Kitabı oku: «Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis», sayfa 9

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DER GREGORIUSTAG: ALS DIE SCHULMEISTER NOCH BETTELARM WAREN

„Und wird im Dorf ein Schwein geschlacht, dann könnt ihr sehen, wie er lacht; die größte Wurst ist ihm zu klein, dem armen Dorfschulmeisterlein.“

Sicherlich ist auch heute noch das „Lied vom armen Dorfschulmeisterlein“ jedem bekannt. In den Anfängen des Schulwesens war der Dorfschullehrer noch bettelarm. Die Bezahlung war so gering, dass Sonderzuwendungen bei allen kirchlichen Anlässen, wie Taufe, Hochzeit, Konfirmation und Beerdigungen, eine hochwillkommene Zulage waren. Auch war es üblich, dass der Lehrer bei Hausschlachtungen eine Blut- und Leberwurst und einen Kessel Wurstbrühe erhielt.

Trotz der geringen Bezahlung war der Lehrer eine „Respektsperson“, der einzige auf dem Dorf, der mit „Herr“ angeredet wurde. Er war „Dorfpolizist“ und „Richter“ zugleich, der über das sittliche Betragen der Kinder innerhalb und außerhalb der Schule zu wachen hatte. Beschwerden über Kinder anderer Leute wurden ihm vorgetragen. Nicht der Pfarrer, der Lehrer war verantwortlich für den Gottesdienstbesuch der Kinder. Nach der Abendglocke kontrollierte der Schulmeister auf den Dorfstraßen, ob alle Schüler zu Hause waren.

Aus einer Ostertaler Schule sind die „zehn Gebote für Lehrer“ aus dem Jahr 1872 überliefert. Kaum zu glauben, was damals einem Lehrer alles aufgebürdet wurde: „Lehrer haben täglich die Lampen aufzufüllen und die Kamine zu säubern.“ „Lehrer dürfen einen Abend pro Woche auf Brautschau gehen oder an zwei Abenden, wenn sie regelmäßig zur Kirche gehen.“ „Nach zehn Stunden Schule dürfen Lehrer die restliche Tageszeit damit verbringen, die Bibel oder andere gute Bücher zu lesen.“ „Verheiratet sich eine Lehrerin, so scheidet sie damit aus dem Schuldienst aus; ist sie bereits im Ruhestand, so fällt der Bezug des Ruhegehaltes weg.“ „Jeder Lehrer sollte von seinem täglichen Lohn eine schöne Summe beiseite legen, damit er davon in seinem Alter leben kann und so der Gesellschaft nicht zur Last wird.“ „Jeder Lehrer, der raucht oder Alkohol – welcher Art auch immer – trinkt, der Spielhöllen oder Wirtschaften aufsucht oder sich beim Frisör rasieren lässt, gibt zu der Vermutung Anlass, dass seine Integrität und seine Ehrlichkeit in Frage gestellt werden müssen.“ „Der Lehrer, der seine Arbeit treu und ohne Fehler fünf Jahre lang verrichtet, wird eine Gehaltsaufbesserung erhalten, vorbehaltlich der Zustimmung der Schulaufsichtsbehörde.“

Bei dem heutigen Hick-Hack um eine Schulreform wird mehr und mehr Unruhe in der Lehrer- und Elternschaft und in den Schulen erzeugt. Wäre es nicht an der Zeit, dass die verantwortlichen Politiker und Lehrergewerkschaften mal zu einem „Tag der Einkehr“ aufrufen? Der 12. März, der Tag des Heiligen Gregorius, bietet sich hierzu besonders an. Er wurde früher landaus landein als „Tag der Schule“ gefeiert.

Gregor der Große, Kirchenvater und Papst, gilt als Schutzherr der Schule und der Schuljugend. Bei den Germanen war dies der Tag der Knaben- und Jünglingsheime.

Am Gregoriustag schloss früher das Wintersemester in den Schulen. Es fanden festliche Umzüge statt, bei denen die Kinder als Handwerker verkleidet waren oder historische Kostüme trugen. Die Umzüge schlossen mit Wettspielen und Wettsingen.

Das Gregorisingen ist eine Sitte, die zeigt, wie bettelarm früher die Schulmeister und ihre kleinen Schulen waren. Es war nämlich ein Bettelsingen, wobei der Schullehrer mit seinen Schülern von Haus zu Haus zog, von Gehöft zu Gehöft, Mehl, Eier, Fleisch, Brot und Speck einsammelte, um dann den Kindern im Wirtshaus ein kräftiges Mahl kochen zu lassen.

In manchen deutschen Landen zogen die als Engel verkleideten Schulkinder mit dem Lehrer, der den heiligen Gregorius darstellte, von Haus zu Haus, sagten Gedichte auf und sangen. Der Lehrer hielt eine kleine scherzhafte Versrede, bei der ein Schüler, als Fuchs verkleidet, ins Haus huschte, bei der vorher eingeweihten Hausfrau den Küchentisch plünderte und Gebäck und Obst in die Körbe der Mädchen füllte.

In der Schweiz ließ der Bischof zweierlei Speisen von den Lehrern verteilen: trockenes, nahrhaftes Schulbrot und süße Gregori-Zuckerbrezeln, Symbole für den Ernst und die Süßigkeiten des Schullebens.

In Baden verkleidete sich ein Schüler als „Schulbischof“ und ritt auf einem Schimmel über den Schulhof. An einer langen Stange steckten Brezeln, die er an die Kinder verteilte.

Viele Schülerumzüge endeten auf einem Jahrmarkt, wo Zelte und Buden aufgeschlagen waren, wo man auf Scheiben schießen konnte, wo getanzt wurde und es zum Schluss einen Schmaus gab, zumindest einen Korb voller Gregoribrezeln für die Kinder.

Berühmt war der Gregoriustag in Prag, wo der Rektor die Studenten zum Essen einlud und sie dabei halb im Scherz, halb im Ernst ermahnte, ihren Lebenswandel zu bessern.

FLORA BRINGT DEN FRÜHLING ZURÜCK

Was passt besser auf die bunte Vielfalt der Blütenwelt als der Name Flora, mit der man die Pflanzenwelt eines bestimmten Gebietes bezeichnet? Dabei ist der Flor das majestätische Blütenkleid der Pflanze, im übertragenen Sinne auch die Blütezeit. Flora ist die altrömische Göttin der Blumen und Blüten, des Frühlings und der Jungfräulichkeit, Symbol der Fruchtbarkeit und Erdmutter zugleich, die Vegetationsgöttin. Ihr Frühlingsfest, die Floralia, an dem Schauspiele und Spenden ans Volk stattfanden, wurde im alten Rom mit großer Ausgelassenheit gefeiert. Es war auch der Sieg des neuen Frühlings über den Winter. Dargestellt wird die Blumengöttin Flora als junge schöne Frau mit einem Blütenfüllhorn. Seit der Renaissance war Flora beliebte Allegorie.

Die Floralia war ein sehr fröhliches Fest, das mit bunter Kleidung, Blumenschmuck, Gesängen, Gelagen und viel Wein gefeiert wurde.

Florblumen sind schönblütige Pflanzen in zahlreichen Spielarten wie Dahlien, Astern, Gladiolen, Nelken, Lilien, Levkojen oder Rosen. Flore und Blanchefleur, die „Rose und die Lilie“ waren ein im ganzen Abendland beliebter Märchenstoff von der Liebe des heidnischen Königssohns und der Tochter einer christlichen Kriegsgefangenen.

Der weibliche Vorname Flora geht auf die altrömische Frühlingsgöttin Flora zurück, die zu zahlreichen klangvollen Mädchennamen inspirierte. Flora leitet sich aus dem lateinischen „flos“ und „floris“ für „Blume“ und „Blüte“ ab. Der Name wurde in Deutschland im 19. Jahrhundert volkstümlich, begünstigt durch die Flora in Walter Scotts viel gelesenem Roman „Waverley“. Aber auch heute ist der „Blumenname“ wieder populär.

Den ältesten mythologischen Hinweis über die Frühlingsgöttin Flora gibt Ovid. Ovid setzt Flora mit der griechischen Nymphe Chloris gleich, die durch Homer bekannt ist. Diese Chloris wird durch den griechischen Gott des Westwindes Zephyr geraubt und vergewaltigt und geehelicht und somit in Flora verwandelt.

Flora präsentiert sich durch die Jahrhunderte hindurch als Jungfrau von berauschender Schönheit. Sie ist die klassische junge Göttin: wunderschön, jung, fröhlich, ausgelassen, ungebunden und sexuell freizügig. Hüpfend und tanzend zieht sie im Frühling über das Land. Sie erscheint oft feenhaft, auch beflügelt und rückt somit auch in die Nähe der Pflanzengeister. Flora ist die personifizierte Gestalt des Frühlingsüberschwangs, der die Welt wieder neu erfasst und als Blumen- und Fruchtbarkeitsgöttin bringt sie den Frühling zurück.

DUFTENDE MÄDCHENSCHÖNHEITEN IM MÄRZ

Veronika, der Lenz ist da …

„Veronika, der Lenz ist da …“, heißt es in einem bekannten Frühlingslied der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts, das jetzt wieder in Mode gekommen ist. Mit dem wunderschönen Mädchennamen Veronika bezeichnen die Botaniker den blau blühenden Ehrenpreis, der ab Mitte März für bunten Flor in unseren Wiesen sorgt.

Kommt der Frühlingsherold, bekränzt mit seinem Blütenfüllhorn um Stirn und Haar, öffnen eine Reihe von Mädchenschönheiten ihre duftenden Blütenaugen. Und seltsam ist es schon, dass gerade der Frühling uns Blumen schenkt, die allesamt hübsche Mädchennamen tragen.

Als häufig im Laubwald vorkommende Frühlingsblume erhielt das Buschwindröschen oder die Anemone (Anemone nemerosa) im Volksmund viele Namen. Wegen der weißen Blüten nennt man die Anemone auch Mehlblume, Schneerose und Nacktes Weib. In der Antike galt die Anemone als Symbol für alles Vergängliche, da die Blütenblätter bald abfallen. („Anemos“ = griechisch „Wind“). Die alten Römer feierten zur Hochzeit ihrer Blüten das „Floralienfest“. Das Blumenfest zu Ehren der Göttin Flora sollte den Vollfrühling herbeirufen.

Anemonen begnügen sich nicht mit halben Sachen. Wo sie sich ansiedeln, bilden sie bald große Teppiche. In diesen Teppichen nicken die zarten Blüten, nicht immer ganz weiß, teilweise auch rosa angehaucht, und das filigrane Laub ist auch ohne Blüten noch sehr schön.

In der griechischen Mythologie stellt Apoll, der Sohn des Zeus, der schönen Nymphe Daphne leidenschaftlich nach. Sie läuft ihm davon, er eilt auf beflügelten Sohlen hinterher. Fast hat er sie eingeholt, da schickt sie ein Stoßgebet zum Himmel – und wird in einen Lorbeerstrauch verwandelt. Apollo hat das Nachsehen und statt einer Geliebten den Lorbeer, der ihn von da an ebenso schmückte wie so manchen seiner poetischen Schutzbefohlenen. So kam die Daphne (Daphne mezerum) zu ihrem hübschen Mädchennamen.

Zuerst riecht der Wanderer den ansprechenden Balsamduft, den die rosaroten bis hell lila leuchtenden Blüten ausströmen. Damit lockt die Daphne die ersten Bienen des Jahres an, fängt sie doch schon Ende März an zu blühen. Die sonore Duftmusik der Daphne betäubt den Besucher in einem ährenartigen Blütenstand. In schattigen Laub- und Mischwäldern leuchtet die Daphne, die ihrer Seltenheit wegen geschützt ist. Der Seidelbast mit den fast eiförmigen, scharlachroten Beeren ist stark giftig. Im Garten angepflanzt, fühlt sich die Daphne mit ihrem Frühlingsflor am wohlsten im Halbschatten.

Mit der gleichnamigen Blume identisch ist auch der weibliche Vorname Magnolia. Der frühblühende Zierbaum mit seinen tulpenförmigen Blüten, aus China und Japan stammend, hat seinen Namen nach dem französischen Botaniker Magnol. Die Magnolia wird fälschlicherweise auch als Tulpenbaum bezeichnet.

Die Echte Sternmiere Stellaria, im Volksmund auch Stella genannt, hat wunderschöne große Sternblüten, die sich ab Ende März/​Anfang April in Wäldern und unter Gebüschen öffnen. Die schneeweißen Blüten leuchten im Gras und an dunklen Waldrändern mit ganz besonderer Intensität. Die Blüten entfalten sich mit ihren zehn Strahlen zu regelmäßigen weißen Sternen. Jedes der fünf Blütenblätter, ein so genanntes Dichasium, ist charakteristisch für die Familie der Nelkengewächse. Die Blüten bilden am Grund der Staubblätter aus grünen Drüsen Nektar und werden von Bienen, Fliegen und Schmetterlingen besucht.

Veronika, der Ehrenpreis, kündigt mit dem Aufblühen seiner himmelblauen Blüten den endgültigen Sieg des Lenzes über den Winter an. Der Echte Ehrenpreis (Veronica officinalis) ist die „siegbringende“ Heilpflanze. Im Volksmund trägt sie verschiedene Namen: „Himmelsblümchen“, „Sternling“ und „Männertreu“. Sie wächst auf trockenen Wiesen, auch in lichten Laubwäldern, auf Heide und Magerrasen. Im Mittelalter glaubte man, ein Teeaufguss von „Männertreu“ würde die Treue zur eigenen Frau erhalten.

Doch nicht die Schlüsselblume, sondern das Veilchen Viola wurde zum Symbol des Frühlings. Trotz seiner sprichwörtlichen Zurückhaltung, Sinnbild der Sittsamkeit und Bescheidenheit, gibt das Veilchen den Ton in der Duftmusik der Frühblüher. Wenn wir die Veilchenplätze in den Wäldern unserer Kindheit ins Gedächtnis zurückrufen, wird uns inne, welch starken Eindruck auch hier bescheiden gebückte Winzigkeit hervorrufen kann, wo sie in Massen auftritt. Das ist in der Frühlingssonne schon eine betörende Duftwolke, die aus dem Teppich unter dem Haselstrauch ausströmt. Aber ach, wie rasch ist die Vergänglichkeit des Duftgenusses bei Veilchen! Das Wohlriechende Veilchen (Viola odorata) weckt vielleicht außer der Rose die meisten romantischen und poetischen Gedankenverbindungen aller Blumen.

Das Veilchen ist die Blume der Liebenden. Die Sprache der Veilchen ist die Botschaft der Zärtlichkeit, der nicht drängenden Liebe. Wollte man Venus, die Göttin der Liebe, ins Brautgemach einladen, dann wurde das Bett mit Veilchen geschmückt. Duft und Farbe der Blüten üben eine aphrodisierende Wirkung aus.

VÖGEL ALS WETTERANSAGER IM FRÜHLING

„Der verschwenderische Jüngling und die Schwalbe“ heißt eine griechische Fabel. In ihr wird erzählt, ein Jüngling habe alles, was er besaß, bis auf einen Mantel vertan. Und auch den habe er versetzt, als er die erste Schwalbe ankommen sah. Nun sei es Sommer, meinte er, und bedürfe auch des Mantels nicht mehr. Danach aber, so heißt es weiter, sein ein heftiger Frost gekommen, die Schwalbe sei erfroren, und der frierende Verschwender sei so zornig geworden, dass er der toten Schwalbe noch viele böse Worte nachgerufen habe. Er nannte sie, die selbst Opfer einer Täuschung geworden, eine Täuscherin. Aristoteles, der diese Fabel überliefert hat, zieht daraus die Lehre: „Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling.“ Äsop, bei dem sich diese Fabel findet, sagt dazu: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.“

Und unsere gelehrten Wetterpropheten, wahrscheinlich schon die in den Klöstern, die die alten griechischen Sagen kannten, haben nicht nur ein Sprichwort daraus gemacht – dass ein kleiner Teil noch kein Ganzes mache -, sie haben, verschwenderisch wie sie waren, dieses Sprichwort auf fast alle Vögel ausgedehnt, nicht nur auf die Zugvögel, die im Frühling aus dem Süden zurückkommen, sogar auf die, die vor dem Winter gar nicht wegziehen, also auch zum Frühling oder Sommer gar nicht erst zu kommen brauchen.

So heißt es auch: „Ein Sperling auf dem Dach macht den Lenz nicht.“ Da der Sperling aber kein Zugvogel ist, da er den ganzen Winter auf dem Dach und im Geäste sitzt –was soll er uns dann noch das Frühjahr ankünden?

Von der Lerche heißt es übrigens auch, dass sie, kommt nur erst eine bei uns an, noch nicht den Frühling mache, aber sie verkünde ihn.

Bekannt sind zum Beispiel folgende Wetterregeln, in denen Vögel den Frühling ansagen:

„Wenn die Grasmücken fleißig singen, werden sie zeitig den Lenz uns bringen.“ „Der Kuckuck schreit nicht eher, bis der Hafer grün wird.“ „Ein Kuckuck, der um Mittag viel schreit, ein Storch, der viel klappert, und die wilden Gänse, die sich sehen lassen, verkünden einen warmen Frühling.“ „Der Lerche Gesang weckt dich vom Winterschlaf.“ „Eine Lerche, die singt, noch keinen Sommer bringt; doch rufen Kuckuck und Nachtigall, so ist es Sommer überall.“ „Lerchen und Rosen bringen des Frühlings Kosen.“ „Steigt die Lerche stumm und nicht hoch, kommt ein nasses Frühjahr noch.“ „Wenn die Schwalbe singt, ist’s ein Zeichen des Frühjahrs.“ „Wie die Schwalb ist des Frühlings Bot’, also die Krähe des Winters.“ „Wenn die wilden Enten und Gänse kommen, wird’s bald Sommer.“ „Bauen im April schon die Schwalben, gibt’s viel Futter, Korn und Kalben.“ „Schreit der Kuckuck schon im März, klappert der Storch und zieht die wilde Gans ins Land, so ist ein guter Frühling unterwegs.“ „Sobald der Kuckuck hat gesungen, ist es fertig mit dem Eis.“ „Singt die Amsel vor Mariä Verkündigung (25. März), so schweigt sie nachher sechs Wochen lang.“ „Singt die Lerche jetzt schon (27. Februar) hell, geht es dem Bauern ans Fell.“ „Wenn der Ziegenmelker (Grünspecht) im Februar schreit, so kommt ein gutes Frühjahr.“ „Wenn im März die Kraniche ziehn, werden bald die Bäume blühn.“ „Wenn die Amsel singt, sind wir aus dem Winter heraus, wenn der Kuckuck ruft, ist er ganz vorbei.“

VON DER VOGELSPRACHE UND VOM VOGELSANG

Bei Spaziergängen durch die Natur stoßen wir vor allem im Frühling bei jedem Schritt auf irgendwelche Tierstimmen oder Töne. Die meisten von ihnen werden von Vögeln ausgestoßen. Es ist bekannt, dass die Vögel fast immer zu hören sind. Aus der gesamten Reihe der Rufe entsteht eigentlich eine vollständige „Vogelsprache“, in der jeder Ruf einem bestimmten Zweck dient. Wir unterscheiden zwei grundsätzliche Gruppen von Stimmen: Das sind die Rufe, die die Vögel während des ganzen Jahres ausstoßen und der Gesang, den wir nur im Frühling während der Nistzeit hören. Ergänzend kann man noch Instrumentallaute erwähnen, wie zum Beispiel das rasche Klopfen mit dem Schnabel auf trockene Äste (Spechte) oder das Schnabelklappern bei Störchen. Bei den gesellig lebenden Vogelarten zum Beispiel bei den meisten Singvögeln, die nach dem Nisten Scharen bilden, ist die häufigste Lautäußerung das Lockrufen. Mit dem Lockruf wollen sich die Angehörigen der gleichen Art aufeinander aufmerksam machen, sich zusammenrufen, sich locken. Dann gibt es bei den Vögeln noch den Warnruf, der auf eine Gefahr aufmerksam machen soll. Es gibt aber auch noch andere Stimmen, wie zum Beispiel Angst- und Schmerzlaute, das Geschrei der Jungen und Bettelgezwitscher.

Die vollkommenste und auffälligste stimmliche Äußerung der Vögel ist ihr Gesang. Bei den meisten Arten sind es nur die Männchen, die singen. Mit ihrem Gesang wollen die Männchen im Frühling um Weibchen werben, er ist also auch ein Lockmittel. Doch ihr Gesang im Frühling wendet sich vor allem auch an die Männchen in der Umgebung, um denen damit zu sagen, dass hier in diesem Bereich ihr Nistrevier schon besetzt ist und durch den Gesang auch bewacht wird. Dringt jedoch trotzdem ein anderes Männchen in ein besetztes Revier ein, entflammt sofort ein Zweikampf, der mit der Vertreibung des Rivalen endet. Die beste Sängerin ist wohl die Nachtigall, deren Lied mehrere Strophen enthält.

Einmalig im Tierreich sind auch die Sommerkonzerte der Heuschrecken und der Grillen und das Frühlingskonzert der quakenden Froschmännchen. Mit ihrem Zirpkonzert in den Wiesen locken die Männchen Weibachen an. Das „Musikinstrument“ der Laubheuschrecken befindet sich an den beiden Vorderflügeln. Werden diese übereinander gerieben, entstehen die Zirplaute. Die Weibchen empfangen diese Töne mit besonderen Hörorganen an den Vorderbeinen. So finden sie ein Männchen, um sich mit ihm zu paaren. Zur Laichzeit der Frösche im Frühjahr ertönen lautschallend ihre Hochzeitskonzerte an den Weihern im Wiesental. Mit ihrem lauten Quaken locken die Männchen die Weibchen zum Eierablegen und zur Paarung ein. Unter den Vögeln ist es der Kuckuck, der bei der Rückkehr aus seinem Winterquartier seinen lauten Kuckucksruf im Wald erschallen lässt.

Leuchtkäfer finden im Sommer ihre Partner auf ganz andere Weise. Diese Käfer, die man auch Glühwürmchen nennt, haben ein kleines Glühlämpchen an ihrem Hinterleib, mit denen die flugunfähigen Weibachen in der Nacht die Männchen anlocken.

Eine ganz besondere Sprache haben die Bienen, die durch Tanzbewegungen ihren Artgenossen anzeigen, wo gute Futterquellen sind.

Die Amsel ist einer der ersten Frühlingsboten. Selbst wenn noch Schnee liegt, singt sie ununterbrochen ihre flötende Melodie. Der Gesang der Kohlmeise klingt wie „zizibäbä“, zizibäbä“. Die Lerchen trillern oder trällern in den Lüften, wobei ihr Lied an warmen Frühlingstagen mehrere Strophen umfasst und ungefähr zwei Minuten lang anhält. Schwalben zwitschern in den Lüften, die Zaungrasmücken lassen ihren Gesang wie das Klappern einer Nähmaschine erklingen: „dlidlidlidli!“ Spatzen pfeifen von den Dächern und das Goldhähnchen singt „sisisisisisisie“. Wahrlich, Singvögel haben Gold in der Kehle. Tauben gurren und Spechte trommeln mit ihren Schnäbeln an Baumstämmen im Wald. Der Buntspecht ist der Zimmermann des Waldes.

Der Star ist wirklich ein Star, ein Imitations-Künstler. Ob das Knarren einer Tür, Läuten der Straßenbahn, Kläffen des Dackels, Jaulen des Bussards oder Pfeifen der Meise – der Star ahmt all das so echt nach, dass Mensch und Tier sich irritiert umdrehen.

Lieblich, schwermütig, perlend, melodiös – so beschreiben Vogelfreunde das Lied des Rotkehlchens. Doch wenn der Vogel im Frühling einen Konkurrenten verjagen will, dann kann er sich bis zur Lautstärke einer Kettensäge steigern.

Der Zaunkönig ist ein stimmgewaltiger Zwerg. Wäre da nicht die Stimme: Ein melodisches Trillern und Schmettern mit leisen Zwischentönen, Strophen von jeweils fünf Sekunden Länge, die über weite Entfernungen schallen und so laut sind wie der Gesang kaum eines anderen Vogels. Dabei schmettert der Winzling seine Frühlingsklänge meist aus dem Dickicht hervor.

Die Schwalben, Mehl- und Rauchschwalbe, sind bekannt als Glücksboten, als Frühlingsboten und als die engsten Begleiter und Freunde des Menschen. Der Gesang der Rauchschwalben ist ein rasch fließendes, melodisches Zwitschern mit vielen Obertönen und einem Schnarren am Ende jeder Strophe. Dagegen ist das Lied der Mehlschwalben ein leises, leierndes, vokalarmes Zwitschern, ohne Schnarren am Ende.

Ende März erscheinen wieder die ersten Nachtigallen in Deutschland. Nach der Ankunft besetzt das Nachtigallenmännchen sofort ein Revier und beginnt zu singen. Die Weibchen treffen ein paar Tage später ein, vermutlich dient der Nachtgesang der Männchen zum Anlocken der nächtlich ziehenden Weibchen. Die Nachtigall ist wohl die bekannteste Sängerin unserer Vogelwelt. Ihr Gesang sei „so ausgezeichnet eigen, es herrscht darin eine so angenehme Abwechslung und eine so hinreißende Harmonie, wie wir sie in keinem anderen Vogelgesange wieder finden“, heißt es schon in der „Naturgeschichte der Vögel Deutschlands“. Berühmte Komponisten haben sich von der Meistersängerin inspirieren lassen und ihren Gesang in Kompositionen nachempfunden: Ludwig van Beethoven etwa in seiner 6. Sinfonie, Johann Strauß in der „Nachtigallen-Polka“ und Igor Strawinsky im „Lied der Nachtigall“.

Bis zu 260 unterschiedliche Strophentypen beherrscht die Nachtigall – die sie aber ungeachtet ihres Namens nicht nur nachts vorträgt. Die meisten der zwei bis vier Sekunden langen Strophen beginnen mit leisen Anfangstönen, die oft die Imitation eines Vogelrufes enthalten. Darauf folgen laute, rhythmisch wiederholte Silben, die klangvoll aber auch schnarrend oder ratternd klingen können und als „Nachtigallschlag“ bekannt sind.

Besonders typisch sind die im Frühjahr nachts zu hörenden Pfeifstrophen. Die Nachtigall trägt dabei eine oft lange Serie von gedehnten, reinen Pfeiftönen vor, die einen weichen, wehmütigen Charakter haben können. Es entsteht der Eindruck eines Schluchzens. Innerhalb einer Stunde kann ein Nachtigallenmännchen mehr als 400 Strophen nacheinander vortragen.

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22 aralık 2023
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