Kitabı oku: «Wenn der Partner geht», sayfa 2

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2. Die Persönlichkeit des Verlassenen

Hatte er sein Leben rund um den Partner aufgebaut, sich nur durch die Partnerschaft und seine Zuneigung liebenswert und wichtig gefühlt? Hat er bisher nie alleine gelebt und sein Leben alleine in die Hand genommen gehabt? Hat er in seinem Lebensplan eine Trennung einkalkuliert und sich schon einmal innerlich damit befasst? Hat er schon einmal eine Trennung erlebt? Hat er das Vertrauen, den Verlust überwinden und sein Leben alleine leben zu können? Sieht er sich attraktiv genug, wieder einen Partner finden zu können?

3. Das Alter des Verlassenen

Vor allem für ältere Menschen, die nach langer Ehezeit verlassen werden, ist die Trennung schwer zu verkraften.

4. Das Geschlecht des Verlassenen

In vielen Untersuchungen wird deutlich, dass sich Männer sehr viel schwerer damit tun, ihr Leben ohne Partner zu arrangieren. Sie werden häufiger krank und lassen im Beruf stark in den Leistungen nach. Von der Gesellschaft wird immer noch erwartet, dass sie in der Öffentlichkeit nicht weinen und Gefühle zeigen. Männer reden mit anderen Männern selten über ihre Gefühle. Von der Umwelt bekommen sie nach einer Trennung meist mehr Unterstützung als Frauen, weil sie ja „in vielen Dingen hilfloser sind“. Von Kollegen werden sie schneller wieder in Kontakt mit anderen Frauen gebracht. Meist gehen sie auch schneller wieder eine Beziehung ein – auch wenn sie den Ablösungsprozess noch nicht vollständig durchlaufen haben.

5. Die Umstände der Trennung

Kam die Trennung unerwartet aus heiterem Himmel oder hat sie sich durch zahlreiche Androhungen und auch häufige Konflikte angekündigt? Trennte sich der Partner, weil ein neuer Partner im Spiel war? Führt die Trennung auch zu dem Verlust einer finanziellen Absicherung, der Wohnung, der Kinder, des Arbeitsplatzes, des gesellschaftlichen Status? Ist der Verlassene berufstätig oder kann er zumindest auf eine Berufsausbildung zurückgreifen? Gibt es einen stabilen stützenden Freundeskreis? Gibt es einen langen Weg durch die Gerichtsinstanzen, bis es zu einer Scheidung kommt?

Was gibt es an Hilfsangeboten?

In diesem Buch werden Sie Hilfestellungen finden, wie Sie die einzelnen Phasen durchleben können, ohne darin steckenzubleiben. Sie können auch in Ihrem örtlichen Branchenverzeichnis unter der Rubrik „Psychologen“ und „Psychotherapie“ nachschlagen. In jeder größeren Stadt gibt es auch Beratungsstellen wie die Pro Familia oder Ehe- und Familienberatungsstellen, die Ihnen weiterhelfen können.

Hilfe durch einen Fachmann zu suchen ist keine Schande. Es zeigt, dass Sie sich und Ihr seelisches Wohlbefinden wichtig nehmen. Sie sind weder „unfähig“ noch „verrückt“, wenn Sie Unterstützung von außen suchen. Wirklich „verrückte“ Menschen gehen nicht zum Therapeuten, denn Sie glauben nicht, dass Sie Hilfe benötigen. Wenn Sie der einzige Mensch wären, der Unterstützung bei der Lösung seiner Probleme suchen würde, könnte keine Beratungsstelle und kein einzelner Therapeut davon leben.

Nutzen Sie die Chance, sich helfen zu lassen, wenn Sie den Eindruck haben, dadurch leichter mit der Trennung fertigwerden zu können. Alarmzeichen: Wann Sie unbedingt einen Therapeuten aufsuchen sollten:

•Wenn Sie sich täglich damit beschäftigen, sich das Leben zu nehmen und sich schon einen genauen Plan hierzu ausdenken.

•Wenn Sie aus Ihrem Schmerz herauskommen möchten, aber keinen Weg hierzu finden.

•Wenn Sie Ihren Körper, die Ernährung und Hygiene vernachlässigen, weil Sie denken, es sei eh alles sinnlos.

•Wenn Sie länger als vier Wochen Beruhigungs- und Schlafmittel nehmen, täglich oder exzessiv Alkohol trinken, zu viel oder zu wenig essen.

•Wenn Sie sich gerne mit einer neutralen Person aussprechen möchten, aber niemanden haben, dem Sie offen und auch immer wieder über Ihre Gefühle erzählen können.

•Wenn Sie bemerken, dass Sie eine direktere persönliche Beratung durch einen Therapeuten benötigen, dann können Sie bei Ihrer Krankenkasse nach einer Liste von verhaltenstherapeutischen Psychotherapeuten fragen.

Was ich Ihnen in diesem Buch mitgeben möchte

Ich möchte Sie gerne in diesen vier wichtigen Phasen Ihres Lebens begleiten. Sie werden in diesem Buch die Erfahrungen finden, die ich durch meine Trennung und durch therapeutische Gespräche mit den Klienten in meiner Praxis gesammelt habe. Ich werde Ihnen all die Hilfestellungen geben, die ich meinen Klienten auch gebe.

Viele dieser Hilfestellungen stoßen bei Ihnen zunächst vielleicht auf Widerstand. Sie mögen einwenden: „Die hat leicht reden.“, „Bei mir geht das nicht so einfach.“, „So schlimm wie bei mir war es bei ihr bestimmt nicht.“, „Ich kann das nicht machen, was sie so einfach empfiehlt.“, „Ich bin zu schwach.“. Diese Reaktion ist normal und menschlich. Aber ich weiß auch, dass Sie schneller aus Ihrer Krise herauskommen werden, wenn Sie diese Hilfestellungen auf sich anwenden. Und das ist doch Ihr Wunsch, oder?

Ich möchte Ihnen Ihre Gefühle nicht wegnehmen oder sie abtun. Sie sind der einzige Mensch, der spürt, was in Ihnen alles an Gefühlsstürmen tobt. Niemand kann sich ganz genau in Sie hineinversetzen und nachempfinden, wie es Ihnen jetzt im Augenblick geht – auch kein Therapeut. Niemand hat haargenau dieselben Gefühle empfunden wie Sie jetzt im Augenblick. Ich kann Ihnen nur von meinen Gefühlen nach der Trennung erzählen und darüber, was Menschen in gleicher Situation mir während der Therapie offenbaren. Wenn ich Ihre Stimmung also an bestimmten Stellen in meinem Buch nicht ganz genau treffe, bitte ich Sie, mich zu entschuldigen.

Wo auch immer Sie im Augenblick stehen, kann ich Ihnen jedoch versichern, dass Sie nicht hilflos sind. Ihr Partner hat entschieden, sich von Ihnen zu trennen. Das ist sein Recht. Aber er hat keine Möglichkeit, über Ihre Gefühle zu bestimmen, wenn Sie es nicht wollen. Das ist Ihre Freiheit und gleichzeitig Ihre Chance.

Nur weil Sie diese Freiheit haben, können Sie jetzt sofort Ihre Bergbesteigung beginnen und wieder Selbstvertrauen, Lebensfreude und innere Harmonie gewinnen. Ja, Sie können sogar noch weit über Ihre jemals erlebten positiven Gefühle hinausgelangen – auch wenn Sie es sich im Augenblick nicht vorstellen können oder schon mit weniger zufrieden wären.

Wie Sie am besten mit diesem Buch arbeiten

Lassen Sie sich Zeit bei der Durcharbeitung des Buches. Ich habe dieses Buch so aufgebaut, dass ich Sie von Phase I bis IV begleiten kann. Arbeiten Sie sich von Kapitel zu Kapitel vor. Lesen Sie zunächst jedes Kapitel einmal durch, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dann wählen Sie sich aus dem betreffenden Kapitel die Abschnitte aus, die Sie im Augenblick besonders betreffen. Führen Sie die dazugehörigen Übungen sehr sorgfältig aus. Gehen Sie erst zur nächstfolgenden Phase über, wenn Sie auch gefühlsmäßig hinter den Übungen stehen. Damit Sie besser einschätzen können, wo Sie im Augenblick stehen, werde ich Ihnen am Anfang der Kapitel häufig einen kurzen Fragebogen vorlegen. Üben Sie, mit sich geduldig zu sein – so wie Sie wahrscheinlich auch mit Ihrer besten Freundin in solch einer Krisensituation umgehen würden.

Das Tagebuch

Führen Sie für die Zeit Ihres Heilungsprozesses ein Tagebuch, dem Sie täglich oder wöchentlich Ihre Gedanken und Gefühle anvertrauen. Ihm können Sie alles offenbaren, Ihre Klagen wiederholen, ohne sich damit zu beschäftigen, was andere über Sie denken werden, wenn Sie dasselbe zum hundertsten Mal ausdrücken. Es steht Tag und Nacht für Sie zur Verfügung. Nutzen Sie dieses Tagebuch auch dafür, die Übungen, die ich Ihnen vorschlage, einzutragen.

Schriftliche Aufzeichnungen werden Ihnen helfen, sich über Ihre Gedanken und Gefühle bewusstzuwerden. Sie werden auch etwas Ordnung in Ihr Gefühlswirrwarr bringen. Später wird es Ihnen vielleicht auch Freude bereiten, Ihr persönliches Wachstum anhand Ihrer Aufzeichnungen noch einmal nachzuvollziehen. Sie werden dann deutlich erkennen, wie weit Sie sich von Ihrem momentanen Fühlen und Denken entfernt haben. Manche Menschen können später gar nicht mehr verstehen, „wie sie jemals so … fühlen und denken konnten“.

2 Die Macht unserer Gedanken

Ehe wir uns die vier Phasen der Trennungsbewältigung zusammen ausführlicher anschauen und uns an den Aufstieg zum Gipfel machen, möchte ich Ihnen erklären, wie Ihre Gefühle entstehen.

Gerade in einer Trennungssituation bekommen wir den Eindruck, der Partner habe uns in dieses tiefe Unglück gestürzt und uns all unseren Schmerz zugefügt. Wir fühlen uns dem Partner ausgeliefert und denken, nur wenn er zurückkommt, wieder glücklich sein zu können. Oder anders ausgedrückt, glauben wir, nie mehr froh sein zu können, wenn er nicht mehr zurückkommt.

Mit der Erwartung, der Partner mache uns glücklich bis an unser Lebensende, haben wir die Partnerschaft angetreten. Und jetzt stehen wir vor den Scherben der Partnerschaft. Der Partner ist gegangen und wir fühlen uns unglücklich. Ist das nicht logisch und natürlich? Müssen wir da nicht für immer traurig sein?

„Nein, wir müssen nicht für immer und ewig traurig sein – auch wenn wir jetzt in diesem Augenblick den Eindruck haben“, ist meine eindeutige Antwort darauf. Sie haben wahrscheinlich in Ihrem Bekanntenkreis auch schon erlebt, dass Menschen unterschiedlich schnell über einen Verlust hinwegkommen. Es gibt Menschen, die 20 Jahre nach dem Tod des Partners noch genauso viel Schmerz verspüren wie an dessen Todestag. Es gibt aber auch Menschen, die schon nach vier Wochen ihren Schmerz so weit überwunden haben, dass sie sich gelegentlich wieder freuen können. Die Erklärung hierfür liegt nicht darin, dass der Partner verstorben ist. Sie liegt darin, wie stark der Zurückgebliebene ihn gebraucht hat und von ihm abhängig war. Nur, wenn dieser viele Erwartungen und die Einstellung hatte, ihn zu seinem Glück zu brauchen, kommt es zu einer sehr heftigen langandauernden Trauerreaktion oder einem Trennungsschock.

Unsere Gefühle entstehen immer als Folge unserer Gedanken, Wünsche oder Erwartungen. Dass wir überhaupt fühlen, ist unvermeidbar, solange wir leben. Menschen ohne Gefühle sind tot. Über die Art und das Ausmaß unserer Gefühle können wir jedoch bestimmen – und zwar bestimmt jeder einzelne von uns selbst über die Art und die Intensität seiner Gefühle. Ihr Partner kann Ihnen „keine Gefühle machen“, die Sie nicht wollen. Er kann in Ihnen nur die Gefühle auslösen, die Sie zulassen. Einzige Ausnahme davon sind körperliche Gefühle wie Schmerzen durch Schläge.

Ich weiß, dass Sie beim Lesen dieser Zeilen voller Unglauben oder gar Abwehr sind. Die Entscheidung darüber zu haben, wie man sich fühlt, – diese Aussage klingt zunächst vollkommen falsch und absurd. Sie glauben, gerade jetzt durch die Trennung am eigenen Körper erfahren zu haben, dass der andere Ihnen Schmerz zufügen kann. Sie erleben ja jetzt im Augenblick gerade, wie eine simple Entscheidung des Partners, sich von Ihnen zu trennen, Ihr gesamtes Seelenleben aus dem Gleichgewicht bringt. Aber es ist eine unerschütterliche Tatsache: Sie haben die Entscheidung darüber, wie Sie sich in Zukunft – ich betone: in Zukunft – fühlen wollen, auch wenn Ihr Partner niemals mehr zu Ihnen zurückkehrt.

Kehren wir nochmals zu dem Verlust eines geliebten Menschen durch den Tod zurück. Der verstorbene Mensch wird immer verstorben bleiben, aber das Ausmaß des Schmerzes kann sich verändern. Unmittelbar nach dem Verlust ist meist nicht vorstellbar, ohne den geliebten Menschen weiterzuleben. Aber mit der Zeit kann man sich mit dem Verlust abfinden, oder wie man sagt, „man kommt darüber hinweg“.

Das Darüber-Hinwegkommen ist nur möglich durch eine Veränderung der Gedanken. Die Zurückgebliebenen gewöhnen sich an den Gedanken, dass dieser Mensch tot ist. Sie beginnen, ihr Leben ohne ihn zu gestalten. Die Lücke, die dieser Mensch hinterlässt, wird immer bleiben, aber wie sie die Lücke bewerten, wird sich verändern. Die Zurückgebliebenen können bestimmen, ob sie in Zukunft immer auf die Lücke schauen wollen oder darauf, was es sonst noch an Möglichkeiten in ihrem Leben gibt.

Wir können das Abfinden mit einem Verlust bewusst beeinflussen und beschleunigen. Ihnen dabei zu helfen, sehe ich als meine Aufgabe in diesem Buch.

Warum Sie sich jetzt so fühlen müssen, wie Sie sich fühlen

Sie haben Ihre Partnerschaft wahrscheinlich begonnen mit dem Wunsch nach immerwährender Liebe, Wärme, Geborgenheit und Verständnis. Zu Beginn und während Ihrer Partnerschaft wurden Ihnen diese Wünsche mehr oder weniger erfüllt. Ihr Partner schenkte Ihnen seine Zuwendung und sein Interesse. Sie entwickelten Gewohnheiten, gemeinsam zu essen, zu diskutieren, fernzusehen, zu kuscheln, zu streiten, ins Kino zu gehen, zu verreisen usw. Daneben hatten Sie Pläne, was sie in der Zukunft alles zusammen unternehmen wollten. Sie wollten von Ihrer Seite aus die Partnerschaft beibehalten, weil Ihr Partner Ihre Bedürfnisse in ausreichendem Maße befriedigte. Vielleicht hofften Sie auch nur, er werde sich ändern und sie irgendwann befriedigen. Vielleicht erschien Ihnen die Situation in der Partnerschaft zwar nicht optimal, aber immerhin noch besser, als allein zu sein. Alles in allem gaben Sie dem Partner die Macht, Sie glücklich zu machen. Jetzt hat Ihr Partner beschlossen, sich zu trennen. Ihr Partner erfüllt Ihnen Ihre Bedürfnisse nicht mehr. Der Abschied von Ihren Zukunftsplänen und Hoffnungen kommt auf Sie zu. In all Ihren Vorstellungen vom Alltag und von der Zukunft klafft eine Lücke, die Sie so schnell nicht füllen können. Es gibt hunderte von Gewohnheiten, die Sie verändern müssen – angefangen davon, alleine ins Bett zu gehen, bis dazu, sich handwerklich im Haushalt zu betätigen. Im Augenblick wird Ihnen in den Situationen, die Sie mit dem Partner teilten, als erstes einfallen, dass der Partner das … und das … nie mehr mit Ihnen zusammen tun wird, und Sie werden sich traurig fühlen.

Akzeptieren Sie Ihre schmerzhaften Gefühle für den Augenblick, denn sie sind das Ergebnis all Ihrer Erwartungen, Wünsche und gemeinsamen Erfahrungen aus der Vergangenheit. Sie können sie jetzt nicht einfach abstellen oder vermeiden. Im Augenblick sind sie da. Für die Zukunft können Sie Ihre Gedanken und Gefühle verändern. Sie brauchen und werden sich nicht für alle Ewigkeit so mies fühlen wie jetzt. Ihre Gefühle zeigen Ihnen, dass Ihr Leben im Augenblick nicht so verläuft, wie Sie es möchten. Sie sind Ihr Helfer darin, die Zukunft, das Morgen anders zu gestalten.

Nachdem Sie in einem ersten Schritt lernen müssen, Ihre Gefühle zu akzeptieren, müssen Sie in einem zweiten Schritt Ihre Gedanken und Vorstellungen durch neue ersetzen. Dabei ist es wichtig zu wissen, was in unserem Innern abläuft, wenn wir alte eingefahrene Gedanken durch neue ersetzen.

Der Prozess des Umlernens

Wann immer Sie in Ihrem Leben bewusst eine Gewohnheit verändern, werden Sie die fünf Stufen des Umlernens durchlaufen müssen. Diese Stufen des Umlernens sind gewissermaßen Stolpersteine, denen Sie auf dem Weg zum Gipfel begegnen werden. Wenn Sie wissen, an welcher Stelle Sie liegen, werden Sie nicht davon überrascht sein und dadurch nicht zu Fall kommen. Die langsame Loslösung vom Partner geschieht, wie wir oben gesehen haben, über ein geistiges Abschiednehmen vom Partner. Die alten Gedanken laufen darauf hinaus, Ihren Alltag mit dem Partner zu planen. Da der Partner sich getrennt hat, müssen Sie diese Gedanken korrigieren und sich in Erinnerung rufen, dass er gegangen ist. Sie verändern Ihre Gedanken, indem Sie sich beispielsweise sagen, dass Sie bereit sind, zu akzeptieren, dass die Partnerschaft zu Ende ist. Dennoch werden Sie sich aber genauso verzweifelt fühlen wie zuvor. Gefühlsmäßig können Sie Ihre neuen Gedanken noch nicht akzeptieren. Sie haben den Eindruck: „Ich belüge mich.“, „Ich mache mir etwas vor.“, „Das ist künstlich.“, „Das ist unecht.“ Ihr Gefühl steht im Widerspruch zu Ihren Gedanken. Sie fühlen sich so, als ob es nicht stimmt, was Sie sich sagen. Sie können sich nicht „glauben“. Sie befinden sich im Prozess des Umlernens. Um den Widerspruch zwischen Ihrem Denken und Fühlen besser zu verstehen, möchte ich im Folgenden anhand eines Beispiels den Prozess des Umlernens erklären.

Ein Beispiel aus dem Alltag

Angenommen, Sie haben Ihren Kaffee bisher immer mit Zucker getrunken und wollen ihn ab heute schwarz trinken. Was wird wohl passieren, wenn Sie sich die erste Tasse Kaffee nach diesem Entschluss einschenken? Fast automatisch greifen Sie zum Zucker, und Sie müssen sich bewusst dazu entscheiden, keinen zu nehmen. Wenn Sie den ersten Schluck Kaffee trinken, wird Ihr Körper Ihnen sagen: „Mit dem Kaffee stimmt etwas nicht. Der schmeckt nicht ohne Zucker.“ Obwohl viele Menschen Kaffee lieber ohne als mit Zucker trinken, gibt Ihnen Ihr Körper das Signal, dass der Kaffee nur mit schmeckt. Ihr Körper wurde nicht mit der Eigenschaft geboren, nur Kaffee mit Zucker zu mögen, sondern Sie haben es ihm angewöhnt. Sie können es ihm auch wieder abgewöhnen, aber Sie brauchen dazu den festen Willen und Zeit. Sie müssen ihm jedes Mal, wenn Sie Kaffee trinken, zu verstehen geben, dass er den Kaffee nicht mit bekommt, indem Sie keinen Zucker nehmen. Sie müssen also gegen Ihr Gefühl handeln. Sie haben dabei den Eindruck, Ihren Körper zu betrügen, ihm etwas, was ihm zusteht und was er wirklich braucht, vorzuenthalten. Und Sie müssen ertragen, dass der Kaffee zunächst nicht besonders gut schmeckt. Mit zunehmender Übung wird ein Wunder geschehen. Ihr Körper wird Kaffee ohne mögen und den mit für zu süß halten.

Zugegeben, zwischen der Trauer, Kaffee ohne Zucker trinken zu müssen, und der Verzweiflung, ohne Partner leben zu müssen, ist ein himmelweiter Unterschied. Doch wir haben nur ein Gehirn und einen Körper, die bei jeglicher Veränderung gleichermaßen reagieren.

Jede Veränderung einer Gewohnheit, das heißt jedes Umlernen verläuft in fünf Stufen:

1. Stufe: Theoretische Einsicht

Sie entscheiden sich, eine Gewohnheit zu verändern, und bereiten sich geistig darauf vor. Sie wissen rein theoretisch, wie Sie anders denken müssen, um sich anders fühlen und verhalten zu können.

2. Stufe: Übung

Sie denken anders und verändern Ihr Verhalten. Sie üben.

3. Stufe: Widerspruch zwischen Kopf und Bauch

Sie fühlen sich merkwürdig. Ihr Denken und Ihr Fühlen widersprechen sich. Sie ignorieren Ihr altes Gefühl, weil es lediglich auf die alte Gewohnheit hinweist.

4. Stufe: Übereinstimmung zwischen Kopf und Bauch

Ihr Denken, Fühlen und Verhalten stimmen überein, aber Sie müssen noch bewusst Ihre neuen Gedanken denken.

5. Stufe: Neue Gewohnheit

Sie haben eine neue Gewohnheit entwickelt. Denken, Fühlen und Verhalten laufen automatisch ab. Eine Vielzahl unserer täglichen Verhaltensweisen besteht aus Gewohnheiten. Gewohnheiten erleichtern uns den Alltag, sparen Energie und ermöglichen uns, mehrere Aktivitäten gleichzeitig auszuführen, ohne uns zu gefährden. Gewohnheiten entstehen immer dann, wenn Sie mehrmals in ein und derselben Weise denken und handeln. Unter Gewohnheit verstehe ich, dass Sie sich automatisch verhalten, ohne bewusst etwas zu denken. Sie haben Gewohnheiten, wie Sie laufen, sitzen, essen, schreiben, lachen, jemanden begrüßen, verabschieden, usw. All diesen Gewohnheiten ist gemeinsam, dass Sie Signale von Ihrem Körper bekommen, das heißt sich unwohl und angespannt fühlen, wenn Sie diesen Gewohnheiten zuwiderhandeln. Sie haben dann den Eindruck, dass etwas nicht stimmt. Die 3. Stufe, der vorübergehende Widerspruch zwischen Kopf und Bauch bleibt niemandem erspart, der eine Gewohnheit verändern will – gleichgültig, ob er sich freiwillig entscheidet, eine Gewohnheit zu verändern, oder sich – wie Sie jetzt – gezwungenermaßen umstellen muss. Der Körper bringt dabei lediglich zum Ausdruck, was Sie ihm vor langer Zeit antrainiert und angewöhnt haben. Ihr Körper braucht länger als Ihr Geist, sich auf neue Situationen einzustellen. Ihre Gedanken sind der Steuermann Ihres Körpers. Ihr Körper ist nur der Maschinist, der die Befehle des Steuermanns ausführt. Ihr Körper kann nicht alleine entscheiden, was richtig oder falsch ist.

Am folgenden Text können Sie sogleich erproben, was es mit den Stolpersteinen des Umlernens für Sie konkret auf sich hat. Sie werden beim Lesen des Textes den Eindruck haben, sich gnadenlos zu belügen und sich etwas vorzumachen. Da Sie nun wissen, dass beim Umlernen der Körper und die Gefühle zunächst immer rebellieren, möchte ich Sie bitten, den Text täglich solange zu lesen, bis der Körper Ihnen das Signal gibt, zu glauben, was Sie lesen. Der Text kann Ihnen dabei helfen, Ihre Gedanken schneller von der Vergangenheit zu lösen.

Lesen Sie den Text bitte täglich laut vor oder sprechen Sie ihn sich auf ein Tonband. Für viele Menschen ist es einfacher, sich ein Band anzuhören, als sich den Text durchzulesen.

„Ich bin ich. Ich bin einzigartig in allem, was ich fühle und erlebe. Mein Partner hat mich verlassen. Deshalb fühle ich mich traurig, voller Schmerz und sehr einsam. Ich fühle mich manchmal als der unglücklichste und ärmste Mensch auf der Welt. Das ist menschlich und normal. Wann immer ich jemanden, der mir wichtig ist, verliere, werde ich Schmerz fühlen. Meine Tränen sind Ausdruck meines Schmerzes. Wann immer sie kommen, werde ich sie als Zeichen der Trauer annehmen. Sie gehören zu mir und zeigen mir, dass ich um einen wichtigen Menschen trauere. Zu mir gehören auch Gefühle der Schuld, Angst, Einsamkeit und Wut. Ein manches Mal werde ich über Kleinigkeiten wütend werden. Auch das werde ich als Zeichen auf dem Weg durch die Trauer annehmen. Ein manches Mal behandle ich meine Freunde ungerecht, obwohl ich sie im Augenblick doch so sehr benötige. Auch mein Körper zeigt mir, dass ich aus dem Gleichgewicht geraten bin.

Ich werde Zeit brauchen, meine Trauer zu durchleben, Abschied zu nehmen und mich auf die neue Situation einzustellen. Wann immer ich ungeduldig mit mir werde, immer noch traurig zu sein, werde ich mich daran erinnern, dass die Trauer Zeit und Arbeit benötigt. Ich werde tun, was notwendig ist, um meinen Weg bis zur Loslösung zu finden. Ich kann die Trauer ertragen und brauche mich nicht vor ihr zu fürchten, sie vermeiden oder mit Tabletten oder Alkohol zu überdecken.

Verluste und Abschiednehmen sind Bestandteile des Lebens. Sie sind kein Ausdruck von Bestrafung, sondern lediglich Ausdruck des Lebens auf dieser Welt. Solange ich lebe, werde ich von Zeit zu Zeit kleine und große Verluste erleben. Einige werde ich schnell vergessen, andere werden mein gesamtes Leben beeinflussen. Ich kann wählen, den Verlust anzunehmen oder mit dem Schicksal zu hadern. Ich entscheide mich dafür, ihn anzunehmen, denn Hadern und Hass sind keine angenehmen Gefühle. Ich kann es schaffen, meine Trauer zu durchleben und am Ende des Weges stehen wiedererwachende Lebensfreude und die Entdeckung neuer Chancen. Meine Gefühle der Trauer, der Wut und der Hilflosigkeit werden vorübergehen. Sie haben jetzt einen Sinn und werden irgendwann ihren Sinn verlieren. Sie stehen für das Abschiednehmen und das Signal zur Suche nach einem neuen Lebenssinn. Ich werde wieder lachen und fröhlich sein können. Ich werde wieder Selbstvertrauen und neue Fähigkeiten gewinnen. Ich werde das Leben bewusster wahrnehmen und mehr schätzen können. Ich werde mich und andere Menschen besser verstehen können. Ich werde mehr auf mich und meine Fähigkeiten vertrauen können, denn ich selbst schaffe es, meine Trennung zu bewältigen.

Ich entscheide mich, jeden Tag bewusst zu leben. Ich entscheide mich dafür, meine Gefühle anzunehmen und auf unschädliche Art und Weise auszudrücken, wann immer ich sie empfinde. Ich entscheide mich dafür, an einer neuen Lebensperspektive zu arbeiten. Ich möchte mich täglich um mein körperliches und seelisches Wohlbefinden kümmern, auch wenn ich mich nicht danach fühle. Ich trage die Verantwortung für mich, ich bin es wert, für mich zu sorgen.“

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ISBN:
9783923614905
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