Kitabı oku: «Liebe im Exzess», sayfa 2

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´Liebe Anaret´, sagte sie, ´wie froh bin ich über diesen Beweis deiner Zuneigung. Es liegt jetzt nur in deiner Macht, mein Unglück zu lindern, und ich weiß, du bist gekommen, um mir zu helfen.´

Dann, nachdem ich ihr versicherte, jeden Befehl bereitwillig auszuführen, bat sie mich, Euch aufzusuchen und über das Geschehene zu unterrichten und Euch auch ihre Schwüre ihrer ewigen Liebe zu übermitteln.

´Meine Augen´, sagte sie weinend, ´werden ihn vielleicht nie mehr wiedersehen, aber die Phantasie kann das Verlorene ersetzen, und in meinem Herzen wird er nie abwesend sein.´

„Ach, redet nicht so“, rief der Count äußerst gerührt von diesen Worten. „Ich muss, ich will sie sehen, und nichts soll sie von mir zurückhalten.“

„Das könnt Ihr“, antwortete Anaret. "Dann muss es aber mit der Erlaubnis von Monsieur Sanseverin geschehen; er wird sich stolz wähnen, Euch in der Eigenschaft eines Werbers um die Hand seiner Tochter empfangen zu können. Es erfordert von Euch nur eine öffentliche Erklärung, damit er sich dazu entschließt.“

D´Elmonts Freude darüber hielt sich in Grenzen; er war zu scharfsichtig, um nicht gleich zu erkennen, worauf Monsieur Sanseverin hinauswollte; und so sehr er Amena auch mochte, er fand in sich keine Neigung, sie zu heiraten, und war deshalb nicht gerade entzückt davon, einen Entschluss mitzuteilen, der ihn als hinterhältig erscheinen ließ. Er ging zwei oder drei Mal im Kreis und gab sich Mühe, seinen Unwillen zu verbergen; und als er den Schock so weit überwunden hatte, dass keine Anzeichen davon mehr sichtbar waren, sagte er mit einer gewissen Kühle:

„Ich würde jeden angemessenen Weg bereitwillig gehen, um Amena und ihr Herz zu gewinnen; es gibt aber bestimmte Gründe, warum ich ihrem Vater gegenüber meine Absichten nicht erklären kann, ohne vorher mit ihr zu sprechen.“

„Mein Herr“, antwortete die feinsinnige Anaret, die leicht erriet, was er meinte, „ich bete zum Himmel, dass euer Treffen möglich wäre; ich würde alles riskieren, um es zustande zu bringen, und wenn Eure Lordschaft irgendetwas im Sinn hat, bei dem ich zu Diensten sein könnte während der kurzen Zeit, in der ich im Haus bleiben darf, dann bitte ich darum, es mir aufzutragen.“

Ihre Miene bei diesen Worten überzeugte den Count, dass sie ihm tatsächlich bei diesem Problem helfen könnte. Sofort kam ihm die Idee für das sicherste Mittel, um sie für seine Zwecke an sich zu binden.

„Ihr seid sehr entgegenkommend“, sagte er, „und ich bin zuversichtlich, dass Eure Erfindungsgabe nicht geringer ist als die Güte Eures Wesens; daher überlasse ich es vollständig Eurer Planung, wie ich zu meinem Glück gelange. Und damit Ihr nicht denkt, dass Ihr Euren Dienst einer undankbaren Person erweist, bitte ich Euch...“

Er reichte ihr einen Beutel voller Goldmünzen.

„… diese kleine Anzahlung als Zeichen meiner Freundschaft anzunehmen.“

Anaret, wie die meisten Dienerinnen, war zu erpicht auf Geld, um einer solchen Versuchung widerstehen zu können, auch wenn sie es erhielt, um die Ehre ihres ganzen Geschlechts zu verraten. Nach einer kleinen Pause antwortete sie:

„Eure Lordschaft ist zu großzügig, als dass ich das verweigern könnte, auch wenn es sich hier wirklich um eine sehr schwierige Angelegenheit handelt. Denn angesichts der Gefangenschaft, in der meine Herrin nun lebt, kenne ich nur eine Möglichkeit, und die ist für sie äußerst riskant; trotzdem glaube ich, dass ich sie, da sie ohnehin den Wunsch hat zu entkommen, zu einem Versuch überreden kann. Eurer Lordschaft ist bekannt, dass es am hinteren Ende unseres Gartens eine kleine Tür gibt, die sich zu den Tuilerien öffnet.“

„Ich weiß“, unterbrach D´Elmont sie. „Ich habe dort von meiner Liebsten einige Male Abschied genommen, wenn sie aufgrund meiner Bitten so lange bei mir war, dass sie bei ihrer Rückkehr die Aufmerksamkeit des Hauses auf sich gelenkt hätte.“

„Hoffentlich kann ich es“, fuhr Anaret fort, „so einrichten, dass dies heute Nacht der Schauplatz einer höchst glücklichen Begegnung ist. Meine Herrin hat, was ihr Vater nicht weiß, einen Schlüssel für diese Tür; sie kann ihn mir aus ihrem Fenster zuwerfen, dann öffne ich die Tür für Euch, der Ihr dort wartet, um ungefähr zwölf oder ein Uhr, denn um diese Zeit sind alle schon zu Bett gegangen.“

„Was soll das denn nützen?“, rief D´Elmont erregt. „Ihr Zimmer liegt doch im Gemach des Vaters, so dass man unmöglich unbemerkt zu ihr gelangen kann.“

„Ihr Liebenden seid so ungeduldig“, sagte Anaret lächelnd. „Mein Plan sieht gar nicht vor, dass Ihr dort hineingeht, obwohl das Fenster so niedrig liegt, dass jemand mit der Statur und Beweglichkeit Eurer Lordschaft mit einem Galliard-Sprung dort hinaufkäme; es wird aber, meine ich, zu keinem schlechteren Ergebnis führen, wenn Eure Geliebte mit meiner Hilfe von dort herabsteigt.“

„Aber kann sie das?“, unterbrach er. „Will sie das? Was denkt Ihr?“

„Seid unbesorgt, mein Herr. Seid einfach nur pünktlich zur Stelle, und Amena wird Euer sein, wenn Liebe, Verstand und Glück zu diesem Zweck zusammenwirken.“

D´Elmont war ganz begeistert von diesem Versprechen, und der Gedanke daran, was er durch ihre Hilfe erreichen würde, beflügelte seine Phantasie dermaßen, dass er sich nicht enthalten konnte, sie so entzückt zu umarmen und zu küssen, dass Amena, hätte sie zugesehen, nicht sehr erfreut gewesen wäre. Anaret aber, die andere Dinge im Kopf hatte als Galanterie, löste sich von ihm, sobald es ihr möglich war, und zog mehr Befriedigung daraus, mit Rat und Tat eine Liebesaffäre zu fördern, als aus den Liebkosungen des vollendetsten Gentleman der Welt.

Als sie heimkehrte, fand sie alles ganz wunschgemäß vor. Monsieur war außer Haus und seine Tochter wartete am Fenster voller Ungeduld auf ihre Rückkehr. Sie berichtete so viel von ihrem Gespräch mit dem Count, wie ihr angebracht erschien, und pries seine Liebe und Standhaftigkeit, verschwieg aber sorgsam alles, was auf ihre eigene Tugend einen Schatten werfen könnte. Doch trotz all ihrer Geschicklichkeit fiel es ihr nicht leicht, Amena dazu zu bringen, aus dem Fenster zu steigen, denn ihre Angst, entdeckt zu werden und den Zorn ihres Vaters noch mehr auf sich zu ziehen, hielt sie zurück und machte sie taub für Anarets drängende Bitten. Während sie debattierten, betraten zufällig ein paar Diener den Garten, weshalb sie ihr Gespräch abbrachen und Anaret sich zurückzog; sie gab die Verwirklichung ihres Plans aber nicht auf, sondern wartete auf die verabredete Stunde, zu der sie Amena wissen lassen würde, dass das geliebte Objekt ihrer Wünsche nahe ist. Ihre Hoffnung trog sie nicht, denn die Entschließungen von Liebenden, wenn sie den Wünschen der geliebten Person entgegenstehen, sind nur von kurzer Dauer.

Und kaum war diese unglückliche Schöne allein und hatte Muße, über den Liebreiz des zauberhaften D´Elmont nachzudenken, da forderte die Liebe ihr Recht mit solch einer Macht, dass Reue sie packte, weil sie Anaret für ihren Vorschlag getadelt hatte, und sie nichts sehnlicher wünschte als eine Gelegenheit, ihr das zu sagen. Mehrere Stunden verbrachte sie in einer nie gekannten Unruhe, bis sie ihren Vater im benachbarten Zimmer zu Bett gehen hörte; und als bald darauf jemand leise an das Fenster klopfte, öffnete sie es sogleich und erkannte im hellen Schein des Mondes Anaret. Voller Ungeduld beachtete sie die Rede nicht, die Anaret vorbereitet hatte, um sie zu überzeugen, und streckte den Kopf weit heraus, damit ihr Vater sie nicht hören konnte.

„Nun, Anaret“, sagte sie, „wo ist der kühne Liebhaber, was wünscht er von mir?“

„Ach, Madame“, antwortete Anaret erfreut über den Eifer ihrer Herrin, „er steht jetzt am Gartentor und wünscht Euren Schlüssel, um hereinzukommen. Was er sonst noch wünscht, wird er Euch selbst sagen.“

„Ach Himmel!“, seufzte Amena und suchte in ihren Taschen, fand aber nichts. „Ich bin untröstlich; ich habe ihn in meinem Kämmerchen in meinem Gemach gelassen, wo ich sonst schlafe.“

Bei diesen Worten war Anaret mit ihrer Weisheit am Ende, denn ihr war klar, dass es unmöglich war, den Schlüssel von dort zu holen; so viele Räume müssten durchquert werden; also lief sie zum Gartentor und versuchte den Riegel zurückzuziehen, aber ihr fehlte dafür die Kraft. Schließlich fiel ihr nichts mehr ein, was sie noch tun könnte. Sie war sich sicher, dass D´Elmont auf der anderen Seite wartete, und fürchtete seinen Zorn, der ihre Hoffnung auf bezahlte Dienste zunichte machen würde. Aus Sorge, gehört zu werden, wagte sie aber nicht, ihn über das Missgeschick zu informieren.

Was Amena betrifft, so empfand sie nach der Qual dieser Enttäuschung nun stärker denn je die Heftigkeit ihrer Leidenschaft: Nie hat ein Mensch eine Nacht in größerer Unruhe verbracht als sie die letzten drei Nächte. Der Count wiederum, von Natur aus ungeduldig, konnte einen solchen Rückschlag nicht ohne die äußerste Verärgerung ertragen. Amena verging vor Sehnsucht, während Anaret sich zu Tode ängstigte, obgleich sie entschlossen war, keinen Stein auf dem anderen zu lassen, um die Dinge wieder gerichtet zu bekommen. Früh am nächsten Morgen ging sie zu seiner Wohnung und fand ihn in sehr übler Laune vor, konnte ihn aber mit Leichtigkeit beschwichtigen, indem sie unter großem Bedauern den Umstand erklärte, der sein Glück verzögert hatte, und ihm versicherte, dass nichts einen Erfolg in der kommenden Nacht verhindern könne. Mit diesem gewonnenen Punkt kehrte sie nach Hause zurück und brachte den Schlüssel an sich. Eine Gelegenheit, mit ihrer Herrin zu sprechen, ergab sich aber den ganzen Tag über nicht, denn Monsieur Sanseverin kam nicht aus seinem Gemach heraus und verbrachte die meiste Zeit mit seiner Tochter; in dem Gespräch, das sie führten, rückte er die Leidenschaft des Count, die dieser für sie hegte, in das rechte Licht, woraufhin sich ihre Gefühle sehr veränderten. Sie begann ihre Zuneigung zu einem Mann, die niemals von Heirat zu ihr gesprochen hatte, zu bereuen, und war nun entschlossen, ihn nicht mehr wiederzusehen, ehe er sich nicht gegenüber ihrem Vater in einer Weise erklärt hatte, die sich mit ihrer Ehre vertrug.

In der Zwischenzeit wartete Anaret ganz ungeduldig darauf, dass alle im Haus zu Bett gingen; und sobald alles ruhig war, lief sie zum Gartentor, um dem Count Einlass zu verschaffen. Sie ließ ihn auf einem Weg im hinteren Teil des Gartens zurück und gab unterm Fenster das vereinbarte Zeichen. Amena öffnete es gleich, doch anstatt abzuwarten, was Anaret zu sagen hatte, warf sie einen Zettel herab.

„Bring das zu Count D´Elmont“, sagte sie, „und lass ihn wissen, dass der Inhalt vollständig das Ergebnis meiner eigenen Überlegung ist. Und was dich angeht, weise ich dich an, mich in dieser Angelegenheit nicht mehr zu belästigen.“

Dann schloss sie schnell die Fensterflügel und überließ Anaret ihrer Bestürzung über diesen plötzlichen Sinneswandel. Diese verlor aber keine Zeit, sondern lief zu der Stelle, wo der Count ihre Rückkehr erwartete und händigte ihm den Brief aus, freilich mit dem Rat (dessen er gar nicht bedurft hätte), nicht irgendwelchen darin genannten Forderungen zu gehorchen, die seinen Absichten entgegenstünden. Der Vollmond leuchtete so hell, dass er diese Zeilen ohne Schwierigkeit lesen konnte:

´An den Count D´Elmont.

Zu viele Beweise meiner Schwäche habe ich Euch geliefert, um Euch denken zu lassen, dass ich imstande wäre, diese Leidenschaft, die Ihr in mir entflammt habt, zu verdammen: Aber wisset, Ihr Zerstörer meiner Seelenruhe, obwohl ich Euch mit einer Zärtlichkeit geliebt habe und immer noch liebe, die, wie ich fürchte, nie vergehen wird, will ich doch eher mein Leben als meine Tugend verlieren. Drängt mich also nie wieder, ich beschwöre Euch, zu solch gefährlichen Begegnungen, in denen ich weder mir selbst noch Euch zu vertrauen wage. Wenn Ihr mich Eurer wahren Achtung für wert befindet, dann steht Euch der ehrenhafte Weg offen, um von mir empfangen zu werden. Den Rest verbieten Religion, Vernunft, Demut und Gehorsam.

Lebt wohl.´

D´Elmont war sich der Macht, die er über sie hatte, zu sehr bewusst, um sich davon übermäßig entmutigen zu lassen, und nachdem er sich kurz mit Anaret beraten hatte, beschlossen sie, dass er mit Amena sprechen sollte, weil niemand als er selbst der beste Anwalt seiner Sache wäre. Amena sah durch das Fenster, wie er sich auf dem Weg näherte; der Anblick des geliebten Objekts rief ihr tausend Zärtlichkeiten in Erinnerung und hielt sie davon ab, sich vom Fenster zurückzuziehen. So stand sie, ihren Kopf gegen den Fensterladen gelehnt, sehnsüchtig und unbeweglich da, bis er nahe genug war, um zu sehen, dass sie ihn beobachtete. Er nahm das als kein schlechtes Omen, und statt in demütiger Entfernung auf seine Knie zu fallen, was manch ein romantisch Liebender getan hätte, beschleunigte er seine Schritte; Liebe und Glück, die jetzt auf seiner Seite standen, lenkten seinen Blick auf einen großen Mühlstein, den der Gärtner zufällig dort zurückgelassen hatte; das stützende Eisenwerk war sehr hoch und kräftig genug, um etwas viel Schwereres als ihn zu tragen, also kletterte er unverzüglich darauf und stand nun mit der Hüfte auf Höhe des Fensterbretts. Es war eine seltsame Unterredung, denn wäre Amena weniger verliebt gewesen, hätte die Höflichkeit von ihr verlangt, ihn hereinzulassen; sie hatte aber so viel von ihrem früheren Entschluss bewahrt, dass sie ihn inständig fortzugehen bat und hinzufügte, er möge sie nicht solchen Risiken aussetzen; dass sie ruiniert wäre, wenn ihr Vater dahinter käme; dass sie, trotz seinen Befehlen, eine heimliche Korrespondenz mit ihm führe; und dass er kein Entgegenkommen von ihr ohne die Erlaubnis ihres Vaters erwarten dürfe. Obwohl er sich etwas wunderte, dass sie sich von ihren Gefühlen weniger bestimmen ließ als von ihm angenommen, beschloss D´Elmont, diese Gelegenheit, die wahrscheinlich die letzte sein könnte, so gut wie möglich zu nutzen; er betrachtete sie, während sie sprach, mit einem so durchdringenden und vor Leidenschaft funkelnden Blick und dennoch so sanft, dass auch die eisigste Verschlossenheit davon tauen und der schmelzenden Seele das Zeichen der Liebe geprägt würde. Ganz sicher konnte Amena dem nicht lange widerstehen, und als ihre Einwände schließlich verstummten, entgegnete er dieses:

„Warum, mein Leben, mein Engel, mein immerwährender Schatz meiner Seele, äußert Ihr jetzt solche Zweifel? Wie könnt Ihr sagen, dass mir Euer Herz gehört? Ihr gesteht, mich dieses unschätzbaren Juwels für würdig zu halten, doch vertraut Euch mir nicht für einige wenige Stunden an. Was habt Ihr von Eurem Euch verehrenden Sklaven zu befürchten? Ich möchte Euch nur davon überzeugen, wie sehr ich das bin, mit tausend Schwüren, die noch keiner ersonnen hat.“

„Ihr könnt sie Euch sparen“, unterbrach sie ihn seufzend. „Eine Erklärung an meinen Vater ist der ganze Beweis, den er oder ich von Eurer Aufrichtigkeit verlangen.“

„Ach! Ihr seid eine unmenschliche und tyrannische Herzensbrecherin“, sagte er, nahm ihre Hand und küsste sie lebhaft. „Eure treue Anaret hat Euch sicher schon gesagt, dass es im Moment sehr unvorsichtig wäre, wenn ich die Welt um meine Leidenschaft für Euch wissen ließe.“

„Das habe ich, mein Herr“, sagte das listige Mädchen, das nahe bei ihm stand, „und tat es nur, damit sie die Gründe kennt, warum Ihr aus der Angelegenheit ein Geheimnis macht, über das Ihr so dringlich mit ihr zu sprechen wünscht.“

„Abgesehen davon“, fuhr der Count fort, „möge mein Engel bedenken, um wie vieles gefährlicher es ist, hier mit mir zu sprechen als in weiterer Entfernung von Eurem Vater. Nur durch Eure Weigerung, mit mir zu gehen, könnte es geschehen, dass Eure Befürchtungen wahr werden; seine Eifersucht macht ihn vielleicht achtsamer als sonst, und wir sind nicht sicher, ob er Euch gleich aus meinen Armen reißen wird. Lasst Ihr aber zu, dass ich Euch von hier forttrage, dann wird er kein Geräusch hören, wenn er zufällig an Eure Tür kommt, und glauben, dass Ihr schlaft, und zufrieden zu seinem Bett zurückkehren.“

Solche und ähnliche Argumente überwanden endlich ihren Widerstand, und mit Anarets Hilfe hob er sie mühelos herab. Diese schnelle Tat aber, die ganz im Gegensatz zu ihrem Entschluss vor wenigen Augenblicken stand, verwirrten ihr Gemüt so sehr, dass sie für einige Zeit nichts von dem verstand, was er ihr sagte. So schnell wie möglich eilten sie in die Tuilerien, wo D´Elmont, der keine Zeit verlieren wollte, sie auf eine der bequemsten Bänke setzte. Nachdem er ihr ein paar Gründe nannte, warum er sich ihrem Vater gegenüber nicht erklärte, die an sich schwach waren, von einem Herzen wie ihrem, das sich willig täuschen ließ, aber leichtfertig geglaubt wurden, fing er an, auf stärkere Beweise für ihre Liebe zu drängen, als dies Worte waren.

Damit geriet die gedankenlose Lady in die peinlichste Lage ihres Lebens; die ganze Natur schien seinen Absichten gewogen zu sein, die Annehmlichkeit des Ortes, die nächtliche Ruhe und die süße Luft, erfüllt von tausend Düften, die von anliegenden Gärten in sanften Brisen herbei wehten, all dies fügte sich zum wundervollsten Schauplatz, den es je gab, um der Liebe ein Opfer zu bringen. Jeder Windhauch war beflügelt von Verlangen und sandte sanft erregende Wünsche an die Seele; Cynthia selbst, die Mondgöttin, die so kühl sein soll, schürte noch die Begeisterung und erstrahlte manchmal so hell, als wolle sie die entzückten Augen der Liebenden mit dem wechselseitigen Anblick ihrer Schönheit beglücken; dann wieder hüllte sie ihre Strahlen in Wolken, um die Liebenden zu erkühnen und das jungfräuliche Erröten zu verbergen. Was konnte die arme Amena jetzt tun, umgeben von so vielen Kräften, belagert von einer magischen Macht und verraten von ihrem inneren Begehren? Tugend und Stolz, die Wächter ihrer Ehre, flohen ihre Brust und überließen sie ihrem Feind. Was blieb, war ein bisschen Verschämtheit, die für eine Weile Widerstand leistete, doch so schwächlich, dass sie ein noch ungeduldigerer Liebender als D´Elmont kaum beachtet hätte.

Weil das heiße Wetter und ihre Gefangenschaft sie an diesem Tag davon abgehalten hatten, sich vollständig zu bekleiden, trug sie nur ein dünnes seidenes Nachthemd, das sich öffnete, als er sie in seine Arme nahm; er spürte, wie ihr Herz keuchend den Rhythmus der Zustimmung schlug, wie ihre wogende Brust sich schwellend an seine presste und wie jeder Pulsschlag den Wunsch gestand, sich hinzugeben; ihr Bewusstsein löste sich auf und versank in der Lethargie der Liebe; unwissend umschlangen ihre schneeweißen Arme seinen Hals; ihre Lippen trafen die seinen auf halbem Weg und erbebten in der Berührung; kurzum, sie war nur einen Wimpernschlag von ihrem Verderben entfernt, als sich Schritte schnell näherten, die das halb selige Paar nötigten, von den Liebkosungen abzulassen.

Es war Anaret, die im Garten zur Wacht zurückgeblieben war, um bei der Rückkehr ihrer Herrin das Tor zu öffnen. Sie hatte gesehen, dass in jedem Zimmer des Hauses die Lichter angegangen waren, und geriet darüber in große Sorge, weswegen sie sofort zu den beiden gelaufen war, um sie über dieses Malheur zu informieren. Die schreckliche Nachricht riss Amena bald aus ihrem glückseligen Traum, sie klagte über den schlechten Einfluss der Liebessterne, schimpfte auf Anaret und machte dem Count in einer Weise Vorwürfe, die man nur verworren nennen kann; und erst beide gemeinsam vermochten sie zu beruhigen. Sie kamen aber überein, dass Anaret wieder zum Haus gehen und dann nochmals zu ihnen zurückkehren sollte, um ihnen den Grund für die Unruhe zu berichten. Die Liebenden hatten nun eine zweite Gelegenheit, aber ihre Gefühle waren durch den Alarm völlig verändert. Amena wurde mehr und mehr von Scham geplagt und schwor sich, eher zu sterben als jemals zu ihrem Vater zurückzukehren, wenn sich herausstellte, dass man sie vermisste. Der Count, dem es an gutem Charakter nicht mangelte, erwog ernsthaft das Unglück, das er wahrscheinlich über eine junge und ihn zärtlich liebende Lady bringen würde, und empfand große Reue. Der Gedanke, dass man ihm entweder verderbliche Absichten vorwerfen würde oder er aber Maßnahmen ergreifen müsste, um die Angelegenheit zu legalisieren, was keinesfalls seinen Plänen entsprach, bereitete ihm großes Kopfzerbrechen, und er wünschte sich Amena jetzt mehr in ihre Kammer zurück als zuvor aus ihr heraus. Schweigend harrten die beiden auf die Rückkehr von Anaret; dass sie aber nicht wie erwartet kam und die Nacht immer weiter fortschritt, steigerte ihre Sorgen ganz beträchtlich. Endlich schlug der Count, nachdem er tausend Einfälle im Geiste erwogen hatte, vor, zum Garten zurückzugehen, um nachzuschauen, ob das Tor offenstand.

„Es ist besser für Euch, Madame“, sagte er, „in Eurem eigenen Garten angetroffen zu werden, egal was geschehen ist.“

Amena stimmte zu und ließ sich zitternd dorthin führen, bei jedem Schritt gepeinigt von Kummer und Angst. Als sie aber alles verschlossen vorfanden und nicht mehr hoffen konnten, Eintritt zu erhalten, fiel sie ohnmächtig und ohne jedes Lebenszeichen vor die Füße ihres Liebhabers; er wusste nicht, was er mit ihr machen sollte, und schwor tausend Schwüre, sich nie wieder, wenn er heil aus dieser Sache herauskäme, auf ein ähnliches Abenteuer einzulassen. Um sie zu sich zu bringen, fehlte ihm die Kenntnis der geeigneten Mittel, und so verdankte es sich mehr ihrer Jugend und guten Verfassung als seinen ungeschickten Bemühungen, dass sie ihre Sinne wiedererlangte. Als es aber soweit war, geriet er durch ihre herzzerreißenden Klagen und die eigene Verwirrung darüber, was er mit ihr tun solle, beinahe in einen genauso üblen Zustand wie vorher Amena. Er hatte noch nie einen Vertrauten nötig gehabt, also war er nun in der unglücklichen Lage, niemanden zu kennen, dessen Haus er sie ohne größere Umstände anvertrauen könnte; und sie zu seiner jetzigen Unterkunft zu bringen, würde ihn auf dem schnellsten Weg zum Stadtgespräch von Paris machen.

Er fragte sie mehrmals, ob sie ihm keinen Ort nennen könne, wo sie, ohne dass man die Nase über sie rümpfte, unterkommen könnte, bis sie von ihrem Vater hörte; als Antwort kamen von ihr aber nur Vorwürfe. Also verwandelte er die Not in eine Tugend und machte sich daran, sie auf seinen Armen zu seiner eigenen Wohnung zu tragen (auch wenn ihm das gar nicht gefiel). Als sie durch eine sehr hübsche Straße kamen, die zu jener Straße führte, wo er wohnte, rief Amena plötzlich freudig aus:

„Lasst mich herab, mein Lord, ich sehe ein Licht in dem Haus dort drüben, die Lady ist meine beste Freundin, sie hat Einfluss auf meinen Vater, und wenn ich sie um Schutz bitte, wird sie ihn mir sicher gewähren und mein Unglück vielleicht lindern können.“

Der Count war überglücklich, von seiner schönen Last befreit zu sein, und setzte sie am Tor ab. Für die geplagte Lady war die Gleichgültigkeit aber nur zu offensichtlich, mit der er Anstalten machte, sich von ihr zu verabschieden.

„Ich sehe, mein Lord“, sagte sie, „dass die Freude darüber, mich gleich loszuwerden, die Sorge über die Not noch übertrifft, die Ihr über mich gebracht habt. Doch geht; ich werde diesen Missbrauch hoffentlich so bedauern, wie ich sollte, und werde das umso besser können, wenn Ihr mir den Brief zurückgebt, den ich in dieser verhängnisvollen Nacht geschrieben habe, denn der darin enthaltene Entschluss wird mich daran erinnern, wie schändlich ich ihn gebrochen habe.“

„Madame“, antwortete er kühl, aber mit großer Höflichkeit, „Ihr habt genug gesagt, um einen weniger gehorsamen Liebenden zu veranlassen, sich Eurer Bitte zu widersetzen. Doch weil ich mir bewusst bin, welch missliche Dinge mit einem Brief geschehen können, und um Euch zu zeigen, dass ich auch den strengsten Eurer Befehle nicht missachte, werde ich ihn bedenkenlos ausführen und darauf vertrauen, dass Ihr mir in Eurer Güte bald wieder Eure Achtung schenkt und das Glück gewährt, Euch wiederzusehen.“

Die Formalität dieser Höflichkeit traf sie zutiefst, und der Gedanke daran, was sie seinetwegen zu erleiden hatte, erfüllte sie mit solcher Wut, dass sie, sobald sie den Brief erhielt, eilig an das Tor klopfte, woraufhin ihr sofort geöffnet wurde; dann beendete sie das Gespräch und ging hinein, während er unterwegs zu seiner Unterkunft über jede Einzelheit dieser Affäre nachgrübelte und mit sich selbst zu Rate ging, wie er mit ihr fortfahren solle.

Alovisa (denn es war ihr Haus, das Amena durch eine skurrile Laune des Schicksals als ihre Zuflucht ausgewählt hatte) wurde sogleich mitgeteilt, dass ihre Rivalin gekommen war, um mit ihr zu sprechen; alle Entzückungen, die eine erfolgreiche Missgunst bewirken kann, ergriffen von ihr Besitz, denn sie wusste über die Abenteuer dieser Nacht teilweise schon Bescheid. Der schlaue Charlo, der in ihrem Auftrag den Count D´Elmont ausspioniert und ständig beschattet hatte, war ihm zu Monsieur Sanseverins Garten gefolgt, hatte ihn eintreten und nachher mit Amena zu den Tuilerien gehen sehen, wo sie sich niederließen, woraufhin er nach Hause lief und seiner Herrin Bericht erstattete. Von Wut, Eifersucht und Neid bei dieser Nachricht gepackt, versprach sie dem Burschen den größten Lohn, um die beiden auseinanderzubringen, an dessen Ausführung er sich sofort machte, weshalb sie so spät noch wach war, um ungeduldig auf seine Rückkehr zu warten.

Sie ging hinunter, um Amena mit großer Höflichkeit zu empfangen, und gab sich überrascht, sie zu so später Stunde zu sehen, und dazu in einer solchen Aufmachung, woraufhin Amena ihr offenherzig Einblick in ihr Geheimnis gewährte und ihr nicht nur von ihrer Liebe, sondern auch von der Kälte erzählte, die sie an D´Elmonts Verhalten beim Abschied beobachtet hatte. Das bereitete der mitleidlosen Frau eine so exquisite Freude, dass sie die Täuschung kaum aufrechtzuerhalten vermochte. Um darin freier schwelgen zu können und die übrigen Details von Charlo zu erfahren, sagte sie Amena, sie solle nun zu Bett gehen und sich beruhigen, und dass sie selbst am nächsten Morgen nach Monsieur Sanseverin schicken und sich bemühen werde, ihn mit seiner Tochter zu versöhnen.

„Ich werde auch“, sagte sie mit einem trügerischen Lächeln, „den Count D´Elmont besuchen und ihm zu verstehen geben, wie glücklich er sich schätzen kann. Ich werde Euch sogar den Freundschaftsdienst erweisen, ihn für den Fall, dass es tatsächlich einen Grund gibt, Eure Liebschaft geheimzuhalten, als Gast in mein Haus einzuladen, damit er Euch hier treffen kann. Es gibt niemanden, dem ich für meine Handlungen Rechenschaft schulde, und mir ist gleich, was die Leute sagen und denken.“

Amena dankte ihr in den anerkennendsten Worten und folgte dem Dienstmädchen zu dem für sie vorbereiteten Gemach. Sobald Alovisa sie losgeworden war, rief sie Charlo herbei, um endlich zu erfahren, welchem geschickten Plan sie diese glückliche Fügung zu verdanken hatte.

„Madame“, sagte er, „unter den tausend Ideen, die mir in den Sinn kamen, fand ich keine so vielversprechend wie die, Monsieur Sanseverins Haus mit einem Feueralarm aufzuschrecken. Also läutete ich die Glocke am vorderen Eingang und schrie im schrecklichsten Ton, dessen meine Stimme fähig ist, ´Feuer, Feuer!, ihr werdet alle in euren Betten verbrennen!´. Schon nach wenigen Wiederholungen stellte sich der gewünschte Effekt ein. Die Geräusche und die Lichter in den Zimmern zeigten mir, dass alle aus dem Schlaf erwacht waren. Daraufhin eilte ich in die Tuilerien, um die Liebenden zu beobachten, aber sie wussten schon, dass sie Gefahr liefen, entdeckt zu werden, und versuchten zurück in den Garten zu gelangen.“

„Den Rest kenne ich“, unterbrach Alovisa. "Die Ereignisse haben meine Wünsche sogar übertroffen, und deine Belohnung für diesen guten Dienst wird deine Erwartungen übertreffen.“

Dann zog sie sich in ihr Gemach zurück und war so zufrieden wie seit Monaten nicht mehr.

Ganz anders erging es der armen Amena in der Nacht, denn abgesehen von der Sorge, ihrem Vater nicht gehorcht zu haben, war sie aus seinem Haus vertrieben und ihr Ruf dem unvermeidlichen Tadel einer unbarmherzigen Welt ausgesetzt, und das alles für einen undankbaren oder bestenfalls gleichgültigen Geliebten. Ihr Schmerz wuchs noch gewaltig, als sie, den Tränen nahe, den Brief herausnahm, den D´Elmont ihr beim Abschied gegeben hatte, und sich in Selbstvorwürfen erging, weil sie den darin niedergeschriebenen noblen Entschluss so gedankenlos gebrochen hatte. Dann aber erkannte sie Alovisas Handschrift, denn der Count hatte ihr versehentlich den zweiten an ihn gerichteten Brief dieser Lady gegeben statt jenen, den Amena von ihm zurückzuerhalten wünschte.

Nie hatten Überraschung, Verwirrung und Verzweiflung eine solche Wucht wie in Amenas Seele bei dieser Entdeckung; die Lektüre macht ihr klar, dass sie ausgerechnet bei jener Person Schutz gesucht hatte, die sie am ehesten hätte meiden müssen, und dass sie ihre größte Feindin, eine Rivalin, die in jeder Hinsicht für ihre Hoffnungen eine Gefahr bedeutete, zur Vertrauten gemacht hatte. Die hohe Geburt und die riesigen Besitztümer, über die Alovisa verfügte, standen für Amena im Kontrast zur bescheidenen Macht ihres Vaters, ihr ein Leben in Reichtum zu ermöglichen; Alovisas Geist und Witz im Kontrast zu ihrer eigenen Unschuld und Schlichtheit; Alovisas Stolz und die Achtung, die ihr hoher Stand von der Welt einforderte, im Kontrast zu ihrem eigenen schändlichen und zerrütteten Zustand; sie sah sich selbst gänzlich dem Ruin preisgegeben. Mit Worten war das Ausmaß ihres Jammers kaum zu beschreiben.

Doch von all ihren düsteren Gedanken war am schlimmsten ihre Glaube, dass D´Elmont wusste, von wem der Brief stammte, und dass er sie, Amena, nur hofierte, um sich für eine Weile zu amüsieren, und sie seinem Ehrgeiz opferte, um die Eitelkeit ihrer Rivalin zu nähren; eine gerechte Wut öffnete Amena nun die Augen, und indem sie sein Verhalten vom Beginn bis zuletzt genauer betrachtete, verrieten ihr tausend Dinge, dass seine Absichten den Namen Liebe bei weitem nicht verdienten. Keiner, der jemals auch nur im Geringsten von jenen Leidenschaften gerührt war, die Amenas Seele aufwühlten, würde annehmen, dass sie unter diesen Umständen Schlaf fände; doch während Schmerz und Verwirrung sie in Unruhe hielten, fand die geschäftige Alovisa desto mehr Freude an anderen Dingen: Sie hatte Amena versprochen, nach ihrem Vater und dem Count zu schicken, und war sich bewusst, dass nicht mehr viel Zeit bis zum Morgen blieb, um so viele verschiedene Strategien zu entwickeln, um alle drei zu täuschen, den Ruin ihrer Rivalin zu besiegeln und das Interesse ihres Geliebten zu erwecken; sobald sie den richtigen Zeitpunkt für gekommen hielt, sandte sie einen Boten zu Monsieur Sanseverin, der in seinem Leid ihrem Ruf sofort folgte. Sie empfing ihn in ihrer Ankleidekammer und sagte mit vorgetäuscht besorgter Miene:

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