Kitabı oku: «Count.Down.Under», sayfa 3

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Bummeln, Strand und Internet

In Australien herrscht Linksverkehr. Da ist es nur konsequent, dass die komplette Bestecksammlung beim Frühstück auch auf der falschen Seite liegt. Solange man mich hier nicht links liegen lässt, soll mir das egal sein. Überhaupt ist hier alles verkehrt herum. Folgt man der Sonne, so gelangt man nach Norden. Je weiter südlich man reist, umso kühler wird es. Je kleiner die Geldmünzen, umso größer ihr Wert. Je begehrter der Laden, umso rigider die Öffnungszeiten. Ja, schon klar, Barbie und Bier warten. Für so was habe ich immer Verständnis.


Downtown Brisbane

À propos: Sie haben sicher auch Verständnis, dass ich es heute etwas gemächlicher angehe. Mir bleibt noch ein ganzer Tag für Brisbane, so dass ich gehörig trödeln kann. Nach Frühstück und Latte macchiato schlendere ich gegen 9 : 30 Uhr los. Ich lasse mich eine Weile durch die Fußgängerzone der Queen Street und ihrer angrenzenden Straßen treiben, bevor ich mich über die Victoria Bridge auf die Südseite der Stadt begebe. In der städtischen Bibliothek – hier gibt es freies WLAN und bequeme Sessel – gönne ich mir ein kurzes Abtauchen in die Tiefen des Webs: Berichte wollen ins Internet eingestellt, Kommentare und E-Mails gelesen und beantwortet werden.


Brisbane South Bank Parklands

Am Brisbane River entlang zieht es mich anschließend zu den South Bank Parklands, einem schön gestalteten Freizeit- und Naherholungspark, direkt am Flussufer gelegen. Mit Blick auf Fluss und Skyline der Stadt kann man sich hier unter anderem auf dem Rasen unter Schatten spendenden Bäumen genüsslich ausstrecken und in den zahlreichen Cafés und Restaurants den aufkeimenden Hunger bekämpfen. Der eigentliche Hit jedoch ist die großzügig angelegte Beachszenerie mit mehreren lagunenartigen Pools, Palmen, Strand und Liegeflächen. Wem die rund halbstündige Autofahrt zu den Stränden vor den Toren der Stadt zu aufwendig ist, der kann sein erhitztes Gemüt mal eben zwischendurch auch hier kühlen – mitten in der Stadt.

In South Bank nehme ich mein Mittagsmahl ein. Ein gieriger Ibis schleicht um mich herum und hofft auf Essensreste. Sorry, Kumpel, so etwas gibt es bei mir nicht. Ich esse immer brav auf. Auf dem Parkgelände steht in der Nähe meiner Futterquelle eine überdachte, aber zu den Seiten offene Halle mit Tribünen, die auch für Konzerte genutzt werden kann. Eine weitgehend talentfreie Heavy-Metal-Band gibt dort gerade ihr Bestes. Der Sänger faucht wie eine Wildkatze bei der Verteidigung ihres Nachwuchses. Es wird Zeit, den Rückzug anzutreten. Ich schlendere weiter am Flussufer lang und überquere über die Goodwill Bridge abermals den Fluss. Am Ende der Brücke lande ich direkt im Botanischen Garten. Dieser schmiegt sich idyllisch zwischen Brisbane River und Innenstadt und wird von zahlreichen Vögeln musikalisch angereichert. Ich durchquere ihn parallel zum Fluss und lande am Eagle Street Pier, wo die Fähren ablegen. Rasch rüber zu Starbucks, ein längeres Skype-Schwätzchen mit dem Schätzchen in Berlin, und ab zurück ins Hotel. Danke, Brisbane, für die sanfte Landung in Down Under. Morgen geht es wieder in den Flieger.

Sydney


Atemberaubender Blick auf die Skyline

Sydney
ESDS (Elke sucht die Superstadt) – Die Siegerin

Brisbane – Sydney. Bundesstaatenwechsel: raus aus Queensland, rein nach New South Wales. Am späten Vormittag soll es losgehen. Beim Check-In ist Do it yourself angesagt. Ich tippe an einem der Terminals ein, was einzutippen ist. Bei allen anderen kommt eine richtige Bordkarte heraus. Bei mir nicht. Das Gerät spuckt mir einen Zettel entgegen, auf dem steht: „Dies ist keine Bordkarte. Bitte gehen Sie zum Service-Schalter 9.“ Mit vollem Gepäck im Anschlag marschiere ich also an der aus normalen Bordkartenbesitzern bestehenden Warteschlange vorbei an besagten Schalter. Keiner vor mir. Es stellt sich heraus, dass ich für einen Platz am Notausgang auserwählt wurde. Doch dazu muss ich erst begutachtet und befragt werden. Deshalb die Sonderbehandlung. Keine körperlichen Einschränkungen/​keine medizinischen Defizite? Ja. Ist mir klar, dass ich im Notfall helfen muss? Ja. Verfüge ich über genügend Englischkenntnisse? (Na)ja. Bestanden. Ich kriege gleich hier meine Bordkarte und kann auch mein Gepäck einchecken. Eine Menge Wartezeit gespart und wieder einen Platz mit Beinfreiheits-Overkill.


Sydney Harbour Bridge

Inlandsflüge sind unkompliziert. Ich darf meine gefüllte Wasserflasche mitnehmen. Keiner will meinen Pass sehen. Wobei Letzteres mich schon etwas verwundert. Da könnte ja jeder, der meinen Namen und meine Flugstrecke kennt, an den Terminals meine Bordkarte ausdrucken. Wenn denn eine rauskommt. Dazu muss man noch nicht mal die Buchungsnummer des elektronischen Flugtickets eingeben. Man tippt nur den Vor- und Nachnamen ein und wählt unter den vorgegebenen Flügen den aus, auf den man gebucht ist. Und schwupps, kann wer auch immer an meiner Stelle den Flug antreten. Merkt ja keiner, dass Sie nicht ich sind. Und deshalb werde ich einen Teufel tun, Ihnen künftig vorzeitig zu verraten, wann ich von wo aus den nächsten Flug antrete. So manche Dame stünde ansonsten bestimmt in den Startlöchern und würde mein Ticket ergattern, bevor ich auch nur einen Fuß in den Flughafen gesetzt habe. Wehret den Anfängen.

Der heutige Flug ist läppisch, kurz und schmerzlos. Trotzdem bin ich nicht ganz unglücklich darüber, dass ich in nächster Zeit erst mal keinen Flieger mehr besteigen muss. Ankunft im Hotel am frühen Nachmittag. Es liegt mitten in Sydneys Altstadtviertel The Rocks, zentral und doch ruhig gelegen. Das gebuchte Zimmer stellt sich als recht großes Studio mit Wohnzimmerecke und Küchenzeile heraus. Da ich hier acht Tage bleiben werde, bin ich sehr angetan. Ich wohne im dritten Stock und kann die Dachspitzen des Opera House am Hafen sehen. Das Leben meint es gut mit mir.

Den Rest des Nachmittags nutze ich, um die nähere Umgebung zumindest grob zu erkunden: die Altstadt, den Fährhafen am Circular Quay und den von hier aus nächstgelegenen Aussichtspunkt am Observatorium, der mir einen unverstellten Blick auf die berühmte Harbour Bridge bietet. Ich habe noch nicht viel von Sydney gesehen. Doch ich mag die Stadt schon jetzt. Nach Einbruch der Dunkelheit – kurz nach 18 Uhr ist‘s zappenduster – kehre ich ins Hotel zurück. Ich packe zum ersten Mal meinen Rucksack vollständig aus. Bisher lohnte sich das wegen des fortgeschrittenen Nomadentums noch nicht. Es tut zur Abwechslung gut, einmal irgendwo „richtig“ anzukommen. Im Hotel gibt es einen Waschsalon mit Selbstbedienung. Den nutze ich und werfe schnell noch eine Maschine Wäsche an. Damit wäre die Hausfrauennummer auch schon erledigt. Feierabend.

Prächtige Parks, kalte Schulter und Sonnenbrand

„Sydneys unschlagbare Lage an verästelten Buchten und auf grünen Hügeln sucht rund um den Globus ihresgleichen. Weltweit hat kaum eine andere Großstadt so viele Strände und Parks im Stadtgebiet wie Sydney“, sagt mein Dumont-Reiseführer. Soweit d‘accord. Aber jetzt kommt‘s: „Dazu kommt ein rund ums Jahr sonniges und warmes Klima.“ Das war gestern. Und vergangene Woche auch, wie mir der nette Engländer an der Hotelrezeption eifrig versichert. Heute ist so was von nichts mit Sonne. Der Tag beginnt, verläuft und endet mit trübstem Himmel. Grau in grau und mit 18 Grad Celsius Gerade-noch-so-eben-T-Shirt-Wetter. Die Stadt zeigt mir die kalte Schulter.


Rolling home?

Doch das soll mir die Laune nicht verderben. Nach dem kontinentalen Brechfest im Hotel gönne ich mir bei Madame im französischen Café um die Ecke einen leckeren Milchkaffee und genieße den Blick auf die auslaufenden Fähren. Madame spricht gnadenlos mit allen Kunden französisch. Mich stört das nicht, aber manch anderer gerät ins Trudeln. Doch wenn es sich gar nicht vermeiden lässt, überwindet sie sich und lässt ein paar Worte auf Englisch fallen. Hier spielen sich herrliche Szenen ab! Frisch gestärkt mache ich mich auf den Weg zur Touristeninformation, um einen ordentlichen Stadtplan und ein paar Infos abzugreifen. Kaum habe ich das Gebäude verlassen, geht ein Nieselregen an den Start. Zwingt mich Sydney doch tatsächlich, hier noch einen Schirm zu kaufen! Also wieder zurück zum Info-Shop, um das begehrte Objekt zu erstehen. Kommentar der Dame an der Kasse: „Sydney hat vier verschiedene Klimata – pro Tag.“ Eine halbe Stunde später verzieht sich der Regen. Für den Rest des Tages bleibt es trocken. Doch wer weiß, wofür der Kauf noch gut war.


Charme-Offensive im Botanischen Garten

Ich laufe den Circular Quay in Richtung der beeindruckend schönen Harbour Bridge entlang. Wegen ihrer Form bezeichnen sie die Sydneysider – so werden die charmanten Einwohner dieser Stadt liebevoll genannt – auch als „Kleiderbügel“. Ganze Horden von Jungs und Mädels mit grausigen Schuluniformen strömen mir entgegen. Wie sich noch herausstellen wird, zieht sich diese Art der Begegnung heute wie ein roter Faden durch den Tag. Vermutlich ist heute Wandertag. Unter der Brücke angekommen – den einen oder die andere unter Ihnen mag das in meinem Fall nicht überraschen –, kehre ich um in Richtung Opera Quay, um das imposante Bauwerk einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Die Dachkonstruktion besteht aus zehn perlenfarbenen Segeln. Glaubt man den Gerüchten, so ließ sich der dänische Architekt von Orangenscheiben, Schnecken, Palmwedeln und Maya-Tempeln inspirieren. Eine verwegene Mischung! Das Ergebnis jedenfalls kann sich sehen lassen. Ich finde die Oper spektakulär, aber diese Meinung teilt nicht jeder. Kritiker sollen sie wohl schon mit einer Schar Fußball spielender Nonnen und dem Paarungsverhalten von Schildkröten verglichen haben. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Gleich hinter der Oper beginnen die Royal Botanic Gardens, die eine imposante Fläche in Anspruch nehmen. Ich umrunde und durchquere die Grünanlage im Laufe des Nachmittags. Würde ich heute für abgelaufene Kilometer bezahlt werden, könnte ich morgen wegen Reichtums im Bett bleiben. Doch es lohnt sich wahrlich, sich hier die Füße platt zu laufen. Der Weg um den Park herum am Wasser entlang bietet tolle Ausblicke auf die Skyline der Stadt, die Oper und die Harbour Bridge. Doch die Uferstrecke hat es in sich. Dient sie doch zugleich als Jogger-Highway. Sobald ich lahme Fußgängerin vorschriftswidrig aus dem strengen Linksverkehr ausschere – zum Beispiel, um ein Foto zu schießen –, droht schon die Kollision von vorne bzw. das Überranntwerden von hinten. Doch alle Beteiligten überleben unverletzt wegen gegenseitiger Umsichtigkeit und Rücksichtnahme.

Durchquert man den Park, werden Augen, Nase und Ohren reich belohnt: bunte Steinformationen, wunderschöne, absonderlich geformte Bäume, ein buntes, duftendes Blumenmeer und zahlreiche Vogelarten, die teils bizarres Liedgut zum Besten geben. Die Jahreshauptversammlung der Fledermäuse findet hier übrigens heute auch statt. Oder weshalb sonst hängen sie hier in Scharen herum? À propos, danach wäre mir jetzt auch. Ermattet stolpere ich aus dem Park, auf der Suche nach etwas Essbarem. Am Martin Place, mitten im etwas unspektakulären Bankenviertel, werde ich fündig. Danach ist es Zeit für den Heimweg. Zurück im Hotel, werfe ich einen kurzen Blick in den Spiegel. Ein leichter Sonnenbrand ziert Nase und Wangen! Ich fasse es nicht. Morgen wird brandtechnisch besser vorgesorgt. Auch im Falle eines Wintereinbruchs mit Eisregen.

Kreuz und quer mit Fährverkehr

Heute ist mir nach Experimenten zumute. Beim Frühstück greife ich todesmutig zu Vegemite, welches ich auf Fraser Island noch feige verschmähte. Es sieht aus wie Rübensaft bzw. Fenner Harz, die bevorzugte Variante meiner saarländischen Landsleute. Es schmeckt aber wie die gehärtete Variante von Maggie-Würze. In Wahrheit handelt es sich um einen konzentrierten Hefeextrakt, den die Engländer auch unter dem Begriff „Marmite“ kennen. Doch wie auch immer man es nennt, es ist und bleibt ungenießbar. Nach einem Bissen breche ich das Experiment abrupt ab und greife lieber nach Vertrautem.

Die Sonne strahlt, als wolle sie den gestrigen Tag wieder gut machen. Das Thermometer wird im Laufe des Tages auf fast 30 Grad ansteigen. Aber das ahne ich am Morgen noch nicht. Nichts wie raus mit mir! Der Berg ruft? Nein, die Harbour Bridge, „the coat-hanger“. Hier ein paar Fakten: eine der größten Einbogen-Spannbrücken der Welt, 1932 eingeweiht, verbindet die City mit den nördlichen Stadtteilen, in sechs Jahren von 1400 Arbeitern errichtet, 1149 Meter lang und 48 Meter breit. Sie beherbergt auf einer Ebene acht Autospuren, zwei Bahnlinien und je einen Fußgänger- und Radweg. Die vier Brückenpfeiler sind angeblich ohne statische Funktion und dienen nur der Zierde. Ich ignoriere die abgasgeschwängerte Luft und genieße den unbeschreiblich schönen Blick auf den Hafen, die Oper und die Innenstadt. Am anderen Ende angekommen, schaue ich mich noch auf dem Gelände am Milsons Point um. Nach einem längeren Schwätzchen mit einem netten Paar aus Neuseeland steige ich in einen Explorer Bus. Dieser fährt in einem Rundparcours eine feste Route durch die Stadt und hält an 27 touristisch interessanten Stationen. Man kann so oft man will aussteigen, sich in Ruhe umsehen und wieder in den nächsten Bus einsteigen. Alle 20 Minuten taucht einer auf. Man kann natürlich auch die etwa zweistündige Tour als Stadtrundfahrt betrachten und den Hintern bequem im Sessel lassen. Erläuterungen – teils vom Band, teils vom Fahrer – gibt es auch.

Heute will ich ein wenig von beidem. Ich steige an den geschichtsträchtigen Hyde Park Barracks aus, in deren nächster Umgebung es einiges zu sehen gibt: Hyde Park, St. Marys Cathedral, Parliament House, St. James Church und das Sydney Hospital. Doch heute fehlt mir der Ehrgeiz, mich bis zum Anschlag mit Bildung vollzustopfen. Ich begnüge mich mit dem Betrachten der formschönen, historischen Fassaden. Ich will draußen sein und die Stimmung der Stadt inhalieren. Am Martin Place gönne ich mir einen Smoothie. Und wie ich diesen so genüsslich hinunter schlürfe, bemerke ich die anwachsende Menschenmenge, die sich vor den im Erdgeschoss einsehbaren Fernsehstudios versammelt. Nichts wie hin und Leute gefragt, welche Berühmtheit denn da zu sehen sei. Frei nach dem saarländischen Motto „Ei, denne MUSCHT du kenne!“ Von einem netten Paar aus Canberra erfahre ich, dass Larry hier gerade seine tägliche, landesweit bekannte Morgenshow abdreht, die live gesendet wird. ZDF-Morgenmagazin auf Boulevard. Nach einem kleinen Plausch mit den Touristen aus Australiens Hauptstadt gehe ich wieder meiner Wege, fest entschlossen, eines Morgens schlaftrunken Larrys Show anzusehen.

Den nächsten Busstopp lege ich am Mrs. Macquaries Point im Botanischen Garten ein. Diese Stelle passierte ich zwar bereits gestern auf meinem Hardcore-Wandertag, aber heute verspricht das Wetter bessere Fotos: von hier aus hat man einen umwerfenden Blick auf Opera und Bridge. Die eine taucht optisch quasi unter dem Bogen der anderen auf. Ah, bei Sonne kommt das doch gleich viel besser! Das findet auch ein weiterer deutscher Tourist im Fotorausch, mit dem ich an dieser Stelle ins Fachsimpeln komme. Noch besser wäre es indes, nicht um die Mittagszeit, sondern gleich morgens hier aufzuschlagen. Dann steht die Sonne günstiger. Doch wer will hier dem Perfektionismus erliegen? Ich. Aber nur, wenn ich am Ende meines Aufenthaltes in dieser Stadt nicht mehr weiß, was ich noch tun soll.

An Bord des nächsten Busses schalte ich für eine Weile auf das Programm „Stadtrundfahrt“ um und lasse mich für die nächsten Tage inspirieren. Da lauert noch eine Menge auf mich! Ich steige am Fischmarkt aus. Branchenüblicher Geruch und das typische Flair schlagen mir gleich entgegen. Dort komme ich vor lauter Fotografieren kaum zum Essen, schaffe es letztlich aber doch, mir eine Ladung Fish & Chips reinzuschaufeln. Immer schön mit Blick aufs Wasser. Das Auge isst schließlich auch mit. Auf dem Rückweg zur Bushaltestelle fällt mir zum wiederholten Male auf, wie höflich und rücksichtsvoll die Autofahrer hier sind. Auch ohne Ampelzwang und Zebrastreifen lassen sie mir den Vortritt – meist mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Als ich in den nächsten Bus einsteige, empfängt mich ein strahlender Busfahrer. „Sie kenne ich doch! Sie sind heute schon mal mit mir mitgefahren.“ Stimmt, jetzt, wo er es sagt. Erstaunlicherweise konnte er sich sogar noch daran erinnern, wo ich ausgestiegen war. Ich bin beeindruckt.


Darling Harbour

Mein nächstes Ziel ist Darling Harbour, eine glitzernde Mischung aus Freizeitpark, Einkaufszone und Kulturzentrum, im Hafengelände gelegen. Ich schlendere ziellos herum, schlecke ein Eis und lasse mich anschließend zum Circular Quay kutschieren, in dessen Nähe ich wohne. Kurz entschlossen besteige ich wahllos die nächstbeste Fähre, weil ich noch Fotos von Brücke und Opernhaus in der Dämmerung vom Wasser aus machen will. Doch was mich fast noch mehr beeindruckt als die beiden begehrten Objekte, ist das Ziel der Fähre: Mosman Bay. Wie kann man nur so unverschämt paradiesisch in dieser Bucht in Hanglage wohnen? Und das nur 20 Fährminuten vom Zentrum entfernt? Sollte ich mal auswandern und den einen oder anderen Dollar übrig haben, lasse ich mich gerne hier nieder. Bis dahin muss ich mich mit meinem Hotelzimmer in The Rocks zufrieden geben, in das am Abend kurzzeitig das Kufsteinlied aus der Kneipe namens „Oktoberfest“ schallt. Ein kräftiges „Holleradihi“ im Ohr, falle ich in tiefsten Schlaf.

Blue Mountains – Blauer Dunst nach kaltem Start

Heute werde ich gegen 6 : 30 Uhr sanft geweckt. Feueralarm! Nach fünf Minuten folgt der Aufruf zur Evakuierung. Schnell die nächstbesten Klamotten übergeworfen, Wertsachen in den kleinen Rucksack gepfeffert und raus aus der Hütte. Im Tross mit anderen ebenfalls noch nicht ganz vorzeigbaren Hotelgästen gelange ich durchs Treppenhaus ins Freie. Zwei Löschzüge brausen mit Alarm an. Rauch ist weder zu sehen noch zu riechen. Ich wage es, mich dem Eingang zu nähern. Dort deaktiviert ein Feuerwehrmann gerade den Alarm, wünscht freundlich einen guten Morgen und zieht mit der Truppe wieder ab. Verlegenes Grinsen auf dem Gesicht des Herrn an der Rezeption. Der Übeltäter war ein verbrannter Toast in einem der Hotelzimmer.


Känguru …

Nun, jedenfalls bin ich wach. Ich muss heute eh früh raus, denn schon bald werde ich am Hotel zur Tagestour in die Blue Mountains abgeholt. Zusammen mit zwei netten Engländern aus Birmingham – jetzt kriege ich den berühmten Song der Sex Pistols nicht mehr aus dem Ohr – warte ich auf den Bus. Ich wusste, der Tag wird hart. Wer je Englisch aus dem Munde von Leuten aus besagter Stadt gehört hat, weiß, was ich meine. Aber wie gut, dass sie mit von der Partie sind! Sonst wäre der Bus lässig an meinem Hotel vorbei gebraust. Denn ich stehe nicht auf der Liste des Tour-Guides Geoff. Meine Buchung von gestern Nachmittag war wohl zu spontan für den Veranstalter. Aber meine „Papiere“ sind alle in Ordnung und so darf ich natürlich mit. Mit zwölf Gästen aus sechs Nationen (Neuseeland, Australien, England, China, Indonesien, Deutschland) bestückt, ruckeln wir im Kleinbus durch Sydneys morgendliche Rushhour. Aus den Boxen perlt herzerfrischend „Guantanamera“, bis der Fahrer zu seinen launigen Reden und Anekdoten ansetzt. Ein begnadeter Entertainer!


… und Echse im Blue Mountains Featherdale Wildlife Park

Unseren ersten Stopp legen wir am Featherdale Wildlife Park ein. Alle ortsüblichen Verdächtigen sind hier vertreten: Kängurus, Koalas, eine kuriose Igel-Stachelschwein-Variante namens Echidna, Emus, Helm-Kasuare, tasmanische Teufel etc. Natürlich sind auch Wombats da. Sie sind nicht nur abgrundtief hässlich, sondern stoßen auch noch befremdliche, disharmonische Grunzlaute aus. Von euch Jungs hat es heute leider keiner in meine exklusive Fotoauswahl geschafft. Sorry, Wombats! Ein typischer Vertreter allerdings fehlt: das Schnabeltier. Der Grund: es kann nicht gut in einem solchen Park gehalten werden, da das Wasser in der Umgebung nicht rein genug ist. Es müsste extra für den verwöhnten Gast aufbereitet werden. Ach, ich könnte Stunden hier verbringen, aber der Guide treibt uns weiter. Es gibt noch so vieles zu sehen.

Wir nähern uns den Blue Mountains, UNESCO-Weltnaturerbe seit 2001. Sie liegen rund 100 Kilometer westlich von Sydney, sind bis zu 1200 Meter hoch und dicht bewaldet. Ein wild zerklüftetes Plateau, Regenwald, spektakuläre Felsabbrüche, dramatische Wasserfälle, kilometerlange Canyons und ausgedehnte Eukalyptuswälder erwarten uns. Deren feiner Ölnebel sorgte übrigens für die Namensgebung der Berge. Schiefergraublauer Dunst liegt über ihnen. Wieder was gelernt.

Bevor wir jedoch die Bergwelt erobern, reißt uns Geoff aus der Busfahrtslethargie. Ein Kurs im Bumerang-Werfen steht an. Jeder hat drei Versuche, die mehr oder weniger missraten. Einzig eine der Indonesierinnen schafft es, dass das Teil brav seine Runde dreht und in ihrer Nähe landet. Sie hatte bestimmt schon einen Personal Trainer, will es aber nicht zugeben. Immerhin gibt es weder Verletzte noch Tote bei unseren Bemühungen. Ist ja auch ein Erfolg. Übrigens wurde der älteste Bumerang wohl in Polen (!) entdeckt und ist vermutlich 23 000 Jahre alt.

Weiter geht es zu den Wentworth Falls, die 300 Meter tief in eine atemberaubende Schlucht stürzen. Von einem Aussichtspunkt aus hat man einen herrlichen Blick übers Jamison Valley. Aus dem Busch lacht uns der Mountain Devil an. Verblüffend, was manche Pflanzen an kuriosen Blüten hervorbringen. Teebäume und jede Menge Eukalyptus pflastern unseren Weg. Geoff zeigt uns einen wundersamen Baum namens Banksie, dessen Samenkapseln sich nur bei Feuer öffnen. Sie warten jahrelang darauf und schlagen dann zu. Hoffentlich nicht hart und gnadenlos.


Three Sisters

Die berühmte Felsformation Three Sisters wartet auf uns. Der Sage nach handelt es sich um drei verzauberte Schwestern, die der Vater beim Flirt mit drei Jungs erwischte und zur Strafe in Felsen verwandelte. Um die vom Schicksal Gebeutelten zu sehen, fahren wir nach Katoomba, einem mit Art-Déco-Gebäuden reichlich gesegneten Örtchen. Dort erwarten uns Touristenmassen, aber die Tour mit der Schwebebahn Scenic Skyway runter ins Tal – und ich in der ersten Reihe – lässt das schnell vergessen. Mit 52 Prozent Gefälle stürzt das Teil mit uns hinab. Vor lauter In-die-Tiefe-Starren vergesse ich fast den Blick nach links auf die erstarrten Schwestern. Unten angekommen, drehen wir eine Runde durch den faszinierenden Regenwald. Astdicke Lianen wickeln sich um alles, was gerade im Wege steht. Zurück den Berg hoch geht es mit dem Scenic Railway, einem durchaus unkomfortablen, zum Glück aber rundum vergitterten Bähnchen. Meinen Rucksack drücke ich fest an mich. Auf den Ansteck-Koala aus Plüsch, den wir im Wildpark bekamen, passe ich besonders auf. Er könnte sonst Selbstmord begehen.

Für alle Shopaholics legen wir noch einen kurzen Stopp im hübschen Städtchen Leura ein, bevor wir uns wieder in Richtung Sydney begeben. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir das imposante Gelände der Olympischen Spiele 2000. Kurz darauf erreichen wir die Fährstation, denn den letzten Weg legen wir über das Wasser zurück. Eine großartige Idee, die uns kurz vor Sonnenuntergang noch wunderschöne Anblicke beschert. Ein ereignisreicher Tag. Den muss ich erst mal verdauen.

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
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9783944921310
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