Kitabı oku: «Der Aether gegen den Schmerz», sayfa 8
Von der Anziehungskraft des Aetherrausches
Der höchst verführerische Aetherrausch, welchen bereits viele Gesunde aus Wißbegierde oder Vorwitz gekostet haben, scheint seine mächtige Anziehungskraft immer mehr und allgemeiner zu äußern. Kranke, welche unter Anwendung des Aethers operirt waren, sehnten sich häufig nach der empfundenen Seeligkeit zurück, so daß ich mehrmals die Aeußerung hörte, sie würden sich noch ein Mal einer Operation unterziehen, wenn es mit Aether geschehen könnte. Diese Beobachtung ist auch von anderen Aerzten gemacht worden. So drückt sich Kronser in seiner Schrift höchst naiv über diese Aetherleidenschaft folgendermaßen aus: »Da früher oder später nachtheilige Folgen bei wiederholtem Gebrauche des Aethers begreiflicherweise eintreten müssen, so ist in Rücksicht dessen schon, weil er wegen des Vorzugs, den vom Taback gesuchten Genuß, in noch schnellerem, höherem und angenehmerem Grade zu versetzen, so leicht und billig erlangt werden kann, es also auch ein Nachtheil, denn da mit 6 Kreuzer C. – M. Schwefel-Aether, und dem Apparat 10 Kr. C. – M., die Auslagen gemacht sind, so dürfte derselbe allzuleicht zu schädlichem Mißbrauch verleiten.«
Eine neue Leidenschaft, ähnlich der der Opiumesser in China, steht uns also bevor. Aber noch Traurigeres sehen wir im Hintergrunde, den Selbstmord durch Aether. Er wird wahrscheinlich den grausigen, freiwilligen Eisenbahntod bald verdrängen. Ist doch der Mensch immer so sinnreich und grausam in der Selbstvernichtung. Er trinkt mit Begierde Schwefelsäure, er verschlingt Arsenik, er ißt Glasstücke, er stürzt sich von Höhen herab, um sich zu zerschmettern, er wirft sich ins Wasser, er sprengt sich den Schädel, er erstickt sich mit Kohlendampf – wir sind beim Aetherdampf angelangt. Er wird sein Gesicht mit einem mit Aether getränkten Schwamm bedecken und, in seelige Träume eingewiegt, hinübereilen!
In die Hand des Verbrechers ist ein neuer Dolch in dem Aether gegeben. Der Verbrecher sucht immer neue Bahnen, und im Aether wird er Mittel gegen Eigenthum, Person und Leben Anderer finden. Kronser fürchtet, man könne einen durch Aether Betäubten davon tragen, um sich seiner zu bemächtigen. Eine in ein kleines Gemach ausgeschüttete Flasche mit Aether würde eine ganze sanft schlummernde Familie entweder betäuben oder tödten; die freigelassenen und angezündeten Aetherdämpfe werden den Raubmörder zum Brandmörder machen. Ist doch bereits die Kunde vom Aether in die einsamsten Gefängnisse gedrungen, und hat nicht schon ein in Frankreich zum Tode verurtheilter Verbrecher um die Gnade, vor der Execution ätherisirt zu werden, angehalten?
Diese Besorgnisse mögten jedoch nur Träume sein. Immer aber wäre es zu rathen, den Aether den gefährlichsten Giften gleichzustellen und nicht bloß das Aetherisiren unbefugten Personen zu verbieten, sondern auch den Aether selbst dem großen Haufen zu versagen und denselben nur heilkundigen Männern nach ihrer Vorschrift zu verabfolgen. In mehreren Staaten sind in dieser Beziehung bereits lobenswerthe Verordnungen erlassen.
Von der wahrscheinlichen Aehnlichkeit des Aetherrausches mit dem Sterben
Das Ende dieses Lebens ist der Tod. Um dahin zu gelangen, müssen wir sterben. Im Sterben sind wir noch halb auf dieser, halb schon in jener Welt. Der Mensch fürchtet den Tod nur des Sterbens wegen als etwas Entsetzliches, als etwas Qualvolles. Die Aetherbetäubung giebt hierüber herrliche Aufschlüsse, sie ist ein Sterben mit Rückkehr zu diesem Leben. Im Aetherrausch spiegeln sich die verschiedensten Formen des Sterbens ab, vom sanften Hinüberschlummern mit seeligem Blick bis zum Ausdruck des wildesten Widerstrebens. Aber selbst dieser so schmerzlich scheinende Zustand ist wie das Sterben oft von den angenehmsten Empfindungen begleitet, und was äußerlich schrecklich erscheint, ist nur ein Spiel der Muskeln und das Röcheln nur ein mechanisches Athmungsgeräusch.
Chirurgische Operationen, welche ich unter Anwendung der Aetherdämpfe vorgenommen habe
Schon zu Anfang dieses Jahres erfuhr ich von England aus die Jackson'sche Entdeckung, und bald darauf erhielt ich von Frankreich aus die Bestätigung der schmerzstillenden Eigenschaften der eingeathmeten Aetherdämpfe bei chirurgischen Operationen. Die Sache, welche mit allerlei Uebertreibungen ausgeschmückt war, schien mir aber mancherlei Bedenken zu haben und von so ernster Art zu sein, so gegen alle bewährten medizinischen und chirurgischen Grundsätze und Erfahrungen zu sprechen, daß ich mich nicht sobald zur Nachahmung entschließen konnte. Ich wollte lieber der letzte als der erste Nachfolger in einer Lebensfrage der leidenden Menschheit sein. Nachdem indessen Männer wie Liston, Key, Roux, Velpeau u. A. glückliche Erfolge berichteten, nachdem auch aus mehreren Gegenden unseres Vaterlandes immer mehr günstige Nachrichten sich verbreiteten, entschloß ich mich, ich kann wohl sagen, mit einigem Widerstreben, zur näheren Prüfung der Wirkung der Aetherdämpfe und dann zu ihrer Anwendung bei chirurgischen Operationen. Die indessen bald darauf eintretenden Ferien unterbrachen die in der Klinik begonnenen Operationen unter Aether, so daß ich einstweilen nur an Privatkranken beobachten konnte. Bei diesen Operationen standen mir mit größter Aufmerksamkeit die Doctoren Holthoff, Völker, Reiche, Hr. Hildebrandt und Dr. Meyer bei. In der Klinik kann ich nicht genug den Eifer und die Theilnahme rühmen, welche der Herr Sanitätsrath Angelstein, so wie die Doctoren Steinrück, La Pierre und Schuft bezeugten, wie unermüdlich sie in ihren Beobachtungen bei und nach den Operationen waren, um den Kranken jede Erleichterung zu gewähren und durch sorgfältige Beobachtung die Wissenschaft zu bereichern.
Ich bediente mich in der ersten Zeit complicirter französischer Apparate mit Ventilen, fand aber bald einen einfacheren, wie derselbe oben beschrieben worden, bei weitem zweckmäßiger. Bei dem Einathmen der Dämpfe wurde die größte Vorsicht angewendet, und niemals das Einathmen bis zur Asphyxie fortgesetzt, so daß kein Menschenleben gefährdet wurde. Von dem angerathenen Probeathmen kam ich indessen bald zurück, weil es öfter trügerische Resultate gab und die späteren Aethereinathmungen oft ganz andere Zufälle zur Folge hatten als die früheren. Von mehrmonatlichen Kindern bis zum höheren Alter hinauf habe ich chirurgische Operationen mit Aether gemacht; aber niemals bei Personen, deren Constitution das neue Mittel verbot, wie bei Anlage zu Schlagfluß, bei Reizbarkeit der Luftröhre und der Lunge, bei Schwächlichen welche zu Blutflüssen hinneigten und s. w. Ausgeschlossen wurden auch diejenigen Operationen, welche ihrer Kleinheit und schnelleren Ausführung wegen nicht auf Aether Anspruch machen konnten, so wie mehrere so große, daß die zu besorgende große Blutung und Erschöpfung nur durch die Aethereinathmungen vermehrt werden könnten. Auch aus örtlichen Rücksichten operirte ich nicht mit Aether so wie z. B. in einigen Fällen mit großen Rachenpolypen wegen zu befürchtender Erstickungsgefahr.
Die Krankengeschichten sind lebende Bilder zu dieser Schrift; einigen ist eine besondere Zierde durch eigene schöne Schilderung des Zustandes der Kranken ihres Aetherrausches geworden. Vielleicht finden Aerzte darin Einiges, welches Ihnen der Beachtung werth erscheint.
Ausziehen einer Messerklinge aus der Hand
Louis Schneider, ein 27jähriger, kräftiger Mann, kam mit der angeschwollenen, unbrauchbaren rechten Hand in die Klinik. Er sagte, er sei vor 3 Jahren mit einem spitzigen Tischmesser in der Hand gefallen, das Messer sei nicht weit vom Griff abgebrochen, und auf dem Rücken der Hand, nahe am Zeigefinger, habe sich eine Wunde vorgefunden, welche bald darauf geheilt sei. An dieser Stelle befand sich jetzt eine kleine eiternde Oeffnung, durch welche man mit der Sonde auf einen harten Körper stieß. Ich zweifelte nicht, daß die Klinge noch in der Hand und zwar zum Theil in dem Metacarpalknochen des Zeigefingers stecke und in schräger Richtung bis zur Handwurzel hinreiche. Der Mann wurde nun durch Aetherdämpfe betäubt. Das geschah binnen 4 Minuten vollständig. Anfangs war der Rausch wild, er riß die Augen auf, schrie und zeigte sich unbändig. Auf sanftes Zureden wurde er ruhiger, schloß die Augen wieder, und ich konnte die Operation anfangen. Ein Assistent hielt die Hand gut fest. Hierauf vergrößerte ich die Fistelöffnung bis zu einem Zoll, führte die Schnäbel einer starken, geraden Zange, womit die oberen Schneidezähne ausgezogen werden, ein, faßte den Rand der Klinge am Bruchende und zog dieselbe erst nach großer Anstrengung, da sie durch ihre verrostete Oberfläche im Knochen festgehalten wurde, aus. Sie hatte die Länge eines kleinen Fingers, war schwarzblau und an beiden Seiten corrodirt. Bei dem ganzen gewaltsamen Akt des Herausziehens verhielt sich der Kranke ruhig und nachdem er wieder zu sich gekommen war, konnte er sich nur undeutlich des ganzen Vorganges erinnern. Die Wunde wurde dann mit Pflasterstreifen verbunden.
Operationen an der Brust
Das 30jährige Fräulein L., von zartem Körperbau, war vor einem Jahre von einer skirrhösen Drüsengeschwulst von der Größe eines Hühnereies, welche ihren Sitz zwischen der linken Brust und der Achselhöhle hatte, befreit worden. Ungeachtet einer sorgfältigen Nachbehandlung hatte sich in der Nähe der Stelle, an welcher früher die Operation gemacht worden war, eine neue, steinharte Geschwulst von derselben Größe gebildet, welche aller angewendeten Mittel, des Zittmann'schen Decocts, des Jods, der äußerlichen Einreibungen und der Blutegel ungeachtet, immer stärker wurde, so daß ich der Kranken zu einer neuen Operation rieth, als an einer Stelle der Aufbruch sich vorbereitete.
Nachdem die Kranke vor der Operation drei Minuten die Aetherdämpfe eingeathmet hatte, wobei der Puls anfangs schneller, dann wieder langsam, das Athmen tief und kräftig wurde, schien sie betäubt zu sein. Ich umgab die Geschwulst nun mit zwei länglichen, in spitzen Winkeln zusammenlaufenden Schnitten, und trennte sie dann vom äußeren Rande des großen Brustmuskels los. Während der nur einige Augenblicke dauernden Operation gab die Kranke keinen Laut von sich, kniff aber die Hände krampfhaft zusammen; dann rollte sie die halb geschlossenen Augen nach oben, seufzte einigemal tief, zeigte übrigens keine bedenklichen Erscheinungen. Die Wirkungen des Aethers waren schnell vorübergehend, denn nach dem Bedecken der Wunde und dem Zubettebringen war das Bewußtsein wieder klar, nur die Abspannung noch sehr groß. Die Kranke beschrieb das, was sie empfunden, mit eigenen Worten folgendermaßen.
»Als ich mich zum Einathmen des Aethers anschickte, nahm ich mir fest vor, so ruhig wie möglich einzuathmen. Sobald mir der Schlauch an den Mund gebracht wurde, sog ich den Aetherdunst gleich so heftig ein, daß ich nach dem ersten Athemzuge glaubte, es würde mir unmöglich sein, ruhig fortzuathmen. Ich fühlte, wie der Aether in alle Theile der Brust und des Kopfes drang und im Kopfe ein eigenthümliches Sumsen, fast Klingeln, erregte und daß, obgleich mein Bewußtsein noch vollkommen klar war, bald Betäubung erfolgen müsse. Da mir gesagt wurde, nicht mit solcher Heftigkeit einzuathmen, so machte ich es langsamer. Der Athem wurde mir nun immer kürzer, mein Bewußtsein blieb aber noch vollkommen klar, bis plötzlich eine gewisse Umnebelung meiner Sinne eintrat. Dennoch hörte ich jedes Wort, welches die Umstehenden sprachen, ich unterschied auch, wer sprach. Mit der größten Aufmerksamkeit achtete ich auf meinen Zustand und fühlte deutlich, daß ich bald bewußtlos werden würde. Meine Gedanken verwirrten sich aber nicht im Geringsten, auch verursachte mir das Einathmen jetzt keine Unbequemlichkeiten oder Schmerzen. Jetzt fühlte ich, daß man mich langsam auf die Matratze niederlegte und dachte dabei, nun wird das Bewußtsein verschwinden. Meine Angst war aber ganz vorüber. Wie lange es währte, bis ich bewußtlos wurde, konnte ich nicht beurtheilen, noch weniger wie lange die Bewußtlosigkeit anhielt. Ich hatte keine Träume und als ich wieder zu mir kam, hörte ich zuerst die Stimme des Hrn. D. Ich war nun sogleich bei vollkommenem Bewußtsein, aber meine Empfindung kehrte erst etwas später zurück. Alle Schrecken der Operation traten erst jetzt vor meine Seele, denn ich glaubte, sie solle erst geschehen, ich vermogte nicht zu sprechen oder mich zu bewegen, nicht einmal die Augen zu öffnen. In dem Augenblicke fühlte ich einen Ruck im Arm und ich glaubte das wäre die Operation, doch war diese schon vorüber, und ich stieß einen lauten Schrei aus, daß ich selbst darüber erschrak. Jener Schmerz rührte aber nur von einer Bewegung des Armes her. Jetzt hörte ich sagen: »es ist noch eine Ader zu unterbinden«, worauf ich es wagte, die Augen zu öffnen. Ich muß also von der Operation gar nichts gefühlt haben und ich sehe wohl ein, daß der Aether mich gegen die Schmerzen der Operation unempfindlich machte. Nachdem ich wieder aufgerichtet war, fühlte ich weder Schwindel noch Schmerzen und mich frei von jedem Unbehagen.«
L. L.
Mad. S., die Frau eines fremden Kaufmannes, 32 Jahr alt, kam einer bösartigen Krankheit der rechten Brust wegen nach Berlin. Vergebens hatte die Kunst bis dahin alle Mittel erschöpft, die glückliche Mutter blühender Kinder wollte um jeden Preis leben, und der gräßliche Anblick einer kindskopfgroßen, an mehreren Stellen aufgebrochenen Brustdrüse mit champignonartigen, rothen Wucherungen zeigte deutlich die Natur eines bösartigen Schwammes. Ich konnte mich anfangs nicht zu der Operation entschließen und nahm dieselbe, weniger durch das Flehen der Kranken, als durch die nach einer längeren Zittmann'schen Cur herbeigeführte Erschlaffung des kranken Gebildes bewogen, vor.
Nach vier Minuten langem Einathmen der Aetherdämpfe zeigte die Kranke keine Empfindung mehr. Jetzt begann ich die Operation, indem ich in weiten Grenzen die kranke Brust und die stellenweis zerstörte Umgebung umschnitt und dann die enorme Geschwulst von den darunter liegenden Theilen ablöste. Die Blutung dabei war außerordentlich stark, und eine Menge krankhaft erweiterter Pulsadern überschütteten mich und die Gehülfen mit einem blutigen Regen, wobei ich aufs deutlichste bemerkte, daß das arterielle Blut sich kaum in seiner Färbung von dem aus dem Gewebe und den großen durchschnittenen Venen hervorquellenden dunklen Blute unterschied. Unter der Operation stieß die Arme leise, gegen das Ende derselben laute Klagetöne aus, doch beim Erwachen aus dem Aetherschlaf versicherte sie, nichts von der Operation empfunden zu haben. Sie wurde dann verbunden und ins Bette gebracht. Außer mehreren jungen Aerzten war Hr. Reg. – A. Dr. Müller und Hr. Dr. Jäger bei der Operation zugegen.
Einer Dame von mittleren Jahren exstirpirte ich eine bösartige Geschwulst von der Größe einer starken Faust aus der rechten Brust. Die Patientin war sehr ängstlich. Der Puls hatte unmittelbar vor der Operation 100 Schläge. Das Einathmen der Aetherdämpfe geschah ohne alle Beschwerde. Die ersten Züge verursachten leichtes Husten. Die Pulsfrequenz der ersten Minute betrug 110, und stieg in der zweiten bis auf 130 Schläge. Die Kranke fühlte jede irgend empfindbare Berührung ihres Körpers, beantwortete die an sie gerichteten Fragen, und zeigte im Ausdruck und in der Farbe des Gesichts nicht die geringste Veränderung. In der dritten Minute sank der Puls auf 120. Die Augen waren geschlossen, ihr Gesicht jetzt ein wenig mehr geröthet. In der darauf folgenden vierten Minute fiel der Puls bis auf die Zahl von 100 Schlägen, die er vor dem Beginne der Aethereinathmung gehabt hatte; Empfindung und Bewußtsein der Patientin waren erloschen. Während der Operation, welche ich in der Art ausführte, daß ich die Verhärtung mit zwei ovalen Schnitten umgab und dann vom Grunde löste, verrieth die Kranke keine Empfindung des Schmerzes. Ein unbestimmter, weder der Freude noch dem Schmerze angehörender Ton und eine instinktmäßige Bewegung der Hand nach dem leidenden Orte hin waren die einzigen Regungen. Die Bewußtlosigkeit dauerte noch einige Augenblicke nach der Operation fort. Sie richtete mit geschlossenen Augen ihren Oberkörper etwas in die Höhe und bemühte sich, mit der Hand nach der Wunde zu fassen. Das Gesicht zeigte hierbei jene eigenthümliche Mischung von Lust und Schmerz, wie man sie oft in den Zügen der Aetherisirten beobachtet. Erst nachdem die Wunde verbunden war, konnte man ihr die Ueberzeugung verschaffen, daß die Operation bereits geschehen sei. Die Kranke schrieb in Bezug auf die Operation Folgendes. »Nachdem ich den Aether eingeathmet hatte, fühlte ich, daß man mich niederlegte. Ich habe weder die Operation noch einen Schmerz empfunden, doch fühlte ich, daß das Blut warm herabfloß, auch daß man die Adern zuband. Nach der Zeit war ich bei vollem Bewußtsein. In meinem bewußtlosen Zustande habe ich weder Träume gehabt, noch sind mir Bilder vorgekommen.«
J. H.
Eine Dame in den vierziger Jahren, seit längerer Zeit an einer schmerzhaften Vergrößerung der linken Brust leidend, gegen welche die ausgezeichnete Behandlung der Aerzte fruchtlos gewesen war, kam nach Berlin. Die Brust von kugelrunder Gestalt und der Größe eines kleinen Kindskopfes war mit ihrem Grunde nur locker zusammenhängend und zeigte sich bei der Untersuchung elastisch. Auf der Oberfläche sah man einige ausgedehnte Venen bläulich durch die Haut hindurchschimmern. Die Haut selbst war durch den beträchtlichen Umfang der Geschwulst zwar sehr verdünnt, übrigens aber gesund. Die Achseldrüsen waren nicht angeschwollen. Die Kranke von zarter Constitution und einem höchst reizbaren Nervensystem wünschte bei der Operation dringend die Anwendung der Aetherdämpfe. Eine am Tage zuvor angestellte Prüfung mit dem Mittel erzeugte schon binnen einer Minute einen fast bewußtlosen Zustand, welcher nach einigen Minuten wieder verschwand.
Diese erfreuliche Erscheinung belebte den Muth der durch langes Leiden tief erschütterten Kranken und ließ sie hoffnungsvoll auf die vorzunehmende Operation hinblicken. Der verhängnißvolle Tag brach an. Geh. Rath Busch, der Arzt der Kranken, und mehrere junge Aerzte waren bei der Operation zugegen. Diesmal gelang das Aetherisiren nicht so gut wie vorher, und es dauerte zehn volle Minuten, während welcher Zeit sich die Kranke mehrmals erbrach, bis Empfindungslosigkeit eintrat. Der Puls hatte 18 Schläge in ¼ Minute. Anfangs war die Kranke sehr aufgeregt, und mehrere Ausbrüche heftiger Leidenschaftlichkeit mit schnellem, gereiztem Pulse, wildem Blicke, Zurückstoßen der helfenden Hände der Aerzte veranlaßten uns, den Sturm erst vorübergehen zu lassen. Mit dem Eintritt einiger Ruhe, bei 15 Pulsschlägen in ¼ Minute, begann ich die Operation, welche in einigen Augenblicken vollendet war; dabei erfolgte öfteres starkes Aufstoßen und Erbrechen wie in der Trunkenheit, worauf nach Bedecken der Wunde die Kranke in ihr Bett gebracht wurde. Wo bin ich? sagte sie dann mit Heftigkeit, indem sie die Augen wieder öffnete, was soll mit mir geschehen? Wir beruhigten sie, daß Alles vorüber sei. Sie wollte dies aber durchaus nicht glauben und widersprach lebhaft. Erst die Untersuchung mit der eigenen Hand überzeugte sie, daß sie wirklich die Operation überstanden, und ohne das Mindeste davon gefühlt zu haben.
Bei einer Dame von einigen 40 Jahren hatte sich seit geraumer Zeit zwischen der linken Brust und der Achselhöhle eine steinharte, mit dem Rande des Brustmuskels und den Rippen fest verwachsene Drüsengeschwulst von verdächtigem Charakter gebildet, so daß die Exstirpation nöthig wurde. Die Kranke athmete die Aetherdämpfe ¼ Stunde lang, und erst dann trat Empfindungslosigkeit von einem schlafähnlichen Zustande begleitet, ein. Zwei lange Ovalschnitte, welche die mit der Geschwulst verwachsene Haut umfaßten, wurden gemacht, die Geschwulst mit der Muzeux'schen Zange hervorgezogen und dann aus dem Grunde ausgeschält. Dies war das Werk einiger Augenblicke, worauf die spritzenden Arterien unterbunden, und die Wunde mit Pflasterstreifen genau vereinigt wurde.
Bei dieser Kranken ist zu bemerken, daß vom ersten Augenblicke des Einathmens der Dämpfe das Gesicht sich stark röthete, daß die Empfindungs- und Bewußtlosigkeit sehr spät eintrat, daß schon vorher Uebelkeit und Erbrechen sich einstellte und sich auch nach der Operation wiederholte, und daß die Kranke hinterher angab, von der Operation durchaus nichts empfunden und durchaus nicht geträumt, sondern ruhig geschlafen zu haben. Hr. Reg. – Arzt Branco hatte die Güte, mich bei dieser Operation zu unterstützen.
Mad. K., 44 Jahr alt, eine geistvolle, zarte Dame, mit einer großen, fest aufsitzenden skirrhösen Entartung der ganzen linken Brustdrüse, welche soeben aufzubrechen drohte, entschloß sich nach Jahre langem vergeblichem Gebrauch der bewährtesten Mittel, besonders durch die folterähnlichen Schmerzen getrieben, zur Abnahme der Brust. Nach 6-8 Minuten der Einathmung der Aetherdämpfe machte ich die Operation. Zwei elliptische, von der Achselhöhle schräg abwärts nach dem Brustbein zu verlaufende Schnitte umfaßten die kranke Haut und die vergrößerte Drüse. Letztere wurde dann an ihren Rändern und an ihrem Grunde, welcher sehr fest mit dem Brustmuskel zusammenhing, abgetrennt. Während der ganzen Operation gab die Kranke, welche vollkommen bewußtlos war, keinen Laut von sich. Nach Beendigung derselben stellte sich Erbrechen ein, welches sich auch später wiederholte. Nachdem die Patientin wieder zu sich gekommen war, versicherte sie, keine Spur von Schmerz empfunden zu haben und nicht zu wissen, daß sie operirt worden sei.
Zu den gräßlichsten Operationen gehört die Abnahme der Brust, wenn diese durch Markschwamm einen sehr großen Umfang erreicht hat. Frau N., einige 40 Jahre alt, kam mit einer fast menschenkopfgroßen Anschwellung der linken Brustdrüse in die Klinik. Die Unglückliche war schon früher anderweitig an einer faustgroßen Krebsgeschwulst oberhalb der Brustdrüse operirt worden, worauf die Drüse selbst anfing sich zu vergrößern und den erwähnten Umfang zu erreichen. Vergeblich waren die verschiedensten Mittel angewendet worden, doch blieb jetzt nichts anderes übrig, als die Operation zu unternehmen, nach welcher die Arme schon der unerträglichen Schmerzen wegen sich wie nach einer Erquickung sehnte. Der Größe der Operation wegen ließ ich die Kranke zuvor durch Aether tief betäuben, wozu 10 Minuten erforderlich waren. Da die Haut auf der Drüse gesund war, so konnte ich davon so viel sparen, als zur vollständigen Deckung der Wunde nöthig schien. Zwei halbmondförmige Schnitte, in deren Mitte die Warze lag, wurden quer über die Brust durch die Haut geführt, diese abgelöst, die ungeheure Geschwulst von ihrem Boden abgetrennt, und zuletzt noch eine Achseldrüse von der Größe einer mäßigen Pflaume von der nämlichen Wunde aus exstirpirt. Die Blutung aus unzähligen erweiterten Gefäßen war so stark, daß Alles im Blute schwamm, und wenigstens 3 Pfund desselben verloren gingen; doch wurde sie schnell durch Unterbindung, durch Kälte und Druckverband gestillt, und später, als eine Nachblutung weniger zu besorgen war, die Wundränder vereinigt. Von der Operation hatte die Kranke gar nichts empfunden, doch war ich froh, als ich sie erst wieder im Bette sah, da die Betäubung tief, und der Blutverlust so bedeutend war. Wahrscheinlich war aber die Stärke der Blutung bei diesem hohen Grade der Betäubung nützlich. Nach 3 Wochen war die Wunde geheilt.
Wittwe St., 68 Jahr alt, litt an einer faustgrossen Krebsgeschwulst der linken Brust, welche die ganze Drüse einnahm, steinhart war, fest aufsaß und nach vorn gegen das Brustbein zu bereits eine aufgebrochene Stelle zeigte. Unerträgliche Schmerzen nöthigten die arme Frau zu der Operation. Nachdem sie nur zwei Minuten ätherisirt worden war, schien sie vollkommen betäubt zu sein. Ich führte zwei halbovale Schnitte durch die Haut, welche am Brustbein und gegen die Achselhöhle zu in spitzen Winkeln zusammentrafen, und löste dann die Brustdrüse von den Rippen ab. Die Blutung war sehr stark, und die durchschnittenen Arterien spritzten an vielen Orten. Gesunde Haut war bei der Operation zur Deckung der Wunde im Ueberfluß erspart worden. Als die Kranke, welche bei der ganzen Operation weder gezuckt noch einen Laut von sich gegeben hatte, wieder zu sich kam, sah sie die Umstehenden erstaunt an und konnte nicht begreifen, daß sie schon operirt sei, denn sie hatte das ganze blutige Ereigniß angenehm verträumt.
Operation der Nerven-, Balg- und Fettgeschwülste
Zu den Uebeln, welche im Stande sind, bei anscheinender Unbedeutendheit die fürchterlichsten Erscheinungen zu erregen, gehört die Nervengeschwulst (Neurom). Ein solches Neurom, nur von der Größe einer Erbse, hatte bei einer jungen, blühenden, 30jährigen Frau seinen Sitz dicht über der inneren Seite des rechten Kniees. Es war dies Uebel wegen seiner unerhörten Schmerzhaftigkeit, indem feurige Blitze von dem kleinen, harten Punkt aus nach allen Seiten durch das ganze Glied hinschossen, so recht geeignet, den Aether auf die Probe zu stellen, wenn ich die Geschwulst operirte. Kaum hatte die Kranke drei Minuten lang die Dämpfe eingeathmet, als sie sanft zurücksank und vollkommen empfindungslos wurde. In dem Augenblick machte ich einen kleinen Einschnitt von ⅙ Zoll Länge, fixirte die frei gewordene Geschwulst mit einem Häkchen und trennte sie mittelst eines strohhalmbreiten Messerchens in einem Augenblicke heraus. Als die Frau dann wieder zu sich kam, war sie ganz erstaunt und versicherte, bei der Operation nicht allein keinen Schmerz empfunden zu haben, sondern gar nicht zu wissen, daß sie schon operirt sei. Die Wunde wurde dann mit einem Pflasterstreifen geschlossen.
Frau P. litt seit Jahren an einer bohnengroßen Nervengeschwulst an der inneren Seite des linken Fußes unfern vom Knöchel. Unglaubliche Schmerzen, welche wie Blitze das ganze Glied durchzuckten und sich zuweilen bis in den Unterleib hineinerstreckten, wonach ein heftiger hysterischer Anfall eintrat, hatten die Kranke bereits sehr erschöpft. Vor der Operation wurde dieselbe 1½ Minuten ätherisirt, worauf sie bewußtlos wurde. Ich spaltete die Haut, faßte die Geschwulst mit einem Häkchen und schnitt sie aus. Die Kranke empfand dabei gar nichts und kam bald wieder zu sich.
Ein junger Mann, dem ich eine Balggeschwulst von der Größe eines Taubeneies über dem äußeren Rande des rechten oberen Augenlides exstirpirte, verrieth, ungeachtet er vier bis fünf Minuten lang Aetherdämpfe geathmet hatte, ein deutliches Schmerzgefühl. Auch nachdem seine Sinne wieder vollkommen klar geworden waren, versicherte er, bei der Operation lebhafte Schmerzen gehabt zu haben.
Ein Mann von 40 Jahren trug seit längerer Zeit eine Balggeschwulst von der Größe einer Bohne im rechten oberen Augenlide nahe am Augenwinkel. Nachdem derselbe zuerst mit einem aus einer Blase und einem Mundstücke bestehenden Athmungsapparat drei Minuten lang die Aetherdämpfe eingeathmet hatte, und noch nicht die geringste Wirkung eintrat, hielt ich ihm einen mit Aether befeuchteten Schwamm vor Mund und Nase. Nach zwei Minuten verlor er die Empfindung, und auch das Bewußtsein wurde getrübt. Unter tiefem Stöhnen vollendete ich mit ein Paar Schnitten die Entfernung der kleinen Balggeschwulst, deren ursprünglich reiner, klarer, wässriger Inhalt sich bereits in eine braune Flüssigkeit verwandelt hatte, welches einen nahen Aufbruch der Geschwulst andeutet. Nach der Operation wußte der Mann nichts von dem, was mit ihm vorgegangen war.
Clara H., 1 Jahr alt, hatte zwischen der Nase und dem unteren rechten Augenlide eine entstellende Balggeschwulst von der Größe einer Haselnuß, deren Inhalt aus zarten Zellgewebshöhlen mit einem kalkigen Niederschlage bestand. Vor der Operation wurde das Kind 2½ Minuten lang ätherisirt, ohne daß das Schreien aufhörte. Ich exstirpirte die Geschwulst mit zwei elliptischen Schnitten und heftete die Wundränder durch 4 feine Knopfnähte, worauf jede Entstellung verschwunden war. Der Schmerz schien nicht empfunden worden zu sein.
Caroline B., 36 Jahr alt, hatte an der hinteren Seite der rechten Schulter eine feste Sackgeschwulst, deren Inhalt ein dicker Brei war. Nach 2½ Minuten der Aetherisation stellte sich ein unruhiger Rausch ein, doch konnte ich die Operation, wobei ich die Haut auf der Geschwulst durch einen langen Schnitt spaltete und dann die Exstirpation vornahm, ohne Störung vollführen. Die Kranke war dabei empfindungslos und hatte die Operation nur dunkel, aber ohne Schmerzen wahrgenommen.
Eine sehr große Fettgeschwulst auf dem Rücken eines jungen Mädchens hatte dasselbe stets mit bangem Gefühl erfüllt, wenn es nur entfernt an die Operation dachte. Immer größer wurde das Gewächs, immer grösser die Angst, an ein Verbergen durch die Kleider war nicht mehr zu denken, da die Geschwulst die Größe eines mittelmäßigen Kürbisses erreichte. Der Aether kam und mit ihm der Muth zur Operation. Die Kranke athmete ihn 6 Minuten lang ein, bis sie empfindungslos wurde, dann führte ich zwei elliptische Schnitte über den Rücken hinab, umfaßte damit den verdünnten Theil der Haut auf der Höhe der Geschwulst und trennte sie von ihrer Verbindung. Dabei gab die Patientin keinen Laut von sich und versicherte, nachdem sie verbunden war, durchaus nichts von der Operation empfunden zu haben, obgleich sie genau die Worte des Assistenten, welcher in ihrer peinlichen Lage ihr zunächst gestanden und sie unterstützt hatte, wiederholte.
Ferdinand K., 30 Jahr alt, athmete 3 Minuten lang den Aetherdunst, worauf ein ziemlich heftiger Rausch mit völliger Empfindungslosigkeit eintrat. Es wurde ihm dann wegen seiner großen Unruhe nicht ohne Schwierigkeit die Balggeschwulst ausgeschnitten. Schmerzen empfand er dabei nicht.
Die Operation des Blutschwamms
Die Operation des gutartigen Blutschwamms (der Angiectasie und Telangiectasie) kam nur bei Kindern vor. Die Aetherwirkung zeigte sich bei ihnen auf eine auffallende Weise verhältnißmäßig später als bei Erwachsenen, und die Kinder, welche schon vor der Operation schrieen, fuhren damit öfter auch unter der Operation, nur leiser und mit verändertem Ton fort.
August R., 10 Monate alt, athmete 2½ Minuten. Er schrie vorher mit lauter Stimme, mit dem Eintritt der Bewußtlosigkeit verwandelte sich das anhaltende Schreien in einzelne unterbrochene Laute. Ich begann dann die Operation eines 2 Zoll langen, ½ Zoll breiten, sehr erhabenen Blutschwamms an der rechten Seite der Brust, indem ich denselben mit einer Balkenzange seiner Länge nach zusammendrückte, mit zwei langen Concavschnitten umgab und dann in der Tiefe ablöste. Eine Menge ausgedehnter Arterien ergossen in vielen Strahlen das Blut, so daß es 8 umschlungener Insectennadeln zur genauem Vereinigung der Wundränder und zur Stillung der Blutung bedurfte. Das Kind schien keine Schmerzen empfunden zu haben und kam sogleich wieder zu sich.