Kitabı oku: «Der Aether gegen den Schmerz», sayfa 6
Der Speiseröhrenschnitt gestattet sehr wohl die Aetherisation.
Der Kaiserschnitt wurde in London im St. Bartholomäus Hospital von Skey bei einer Frau von 25 Jahren wegen einer bedeutenden Verkrümmung des Beckens vorgenommen. Nachdem die Frau 5 Minuten ätherisirt worden, wurde sie empfindungslos, und man vollzog die Operation, ohne daß sie Schmerzen äußerte. Das Kind blieb leben, die Mutter starb in der folgenden Nacht.
Reposition des eingeklemmten Bruches. Die Betäubung des Kranken durch Aether beim eingeklemmten Darmbruche ist oft ein großes Unterstützungsmittel, denselben ohne Operation zurückzubringen, wenn er seiner Natur nach überhaupt zurückgebracht werden kann, wie z. B. der Leistenbruch. Die Erschlaffung der Bauchmuskeln und die verminderte Thätigkeit der Gedärme führen diese Erleichterung herbei. Dagegen kann auch die Gefahr gesteigert werden. Wenn nämlich der Kranke beim Zurückdrücken und Kneten des Darmes keine Schmerzen hat, kann durch die Abwesenheit dieses leitenden Symptoms der Arzt leicht verleitet werden, seine Manipulationen zu lange fortzusetzen und den Darm entweder zerdrücken oder brandig kneten. Geht der Bruch doch nicht zurück, und muß die Operation vorgenommen werden, so wird ihr Ausgang um so zweifelhafter sein, je mehr der Darm durch die angewandte Gewalt gelitten hat.
Die Bruchoperation. Bei der Brucheinklemmung, welche, wie es meistens der Fall ist, nur durch die Operation gehoben werden kann, wie z. B. beim Schenkelbruch, ist das Aetherisiren zwar ein Mittel gegen den Schmerz, doch treten hier einige Bedenklichkeiten von größerer Wichtigkeit ein. Zuerst ist die Dauer einer von einer geübten Hand ausgeführten Operation außerordentlich kurz, oft nur von wenigen Minuten. Bei ihr ist wie bei Augenoperationen die größte Ruhe nöthig. Der Kranke muß regungslos da liegen, da die kleinste Bewegung bei der Eröffnung des Bruchsackes, beim Bloßlegen des Darmes und der Erweiterung der Bruchöffnung, eine Verletzung des vorgefallenen Darmstücks und den Tod zur Folge haben kann. Dies erkennen die Kranken gewöhnlich sehr wohl und regen sich deshalb nicht im Geringsten. Welche Gefahren drohen aber nicht bei der Operation, wenn der Aetherisirte in einen ungestümen Rausch verfällt, schnell die Schenkel anzieht, sich hin- und herwälzt, wobei kaum verhindert werden kann, daß er sich vom Tisch herabstürzt. Schon diese Umstände könnten dem eingeklemmten Darme höchst gefährlich werden und selbst eine Zerreißung desselben herbeiführen, noch ehe die Operation selbst begonnen hätte. Bei einem so wilden Rausche müßte die Operation auch jedenfalls bis zum Eintritt der vollkommenen Erschlaffung aufgeschoben werden. Bei den von mir bis jetzt unter Einwirkung des Aethers operirten Bruchkranken kam nur der stille Rausch vor, die Operation war mir aber durch die Betäubung nicht erleichtert, doch auch nicht erschwert, vielleicht etwas erschwert, weil ich jeden Augenblick eine willenlose, stürmische Bewegung fürchtete. Die Därme gingen auch nicht leichter zurück als bei nicht ätherisirten Kranken.
Exstirpation des Gebärmutterhalses. Bei der schaudervollen Ausschneidung des krebsigen Gebärmutterhalses ist die Aetherbetäubung ein unvergleichliches Mittel. Wenn dies auch nur ihr alleiniges Feld wäre, so müßten wir uns doch schon über diese Bereicherung freuen. Dasselbe gilt von der Operation der Blasenscheidenfistel, der Gebärmutterpolypen, der Naht des zerrissenen Darmes und vom Steinschnitt. Fast alle diese Operationen sind so groß, so schmerzhaft, zum Theil von mancherlei erschwerenden Umständen begleitet und sich in die Länge ziehend, dabei die Lage der Kranken so peinlich und ermüdend, daß durch gehörige Betäubung derselben eine Erleichterung um die Hälfte verschafft wird. Bei ihnen steht der Anwendung des Aethers daher in chirurgischer Beziehung nichts entgegen, und nur ein stürmischer Rausch könnte sie erschweren.
Bei der Operation der Blasenscheidenfistel, wo man auf große Unruhe und heftigen Widerstand der Kranken gefaßt sein muß, ist der Vortheil auf Seite des Aethers sehr groß. Bei der Naht eines veralteten Dammrisses ist die Aetherisation ebenfalls angezeigt, zu verwerfen dagegen beim frischen Dammriß.
Beim Steinschnitt haben mehrere Beobachtungen bereits den Werth der Aetherisation außer Zweifel gesetzt. Bei der Zerstückelung des Steins in der Blase ist ebenfalls schon die Aetherberauschung mit Erfolg vorgenommen worden, und einer glücklichen Erfahrung ist nicht viel zu widersprechen. Dennoch muß ich hier mein Bedenken gegen den Aether aussprechen. Eine Steinzerstückelung soll fast ganz ohne Schmerz verlaufen und höchstens etwas Unbequemes sein. Wenn der Kranke sehr dabei leidet, weil der Stein groß, oder die Blase krank, oder der Operateur ungeschickt ist, so wäre der Steinschnitt besser gewesen. Schreit der Kranke unter der Operation, so findet eine starke Insultation der Blase Statt, welcher eine gefährliche Entzündung folgt. Der Eintritt einer Schmerzempfindung, welche das Zerstückelungsinstrument in der Hand des Geschickten erregt, ist ein Zeichen, daß der Operateur die Blase selbst beeinträchtige; der Schmerz dirigirt hier seine Hand und das Instrument, er ist der sicherste Moderator seines Handelns. Wenn der Kranke aber betäubt ist und gar nicht fühlt, so kann er wohl eine kleine Falte der Blasenwand mit einem Steinfragment fassen und letzteres zwar zerbrechen, aber auch zugleich die Blasenfalte mit zerquetschen, ohne es zu merken. So mögte er dann, wenn er das Instrument herausgezogen hat, wohl glauben, durch seine vortreffliche Operation dem Kranken das Leben gerettet zu haben, während er die Ursache seines Todes ist. Der Wiedererwachende wird sogleich die heftigsten Schmerzen empfinden, und ein starker Blutabgang lehren, was in der Blase vorgegangen ist.
Bei der Radicalcur des Wasserbruchs durch Injection oder durch Incision, bei der Phimose und Paraphimose, bei der Castration, der Amputatio penis und vielen anderen kleinen Operationen an den männlichen Genitalien ist die Aetherbetäubung wegen der Schnelligkeit, mit welcher dieselben zu machen sind, von geringerem Werthe, doch nicht zu verwerfen, da man auch den schnell vorübergehenden Schmerz dem Kranken gern ersparen will. Dasselbe gilt auch von manchen kleinen Operationen an den weiblichen Genitalien.
Bei der Operation des Mastdarmkrebses, wie schon oben bemerkt, und der des Vorfalls des Mastdarms ist, wegen der großen Schmerzhaftigkeit dieser Operationen, die Aetherisation passend. Weniger dagegen bei der leicht und schnell ausführbaren Operation der Mastdarmfistel und der Hämorrhoidalknoten.
Ueberblick der chirurgischen Operationen unter günstiger Anwendung der Aetherdämpfe
Die Anzahl der Fälle von glücklicher Anwendung der Aetherdämpfe bei chirurgischen Operationen ist bereits zu einem solchen Umfange angewachsen, daß ich von meinem ursprünglichen Plan, die sämmtlichen Beobachtungen, welche von meinen Freunden und mir aus den zahlreichen Journalen des Aus- und Inlandes mit vieler Mühe zusammengetragen waren, hier ausführlicher mitzutheilen, abstehen muß. Ich begnüge mich daher, nur eine summarische Uebersicht derselben zu geben, bekenne aber gern, daß wahrscheinlich noch mancher verdienstvolle Name ausgelassen, manche interessante Operation nicht angegeben worden ist. Möge man mir das verzeihen, vielleicht finde ich später ein Mal Gelegenheit, das Versäumte nachzuholen.
Glücklicher Erfolg begleitete die Aetherisation bei Amputationen
des Oberschenkels, Landsdown, Liston, Chiari, Hayward, Warren, Velpeau, Laugier, Schuh, Jüngken u. A.
des Unterschenkels, Laugier, Knowles, Adams, Malgaigne, Jüngken, Jobert, Velpeau, Roux, Leblanc, Schäfer, Berend u. A.
des Armes, Guyot, Velpeau, Duval, Baudens, Siegmund, Schuh u. A.
der Finger, Liston, Murdough, Blandin, Malgaigne, Petrequin, Heyfelder u. A.
Bei der Abnahme der Brust, Jobert, Leblanc, Blandin, Goyrand, Schlegel, Brookes,
bei der Castration, Bonnet, Baudens, Lacroix u. A.,
beim Wasserbruch, Bruns, Jobert, Ricord, Baudens, Vidal, Bierkowsky, Langenbeck, Jüngken u. A., beim Steinschnitt, Arnott, Guersant, Guthrie,
bei der Steinzertrümmerung, Serre, le Roy d'Etiolles, Lacroix, Cutler,
bei der Phimose, Thomson, Ricord, Fergusson u. A.,
beim Bruchschnitt, Key, Patridge, Morgan, Heyfelder,
beim Kaiserschnitt, Key u. A.,
bei Neubildung von Augenlidern, Nasen, Liston, Heyfelder, Rothmund u. A.,
bei Sehnen- und Muskeldurchschneidungen, Brett, Baudens, Lorinser, Jüngken, Heyfelder, Berend u. A.,
bei der Ausschneidung von gut- und bösartigen Geschwülsten, Clement, Ricord, Baudens, Malgaigne, Jobert, Hall, Velpeau, Maisonneuve, Petrequin, Wright, Lederle, Meyer, Hammer, Schuh, Siegmund, Heyfelder u. A.,
beim Ausreißen der Nasenpolypen, Amussat, Gerdy, Serre, Schuh u. A.,
bei der Anwendung des Glüheisens, Blandin, Mickschick, Heyfelder, Reisinger, Schuh u. A.,
bei der Anwendung der Brenncylinder, Baudens, Jüngken u. A.,
bei der Exstirpation des Augapfels, Lawrence, Jüngken.
Einwürfe gegen die Anwendung der Aetherdämpfe bei chirurgischen Operationen
Mitten unter dem lauten Jubel der Welt: der Schmerz ist bezwungen! das Menschengeschlecht ist von seinem größten Feinde befreit! ertönt von einer anderen Seite die Stimme der Warnung. Wehe dem, der es wagt, das Verdammungsurtheil über die Aetherdämpfe auszusprechen. Ohnmächtig steht er gegen die Uebermacht da, Einer gegen Tausend. Nur bei Einzelnen ist die Ueberzeugung von der Schädlichkeit des Aethers so mächtig, das Durchdrungensein von der Richtigkeit ihrer Behauptungen so innig, daß sie als Märtyrer der Wahrheit auftreten und kühn behaupten, ein Schwindel habe die Aerzte ergriffen, der künstliche Aetherrausch sei ein vermessener, verdammungswürdiger Eingriff in die Rechte der Natur, der Schmerz eine absolute Nothwendigkeit, dessen sich der Mensch nicht entäußern dürfe.
So sehr wir uns aber zur Dankbarkeit gegen den Entdecker der Aufhebung des Schmerzes, Jackson, so wie gegen alle wissenschaftlichen Förderer derselben verpflichtet fühlen, so fordert die Gerechtigkeit, auch die Stimme der Gegner zu hören, da durch ihren Gegenkampf die Schattenseiten der Entdeckung aufgehellt, die Uebertreibung zurückgehalten, der Mißbrauch verringert, und die Wahrheit immer wahrer wird.
Leider haben die bis jetzt über den Werth der Aetherberauschung zur Stillung des Schmerzes bei chirurgischen Operationen und bei Geburten angestellten Beobachtungen einen fast persönlichen Charakter angenommen, weshalb sie auch zu keinem genügenden Resultat geführt haben. Die Gegner kämpfen theils mit wissenschaftlichen Gründen, theils berufen sie sich auf unglückliche Fälle, welche vorgekommen sein sollen. Diese Thatsachen, welche uns zu ernsten Betrachtungen auffordern, sind nicht ganz abzuleugnen, – denn was ist in der Welt vollkommen! Aber das Mittel ist ein großes, und mit Recht sagt der berühmte Flourens von ihm: »Was den Schmerz nimmt, nimmt auch das Leben, und das neue Mittel ist wunderbar, aber auch zugleich furchtbar.«
Der größte Widersacher der neuen Entdeckung ist Magendie. Wir müssen aber die Stimme des tiefen Forschers des Lebens hören, auch wenn er sich zu befangen zeigt. Ohne die überraschenden, schmerzstillenden Erscheinungen des Aetherrausches abzuleugnen, sagt Magendie, daß durch denselben unter Umständen die heftigsten und unerträglichsten Schmerzen und peinlichsten Träume herbeigeführt werden können. Eine Frau glaubte bei den ersten Athemzügen, sie müsse sterben. In anderen Fällen entsteht danach Klagegeschrei und Schluchzen. Diese Art der Trunkenheit erzeugt fast im ersten Augenblick des Einathmens eigenthümliche Träume, und schlafend sieht, hört und antwortet der Kranke. Die Augen schließen sich und rollen nach oben, die Pupillen sind verengert. In diesem Augenblick tritt völlige Gefühllosigkeit ein. Wird dann die Operation unternommen, so verwandeln sich oft die angenehmen Träume in peinliche; einigen kommt es nur so vor, als würden sie operirt, da man sie doch wirklich operirt, andere glauben geschlagen und gemißhandelt zu werden und leiden noch besonders dadurch, daß sie ihre Qualen nicht ausdrücken können. Mitten in diesen Träumereien wird der Mensch bisweilen wie von Tobsucht ergriffen, und wie ein Wahnsinniger stürzt er auf Alles los, was ihn umgiebt.
Es ist nicht zu bezweifeln, daß wenn die Aetherberauschung zu weit getrieben wird, der Tod auf der Stelle eintreten kann. Bei Thieren beobachtete man dies wenigstens. Bei der Untersuchung der durch Aetherdunst getödteten Thiere findet man das Lungengewebe mit schwärzlichem Blut angefüllt, wie man dies oft nach der Durchschneidung des zehnten Nervenpaares beobachtet hat. Dasselbe findet man auch bei Menschen.
Der Aetherrausch bringt eben so wie der vom Wein und Alkohol Störungen in den Verrichtungen der Organe hervor. Hartnäckige Kopfschmerzen, eine Art von Säuferwahnsinn, Schwäche des Gehörs und Gesichts, schwacher und unsicherer Gang sind die Folgen. Im Hospital zu Versailles litten drei wegen des Zahnausziehens ätherisirte Frauen noch mehrere Tage lang an fürchterlichen Convulsionen, so daß eine energische ärztliche Behandlung nöthig wurde.
Herr Magendie drückte ferner seinen Widerwillen gegen den Aether als ein die Sinnlichkeit gefährlich steigerndes Mittel aus, wovon er selbst traurigen Scenen mit beigewohnt habe, und vergleicht seine Wirkungen in dieser Beziehung mit dem des animalischen Magnetismus. Er findet im Aetherrausch einen neuen Weg und ein neues Mittel zu Verbrechen, das wegen seiner Neuheit um so gefährlicher sei.
Der Schmerz, sagt Magendie, ist bei Operationen oft ein wichtiger Leiter, um die Verletzung edler Theile zu vermeiden. So kann es denn leicht geschehen, daß ein Nerv gefaßt und mit unterbunden wird. Bei Operationen im hinteren Theile der Mundhöhle, wie bei dem Ausschneiden der Polypen, kann dem Betäubten das Blut in die Luftröhre fließen und dadurch Erstickung herbeigeführt werden, wogegen dasselbe sonst durch den Reiz, welchen es erregt, ausgestoßen wird.
Lallemand erinnert, daß die Aetherbetäubung bei Amputationen den Nachtheil habe, daß die Muskeln sich während der Operation gar nicht zurückziehen, wodurch später ein conischer Stumpf sich bilden müsse. Wenn es schon bei gewöhnlichen Amputationen oft vorkommt, daß der Knochen nach einiger Zeit des schützenden Fleischpolsters beraubt wird, indem sich die Muskeln, besonders die oberflächlichen, nachträglich zu stark zurückziehen, um wie viel eher wird dies bei Aetherisirten der Fall sein, bei denen im Augenblicke der Operation gar keine Zurückziehung der Muskeln eintritt, und die nachfolgende daher viel bedeutender sein muß. Auch sei das Mitfassen und Unterbinden eines Nerven zu besorgen.
Als ein gefährlicher Mißbrauch ist schon das lang fortgesetzte Einathmen der Dämpfe zu betrachten, da danach plötzlicher Scheintod und Tod eintreten können.
In welchem Verhältnisse steht wohl der augenblickliche Schmerz beim Ausziehen eines Zahnes mit dem 45 Minuten langen Einathmen der Aetherdämpfe, wie es bei Landouzy ein Kranker aushalten mußte. Ueble Nachwirkungen sehen wir auch schon bisweilen, wo die Kranken gar nicht lange eingeathmet haben, wie z. B. in dem folgenden Falle. Hancock ließ einem Manne in mittleren Jahren vor dem Ausreißen eines Zahnes den Aether 2 Mal einathmen, beide Male trat vollkommene Empfindungslosigkeit ein, beim ersten Male blieb der Puls normal, beim zweiten Male fiel er bis auf 60 und wurde klein. Die Pupillen waren normal, auch reagirte die Iris auf Einwirkung von Licht. Nach der Operation klagte Pat. sehr über Frost und blieb noch zwei Stunden lang ganz verwirrt.
Eine offenbar zu allgemeine Anwendung hat man vom Aether beim Ausziehen der Zähne gemacht, ohne dabei die Individualitäten zu berücksichtigen. Nach dem Urtheile von 12 Chirurgen und Zahnärzten in Boston, erzeugt der Aetherdunst bei den meisten Patienten einen so hohen Grad von Betäubung, daß dem passiv widerstrebenden Körper große Gewalt bei der Operation angethan werden muß. Es entsteht Schmerz, ohne daß die Erinnerung daran bleibt. Der Aether hat gefährliche Nebenwirkungen, welche man nicht berechnen und nicht beherrschen kann. Man hat die günstigen Fälle verbreitet, aber es giebt auch ungünstige. Die Symptome sind überraschend, doch bisweilen bedenklich. Aufregung, heftiger Husten, Blutandrang nach dem Gehirn und den Augen, Erweiterung der Pupille, Verzerrung des Gesichts, Prostration, Stertor, Angst, Seufzen, Stöhnen, Schrecken, Delirien. Das Mittel ist bei Neigung zum Schlagfluß, Gefäß-, Gehirn-, Herz- und Lungenstörungen gefährlich und darf nur wirklichen Aerzten anvertraut werden. Aus Mortons Praxis werden mehrere unglückliche Fälle erzählt, wie mehrtägiges Irresein und mehrmaliges starkes Blutspeien.
Manche hieher gehörige Fälle sind auch in anderen Ländern beobachtet worden. Die Schauspielerin Peche vom Hoftheater in Wien, welche sich einen Zahn ausziehen lassen wollte, gerieth durch die Einathmung der Aetherdämpfe in einen höchst bedenklichen Grad nervöser Aufregung, dem ein heftiges Nervenfieber folgte.
Andere unglückliche Zufälle nach dem Zahnausziehen werden in der Medical Gaz. erzählt. Bei einem Frauenzimmer, welches sich dieser Operation unterwarf, hatte der Puls vor dem Einathmen 130 Schläge, fiel nach demselben auf 70. Die Augen rötheten sich, die Respiration wurde stertorös, Schaum stand vor dem Munde, als sollte ein epileptischer Anfall ausbrechen.
Bei einem jungen Manne stieg der Puls auf 150 Schläge, die Schläfenarterien klopften heftig, die Augen waren mit Blut unterlaufen, die Respiration mühsam.
Ein 20jähriges Mädchen litt nach der Rückkehr des Bewußtseins an heftigem Kopfschmerz, an Schwindel und Zittern des ganzen Körpers. Ihre Freundin von gleichem Alter mußte sogar im Delirium nach Hause gebracht werden, welches mit kurzen Pausen 3 Tage anhielt.
Eine andere Dame verfiel ebenfalls in Delirium, welches eine ganze Nacht anhielt. Am nächsten Morgen trat starkes Blutspeien ein.
Eine vollblütige Frau von 21 Jahren wurde, nachdem sie nur 1½ Minute den Aether eingeathmet, ganz unbändig, 2 Männer mußten sie halten, ihr Gesicht glühte, erst nach einigen Minuten Ruhe konnte ihr der Zahn ausgezogen werden.
v. Dall-Armi erzählt, daß bei einem Frauenzimmer, welches vor dem Ausziehen eines Zahnes ätherisirt wurde, nach 5 Minuten Schlingbeschwerden und krampfhaftes Zittern der Glieder eintraten, welches 28 Minuten lang bei vollem Bewußtsein anhielt. Bald darauf stellten sich heftige hysterische Beschwerden mit Betäubung ein. Während der Remission der Krämpfe zeigten sich die Erscheinungen von Betäubung, die Muskeln waren, statt erschlafft zu sein, gespannt. Dieser Zustand dauerte mit ziemlich gleichmäßigem, fast von 5 zu 5 Minuten wiederkehrendem Wechsel 1¼ Stunde. Nach dieser Zeit verschwanden alle Zufälle, die Patientin erwachte wie aus einem tiefen Schlaf und erinnerte sich auch von der Zeit an, wo das Instrument an den Zahn angesetzt wurde, bis zu ihrem Erwachen, nur eines schweren Traumes. v. Dall-Armi bemerkt, daß dergleichen Zufälle, wenn sie eine bedeutende Höhe erreichten, die Anwendung der Aetherdämpfe bei Gebärenden sehr bedenklich machen mögte.
Fairbrother, enthusiastisch für den Aether eingenommen, gesteht dennoch, daß beim Zahnausziehen die meisten Patienten einen leidenden Zustand ausdrückten. Ein Patient, dem bei einer Operation der Nervus ischiadicus durchschnitten wurde, schrie heftig auf. Ein anderer blieb nach einer Operation eine Stunde lang völlig bewußtlos.
Dix sah nach einer Operation in der Nähe des Auges heftige Zufälle. Der Kranke athmete lange und unvollkommen. Nach 35 Minuten sank der Puls von 120 auf 96 Schläge. Der Athem wurde träge, die Glieder kalt. Man machte kalte Begießungen, ließ an Ammoniak riechen und erst nach einer peinvollen Stunde kam der Patient, vorzüglich in Folge der starken Blutung aus der Wunde, wieder zu sich.
Wutzer warnt vor der unbedingten Anwendung des Aethers bei Operationen. Obgleich die Erfolge im Allgemeinen günstig waren, so beobachtete er doch auch bei ätherisirten Personen Hitze, Betäubung, fieberhafte Aufregung und ungewöhnlich stärkere Blutung aus der Operationswunde.
Fischer sah bei der Operation der Einwärtskehrung der Augenlider bei einem 7jährigen Mädchen keine Betäubung eintreten, und dasselbe schrie bei jedem Schnitt. Ein 15jähriger, etwas scrophulöser Knabe, an welchem die Operation beider Klumpfüße gemacht, der aber vorher in Bezug auf den Aether geprüft werden sollte, war schon nach einer Minute betäubt und gegen alle Reize unempfindlich. Nachdem er wieder erwacht war, überfiel ihn ein Schwindel. Dann stellten sich heftige allgemeine Krämpfe ein, die Hals- und Nackenmuskeln waren so hart wie Holz. Der Kopf wurde oft auf die linke Seite gezogen, blieb einige Zeit in dieser Stellung und nahm dann wieder die natürliche an. Das Bewußtsein fehlte und doch konnte man den Kranken durch Anrufen erwecken. Diese starrkrampfähnlichen Zufälle waren gegen Abend und in der Nacht am stärksten. Kalte Uebergießungen über den Kopf, kalte Waschungen des ganzen Körpers und Citronenwasser zum Getränk milderten am zweiten Tage die Zufälle. Nach 48 Stunden roch der Athem des Kranken noch nach Aether. Am vierten Tage war er vollkommen wieder hergestellt. Horst räth, den Aether nur mit größter Umsicht und Vorsicht anzuwenden, besonders aber bei großen eingreifenden Operationen. »Wozu«, sagt er, »kann ein schmerzstillendes Mittel dienen, wenn entweder in dem Augenblick des Versuches oder später üble Folgen entstehen, oder der Grund zu anderen chronischen Krankheiten gelegt wird u. s. w.«
Gerdy beobachtete eine nachtheilige Wirkung auch bei einem Kranken mit grauem Staar, bei dem er das Ausziehen der Linse vornehmen wollte. Nachdem derselbe betäubt und fast eingeschlafen war, wurde die Hornhaut durchstochen, aber das Auge des Kranken floh so vor dem Instrument, als die Operation fortgesetzt werden sollte, daß Gerdy, um dieselbe nicht zu compromittiren, das Auge fahren ließ. Er wollte hierauf die Linse niederdrücken, aber das Auge war noch so unruhig, daß er für dieses Mal die Operation ganz aufgeben mußte. Gerdy stach hierauf den Kranken in die Nase und in die Lippe, man kniff demselben die Hand, und als er zu sich kam, erinnerte er sich sehr gut, gekniffen zu sein, aber sprach nicht von den Stichen an der Nase und der Lippe.
Im Middelsex-Hospital sollte einer Frau, welche geistigen Getränken sehr ergeben war, eine Einwärtskehrung der Augenlider operirt werden, sie athmete mit großer Energie während 10 Minuten Aetherdämpfe ein. Da ihr Gesicht sich sehr stark röthete, und man einen Schlaganfall befürchten mußte, unterließ man die Fortsetzung der Einathmung, obwohl Patientin noch nicht bewußtlos geworden. Die Operation des Entropiums wurde an ihr vollzogen, und die Schmerzen schienen ganz dieselben zu sein, wie sie gewöhnlich bei dieser Operation empfunden werden.
So glücklich auch die von Pomly vorgenommene Schieloperation ablief, so hatten doch die vorhergehenden Umstände etwas sehr Widerwärtiges.
Fairbrother machte die Amputation des Unterschenkels bei einem Mädchen von 15 Jahren von zarter Constitution. Sie wurde einige Minuten ätherisirt. Der Puls blieb zwar normal, aber die Pupille dilatirte sich, wurde unthätig, und es trat Empfindungslosigkeit ein. Die Amputation des Unterschenkels wurde jetzt begonnen, sie schrie aber gleich bei dem ersten Schnitte und machte starke Bewegungen. Darauf setzte man die Einathmung während der ganzen Dauer der Operation fort.
Meermann sah, daß ein 17jähriges Mädchen, an dem ein anderer Arzt die Schieloperation machte, welches nur 1½ Minuten lang Aetherdämpfe eingeathmet hatte, 3 Minuten lang völlig empfindungs- und bewegungslos war. Die Pupillen blieben bei dem stärksten Lichtreiz erweitert und unempfindlich, und der Puls sehr beschleunigt. Drei Minuten später kehrte die Empfindung wieder zurück, bei jedem Schnitt drückte die Kranke Schmerzempfindungen aus, während sie sich nicht bewegte. Nach Beendigung der Operation gab sie an, daß sie den Anfang zwar nicht, aber das Ende derselben gefühlt habe. Sie verfiel hierauf in einen schlafsüchtigen Zustand mit Zuckungen des ganzen Körpers, welcher trotz der Anwendung des Salmiakgeistes noch über drei Stunden dauerte. Den folgenden Tag erinnerte sie sich noch recht wohl der empfundenen Schmerzen. Sehr wahr schließt Meermann mit den Worten: »gerade die denkenden Aerzte, die es ehrlich mit der Natur und Wissenschaft meinen, sind es darum, welche erst nach vielfachen Beobachtungen und Versuchen bei der unendlichen Mannigfaltigkeit der Erscheinungen am lebenden Organismus mit der größten Behutsamkeit Gesetze zu abstrahiren wagen, und es sich zur Hauptaufgabe machen, die naturgemäße Begränzung der Heilmittelwirkungen zu ergründen.«
Bei einer Castration, welche Baudens vornahm, schrie der ätherisirte Kranke wild und versicherte dennoch nach Beendigung derselben, daß er keine Schmerzen empfunden, aber die Operation recht gut gesehen, und Nichts vergessen habe.
Arnott machte bei einem 63jährigen Manne den Steinschnitt. Der Kranke wurde nach 2 Minuten der Einathmung in hohem Grade betäubt, das Gesicht livid, die Glieder welk. Die Operation wurde er nicht gewahr, obgleich er früher wegen heftiger Schmerzen kaum untersucht werden konnte. Aber noch am Abend befand er sich fortwährend in einem seeligen Rausche, dabei waren die Glieder kalt, und der Puls klein und schwach. Erst am dritten Tage hatte sich die Sorge um den Kranken verringert.
Lawrence schnitt ein von Melanose ergriffenes Auge eines Mannes welcher an starke Getränke und Opiate gewöhnt war, aus. Der Aether brachte einen heftigen Kehlreiz hervor. Arme und Beine wurden stark contrahirt, dann trat Erschlaffung und vollkommene Bewußtlosigkeit ein. Das Gesicht war blau, und es fand ein heftiger Blutandrang nach dem Gehirn Statt. Der Kranke lag wie eine Leiche da. Eine Minute nach der Operation kehrte einiges Bewußtsein zurück. Die Blutung war stark. Hinterher sagte der Kranke, er habe zu ertrinken geglaubt, offenbar das Gefühl der Erstickung durch den Aetherdunst.
Serre operirte einen Mann von 60 Jahren am Nasenkrebs. Nach acht Minuten wird er schwach, und die Augen schließen sich. Das Schneiden fühlt er nicht, aber beim Brennen tritt deutliches Schmerzgefühl ein. – Eine Frau athmet die Aetherdämpfe ein, will aber lieber sterben als durch Aether ersticken.
Le Roy hatte einem wegen Steinzerstückelung Aetherisirten das Instrument so eben herausgezogen, als derselbe plötzlich sich aufraffte und Drohungen gegen die Zuschauer ausstieß. Wäre dieser Zustand früher plötzlich eingetreten, so hätte die Blase schwer verletzt werden können.
Charles erfüllt uns mit Erstaunen und Schrecken, daß er einer Frau, welche an einer heftigen Luftröhrenentzündung und einer krebsigen Entartung an der Brust litt, Aetherdämpfe einathmen ließ. Es stellte sich danach sehr heftiger Husten ein, das Gesicht wurde geröthet, die Züge sehr verändert, der Puls klein und schnell, man mußte deswegen mit den Einathmungen einhalten. Obwohl in diesem Falle die Aetherwirkung nicht vollkommen erzielt werden konnte, und Patientin während der Amputation der Brust laut wimmerte, erklärte sie doch nach der Operation, daß sie gar keine Schmerzen empfunden und sehr heiter und wohl sei.
Key machte eine Bruchoperation, wobei er ein Stück Netz abschnitt und die Gefäße unterband. Die Operation dauerte 18 Minuten. Schon beim ersten Schnitt wurden die Schenkel gewaltsam angezogen, bei dem Einschneiden des Randes der Bruchpforte stöhnte der Patient, und das Herz schlug schwach, so daß der Zustand bedenklich erschien.
Culler wollte einen Finger abnehmen. Der Kranke athmete unvollkommen und litt dabei sehr, denn er wurde im Gesicht roth und blau. Bei der Operation widersetzte er sich und empfand Schmerzen.
Ein Bauer kam mit einer Verwundung des Fingers, welche eine Amputation desselben nöthig machte, in voller Trunkenheit ins Hospital. Nach den ersten Einathmungen der Aetherdämpfe stellte sich Erbrechen ein. Nachdem er sich etwas erholt, ließ man ihn von Neuem die Dämpfe einathmen, sein Auge wurde stier, die Pupille erweitert, aber auch die Finger contrahirt, erst nach längerer Fortsetzung der Einathmung erschlafften die Muskeln, aber dennoch schlug Patient, als man die Operation begann, mit Händen und Füßen um sich; dieser Anfall ging bald vorüber, und es folgte ihm Stupor, aus dem der Kranke bald erwachte; er begehrte jetzt, daß man die Operation vollzöge und wollte kaum glauben, daß sie schon vollendet sei. Die doppelte Trunkenheit hatte keinen üblen Einfluß auf die Heilung der Wunde.
Johnson amputirte in der Betäubung den Unterschenkel, aber der Kranke erwachte schon beim Sägen.
Adams nahm einem Manne den Fuß in der Fußwurzel ab, dabei stellte sich ein närrisches Delirium ein, und der Patient rief: »gieb mir noch einen Schluck.«
Ein Mädchen von 17 Jahren athmete 12 Minuten Aetherdämpfe ein, bis sie in eine Lethargie verfiel. Bei der Amputation des Unterschenkels, welche Rayner vornahm, rief sie in der Mitte der Operation aus: »sie schneiden mir mein Bein ab«, doch nicht, als ob sie Schmerzen dabei empfände, und da man die Einathmungen fortsetzte, wurde die Operation ohne irgend eine Schmerzensäußerung von Seiten der Patientin vollendet; beim Nähen schien die Wirkung des Aethers schon verschwunden zu sein, denn bei jedem Stich klagte sie über heftigen Schmerz. Die Heilung des Stumpfes ging gut von Statten.
Den Tod beobachtete in Folge der Einathmung des Aethers Jobert bei zwei Frauen; der einen war eine krebshaft entartete Brust, der andern der Oberschenkel abgenommen worden. Die erste hatte 13 Minuten lang Aetherdampf eingeathmet, worauf sie noch nicht völlig empfindungslos wurde und noch etwas Schmerz bei der Operation empfand. Nach derselben stellten sich heftige Kopfschmerzen, heftige Schmerzen im Halse und in der Luftröhre ein. Später gesellte sich zu diesen Erscheinungen eine wandernde Rose. Der Tod erfolgte durch Erschütterung des Nervensystems und eine heftige Luftröhrenentzündung. Bei der Leichenöffnung fand man das Herz welk, die Lungen knisternd, die Schleimhaut der Luftröhre blutroth. Ungeachtet dieser Erscheinungen hielt Jobert die Aethereinathmung nicht für die alleinige Ursache des Todes. Die andere Kranke, welcher er den Oberschenkel einer weißen Kniegeschwulst wegen amputirte, hatte nur vier Minuten durch den Apparat geathmet, als sie schon vollkommen unempfindlich wurde, so daß sie von der Operation nichts fühlte. Erst nach zwei Stunden kehrte das Bewußtsein zurück. Am folgenden Tage war sie sehr aufgeregt, ihre Ideen verwirrt, ihre Rede unzusammenhängend. Dieser gereizte Zustand der Luftröhrenäste mit Schlaflosigkeit verbunden, dauerte bis zum siebenten Tage fort. Dazu gesellte sich nun ein nervöser Gesichtsschmerz, darauf Kinnbackenkrampf mit den bei diesem Zustande gewöhnlichen Erscheinungen, und der Tod trat am 15ten Tage nach der Operation ein. Bei der Leichenöffnung fanden sich die Häute des Gehirns und Rückenmarks, so wie die Substanz dieser Organe stark mit Blut überfüllt und letzteres erweicht. In den Gehirnhöhlen war blutiges Wasser enthalten. Kehlkopf, Schlund, Luftröhre und Luftröhrenäste waren geröthet und mit einer eiterähnlichen Substanz bedeckt. Auch die innere Oberfläche der Lungenarterie erschien geröthet. Sowohl aus dem Krankheitsverlauf als aus dem Leichenbefunde schließt Jobert, daß der Aether diesen Congestivzustand in den besonders afficirten Theilen hervorgerufen habe, und zieht aus diesen traurigen Folgen den Schluß, daß man nur mit großer Umsicht seine Zuflucht zu einem Mittel nehmen dürfe, welches unter gewissen Umständen einen so mächtigen Einfluß auf das Blut- und Nervensystem äußere.