Kitabı oku: «Herausforderungen der Wirtschaftspolitik», sayfa 6

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2.1 Fertilität

Wenn über den Alterungsprozess in unserer Bevölkerung berichtet wird, fallen zumeist zwei Begriffe. Die Fertilität oder Fruchtbarkeitsrate und die durchschnittliche Lebenserwartung.

Tabelle 2.1 gibt Ihnen einen Überblick über die Fertilität im Sinne von Definition 2.2 in Europa und einigen ausgewählten entwickelten Volkswirtschaften Asiens für das Jahr 2017.


Land Fertilität
Belgien 1,78
Dänemark 1,73
Deutschland
Frankreich 2,07
Italien 1,43
Lettland 1,51
Russland 1,61
Schweden 1,88
Spanien 1,49
China 1,70
Japan 1,41
Singapur 0,82
Süd-Korea 1,25
Taiwan 1,12

Tab. 2.1:

Fertilitäten in ausgewählten Ländern (Quellen: CIA-Factbook 2017 und laenderdaten.de)

Wenn wir 2,1 Kinder pro Frau als groben Richtwert für das Bestandserhaltungsniveau in Mitteleuropa akzeptieren, d.h. dass sich so langfristig die Geburten und die Todesfälle ausgleichen, sehen wir, dass Frankreich das einzige Land in dieser Liste ist, in dem dieser Wert näherungsweise erreicht wird.

Tatsächlich ist aber Vorsicht geboten, eine Argumentation auf einer so verkürzten Datenbasis aufzubauen. Eine brauchbare statistische Analyse erfordert die Betrachtung der betreffenden Größe im Zeitverlauf. Dies werden Sie unmittelbar verstehen, wenn Sie versuchen, Daten zur Fertilität für einzelne Länder für z.B. 2016 oder 2018 mit den hier angegebenen Werten in Beziehung zu setzen (s. auch Selbsttestaufgaben am Ende dieses Kapitels).

Weil die Daten Stichtermin- (bzw. Kalenderjahr-)Charakter haben, können sie auch per definitionem nicht die Anzahl der Kinder heute lebender junger Frauen angeben. Ein etwas besserer, aber trotzdem unvollständiger Eindruck entwickelt sich, wenn man diese Daten um einen deutlich umfangreicheren Überblick zur Entwicklung der Geburtenzahlen weltweit ergänzt, wie in Tabelle 2.2 von 2005 bis 2017. Dabei sind die Ländernamen entsprechend ihren englischen Namen alphabetisch geordnet.


Land 2017 2013 2011 2009 2007 2005
Albanien ** 13,20 12,57 12,15 15,29 15,16 15,08
Algerien ** 22,00 24,25 16,69 16,90 17,11 17,13
Armenien ** 12,90 12,86 12,85 12,65 12,34 17,76
Österreich * 9,50 8,73 8,67 8,65 8,69 8,81
Aserbaidschan ** 15,80 17,17 17,85 17,62 17,47 20,40
Belgien * 11,30 10,00 10,06 10,15 10,29 10,48
Bulgarien * 8,70 9,07 9,32 9,51 9,62 9,66
China *** 12,30 12,25 12,29 14,00 13,45 13,14
Kroatien * 8,90 9,53 9,60 9,64 9,63 9,57
Zypern * 11,30 11,45 11,41 12,57 12,56 12,57
Tschechien * 9,30 8,55 8,70 8,83 8,96 9,07
Dänemark * 10,50 10,20 10,29 10,54 10,91 11,36
Estland * 10,10 10,38 10,45 10,37 10,17 9,91
Äthiopien ** 36,50 38,07 42,99 43,66 37,39 38,61
Europäische Union * 10,10 10,19 9,83 (2010) 9,9 10 10
Finnland * 10,70 10,36 10,37 10,38 10,42 10,50
Frankreich * 12,20 12,60 12,29 12,57 12,91 12,15
Deutschland * 8,60 8,37 8,30 8,18 8,20 8,33
Griechenland * 8,40 8,94 9,21 9,45 9,62 9,72
Hong Kong *** 8,90 7,58 7,49 7,42 7,34 7,23
Ungarn * 9,00 9,37 9,60 9,51 9,66 9,76
Italien * 8,60 8,94 9,18 8,18 8,54 8,89
Japan *** 7,70 8,23 7,31 7,64 8,10 9,47
Lettland * 9,70 9,91 9,96 9,78 9,43 9,04
Litauen * 9,90 9,36 9,29 9,11 8,87 8,62
Niederlande * 10,90 10,85 10,23 10,40 10,70 11,14
Norwegen * 12,20 10,80 10,84 10,99 11,27 11,67
Polen * 9,50 9,88 10,01 10,04 9,94 10,78
Portugal * 9,00 9,59 9,94 10,29 10,59 10,82
Rumänien * 8,90 9,40 9,55 10,53 10,67 10,70
Russland * 11,00 12,11 11,05 11,10 10,92 9,80
Saudi-Arabien ** 18,30 19,01 19,34 28,55 29,10 29,56
Serbien ** 9,00 9,15 9,19 9,19 n.a. 12,12
Singapur *** 8,60 7,91 8,50 8,82 9,17 9,49
Slowakei * 9,70 10,27 10,48 10,60 10,65 10,62
Slowenien * 8,20 8,66 8,85 8,97 9,00 8,95
Spanien * 9,20 10,14 10,66 9,72 9,98 10,10
Schweden * 12,10 10,33 10,18 10,13 10,20 10,36
Schweiz * 10,50 10,45 9,53 9,59 9,66 9,77
Süd-Korea *** 8,30 8,33 8,55 8,93 9,83 10,08
Taiwan *** 8,30 8,61 8,90 8,99 8,97 12,64
Türkei ** 15,70 17,22 17,93 18,66 16,40 16,83
Ukraine ** 10,30 9,52 9,62 9,60 9,45 10,49
Großbritannien * 12,10 12,26 12,29 10,65 10,67 10,78
Vereinigte Staaten * 12,50 13,66 13,83 13,82 14,16 14,14

Tab. 2.2:

Geburten pro 1.000 Einwohner in ausgewählten Ländern (CIA Factbook und laenderdaten.de)

Legende:

* EU, Norwegen, Schweiz, Russland, USA

** EU-Anrainer im erweiterten geografischen Sinne

*** Ostasien

In der Gesamtschau ist zu konstatieren:

1 Die Geburtenanzahlen in den alten bzw. entwickelteren Ländern der Europäischen Union befinden sich überall auf niedrigem Niveau. Tatsächlich kann es aber für die Entwicklung der Altersverteilung und damit für die Zukunft eines Landes von entscheidender Bedeutung sein, ob sich die langfristige Geburtenrate z.B. bei 1,8 oder 1,5 stabilisiert.

2 Die Geburtenzahlen der ost- und südosteuropäischen Mitglieder und Anrainer der EU (z.B. Ukraine, Weißrussland, Moldawien) befinden sich auf niedrigem Niveau. Vielfach sind die ohnehin seit Jahren niedrigen Werte weiterhin gesunken, was im Grunde eine hohe Migrationsbereitschaft jüngerer Menschen signalisiert. Die Anrainer im Mittleren und Nahen Osten sowie in (Nord-)Afrika haben sehr hohe Geburtenraten. Insbesondere aus Afrika besteht, wie nicht erst seit den Flüchtlingsbootsunglücken im Mittelmeer seit dem Frühjahr 2015 bekannt, Migrationsdruck nach Europa. Dies dürfte sich mittelfristig kaum ändern. UN-Prognosen gehen aktuell von einer Vervierfachung der afrikanischen Bevölkerung bis zum Jahr 2100 aus, begleitet von einem Verlust von ca. einem Drittel der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche, wobei eher unwahrscheinlich ist, dass beide Prognosen zugleich eintreffen werden können. Interessant ist der Rückgang der Geburtenrate in Äthiopien, der zumindest teilweise mit dem in westlichen Medien vielfach geschmähten „chinesischen Neokolonialismus“ in Verbindung steht. Tatsache ist auch hier, dass Frauen, die ihr eigenes Geld verdienen (in Äthiopien zumeist in der Textilindustrie chinesischer Firmen) und damit materiell unabhängig werden, weniger Kinder bekommen.

3 Die Geburtenzahlen in den entwickelten asiatischen Gesellschaften (Japan, Singapur, Taiwan, Südkorea) befinden sich qualitativ in etwa auf deutschem Niveau und damit unter EU-Durchschnitt. Dies wird insoweit zukünftig von Bedeutung sein, als die asiatischen Länder Südkorea, Japan und China (dessen Bevölkerungsstruktur sich durch die inzwischen aufgehobene Ein-Kind-Politik, die Ende der 1970er Jahre eingeführt wurde, dramatisch verändert hat; s. Kapitel 13) sowie Deutschland zu den wichtigsten Industriestaaten der Welt zählen. Auf der anderen Seite stehen die demografisch relativ jungen USA mit niedrigen Rohstoff- und Energiepreisen und eigenen Energievorkommen (Stichwort Fracking) vor einer möglichen Reindustrialierung.

4 Nicht wirklich verstanden ist die Entwicklung der Spermien und der Zeugungsfähigkeit von Männern. In der Samenflüssigkeit der Männer der westlichen Welt befinden sich immer weniger Spermien, seit Ende der 1970er Jahre hat sich die Spermienanzahl pro Milliliter Samenflüssigkeit um etwa die Hälfte verringert.[21] Allerdings sind Faktoren wie die Beweglichkeit der Spermien und Fehlbildungen von Bedeutung; so sind Männer bei ihren Vaterschaften insgesamt deutlich älter geworden. Zu Südamerika, Asien und Afrika gibt es bisher keine statistisch eindeutigen Aussagen (vermutlich, weil die Untersuchungen zu teuer und/oder deren erwartete Ergebnisse politisch unerwünscht sind).

Beachten Sie wiederum unbedingt, dass die o.g. Daten mit Stichtagsterminen korrespondieren, für die die Geburten pro 1.000 Einwohner angegeben wurden. Auch diese Jahresangaben sind zur Analyse der allgemeinen Geburtenentwicklung nur bedingt aussagekräftig. In Osteuropa brachen z.B. die Geburtenzahlen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion dramatisch zusammen, um sich später – inklusive „Nachholeffekte“ – wieder teilweise auf niedrigem Niveau zu erholen. Sie sind allerdings für die erwähnten ceteris paribus-Betrachtungen im Sinne von „Was wird passieren, wenn es so weiter geht?“ von herausragender Bedeutung.

Selbsttestaufgabe:

Vergleichen Sie die Fertilitätsraten für 2017 aus Tabelle 2.1 mit den Daten, die Statista für die EU-Staaten im Jahr 2018 zur Verfügung stellt und machen Sie Aussagen zu Kohärenz auf Plausibilität beider Datensätze.

Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/200065/umfrage/geburtenziffern-in-ausgewaehlten-laendern-europas/

Selbsttestaufgabe:

Wichtige Informationen bezüglich des Geburtenverhaltens können aus der Altersverteilung bzw. vereinfacht dem Durchschnittsalter gewonnen werden, in dem Frauen ihr erstes Kind zur Welt bringen.

Werten Sie die verfügbaren Informationen aus und versuchen Sie, diese einzuordnen.

Vgl. z.B. https://www.bib.bund.de/DE/Fakten/Fakt/F20-Alter-Muetter-bei-Erstgeburt-Deutschland-West-Ost-ab-1960.html

2.2 Altersverteilungen

Die folgende „echte“ Bevölkerungpyramide – die man heute in dieser Form nur noch in sehr niedrig entwickelten Ländern wie z.B. Äthiopien findet – illustriert die Bevölkerungsverteilung im Deutschen Reich im Jahre 1910. Man kann beim Lesen vieler Medienbeiträge zum Thema Bevölkerungsverteilung oft den Eindruck nicht vermeiden, dass eine solche Verteilung, die u.a. viele junge potenzielle Arbeitskräfte und Konsumenten darstellt, wünschenswert sei.

Tatsächlich implizierte eine Pyramidenstruktur aber bei den aktuell niedrigen Geburtenzahlen direkt, dass in jeder Alterskohorte viele Vertreter durch Krankheit o.Ä. ausscheiden – etwas, das wir nicht einmal zu wünschen wagen sollten. Eine „wünschenswerte“ Verteilung bei hoher Lebenserwartung sähe somit eher einem sich leicht verjüngenden Hochhaus mit einer Spitze in den sehr hohen Jahrgängen ähnlich. Die Pyramidenstruktur der deutschen Bevölkerung im Jahre 1910 ist hauptsächlich durch die hohen Geburtenraten während der davorliegenden Jahrzehnte begründet.

Abb. 2.1:

Bevölkerungspyramide Deutschland 1910 (Quelle: Statistisches Bundesamt[22])

Die folgende Darstellung illustriert den Vergleich der Bevölkerungsverteilung Deutschlands aus dem Jahre 1950 sowie 2018, wobei Letztere grafisch an den oft erwähnten zerzausten Weihnachtsbaum erinnert. In beiden Darstellungen ist klar ersichtlich, dass es während des II. Weltkrieges zu einem Geburtensprung kam. Rechts ist schließlich eine Prognose (unter ceteris paribus-Annahmen, die genauestens studiert werden sollten) für das Jahr 2060 angefügt.1

Abb. 2.2:

Altersstruktur der Bevölkerung in Deutschland 2010, 2018 vs. Prognose 2060 (Quelle: Demografie-Portal[23])

Die Prognose für 2060 in Abb. 2.2 unterschied sich kaum von ähnlichen Vorhersagen im Sommer 2015: Tatsächlich hat der massenhafte Zustrom von zumeist jungen Flüchtlingen nach Deutschland seit dem Sommer 2015 diese zukünftige Bevölkerungsstruktur verändert und auf den ersten Blick „verbessert“ (wenn auch mit einem leichten Übergewicht auf der männlichen Seite).

Beachten Sie hier, dass BevölkerungspyramideBevölkerungspyramiden, die anhand vergangener Volkszählungen erstellt werden, nur einen Eindruck über die Altersschichtung einer Bevölkerung vermitteln können; Aussagen dazu, wer Kinder bekommt und welche Bildungs- und späteren Arbeitsmarktchancen diese Kinder haben werden, liefern sie nicht.

Punktschätzungen bzw. -voraussagen für zukünftige Bevölkerungen sind, da sie fast immer auf ceteris paribus-Annahmen beruhen, somit mit äußerster Vorsicht zu genießen. Vernünftiger ist es in jedem Fall, in unterschiedlichen Szenarien zu denken und dabei zu versuchen, sich weitere Konsequenzen der im Szenario enthaltenen zukünftigen Einzelzustände vor Augen zu führen und zu bewerten.

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