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Die Kosmetik im Dienste der Rehabilitation
Definition der Rehabilitation
Rehabilitation ist die Wiederherstellung eines Menschen, speziell eines Kranken, die Wiedereingliederung in seine Umwelt und die vollwertige Rückführung zu seiner Mitwelt. Sie umfasst dabei alle therapeutischen, sozialen, psychologischen und pädagogischen Bemühungen, um eine vollwertige Rückführung und Rückfindung des betreffenden Menschen in die ihn umgebende Lebensgemeinschaft zu ermöglichen oder zumindest zu erleichtern.
Das soziologische Moment
Wir berühren damit das menschlich grundlegende Problem der zwischenmenschlichen Beziehungen: Individuum und Gesellschaft, Persönlichkeit und Gemeinschaft, Einzelner und Masse. Es beinhaltet die Bindungen des Ichs zum Du, des Ichs zum Wir. Die soziologische Bedeutung und Aufgabe der Kosmetik für das Sichhineinfinden und für das Rückfinden des Einzelmenschen in die ihn umgebende menschliche Gemeinschaft ist somit ein wichtiges Thema. Es stellt sich deshalb die Frage, inwiefern die Kosmetik im Sinne dieser soziologischen Aufgabe wirksam sein kann.
Rituelle Urform
Es ist heute fast unbekannt, dass die ursprünglichste Bedeutung der Kosmetik eine kultisch-rituelle war. Die so genannten „Primitiven“ färbten sich Haare, Gesicht und Körper mit bestimmten Naturfarben in altüberlieferter Manier. Dies geschah aus einem urmagischen Empfinden, sich über das individuell Irdische dadurch erheben zu können, dass die Gleichartigkeit des sich Schmückens die Individualität aufheben könne, zugunsten einer meist in leidenschaftlicher Ekstase sich findenden Gemeinsamkeit aller. Von diesen Zusammenhängen hören wir heute nur selten. Aber im Unbewussten spielt dieses Einander-Gleichwerdenwollen, dieses gemeinsame, über das Alltägliche hinaus Sich-Erhebenwollen eine grundlegende Rolle auch oder sogar erst recht im modernen Leben mit seiner extremen Individualisierung.
Individuum und Gemeinschaft
Der Mensch als Einzelner strebt danach, sich selbst in seiner Individualität zu entfalten, zu entwickeln und sich darzuleben. Aber der Mensch ist ebenso sehr ein geselliges Wesen und somit auf das Zusammensein mit anderen Menschen lebensnotwendig angewiesen. Keiner von uns kann in der heutigen modernen Welt autark existieren. Das Leben eines Robinson ist lediglich eine interessante, sozial-psychologische Studie. Im Grund aber wollen wir nicht isoliert für uns allein im Leben stehen. Im Gegenteil: Das Problem des Alleinseinmüssens, der Einsamkeit der Einzelnen in der Masse wird häufig als eine Tragik der modernen Massengesellschaft empfunden. Der Geist der heutigen Zeit stellt ganz bewusst den Einzelmenschen in seiner Ichheit und seinem Ichbewusstsein heraus. Darin liegt aber die Gefahr, dass sich der Einzelne als ein in das Dasein geworfenes Wesen verlassen und isoliert, ganz auf sich allein gestellt empfindet und nunmehr aus einer Angst um die Erhaltung seines Ichs vor dem Leben, vor der Welt und den Menschen hinein in das Kollektiv flieht. Die extreme Herausstellung des Ichs als eines Individuums einsamer Einmaligkeit schlägt in ihr Gegenteil um: Aus Angst vor einem unerbittlich erscheinenden Schicksal rettet sich der Mensch in die Fänge der namenlosen Masse des „man“: Man sagt, man meint, man tut und man sagt mit, man meint mit, man tut mit! Ein ursprünglich erhebendes Gefühl der Gemeinschaft und der Gemeinsamkeit ist aus Angst um das eigene Ich zur Flucht in die Massenhaftigkeit geworden, in der es untergehen muss. Scheinbar ein Widerspruch in sich selbst, aber dennoch eine Tatsache. Wie konnte es zu einer derartigen Entwicklung kommen? Martin Buber macht in seinem Buch „Das Problem des Menschen“ einmal ein soziologisches und zum anderen ein seelengeschichtliches Moment dafür verantwortlich:
Zerfall gewachsener Gemeinschaften
Die alten organischen Formen des unmittelbaren wesenhaften Zusammenlebens der Menschen wie die Familie, die Sippe, die Werk- und Dorfgemeinschaft sind, beginnend mit der politischen Freimachung des Menschen, heute am Zerfallen. Diese lebendigen Gemeinschaftsformen boten dem Menschen eine äußere und eine innere Heimat für sein eigenes Leben, eine persönliche und soziologische Sicherheit der Welt und dem Schicksal gegenüber.
Moderne Zivilisation und der Mensch
Der zweite Faktor dieser Entwicklung besteht darin, dass der heutige Mensch in seiner seelischen und geistigen Entfaltung hinter seinen äußeren Werken zurückgeblieben ist. Die Technik, die Produktivität der Wirtschaft, die politische Organisation – ursprünglich erfunden, um dem Menschen zu dienen – haben sich heute zu anonymen Mächten verselbstständigt, welche ihrerseits nunmehr den Menschen beherrschen. Dadurch tritt der Gegensatz zwischen Mensch und Masse heute härter und bewusster als früher zutage. Es stellt sich deshalb die Frage nach der Lösbarkeit dieses Gegensatzes. Es ist weder das Extrem des heutigen Individualismus, welcher den Menschen nur in seiner Ichbezogenheit sieht, noch der Kollektivismus, welcher den Menschen als Persönlichkeit verneint, eine Lösung dieses brennenden anthropologischen Problems. Denn beide sind Äußerungen des gleichen menschlichen Zustandes, nämlich des Gefühls kosmischer und sozialer Heimatlosigkeit. Weder der Einzelne für sich selbst, noch die Masse an sich stellen das lebenswerte und lebensvolle Fundamente des menschlichen Daseins dar. Beide sind mächtige, aber extreme Abstraktionen. Was aber wäre dann das wahre, echte Dritte, der vielgerühmte goldene Mittelweg, der die Extreme in einer höheren Einheit verbindet?
Entdeckung des Du
Das grundlegende, elementare, schöpferische Ereignis ist die Entdeckung des Du, so wie Feuerbach sinngemäß sagt: Das Wesen des Menschen ist nicht im einzelnen Menschen für sich allein, sondern nur in der Einheit des Menschen mit dem Menschen, in einem Wir. Das Wir basiert sowohl auf der Realität des Unterschiedes von Ich und Du als auch dem Anspruch, dass der Mensch dem anderen Menschen begegnet, aber nicht ungerührt und fremd, sondern dass Wesen und Wesen aneinander Anteil nehmen, ineinander überfließen, miteinander integrieren. Der Einzelne ist wohl Tatsache der unmittelbar erlebbaren Existenz, aber das Fundament seines Lebenssinnes ist der Mensch mit dem Menschen, die wesenhafte Begegnung des Ich mit dem Du als einer schöpferischen Urkategorie, zur dynamischen Ganzheit des Wir sich fügend.
Erster Eindruck
Wenn wir Menschen das erste Mal einem anderen gegenübertreten, so sei, sagt ein altes englisches Sprichwort, der erste Eindruck der entscheidende. Wir urteilen in diesem Augenblick spontan, intuitiv, nach Gefühl, subjektiv; aber dennoch unsere persönliche zuneigende oder ablehnende Haltung begründend und bestimmend. Das äußere Erscheinungsbild ist es daher, welches den entscheidenden Eindruck zum Vorteil oder zum Nachteil der sich Begegnenden bestimmt. In wie vielen Fällen störender, entstellender Symptome werden oft wertvolle Menschen von anderen, denen sie innerlich nahe sein möchten, aufgrund dieses ersten unglücklichen Eindrucks zu Unrecht zurückgestoßen, unbewusst lieblos zurückgewiesen in ihr Alleinsein, aus dem sie sich herausgesehnt haben. Denken wir dabei nur an den verzweifelten Satz in einem Brief Nietzsches: „Wenn ich Dir einen Begriff meines Gefühls von Einsamkeit geben könnte! Unter den Lebenden so wenig als unter den Toten habe ich jemanden, mit dem ich mich verwandt fühle. Dies ist unbeschreiblich schauerlich ...“. Dabei brauchen gerade diese Menschen einen Ausweg, einen Weg hinein in die Gemeinsamkeit eines irgendwie gestalteten wesenhaften Wir, um zu einem inneren Gefühl der Lebenserfüllung und damit des inneren Friedens zu gelangen.
Mitmenschliche Resonanz
Erkennen wir daran nicht, wie das Selbstwertgefühl und damit die Sinnhaftigkeit unseres Lebens beeinflusst und mitgetragen wird von der Resonanz des Menschen im anderen, in der Zweisamkeit zweier sich liebender Menschen, in dem Wir der Familie, als den Grundpfeilern des menschlichen Erlebnisses der Gemeinsamkeit, in den Bindungen der Arbeitsgruppe, der Berufsgemeinschaft und zuletzt der Gesellschaft? Heute sehen wir, dass die Kosmetik in der modernen Gesellschaft darüber hinaus bis in die grundlegenden Bindungen der Menschen untereinander und miteinander zu individuellen und überindividuellen Gemeinschaften und „Gesellungen“ reicht, wie Vershofen dies auszudrücken pflegte.
Selbstvertrauen
Selbstverständlich beginnt die Wirkung dabei primär beim Einzelnen selbst. Schon rein äußerlich verursacht ein Nachlassen oder Aufhören vordem störender Hautsymptome ein gefälligeres, ansprechenderes Aussehen der ganzen Person. Der betreffende Mensch gefällt sich selbst besser und nimmt freudig und dankbar anerkennende Worte seiner Mitmenschen in sich auf, ebenso wie ein Kranker die ersten ihm mitgeteilten Anzeichen seiner Genesung. Das ist das unbewusst wirkende Einflussnehmen allein durch die kosmetisch pflegende Tätigkeit selbst. Aber wir müssen darüber hinaus auch daran denken, wie wohltuend und dankbar es empfunden wird, wenn Sie als Mensch da sind, sich um den anderen – Ihre Klientin – bemühen, sie in Ihre Pflege nehmen, Zeit für sie haben, als Beruf wohl, vielleicht sogar aus innerer Berufung.
Positive Lebenseinstellung
Die sich daraus ergebende positive Einstellung zum Leben ist die Voraussetzung für eine Rehabilitation, für ein Zurückfinden oder überhaupt für ein Sichzurechtfinden des Menschen in seiner Umwelt und Mitwelt zu einer ihn voll anerkennenden Gemeinschaft, in der allein der Mensch sich geborgen fühlt. Das wesenhafte Begegnen von Mensch zu Mensch, des Menschen mit dem Menschen beginnt daher schon als eine Aufgabe der Kosmetik in Ihrem Institut, in der ersten Begegnung zwischen Ihrer Klientin und Ihnen und vollzieht sich stetig während Ihrer ganzen Behandlung. So ist die Kosmetik heute ein großes, umfassendes Gebiet geworden, welches schließlich in die soziologischen Aufgaben mündet, dem Menschen durch die Pflege seiner Erscheinung und damit eines gesunden Selbstwertgefühls – vor allem der Frau – Lebenswege zu ebnen und sie in die existenznotwendigen Bindungen des Einzelnen zur mitmenschlichen Gemeinschaft zu geleiten. Kosmetik ist heute ein Dienst am ganzen Menschen, eine Brücke des Ichs zum Du und zum Wir der Familie, der Gemeinschaft und der Gesellschaft.
Stress-Stadien und biokosmetische Konsequenzen
Definition
Stress bezeichnet einen ganz bestimmt charakterisierten Zustand des Organismus, der durch verschiedenartige unspezifische Reize bedingt sein kann. Das Stress-Syndrom ist somit diagnostisch stets gleichartig zu erfassen und damit auch gleichsinnig behandelbar, ohne Rücksicht auf die möglicherweise verschiedenen Bedingungen und Ursachen, wie plötzliche Infektionen, ungewohnte klimatische und atmosphärische Einflüsse, Hitze-, Kälteschock, plötzliche, heftige Strahleneinwirkungen, Schrecksituationen, Vergiftungen oder andere äußere Einflüsse. Es handelt sich also stets um Einflüsse, die unvorhergesehen und unvorbereitet von außen auf den Organismus treffen, auf die er zwar naturgemäß reagiert, denen er jedoch nicht vollkommen gewachsen ist. Der Organismus ist an die Umwelteinflüsse und -bedingungen nicht oder nicht ausreichend adaptiert. Psychisch hat der stressbetroffene Mensch das Gefühl, einem Geschehen ausgeliefert zu sein, das ihn beherrscht, von dem er angefallen wird, ohne von ihm Abstand oder Befreiung gewinnen zu können: Er ist ihm verfallen.
In der Praxis sind diese Fälle nicht etwa selten, sondern es handelt sich um eine sehr große Gruppe von Menschen, die meist vegetativ labil sind. Man könnte sie als Dystoniker bezeichnen: Dystonie, verstanden als ein psychosomatisches Syndrom, dessen Ursprung im Erleben des Menschen verwurzelt ist und das auf Lösungen der Spannungen zwischen Umweltbedingungen und Eigenkapazität drängt. Aus dieser prozessualen Begegnung von Umwelteinfluss und Mensch ergibt sich als primäre Folgeerscheinung der ungenügenden Anpassung des Organismus an die periphere Einwirkung das so genannte Anpassungssyndrom.
Anpassungssyndrom
Stressreaktionen sind Reaktionen des Organismus auf die in Form von Stress übernormal stark empfundenen Reizeinwirkungen qualitativ oder quantitativ ungewohnter Beanspruchung, Belastung oder Beeinträchtigung. Sie versetzen den Körper in einen Zustand erhöhter Spannung, Anstrengung und Abwehrbereitschaft. Es handelt sich dabei um eine gesetzmäßig auftretende Prozessfolge des Stressablaufs, bei dem man drei verschiedene Stadien beobachten und unterscheiden kann, die zeitlich aufeinander folgen, aber auch ineinander übergehen können:
Schock
Die erste, unmittelbar erfolgende Schock- oder Alarmreaktion: Die beeinträchtigende Einwirkung von außen mobilisiert die natürlichen Abwehrkräfte des Organismus.
Resistenz
Das Stadium der Resistenz: Äußere Aktion und organismische Reaktion halten sich bei erhöhter Tonuslage im Gleichgewicht.
Erschöpfung
Das Stadium der Erschöpfung: Die Anpassungsreaktionen des Organismus unterliegen den stärkeren Umwelteinflüssen.
In der BioKosmetik bleiben wir im biologischen und physiologischen Rahmen. Denn im Prinzip handelt es sich um natürliche, an sich gesunde Reaktionen des Organismus:
Einwirkungen von außen werden von den Sinnesorganen wahrgenommen, und der Organismus reagiert auf sie aktionsgerecht oder organspezifisch. Das heißt, das erste Stadium der Mobilisierung der Abwehrkräfte des Körpers und auch das zweite Stadium der Resistenz als ein Gleichgewicht der Reizaktionen durch adäquate, ihnen gewachsene Reaktionen des Organismus sind in jedem Falle zunächst physiologische Prozesse von Aktionen und Reaktionen, von Empfindung und ihr adäquater Reagibilität. Darum muss eine Stresseinwirkung nicht unbedingt die Gesundheit oder die Lebenserwartung beeinträchtigen.
Stress in Maßen
Im Gegenteil, ein Stress in Maßen, insbesondere im rhythmischen Training wiederholt, erhöht die Abwehr- und Aufbaukräfte des Organismus und verlängert die Lebenszeit. J. M. Ordy in Cleveland hat eine Mehrzahl von Versuchsgruppen mit und ohne Stressbeanspruchung vergleichend untersucht und stets eine Erhöhung des Gesundheitszustandes durch eine maßvolle Stressbeanspruchung festgestellt. Erst in dem Augenblick, in dem die Reaktionen des Organismus krankhafte Symptome zeigen, wird der Stress pathologisch. Zwischen den normalen Abwehrreaktionen sowie ihren Symptomen und den pathologischen Syndromen liegt das Gebiet der Erscheinungsformen, welche als Grenzgebiet der Kosmetologie und der praktischen BioKosmetik als ästhetisch störend definiert und betreut werden können. Wenn wir oben definiert haben, dass bei den Stress-Aktionen die verursachenden Geschehnisse und Einwirkungen vor allem von außen auf den Körper wirken, so kann primär auch die Haut als ein intensiv empfindendes Organ davon betroffen sein und angesprochen werden. Der Vehemenz der jeweiligen Einwirkung entspricht normalerweise die Intensität der Stressreaktion. Der impulsartigen Aktion entspricht die meist schockartige Reaktion des ersten Stress-Stadiums:
Erythem Hyperämie
Auf der Haut zeigen sich als erste Symptome das Erythem, Hyperämien, Quaddel- und Blasenbildung, subjektiv ein Juck-, Wärme-, Hitzegefühl bis zur Empfindung brennenden Schmerzes. Es entsteht somit der Symptomenkomplex, den wir in der Kosmetologie diagnostisch unter den Begriffen der Hypersensibilität, Hyperergie und erhöhten Disposition zu Irritationen zusammenfassen.
Folgereaktionen
Auf dieser Basis des neurovegetativ gesteigerten Stresszustandes können als Folgereaktionen akneiforme Effloreszenzen, Hyperkeratosen, Hyperpigmentationen und eine gesteigerte Anfälligkeit gegenüber Allergenen entstehen.
Resistenz
Hält die Stresseinwirkung in gleich bleibender Intensität an und sind die natürlichen Abwehrkräfte des Organismus in der Lage, ihr standzuhalten, dann tritt das zweite Stress-Stadium, das der Resistenz ein. Die primär entstandenen Effloreszenzen der Haut als unmittelbare oder mittelbare Schockwirkung treten zurück, sie normalisieren sich. Aber es bleibt infolge der anhaltenden Stresswirkung neurovegetativ ein Status erhöhter Sensibilität und Reagibilität bestehen, der bei einer nur geringen Zunahme der äußeren Reizbedingungen wiederum in eine übersteigerte Reaktion, in eine Hyperergie übergehen kann. In diesem Fall treten die ursprünglichen Effloreszenzen und Hautsymptome wieder auf, häufig sogar in intensivierter Form.
Erschöpfung
Nimmt die Stress-Einwirkung jedoch so stark zu, dass die Kapazität der organismischen Anpassung und Resistenz überfordert und überschritten wird, dann tritt der Stress in das dritte Stadium, das der Erschöpfung, bei dem die natürlichen Heilungs- und Anpassungsreaktionen des Organismus den Umwelteinflüssen unterliegen.
Atrophieren
Denn der gesteigerte Stoffwechsel, der erhöhte Blut- und Lymphumlauf während der beiden ersten Stadien des Stress können von der Haut als Organ, wie vom gesamten Organismus, eine bestimmte Zeit lang getragen und bewältigt werden, jedoch nur solange, wie der Organismus aufgrund seiner individuellen Kapazität dazu befähigt ist. Wird diese überschritten, dann schlägt die überforderte Hyperergie in eine Erlahmung der Organfunktionen um: Die Hautzellen ermüden, atrophieren. Die Gefäßwände verlieren ihre Elastizität, die Kapillaren selbst bleiben erweitert oder verkrampft. Es treten frühzeitig Alterungserscheinungen der Haut auf. Die ursprüngliche Hyperergie geht in eine Hypergie über, in eine Unterfunktion des Stoffwechsels, in ein Versagen der Reaktionsfähigkeit. Die Hypersensibilität jedoch als Nervosität der Haut bleibt nach wir vor bestehen. Deshalb reagiert die Haut trotz ihrer Unfähigkeit zur Regeneration überempfindlich, überreizt. Andererseits ist sie aber histologisch schlaff, welk, von vermindertem Turgor und Tonus, müde und erschöpft. Das heißt, es erscheinen verfrühte, möglicherweise nur vorübergehende Symptome von Atrophie.
Behandlungen
Wie kann die behandelnde Kosmetik im Sinne einer vorbeugenden, ästhetischen Gesundheitspflege auf die Stress-Reaktionen und die drei Stadien des Stresszustandes Einfluss nehmen?
1. Stadium
Die Behandlung der Hypersensibilität und der Hyperergie im ersten Stadium lässt sich am vorteilhaftesten mit Azulen oder Bisabolol in Kombination mit Panthenol, Glycyrrhicin, Aucubin und Hamamelin durchführen. Dieser Wirkstoffkomplex hat sich als ausgezeichnet wirksam, beruhigend, ausgleichend und normalisierend bewährt. Hinzu sollte eine entsprechende, beruhigende, ausgleichende Art des gesamten Behandlungsmodus treten, insbesondere durch eine Beruhigungsmassage, durch eine Suggestivmassage im Sinne einer Entspannung, Entlastung und Lösung der schockartigen Stress-Reaktion. Wenn die Stress-Einflüsse seelisch belastender Natur waren und sind, dann liegt hier ein ganz besonders fruchtbares Betätigungsfeld für eine psychokosmetische Behandlung.
2. Stadium
Im Stadium der Resistenz gilt es, die natürliche Regenerations- und Abwehrbereitschaft des Organismus prophylaktisch, aufbauend, tonisierend, im Sinne einer Steigerung der Abwehrkräfte zu beeinflussen. Eine fachgemäß durchgeführte biokosmetische Behandlung kann schon von sich aus in diesem Sinne kräftigend und stärkend wirken, allein durch die Tatsache, dass die Klientin während der Behandlung entspannt und möglichst gelöst in einer dialogischen Partnerschaft zu der behandelnden Kosmetikerin steht. Die psychischen Momente einer Katharsis, einer inneren Entspannung und Befreiung durch das gelöste positive Gespräch steht auch hier stark im Vordergrund zur Lösung der Stress-Situation. An Wirkstoffen kann man insbesondere Vitamin-Komplexe, Vitamin A und E oder Keimlecithin mit gutem Erfolg anwenden.
3. Stadium
Im dritten Stadium der Erschöpfung oder zumindest einer vorübergehenden Hypergie, einer verminderten Kapazität der Hautfunktionen muss man versuchen, den Stoffwechsel und das Energiegeschehen im Hautgefüge vorsichtig und behutsam anzuregen, zu beleben, zu stärken und neu in Fluss zu bringen. Der Modus der gesamten Behandlung soll hier anregend und aufbauend sein, jedoch nicht hektisch stimulierend. Denn die vorliegende Erschöpfung der Hautfunktionen ist die Folgereaktion einer vorübergehenden, nicht zu überwindenden Belastung und Irritation durch äußere Einwirkung. Auch hier haben sich Vitamin-Komplexe kosmetisch gut bewährt: Vitamin A und E, B-Vitamine sowie essenzielle Fettsäuren in Verbindung mit den beruhigenden Wirkstoffkomplexen von Azulen, Bisabolol, Panthenol, Glycyrrhicin, Aucubin und Hamamelin.
Wir sehen aus dieser Zusammenfassung über Stress-Wirkung, Stress-Reaktion und kosmetische Konsequenzen, wie sehr in den primären, noch nicht krankhaften Stadien ästhetisch negativ berührende und damit die Kosmetik betreffende Symptome in Erscheinung treten können. Konflikte, die insbesondere mit dem Selbstwertgefühl, dem Geltungsbewusstsein und der Lebenssicherheit zusammenhängen, können von der BioKosmetik als einer ästhetischen Erziehung des Menschen in bestem, positivem Sinne beeinflusst werden. Denn der Mensch wird dadurch in seiner Lebenseinstellung und Lebensbetrachtung mehr zu seiner eigenen Mitte hingeführt. Er findet seinen Mittelpunkt mehr in sich selbst, mehr in einer Sinngebung des eigenen Lebens, und wird dadurch unabhängiger, freier und unbeeinflusster gegenüber der verwirrenden Stress-Turbulenz seiner hektischen Umwelt.