Kitabı oku: «Die deutsch-deutsche Grenze 1945–1990», sayfa 2

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Berichte des Gendarmeriepostens Walkenried

Die Demarkationslinie wurde auf beiden Seiten zunächst ausschließlich von Militärstreifen bewacht. Die örtlichen Polizeistationen hatten mit wenigen Beamten für die öffentliche Ordnung zu sorgen.

Von der Tätigkeit des Gendarmeriepostens Walkenried sind einige Berichte erhalten geblieben. Danach hatten die Beamten Plünderungen und Diebstähle von abgestelltem Flüchtlingsgut, Vieh- und Lebensmitteldiebstähle sowie unübliche Todesfälle und Körperverletzungen zu verfolgen. Darüber hinaus hatten sie über Grenzverletzungen durch sowjetische Soldaten zu berichten und den Tathergang bei Vergewaltigungen zu protokollieren. Auf Anordnung der britischen Militärregierung durften Schwangerschaftsabbrüche nur nach einer Anzeige der Vergewaltiger bei der Polizei vorgenommen werden. In Walkenried war es der Arzt Dr. Rauschenberger, der die geschädigten Frauen gegen die Übertragung von Geschlechtskrankheiten und mögliche Schwangerschaften behandelte. Im Folgenden werden die Kopien einiger Berichte des Gendarmerie-Postens Walkenried wiedergegeben:

Gend. Gruppenposten Walkenried

Walkenried, d. 21. Juni 1945

Kreis Blankenburg

Tgb. Nr. 9/​45

A n z e i g e

Wegen Einbruchdiebstahls zum Nachteil des Domänenpächters

Wilhelm G.

In Walkenried

Die Ehefrau Margarete G., geb […].., wohnhaft […]., erstattet folgende Anzeige:

„Heute Morgen gegen 6.30 Uhr wurde mir durch unseren Schafmeister Otto H. gemeldet, dass in der letzten Nacht in unserem Schafstall ein Einbruch verübt sei, wobei uns zwei wertvolle Schafzuchtböcke sowie 6 junge Zuchtgänse entwendet wurden. Die Tiere befanden sich im Schafstall. Die Täter sind von hinten kommend durch ein Fenster eingestiegen und sind so in das Innere des Schafstalls gelangt. Eine der Fensterscheiben war entzwei und so konnte das Fenster aufgehebelt werden. Da die Fenster in einer Höhe von etwa 2,80 mtr. liegen, können die Täter nur mit einer Leiter oder unter Hilfestellung eingestiegen sein. Den Blutspuren nach sind die Tiere bereits im Stall und teils außerhalb des Stalles bis zur Landstraße Walkenried-Gudersleben abgeschlachtet. Die Täter konnten ohne Schwierigkeiten das nach der besagten Straße gelegene Tor von innen öffnen und ihr Diebesgut nach draußen schaffen. Da von der Straße ab jegliche Spur fehlt, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit einem Fahrzeug gekommen und wieder entkommen sind.

Wer für die Tat in Frage kommt, kann ich mit Bestimmtheit nicht angeben. Ich vermute jedoch, dass es sich bei den Tätern um Ausländer handelt, die auf dem Gehöft Bescheid wussten. Meine hier früher beschäftigten Arbeiter sind in dem Lager „Dora“ in Niedersachswerfen mit noch mehreren Arbeitern untergebracht. Diese auswärtigen Arbeiter kamen früher wiederholt in ihrer Freizeit nach hier und kennen daher den Hof. Meinen früheren Ausländern traue ich die Tat insofern nicht zu, da wir im guten Einvernehmen auseinander gegangen sind.

Weitere Angaben kann der Schafmeister H. machen.“

Gend.-Posten Walkenried

Walkenried, den 30. Juli 1945

Kreis Blankenburg/​Harz

Tagebuch Nr. 56/​45

An den

Herrn Landrat

in B r a u n l a g e

Betr.: Verletzten Ewald R., wohnhaft in Meiningen

Die Ehefrau Charlotte H., geb. am 23. 9. 06, sagt zur Sache wie folgt aus:

„Ich komme von Gohfeld in Westfalen und befinde mich auf dem Wege nach Gersdorf, wo ich als Evakuierte wohnhaft bin.

Gestern Abend versuchte ich nun gemeinsam mit 8 ehemaligen deutschen Soldaten die englisch-russische Interessenzone bei Walkenried zu überschreiten, um dann auf russischem Gebiet weiterzukommen. Als wir nun bei der Juliushütte die Hauptbahn sowie die Kleinbahn in Richtung Ellrich überschritten hatten, kamen mehrere Russen aus ihrem Lager. Zwei russ. Soldaten kamen direkt auf uns zu und leuchteten mit Taschenlampen die Gegend ab. Obwohl wir uns lang hingelegt hatten, wurden wir entdeckt. R. und ich sowie noch ein mir unbekannter Soldat lagen nicht weit voneinander entfernt. Als die Russen nun auf etwa 3 mtr. von uns entfernt waren, gab der eine mit einer kleinen Pistole 2 Schüsse ab und verletzte R. und den anderen Soldaten. In diesem Moment, als geschossen wurde, bin ich hochgesprungen und habe die Hände hochgehoben. Auch die anderen Soldaten sprangen hoch und ergaben sich mit erhobenen Händen. Während die Verletzten liegen blieben, mussten wir mit den beiden Posten mitgehen und uns zu dem Vorgesetzten begeben, der sich in einem Haus befand, was anscheinend von den Russen als Wachlokal eingerichtet war. Nach einer eingehenden Durchsuchung sind wir dann von den Russen bis zur englischen Sperre gebracht worden und wir haben uns dann wieder nach Juliushütte begeben. Gegen 1.30 Uhr kam auch der Verletzte R. nach der Juliushütte, der vollkommen durchnässt war, weil er in einen Wassergraben gefallen war. Es ist auch möglich, dass ihn die Russen in den Graben geworfen haben. Was mit dem anderen Verletzten geworden ist, kann ich nicht sagen, weil R. sich nicht viel mit uns unterhalten hat, da ihm das Sprechen sehr schwer fiel. Heute morgen gegen 5 Uhr begab ich mich mit einem Soldaten nach Walkenried und veranlasste, dass R. in ärztliche Behandlung genommen wurde.“

Gend.-Posten Walkenried

Walkenried, den 9. August 1945

Kreis Blankenburg/​Harz

Tagebuch Nr. 92/​45

A n z e i g e

wegen Vergewaltigung gegen die Ehefrau Elisabeth P. von 2 russischen Soldaten im Hotel „Waldkater“ b. Ellrich.

„In der Nacht zum 9. August 1945, gegen 23.30 Uhr, versuchte ich mit meiner Freundin, Frau E. L., und deren Schwester von Walkenried aus die russische Grenze bei Ellrich zu überschreiten, um nach Hoym, Kreis Ballenstedt zu gelangen. Dort war ich als Evakuierte untergebracht und wollte von dort noch Sachen holen.

Plötzlich wurden wir von einem russischen Posten überrascht, der uns mit den Worten „stoi“, „stoi“ anrief. Dieser nahm uns dann mit zu dem Hotel „Waldkater“ und brachte uns getrennt in ein Zimmer. Hier musste ich mich schlafen legen und man versprach mir, dass wir heute morgen ohne weiteres die Grenze passieren dürften.

Ich hatte vielleicht ½ Stunde gelegen, als ein Russe zu mir ins Zimmer kam, sich auszog und sich bei mir ins Bett legte. Das Zimmer hatte er vorher verschlossen und er zwang mich mit Gewalt zum Geschlechtsverkehr. Obwohl ich mich zur Wehr setzte, konnte ich sein Vorhaben nicht verhindern, zumal er mir an Kräften weit überlegen war. Er ging dann fort und sagte, er müsste die Posten kontrollieren.

Nach einer weiteren halben Stunde, es kann gegen 2.30 Uhr gewesen sein, kam ein anderer Russe bei mir ins Zimmer. Dieser wiederholte die Vergewaltigung und hat mich dann bis heute morgen gegen 6.30 Uhr insgesamt dreimal geschlechtlich gebraucht. Beide haben sich in keiner Weise vorgesehen.

Heute morgen wurden wir dann durch einen russischen Posten bis zur englischen Grenze gebracht und kamen so wieder in Walkenried an. Hier sind wir dann zum Arzt Dr. Rauschenberger in Walkenried gegangen, der bei uns eine Spülung vorgenommen hat, um eine evtl. Schwangerschaft zu verhindern, bzw. gegen eine Geschlechtskrankheit vorzubeugen.“

Die Ehefrau E. L., geb. K., geb. am 17. 10. 1911 in H., wohnhaft in Walsum, Niederrhein, sagt zur Sache wie folgt aus:

„Wie meine Freundin bereits in der Anzeige angegeben, wollten wir ins russische Gebiet, um von unserem Evakuiertenort noch Sachen herüberzuholen.

Auch ich wurde mit meiner Schwester H. K., die erst 14 Jahre alt ist, in ein Zimmer geführt und wir mussten uns gemeinsam in ein Bett legen. Nach einer Weile kam ein Russe und holte mich in ein anderes Zimmer. In diesem Zimmer befand sich ein russischer Offizier, der mich in Empfang nahm und gleichzeitigem Verschließen des Zimmers sowie das elektrische Licht ausdrehte. Er zog sich dann im Dunkeln aus und legte sich zu mir ins Bett. Hier wurde ich dann dreimal geschlechtlich gebraucht und er blieb die halbe Nacht bei mir. Als dieser kaum das Zimmer verlassen hatte, kam ein anderer Russe, der ebenfalls einmal die Vergewaltigung bei mir vornahm. Wie mir später meine Schwester auf Befragen sagte, ist sie wegen ihrer Jugend von einer Vergewaltigung verschont geblieben. Sie ist zwar auch belästigt worden, hat sich jedoch zur Wehr gesetzt und man hat dann von dem Vorhaben abgesehen.

Auch ich habe mich heute morgen in Walkenried ärztlich untersuchen lassen.“

Gend.-Posten Walkenried

Walkenried, den 14. August 1945

Kreis Goslar/​Harz

Tagebuch Nr. 72/​45

An den

Herrn Gend.-Kreisführer

in B r a u n l a g e

A n z e i g e

Wegen Vergewaltigung der Hausgehilfin M. R., geb. am 3. Januar 1924 in L.B./​Ostpreußen, z. Zt. ohne feste Wohnung, und der Buttermeisterin H. N., geb. am 3. April 1923 in K., Kreis L., durch russische Soldaten in der Nähe der Ortschaft Ellrich auf russischem Interessengebiet am 14. 8. 1945, in der Zeit von 0.00 Uhr bis 1.00 Uhr.

Die Hausgehilfin M.R. sagt zur Sache wie folgt aus:

„Am 12. 8. 1945 kam ich mit dem Zuge von Nordhausen nach Ellrich. In meiner Begleitung befand sich meine Freundin H. N. und eine Frau E. H. Letztere ist mir nicht näher bekannt. Nachdem wir eine Nacht in Ellrich geblieben sind, versuchten wir nun gestern Abend, gegen 22.30 Uhr über die Grenze zu gehen, um nach Walkenried auf englisches Gebiet zu gelangen, weil wir nach Hildesheim wollten, um dort Beschäftigung zu suchen. Um die vorerwähnte Zeit hielten wir uns zunächst hinter dem letzten Haus in Ellrich auf, um eine günstige Gelegenheit zu erkunden und dann unser Vorhaben durchzuführen.

Plötzlich erschienen zwei russische Posten, die von beiden Seiten um das Haus geschlichen kamen und uns mit in den nahegelegenen Wald nahmen. Da in Ellrich die Sperrzeit um 23.00 Uhr festgesetzt ist, lag an sich noch gar kein Grund vor, uns mitzunehmen. Unser Versteck hinter dem Haus muß unbedingt durch die Hausbesitzerin verraten worden sein, denn die Russen konnten uns nicht sehen.

Außer den beiden Frauen befanden sich noch 2 (deutsche) Soldaten in unserer Begleitung. Diese wurden ebenfalls mitgenommen und ihnen sowie uns wurde im Walde sämtliches Gepäck abgenommen.

Hier wurden wir durch die Posten an zwei russische Offiziere abgeliefert. Diese beredeten sich und versprachen, uns über die Grenze zu bringen. Wir gingen dann kreuz und quer durch den Wald. Etwa 200 m vor der englischen Grenze machten wir halt und es befanden sich hier noch drei russische Soldaten. Außerdem wurden noch zwei deutsche Mädel unterwegs aufgegriffen, so dass wir insgesamt 5 Frauen waren.

Wir 5 mußten uns dann in einer Reihe aufstellen und es wurde mit einem Streichholz geleuchtet. Hierbei suchte sich jeder eine von uns aus. Dann wurden wir mit Pistolen bedroht und zur Vergewaltigung gezwungen. Trotzdem ich mich zur Wehr setzte, konnte ich die Vergewaltigung nicht verhindern, zumal man uns mit Erschießen drohte. Ich bin dann zweimal vergewaltigt worden, und zwar von zwei Russen. Die letzte Vergewaltigung wurde durch den Russen vorgenommen, der vorher meine Freundin H. N. vergewaltigt hatte.

Nachdem wir dann über die Grenze geschickt worden sind, haben wir uns nach Walkenried begeben. Während die anderen drei Mädels heute Morgen von Walkenried aus weitergefahren sind, haben wir uns zu dem Arzt Dr. Rauschenberger in Walkenried begeben, der uns auf den Vorfall hin behandelte.“

vom 24. August 1945

Betr.: Grenzkontrolle

Bezug: ohne

Bei der Grenzkontrolle an der Domäne Wiedigshof wurde festgestellt, dass der englische Bewachungsposten seit dem 22. 8. 45 dort eingezogen ist. Die Domäne Wiedigshof gehört mit zur Gemeinde Walkenried und liegt zirka 3 km von Walkenried entfernt. Unmittelbar hinter der Domäne hat der Russe seine Grenze gezogen und durch eine starke Postenkette bewacht.

Nach Angaben des dort eingesetzten Domänenverwalters Br. ist dort bereits vorgestern ein russischer Soldat gewesen, der sich vor dem Tor mit Flüchtlingen unterhalten hat. Gestern erschien ein russischer Offizier und ein Mann auf dem Hofe, die dort Umschau hielten. Bei dieser Gelegenheit haben sich diese beiden auch erkundigt, ob Engländer da wären. Als nun darauf Br. Anstalten machte, die Engländer zu rufen, verließen die beiden Russen schleunigst den Hof. Br. hatte den Eindruck, als ob diese beiden auskundschaften wollten, was dort gegebenenfalls zu holen sei.

Erhärtet wird dieser Verdacht noch dadurch, indem die Russen nach Räumung der Domäne vor einigen Wochen plötzlich morgens erschienen sind, sich ebenfalls nach englischer Besatzung erkundigten und dann 207 Schafe nach dem russischen Interessengebiet abtreiben lassen haben. In diesem Falle war es so, dass die Russen laut Vereinbarung die Domäne räumen mussten, da es sich um braunschweigisches Gebiet handelte, die Engländer jedoch die Domäne nicht gleich besetzt haben. Am nächsten Morgen sind dann die Russen gekommen und gaben, (nachdem sie festgestellt hatten, dass keine englische Besatzung vorhanden war), dem Schäfer den Auftrag, die vorerwähnte Zahl Schafe nach dem Gut Werna, Grafschaft Hohenstein, zu treiben. Nachdem nun keinerlei Besatzung z. Z. mehr vorhanden ist, besteht der Verdacht, dass sich ein ähnlicher Vorfall wiederholen wird.

Gend.-Posten Walkenried

Walkenried, den 24. August 1945

Betr.: Bericht über Vorfall Annemarie H., Waikenried

Am 6. 9. 1945 gegen 9.30 Uhr erschien auf der hiesigen Dienststelle die Annemarie H, , wohnhaft in Walkenried, und erstattete folgende Anzeige:

Die H. versuchte am 5. 9. 45, gegen 22.00 Uhr bei der Domäne Wiedigshof in Richtung nach Gudersleben die russ. Grenze zu überqueren, um nach Ellrich zu gelangen und dort ihre Eltern zu besuchen. Als sie sich bereits auf russ. Gebiet befand, wurde sie plötzlich von 2 russ. Soldaten gestellt und ist von diesen beiden vergewaltigt worden. Sie wurde dann wieder in Richtung Wiedigshof zurückgeführt. Da sie Angst hatte vor einer evtl. Schwangerschaft bzw. Ansteckungsgefahr, wollte sie auf frischer Tat in Walkenried den Arzt Dr. Rauschenberger aufsuchen. Auf diesem Wege wurde sie in der gleichen Nacht in Walkenried von der engl. Streife festgehalten und mitgenommen. Nach ihren Angaben wurde ihr vom engl. Kommandantenein Stubenarrest auferlegt, den sie in ihrer Wohnung verbüßt. Da sie nur aus Angst und Not gehandelt hat, bittet sie darum, dass man ihr aus vorerwähntem Grunde ihre Freiheit wieder gewährt. Die engl. Grenzpolizei wurde am gestrigen Tage von diesem Vorfall unterrichtet. Da diese an dieser Sache kein Interesse hat, wurde mir aufgegeben, mich mit dem Herrn Kommandanten in Verbindung zu setzen, der über die H. weiter verfügen soll.

Walkenried, den 15. 12. 45

Landespolizeiposten Walkenried

Kreis Goslar, Ld. Braunschweig

Gesch. Tg.-Buch Nr. 252/​45

An den

Herrn Landespol.-Kreisführer

in G o s l a r a. d. D.

B e r i c h t

Über einen Grenzzwischenfall

Tatort: Juliushütte bei Walkenried

Tatzeit: In der Nacht v. 14. – 15. 12. 45, gegen 0.45 Uhr

Täter: Vermutlich 2 russische Soldaten

Auf der Juliushütte, die auf englischem Interessengebiet in der Nähe von Ellrich liegt, ereignete sich folgender Grenzzwischenfall:

Zwei russische Soldaten versuchten in der Nacht vom 14. – 15. 12. 45, gegen 0.45 Uhr, in das Haus des etwa 50 m von der Grenze entfernt auf englischem Interessengebiet wohnenden Fabrikbesitzers Armin Trinks einzudringen. Da ihnen die Tür nicht geöffnet wurde, zertrümmerten sie eine Scheibe der Haustür und feuerten durch die Tür einen Schuss ab auf die durch den Hausflur gehende Ehefrau des Trinks, die jedoch nicht getroffen wurde. Nachdem Trinks rief, er wolle telefonisch die englische Kommandantur anrufen, entfernten sich die Russen. […]

Tödliche Schüsse, Mord und Raub an der Demarkationslinie

Die sowjetischen Grenzstreifen, die zunächst allein und später zusammen mit der ostzonalen Grenzpolizei die Grenze zu überwachen hatten, machten, wenn Grenzgänger sich der Festnahme oder Kontrolle durch die Flucht entziehen wollten, meistens rücksichtslos von der Schusswaffe Gebrauch. In nicht wenigen Fällen führte das zu tödlichen Verletzungen der Getroffenen. Oftmals wurden die Erschossenen von den Russen direkt am Tatort verscharrt und erst später exhumiert und auf dem Friedhof des Grenzortes beigesetzt. Über einige solcher Todesfälle finden sich Angaben im Sterbebuch der Stadt Ellrich. Danach wurden:

• am 11. November 1945 der 61-jährige Revierförster gegen 18.00 Uhr am Braunsteinhaus erschossen;

• am 16. November 1945 ein 34-jähriger Kinobesitzer aus Aschersleben beim versuchten Grenzübertritt in der Gemarkung Mauderode erschossen;

• am 6. Dezember 1945 ein 24-jähriger Student aus Ellrich am Burgberg tot aufgefunden; der genaue Todestag ist nicht bekannt; nach Angaben eines Ellricher Bürgers soll der junge Mann sich der Festnahme durch sowjetische Soldaten widersetzt haben und wurde von diesen nach heftigem Wortwechsel gegen 21.00 Uhr in der Nähe seines Elternhauses (später „Haus Süd“) erschossen und an gleicher Stelle verscharrt. Er soll erst später exhumiert und auf dem Friedhof von Ellrich beigesetzt worden sein;

• am 18. Januar 1946 eine 32-jährige Frau polnischer Herkunft auf der Straße von Ellrich nach Gudersleben von russischen Soldaten erschossen;

• am 31. Oktober 1949 verstarb der 20-jährige Ellricher Bürger Gerhard D. auf der Flucht stadteinwärts durch einen diagonalen Brustdurchschuss aus der Waffe eines deutschen Grenzpolizisten.

Das Sterbebuch des Standesamtes Mackenrode enthält die Einträge, dass

• am 26. Mai 1946 in der Mackenröder Flur, am Mittelberg eine ca. 20-jährige Frau und ein ca. 25-jähriger Mann sowie im Steinbruch ein ca. 60-jähriger Mann tot aufgefunden wurden;

am 9. Oktober 1946 der Werkzeugschlosser Rudolf H. aus Ilbershausen (Ldk. Lauterbach), geb. 1904 beim Überqueren der Demarkationslinie erschossen wurde.

Den Eintragungen im Sterbebuch des Standesamtes Liebenrode, das auch für andere Orte zuständig war, ist zu entnehmen, dass

• am 9. Oktober 1945 an der Straße Klettenberg-Tettenborn der Prokurist Otto L. aus Nordhausen, geb. 1915, tot aufgefunden und auf Anordnung der russischen Besatzung am 10. Oktober 1945 beerdigt wurde;

• am 9. Oktober 1945 der Kraftfahrer Hugo H. aus Nordhausen, geb. 1905, an gleicher Stelle tot aufgefunden und am 10. Oktober 1945 beerdigt wurde;

• am 5. August 1948 der Konditor Hans K. aus Thierbach, geb. 1921, in Meineweh/​Weißenfels, in der Feldmark Branderode am Junkernholzweg, beim Grenzübergang erschossen aufgefunden wurde.

Die Ortschronik von Pützlingen erhält die Angabe, dass am 15. Januar 1947 der Schwiegersohn des dortigen Kantors beim Versuch, die Grenze zu überschreiten, zwischen Limlingerode und Schiedungen von Volkspolizei erschossen wurde. Der Grenzgänger wollte sein Kind, welches bei seinen Eltern in der britischen Zone weilte, nach Hause holen.

Das Sterbebuch der Gemeinde Walkenried enthält eine Reihe von Todesfällen im Bereich der innerdeutschen Grenze, die jedoch nicht eindeutig mit russischen Grenzstreifen in Zusammenhang zu bringen sind. Manch einer der tausenden Grenzgänger wurde beim Überqueren der Grenze überfallen, ausgeraubt und sogar getötet. So sind dem Sterbebuch von Walkenried die folgenden Einträge zu entnehmen:

• am 5. November 1946 wurde unweit der Zonengrenze nach Ellrich die Leiche eines erdrosselten Mannes gefunden. Erst am 7. Mai 1947 wurde die Leiche als die eines zwanzigjährigen Studenten aus Leipzig identifiziert;

• am 11. Dezember 1946 wurde nahe der Zonengrenze der 21-jährige Drucker G. Z. aus dem Raum Glauchau tot aufgefunden. Todesursache: Mord durch Schädelzertrümmerung!

• am gleichen Tag wurde mit ebenfalls eingeschlagenem Schädel die Leiche der 25-jährigen Näherin C. S. aus Mühlhausen in der Nähe der Zonengrenze aufgefunden;

• unter dem gleichen Datum findet sich der Eintrag, dass am 9. Dezember 1946 in einer Feldscheune der Domäne Wiedigshof die durch einen Schuss getötete 45-jährige Oberpostsekretärin M. N. aus Erfurt aufgefunden wurde;

• am 16. Dezember 1946 wurde eine 69-jährige Frau aus Gera unweit der Ellricher Straße in der Feldmark tot aufgefunden. Todesursache: Erfrieren und Herzschlag;

• am 24. Januar 1947 wurde eine durch Erwürgen getötete Frau in der Nähe des Kahlen Kopfes aufgefunden. Diese konnte am 26. April 1947 als die 26-jährige E. W. aus Bad Gandersheim identifiziert werden;

• am 1. Februar 1947 fand man die Leiche des ermordeten 76-jährigen Werkmeisters K. aus Moritzburg bei Dresden im Walkenrieder Holz;

• am 13. März 1947 fand man im Bereich des Kahlen Kopfes einen ermordeten Mann;

• am 24. April 1947 wurde im Tunnel zwischen Ellrich und Walkenried die Leiche eines Kindes gefunden;

• am 22. Juni 1947 wurde der 28-jährige Maurer B. aus Holzminden am Kahlen Kopf durch Kopfschuss getötet;

• in der Nacht vom 27. zum 28. April 1949 stürzte der 21-jährige Lokomotivheizer D. B. aus Berlin-Mariendorf im Gipsbruch der Firma Rode tödlich ab;

• am 22. Juni 1950 wurde der 25-jährige Kühlerbauer H. H. aus Nordhausen in der Wiedigshofer Flur erschossen aufgefunden.

Das Sterbebuch von Tettenborn enthält die Angabe, dass

• am 30. Mai 1947 der 14-jährige Schüler Heinz R. durch einen Brustschuss zu Tode gekommen ist.

Den rücksichtslosen Gebrauch der Schusswaffe durch sowjetische Grenzposten belegt auch der folgende tragische Erlebnisbericht.

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
359 s. 150 illüstrasyon
ISBN:
9783867778145
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