Kitabı oku: «EINSICHT in UNerhörtes», sayfa 10

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Kurzer Einschub zur sexuellen Identität

Die Tatsache, dass die Größe des Yins im Yang und des Yangs im Yin recht variabel ist, dürfte sicherlich auch eine Grundlage für die Beziehung gleichgeschlechtlicher Paare sein. Dort entspricht die Ahnung über das Dasein des heterosexuellen Partners aber bei gleichgeschlechtlichen Paaren einem Wissen um das Dasein des anderen im gleichen Geschlecht.

Ich gehe hier davon aus, dass die Menschen biologisch fast immer eindeutig einem der beiden Geschlechter zugeordnet werden können (mit Ausnahme der anzahlmäßig geringen (ca. 1 auf 50.000 Geburten) biologischen Intersexualität, unabhängig davon, ob sich ein Mensch heterosexuell, lesbisch, schwul oder bisexuell einordnet.

Diese binäre biologische Zuordnung wird von Transgendern abgelehnt, die ihre Geschlechtsidentität als nicht mit ihrem biologischen Geschlecht übereinstimmend erleben. Die Größe dieser Gruppe ist unklar, knapp 20.000 Menschen haben sich diesbezüglich mit ihrem Anliegen bei den Behörden in Deutschland gemeldet.7 Die tatsächliche Zahl dürfte weitaus größer sein.

Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland ordnen sich selbst als heterosexuell ein. Etwa 5 % in Deutschland (die Zahlen variieren) sehen sich als lesbische oder schwule Menschen. Aber auch in der Gleichgeschlechtlichkeit gibt es regelmäßig Präferenzen in Richtung eher weiblichen oder männlichen Empfindens.

2.3.2 Gesellschaftspolitische und kulturelle Anschauungen zum Muttersein

Ich möchte hier einmal die Sicht der katholischen Kirche und der sogenannten Queer-Theorien als gegensätzliche Anschauungen gegenüberstellen.8

Katholische Kirche

Im aktuellen Thesenpapier der katholischen Kirche zur Gendertheorie wird die Zweigeschlechtlichkeit als natürliche Grundlage zur Paarbildung angesehen. Das heterosexuelle monogame Paar mit eigenen Kindern bildet als Familie aus christlicher Sicht die gottgegebene Grundeinheit und damit auch die Basis der Gesellschaft. Damit stellt sich die katholische Kirche in die Kritik von vielen Seiten, die veränderte Einstellungen in der Gesellschaft wahrnehmen und das Wissen um andere, insbesondere historische Kulturen, mit einbeziehen wollen.

Queer-Theorien

Einige Vertreter der sogenannten Queer-Theorien, die u. a. alle sich selbst als gleichgeschlechtlich einordnende Menschen gemeinsam mit Bisexuellen, Transsexuellen und Intersexuellen (LGBQTI+) zusammenfassen möchten, behaupten, dass die männliche und weibliche Ausprägung aller auch heterosexueller Menschen nur kulturell bedingt ist. Die Ausnahme sei das Uterus-Organ, das ein Mensch hat oder nicht hat, dies sei als reproduktive Differenz der einzige Unterschied zwischen Männern und Frauen, alles andere sei mehr oder weniger gleich und wird durch Kultureinflüsse herausgeprägt. Die Frau sei nun aufgrund ihrer Gebärfähigkeit mit ihren Kindern eine Einheit, der Mann sei nur in unserer Kultur zu dieser Einheit zugeordnet, aber eigentlich weder der Frau noch dem Kind zugehörig. Die Familie sei keine originäre Grundbasis der Gesellschaft, wie beispielsweise auch matrilineare und polygame Gesellschaften beweisen.

Integrative Sicht

Die Forderung nach Selbstbestimmung der sexuellen Identität eines jeden Menschen halte ich für sehr wichtig. Die Theorie der reproduktiven Differenz als alleinigen Unterschied der Geschlechter auszumachen ist allerdings für mich nicht stimmig, obwohl ich die Bedeutung der einzelnen Standpunkte aus jeweiligen Lebenszusammenhängen sehen kann.

Kulturelle Prägungen auf die Physiologie, Körperlichkeit, Empfindung und Verhalten bestehen dabei zweifelsohne, als Arzt sehe ich dabei sowohl die Grenzen dieser Prägung als auch der genetischen Determinanten und weiß um die Interaktionen beider Bereiche.

Nachvollziehbar ist auch, dass eine heterosexuelle Familie mit Vater, Mutter, Kind als eine Möglichkeit von gesellschaftlich konstituierender Basis gesehen werden kann, allerdings eine offensichtlich heute und auch früher für die meisten Menschen und Gesellschaften nahe liegende. Es gab auch andere gesellschaftliche Formen, in denen Frauen für sich mit ihren Kindern standen und die Männer keine einer Frau zugehörige Bedeutung, sondern nur reproduktive Aufgaben zu erfüllen hatten. Dies war allerdings weltweit nie die Norm, noch gab es eine größere Verbreitung.

Vielfach wird die Thematik der Unabhängigkeit der Mütter von den Vätern auch aus historischen Beispielen aus der Zeit vor der Sesshaftigkeit begründet. Ich bespreche dies gleich und im Rahmen der Frühbetreuung in Kapitel 3 noch weiter.

Aber vieles wird selbst unter Matriarchats-Forscherinnen und Forschern noch sehr kontrovers gesehen und Fakten und Mythen sind dabei teilweise schwer sauber zu trennen. Insofern haben wir letztlich vom Matriarchat bisher noch sehr wenig Klarheit.

Kulturunabhängige Geschlechterunterschiede

Die körperliche Ausdifferenzierung der Geschlechtsorgane und die hormonelle Grundausstattung ist bereits beim Fötus im Uterus der Mutter genetisch festgelegt und bewirkt in der Folge für das Leben einige physiologische und Empfindungs- und Wahrnehmungs-Unterschiede unabhängig von kultureller Prägung, soweit man dies aus Untersuchungen an aktuell lebenden Menschen ableiten kann. Dabei gibt es kein typisch weibliches oder typisch männliches Gehirn, aber die Gehirne von Mann und Frau arbeiten doch so unterschiedlich, dass es auffällt.

Insgesamt haben Frauen als Geschlechtergruppe aktivere Gehirne im präfrontalen Cortex und limbischen System, Frauen sind tendenziell empathischer, teamfähiger und haben eine bessere Impulskontrolle, sofern sie sich in den ersten Lebensjahren ausbilden durfte. Sie können sich auch besser konzentrieren. Männer können sich etwas besser fokussieren auf ein Thema, was u. a. testosteronbedingt ist. Sie können sich insofern aufgrund fehlender Ablenkung leichter durchsetzen, dabei aber auch Kontexte ihrer Vorhaben und Handlungen verlieren und dann quasi mit Scheuklappen ihre Ziele verfolgen (ggf. ohne Rücksicht auf Verluste).

Diese Aussagen sind natürlich Ergebnisse von Querschnittsuntersuchungen und sagen nichts über eine einzelne Person aus. Auch sind die Unterschiede nicht grandios, bewirken aber für sich schon durchaus unterschiedliche Wahrnehmungen und Verhaltensausformungen im Alltag. Die Unterschiede sind nach meiner Auffassung und Kenntnis mehr als die reproduktive Differenz durch den Uterus.

Genetische Grundlage sexueller Differenzierung

Die Entwicklung von Ovarien und Uterus des Feten hängt von dem jeweiligen männlichen Geschlechtschromosom der Samenzelle ab. Bei einem Y-Chromosom verhindert das dort lokalisierte SRY-Gen die Ausbildung von Ovarien und Uterus, führt stattdessen zur Ausbildung Testosteron bildender Zellen und zur Hodenbildung. Bei einem X-Chromosom fehlt dieses Gen und ohne Einfluss dieses Gens bilden sich die weiblichen Geschlechtsorgane aus.

Aus den sogenannten Müller-Gängen (wie das nachfolgend erwähnte Anti-Müller-Hormon benannt nach dem Entdecker Johannes Peter Müller), die in den ersten Wochen des Embryos bei beiden Geschlechtern gleich angelegt sind, bilden sich also sowohl Hoden als auch Ovarien und Uterus aus in Abhängigkeit davon, ob ein SRY-Gen vorhanden ist oder nicht.

Bei Vorliegen des SRY-Gens wird ein Eiweiß produziert, der sogenannte Hoden-determinierende Faktor (TDF), der auch bestimmte Zellen anregt, sich zu den Testosteron produzierenden Leydig-Zellen zu entwickeln. Nach Entwicklung der Hoden bewirkt das Anti-Müller-Hormon (AMH), das nur bei Vorliegen des SRY-Gens von den sogenannten Sertoli-Zellen produziert wird, den Abstieg des Hodens bis zum Beckenrand, durch den nachfolgenden Testosteronanstieg sinkt der Hoden dann über den Leistenkanal in den Hodensack ab. Das AMH bewirkt danach die Umwandlung des Müller-Ganges zu einem bindegewebigen Strang. Ohne AMH, also bei der genetischen XX-Konfiguration, bleibt der Müller-Gang offen und es entwickeln sich daraus die Ovarien und der Uterus.

Aktuelle Zahlen

Die heterosexuelle Paarbeziehung über eine längere Zeit ist aktuell also auch noch für die große Mehrheit der Gesellschaft, etwa 75 %, die Grundlage. Es gibt zusätzlich auch eine halbe Million gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften in Deutschland, zum Teil mit Kindern, bei Frauen meist mit eigenen Kindern, bei Männern selten mit Adoption oder als eigene in die Partnerschaft mitgebrachte Kinder, bei etwa vier Millionen Menschen, die sich in Deutschland als lesbisch oder schwul einordnen.

Knapp die Hälfte der Haushalte in Deutschland sind, wie schon erwähnt, Single-Haushalte (etwa 17 Millionen Menschen), gewollt als Lebensentwurf, getrennt wohnend bei bestehender Partnerschaft oder ungewollt infolge Trennung oder fehlendem Partner, z. B. auch bei verstorbenem Partner. Davon leben 1,6 Millionen als Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern. Eine knappe Million Menschen werden in Pflegeheimen versorgt. Die anderen 65 Millionen Menschen leben hauptsächlich als Paar und Familien mit Kindern sowie einigen Wohngemeinschaften in den weiteren 24 Millionen Haushalten.

Die gesellschaftliche Grundlage hat sich also schon verändert, die familiäre und paarbezogene Basis besteht aber noch.

Matrilineare und polygame Gesellschaften

Matrilineare Gesellschaften, in denen die Frauen an die Töchter vererben und im Allgemeinen auch Macht und gesellschaftlichen Einfluss haben, gibt es noch in über 100 Ethnien außerhalb von Europa. Beispiele sind die Minangkabau-Kulturen von Sumatra (3 Millionen Menschen), die Khasi-Kulturen in Nordostindien (1,5 Mill.) und die Tuareg-Kulturen in Nordafrika (3 Mill.). Sie bestehen meist in sogenannten Gartenkulturen bzw. einfachen Ackerbaukulturen ohne den Einsatz von Pflügen.

Polygame Gesellschaften sind in der Regel geschlechtsbezogen, also, dass Frauen mehrere Ehemänner oder Erzeuger bzw. Männer mehrere Ehefrauen haben. Polygame Gesellschaften oder Regionen sind offiziell oder geduldet noch weit verbreitet außerhalb der sogenannten westlichen Länder, auch unabhängig vom Islam.

Der Islam ist dabei nicht einheitlich, es gibt dort sowohl die Einehe als auch die Mehrehe von Männern. Die Ehe eines Mannes mit mehreren Ehefrauen setzt aber, sofern sie regional und religiös unterstützt ist, eine ausreichende wirtschaftliche Lage des Mannes zur guten Versorgung aller Frauen und Kinder voraus.

Polygame Verhältnisse von Frauen finden sich und entsprechen in der Regel den matrilinearen Kulturen mit Gartenbaukultur. Bei den Männern findet sich ggf. die Polygamie eher dann, wenn der Pflug im Ackerbau eingesetzt werden musste, bzw. in viehzüchterischen Kulturen. In einigen Regionen entstand auch nach Kriegen, in denen viele Männer gefallen waren, eine polygame Struktur, vermutlich u. a. auch, damit die hohe Zahl der Frauen wirtschaftlich angemessen versorgt werden konnte.

Gedanken zur Beziehung der Geschlechter

In matrilinearen Gesellschaften sind und waren die Frauen vermutlich von den Männern unabhängig und haben sich gemeinschaftlich mit den anderen Frauen wirtschaftlich gesichert und gemeinsam die Kinder aufgezogen.

Im Patriarchat war die Frau wirtschaftlich über Jahrtausende von dem Mann völlig abhängig, die Ehe war für die Frau wirtschaftliche Existenzsicherung.

Die Verteidigung der eigenen Ehefrau als Besitz war für Männer im Patriarchat zentral, um möglichst sicher nur an eigene Kinder zu vererben. Eigene außereheliche Kontakte des Mannes störten dieses Prinzip für ihn selbst nicht. Ein Ehebruch der Frau aber, sofern bekannt geworden, wurde daher von der Kirche schwer geahndet, die dabei von der „Männer-Gesellschaft“ unterstützt wurde. Ein Ehebruch des Mannes wurde teilweise in der Gesellschaft umdefiniert als Kavaliersdelikt, über das man schweigt. Die Ehe war also eine Wirtschaftsgemeinschaft und nicht auf Liebe gegründet. Sie enthielt aber implizit oder auch explizit formuliert ebenso sexuelle Rechte und Pflichten, ersteres meist beim Mann angesiedelt, letzteres eher bei der Frau.

Die romantische Liebe als eine Grundlage einer Ehe trat ab 1800 breiter in Erscheinung und wurde für einen Teil der Menschen eine Möglichkeit. Heute wird sie in Befragungen (zumindest als Wunsch) als normal angesehen.

Die Frauenbewegung der letzten hundert Jahre, die Anwendung der Antibabypille seit 50 Jahren, das Recht, nach eigener Entscheidung arbeiten zu gehen in Deutschland (seit 1977) und die zunehmend veränderte Sexualmoral der letzten Jahrzehnte haben Frauen allmählich größere Unabhängigkeit und Freiheit im wirtschaftlichen Sinne, teilweise auch in der Sexualität erbracht.

Parallel dazu ist heute eine männliche Überlegenheit durch Körpergröße und muskuläre Kraft nicht mehr gegeben wie zu Zeiten, als der Mann den Pflug auf dem Acker halten musste. Heute gibt es für jeden Kraftaufwand eine dazugehörige technologische Lösung, die Männer wie Frauen nutzen können.

Diese prinzipielle Unabhängigkeit der Frau ist heute allgemein anerkannt, allerdings blieben Haushalt und Kinderbetreuung mehrheitlich bis heute bei der Frau, gerieten Mutterschaft und Erwerbstätigkeit im Interesse von Unabhängigkeit also zu Gegensätzen, die bis heute gesellschaftlich nicht gelöst sind.

Die exklusive Partnerschaft bzw. Ehe im Sinne der Monogamie ist auch heute noch die Regel. Außereheliche sexuelle Kontakte finden in einigen Ehen (studienabhängig mit unterschiedlicher Häufigkeit festgestellt) dann meist heimlich statt. Daraus wird in der gesellschaftlichen Diskussion zum Teil abgeleitet, dass Monogamie für beide Geschlechter biologisch unzumutbar sei und die Menschen nicht glücklich mache.

Allerdings bleibt Monogamie evolutionär gut abgestimmt auf die Betreuung der Kinder, die nirgendwo sonst im Tierreich einen solchen langjährigen Schutz benötigen.

„Serielle Monogamie, also Lebensabschnitts-Partnerschaften seien unnötig, wenn man sich sexuell frei fühlen und ohne Heimlichkeiten und schlechtes Gewissen sexuell betätigen könnte. Dabei könne man auch lebenslang bei einem Lebens-Partner bleiben und die Kinder aufziehen“, so eine Theorie.

Jeder kann heute sicherlich einen ihm/ihr genehmen Lebensstil wählen und Erfahrungen mit einer sexuellen Betätigung machen, die passt oder zu passen scheint. Meist steht allerdings mehr das Leben, das sich ereignet dahinter, als ein konkreter Lebensplan, den man umsetzen möchte. Aber die sich so ergebende Lebenspraxis braucht natürlich auch dann eine möglichst sinnstiftende Begründung, die dann meist im Nachhinein durch entsprechende Theorien vom Menschsein geliefert werden kann.

Lebenspraktisch haben sich Versuche der freien sexuellen Betätigung in der Regel nur selten bewährt, auch wenn sie medial breiteren Raum einnehmen. Zu oft führt dies doch zu seelischen Verletzungen und auch die Kinder belastenden Trennungen der Eltern, wie wir in der psychotherapeutischen Praxis sehen.

Jugendliche der aktuellen Generation streben nun mehrheitlich sehr deutlich eine Liebesbeziehung mit Treue zum Partner an, wie aus verschiedenen Umfragen hervorgeht.

Geistig-spirituelle Sicht

In geistig-spiritueller Hinsicht, also jenseits religiöser Auslegungen, dürfte für manche aber die besondere Beziehung von Mann und Frau in der Ehe ein Freiheits-Mysterium im Sinne von Zusammengehörigkeit von Geist und Form sein, in der „Ehe“ für die Eheleute einen tiefen inneren Weg zeigt, der über das Erdenleben hinausweist.

Soziale Organisation

Hinzuweisen ist sicherlich darauf, dass auch die Wohnformen sich beginnend verändern. Nicht alle Kleinfamilien wohnen für sich alleine, neue Wohngemeinschaften oder Wohnprojekte entstehen, auch mit verschiedenen Altersgruppen und Singles zusammen. Der Gedanke, dass es sich als Kleinfamilie auch gut in Gemeinschaftsformen leben lässt, ja vielleicht durch gegenseitige Hilfe im größeren sozialen Netz sogar stressfreier, macht solche Projekte attraktiv. Sie sind zahlenmäßig noch überschaubar, nehmen aber in den letzten Jahren deutlich zu.

Diese Entwicklung ist z. B. auch in der aktuellen „architektur biennale 2020“ vorgesehen. Der geplante deutsche Beitrag schaut aus dem Jahre 2038 zuversichtlich zurück, weil mit einem Aufatmen alles noch einmal gut gegangen „ist“ und sich allgemein Kooperation entwickelt „hat“, so auch kooperative Wohnformen. Aufgrund der Corona-Krise ist die Veranstaltung nun ja verschoben worden auf 2021.

Soziale Netze und Unterstützung der Mutter

Das soziale Netz der Eltern, speziell der Mütter, hat noch eine andere wichtige Bedeutung, z. B. für das Auftreten einer Depression nach der Geburt. Soziale Unterstützung und schon die Gewissheit sozialer Unterstützung, falls benötigt, sorgt dafür, dass Mütter seltener nach der Geburt depressiv werden. Auch konkrete Alltagshilfe für die Mütter durch Familie, Nachbarn und Hebammen lässt die Mütter rascher wieder zu Kräften kommen und die Mütter fühlen sich ernstgenommen und wertgeschätzt als Mutter. In vielen Ländern gibt es ethnisch begründete kulturelle Riten, die zur Umsorgung der Mütter führen und jedes Neugeborene als neues Mitglied der Gemeinschaft feiern. Zum Beispiel auf dem Lande in Malaysia findet dies so statt und eine postnatale Depression ist dort auffällig selten.

2.3.3 Mütterthemen in der aktuellen medialen Diskussion

Über Muttersein, Stillen, Gebären gibt es derzeit in der öffentlichen Diskussion sehr viele unterschiedliche Meinungen auch gerade unter Frauen. Es wird zum Teil sehr heftig, ja aggressiv gestritten, und auf einige extreme Positionen, die in unterschiedlichem Maße Frauen, aber auch Männer als Adressaten haben, möchte ich hier eingehen.

Fundamentale Kritik einiger Feministinnen

Einige Feministinnen lehnen Positionen zum Muttersein ab wie hier im Buch vorliegend von mir beschrieben, meinen, die Kinder seien in früher Fremdbetreuung genauso gut aufgehoben und urteilen, man sei mit dem Engagement für die dyadische Umhüllung der Kleinsten romantisch verklärt, von gestern, frauenfeindlich, im Patriarchat gefangen und hätte aus der faschistischen Mütterverherrlichung nichts gelernt.

Diese Kritik geht für mich gerade vom Kind aus gesehen ins Leere. Natürlich sehe ich die noch impliziten patriarchalischen Strukturen sehr genau und kann der Kritik und der aktiven Arbeit zur Veränderung daran beipflichten.

Aber wie soll erreicht werden, dass Kinder heutzutage eine gesunde Hirnentwicklung erleben mit Erlangen einer sicheren Bindung, wenn Mütter, die in dieser speziellen feministischen Sicht ihr Leben nur verwirklicht sehen können, indem sie ihre Kleinsten früh in Fremdbetreuung geben, bei der eine dyadische Beziehung nach aktueller Analyse doch überhaupt nicht gesichert ist (siehe Kapitel 3, S. 243). Aber vielleicht gibt es in diesen Haushalten ja doch eine Oma oder eine Frau oder einen Mann, die hier die Betreuung nach der ersten Stillzeit empathisch weiterführen können.

Die Möglichkeit zur vollen Väter- oder Partner*innen-Zeit in den ersten 2–3 Jahren der Kinder halte ich natürlich für eine überfällige Regelung, wenn auch eher in der späteren Hälfte dieser Zeit.

Exkurs zum Begriff Feminismus aus meiner Sicht

Ich sehe den Begriff Feminismus heute zum einen als Motor bei der Herausentwicklung aus patriarchalischen Strukturen für sehr wichtig, zum anderen für die Gender-Zukunftsentwicklung auch als begrenzt und begrenzend und möchte ihn gemeinsam weiterentwickeln: Feministische Positionen und Aktivitäten in der Gesellschaft sind wie gesagt notwendig, solange patriarchalische Vorstellungen, Einstellungen und Realitäten konkret oder implizit verborgen sind in der Gesellschaft. Diese engagierte Haltung steht für mich aber nicht mehr allein als ein Begriff für das Eintreten von Frauen für Frauenrechte, sondern steht in einer neuen zukunftsfähigen und freudvollen Fassung, vielleicht besser auch mit einem neuen Namen, zunehmend für ein Eintreten von Frauen und Männern für unbedingte Geschlechter-Gerechtigkeit. Eine zunehmende Emanzipation von Männern wird diese Sehweise rasch und wirksam befördern.

Ohne diese Gerechtigkeitsentwicklung können wir kein friedfertiges, zukunftsfähiges Narrativ in der Gesellschaft entfalten. Den aktuellen Stand der Entwicklung aus patriarchalischen Strukturen heraus beschreibe ich weiter unten unter „Karrieren“.

Als neues Textkürzel, z. B. für einen Button zum Anheften, schlage ich „6G“ vor: Geschlechter-Gerechtigkeit, Grund-Gesetz, Gleich-„Gültig“.

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