Kitabı oku: «Das wunderbare Licht, in dem wir leben», sayfa 2

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Ein wichtiger Hinweis auf diese Zusammengehörigkeit findet sich schon ganz am Anfang unseres Glaubens: Dort stehen weder hier Priester/Leitung noch dort Volk/Gemeinde. Vielmehr stehen da Menschen, die Jesus in seine Nachfolge, seinen Dienst und seine Gemeinschaft gerufen hat. Diese Menschen – nicht nur »die Zwölf« hervorgehobenen und Apostel genannten, sondern auch weitere Jünger und Jüngerinnen – sind in den Evangelien sowohl als glaubendes, hörendes und liebendes, in die Schule und Erziehung Jesu genommenes Volk als auch in verschiedener Weise als Offenbarungszeugen und -zeuginnen, als Beauftragte, Bevollmächtigte, zukünftige Leitungsverantwortliche angesprochen. Sie sind mit allen ihren Stärken und Schwächen, die auch die unseren sind, auf dem Weg mit Jesus, hinter ihm her. Sie sind kein »Klerus«! Das ganze Volk Gottes, das in ihnen mit Jesus auf dem Weg ist, ist Anteil (κλρος) des Herrn. Viel zu tief ist die Gemeinsamkeit, die Verbundenheit mit uns allen in ihrer offen einbekannten menschlichen Bedürftigkeit auf ihrem Glaubensweg mit Jesus. Viel zu nahe sind sie uns auch im Bekenntnis ihrer eigenen Schwäche. Sie sind zuallererst Menschen und Christen auf dem Weg, der Jesus ist. Das ist ihre Lebensquelle, die sie ganz erfüllt und dankbar und glücklich macht und sie urmächtig zum Zeugnis drängt. Wie viel mehr hat uns doch in allen christlichen Generationen die selbst eingestandene und weitererzählte Verleugnung und Umkehr des Petrus geholfen als alle Bestrebungen des Erhabensein-Wollens in der Kirchengeschichte bis heute. Welche Geschichte einer Liebe! Das oft zitierte Wort des Bischofs Augustinus, dem wir weiter unten nochmals begegnen werden, ist und bleibt erstaunlich zutreffend: »Wo mich erschreckt, was ich für euch bin, tröstet mich, was ich mit euch bin. Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ. Jenes bezeichnet das Amt, dieses die Gnade; jenes die Gefahr, dieses das Heil.« Im Gemeinsamen also liegen die Gnade und das Heil. Ein Jahrhundert der »Laien«, eine Belebung des Priestertums aller könnte uns allen viel Gnade und Heil bewusst und zugänglich machen.

Das Zweite Vatikanum hat das Bild einer Communio-Kirche, einer Kirche des einen »Volkes Gottes« entworfen, in fundamentaler Gleichheit aller, das Bild jener »neuen Gesellschaft«, wie sie von Anfang an war, in der ein Kirchenbild mit einer Gliederung wie z.B. in eine »lehrende« (Klerus) und eine »hörende« (Laien) Kirche keinen Platz mehr hat. Hörende Kirche sollten vielmehr alle sein und werden! Und ebenso lehrende im Sinne des Lebens und Weitertragens der Botschaft.

»Eines ist also das auserwählte Volk Gottes: ›Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe‹ (Eph 4,5); gemeinsam die Würde der Glieder aus ihrer Wiedergeburt in Christus, gemeinsam die Gnade der Kindschaft, gemeinsam die Berufung zur Vollkommenheit … und ungeteilt die Liebe … Es ist also in Christus keine Ungleichheit aufgrund von Rasse und Volkszugehörigkeit, sozialer Stellung oder Geschlecht; denn ›es gilt nicht mehr Jude und Grieche, nicht Sklave und Freier, nicht Mann und Frau; denn alle seid ihr einer in Christus Jesus‹ (Gal 3,28; vgl. Kol 3,11) … alle (sind) zur Heiligkeit berufen … Wenn auch einige nach Gottes Willen als … Hirten für die anderen bestellt sind, so waltet doch unter allen eine wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi« (LG 32). Das sind Konzilsworte, die noch verbreitet in der Kirche bis hinein in manche Seelsorgepraxis nicht wirklich Boden gewonnen haben. Allein schon atmosphärisch wäre sonst vieles anders.

»Kreative, gleichrangige, wechselseitig wertschätzende Verhältnisse« müssen entstehen, damit das Geschenk des Selbstverständnisses der Kirche als das eine »Volk Gottes« bewusst werden kann. Das ist Auftrag der Kirche und ergeht in erster Linie an das Leitungsamt selbst, also an diejenigen, die im Dienstamt des Presbyters stehen. Denn sie haben die größere Möglichkeit und Mächtigkeit des Gestaltens. Das vorliegende Buch möchte ein Impuls und Beitrag dazu sein, diese Verantwortung wahrzunehmen. Denn ich bin auch überzeugt, dass mit der wirksamen Entdeckung und Wahrnehmung des gemeinsamen Priestertums aller Glaubenden zugleich »die spirituelle Notwendigkeit und das geistliche Geschenk, das im Amtspriestertum steckt«, wieder deutlicher erkennbar wird.12

Unsere gemeinsame Hoffnung verleiht uns ein »stolzes Bewusstsein«, so übersetzt die Einheitsübersetzung in Hebr 3,6. Das ist ein Kennzeichen dieser neuen Gesellschaft. Es verbindet uns alle, ob Amtsträger oder nicht, auf unseren Herrn gestellt in gleicher Weise.

Priester im Neuen Testament

»Priester« ist ein kultischer Begriff, der der Sache nach in vielen Religionen eine auch sozial bedeutsame Rolle spielt. Uns interessiert hier vor allem seine Bedeutung im biblischen Kontext.

»Der Priester (ἱ∈ρ∈ύς) ist im Volk Israel und in der religiösen Umwelt von damals eine vertraute Gestalt, eine Person, die eine besondere Funktion im sakralen Bereich eines Tempels hat (Leitung kultischer Zeremonien, Darbringung von Gebeten und Opfern [vgl. Hebr 5,1]), die Zugang zum Heiligen (Heiligtum [ἱ∈ρόν] und Allerheiligstes als Ort besonderer Gottesnähe) besitzt, sich im kultischen Sinn einem Gott nahen darf und dabei die Rolle eines Mittlers zwischen Gott und dem Volk einnimmt.«13

Aus diesem Bereich kommt also der Priesterbegriff, den das Neue Testament in seiner späten Zeit im Bezug auf Jesus und die Glaubenden als Metapher (als Bildwort) anwendet. »Metapher« deshalb, weil es Jesus, indem es ihn z.B. als Hohenpriester bezeichnet, nicht in die Reihe der alttestamentlichen Priester und Hohenpriester stellt, sondern ihn auf dem Weg eines Vergleiches in seiner Unterschiedenheit und im Grunde Unvergleichlichkeit und so in seiner Einmaligkeit und als Erfüllung aller Vorausbilder darstellt: Er ist Priester auf eine einmalige, nie da gewesene und letztgültige Weise. Und die Glaubenden sind es mit ihm.

Da geht es um den Zugang, den freien Zugang zu Gott, in Unmittelbarkeit; um die Befähigung zur Vermittlung, also Mittler zu sein zu/bei Gott; es geht ums Darbringen, ums Opfern-Können auf kompetente und wirksame Weise. Eng damit verbunden ist das Versöhnen und Vergebung Erwirken und so den ersehnten Frieden Herbeiführen. Eine interessante Beobachtung soll hier als Zwischenbemerkung eingefügt werden. Nicht in den Bereich der Priester-Metaphern des Neuen Testamentes fällt es meines Wissens, Weisung zu erteilen (vgl. etwa Jer 18,18: »Denn nie wird dem Priester die Weisung ausgehen …«) und Wortverkündigung oder etwa die Leitung einer Gemeinde. D.h. wohl, dass wir da mehr in den Bereich des Apostels, des Propheten, des Lehrers kommen und in den der Ältesten, der Vorsteher und Episkopen. »Priester«, »Prophet« und »König« sind nicht miteinander zu vermengen, haben aber dennoch einen inneren Zusammenhang. »Priester« und »König« können z.B., wie in der Offenbarung des Johannes, eine feste und sicherlich nicht zufällige Verbindung eingehen.

1. Der Hebräerbrief: Der eine Priester, das eine Opfer und die Opfer der Christen14

Die genannten priesterlichen Attribute können, wie der Hebräerbrief – spät und als einzige Schrift im Neuen Testament – zeigt, auf Jesus Anwendung finden. Freilich in einmaliger Weise. Er hat uns durch seine Hingabe in den Tod den Zugang zum Vater erschlossen, ja er ist, als unser »Vorläufer«, selbst für uns dieser Zugang »ins Allerheiligste«, hinter den »zweiten Vorhang« (9,3), »vor Gottes Angesicht« (9,24). Es ist ein unmittelbarer Zugang für alle Glaubenden, vermittelt nur durch ihn, der sie – einen jeden und eine jede – für immer dahin mitnimmt. Denn er hat auf seinem Weg hinter den Vorhang das Hindernis unserer Sünden auf sich genommen und weggeräumt, indem er »ein für allemal … sich selbst darbrachte« (7,27) Hier begegnen wir einem Schlüsselwort dieser Anschauung Jesu als Priester: Es sind nicht irgendwelche, nicht die konventionellen Opfer, die er bringt, und wären sie noch so kostbar. Er hat vielmehr sich selbst dargebracht! Der Begriff »Opfer« hat sich dadurch radikal verändert. Selbstgabe ist seither, mag es auch noch so viele Einzelmomente und Einzelschritte darin geben, das Einzige, das letztlich Leben und Tod christlich verändert. Seine Selbstgabe und unsere mit ihm. Diese einzigartige priesterliche Kompetenz Jesu, aus der die priesterliche Kompetenz aller Glaubenden sich herleitet, wird uns noch besonders beschäftigen.

Zu der Art und Weise, wie Jesus uns freien Zugang (Eph 2,18; 3,12) ins Allerheiligste verschafft, gehört wesentlich, dass er »der Sohn« ist, dass er also an sich schon bei Gott (d.h. in der kultischen Sprache, die hier gewählt ist, »im Allerheiligsten«) zu Hause ist. Um uns alle aber dahin mitzunehmen, muss er und will er unser Todesschicksal der Sünde teilen, indem er, diesen Weg mit uns und für uns gehend, sich selbst darbringend »mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Heiligtum« hineingeht, um sein »Volk zu heiligen« (Hebr 9,12; 13; 12). Denn »er musste in allem den Brüdern/Schwestern gleich sein, um ein barmherziger und treuer Hoherpriester vor Gott zu sein und die Sünden des Volkes zu sühnen« (2,17). »Obwohl er der Sohn war, hat er durch Leiden den Gehorsam gelernt« (5,8), den wir verlernt hatten und so schwer wiederum lernen – nicht irgendeinen, sondern den elementaren unserer Existenz. Obwohl er »der Sohn« und also bei Gott zu Hause war, ist er mit uns unseren mühsamen Weg in sein Haus gegangen und hat uns so diesen Weg eröffnet, um uns aufzunehmen in seine einmalige Beziehung und Stellung zu/in Gott.

Und wenn es noch so mühsam wurde, er hat uns dabei immer als Brüder und Schwestern angesehen, als Söhne und Töchter seines Vaters mit ihm. Seine Gemeinschaft mit uns, für die er sich vor seinem Vater entschieden hat (»Siehe, ich und die Kinder – die Brüder und Schwestern –, die Gott mir gegeben hat« 2,13) und für die er bis zum Äußersten, bis zur Hingabe seiner selbst geht, offenbart uns durch die Liebe, mit der er das tut, eine Weise der Versöhnung und der Vergebung, die wir annehmen können. So bewirkt seine freiwillige Lebenshingabe für uns »ein für allemal« Sündenvergebung und »ewige Erlösung«. Indem er so unsere Gottesbeziehung heilt und uns als Geschwister annimmt um jeden Preis, und sei es auch um den Preis seiner selbst, schafft und verkündet er Frieden, Frieden »den Fernen und … den Nahen« (Eph 2,17).

Als Antwort auf die erlösende Selbstgabe Jesu können und sollen auch wir »Opfer« darbringen. Jesus selbst ist durch seine Hingabe zum Altar unserer Hingabe geworden. Unsere Opfer sind nicht solche, die uns Erlösung und Heil erwirken könnten oder müssten, denn das ist ja schon ein für allemal durch ihn geschehen. Es sind vielmehr Opfer des Lobes und des Dankes: »Durch ihn also lasst uns Gott allezeit das Lobopfer darbringen, nämlich die Frucht der Lippen, die seinen Namen preisen« (Hebr 13,15; Hos 14,3). Unser Weg zur Heimatstadt (es ist dies das für den Hebräerbrief charakteristische Bild von der Kirche als dem wandernden Gottesvolk), den wir mit Lob und Dank auf unseren Lippen gehen, ist der von ihm vorausgegangene: »Lasst uns also zu ihm hinausziehen außerhalb des Lagers (dorthin, wo die Tierkadaver verbrannt werden, »deren Blut vom Hohenpriester zur Sühnung der Schuld in das Heiligtum gebracht wird«: 13,11) und seine Schmach tragen« (13,13). Denn Jesus hat »außerhalb des Tores« (13,12) gelitten (an der »Schädelstätte«; auch das Heiligtum Israels auf seiner Wüstenwanderung, das Bundeszelt, war »für sich außerhalb des Lagers«, »in einiger Entfernung« aufgeschlagen: Ex 33,7). Und noch ein weiteres Opfer, das wir auf unserem Weg mit Jesus darbringen sollen, wird hier genannt: »Vergesst nicht, Gutes zu tun (das entsprechende griechische Wort »Wohltun, ∈ὐποιία« nur hier im NT) und mit andern zu teilen (wörtlich: die Gemeinschaft), denn an solchen Opfern hat Gott Gefallen« (13,16). Nur an diesen zwei Stellen im Hebräerbrief ist also von Opfern, die die Christen darbringen, die Rede – und diese sind keine kultischen Opfer. Lobopfer, Wohltun und Gemeinschaft – darin vergegenwärtigt sich das eine Opfer, die Lebenshingabe Jesu. Das ist es, was uns zu geben und darzubringen von ihm geschenkt und aufgetragen ist.

2. Im Gefolge von Ex 19,4–6

»Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern angetan habe, wie ich euch auf Adlerflügeln getragen und hierher zu mir gebracht habe. Jetzt aber, wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet, werdet ihr unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein. Mir gehört die ganze Erde, ihr aber sollt mir als ein Reich von Priestern und als ein heiliges Volk gehören. Das sind die Worte, die du den Israeliten mitteilen sollst« (Ex 19,4–6).

a) 1. Petrusbrief

Der 1. Petrusbrief zitiert Ex 19,4–6 nach der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes, der sog. Septuaginta (LXX). In 1 Petr 2,9 finden wir die entsprechende Zusage an die christliche Adressatengemeinde: »Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.« Daran angefügt sind in V. 10 zwei Worte aus dem Propheten Hosea (1,9.6): »Einst wart ihr nicht sein Volk, jetzt aber seid ihr Gottes Volk; einst gab es für euch kein Erbarmen, jetzt aber habt ihr Erbarmen gefunden.« Zuvor wird in V. 5 das Thema der Priesterschaft schon einmal angesprochen: »Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen.«

Die Zusage richtet sich an die Christen, die damals verstreut in relativ kleinen Gemeinden lebten, als das Volk, das völlig neu durch Gottes freie Erwählung in Jesus entstanden ist. Angesprochen ist nicht mehr das jüdische Volk, das alte Israel, sondern ein neues Volk aus Juden und Heiden aus allen Völkern. An diesem neuen Volk erfüllt sich jetzt die alte Zusage an Israel in Ex 19: besonderes Eigentum Gottes zu sein, ein auserwähltes Geschlecht und ein heiliger Stamm (obwohl es keine gemeinsame leibliche Abstammung mehr gibt!). Heilig, weil – wie schon in Ex 19 – der Erwählende heilig ist, der es für sich aussondert, und weil Jesus es ist, auf den dieses neue Volk sich aufbauen lässt zu einer heiligen und königlichen Priesterschaft. Die Bedingung in Ex 19 »wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet« wird nicht mehr genannt, denn im Glauben an Jesus Christus hat die Zusage für immer ihre absolut verlässliche Erfüllung gefunden.

In ihm also sind alle Christen zu einer heiligen und königlichen Priesterschaft erwählt, gegründet auf ihn, den »auserlesen kostbaren Eckstein« (1 Petr 2,6). Das betrifft zunächst das neue auserwählte Eigentumsvolk als Ganzes. Zugleich sind, selbstverständlich, auch die Einzelnen darin, die sich da »als lebendige Steine« zu einer solchen Priesterschaft »aufbauen« lassen (V. 5), Träger dieses Priestertums – beschenkt mit der königlich-priesterlichen Würde der Erwählung. In dem erwählten Volk gibt es »Presbyter« (Älteste), die eine Hirtenaufgabe in und an der Gemeinde haben und bei Gelegenheit dieses Briefes ermahnt werden, dieser frei und gerne und nicht als Herren über die Gemeinde nachzukommen; die Jüngeren sollen sich ihnen unterordnen, und allen gemeinsam wird ans Herz gelegt, einander in Demut zu begegnen (5,1–6). Diese Presbyter sind offensichtlich Teil jener Priesterschaft, die vom erwählten Volk als Ganzem gebildet wird. Es werden im Bezug auf sie keine eigenen priesterlichen Begriffe oder Konnotationen ausgesagt.

Der Auftrag an das gesamte erwählte königlich-priesterliche Eigentumsvolk, sein »Erwählungszweck« ist im V. 9 selbst so formuliert: »damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.« Jes 43,21 klingt hier an: »Das Volk, das ich mir erschaffen habe, wird meinen Ruhm verkünden.« Es tut dies, indem es in Sein und Wort und Tat das Große zum Leuchten bringt und weitersagt, was Gott an ihm getan hat. Spezifisch priesterlicher klingt in V. 5 die Aufforderung, sich »zu einer heiligen Priesterschaft« aufbauen zu lassen, »um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen.« »Geistige Opfer« kann hier, auch aus dem ganzen Kontext des Briefes, nicht kultisch verstanden sein, sondern vielmehr im Sinne der Hingabe der Existenz, einer dem Glauben entsprechenden Lebensführung, der Berufung aller zu einem Leben nach dem Beispiel und in den Spuren Christi (2,21ff.). Die kultisch-bildhafte Sprache von »Priesterschaft«/»Priestertum«/»heiliger, königlicher Priesterschaft« versteht sich also in einem nicht kultischen Sinn. Das »geistige Opfer« der Christen ist dementsprechend ihr eigenes, von Jesus Christus und seiner Lebenshingabe geprägtes Sein und Leben, das sie, in den verschiedensten Lebenssituationen, als auserwähltes Eigentumsvolk darbringen.

b) Priester in der Offenbarung des Johannes 15

Wie wir sehen, handelt es sich bei Jesus um ein Priestertum besonderer Art, das sich in allen Vergleichspunkten als einmalig erweist. Ebenso ist es auch im Bezug auf unser aller Priestertum. »Im Volk Israel wie in anderen Völkern kommt die Priesterwürde nur wenigen zu. Im Sinne der Offenbarung des Johannes haben diese Würde alle, und zwar als von Jesus Geliebte und Erlöste.« Jesus »liebt uns und hat uns von unseren Sünden erlöst durch sein Blut; er hat uns zu Königen gemacht und zu Priestern vor Gott, unserem Vater« (Offb 1,5b–6). Jesus erlöst uns durch die Liebe seiner Lebenshingabe, »durch sein Blut«, von unseren Sünden. Der Blick richtet sich auf das Lamm, das dasteht »wie geschlachtet«, gewaltsam durch Menschen getötet. Das festzuhalten ist dem Autor der Offenbarung überaus wichtig. Er, Jesus, erlöst uns in seinem Blut und zugleich, im selben oder besser in seinem letzten Atemzug schafft er uns neu »zu einem Königreich« und »zu Priestern« – sein ganzes Volk, das er sich mit solchem Einsatz erworben und »erkauft« (Offb 5,9) hat. Durch das Blut seiner Lebenshingabe hat er uns alle zu einem königlichen Volk von Priestern geweiht (Taufweihe!), geweiht »zu Priestern vor Gott seinem Vater«. Das bedeutet: Er hat uns in seine einmalige und eigenste Gottesbeziehung aufgenommen, in seinen eigenen einzigartigen und unmittelbaren Zugang zu seinem Vater. Wir erinnern uns an das Wort Jesu, des Auferstandenen: »Ich steige hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott« (Joh 20,17). Die königliche und priesterliche Würde, die er seinem Volk und jedem und jeder Einzelnen darin schenkt, ist mit einem »Herrschen mit ihm« (Offb 5,10; 20,6; vgl. auch 2,26f.; 3,21!) verbunden, dem »König der Könige« (z.B. Offb 17,14), der durch seine Lebenshingabe, die in Tod und Auferstehung sich vollzieht, die Macht und Vollmacht erlangt hat, den endzeitlichen Gerichtsplan Gottes durchzusetzen – denn als »das Lamm, das geschlachtet wurde« (Offb 5,12), ist er allein würdig, »das Buch zu empfangen und seine (sieben) Siegel zu öffnen« (Offb 5,9). Das Herrschen der Erlösten mit Christus ist stärker als die Herrschaft des Bösen in dieser Welt. Zum Verständnis dieses Herrschens muss sehr klar angemerkt werden: »Nie ist von einem Herrschen über etwas die Rede oder über jemanden, der dann der Unterworfene wäre.« Es ist ein Herrschen »mit Christus«, dienend und erlösend, ein »königliches Verhalten« also, unverwechselbar im Sinne Jesu. Die Erlösten haben jedoch Priestertum und Herrschaft nicht nur auf dieser Erde, sondern auch als Auferweckte von den Toten: »sie werden Priester Gottes und Christi sein und werden herrschen mit ihm …« (Offb 20,6), dem »Erstgeborenen von den Toten« (Offb 1,5). Dass sie Priester sind, betont der gefüllte Ausdruck »Priester Gottes und Christi«, und endzeitliche Herrschaftsfunktion haben, das dient zur Beschreibung des Menschen in seiner himmlischen Vollendung. Ihr Priestertum, das sie auf dieser Erde innehatten, und ihre Herrschaft mit Christus als priesterliches Gottesvolk (vgl. Taufe / Firmung und Presbyterweihe) haben unauslöschlichen Charakter (»character indelebilis«). Ihr Lobpreis im Himmel klingt mit dem Lobpreis des königlich-priesterlichen Volkes auf der Erde in einem mächtigen, vielstimmigen, wechselchörigen »Halleluja«-Gesang zusammen (Offb 19,1–8).

Was das Königtum und das Priestertum der von Christus Erlösten betrifft und dass wir durch ihn »gekauft« sind, darin schließt der Autor der Offenbarung des Johannes an Ex 19,4–6 an, jedoch – anders als der erste Petrusbrief – in seiner hebräischen Form: »Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern angetan habe und wie ich euch auf Adlerflügeln getragen und euch zu mir gebracht habe. Und nun, wenn ihr willig auf meine Stimme hören und meinen Bund halten werdet, dann sollt ihr aus allen Völkern mein Eigentum sein; denn mir gehört die ganze Erde. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein.« Ich habe »euch zu mir gebracht«, denn ihr sollt »aus allen Völkern mein Eigentum sein«. Wie Gott sich auf einmaligen Wegen und in einmaliger Weise um sein Volk bemüht und es zu sich herbeigebracht hat, so hat Jesus »in seinem Blut Menschen für Gott erkauft (sodass sie also sein Eigentum sind) aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern«. Er hat die alttestamentlichen Verheißungen erfüllt, indem er uns »für unseren Gott zu einem Königreich und zu Priestern machte«. Schon das alttestamentliche Wort lässt allen priesterliche Würde zukommen, gibt also allen in gleicher Weise Zugang zu dem Heiligen, sodass sie sich unmittelbar Gott nahen dürfen. Es ist freilich ein in der Geschichte Israels gegenüber dem Tempelpriestertum offenbleibendes, an Bedingungen geknüpftes, in die Zukunft gerichtetes Wort, mit einem Anklang in Jes 61,6: »Ihr alle aber werdet ›Priester Jahwes‹ genannt werden, man sagt zu euch ›Diener unseres Gottes‹.« In der Offenbarung des Johannes wird nun jedoch die doppelte Bedingung von Ex 19,4–6, auf Gott zu hören und seinen Bund zu halten (vgl. auch 1 Petr 2,9), nicht mehr genannt. Wiederholt wird vielmehr hervorgehoben, dass jetzt die Erfüllung geschehen ist – nämlich durch die Lebenshingabe Jesu in seinem Blut. Sie ist die Grundlage für die königliche Würde und das gemeinsame Priestertum aller mit dem besonderen Zugang zu Gott und mit ihrer Herrschaftsfunktion schon jetzt in dieser Welt. Bleiben es trotzdem wiederum Zukunftsworte? Es liegt an uns, ob wir »den Worten des Buches dieser Prophetie« (Offb 22,19) Beachtung schenken und sie aufgreifen.

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