Kitabı oku: «Senioren im Netz: Spiel und Spiegel», sayfa 2

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KAPITEL II
Begegnung mit Büchern

Wenn wir einem Menschen begegnen, ist das kein Zufall. Er bringt uns meist eine Botschaft.

Auch Bücher kommen in unser Leben, als wollten sie uns etwas ganz Spezielles sagen, als wollten sie auf eine unausgesprochene Frage in unserem Inneren antworten.

Mein Leben begann früh mit Büchern. Lange bevor ich zur Schule ging, saß ich irgendwo, tief in ein Buch versunken. Offenbar war es in den letzten Kriegsjahren eine Flucht in eine heilere Welt, denn der Krieg hatte die Familie schon auseinandergerissen. Angst begleitete täglich unser Leben. Wenn die Sirenen aufheulten, hätte ich immer ein Buch in den Keller mitgenommen, erzählte meine Schwester.

Später in den Nachkriegsjahren gab es nur ein einziges Buch in der kargen Flüchtlingswohnung: die Bibel. Ich erinnere mich, dass ich sie während einer Grippe zweimal von vorn bis hinten durchlas und jedes Mal über das Wort „erkennen“ stolperte.

„Und Adam erkannte Eva und sie gebar ihm einen Sohn.“ Lange assoziierte ich danach „erkennen“ mit dem Zeugungsakt.

Später zu Beginn meines Studiums, gerade als ich lernte, alles kritisch zu hinterfragen, fiel mir die kleine Schrift von Rudolf Steiner Wie erlange ich Kenntnis höherer Welten in die Hände. Steiner fordert darin eine absolut „kritikfreie Einstellung“, und so befand ich mich lange Zeit in einem akuten Dilemma.

Dann geriet ich an das Buch von Shaw Desmond, Die Liebe nach dem Tode, das ich mit heißem Herzen geradezu verschlang.

War es mein stiller Wunsch, erfahren zu wollen, ob ich je meinen im Krieg gefallenen Vater irgendwann würde wiedersehen können?

***

Im Rückblick auf mein Jahr bei Seniorbook stelle ich fest, dass es insbesondere drei Bücher sind, die mir von anderen empfohlen wurden und mir genau das beantworteten, was noch als Frage in der letzten Lebensphase in meiner Seele wohnte.

- Suzanne Segal, Kollision mit der Unendlichkeit

- Michael König, Das Urwort und schließlich

- Michael J. Roads, Durch die Sphären des Zeitlosen, 1996.

Es war nicht nur der Titel dieses letzten Werks, der mich faszinierte, es war auch die Gestaltung des Einbandes. In der Mitte befindet sich ein lichtumflossener Planet, unsere Erde, inmitten einer Schar von Fixsternen. Davor stehen zwei Menschen, dunkle Gestalten vor der schimmernden Kugel.

Auf der Rückseite des Einbands las ich, dass Michael Roads „ein Initiationserlebnis von wahrhaft kosmischem Ausmaß“ schildert.

Roads ist Engländer, lebte lange in Australien, arbeitete dort als Farmer und wurde dann von mystischen Erfahrungen überrascht, die er während einer neun Jahre andauernden Phase erlebte.

In neun Büchern beschreibt er diese außergewöhnlichen und absolut unerklärlichen Erfahrungen, die er als Antwort auf seine vorausgehende „starke innere Sehnsucht herauszufinden, wer ich bin“ (S. 12) versteht.

Das größte Hindernis, die eigentliche Realität zu erleben, die sich überhaupt nicht mit der physischen Realität deckt, ist – so sein Hinweis – der Mangel an Selbstliebe.

Mir scheint das ein sehr wichtiger Faktor zu sein, denn auch der sehr berührende Nahtod-Bericht der Anita Moorjani (Heilung im Licht) gipfelt in der Erkenntnis, dass die Liebe zu sich selbst, die totale Akzeptanz, am wichtigsten sei.

Roads fasst seine Reisen durch das Universum so zusammen: „Ich stellte fest, dass die Realität, die die meisten von uns als wirklich und normal hinnehmen, nichts weiter ist als eine allseits akzeptierte Illusion, eine Massen-Selbsttäuschung, oder, wie man allgemein sagt, eine Konsensrealität.“ (S. 15)

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Ich könnte nun tausend Einzelheiten anführen, den Lichtkörper, die Erfahrung der Zeitlosigkeit, einen inneren Kommentar, die Begegnung mit ätherischen Wesen, die Vorläufer des physischen Menschen sind … „Tief in den Abgründen meiner menschlichen Psyche erkenne ich, dass der große Sinn des Lebens auf Erden darin besteht, sich mit der kreativen Kraft der bedingungslosen Liebe zu vereinen und sie auszustrahlen.“ (S. 61).

Er ist Baum, Fluss … und menschliches Selbst.

„Wir sind Licht, wir sind eins, so wie die gesamte Menschheit und alles Leben.“ (S. 70)

Während der Lektüre wird die Lehre von der Reinkarnation voll bestätigt.

Dass wir Fehler machen müssen, um zu lernen, hört man gerne.

Man erfährt, dass der Zeitreisende Michael Roads im 22. Jahrhundert als Mystiker auftritt. „Genialität beruht dann nicht mehr auf einer intellektuellen Fähigkeit, sondern auf der spirituellen Einsicht und Weisheit einer Person.“ (S. 137)

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Diejenigen, die ihre inneren Wahrnehmungstore verschlossen haben, werden den Autor sofort in die psychiatrische Ecke stellen.

Sie könnten es ihm allerdings selber sagen, denn er veranstaltet seit 20 Jahren in vielen Ländern der Erde Seminare.

Er würde den Zweifler sicher liebevoll in die Arme schließen, er hätte nur Mitgefühl. „Denn alles Leben ist die Vielfalt des Einen.“ (S. 249)

1986 hat Michael Roads sein eigenes Erwachen erfahren.

Roads:Durch die Sphären des Zeitlosen

Mit Superlativen sollte man – gerade bei Büchern – vorsichtig umgehen. Dennoch fällt es mir leicht zu sagen, dass dieses Buch zu den ‘aufregendsten’ Büchern gehört, die ich je gelesen habe. Hinzu kommt, dass nicht ich dieses Buch gefunden oder entdeckt habe, sondern dass es mir von einer SB Userin zugeschickt worden ist, einer hochintelligenten jungen Frau, die – im Rollstuhl – ihr Leben viel stärker erweitert hat als die meisten von uns. Wir haben uns hier kennengelernt, und dabei ist ihr wohl aufgefallen, dass ich einen ‘Meister-Komplex’ habe, wie es wohl viele Unerfahrene nennen würden. In der Tat, Michael Roads ist ein solcher Meister, hat 1986 die Erleuchtung erfahren und bereits vorher in einer neun Jahre andauernden Phase mystische Erfahrungen gemacht, die er in seinen Büchern aufzeichnet. Die Geschehnisse sind so außergewöhnlich und absolut unerklärlich, dass man als Leser öfter innehalten und sich fragen muss, ob man weiterlesen sollte oder nicht.

Dann aber trifft man auf die Beschreibung von „knochenlosen“ Menschen, Vorläufern der heutigen Menschenrassen und erinnert sich sofort, dass man das schon einmal an anderer Stelle gelesen hat – in Blavatskys Geheimlehre, die Roads nicht kennt.

Also liest man weiter und verfällt – wie der Autor – der Meinung, „dass die Realität … nichts weiter ist als eine allseits akzeptierte Illusion, eine Massen-Selbsttäuschung … eine Konsensrealität.“

Deshalb fordert er uns im Vorwort auf, einen „Prozess der Demaskierung“ zu durchlaufen, um unsere größere metaphysische Wirklichkeit erfahren zu können.

***

Welche Technik Michael Roads einsetzt, um diese größere metaphysische Wirklichkeit zu erkunden, lässt sich rasch erkennen.

Seit Robert Monroe (am. Ingenieur) ist sie unter dem Namen ‚Astralrei-sen’ oder ‚out-of-body-experience’ bekannt geworden.

Man kann das in Monroes Institut erlernen. Aber bei Roads geschah dies eines Nachts spontan; er beobachtete, wie ein anderes Ich aus seinem materiellen Körper austrat, ein Lichtkörper.

„Ich kann den Gesang des Grases hören.“ (S. 21)

Jeder Schritt wird zu einer Lernerfahrung.

„Es erscheint eine gigantische, summende Kugel und ich kann in ihrem Inneren Bilder entstehen und vergehen sehen.“ (S. 25)

„Im Inneren der durchsichtigen Kugel kann ich die bewegten, holographischen Bilder einer unglaublich alten Erde sehen.“ (S. 29)

Hinzu kommt ein stiller innerer Kommentar, der alles erklärt. Was er sieht, sind ätherische Wesen in einem Frühstadium ihrer Evolution. (S. 30)

Dann wird die Kugel plötzlich dunkel – die Sonne geht buchstäblich aus, das Leben erlischt.

Auch die Veden sprechen vom „Ein- und Ausatmen Gottes“. Beim Ausatmen entsteht ein Universum, beim Einatmen verschwindet es.

Es folgen dann weitere Bilder in der Kugel, die die Weiterentwicklung der Menschen und der verschiedenen Menschenrassen sehr ausführlich und anschaulich beschreiben. Auch eine Phase von ‘Riesen’ ist vorhanden.

Wer einmal auf der Osterinsel war, kennt die großen Skulpturen, Riesenköpfe, die das nahelegen.

***

Es folgen weitere Erfahrungen, die den Rahmen unseres Verständnisses sprengen. Roads erlebt sich als Geist des Wassers, der Luft, der Vögel, des Gesangs …

Während ich das lese, erinnere ich mich an die persönlichen Briefe von Rainer Maria Rilke, der 1912 auf der winterlichen Terrasse des Schlosses Duino stand und „plötzlich im Baum“ war und die Welt aus dieser Perspektive wahrnahm.

Heute würde man das als eine punktuelle Einheitserfahrung bezeichnen. Rilke schildert die „Wucht“ dieser Erfahrung sehr überzeugend. Später entstehen dort die Duineser Elegien, in denen er auch von einem Engel spricht, den er gesehen hat.

Es überrascht nicht, dass bei einem so sensitiven Menschen die Grenzen zwischen materieller und geistiger Welt transparent werden.

***

„Während ich im All schwebe, beobachte ich Myriaden von Sternen, die um mich herumwirbeln, als wären sie lebendig und bewusst. Und ich weiß, das es so ist. Jeder Stern ist, genau wie unsere Erde, ein bewusster Ausdruck des Geistes … Ich beobachte, wie die Sterne in ihrer Kreisbewegung im All innehalten und … eine unfassbar große menschliche Gestalt annehmen, … Augen, Mund, Nase, Ohren.

Ehrfurchtsvoll starre ich auf die menschliche Gestalt aus funkelnden Sternen, die weit größer ist als die Milchstraße, und ich ringe nach Atem. Beinahe wie unter Zwang sehe ich, dass ich ebenfalls eine menschliche Gestalt – im Miniaturformat – aus funkelnden Sternen bin … (S. 93)

In dieser Passage entdecke ich eine absolute Übereinstimmung mit der Aussage des skandinavischen Wissenschaftlers Emanuel Swedenborg, der als Hellseher s a h, dass das gesamte Universum „ein großer Mensch“ sei und das Gott uns Menschen „nach seinem Bilde“ geschaffen hat.

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„Die Grundlage jeder Heilung ist die Selbstheilung.“ (S. 118)

„Jeder von uns ist auf dem Platz seiner Wahl.“ (S. 119)

„Ihr habt beide gelernt – in einem früheren Leben –, dass Hass nichts weiter als unerkannte Liebe ist. (S. 125)

„Ich nehme an, dass wir Fehler machen müssen, um daraus zu lernen.“ (S. 125)

„Wir befinden uns im frühen zweiundzwanzigsten Jahrhundert … Genialität beruht nicht mehr auf einer intellektuellen Fähigkeit, sondern auf der spirituellen Einsicht und Weisheit einer Person.“ (S. 137)

„… die Liebe ist die größte aller kreativen Kräfte.“ (S. 138)

„Alles Leben ist genau so, wie es sein soll.“ (S. 149)

„Wir können nur unsere eigene Realität beeinflussen, unseren eigenen Lebensweg. (S. 156)

„Alles ist eins.“ (S. 237)

„Alles Leben ist die Vielfalt des Einen.“ (S. 249)

„Du musst ernten, was du gesät hast.“ (S. 249)

„Jetzt ist es an der Zeit, Liebe zu säen.“ (S. 249)

(Michael Roads ist Engländer, lebt mit seiner Frau in seiner Wahlheimat Australien und ist ein halbes Jahr in der Welt unterwegs, um seine Erfahrungen weiterzugeben.)

Das Wunder von Findhorn

Die Findhorn Community ist heute eine Begegnungsstätte in Schottland, die in den Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstand, Aufsehen erregte, weil hier unter schwierigsten Bedingungen ein Paradiesgarten entstand – mit Kohlköpfen so groß wie Kürbissen und Bäumen, die sich sonst nur in mediterraner Umgebung wohlfühlen.

Eine der drei Gründerinnen Findhorns war Dorothy MacLean, in Kanada geboren, studierte, heiratete, kam in Kontakt mit Sufi-Meistern, die Zugang zu höheren Welten hatten und erfuhr eines Tages, „dass wir immer eine Antwort von innen erhalten können, wenn wir sie ernstlich suchen.“ (S. 36)

In einer Krise in der Lebensmitte fanden sich drei Menschen plötzlich in einem Wohnwagen in Schottland ein, hatten keine Arbeit, keine finanziellen Rücklagen, keine konkreten Ziele.

Dorothy nahm Kontakt zu ihrer geistigen Führung auf, die darauf bestand, dass sie dort bleiben sollten. Es gab eine gewisse Hoffnung, dass Peter Caddy in absehbarer Zeit die Leitung eines Hotels würde übernehmen können. Aber nichts passierte.

Um die tägliche Ernährung zu verbessern, fingen sie an, um den Wohnwagen herum in den Sanddünen, in denen nur Stechginster und Seegras wuchsen, Radieschen und Salat anzupflanzen.

Bald darauf bekam Dorothy den Hinweis, sich auf die kleinen Naturgeister einzustimmen, und obwohl sie keinerlei Vorstellungen von einer Erbsen-Deva hatte, stellte sie den Kontakt her, erhielt täglich Hinweise, wie in dieser unwirtlichen Gegend mit Erfolg Gemüse angebaut werden könnte.

Das größte Hindernis vor dieser Kontaktaufnahme, so sagt sie selber, war „der Glaube an die eigene Begrenzung“.

Die kleine Gruppe erhielt sehr detaillierte Anweisungen, wie und welcher Kompost hergestellt werden sollte. Daneben standen philosophische Belehrungen: „Du bist einfach von Leben umgeben … wenn du das erkennst und dich dafür öffnest, kommst du den Naturwesen näher und vereinigst dich mit ihnen, um in einem Sinne zusammen zu arbeiten.“ (S. 70)

Als einmal Maulwürfe in den Findhorn Garten eindrangen, versuchte Dorothy, den Maulwurf-Deva zu ermahnen. In einer Rekordzeit verschwanden die Maulwürfe aus dem Garten. (S. 78)

***

Nach kurzer Zeit verwandelte sich der Sand in kostbare Erde, die Gruppe erwirtschaftete Überfluss. Die Größe und der Geschmack von Gemüse und Obst lockten Käufer aus den umliegenden Städten an.

Bodenexperten und Gartenarchitekten kamen zu Besuch. Eine Bodenanalyse wurde vorgenommen und zeigte keine Mängel. Schließlich wurde Peter Caddy vom BBC eingeladen, das Projekt Findhorn vorzustellen.

Sir George Trevelyan besuchte die Truppe und schrieb ins Gästebuch:

„Die Wahrnehmungsorgane für die übersinnliche Welt sind in den modernen Menschen verschwunden. Das ist der Preis, den sie für die Entwicklung des analytisch wissenschaftlichen Geistes zahlen müssen. Die Naturgeister sind so wirklich wie eh und je … viele sind jetzt so weit, dass sie verstehen können – und dass ist von entscheidender Wichtigkeit in der gegenwärtigen Lage der Welt.“ (S. 84f.)

Danach kamen immer mehr Besucher – und blieben. Es entstand eine Begegnungsstätte für alle, die an einem Wunder teilhaben wollten.

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Seit diesen schweren, aber erfolgreichen Bemühungen wurde Findhorn weltbekannt. Auch heute noch kann man dort Urlaub machen, an einem Seminar teilnehmen, eintauchen in eine Welt voller Wunder, voller Botschaften aus anderen geistigen Welten.

„Nicht der Wunsch erschließt uns ferne Sphären. Den Einlass gewinnen wir, indem wir uns jeder Tat, jeder Beziehung, jedes Geräusches und jeder Farbe um uns herum bewusst werden. Es handelt sich weniger um etwas Erlernbares, sondern eher darum, was wir im Laufe eines Lebens werden.“ (S. 14)

Leben ist überall um uns herum, und wenn wir uns der zugrunde liegenden Einheit allen Seins bewusst sind, können wir überall Wunder erleben – nicht nur in Findhorn.

Quelle: Dorothy MacLean, Du kannst mit Engeln sprechen. 3. Aufl. 1988.

Liebe und tu, was du willst – Meine Begegnung mit der Schriftstellerin Luise Rinser

Ihre Werke sind in 24 Sprachen übersetzt, sie wurde „gelobt und verrissen“ (S. 39), Hermann Hesse schätzte sie sehr.

1911 in Oberbayern geboren, erlebte sie zwei Weltkriege, kam wegen ihres politischen Widerstands gegen das Nazi-Regime 1944 ins Gefängnis und wurde bald danach als Schriftstellerin bekannt.

Sie unterstützte später Willy Brandts Ostpolitik und wurde sogar 1984 von den Grünen als Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen. Aber sie unterlag dem Mitbewerber Richard von Weizsäcker.

Immer fiel sie durch ihren Mut, ihre Offenheit, ihr Eintreten für die Schwachen und Unterdrückten auf. Der Frieden war ihr eine „große heilige Utopie“. (S. 60)

Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in ihrem Haus in Rocca di Papa auf den Bergen östlich von Rom. Italien erschien ihr „biophil“ (Erich Fromm) im Gegensatz zu Deutschland.

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Ihr Roman Mitte des Lebens (1940) wurde zum Kultbuch.

In ihrer Autobiographie Den Wolf umarmen (Teil 1, 1980) – ‚Wolf ’ bleibt zeitlebens ihre Metapher für den Mann – entdeckte ich, dass sie sich eingehend mit Astrologie beschäftigt hatte. Wie sehr die schwierige Beziehung zu ihrem Vater ihr Leben beeinflusste, zeigt sich auch daran, dass sie dem zweiten Teil ihrer Autobiographie (1995) den Titel Saturn auf der Sonne gab.

Immer war sie ein kompromissloser Kämpfer, offen, direkt und provozierend. Was ihr Wahrheit geworden war – in einem langen Leben – sagte sie jedem ins Gesicht, schrieb es nieder, bekannte sich in öffentlichen Reden dazu und ertrug die Hetze und Verfolgung Anders-Denkender mit Großmut.

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Da ich beruflich mit ausländischen Studenten zu tun hatte, denen ich auch die deutsche Gegenwartsliteratur nahezubringen hatte, lasen und analysierten wir ihre berühmten Erzählungen, die sich zum Teil mit authentischen Kriegserfahrungen befassten. Die rote Katze ist ein Beispiel dafür. Zu ihren besten Erzählungen gehört Jan Lobel aus Warschau dessen Thematik mich sehr ansprach und worüber ich eine wissenschaftliche Arbeit veröffentlichte.

Diesen Aufsatz schickte ich ihr zu, und sie antwortete in ihrer zierlichen Handschrift und richtete auch ein paar Worte an die Studenten:

„… Ich wünsche mir, daß sie gute Eindrücke aus Deutschland mit nachhause bringen, und den Willen zur großen Einheit aller Völker.“ (Luise Rinser)

Jan Lobel, ein polnischer Jude, aus dem KZ geflohen, findet in einem bayrischen Dorf Unterschlupf. In einem Kellerraum versteckt, wird er von der Bäuerin und ihrer Stieftochter versorgt, und beide Frauen verlieben sich in den jungen Fremden.

Als der Ehemann der Bäuerin verwundet von der Front zurückkehrt, die Situation erkennt, flieht Jan Lobel. Er, der Heimatlose, der seine Frau im KZ verloren hat, findet bei der illegalen Einschiffung nach Palästina den Tod.

Dies ist der Inhalt. Aber wie Luise Rinser dieses Dreiecks-verhältnis in einer „verworrenen Zeit“, in der es um Schuld, Sühne und Liebe geht, beschreibt, ist ein unvergessliches, fesselndes, erotisch aufwühlendes Lese-Abenteuer:

„Die Beschreibung der Gärtnerei ist ein farbenprächtiges, üppiges Wortgemälde. Eine Fülle von Adjektivattributen, meist paarweise aneinander gefügt, poetische Vergleiche, hintergründige Metaphern, beschwören das Bild des Paradieses herauf, wo die Menschen tätig sind, ohne der Sprache zu bedürfen. Die Schönheit und das tiefe Geheimnis, die den Dingen, Pflanzen und Menschen innewohnen, treten nur in der Form, einer Linie, einer Geste zutage. Farben blühen auf wie lodernde Flammenmeere in den Nuancen von Lila, Blau und Weiß und vor allem Schattierungen von Rot, Farbe von Liebe und Tod. Lockung und Drohung, Süße des Genusses und Bitterkeit der Erkenntnis kulminieren in der symbolischen Handlung Jans, dem Ausreißen des Phloxs.“ (S. 216 aus „Literatur für Leser“)

***

Im 2. Teil der Autobiographie spielen drei berühmte Männer eine Rolle. Luise Rinser hatte bereits 2 Ehen hinter sich und 2 Söhne, als sie Carl Orff, dem Musikgenie, begegnet, der den Deutschen vor allem durch die grandiose Liedersammlung, der Carmina Burana, bekannt ist.

1952 lernt sie ihn kennen, der sie „gewaltsam in sein Schicksal einsog“. (S. 86). Eine Ehe, die scheitern musste, da Orff psychisch gefährdet war und unter depressiven Störungen litt. Als Luise Rinser bei einem hohen katholischen Würdenträger Rat sucht, sich in ihn verliebt – ohne dass es zu einem Bruch des Zölibats kommt –, wird die Ehe geschieden.

Luise Rinser befindet sich nun aber in dem Dilemma, einen Mann zu lieben, der sich nie zu ihr würde bekennen können. Sie erkennt, „dass alles, was geschieht, karmisch bestimmt ist“ (S. 126) und dass offenbar das „Motiv des Verzichts“ (S. 140) ihr Leben durchzieht.

In dieser Zeit kämpft sie in verschiedenen Schriften vehement gegen diese menschenfeindliche Praxis des Zölibats. Dadurch kommt sie in Kontakt mit dem international bekannten Theologen Karl Rahner, der sich nun seinerseits in die bekannte Schriftstellerin verliebt, aber auch seinem Gelübde treu bleibt. Sie treffen sich oft in der Öffentlichkeit, aber auch in ihrem Haus in Rocca di Papa, er hat einen Kosenamen für sie … und sie steht jahrelang zwischen zwei berühmten Männern, beide Jesuiten, die an ihr Gelübde gekettet sind. Etwa 2000 Briefe sind inzwischen veröffentlicht worden, in denen Rinsers mystische Spiritualität und Rahners behutsamer Umgang damit zutage treten.

Welch intensives Leben voller schöpferischer Arbeit, Pflichtbewusstsein – täglich beantwortet sie wie Hermann Hesse die Post ihrer Leser –, Anerkennung, Kritik und Verzicht.

Im Laufe ihres Lebens streift sie alle kirchlichen Vorschriften und Gebote ab und findet bei Augustinus das Wort, das alles umfasst, was ihr wichtig ist:

Liebe und tu, was du willst.

(Zitiert aus: Luise Rinser, Saturn auf der Sonne, 1995 und Edith Zeile, Literatur für Leser)

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
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ISBN:
9783960083382
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