mit Substanzverlust beobachtete ich keine stärkere Entzündung, als gewöhnlich, (vielleicht eine geringere). Der Eiterungs- und Granulationsproceß war bald natürlich, bald die Plasticität vermindert, die Heilung erfolgte in der gewöhnlichen Zeit auch wohl etwas später.

Auch die festen Theile scheinen einige Veränderungen durch den Aether zu erleiden. Die Haut ist welker und zeigt einen geringeren Grad von Elasticität beim Durchschneiden, weshalb sie sich weniger stark zurückzieht. Das Zellgewebe ist dunkler und blutreicher, die willkührlichen Muskeln bei starker Betäubung schlaffer und unverkennbar von einer leicht braunen Färbung. Auch die unwillkührlichen Muskeln, wie die des Darmkanals, erschlaffen; daher mitunter größere Leichtigkeit, incarcerirte Brüche zurückzubringen. Eben so die Blase deren willkührlicher Schließungsmuskel bisweilen sich öffnet und den Urin ausfließen läßt. Bei einer Frau (siehe unten), welcher ich einen eingeklemmten Bruch operirte, fand sich auf der anderen Seite ein großer beweglicher Bruch, nur von papierdicken Hüllen bedeckt. Die durch sie hindurch deutlich wahrnehmbare aufgeblähte Darmschlinge war in großer Aufregung, und die peristaltische Bewegung sichtbar. Nach der Einwirkung der Aetherdämpfe erlahmte diese Bewegung allmälig, und die Darmschlinge kroch langsam in die Bauchhöhle zurück.

Der Zustand der Empfindungslosigkeit selbst bei der größten chirurgischen Operation, zeigt gerade das Umgekehrte von dem, was wir an einem an der asphyctischen Cholera Leidenden sehen. Während bei jenem die Operationswunde stärker blutet, ist die Empfindlichkeit vollständig aufgehoben. Bei blauen Cholerakranken giebt die Wunde keinen Tropfen Blut, sie ist fast trocken, und selbst die großen Arterien an den Gliedern sind leer, und dennoch ist der natürliche Grad des Empfindungsvermögens in allen Theilen der Wunde vorhanden. Eine grausenvolle Erscheinung! Also Lebensausdruck in dem Todtscheinenden und Todeserscheinungen in dem Lebendigen.

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Litres'teki yayın tarihi:
11 ağustos 2017
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