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Stadt. Rund. Fahrt – Unterhaltung auf Rädern

Der Tag fängt mit einer kleinen Schrecksekunde an. Beim Auschecken kündige ich vorsorglich an, dass ich bei meiner Rückkehr in dieses Hotel Ende Oktober recht spät abends ankommen werde. Die Dame an der Rezeption findet partout meine Buchung nicht in ihrem System. Wäre schon ärgerlich, denn gezahlt hatte ich vorab. Am Ende stellt sich heraus, dass sie beim Suchen meinen Vor- mit dem Nachnamen verwechselt hat. Alles in Butter!

9 : 30 Uhr. Ich werde zusammen mit einer Handvoll weiterer Touristen zur fünfstündigen Stadtrundfahrt abgeholt, die in meinem Rundum-Sorglos-Paket enthalten ist. Und genau hier beginnt das Problem. Wenn ich an dieser Stelle über alles berichte, was wir gesehen und vor allem gehört haben, wird aus diesem Kapitel ein eigener Reiseführer. Deshalb entscheide ich mich für die Rubrik „Was Sie immer schon über Hong Kong wissen wollten, aber noch nie zu fragen wagten“. Die seriösen touristischen Fakten weise ich in die Schranken von drei, vier Sätzen. Denken Sie aber bitte nicht, ich hätte nicht aufgepasst!

Wir absolvieren die Hong Kong Island Tour: Nach dem obligatorischen Stopp am Fährhafen besuchen wir Repulse Bay, einen populären Strand mit der riesigen Statue der Meeresgöttin Tin Hau und werfen einen Blick auf die Hausboote der Fischer im Taifun-Schutzhafen Aberdeens. Dort schippern wir auch eine halbe Stunde mit einem Sampan herum. Nicht fehlen darf natürlich ein Ausflug auf den Peak, dem 550 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Wahrzeichen Hong Kongs, von dem aus man einen fantastischen Blick auf die Insel, den Hafen und Kowloon werfen kann; auch wenn es heute etwas diesig ist. Und jetzt ist Schluss mit den touristischen Fakten.

Her mit dem Soziokulturellen! Unser Reiseleiter ist Vincent, ein Chinese aus Hong Kong, der sechs Jahre in Berlin gelebt hat und fließend Deutsch spricht. Um es vorweg zu nehmen: Sein bissiger Humor und sein starker Hang zur Ironie machen diese Tour zum absoluten Vergnügen. Dank des Mikrofons kommt auch der kleinste Wortwitz an. Was nicht selbstverständlich ist, sitzen doch im hinteren Teil des Kleinbusses noch je zwei Italiener und zwei Amerikaner mit je einem Stadtführer, der in ihrer Muttersprache mit ihnen kommuniziert. Hintergrund dieser kuriosen Verdichtung von Gruppen: dem Veranstalter fiel heute Morgen aus technischen Gründen ein Kleinbus aus. Großes Sprach- und Stimmengewirr!


Nicht mein Hotel

Jetzt zu unserem heutigen Schwerpunktthema: Wir könnten unbedenklich alles von den Straßenständen und Garküchen der Märkte essen, versichert Vincent. Vorausgesetzt, wir verlassen die Stadt noch am gleichen Tag, verschonen somit die Einwohner mit den Folgen und legen Wert darauf, im Flieger auf einem anderen Platz als gebucht gebettet zu werden. Erhöhte Aufmerksamkeit des Flugpersonals inklusive. Auch lernen wir, dass betuchte Russen sich gerne, wenn möglich auf dem Luftweg, bis aufs Hoteldach bringen lassen, es doch recht wenig Internet-Cafés gibt, da zu Hause jeder WLAN hat, die Neun für Chinesen eine Glückszahl ist, Fußgänger bestraft werden, wenn sie beim Überqueren der Straße bei roter Ampel erwischt werden, und die meisten Gerüste in der Stadt aus Bambus bestehen. Das Bautempo in der Stadt ist hoch. Alle drei Tage ist ein neues Stockwerk hochgezogen. Auch die horizontale Dimension kommt nicht zu kurz. Hong Kong wächst jedes Jahr um einen Quadratkilometer durch künstliche Aufschüttungen.

Eine gar wunderliche Geschichte weiß der eloquente Vincent von den Begleitumständen des Flughafenneubaus auf Lantau zu berichten. Tierschützer monierten, dass dort eine Froschart lebt, die es sonst nirgends gibt und die deshalb geschützt werden müsse. Den Neubau konnten sie damit nicht verhindern. Allerdings wurden die Tierchen weitgehend eingesammelt – und nach Australien verschifft. Nachdem der Flughafen eröffnet war, wurden trotzdem noch einzelne Frösche dort gefunden. Die Evakuierung war offenbar nicht vollständig erfolgt und somit nicht so verlaufen wie geplant. Das Ergebnis, warum auch immer: die Frösche wurden von Australien aus wieder nach Lantau zurückgeholt. Urlaub mit Rückkehrgarantie auf Staatskosten. Den Wahrheitsgehalt kann ich nicht überprüfen. Aber die Story ist gut – so oder so. Während Vincent munter erzählt, passieren wir die riesige Baustelle auf Hong Kong Island, die mir schon gestern auffiel. Heute erfahre ich, dass hier Regierungsgebäude entstehen.

Auch die Zahlenkombination 18 ist bei den Chinesen beliebt. Bedeutet sie doch, dass Reichtum sich ganz sicher einstellt, vor allem dank der Acht. Vincent zufolge hat ein wohlhabender Herr wohl eine siebenstellige Summe dafür gezahlt, um die 18 als Autonummer zu bekommen.

Diese ultramoderne Stadt entledigt sich gerne ihrer alten Gebäude. 20 Jahre gelten als alt. Die Steigung zum Peak, von dem aus die berühmte Sicht auf Hong Kong möglich ist, beträgt satte 27 Grad. Laufen Sie die mal! Wir fahren jedenfalls mit dem Bus hoch. Der Anblick ist atemberaubend. Vincent liefert augenzwinkernd auch eine mehr als einleuchtende Erklärung, warum die Bewohner Hong Kongs eine der höchsten Lebenserwartungen weltweit aufweisen. Die Kosten für Erdbestattungen sind exorbitant hoch. Da braucht es ein Weilchen, bis man die Summe zusammengekratzt hat. Er murmelt etwas von 50 000 €. Es handelt sich hierbei jedoch quasi um einen Grundstückskauf. Man kann unbegrenzt liegen bzw. irgendwann jemand anderen dort betten. Andere begnügen sich mit einer Feuerbestattung. Das Sterben muss man sich erst mal leisten können.

In Hong Kong ist es seit Ende der 1960er-Jahre verboten, Hunde und Katzen zu verspeisen. Trotzdem sieht man wenig von diesen beiden Spezies im Straßenbild. Das liegt jedoch eher an den winzigen Wohnungen, die selbst den Menschen kaum Platz lassen – rund drei Quadratmeter pro Nase. Es soll auch Stadtteile geben, in denen Hunde gänzlich verboten sind.

Soziales und Steuern: Inländer müssen sich hier nicht krankenversichern. Bei Behandlungsbedarf zahlt man pauschal rund fünf Euro. Und wie wird die Chose finanziert? Über Steuern. Die Einkommensteuer steigt in Stufen an. Höchste Stufe: 15 Prozent. Damit ist die Krankenversorgung sicher nicht in trockenen Tüchern. Die Umsatzsteuer beträgt satte 0 Prozent. Mehr bringt da wohl die Gewerbesteuer – hier Unternehmensteuer genannt – mit zur Zeit 16,5 Prozent. Ganz zu schweigen von der Luxussteuer, die sich nun wirklich lohnt: 100 Prozent werden hier aufgeschlagen, zum Beispiel auf Autos. Ich rechne und denke darüber jetzt lieber nicht nach. Zahlenangaben ohne Gewähr.

Nahe der Repulse Bay steht ein berühmtes, nach Feng-Shui-Kriterien erbautes Haus mit einem riesigen Loch drin. Denn direkt hinter dem Haus erhebt sich ein Berg. Und in jedem Berg wohnt ein Drache. Drachen brauchen immer Meereszugang. Deshalb das Loch. Uns kann man wirklich alles erzählen. Immer gerne, wenn es unterhaltsam ist! In heiterer Stimmung verabschieden wir uns am Fährhafen von Kowloon. Ich lasse mich noch ein Weilchen ziellos durch die Straßen treiben. Auf dem Rückweg zum Hotel fängt es heftig zu regnen an. Die windige geht nahtlos in die stürmische Phase über und fordert ein erstes Opfer: meinen Schirm. Mehrere Stangen werden dermaßen zerfetzt, dass ich mich gezwungen sehe, ihn im nächsten Mülleimer zu bestatten. Um 20 Uhr werde ich zum Flughafen gebracht. Die Taifun-Warnstufe wurde im Laufe des Tages von 1 auf 3 hoch gesetzt. Es ist höchste Zeit, dass ich abreise.


Zwischen Kowloon und Hong Kong Island

Und wieder kommt es beim Sicherheitscheck des Handgepäcks zu zwei Slapstick-Einlagen. Ich fasse es nicht, erster Teil: ein Herr bringt es tatsächlich fertig, seinen aus allen Nähten platzenden Koffer als Handgepäck durchgehen zu lassen. Dummerweise scheitert er am Inhalt, der ausschließlich aus Nahrungsmitteln und Getränken besteht. Unter anderem ein Zehnerpack Fertigpudding (nicht die Pulverform!) und zwölf Dosen Bier kommen zum Vorschein. Ich fasse es nicht, zweiter Teil: nachdem das Handgepäck schon beim Sicherheitscheck auf Herz und Nieren geprüft wurde, ist beim Einstieg in den Flieger noch mal Handarbeit gefragt, im wahrsten Sinne des Wortes. Hier nennen sie es verharmlosend double check. Jedes, wirklich jedes Gepäckstück wird geöffnet, durchwühlt und teilweise ausgepackt. Mein Wasser, das ich mir extra NACH dem Sicherheitscheck für den Flug gekauft hatte, ist nun auch wieder weg. Der Verlust ist schnell verschmerzt, denn ich habe wiederum einen Premiumplatz in der Holzklasse, vornehm Economy genannt, abbekommen. Die erste Reihe mit jeder Menge Beinfreiheit wartet auf mich. Kurz vor Mitternacht heben wir ab in die stürmische Hong Konger Nacht Richtung Brisbane. Ich freue mich auf Australien!

Brisbane


Beach Life in der City

Brisbane
Heitere Gelassenheit

Wir schreiben den 11. September. Und dann diese beiden Hochhaustürme! Wir landen am späten Vormittag jedoch wie geplant auf dem Flughafen. Obwohl es mir dank der recht komfortablen Lage meines Sitzes gelungen ist, das eine oder andere Stündchen zu schlafen, bin ich doch etwas erschlagen. Drei Flüge in fünf Tagen, zwei davon über Nacht und Langstrecke zwischen acht und zwölf Stunden. Zu den sechs Stunden Zeitverschiebung in Hong Kong gesellen sich jetzt noch zwei in Brisbane dazu. Das Gröbste ist diesbezüglich nun aber geschafft. Wir sind pünktlich, die Einreise verläuft reibungslos und stressfrei, obwohl mein Visum mich als männlich ausweist. Mein Gepäck ist auch da. Alles paletti. Mit dem Bus gelange ich zügig zu meinem Hotel. Was ich im Vorbeifahren vom Stadtbild wahrnehme, gefällt mir. Die Sonne strahlt mich an und verwöhnt mich mit etwa 26 Grad bei geringer Luftfeuchtigkeit. Eine wahre Wohltat nach Hong Kongs Waschküchenklima bei 35 Grad. Ich bin eben mitteleuropäisch weichgespült.


In der Innenstadt von Brisbane

Ich bleibe meinem Motto vom Beginn der Reise treu: bloß nicht hinlegen! Schnell die Sachen ins Hotelzimmer gepfeffert, meine unverzichtbaren Gerätschaften ans Stromnetz gehängt und ab ins Städtchen. Schon nach kurzer Zeit stelle ich fest, dass Brisbane, an der Ostküste Australiens im Bundesstaat Queensland gelegen, eine ideale Stadt zum Ankommen ist. Übersichtlich, beschaulich, nette Menschen, unaufgeregtes Ambiente und keine nennenswerten touristischen Pflichtaufgaben, die es unbedingt zu erfüllen gilt. Moderne Bauten schmiegen sich an alte, ohne dass es das Auge beleidigt. Es gibt viel Grün, nette Cafés am Flussufer und zahlreiche Plätze, auf denen es sich in aller Ruhe flanieren und abhängen lässt. Für mich ist es genau der richtige Ort zur richtigen Zeit. Ich bleibe entspannt im Hier und Jetzt und lebe in den Tag hinein. Erlebnisreiches kommt noch früh genug. Nämlich morgen.

Fraser Island – auf Sand gebaut

Ich habe bei einem lokalen Veranstalter eine Zweitagestour nach Fraser Island gebucht. Morgens um 7 Uhr starten wir am Brisbane Transfer Centre im rustikalen Jeep. Wir, das sind Joe, unser gut gelaunter Guide mit Nerven wie Drahtseil, Christian (schweigsam, zurückhaltend) aus Berlin sowie Claire (mit unheilbarem Sprechdurchfall) und Kevin (sympathischer Chaot, der schon nach dem Aufstehen den Überblick verliert), beide aus Paris. Ach ja, und ich bin natürlich auch dabei. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Rainbow Beach, den wir nutzen, um zu Tanken und Verpflegung zu besorgen, landen wir nach einer halbstündigen Reise mit der Fähre auf Fraser Island.

Ich kann mir an dieser Stelle nicht verkneifen, eine Hand voll Fakten über diese gigantische Sandbank zum Besten zu geben. Dieses faszinierend schöne Fleckchen Erde ist mit 120 Kilometern Länge und 15 Kilometern Breite die größte Sandinsel der Welt und gehört zum Weltnaturerbe. Betrachtet man sie von der Küste aus, erscheint sie für einen Sandkasten viel zu grün und üppig. Ihr Ökosystem ist von geradezu unglaublicher Vielfalt. Sie ist von subtropischen Regen- und Mangrovenwäldern überzogen. Über 40 Süßwasserseen haben sich hier ihr Territorium erobert. Die Dünen ragen bis zu 220 Meter in die Höhe. Bunte Sandsteinformationen runden das Angebot ab.

Auch das Tierreich hat sich hier nicht lumpen lassen. Spinnen, Schlangen in jeweils giftigen und ungiftigen Varianten, Dingos – eine einheimische Wildhundeart – und unzählige Vogelarten mit teils abenteuerlichem Gesang sind hier die wahren Einheimischen. Im Ozean tummeln sich Wale, Delfine und Meeresschildkröten. Leider auch jede Menge Haie, weswegen ein Bad im Meer wahrlich nicht zur Debatte steht.

Kaum auf der Insel angekommen, heizt Joe mit 70 Stundenkilometern den Strand entlang. „Richtige“ Straßen gibt es hier nicht. Zum Glück trennen einige Zentimeter das Autodach von unseren Schädeldecken. Sonst wäre ein Schädel-Hirn-Trauma vorprogrammiert. Aber auch so werden wir ordentlich durchgeschüttelt! Wir stoppen kurz im Dilli Eco Education Camp der Universität von Gold Beach, um unser Gepäck zu deponieren. Dort werden wir heute übernachten.

Dann brechen wir zu einem Spaziergang durch den Regenwald auf. Vorher füllen wir unsere Wasserflaschen mit Quellwasser, das, gefiltert durch die Sandschichten, besonders rein ist und wirklich köstlich schmeckt. Als Kontrastprogramm zeigt Joe uns das Netz einer extrem giftigen Spinne in einem Astloch. Also immer schöööön die Fingerchen draußen lassen. Und überhaupt ist es gesünder, in der freien Natur nichts anzufassen, immer brav auf den Wegen zu bleiben, die Gebüsch-Toilette nicht in Erwägung zu ziehen und die Augen aufzuhalten. Nicht so wie Claire, die die wunderschöne, mehrere Meter lange Schlange am Baum, den wir gerade passieren, übersieht, weil sie am Plappern ist. Ich entdecke das hübsche, reich verzierte Tier zuerst und muss zum Dank von nun an vorneweg stolpern. Denn unser Guide hat sich mittlerweile in den sicheren Wagen verzogen, um uns am anderen Ende des Weges abzuholen. Dort angekommen, empfängt er uns mit Heaviest Metal aus den Boxen.

Derart eingestimmt, machen wir uns auf zum Lake McKenzie, einem der wohl schönsten Süßwasserseen auf der Insel. Dankbar stürzen wir uns an diesem heißen Tag in die kühlen Fluten. Keine Haie, keine Seeschlangen, keine tödlichen Quallen. Nichts. Fast bin ich geneigt, zu sagen: langweilig. Danach geht‘s ab nach Hause ins Camp. Unsere heutige Tierausbeute: eine angeblich harmlose Schlange, eine lahme, riesige Wasserschildkröte und ein verschreckter Dingo.


Augen auf! Eine Schlange am Baum

Am Abend steht ein Barbecue auf dem Programm. Die Australier nennen es liebevoll „Barbie“. Joe und sein Kollege, der sich mit seiner sechsköpfigen Reisegruppe zu uns gesellt, grillen Würstchen, Hamburger und Fisch. Dazu gibt es Salat und alles, was man braucht, um einen Hamburger zusammenzubasteln. Wir sind nun ein bunter und fröhlicher Haufen, der sich das leckere Essen in die hungrigen Mägen schaufelt. Zwölf Menschen aus fünf Nationen – zwei Australier, zwei Franzosen, zwei Dänen, drei Koreanerinnen und drei Deutsche – reden in wirrem Sprachengemisch durcheinander. Zum Essen genehmige ich mir mein erstes australisches Bier. Auf der Dosenrückseite des beliebten Tooheys steht am Ende des „Begleittextes“ was von „lucky bastard“. Nun, das ist nicht so böse gemeint wie es klingt. Hier ist vom Glückspilz die Rede.

Mit der Bierdose errege ich die Aufmerksamkeit der drei ununterbrochen kichernden Koreanerinnen, von denen eine heute Gerüchten zufolge aus dem Jeep gekullert ist. Es dauert eine Weile, bis sich eine von ihnen traut, mich anzusprechen. Denn sie kämpfen noch etwas mit der englischen Sprache. Die Frage, die sie mir stellt, ist eine heikle Angelegenheit, sitzen doch schließlich zwei Australier mit am Tisch: „Welches Bier ist besser? Das deutsche oder das australische?“ Sie gesteht gleich, dass sie das deutsche Bier liebt. Um Zeit zu gewinnen, antworte ich mit einer Gegenfrage. „Wollt ihr eine höfliche oder eine ehrliche Antwort?“ Da sie sich nicht entscheiden können, fällt meine Wahl auf die Ehrlichkeit. Das deutsche Bier ist natürlich besser. Ist eben so. Die Gastgeber nehmen es gelassen.

Nach dem leckeren Abendessen lassen wir uns am Lagerfeuer nieder. Wir plaudern, und Joe packt seine Gitarre aus. Der Abend ist einfach großartig. Ich unterhalte mich angeregt mit Andrea, einer Seelenverwandten aus Süddeutschland. Auch sie hat ihren Job aufgegeben, ohne etwas Neues in Aussicht zu haben, gönnt sich eine gute Zeit in Australien, wird danach in die Heimat zurückkehren und dann sehen, wo das Leben sie hinführen wird. Einfach abwarten, was passiert, voller Zuversicht und Vertrauen. Zwischendurch betrachte ich den überfüllten Sternenhimmel, der hier höher zu sein scheint als woanders. Ob dem wirklich so ist, oder ob das Bier seine bewusstseinstrübende Wirkung entfaltet? Ich weiß es nicht. Gegen 23 Uhr werde ich müde. Da ich meine Taschenlampe schlauerweise im Hotel in Brisbane vergessen habe, droht mir ein kompletter Blindflug zu meiner Schlafkabine. So viel Dunkelheit bin ich Großstadtpflanze nicht gewohnt. Und so viel Fauna um mich herum auch nicht. Netterweise leuchtet Andrea mir den Weg. Ich falle in seligen Schlummer.

Fraser Island – Schiffswrack und Wasserfreuden

Meeresrauschen statt Klimaanlage. Ich habe hervorragend geschlafen. Komme mir jetzt keiner damit, das läge am Bier. Da Joe leicht verschlafen hat, müssen wir das Frühstück im Zeitraffer vertilgen. Macht nichts, denn es ist nicht der Rede wert. Labberiger Toast, zwei Sorten Marmelade, das unsägliche Vegemite – ein konzentrierter Hefeextrakt, der als Brotaufstrich dient – und Cornflakes mit Milch. Wir springen auf den Jeep und brechen auf zum Schiffswrack der Maheno. Eigentlich sollte das Passagierschiff 1935 zu einem japanischen Schrottplatz geschleppt werden. Stattdessen beförderte es ein Wirbelsturm hierher an die Küste. Seitdem verrottet es munter vor sich hin und gibt ein exzellentes Fotomotiv ab.


Abwrackpämie?

Weiter geht‘s zum Eli Creek. Diesen herrlich begrünten Fluss waten wir gegen die Strömung entlang. Mein Paar Turnschuhe hat auch was davon. So ist das, wenn man sie zu lässig auf den Rucksack bindet. Opfer Nummer 2 überlebt jedoch im Gegensatz zu Nummer 1, dem in Hong Kong verendeten Schirm, unbeschadet. Im Jeep heizen wir dann weiter den Strand hinunter.

Unser Hauptziel des Tages heißt Lake Wabby. Dorthin gelangt man vom Strand aus über einen wunderschönen, sandigen, begrünten, hügeligen und damit auch anstrengenden Weg. Die Hitze tut ihr Übriges. Nach rund 45 Minuten werden wir belohnt. Oben von der Düne kommend, bieten sich uns fabelhafte Panoramen. Schade, dass dieser wunderbare See – der mir noch besser gefällt als der Lake McKenzie, den wir gestern zum Überlaufen brachten – in absehbarer Zeit verschwunden sein wird. Er ist von drei Seiten von Eukalyptuswald eingeschlossen. Und an der vierten Seite gibt sich die riesige Düne alle Mühe, den See so schnell wie möglich aufzufressen. Wenn Sie ihn also noch sehen möchten, sollten Sie nicht unbedingt bis zum Renteneintritt warten – mitlesende Rentner natürlich ausgenommen.


Lake Wabby


Lunch am Strand

Wir kühlen auch hier unsere erhitzten Körper in den kühlen Fluten. Und nun stellt sich die Widerstandsfähigkeit meines Opfers Nummer 3 heraus. Erst nach mehreren Minuten fällt mir auf, dass ich vergessen habe, meine Armbanduhr abzulegen. Das hole ich eiligst nach. Doch dieses unfreiwillige Experiment beweist, dass sie wasserdicht ist. Zwei der bisher drei Opfer haben also überlebt. Ebenso der eine oder andere Wels, der eifrig um mich herumwuselt. Ich muss heute keine Fische fangen, denn für das Futter ist ja ein anderer zuständig.

Aufbruch ohne Kevin. Er hat sich mit seiner Kamera davongetrödelt, die Zeit und den Rückweg vergessen. Vergeblich suchen wir nach ihm und brechen auf mit der sicheren Gewissheit, dass ein so großer Junge auch alleine an den Strand zurückfindet. Dort wartet Joe schon mit dem Lunch auf uns. Repräsentativ hat er es auf der Kühlerhaube des Jeeps angerichtet. Am schönen Strand füllen wir – mittlerweile wieder vollzählig – unsere Mägen und bereiten uns mental auf

den Abschied vor. Wir rasen ein letztes Mal über den nicht enden wollenden Strand und rumpeln auf die Fähre. In einem Drei-Stunden-Ritt bringt Joe uns nach Brisbane zurück. Das waren zwei beeindruckende Tage, die ich so schnell nicht vergessen werde. Und mein erstes Känguru sehe ich nebenbei auch noch. In freier Wildbahn. Oder dachten Sie, ich hätte heute noch Zeit für einen Zoobesuch gefunden?

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
259 s. 116 illüstrasyon
ISBN:
9783944921310
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