Kitabı oku: «Hart's Bay: Wo unsere Zukunft beginnt», sayfa 4

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Kapitel Fünf

Rain

Es war mehr als seltsam für Rain, mitten auf dem Platz zu stehen und Colt zu erklären, wer er war. Aber es würde sowieso herauskommen, sobald sie den Vertrag unterzeichneten, und er wollte nicht, dass Colt glaubte, er hielte etwas geheim.

»Also, das ist der Hart Square.«

»Trägt hier alles den Namen Hart? Die Stadt, der Platz, die Gebäude…«

»Nun, ja. Was das angeht.« Rain schlug mit Colt den Weg ein, der zu der Bank und den Blumenbeeten in der Mitte des Platzes führte. Die Pfade waren x-förmig angelegt und trafen sich in der Mitte in einem großen Kreis.

Er setzte sich nicht auf die glänzende neue Bank, da er nicht vorhatte, länger zu bleiben. Aber es gab keinen besseren Ort zum Reden. Jeder konnte sehen, dass sie miteinander sprachen, aber man konnte sie nicht belauschen, ohne dass es auffiel.

»Mein Nachname ist Hart«, erklärte Rain.

»Fuller«, sagte Colt unnötigerweise und streckte ihm die Hand entgegen.

Unwillkürlich griff Rain zu und schüttelte seine Hand. Die Elektrizität, die angesichts dieser Berührung durch seinen Arm schoss, war scharf und fordernd. Beinahe hätte er nach Luft geschnappt, sein Körper kribbelte unter dem festen Griff. Wie würde es sich anfühlen, wenn sich diese kräftigen, starken Finger um andere Teile seines Körpers legten?

Aber Rain konnte den Moment nicht genießen. Als Colt seine Hand nahm, wurde sein Blick aufmerksam. »Warte mal, Hart?«

»Ja.« Rain schob alle Ablenkungen beiseite und ließ Colts Hand nach einem festen Schütteln los. Besser für die Konzentration. Wenn er Colt berührte, knisterte es in seinem Kopf auf eine Weise, die jeden Gedankengang unmöglich machte.

»Wie in… Hart's Bay.« Colt stellte die Zusammenhänge her.

»Der Mann, der die Stadt gegründet hat, war mein Ur-Irgendetwas-Großvater. Bis vor Kurzem haben meinem Großvater die meisten Immobilien gehört. Er zieht sich jetzt aus der Öffentlichkeit zurück und hat sie mir überschrieben.«

Rain verschränkte die Arme, bereit, sich zu verteidigen, falls nötig. Er war nicht sicher, wie diese Neuigkeiten Colts Sicht auf ihn verändern würden.

»Deshalb bist du also leidenschaftlich, wenn es um diesen Ort geht. Und du hast mehr von dem Geschäft, als du mir gesagt hast.« Doch Colts Augen funkelten vor Belustigung und sanfter Kritik.

»Was?« Rain zog eine finstere Miene. »Wie das denn?«

»Weil du hier weiteres Eigentum hältst. Wenn wir ein Lagerhaus ausbauen, wird mir das andere anschließend sein Gewicht in Gold wert sein.«

Rain brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, was Colt ausdrücken wollte. Das war die Art Mist, die sein Großvater durchgezogen hätte, er nicht.

Doch trotz der gewichtigen Unterstellung, auch wenn sein Blut sich erhitzte, blieb er ruhig. »Ich habe nicht vor, dich über den Tisch zu ziehen. Ich bin es nur gewöhnt, dass die Leute… nicht gerade ein Fan meines Nachnamens sind.«

»Ah.« Colt sah neugierig aus, aber Rain schüttelte den Kopf.

»Lange Geschichte.«

Colt hielt inne, sein dunkler Blick flackerte über Rains Miene. Was immer er darin las, ließ ihn nicht länger nachbohren, sondern nicken. »Okay. Also… Danke, dass du es mir erzählt hast, schätze ich.«

Aber Rains Gewissen machte ihm immer noch zu schaffen. Er könnte es nicht ertragen, wenn Colt glaubte, dass er ihn klammheimlich übervorteilen wollte. »Wenn du eine Zusicherung brauchst, dass dies kein Geschäft wird, bei dem du am Ende dazu gebracht werden sollst, das andere Gebäude zu einem überhöhten Preis zu kaufen, können wir etwas Entsprechendes in den Vertrag setzen…« Rain unterbrach sich.

Colt hatte wieder seine Hand genommen. Dieses Mal drückte er sie sacht, um sein nervöses Geplapper zu bremsen. »Nein«, sagte er schlicht.

Scheiße. Rains Wangen brannten, als er sich umsah. Sie waren von der Bar aus problemlos zu sehen, von der Kunstgalerie, dem Supermarkt… Gar nicht erst davon zu reden, dass Grandpas Haus in Spuckweite war.

Wie viele würden seine Körpersprache lesen und davon ausgehen, dass etwas vor sich ging? Ging denn etwas vor sich?

»Entschuldige.« Colt ließ Rains Hand fallen wie eine heiße Kartoffel.

Tatsächlich war es merkwürdig enttäuschend. Rain ertappte sich dabei, dass er wünschte, er könnte wieder Colts Hand halten. Das war ein Gefühl, das ihn nie zuvor erfasst hatte.

Bei den Kerlen, mit denen er gefickt hatte, hatte er das nie gewollt. In Colorado hatte Händchenhalten mit Des bedeutet, dass Des ihn daran erinnern wollte, dass er sein Eigentum war.

Dies… dies war als Geste des Trosts und der Beschwichtigung gedacht gewesen. Und nun, da er von unerwarteter Seite Freundlichkeit erfahren hatte, hungerte Rain nach mehr.

Räuspernd versetzte Colt ihm stattdessen einen Klaps auf die Schulter. »Ich meine… Nein, ich glaube nicht, dass das deine Art ist.« Seine Augen verengten sich und kleine Falten bildeten sich in seinen Brauen. »Vielleicht sollte ich das, aber… ich weiß nicht. Ich finde dein Gesicht vertrauenswürdig.«

Rain gelang es, ein Lächeln zustande zu bringen. »Das ist mal was Neues.«

»Ich bin erfinderisch, was das angeht.« Colt grinste. »Also, steckt noch mehr hinter dieser Geschichtsstunde?«

Rain nickte leicht. »Ich meine, es hängt davon ab, was du sehen willst.« Er drehte sich auf dem Absatz um und deutete auf die Straßen, die vom Platz abgingen. »In der Richtung liegen die meisten Wohnhäuser. Dort geht es zu den alten Villen. Es gibt nur ein paar und die meisten sehen nicht mehr so toll aus. Die Villa meines Grandpas ist das einzige wirklich schicke Haus. Früher war es die Postkutschenstation.«

»Oh cool.« Colt klang fasziniert. »Das muss ja ein Anblick sein.«

Als würde man ihn willkommen heißen, um sich die Einrichtung anzuschauen, wenn Floyd die Wahrheit wüsste. Rain war sich nicht sicher. Er verschluckte sein Seufzen und nickte. »Das ist es bestimmt.«

»Dort entlang liegt die alte Hauptstraße. Es gibt ein paar Geschäfte. Eine handvoll Restaurants. Noch ein paar Wohnhäuser. Nichts sonderlich Interessantes. Oh, und den Sandstrand und den Surfshop auf der anderen Seite. Aber wenn du dort entlang gehst…« Er zeigte in die entsprechende Richtung. »… stößt du auf den Küstenpfad.«

»Das klingt hübsch.«

Selbst wenn er sich anfangs gegen die Tour gesträubt hatte, passte Colt auf. Es war ein weiterer Fingerzeig, der Rain sein rüdes Auftreten hinterfragen ließ. Anfangs war Colt als Arschloch rübergekommen, aber sein Verhalten passte nicht zu dem eines Vollidioten.

»Ist es«, stimmte Rain zu. »Es führt ein kleiner Weg nach unten auf einen Steinstrand. Die Bucht ist ruhiger. Zu geschützt für allzu viele Wellen, daher gehen die Surfer nicht dorthin. Meistens finden die Lagerfeuer der Stadt dort statt.«

»Hm. Das hört sich wirklich nett an.«

»Und natürlich…« Rain beendete ihre 360-Grad-Tour, indem er sich der letzten Straße zwischen Kunstgalerie und Supermarkt zuwandte. »… geht es dort zum Hafen.« Und zu den Lagerhäusern.

»Sollen wir hingehen?«, schlug Colt vor. »Scheint ein hübsches Plätzchen zu sein, wenn auch… öde.«

Hübsch, aber öde. Genau wie ich. Rain wand sich unter dem Gedanken. Er nickt. »Ja, klar. Lass uns gehen.«

Dieses Mal gingen sie nebeneinander. Weniger, als würde ihm jemand folgen, sondern eher, als wäre er mit einem Freund unterwegs.

Sie ließen sich Zeit und hatten es nicht eilig, an Colts Wagen vorbeizuschlendern. Es musste seiner sein, denn er war genauso elegant wie seine Kleidung und Rain hatte den Wagen nie zuvor in der Stadt gesehen. Er streifte ihn mit einem Blick und sah gleich wieder weg. Es kümmerte ihn nicht sonderlich, was Colt fuhr, aber der schicke BMW sprach fast gegen ihn.

Er erinnerte ihn zu sehr an die Besessenheit seiner Familie von Statussymbolen. Wie Eigentum, selbst wenn es langsam seinen Wert verlor, oder Menschen, die von ihnen in ein eigens für sie geschaffenes, aber elendes Leben gepfercht wurden.

»Du hast hier also abgesehen von ein paar Jahren dein ganzes Leben verbracht.« Colt musste es ansprechen. Sofort fuhr Rains Schutzwall hoch.

»Das stimmt.«

Colt pfiff leise, fast unhörbar. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie das sein muss.«

Verzweifelt darauf bedacht, seine Gedanken von dem verfluchten Schatten zu lösen, der jeden Teil seines Lebens bedeckte, fragte Rain stattdessen: »Warum nicht?«

Dieses Mal war es an Colt zu zögern. Eine solche Reaktion hatte Rain bei ihm nie zuvor erlebt und er war überzeugt, dass er die Zurückhaltung in seiner Miene nicht falsch deutete.

Er wollte die Frage bereits zurückziehen, als Colt seufzte. »Ich habe nie irgendwo Wurzeln geschlagen. Meine Arbeit hält mich auf Trab. Ich habe mir meinen Weg nach oben erkämpft, weißt du? Irgendwie muss ich oben bleiben.«

Rain bewunderte Colt bereits mehr, als er gern zugab, aber nun vertiefte sich diese Empfindung. Er hatte etwas aus sich gemacht. Rain dagegen war wieder in seiner Heimatstadt und trieb haltlos in vertrauten Gewässern.

Gott, Rain gierte nach Erfolg. Dieses Projekt musste laufen. So oder so, er würde dafür sorgen.

»Also gehen wir es an«, sagte Colt mit fester, selbstsicherer Stimme.

»Verdammt, ja.« Rain nickte und ließ die Hand über Colts Arm streichen. Das Gefühl des Bizeps unter seinen Fingern ließ ihn beinahe erstarren, doch er zwang sich, bis zum Ellbogen zu streichen, bevor er die Hand fallen ließ.

Verflucht, einen muskulösen Mann zu berühren, entfachte Nervenenden, die er sein ganzes Leben lang verzweifelt in Schach gehalten hatte. Aber dies war nicht der richtige Moment.

Colts Blick huschte für eine Sekunde zu ihm. Und – nur für einen Moment – glitt die Maske beiseite. Er betrachtete Rain wie einen Freund und lächelte. »Ich bin froh, dass du an meiner Seite stehst.«

Als Rain zurücklächelte, taten ihm die Wangen weh. Er wusste nicht, warum es so befriedigend war, einen Fitzel des Menschen unter Colts Attitüde zu sehen, aber das war es.

Dann war die Maske zurück. »Kann ich deine Gefühle ausnutzen, um an einen besseren Deal zu kommen?« Colts Feixen war ein wenig selbstironisch, aber gleichzeitig von sich eingenommen. Wie zum Teufel bekam er das nur hin?

»Nein. Dann kannst du dich verpissen«, sagte Rain knapp. Sein Herz trommelte. Himmel, nur weil sie sich besser kennenlernten, sollte er so etwas nicht zu seinem neuen Geschäftspartner sagen! Floyd wäre entsetzt.

Colt warf nur den Kopf in den Nacken und lachte. »Es war einen Versuch wert«, meinte er schulterzuckend. »Wie sieht es aus, wenn ich dir erzähle, dass ich den größten Teil meiner Ersparnisse in diese Sache einfließen lassen werde?«

Rain beäugte ihn verspielt argwöhnisch. Ein Mann wie er hatte Geld wie Heu, also war er nicht sicher, ob es die Wahrheit war. Colt feilschte wieder. Rain mochte das Hin und Her, aber er würde nicht erlauben, dass es seinen gesunden Menschenverstand beeinflusste. »Diese Gebäude sind meine Ersparnisse.«

»Kann ich dir ein paar Prozent von deinem Anteil der Miete abschwatzen?«

Rain zwinkerte. »Du kannst es versuchen, aber ich bin hart wie Eisen.«

»Ich auch.« Colts Stimme war tief und knurrend.

Es kostete Rain jedes bisschen Selbstbeherrschung, das er besaß hatte, nicht zu Colts Schritt zu blicken und nachzuschauen, worauf er sich genau bezog. Er hatte das Gefühl, dass Colt es ihn niemals vergessen lassen würde, wenn er es täte. Und vielleicht würde er einfach nicht nachgeben, bis er hatte, was er wollte – was ihr Geschäft anging und im Bett.

Und das jagte einen Schock durch Rains Körper, der seine Fingerspitzen kribbeln, sein Herz dröhnen, seine Brust sich zusammenziehen und seinen Verstand vor unangemessenen Fantasien sprühen ließ.

Sie wären im Bett großartig. Das konnte er bereits erkennen. Die Chemie zwischen Colt und ihm war jenseits von Gut und Böse.

Aber hier ging es um eine große Veränderung seines Lebens und jetzt seinen Schwanz rauszuholen, wäre genau die falsche Entscheidung, erinnerte Rain sich immer wieder.

»Gut«, sagte er stattdessen. »Wenn ich schon die Kontrolle abgebe, damit wir schneller vorankommen, will ich mir sicher sein, dass sie an jemanden fällt, der für uns beide kämpfen kann.«

Das unterbrach Colts Flirt für eine Weile. Sie erreichten den Übergang aus Beton, der über das Wasser ragte, und kamen zum Stehen. Zu ihrer Linken zog sich ein alter Jachthafen entlang, an dem immer noch ein paar Boote lagen, aber er wurde wenig genutzt. Einige der Boote waren rostige, alte Kübel, während andere noch verwendet wurden. Die Stege waren schmutzig und die Zugangsgatter mit Ketten gesichert.

Da traf Rain das Ausmaß des Projekts. Wenn sie dieses Lagerhaus sanierten, mussten sie für die Touristen auch einen attraktiven Weg am Wasser entlang schaffen. Das bedeutete, dass sie mit dem alten Jachthafen fertig werden oder einen Weg finden mussten, aus seinem rustikalen Charme Kapital zu schlagen.

Rain war überfordert und wünschte mehr als alles andere, er könnte seinen Dad und Floyd um Rat bitten. Aber sein Vater hatte einst die Kontrolle über sein Geschäft an Grandpa abgetreten und Grandpas Entscheidungen hatten ihnen allen geschadet. Rain vertraute Dad nicht, in dieser Sache den richtigen Weg einzuschlagen, und seinem Grandpa traute er erst recht nicht.

Alles, was er hatte, war sein Bauchgefühl, und das riet ihm, diesem Mann zu vertrauen.

»Komm mit.« Er führte Colt den langen, breiten Anleger entlang, der immer noch in den Hafen reichte und für die Öffentlichkeit zugänglich war. Am Ende angekommen wischte er den Staub vom feuchten Holz und setzte sich, auch wenn die Feuchtigkeit durch seine Hose sickerte.

Er sah zu Colt hoch und genoss die Aussicht. Oh, es war genug, um erneut einen Schauer durch seine unteren Regionen zu jagen. Colts Schritt auf seiner Augenhöhe – und auf seiner Mundhöhe.

Aber Colts Ausdruck ließ Rain auflachen und zerstörte den Moment. Er sah aus, als könnte das Holz ihn beißen. Zweifelsohne kostete sein Anzug mehr als der Hafen selbst.

»Ich stehe lieber, danke.«

Rain seufzte und kam mit einem weiteren leisen Auflachen wieder auf die Füße. »Du wirst dir bei deinem nächsten Besuch etwas Praktischeres anziehen müssen. Falls du so etwas besitzt«, neckte er. »Oder du wirst nie dazu kommen, dich irgendwo hinzusetzen.«

»Danke.« Colt schnaubte. »Ich behalt's im Hinterkopf.«

»Immer davon ausgehend, dass wir uns etwas anschauen müssen, wenn du das nächste Mal hier bist.« Rain musterte den Jachthafen und das Lagerhaus, bevor er sich Colt zuwandte. »Also, was meinst du?«

Colt fuhr sich durch das stachelige Haar und spielte mit den Spitzen, als enthielten sie Antworten. Sein Blick glitt über die Umgebung – die Boote, das Lagerhaus, die Bäume dahinter. Es war schwer zu sagen, was er dachte, und Rain blieb nichts anderes übrig, als auf eine Antwort zu warten.

»Der Teufel steckt im Detail«, sagte Colt schließlich. »Wir müssen uns anschauen, was alles ins Spiel kommt, bevor wir uns einig werden.«

»Aber der Preis und die Bedingungen passen?«, drängte Rain. Er brauchte eine Art Garantie von Colt.

Colts Lippen hoben sich langsam zu einem Lächeln, als er endlich seinen Blick von der Aussicht löste und Rain ansah. Er sah gelassen und selbstsicher aus und das beruhigte Rains Nervenkostüm. »Ja.«

»Ja…?«, hakte Rain nach und wagte es kaum zu hoffen. »Wir haben einen Deal?«

Colt bot ihm die Hand an, ein unmissverständliches Zeichen. Sein Lächeln wurde breiter. »Ja. Wir haben einen Deal.«

Von einer Sekunde zur nächsten wurde aus der Verzweiflung in Rains Brust Hoffnung. Vielleicht wendete sich sein Schicksal. Und wenn ihm dies gelang, würde er nie wieder von einem Arschloch abhängig sein. Nur von einem Typ, der vorgab, eines zu sein, aber nicht verhindern konnte, eine nette Berührung und ein liebes Wort für Rain übrig zu haben, wenn er es am dringendsten brauchte. Damit konnte er leben.

»Ein Deal«, wiederholte Rain leise. Das Blut schoss ihm ins Gesicht, als er zum dritten Mal Colts Hand nahm. Colts Handfläche war glatt und fest, die Finger stark, als sie sich die Hand schüttelten. Und er hielt Rains Hand für einen Moment zu lang fest. Schließlich glitten Colts Fingerspitzen von Rains Handfläche zu seinen Fingerspitzen und lösten sich.

Rain konnte wieder atmen. Der Teufel steckte wirklich im Detail, also würde er sich nicht zu sehr freuen, bevor er etwas Schriftliches hatte.

»Ich kenne einen guten Anwalt«, sagte er.

»Willst du ihn anrufen und fragen, wann er Zeit hat?« Wie es aussah, war Colt genauso begierig loszulegen wie er.

Rain grinste. Dieser Enthusiasmus gefiel ihm. Er schien gegen seinen eigenen zu prallen, bis die Energie zwischen ihnen vor und zurück sprang und mit jedem Mal zunahm. »Ja. Warte eben.«

Er durchsuchte seine Kontakte und als er den richtigen fand, drückte er auf Anrufen. Mr. Sterling war nicht so verrückt, als dass er sonntags von vielen Menschen einen Anruf entgegennehmen würde, aber Rain war einer von ihnen.

Genau genommen war er der einzige Anwalt, den Rain kannte, der nichts mit seiner Familie zu tun hatte. Er hatte ihm erst vor wenigen Monaten geholfen, sich von seinem brutalen Arschloch von Ex zu befreien.

Er hatte ihm, ohne ihn zu verurteilen, zugehört und ihm geholfen, ohne einen Kratzer aus der Sache herauszukommen. Metaphorisch gesprochen, natürlich. Mr. Sterling würde Rains Vertrauen gerecht werden und kein Wort zu seiner Familie sagen, bis er bereit war.

Außerdem war sein Honorar vernünftig – immer eine wichtige Überlegung.

»Hey, Rain.« Mr. Sterling meldete sich nach kurzem Klingeln. »Was gibt es? Alles in Ordnung?«

»Ist es«, beeilte sich Rain, zu versichern. Mr. Sterling sollte nicht denken, dass Des wieder hervorgekrochen kam. »Ich müsste für einen Geschäftspartner einen Vertrag aufsetzen lassen. Glaubst du, dass du das innerhalb einer Woche erledigen könntest oder… von was für einem Zeitfenster reden wir hier?«

»Oh!« Mr. Sterling klang, als würde er sich für ihn freuen, was Rain zum Lächeln brachte. »Nun, in diesem Fall… Ja, ich quetsche dich diese Woche ein. Warum rufst du mich nicht morgen im Büro an? Lass meine Sekretärinnen wissen, dass du es bist, und sie schieben dich rein.«

»Danke«, sagte Rain und lächelte vor Erleichterung und Dankbarkeit. »Das wissen wir wirklich zu schätzen.«

»Schön von dir zu hören, Junge.« Mr. Sterling klang begeistert. »Ich wusste, dass du etwas zustande bringst, sobald du da raus bist.«

Das war kein Gespräch, bei dem Rain wollte, dass Colt zuhörte. »Vielen Dank. Ich kann's nicht erwarten, alles zu erklären, aber besser persönlich. Wir sehen uns diese Woche, okay?«

»So machen wir das. Wir sehen uns.«

Nachdem er aufgelegt hatte, stieß Colt die Faust in die Luft. »Wir sind startklar?«

Er wirkte dadurch eher wie ein aufgeregter Schuljunge als wie ein würdevoller Entwicklungsmanager, und das ließ Rain grinsen. »Wir sind startklar.«

»Großartig.« Colt nickte einmal ruckartig und drehte sich um, um zum Wasser am Ende der Mole zu blicken. Mit sanfterer Stimme wiederholte er: »Das ist großartig.«

»Ja.« Rain verschränkte die Arme und sah zurück zu der Stadt, um die Feuchtigkeit in seinen Augen zu verbergen.

Was einen Neuanfang anging, war dieser wirklich verdammt großartig.

Kapitel Sechs

Colt

»Das ist also das, was ich empfehlen würde.« Der Architekt tippte mit einem Stift auf den Monitor und sah Colt an.

Es war schwer, sich auf Wes' Worte zu konzentrieren. Colt hatte die vergangene Woche damit verbracht, die ganze Nacht lang Ratgeber und Bücher zu lesen und in den wenigen freien Stunden jenseits seines Schichtplans mit Bauunternehmern zu sprechen. Schlaf war derzeit nicht gerade seine Priorität.

Soweit es Colt betraf, waren der Entwurf und die Unterzeichnung des Vertrags eine Formalität gewesen. Der entscheidende Augenblick, in dem das Geschäft besiegelt worden war, war für ihn der Handschlag am Anleger gewesen. Er hatte Colt und seinen neuen Geschäftspartner Rain auf die Überholspur gejagt. Derzeit schrieben sie sich andauernd, um die nächsten Schritte abzusprechen.

Alles lief auf diesen Moment hinaus: auf die Pläne des Umbaus.

»Natürlich sind jederzeit Veränderungen möglich«, fügte Wes hinzu. »Das ist nur ein Anfang.«

»Richtig.« Colt nickte. Er hatte sich über Themen wie Planungsvorgaben und Grundstückabgrenzungen schlau gemacht. Nach allem, was er wusste, war das nur ein Problem, wenn jemand in der Nähe Schwierigkeiten mit der Sanierung hatte, und es war unwahrscheinlich, dass jemand in der Gegend weniger Geschäfte machen wollte.

»Aber ich habe mir für die Vorderseite eine offene, luftige Atmosphäre vorgestellt. Diesen Teil hier mit einem Geländer abtrennen. Hier drüben Fenster.«

Die einzelnen Merkmale verschmolzen in Colts Kopf zu einer Unmenge Kosten. Alles, was er vor sich sah, war der sinkende Kontostand seines Trustfonds. Aber es war viel zu spät, um einen Rückzieher zu machen.

Das war ein Grund, warum er sich diese Woche so beschäftigt gehalten hatte. Wenn er nicht dauernd darüber nachdachte, was auf dem Spiel stand, war er bedeutend ruhiger. Und wenn er so erschöpft war, dass er einschlief, sobald sein Kopf das Kissen berührte, umso besser.

In ruhigen Momenten krochen Selbstzweifel heran. Wenn er sein Erbe einsetzte und es sich nicht lohnte, würde Colt sich das nie verzeihen.

Mom und Dad wären stolz auf mich, erinnerte er sich vier- oder fünfmal am Tag. Es war eine Angewohnheit, die ihn seit zehn Jahren begleitete. An manchen Tagen war sie das Einzige, das ihn aufrecht hielt.

Wes' Stimme erregte wieder seine Aufmerksamkeit. »Bei diesem Paket wären die Honorare für die Arbeiter natürlich höher.«

Oh Mann. Noch mehr Geld. Doch Colt nickte und gab sich gelassen. »Wir haben schon eine Baufirma im Auge. Ich denke, was das angeht, sind wir auf der sicheren Seite.«

Man sah Wes seine Zweifel an, aber er behielt sie für sich. »Haben Sie Erfahrung mit einem Projekt dieser Art? Der Rohbau der einzelnen Einheiten ist der Schlüssel. Wenn Sie an ein Restaurant vermieten möchten, bekommen wir es mit strengen Feuerschutzvorgaben zu tun…«

Erneut schluckte Colt seine Panik herunter. Er erinnerte sich daran, dass er gewusst hatte, dass bei einem Projekt wie diesem eine Million Überlegungen anfallen würden, an die er bisher nicht gedacht hatte. Er musste jetzt noch nicht alles wissen. Ein Schritt nach dem anderen, das war alles, worauf es ankam. Und darauf, dass er Rain einen Schritt zuvor blieb.

»Richtig«, stimmte Colt zu und kratzte sich am Kopf. »Ich kann später diese Woche mit ihnen reden und rausfinden…« Oh verdammt. Es war schon Freitag. Die Woche war in einem Nebel aus Schichten und Hausaufgaben vorbeigeflogen. »Samstag, meine ich«, verbesserte er sich.

Wes verdrehte die Augen. »Viel Glück dabei, nach Feierabend mit einem Bauunternehmer zu reden.«

»Genau genommen haben wir einen Insider bei der Firma. Das ist der Grund, warum wir mit ihnen arbeiten wollen.«

»Aah.« Wes lehnte sich nickend zurück. »Nun, stellen Sie sicher, dass Sie sich nicht unter Druck setzen lassen, nur weil es um Familie oder Freunde geht.«

Jeder wollte Colt guten Rat anbieten und er sollte dafür dankbar sein, doch stattdessen fraß es an ihm. Es erinnerte ihn an den Bluff, den er abzog, und sorgte dafür, dass er sich dumm vorkam, es auch nur versucht zu haben.

Er war nie ein Spitzenschüler gewesen. Er hatte nie zuvor ein Geschäft aufgebaut. Verdammt, er hatte mehr als einmal einen Mindestlohnjob verloren. Was zum Teufel hatte er sich nur gedacht?

Halt, sagte Colt sich. Was er brauchte, war ein weiterer Blick auf die Stadt und die Baustelle, in die er sein Vertrauen gesetzt hatte. Jedes Mal, wenn er dort war, sagten ihm seine Instinkte, dass es ein gutes Geschäft war. Die Zahlen bestätigten das und dasselbe galt für Rains Wissen um die zunehmende Anzahl Menschen, die die Kunstgalerie in der Nähe des Lagerhauses besuchten.

Colt hatte es lange genug hier ausgehalten. »Okay. Danke, dass Sie alles zusammengestellt haben«, sagte er zu Wes. »Kann ich meinem Partner eine Kopie der Pläne mitbringen und seine Meinung einholen?«

Oh Junge. Eine Sekunde später dämmerte ihm, dass Wes vermutlich dachte, dass er seinen Lebensgefährten gemeint hatte. Und das versetzte ihm ein angenehmes Kribbeln.

Auch wenn Wes' Miene keine Regung zeige, fügte Colt rasch hinzu: »Mein Geschäftspartner hält sich in Hart's Bay auf.«

»Oh, sicher. Natürlich.« Wes warf den Drucker an. »Wir werden detailliertere Pläne ausarbeiten, sobald Sie diesen zugestimmt haben. Falls er sich uns das nächste Mal anschließen möchte…?«

»Nein.« Colt setzte sich auf. »Diesen Teil übernehme ich. Er kümmert sich um die praktische Seite.«

»Klingt effizient«, stimmte Wes mit einem gut gelaunten Lächeln hinzu. »Muss nett sein, einen Komplizen zu haben, mit dem man Ideen austauschen kann.«

Es war seltsam. Colt war nie davon ausgegangen, dass er einen Partner haben würde. Nun, da er einen hatte, kam es ihm verrückt vor, dass es sich um einen Mann handelte, den er kaum kannte. Dennoch war es vielleicht genau das, was ihre Zusammenarbeit funktionieren lassen würde.

Sie waren nicht eng genug miteinander befreundet, um Unstimmigkeiten persönlich zu nehmen. Gleichzeitig waren sie sich nicht so fremd, als dass sie nicht auf derselben Seiten stünden. Wenn überhaupt, waren sie sich höchstens zu nah, um unter derselben Bettdecke zu landen.

»Vielen Dank«, sagte Colt, als er endlich seinen Stapel Papier bekam. Er schüttelte Wes fest die Hand und ging zu seinem Wagen.

Beinahe ohne darüber nachzudenken, fuhr er direkt nach Hart's Bay. Er hielt unterwegs nur einmal kurz an, um sich die Kleidung vom Rücksitz anzuziehen. Vom steifen neuen Anzug in alte, locker sitzende Jeans und ein bequemes T-Shirt.

Wenn Rain wollte, dass er sich legerer kleidete, half ihm das, Geld für teure Kleidung zu sparen und besser in die Stadt zu passen, während er gleichzeitig zeigte, dass er auf den Rat seines Geschäftspartners hörte. Was immer nötig war, um den Job zu erledigen. Nichts stand außer Frage.

***

Als Colt die vertraute Reihe Häuser erreichte, die das Außengebiet Hart's Bays darstellten, war die ständig zunehmende Angst fast ganz verschwunden.

Mit offenen Fenstern an der Küste entlangzufahren, während die Wellen an das Ufer neben der Straße brandeten, war ein Geschenk. Trotz seiner ungewohnten Weite hatte das Meer unleugbar etwas Beruhigendes. Oder vielleicht lag es daran, dass man den Verkehr und den Lärm der Stadt hinter sich ließ. Hier draußen war das Leben einfacher. Vielleicht war es schwieriger, zu jeder Tageszeit an einen Liter Milch zu kommen, aber die Menschen hielten inne und erinnerten sich aneinander.

»Home sweet home«, murmelte Colt in sich hinein und lächelte, als er auf seinen bevorzugten Parkplatz neben der Kunstgalerie einbog.

Moment. War das Rain?

Er schirmte seine Augen ab, als er zum Anleger sah. Das dunkle Haar und seine Haltung waren vertraut. Er war es.

Rain beugte sich über etwas Großes, merkwürdig Geformtes in einem dunklen Grauton. Colt hielt es anfangs für ein in Leinwand eingeschlagenes Paket, bis es sich bewegte. Nein, es war eindeutig ein Tier.

Colt hielt die Luft an und sah, wie Rain etwas aus einer Tasche nahm und zu Boden warf. Die Kreatur robbte in eigenartigen Bewegungen näher, bei denen es mit dem Bauch aufschlug.

Ihm klappte der Mund auf. »Das ist ein verdammter Seehund«, flüsterte er, als könnte er ihn hören und ins Wasser flüchten.

Für den Fall, dass das Tier darauf kommen könnte, stieg er langsam aus dem Wagen und näherte sich vorsichtig. Rain wandte den Kopf, als Colt ein wenig zu laut die Autotür schloss, und er zuckte zusammen.

Aber Rain hob die Hand und winkte und der Seehund schien zu beschäftigt mit seinem Fisch, um sich um irgendetwas zu scheren.

Für einen wirren Moment war Colt sich nicht sicher, was Rain von seinem Auto hielt. Der einzige andere Wagen, den er hier zuvor schon einmal gesehen hatte und von dem er sehr überzeugt war, dass er Rain gehörte, war ein bescheidener kleiner Ford Kombi, der schon einige Jahre alt war.

Hielt er Colt für einen Angeber? Verzogen? Reich? Oder einfach für jemanden, der wusste, was er tat?

Gott, er wollte, dass Rain Letzteres dachte – und dieses Bedürfnis ging so tief, dass er es nicht ganz begreifen konnte.

Rain winkte ihm, näher zu kommen. Colt nickte und gehorchte, auch wenn er seinen Aktenordner eng unter den Arm gepresst hielt, um ihn vor der Brise zu schützen, die daran zerrte.

Als er das Ende des Anlegers erreichte, betrachtete Colt kopfschüttelnd den Seehund.

»Möchtest du sie streicheln? Sie ist ziemlich faul. Es stört sie nicht.« Rain grinste und kauerte sich neben sie, um mit der Hand über ihre glatte Haut zu fahren.

Als wollte die Robbe etwas beweisen, gähnte sie und rollte sich auf die Seite.

»Ich kann nicht glauben, dass… Träume ich? Zwick mich.« Colt legte seinen Ordner auf das Ende des Anlegers und schob einen Stein darauf. Dann näherte er sich Rain und seinem scheinbar zahmen Seehund. Seine Schritte klangen zu laut und hohl auf den Holzplanken.

Aber der Seehund rührte sich nicht, sondern genoss es offenbar, wie Rain seine Schnurrhaare kitzelte.

»Nein. Du bist einfach nur in Hart's Bay«, antwortete Rain breit grinsend. »Sie hängt hier gern rum. Ich hab sie im Vorbeigehen gesehen, deshalb habe ich ihr einen Fisch aus dem Supermarkt geholt.« Er sagte es, als wäre es das Normalste der Welt.

Colt schüttelte nur den Kopf. »Natürlich.« Er war nur noch ein paar Schritte entfernt. Daher ging er in die Hocke, bevor er sich näherte und ihr sacht die Hand auf die Flanke legte.

Oh, sie war warm, aber geschmeidig. Er hatte erwartet, dass sie beißen oder sich anderweitig wehren würde, aber sie bewegte sich kaum. Behutsam kraulte er ihre Seite und streichelte sie wie eine Katze, genau wie er es bei Rain beobachtete.

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