Kitabı oku: «Das Geheimnis von East Lynne», sayfa 11
Kapitel 13 Ein Spaziergang im Mondschein
Als Mr. Carlyle nach West Lynne zurückkehrte, hatte er ganz ähnliche Gefühle wie ein Schüler aus Eton, der weiß, dass er Unfug angerichtet hat, und sich vor der Entdeckung fürchtet. Was seine eigenen Angelegenheiten anging, war er immer offen gewesen – er hatte nichts zu verbergen –, aber jetzt hielt er es für angemessen, sich nichts anmerken zu lassen. Er spürte, dass seine Schwester bei der Aussicht auf seine Eheschließung verbittert sein würde – das hatte ihn der Instinkt in den vergangenen Jahren gelehrt; und er glaubte, dass Lady Isabel ihr unter allen Frauen den größten Anlass zu Einwänden geben würde, denn Miss Carlyle hatte immer das Nützliche im Blick und empfand weder Sympathie noch Bewunderung für das Schöne. Er war sich zwar nicht sicher, aber möglicherweise war sie in der Lage, es darauf anzulegen und die Ehe zu vereiteln, falls ihr die Nachricht zu Ohren kam; ihr unbezähmbarer Wille war in ihrem Leben schon die Ursache vieler seltsamer Dinge gewesen. Deshalb wollen wir es Mr. Carlyle nicht vorwerfen, dass er im Hinblick auf seine Zukunftspläne völlige Zurückhaltung walten ließ.
Eine Familie namens Carew stand im Begriff, in East Lynne einzuziehen; sie wünschte es möbliert für drei Jahre zu mieten. In einigen kleineren Abmachungen waren sie anderer Ansicht als Mr. Carlyle, aber der hatte sich entschlossen, nicht nachzugeben. Während seines Aufenthalts in Castle Marling waren neue Nachrichten von der Familie gekommen: Sie hatte allen seinen Bedingungen zugestimmt und würde in East Lynne einziehen, sobald es bequemerweise möglich war. Miss Carlyle sparte nicht mit Glückwünschen; sie sagte, die Sache liege nun nicht mehr in ihren Händen; aber in dem ersten Brief, den Mr. Carlyle schrieb – lehnte er ab. Das sagte er Miss Carlyle nicht. Dem Haus wurde gerade der letzte Schliff gegeben und man traf alle Vorbereitungen für den Empfang der Bewohner; man hatte drei Dienstmädchen und zwei Diener eingestellt und mit Kost und Logis hingeschickt, bis die Familie eintreffen sollte.
Drei Wochen nach Mr. Carlyles Besuch in Castle Marling sprach Barbara Hare eines Abends bei Miss Carlyle vor und stellte fest, dass diese früher als gewöhnlich ihren Tee einnahm.
„Wir haben früher gegessen“ sagte Miss Corny, „und ich habe den Tee bestellt, sobald das Abendessen abgeräumt war. Ansonsten hätte Archibald keinen getrunken.“
„Ich komme ebenso gut ohne Tee aus. Und ich habe noch viele geschäftliche Angelegenheiten zu erledigen“, sagte der Angesprochene.
„Du kommst nicht ebenso gut ohne Tee aus“, rief Miss Corny, „und ich lasse nicht zu, dass du ohne ihn weggehst. Nehmen Sie Ihre Haube ab, Barbara. Er macht alles anders als andere; morgen fährt er nach Castle Marling, und er hat bis gerade eben kein Wort über die Reise verlauten lassen.“
„Ist dieser Invalide – Brewster, oder wie sein Name auch war – immer noch in Castle Marling bettlägerig?“, rief Barbara.
„Er ist immer noch dort“, sagte Mr. Carlyle.
Sobald der Tee vorüber war, sprang Barbara auf.
„Dill wartet im Büro auf mich“, erklärte Mr. Carlyle, „und ich habe noch einige Stunden Arbeit vor mir. Ich nehme allerdings an, es wird Ihnen nichts ausmachen, mit Peters Gesellschaft vorlieb zu nehmen, also beeilen Sie sich mit Ihrer Haube, Barbara.“
Sie nahm seinen Arm, und die beiden spazierten davon. Mr. Carlyle schlug hier und da mit Barbaras Regenschirm auf die Hecke und das Gras ein. Es dauerte nicht lange, da war der Griff zerbrochen.
„Ich habe mir gedacht, dass es so kommen würde“, sagte Barbara, während er den Schirm noch mit übertriebenem Entsetzen betrachtete. „Das macht nichts, der ist schon alt.“
„Ich werde Ihnen einen anderen als Ersatz mitbringen. Welche Farbe hat er? Braun. Ich werde es nicht vergessen. Halten Sie die Überreste einen Augenblick fest, Barbara.“
Er drückte ihr die Stücke in die Hand, nahm ein Notizbuch heraus und machte sich mit Bleistift eine Notiz.
„Wozu ist das?“, erkundigte sie sich.
Er hielt ihr das kleine Buch dicht vor die Augen, damit sie erkennen konnte, was er geschrieben hatte: „Brauner Regenschirm. B. H.“
„Zur Erinnerung für mich, Barbara, für den Fall, dass ich es vergesse.“
Barbaras scharfer Blick entdeckte noch einige weitere Gegenstände, die bereits in dem Notizbuch vermerkt waren: „Klavier“, „Teller“.
„Ich schreibe die Dinge auf, wie sie mir einfallen, denn ich muss sie in London besorgen“, erklärte er. „Ansonsten würde ich die Hälfte vergessen.“
„In London? Ich dachte, Sie reisen in die entgegengesetzte Richtung nach Castle Marling?“
Es war eine unbedachte Äußerung gewesen, aber Mr. Carlyle brachte sie in Ordnung.
„Ich werde vermutlich nicht nur nach Castle Marling, sondern auch nach London fahren müssen. Wie schön es aussieht, wenn der Mond dort drüben aufgeht, Barbara!“
„So hell – der Mond oder der Himmel – und ich habe Ihr Geheimnis gesehen“, antwortete sie. „Klavier! Teller! Was können Sie mit solchen Dingen anfangen, Archibald?“
„Sie sind für East Lynne“, erwiderte er leise.
„Ach, für die Carews.“ Damit war Barbaras Interesse an dem Gegenstand erloschen.
Sie bogen in die Straße unmittelbar unterhalb des Wäldchens ein und gingen darauf zu. Mr. Carlyle hielt Barbara das Tor auf.
„Kommen Sie doch herein und sagen Sie Mama gute Nacht. Erst kürzlich hat sie noch gesagt, Sie hätten sich in letzter Zeit sehr rar gemacht.“
„Ich war beschäftigt; und heute Abend habe ich wirklich keine Zeit. Stattdessen müssen Sie sie an mich erinnern.“ Er schüttelte ihr herzlich die Hand und schloss das Gartentor.
Zwei oder drei Tage nachdem Mr. Carlyle abgereist war, kam Mr. Dill zu Miss Carlyle und brachte ihr einen Brief. Sie war gerade eifrig damit beschäftigt, die Wirkung einiger neuer, kürzlich aufgehängter Musselingardinen zu begutachten und schenkte ihm keine große Beachtung.
„Würden Sie bitte den Brief entgegennehmen, Miss Cornelia? Der Postbote hat ihn bei uns im Büro gelassen. Er ist von Mr. Archibald.“
„Was? Warum muss er mir denn schreiben?“, erwiderte Miss Corny. „Sagt er, wann er nach Hause kommt?“
„Sehen Sie besser selbst, Miss Cornelia. Mir hat er es nicht mitgeteilt.“
Castle Marling, 1. Mai
Meine liebe Cornelia – Ich habe heute Morgen Lady Isabel Vane geheiratet und beeile mich, Dich kurz mit der Tatsache bekanntzumachen. Ich werde Dir morgen oder übermorgen ausführlicher schreiben und alles erklären.
Dein Dir zugetaner Bruder
Archibald Carlyle.
„Das ist eine Fälschung“, lautete die erste erstickte Äußerung, die aus Miss Carlyles Kehle drang, als sie die Sprache wiedergefunden hatte.
Mr. Dill stand nur da wie eine Steinsäule.
„Ich behaupte, das ist eine Fälschung“, tobte Miss Carlyle. „Was stehen Sie hier herum wie ein Ganter auf einem Bein?“, fuhr sie fort, womit sie ihrem Ärger an dem unschuldigen Mann ausließ. „Ist es eine Fälschung oder nicht?“
„Ich bin überwältigt von der Verblüffung, Miss Corny. Es ist keine Fälschung; ich habe ebenfalls einen Brief bekommen.“
„Es kann nicht wahr sein – es kann einfach nicht wahr sein. Als er hier vor drei Tagen abgereist ist, hat er nicht mehr ans Heiraten gedacht als ich.“
„Woher wollen wir das wissen, Miss Corny? Woher wollen wir wissen, dass er nicht abgereist ist, um zu heiraten? “
„Abgereist, um zu heiraten!“, kreischte Miss Corny in einem Anfall von Leidenschaft. „Ein solcher Narr wäre er nicht. Und dann diese feine Kinderlady! Nein – nein.“
„Er hat das hier geschickt, das in den Lokalzeitungen erscheinen soll“, sagte Mr. Dill, wobei er ein Stück Papier in die Höhe hielt. „Sie sind verheiratet, das steht fest.“
Miss Carlyle nahm das Papier und betrachtete es: Ihre Hand war kalt wie Eis und zitterte wie von einer Schüttellähmung.
„Eheschließung – am 1. des Monats in Castle Marling durch den Kaplan des Earl of Mount Severn: Archibald Carlyle, Esqire, aus East Lynne, und Lady Isabel Mary Vane, einziges Kind von William, verstorbener Earl von Mount Severn.“
Miss Carlyle zerriss das Papier in kleine Stücke und verstreute sie. Mr. Dill fertigte anschließend Abschriften aus dem Gedächtnis an und schickte sie an die Zeitungsbüros. Aber lassen wir das durchgehen.
„Das werde ich ihm nie verzeihen“, murmelte sie bedächtig, „und ich werde auch ihr nie verzeihen oder mich mit ihr abfinden.“
Kapitel 14 Das Erstaunen des Earl
Lord Mount Severn erfuhr erst durch die Heiratsanzeige in den Zeitungen von der Eheschließung. Er war kaum weniger vom Donner gerührt als Miss Corny und kam noch am gleichen Tag mit dem Dampfer nach England. Deshalb verpasste er den Brief, in dem seine Frau ihre Version der Angelegenheit darlegte. In London traf er sich mit Mr. Carlyle und Lady Isabel. Die beiden wohnten dort in einem der Hotels im Westend, allerdings nur für einen oder zwei Tage, dann wollten sie weiterreisen. Als der Earl gemeldet wurde, war Isabel allein.
„Was hat das zu bedeuten, Isabel?“, hob er an, ohne den Umweg über eine Begrüßung einzuschlagen. „Du bist verheiratet?“
„Ja“, antwortete sie mit ihrem hübschen, unschuldigen Erröten. „Schon seit einiger Zeit.“
„Und zwar mit Carlyle, dem Anwalt! Wie konnte es dazu kommen?“
Isabel überlegte, wie es dazu gekommen war, und das so lange, dass sie schließlich eine klare Antwort geben konnte. „Er hat mich gefragt, und ich habe zugestimmt“, sagte sie. „Er ist zu Ostern nach Castle Marling gekommen und hat mich gefragt. Ich war sehr überrascht.“
Der Earl sah sie durchdringend an. „Warum wurde ich darüber in Unkenntnis gelassen, Isabel?“
„Ich wusste nicht, dass du in Unkenntnis gelassen wurdest. Mr. Carlyle hat an dich ebenso geschrieben wie an Lady Mount Severn.“
Lord Mount Severn tappte im Dunkeln und sah auch so aus. „Ich nehme an“, sagte er laut zu sich selbst, „dass dein Vater diesem Gentlemen gestattet hat, täglich in East Lynne seine Aufwartung zu machen. Deshalb hast du dich in ihn verliebt.“
„Eigentlich nicht!“, antwortete sie in amüsiertem Ton. „Ich habe nie auch nur entfernt daran gedacht, mich in Mr. Carlyle zu verlieben.“
„Dann liebst du ihn also nicht?“, fragte der Earl unvermittelt.
„Nein!“, flüsterte sie ängstlich. „Aber ich habe ihn gern – oh, sogar sehr gern! Und er ist so gut zu mir.“
Der Earl strich sich über das Kinn und überlegte. Isabel hatte die einzige vernünftige Schlussfolgerung zerstört, zu der er gelangt war, was die Motive für die übereilte Eheschließung anging. „Wenn du Mr. Carlyle nicht liebst, wie kommt es dann, dass du so klug bist und zwischen ‚mögen‘ und ‚lieben‘ unterscheidest? Es ist doch nicht etwa so, dass du einen anderen liebst?“
Die Frage hatte ins Schwarze getroffen, und Isabel wurde dunkelrot. „Ich werde meinen Ehemann zu gegebener Zeit lieben“ – mehr sagte sie nicht, während sie den Kopf senkte und nervös mit ihrer Uhrkette spielte.
„Mein armes Kind!“, rief der Earl unwillkürlich aus. Aber er gehörte zu den Menschen, die gern alles bis in die Tiefe ausloten. „Wer hat in Castle Marling gewohnt, seit ich abgereist bin?“, fragte er in scharfem Ton.
„Mrs. Levison war zu Besuch.“
„Ich meinte Gentlemen – junge Männer.“
„Nur Francis Levison“, erwiderte sie.
„Francis Levison! Du warst doch nicht etwa so töricht, dich in ihn zu verlieben?“
Die Frage war so zugespitzt und kam so plötzlich, und Isabels Unsicherheit war zu allem Überfluss so groß, dass sie eine beklagenswerte Verwirrung erkennen ließ und der Earl es nicht nötig hatte, weiter zu fragen. Mitleid schlich sich in seinen harten Blick, der sich auf ihr niedergeschlagenes, glühendes Gesicht richtete.
„Isabel“, begann er gewichtig, „Captain Levison ist kein guter Mensch; wenn du jemals geneigt warst, ihn für einen zu halten, mache deinen Geist von dem Gedanken frei und halte ihn auf eine Armeslänge Distanz. Gib die Bekanntschaft auf – ermutige ihn zu keinerlei Vertraulichkeit.“
„Ich habe sie schon aufgegeben“, sagte Isabel, „und werde sie auch nicht wieder aufnehmen. Aber Lady Mount Severn hält offenbar viel von ihm, sonst hätte sie ihn nicht dort wohnen lassen.“
„Sie hält nicht allzu viel von ihm; niemand kann viel von Francis Levison halten“, gab der Earl nachdrücklich zurück.
Bevor Isabel noch antworten konnte, trat Mr. Carlyle ein. Er streckte dem Earl die Hand hin, aber der bemerkte es scheinbar nicht.
„Isabel“, sagte er, „es tut mir leid, dich hinauswerfen zu müssen, aber ich nehme an, ihr habt nur dieses eine Wohnzimmer. Ich möchte ein paar Worte an Mr. Carlyle richten.“
Sie verließ die beiden. Der Earl drehte sich auf dem Absatz um, sah Mr. Carlyle ins Gesicht und sprach in strengem, überheblichem Ton.
„Wie ist es zu dieser Eheschließung gekommen, Sir? Besitzen Sie so wenig Ehrgefühl, dass Sie meine Abwesenheit ausnutzen, um sich in meine Familie zu drängen und Lady Isabel Vane heimlich den Hof zu machen?“
Mr. Carlyle war verwirrt und wie vor den Kopf geschlagen. Er richtete sich zu voller Größe auf und sah mit jeder Faser ebenso furchtlos und weit edler aus als der Adlige. „Mylord, ich verstehe Sie nicht.“
„Ich habe mich doch klar ausgedrückt. Was ist es anderes als Heimlichtuerei, wenn man die Abwesenheit eines Vormundes ausnutzt und ein junges Mädchen zu einer nicht standesgemäßen Eheschließung überredet?“
„In meinem Betragen gegenüber Lady Isabel Vane war keine Heimlichtuerei; und in meinem Betragen gegenüber Lady Isabel Carlyle wird es nichts geben, was nicht ehrenhaft wäre. Eure Lordschaft wurden falsch unterrichtet.“
„Ich würde überhaupt nicht unterrichtet“, gab der Earl zurück. „Ich durfte es erst aus den Zeitungen erfahren – ich, der einzige Angehörige von Lady Isabel.“
„Als ich Lady Isabel den Antrag gemacht habe …“
„Vor noch nicht einmal einem Monat“, unterbrach ihn der Earl sarkastisch.
„Vor noch nicht einmal einem Monat“, wiederholte Mr. Carlyle in aller Ruhe, „bestand meine erste Handlung, nachdem Isabel den Antrag angenommen hatte, darin, Ihnen zu schreiben. Aber wenn ich mir nicht vorstelle, dass Sie den Brief vielleicht nicht erhalten haben – da Sie behaupten, sie hätten von der Eheschließung zum ersten Mal aus der Zeitung erfahren –, würde ich sagen, dass der Mangel an Höflichkeit auf Seiten Eurer Lordschaft lag, da Sie sich nicht dazu herabgelassen haben, mir zu antworten.“
„Was war der Inhalt des Briefes?“
„Ich habe erklärt, was geschehen war, habe erwähnt, was ich im Hinblick auf den Ehevertrag bieten könne, und habe auch geschrieben, dass Isabel und ich wünschten, dass die Zeremonie so bald wie möglich stattfinden möge.“
„Und wohin, bitte, haben Sie den Brief adressiert?“
„Lady Mount Severn konnte mir keine Adresse nennen. Sie sagte, wenn ich ihr den Brief anvertrauen würde, werde sie ihn zusammen mit dem, was sie selbst schrieb, weiterleiten, denn sie rechnete täglich damit, von Ihnen zu hören. Ich gab ihr den Brief und hörte von der Angelegenheit nichts mehr; ihre Ladyschaft schickte mir nur eine Nachricht, und darin stand, da von Ihnen keine Antwort gekommen sei, seien Sie natürlich einverstanden.“
„Ist das wirklich wahr?“, rief der Earl.
„Mylord“, antwortete Mr. Carlyle kühl, „welche Mängel ich in Ihren Augen auch haben mag, zumindest bin ich ein Mann der Wahrheit. Der Verdacht, Sie seien in Unkenntnis über die beabsichtigte Eheschließung gewesen, ist mir nie gekommen.“
„Dann bitte ich Sie insofern um Entschuldigung, Mr. Carlyle. Aber wie ist es überhaupt zu der Ehe gekommen – wie kam es, dass sie in so unziemlicher Eile geschlossen wurde? Wie Isabel mir sagt, haben Sie ihr zu Ostern den Antrag gemacht, und drei Wochen später haben Sie geheiratet.“
„Ich hätte sie noch an dem Tag, an dem ich den Antrag gemacht habe, geheiratet und mitgenommen, wenn es praktikabel gewesen wäre“, gab Mr. Carlyle zurück. „Ich habe jederzeit im Sinne ihrer Bequemlichkeit und ihres Glücks behandelt.“
„Ach, in der Tat!“, rief der Earl, wobei er zu seinem unfreundlichen Ton zurückkehrte. „Vielleicht wären Sie so gütig, mich über die Tatsachen und Ihre Motive in Kenntnis zu setzen.“
„Ich warne Sie: Die Tatsachen werden sich für Sie nicht angenehm anhören, Lord Mount Severn.“
„Gestatten sie mir, das selbst zu beurteilen“, sagte der Earl.
„Am Karfreitag führten mich Geschäfte nach Castle Marling. Am folgenden Tag sprach ich in Ihrem Haus vor; nach Ihrer eigenen und Isabels Einladung war das nur natürlich; es wäre sogar ein Bruch des angenehmen Verhältnisses gewesen, es nicht zu tun, aber ich musste feststellen, dass Isabel misshandelt wurde und elend aussah; sie erfreute sich in Ihrem Haus keineswegs eines angenehmen Zuhause…“
„Wie bitte?“, unterbrach ihn der Earl. „Misshandelt und elend?“
„Schlecht behandelt sogar bis hin zu Schlägen, Mylord.“
Der Earl stand da wie versteinert und starrte Mr. Carlyle an.
„Ich erfuhr es, das muss ich vorausschicken, durch die geplauderten Eröffnungen Ihres kleinen Sohnes; Isabel hätte es mir gegenüber natürlich nicht erwähnt; aber als das Kind gesprochen hatte, leugnete sie es nicht. Kurz gesagt, war sie zu sehr gebrochenen Herzens und zu vollständig in niedergeschlagener Stimmung, als dass sie es hätte abstreiten können. Es weckte in mir Gefühle der Empörung – in mir wuchs das unwiderstehliche Bestreben, sie aus diesem grausamen Leben zu befreien und sie an einen Ort zu bringen, an dem sie Zuneigung und, so hoffe ich, Glück finden konnte. Es gab dazu nur einen Weg, und ich riskierte ihn. Ich bat sie, meine Frau zu werden und in ihr Zuhause in East Lynne zurückzukehren.“
Langsam erholte sich der Earl von seiner Versteinerung. „Wenn ich es richtig verstehe, kamen Sie an jenem Tag, als Sie in meinem Haus vorsprachen, nicht in der Absicht, Isabel einen Antrag zu machen?“
„Nicht im geringsten. Es war ein spontaner Schritt, hervorgerufen durch die Umstände, unter denen ich sie vorgefunden hatte.“
Der Earl durchmaß, immer noch verblüfft und offensichtlich verwirrt, das Zimmer. „Darf ich fragen, ob Sie sie lieben?“, sagte er unvermittelt.
Mr. Carlyle hielt inne, bevor er etwas sagte, und ein plötzliches Rot trat in sein Gesicht. „Solche Gefühle gesteht ein Mann einem anderen kaum einmal ein, Lord Mount Severn, aber ich werde Ihnen antworten. Ich liebe sie leidenschaftlich und aufrichtig; ich habe sie in East Lynne lieben gelernt; aber ich hätte meine Liebe bis zum Ende meiner Tage still mit mir herumtragen können und nie verraten müssen; vermutlich hätte ich das ohne den unerwarteten Besuch in Castle Marling auch getan. Wenn der Gedanke, sie zu meiner Ehefrau zu machen, mir zuvor nie als praktikabel erschienen war, dann weil ihr Rang nach meiner Einschätzung nicht zu meinem eigenen passte.“
„Was ja auch der Fall war“, sagte der Earl.
„Landanwälte haben auch früher schon Töchter von Adligen geheiratet“, bemerkte Mr. Carlyle. „Ich habe zu der Liste nur einen weiteren Namen hinzugefügt.“
„Aber Sie können sie nicht als Tochter eines Adligen versorgen, nehme ich an?“
„East Lynne wird ihr Zuhause sein. Im Vergleich zu ihrem Vater werden wir einen kleinen, ruhigen Haushalt führen. Wie ruhig er ist, habe ich Isabel als allererstes erklärt, und sie hätte sich dann zurückziehen können, wenn sie es gewünscht hätte. Ebenso habe ich es Lady Mount Severn ausführlich erläutert. East Lynne wird an unseren ältesten Sohn fallen, falls wir Kinder haben sollten. Mein Beruf ist höchst einträglich, mein Einkommen gut; würde ich morgen sterben, könnte Isabel sich über East Lynne und rund dreitausend Pfund im Jahr freuen. Ich habe alle diese Einzelheiten in dem Brief dargestellt, der offensichtlich nicht zugestellt wurde.“
Der Earl antwortete nicht sofort; er war in Gedanken versunken.
„Ich hoffe, Eure Lordschaft bemerken, dass in meinem Betragen gegenüber Lady Isabel keine ‚Heimlichtuerei‘ zu erkennen ist.“
Lord Mount Severn streckte die Hand aus. „Als Sie hereingekommen sind, Mr. Carlyle, habe ich Ihnen meine Hand verweigert, wie Sie vielleicht bemerkt haben, und jetzt verweigern Sie mir vielleicht die Ihre, aber ich wäre stolz darauf, sie zu ergreifen. Wenn ich Unrecht habe, bin ich mir nicht zu schade, es einzuräumen; und ich muss jetzt meiner Ansicht Ausdruck verleihen, dass Sie sich höchst freundlich und ehrenhaft benommen haben.“
Mr. Carlyle lächelte und legte seine Hand in die des Earl. Dieser hielt sie fest, während er im Flüsterton weitersprach.
„Natürlich kann ich mich nicht der Tatsache verschließen, dass Sie im Zusammenhang mit Isabels schlechter Behandlung auf meine Frau angespielt haben. Hat es sich außer zwischen Ihnen noch anderswo herumgesprochen?“
„Sie können sicher sein, dass weder Isabel noch ich selbst es erwähnen würde; wir werden es aus unseren Erinnerungen tilgen. Tun wir so, als hätten Sie es nie gehört; es ist vergangen und vergessen.“
„Isabel“, sagte der Earl, als er am Abend ging, nachdem er den ganzen Tag mit den beiden verbracht hatte, „als ich heute Morgen herkam, war ich fast bereit, deinen Mann zu schlagen, und jetzt, da ich gehe, habe ich Hochachtung vor ihm. Sei ihm eine gute, treue Ehefrau, denn er hat es verdient.“
„Natürlich werde ich das sein“, antwortete sie überrascht.
Lord Mount Severn fuhr weiter nach Castle Marling und führte dort ein stürmisches Gespräch mit seiner Frau – es war so stürmisch, dass die Geräusche auch an die Ohren der Dienstboten drangen. Noch am gleichen Tag fuhr er wütend wieder ab und reiste nach Mount Severn.
„Dort wird er Zeit haben, sich abzukühlen, bevor wir uns in London wiedertreffen“, lautete der Kommentar von Mylady.
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