Kitabı oku: «Kater sucht Kätzchen», sayfa 3

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5

John lief mit seinem Tablett quer über die Tanzfläche. Mittlerweile war es schon bedeutend ruhiger geworden. Nur noch vereinzelt waren Paare auf der Tanzfläche. John konnte ungehindert an den Tanzenden passieren. John war irgendwie lustlos. Es lief alles schief. Isabella war mit diesem Proleten verlobt. Anscheinend war ihr Geschmack in Sachen Männer zum Kotzen. Nichts desto trotz war sie noch unverheiratet. Er konnte sich dazwischen drängen. Das Spiel lief und er musste seinen Einsatz machen. Und erst wenn die Kugel in einer Zahl landete, war das Spiel zu Ende. Rien ne vas plus. Von wegen!

Er setzte sein bestes Lächeln auf und straffte die Schultern. Das wäre doch gelacht. Er würde als Gewinner aus diesem Match gehen. Der Typ hatte vielleicht die erste Schlacht gewonnen, aber der Krieg würde zu seinen Gunsten ausgehen. Isabella. Diese Frau ging ihm unter die Haut. Der bloße Gedanke an dieses zarte Wesen trieb ihm eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Nicht nur Schmetterlinge flogen durch seinen Bauch. Nein! Es waren Flugzeuge.

Wenn Isabella seine Verlobte wäre, würde er sie garantiert nicht wie einen Besen über die Tanzfläche schieben. Das war echt unterste Schublade. Wie konnte sich so eine hübsche und anscheinend auch wohlhabende Frau mit so einem Schnösel abgeben? Er konnte es ja verstehen, wenn sich eine hübsche, nicht ganz so vermögende Frau mit einem reichen Mann einließ. Schließlich war das Leben nicht einfach und wenn man arm war, noch viel schwerer. Nicht dass er viel Geld zum Leben brauchte. Schließlich kam er jetzt auch mit weniger aus. Aber damals war er nicht gerade der sparsamste Mensch auf diesem Planeten gewesen.

Im Moment lebte er nicht auf der Sonnenseite. Er musste hart arbeiten. Doch es war sein Schweiß und seine Arbeit, die ihm das Geld einbrachte. Niemand konnte ihm am Ende des Monats die Kreditkartenabrechnung unter die Nase halten. Seine Eltern versicherten ihm zwar immer, dass es kein Problem für sie sei, wenn er soviel Geld ausgab. Aber der abfällige Blick seines Vaters sprach eine andere Sprache. Und nach einer gewissen Zeit wurde es ihm so unangenehm, dass er seinen Konsumrausch auf ein Minimum reduzierte.

„Darf ich Ihnen noch ein Glas anbieten?“, fragte er nacheinander die Leute. Aber anscheinend verging einem nach gewisser Zeit die Lust auf gratis Champagner, denn die meisten lehnten dankend ab. Hurra, gleich Feierabend, dachte John erleichtert. Seine Füße wollten sich unbedingt in der horizontalen Lage ausruhen und es war ihnen völlig egal, ob sie heute Nacht alleine blieben.

John brachte das halbvolle Tablett zurück an die Bar.

„Die Leute haben wohl genug?, frotzelte Timo.

„Kannst du mal die Möglichkeiten einer Co-Partnerschaft mit der Polizei ausloten? Vielleicht könnten wir halbe/halbe mit den Strafzetteln wegen Trunkenheit am Steuer machen?“, platzte es aus John heraus. „Wäre doch bestimmt ein einträgliches Geschäft!“

„Du hast Ideen! Ich denke, die meisten der Herrschaften sind per „du“ mit denen. Keiner belangt einen Baumann wegen Trunkenheit am Steuer. Das ist der Vorteil, den man sich erkaufen kann.“

„Vielleicht sollte ich zurück nach Hause gehen!“, rief John nachdenklich.

„Ist das dein Ernst?“, fragte Timo hoffnungsvoll.

Ihm würde es gefallen, wenn sein Freund aus dieser heruntergekommenen Absteige auszog.

„Nicht wirklich. Ich will meine Freiheit genießen. Mein Vater kann mich mal.“

„Und was ist mit deiner Mutter?“

Timo wusste genau, dass hier Johns wunder Punkt verborgen lag.

„Die vermisse ich schrecklich. Mein Vater und ich? Das gibt nur Krieg.“

„Du könntest ja aufhören, ein so dickschädeliger Esel zu sein und einen Schritt auf deinen Vater zugehen.“

„Und wofür? Damit er mich in seine Firma steckt?“

„Du hast nun mal leider keine anderen Eltern. Du musst dich mit ihnen arrangieren.“

„Warum sollte ich? Nenne mir nur einen Grund dafür?“

„Deine Mom.“

„War ja klar!“, stöhnte John.

„Dir ging es doch immer gut! Oder?“

„Das behaupte ich doch gar nicht. Klar bin ich lieber in unserem Bentley durch die Gegend gekurvt als mit dieser Blechschleuder.“

„Warne doch deinen Vater vor. Wenn er das rostige Geknatter deiner alten Karre hört, soll er sich im Gartenhäuschen verkriechen.“

„Das wäre eine Idee. Aber ich glaube, er schießt mich mit seiner Schrotflinte über den Haufen und tarnt es als Jagdunfall.“

„Du übertreibst komplett“, lachte Timo. „So schlimm ist dein Vater nun auch nicht.“

„Du hast Recht. Er muss erst jemanden schmieren, damit es als Unfall durchgeht.“

„Ich gebe es auf.“

„Das versuche ich dir schon die ganze Zeit zu verklickern. Aber du bist ja beratungsresistent.“

„Aber du! Ich hab gehört, wem du da an die Gurgel gegangen bist.“

„Weiß Antoine davon?“

„Nein! Sonst wärst du schon einen Kopf kürzer!“

„Wenn du dich in die Scheiße reitest, dann aber richtig. Und Isabella Gomez ist eine lebende Legende. Sie ist der berufliche Pit Bull Terrier. Wer sich der in den Weg stellt, kann sich schon mal einen Grabstein bestellen.“

„Dann verstehe ich nicht, warum sie dem Armleuchter nicht in die Fresse gehauen hat?“

„Steht vielleicht drauf“, kicherte Timo. „Isabella Gomez? Du bist der Hammer.“

„Du hast sie doch auch nicht erkannt.“

„Es war viel zu viel los. Ich kann froh sein, dass wir den Ansturm bewältigen konnten. Antoine muss dringend Leute einstellen, wenn wir den Osterdeal bekommen. Das ist eine gute Chance für dich, die Karriereleiter zu erklimmen.“

„Dann brauchen wir uns doch keine Sorgen zu machen.“

„Da bin ich mir unsicher. Marcel Baumann wird dich fertig machen, bevor du bis 10 gezählt hast.

„Bin ich schon einen Kopf kürzer? Nein, also?“

6

John versuchte optimistisch zu bleiben. Wenn der Kerl ihm hätte ans Bein pissen wollen, wäre es bestimmt schon passiert. Timo sollte die Kirche im Dorf lassen. Schließlich war der Vorfall nicht so schlimm gewesen. John freute sich schon auf Isabellas Anruf. Die Nachricht war geheimnisvoll genug gewesen, dass sie zurückrufen musste. Sie war eine Frau und Frauen waren von Natur aus neugierig. Er konnte nur das Beste hoffen. Ob Helen wohl den Zettel in Isabellas Jacke gesteckt hatte? Schließlich war es nicht ganz ungefährlich für sie, falls Isabella sich über den Zettel beschwerte. Denn nur sie konnte die Nummer in ihre Jacke gesteckt haben.

Er könnte es verstehen, wenn Helen Skrupel hatte. Er kannte Helens Gefühle. Doch er konnte nicht mit ihr zusammen sein. Sie war wie eine kleine Schwester für ihn. Helen war so nett, ihm keine Szene zu machen oder gar eifersüchtig zu sein. Er mochte Helen gerne und er würde bestimmt noch mehr mit ihr unternehmen, doch er wollte keine unnötigen Gefühle in ihr hochkochen lassen. Er konnte gerade am eigenen Leib spüren, wie schlimm unerwiderte Gefühle sein konnten. Auch wenn er Isabella erst seit ein paar Stunden kannte, fühlte er sich innerlich wie zerrissen und alleine gelassen.

Und Timo verstand ihn auch nicht. Wie denn auch? Er verstand es ja selbst nicht.

„Was soll nun passieren?“, unterbrach Timo Johns Gedanken.

„Woher soll ich das wissen?“

„Sie ruft an oder nicht!“

„Wer ruft an?“

„Na Isabella.“

„Hä? Hab ich da was nicht mit gekriegt?“

„Eine ganze Menge, wie mir scheint!“, lachte John.

„Woher hat Isabella Gomez deine Nummer?“

„Von Helen.“

„Wieso Helen?“

„Sie hat ihr einen Zettel mit meiner Nummer in die Jacke gesteckt.“

„Sie hat was?“, fragte Timo ungläubig.

„Du hast schon richtig gehört!“, bestätigte John stolz.

„Du hast nicht mehr alle Latten am Zaun!“

„Danke für das Kompliment. Ich finde das eine tolle Idee!“

„Jeder schaufelt sich sein Grab selbst. Die ruft doch eh nicht zurück. Der Kerl ist steinreich. Warum sollte sie sich für dich interessieren?“

„Meine Eltern sind mindestens genau so reich. Aber warum reden wir hier von ein paar Milliönchen mehr oder weniger. Ich will Isabella haben.“

„Noch eine Trophäe mehr im Schrank?“

„Bei ihr ist es anders. Mein Bauch rebelliert, wenn sie mich ansieht.“

„Dann iss was!“, rief Timo.

„Brauch ich nicht! Ich brauch Isabella.“

„Du brauchst eher eine Zwangsjacke und Medikamente, die dich ruhig stellen.“

„Ich fühle mich großartig. Vom Liebeskummer mal abgesehen.“

„Du bist fast vor ihren Augen verreckt und sie hat weiter getanzt. Und das soll Liebe sein?“

„Sie war geschockt. Zudem saß ihr der Pavian im Genick.“

„Wie du meinst. Einen verbohrten Esel kann man schlecht vom Gegenteil überzeugen.“

„Da hast du es“, lachte John laut.

„An deiner Stelle würde ich nicht so laut lachen!“, rief eine Stimme neben Johns Ohr.

„Hast du das gehört?“, fragte John irritiert.

„Was?“, fragte Timo.

„Hast du gerade etwas zu mir gesagt, dass sich anhörte wie: an deiner Stelle würde ich nicht mehr so laut lachen?“

„Warum sollte ich so etwas sagen?“

„Dann war es Isabellas Macker! Wenn ich den in die Finger kriege!“

Johns Augen funkelten zornig.

„Vielleicht hast du dich auch geirrt und du hast Gesprächsfetzen von irgendwelchen Gästen aufgeschnappt.“

„Direkt an meinem Ohr?“, fragte John ungläubig.

„Dann wirst du wohl Recht haben! Du solltest den Kerl nicht zu sehr reizen. Anscheinend ist er nachtragender als ich dachte.“

„Dem werde ich eine reinhauen, sobald sich die Gelegenheit ergibt.“

„Ach wie schön so eine friedliche Konversation sein kann!“, lachte Timo.

„Vor allem friedlich. Ich sollte dem zeigen, dass er sich in das Loch verkriechen soll, aus dem er herausgekrochen ist.“

„Ich wette, er mag dich genauso gern.“

„Das wollen wir doch hoffen!“

7

Helen übergab gerade die letzte Jacke heraus. Und es war kein geringerer als Marcel Baumann. Sohn des legendären Veranstalters und seine entzückende Verlobte Isabella Gomez. Mit gemischten Gefühlen übergab Helen der hübschen Frau ihren Mantel. Am liebsten hätte sie den Zettel schnell entfernt, doch es war zu spät.

Marcel stand daneben und sah ihr zu. Der vollendete Gentleman, dachte Helen genervt. John hat Recht. Der Typ ist ein Arsch und was für einer. Hat es nicht mal nötig, seiner Verlobten in den Mantel zu helfen. Hat dir deine Nanny keine Manieren beigebracht?

Helen konnte sich das traurige Spektakel nicht länger anschauen und fing an, die Holzbügel fein säuberlich zurück an die Kleiderstangen zu hängen. Warum ließ sich eine Frau nur so behandeln? Klar konnten sich Frauen auch selbst die Tür aufmachen. Darum ging es ja nicht. Sie fand ein Mann sollte ab und zu höflich zu seiner Frau sein. Er brauchte ja nicht ständig eine Schleimspur hinter sich herzuziehen, aber das hier ging genauso wenig. Ihr tat Isabella leid.

Vielleicht war John ja doch der bessere Mann für Isabella. Jedenfalls besaß er Anstand. Auch wenn er sonst nicht so für Gefühlsduseleien bekannt war. Mit Isabella konnte sie zum ersten Mal auch Johns weiche Seite kennenlernen. Warum kann er sich nicht einfach in mich verlieben?

Den beiden stand doch überhaupt keine Zukunft bevor. John war ein armer Angestellter. Kleine Wohnung. Null Chancen auf eine große Karriere. Isabella war eine erfolgreiche Frau, unabhängig, verdiente sehr gut. Sie verkehrte in den besten Kreisen. Schon bevor sie Marcel kannte. Isabellas Eltern waren erfolgreich in ihrem Job. Ihr Vater war Polizeichef gewesen, der mittlerweile in Rente war. Ihre Mutter erfolgreiche Anwältin für Familienrecht. Jeder angehende Anwalt schaute zu ihr auf. Isabellas jüngerem Bruder Rick stand ebenfalls eine steile Karriere als Anwalt bevor.

„Wenn du die Lottozahlen von nächster Woche weißt, dann her damit!“

Helen wurde unsanft aus ihren Gedanken gerissen.

„Ach du bist es!“, rief sie.

John stand ihr gegenüber und lächelte breit.

„Wen hast du denn erwartet? Den Kaiser von Timbuktu? Den hast du gerade verpasst. Ist mit King Kong durchgebrannt.“

„Schade!“, lächelte sie.

John sah an ihr vorbei und lachte zufrieden.

„Auftrag ausgefüllt?“

„Gerade eben!“, flüsterte Helen mit gemischten Gefühlen.

„Du bist ein Schatz!“, rief John und küsste Helen auf die Stirn.

John wandte sich an Timo und hob den Daumen.

„Na wenn das mal gut geht!“, rief Timo, der anscheinend auch nicht so ganz von Johns Plan überzeugt war.

„Sei nicht immer so pessimistisch.“

„Bin ich nicht! Ich halte es lediglich für eine schlechte Idee, in den Gewässern eines anderen zu fischen.“

„Der Fisch ist nur verlobt!“

„Die beiden wollen schon bald heiraten“, erwiderte Timo.

Sein Freund kapierte aber auch gar nichts.

„Die Betonung liegt auf wollen.“

„Du legst dich mit einer der mächtigsten Familien in der Stadt an“, rief Helen dazwischen.

„Das ist mir egal.“

„Der macht dich fertig. Aber es ist ja dein Leben!“, rief Timo leidenschaftlich.

Er versuchte seine Angst zu unterdrücken und cool zu bleiben. Doch wie konnte man das aufgrund solcher Dummheit bleiben?“

„Ich werde aufpassen. Außerdem bist du doch bei mir! Warum sollte ich da Angst haben?“

Timo schluckte schwer. Er wollte sich aus der Angelegenheit raus halten. Doch John sah es als Selbstverständlichkeit an, dass auch er seine Karriere aufs Spiel setzte. Und für was? Wegen einer Frau, die kein Interesse zeigte.

8

Einige Tage nach Silvester brachte Isabella Gomez ihren Mantel in die Reinigung. Es war sehr viel los. Also musste sie etwas warten. Marcel wäre garantiert ausgerastet. Einen Baumann lässt man nicht warten!

Überhaupt war ihr Verlobter unausstehlich geworden. Ständig flippte er wegen jeder Kleinigkeit aus. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er sich so verändert hatte. Früher war er ein lieber, zuvorkommender Mann gewesen.

Doch heute fehlte ihm die Geduld für alles. Der Silvesterabend war so ein typisches Beispiel dafür. Erst fuhr ihm der Chauffeur zu langsam. Dann waren zu viele rote Ampeln auf der Strecke. Und dann der Zwist mit dem Kellner, der in ihren Augen völlig harmlos gewesen war. Wieso konnte sie nicht mit anderen Männern reden? Schließlich war sie nicht sein Eigentum. Doch genau so behandelte er sie mittlerweile. In ihrem Job, der eigentlich vom männlichen Geschlecht dominiert wurde, traf sie ständig auf Männer. Und trotzdem blieb sie Marcel treu. Doch in letzter Zeit zweifelte er zunehmend an ihrer Integrität ihm gegenüber. Dabei gab es gar keinen Grund dazu. Sie liebte Marcel seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Doch seine übertriebene Eifersucht und seine haltlosen Verdächtigungen zermürbten sie langsam.

Seit ein paar Wochen wartete er mit regelmäßiger Sicherheit nach der Arbeit an ihrem Wagen auf sie. Ihr missfiel es, dass ihr Auto in der Tiefgarage stehen blieb. Als sie ihn darauf ansprach antwortete er lapidar, dass er es nicht abwarten konnte, bis sie endlich Feierabend hatte. Doch Isabella kam es eher wie Stalking vor. Fehlten nur noch die Privatdetektive, die sich an ihre Fersen hefteten, um über jeden ihrer Schritte brav Report zu geben.

„Hallo Isabella.“

Die Besitzerin des Ladens lachte sie an.

„Hallo Maria. Mein Mantel riecht unangenehm.“

„Mach dir keine Sorgen, Kind. Mein Mann bekommt das hin.“

Sie lächelte Isabella abermals an.

„Wie geht es deinen Eltern?“, fragte Maria.

„Sehr gut. Sie laden euch Sonntag zu Tee und Gebäck ein.“

„Das ist schön. Wir kommen gerne.“

Das wäre Marcel garantiert wieder ein Dorn im Auge gewesen. Wie konnte man sich bloß mit Arbeitervolk abgeben?, würde er in einem abfälligen Satz fallen lassen. Doch ihre Familie war schon seit Jahren mit Maria und ihrem Mann befreundet und traf sich regelmäßig. Der gesellschaftliche Unterschied spielte in diesem Fall keine Rolle. Warum auch? Marcel war da anderer Meinung. Angestellte waren zum Arbeiten da und bekamen ihren Lohn. Isabella hasste Marcels Einstellung, versuchte aber seine „Macken“ zu ignorieren. Aber irgendwann war ihm seine abschätzende Rederei auf die Nerven gegangen.

„Wann ist sie denn fertig?“, fragte Isabella.

„Heute Abend.“

„Da kann ich nicht.“

„Soll ich sie mit zu deinen Eltern nehmen?“

„Klar. Dann habe ich auch einen Grund zu kommen.“

„Und was ist mit Marcel?“

„Hängt doch sonntags auf dem Golfplatz herum!“

„Langweilig! Oder?“

„Das ist untertrieben. Golf langweilt mich total.“

„Du Arme!“

„Dann hab ich mal Zeit für mich und meine Familie.“

„Alles in Ordnung zwischen euch beiden?“, bohrte Maria.

Isabella lief rot an. Maria kannte sie einfach schon zu lange.

„Die Hochzeitsvorbereitungen sind einfach sehr stressig“, antwortete sie.

Sie musste Maria die Wahrheit verschweigen. Sie wäre zu Marcel gelaufen, um ihm den Kopf zu waschen.

„Und sonst alles gut?“

Isabella schüttelte den Kopf und lächelte.

Doch sie konnte auf Marias Stirn lesen, dass sie ihr kein Wort glaubte. Hoffentlich hielt sich Maria mit ihrem italienischen Temperament zurück.

„Hast du die Taschen durchsucht?“

„Nein. Wie immer. Aber eigentlich dürfte nichts Wichtiges drin sein.“

„Das behauptest du immer.“

Maria hielt einen zusammengefalteten Zettel hoch.

„Das ist nicht meiner!“

„War aber in deinem Mantel.“

Maria drückte ihr einen Zettel in die Hand.

„Seltsam. Ich weiß nicht, wann ich den Zettel bekommen habe.“

„Du wirst langsam alt!“, lachte Maria.

„Kann schon sein. Bis Sonntag.“

Isabella winkte zum Abschied.

Maria ging lächelnd an die Arbeit. Isabella stand auf der Straße und betrachtete nachdenklich den Zettel. Sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern. Sie öffnete das Papier und las. Was für eine komische Nachricht.

Du bist das bezauberndste Reh auf der Welt,

ruf mich doch mal an, dann können wir zusammen

durch den Wald laufen.

Darunter stand eine ihr unbekannte Telefonnummer. Was habe ich mit einem Reh gemeinsam? Isabella lachte laut. Die Nachricht musste ihr irgendein Spinner zugesteckt haben. Sie lief auf den Mülleimer zu, der an einem Laternenpfahl hing und wollte die Nachricht wegwerfen. Doch sie zögerte einen kurzen Moment. Dann nahm sie ihr Handy aus der Handtasche und wählte die Nummer. Sie war einfach neugierig und wollte wissen, wer sich am anderen Ende der Leitung meldete. Das Freizeichen ertönte. Was mache ich da bloß?, fragte sich Isabella, als sich eine männliche Stimme meldete.

Isabella lauschte der wunderschönen Stimme.

9

„Hallo, wer ist da?“

Er bekam keine Antwort. Auch nach mehrmaligem Rufen. John verlor langsam die Geduld. Er war schlecht gelaunt und jetzt von ein paar dummen Kindern verarscht zu werden, ging ihm gar nicht ab.

Noch immer keine Antwort.

„Verarscht einen anderen!“, schrie John ins Telefon und legte auf.

Isabella war entsetzt über diesen komischen Anruf. Wer war der Mann eigentlich und warum brüllte er sie aus heiterem Himmel an? Die feine englische Art sah anders aus. Der Typ war ein unhöflicher Flegel. Für wen hielt er sich bloß? Sie warf das Handy in die Tasche zurück und ärgerte sich über sich selbst. Man rief niemals eine fremde Nummer an. Auch nicht aus Neugierde. Das hatte sie jetzt davon. Sie war einfach zu naiv für diese Welt. Ob sie Marcel von diesem Telefonat erzählen sollte? Auf keinen Fall! Sonst würde er nur wieder grundlos ausrasten. Und sie wollte einfach nur ihre Ruhe haben vor seiner aufbrausenden Art oder wie er es nannte: schlechte Laune.

Isabella schloss ihr Auto auf und startete den Motor. Marcel war natürlich sauer, dass er auf sie warten musste. Doch es war ihr egal. Schließlich war sie ein eigenständiger Mensch! Wenn es nach Marcel ginge, könnte sie mit einer Leine neben ihm liegen und Sitz und Platz auf Kommando machen. Denn gegen ihren Job hatte er natürlich auch etwas. Er fand, seine zukünftige Frau brauche nicht zu arbeiten. Als wenn es darum ginge. Sie liebte ihre Arbeit und Unabhängigkeit.

Sie wollte auf keinen Fall eine Hausfrau werden, die den ganzen Tag hinter den Kindern aufräumte. Klar wollte sie Kinder. Aber sie wollte bestimmen wann und wo. Ihr Studium und die Jahre in der Firma würden wie Rauch verblassen, wenn sie jetzt alles hinwarf. Sie hatte sich nicht gegen die männlichen Kollegen durchgesetzt, um jetzt als Putzfrau und Köchin zu enden. Nur über ihre Leiche.

Die Kupplung quietschte laut. Verflucht! Dieser Mann kostet mich noch meine ganze Selbstbeherrschung. Sie versuchte den Gang erneut einzulegen. Sie fuhr aus der Parklücke und fädelte sich in den Nachmittagsverkehr ein. Ihr Handy klingelte. Mist, dachte Isabella. Bitte nicht Marcel! Sie kramte in ihrer Handtasche und es dauerte eine Ewigkeit, bis sie es endlich fand.

„Endlich!“, stöhnte Pia Neudörffer.

„Du hast das Talent, mich immer im Auto zu erwischen!“

„Dann fahr halt weniger!“, erwiderte Pia.

„Sitzt dein Aufpasser neben dir?“

„Nein! Wieso sollte er?“

„Weil er dich neuerdings besser bewacht als die Queen ihre Kronjuwelen.“

„Das meinst du nur.“

„Der klebt näher an dir als dein eigener Schatten!“, rief Pia. „Wie hast du ihn abgehängt?“

„Reinigung!“, kicherte Isabella.

„Wie kannst du dich auch dazu herablassen, mit dem Fußvolk zu reden?“, platzte es aus Pia heraus.

„So bin ich halt!“

„Die haben dich einer Gehirnwäsche unterzogen. Gib es zu!“

„100 Prozent!“

Sie musste scharf bremsen, weil sie beinahe ihrem Vordermann an der Ampel auf die Stoßstange geknallt wäre.

„Auch noch Verkehrsrüpel?“, lachte Pia, nachdem sie von Isabella erfahren hatte, was beinahe passiert wäre.

„Dann leg doch auf!“, rief Isabella.

„Hast du noch ein Stündchen Zeit?“

„Für dich immer!“, säuselte Isabella.

„Dann komm zu mir rüber. Andrea ist auch schon auf dem Weg.“

„Hast du sie auch im Auto überrascht?“

„Klar. Sie kann aber besser fahren als du!“, lachte Pia und legte auf.

„Ich kann meinen besten Freundinnen keinen Wunsch abschlagen. Bin gleich bei euch!“

Isabella warf ihr Handy auf den Beifahrersitz und fuhr an den Stadtrat, wo Pia in einer wunderschön renovierten Villa lebte. Ihr Mann war gerade auf Geschäftsreise im Ausland. Kinder waren noch keine unterwegs, da Pias Job als Kinderärztin ihr keine Zeit dazu ließ. Aber sie war unglücklich. Hatte sie doch den ganzen Tag Babys und Kleinkinder um sich, die ständig laufende Nasen und Husten anschleppten. Was brauchte man mehr? Isabella parkte ihr Auto neben Andreas und ging die breite Auffahrt hoch.

Pia riss lächelnd die Haustür auf und fiel Isabella um den Hals.

„Hast du ein Ortungsgerät eingebaut?“, fragte Isabella und umarmte ihre Freundin ebenfalls.

„Ich weiß einfach, wenn du kommst!“

„Das ist unheimlich. Weißt du das?“

„Das sagt mein Mann auch immer.“

„Wo ist denn dein Schnippler?“

„Ärztekongress in den Staaten“, lachte Pia. „Und er ist kein Schnippler!“

„Er schneidet Menschen das Gehirn auf. Wie würdest du das nennen?“

„Er ist Gehirnchirurg“, verbesserte sie Isabella.

„Hat er sich Arbeit mit nach Hause gebracht?“, kicherte Isabella.

„Klar! Wie immer. Liegt neben dem Schweinefilet und dem Nachtisch. Also nicht verwechseln.“

„Ich werde einen großen Umweg um deinen Kühlschrank machen!“, lachte Isabella, während sie Andrea begrüßte.

Isabella sah Andrea lachend an. Eine Träne lief ihr die Wangen herunter.

„Macht doch mal so dumme Scherze, wenn mein Mann zu Hause ist!“, lachte Pia gehässig.

„Bin ich wahnsinnig?“, lachte Andrea herzhaft.

„Dann essen wir lieber in Zukunft auswärts“, prustete Andrea.

„Wer weiß, was die euch auf die Teller packen!“, kicherte Pia.

Andrea und Isabella schweigen betreten. Pia hatte Recht. Man konnte nie wissen, was man alles in einem Restaurant aufgetischt bekam.

„Das ist eklig!“, rief Isabella. „Wir bestellen nachher Pizza und zwar ohne Fleisch.“

„Du meinst ohne Gehirn?“, gackerte Pia los.

Ihre Freundinnen fielen in das alberne Gelächter ein. Nach ein paar Minuten wurde Isabella ernst.

„Ich muss Marcel noch Bescheid sagen.“

„Dann mach mal, bevor die Nationalgarde hier aufschlägt und ich anschließend renovieren muss. Bin froh, dass der alte Kasten endlich fertig ist. Noch einmal möchte ich mir diesen Dreck nicht antun.“

Isabella hob den rechten Zeigefinger. Augenblicklich verstummte das laute Gelächter. Pia rollte die Augen. Isabella wusste genau, dass ihre Freundin von Marcels Art mehr als genervt war. Irgendwo war es auch gerechtfertigt.

„Hallo Schatz. Ich bin noch bei Pia zuhause. Ich komme etwas später.“

Isabella nickte.

„So gegen 21 Uhr. Essen steht im Kühlschrank. Du brauchst es nur noch warm zu machen.“

„Wir bringen sie dir wohlbehalten zurück!“, rief Pia dazwischen. Sie war wie ein Rüde. Hier war ihr Revier und da duldete sie keinen anderen neben sich.

Isabella legte schnell auf.

„War das nötig?“, stöhnte sie.

„Mehr als das!“, grinste diese frech. „Ja Schatz, ich hab dir Fresschen gekocht, damit du deinen faulen Arsch nicht bewegen musst. Ja du mich auch.“

Pia äffte gerade das Telefonat nach.

„Du bist doof!“, lachte Isabella.

„Und was bist du?“, fragte diese lauernd. „Der Typ ist ein Arschloch und würde dich am liebsten einsperren.“

„Du übertreibst!“

„Es ist schlimmer! Der hat sich zu einem Tyrannen entwickelt.“

„Er kann auch lieb sein!“, versuchte Isabella ihren Verlobten zu verteidigen.

„Ja. Zum letzten Mal vor 2 Jahren.“

„Das stimmt nicht!“

„Dann war es vor 3 Jahren!“

„Wir sind schon so lange zusammen. Da kann nicht nur Eitel Sonnenschein herrschen.“

„Ich hätte den Typ schon längst in die Wüste geschickt?“

Pia war genervt von Marcel.

„Ich werde ihn heiraten!“

„Dann bist du eine komplette Idiotin!“

Pia sah sie nachdenklich an.

„Du bist schwanger! Denn das würde dein irrationales Denken erklären.“

„Nein!“

Pia atmete erleichtert aus.

„Das würde die Sache nämlich erschweren.“

„Was erschweren?“

„Den Typen vor die Tür zu setzen!“

„Er hat eine eigene Wohnung. Wird schwierig.“

„Es hat einen Grund, warum ihr nicht zusammen wohnt!“, rief Pia, der die Argumente anscheinend nie auszugehen schienen.

„Es ist näher zu meiner Arbeit!“, rief Isabella wenig überzeugend.

„Ja und mein rosa Pudel hat Zahnpelz!“, lachte Pia.

„Was meinst du, Andrea?“

Isabella versuchte Deckung von ihrer Freundin zu bekommen.

„Die hat meine Meinung!“, fiel Pia dazwischen.

„Können wir das Thema wechseln?“, meckerte Isabella.

Sie zog einen Schmollmund.

„Das darfst du nicht falsch verstehen. Marcel ist uns egal. Wir sind Freundinnen und der Typ ist eine Nummer zu „strange“ für dich geworden.

„Er ist in letzter Zeit etwas planlos!“

Isabella wusste nicht, ob sie die richtige Beschreibung für Marcels seltsames Verhalten gefunden hatte.

„Der hat so richtig schön einen an der Waffel!“, rief Pia sauer.

„Irgendetwas belastet ihn. Auch wenn ich keine Ahnung habe, was es ist. Er schweigt sich aus. Aber ich bin sicher, es gibt eine harmlose Erklärung.“

„Von Beruf Sohn zu sein ist ja auch eine schwere Bürde“, rief Andrea.

„Der arme Kerl. In Geld zu schwimmen muss ganz furchtbar sein.“, meckerte Pia.

Andrea lachte lauthals los.

„Das war jetzt ein Scherz! Oder?“, fragte Pia, schnappte sich ein Kissen und warf es nach ihrer Freundin.

Das Kissen warf Isabellas Handtasche vom Sessel. Polternd fiel ihr Handy auf den Marmorboden.

Pia hob das erleuchtete Handy hoch. Die Nummer des Unbekannten war zu sehen.

„Was ist denn das für eine Nummer?“, fragte sie neugierig.

„Irgendeine Nummer!“, lachte Isabella.

Sie ärgerte sich über ihre Nachlässigkeit. Marcel wäre ausgeflippt.

„Unsere Freundin hat Geheimnisse vor uns. Das ist echt übel. Wie war denn das mit „wie in guten und in schlechten Zeiten?“, fragte Pia süffisant.

„Das ist ein Eheglübde!“, lachte Isabella und griff sich ihr Handy.

„Das ist mir doch egal! Freundinnen sollten keine Geheimnisse voreinander haben.“

„Dann wollt ihr auch wissen, wann ich aufs Klo gehe?“

„Wenn es dein Wusch ist!“, lachte Pia laut.

„Du übertreibst gewaltig!“, kicherte Isabella.

„Und mit wem hast du telefoniert? Normalerweise stehen Namen in deinem Display. Also ist die Nummer neu“, fragte nun auch Andrea neugierig.

„Keine Ahnung!“, rief Isabella unsicher.

„Und wieso?“, fragte Pia ungläubig.

Isabella zuckte nur mit den Schultern.

„Hat keinen Namen genannt!“

„Und warum?“, lachte Andrea gehässig.

„Keine Ahnung“, gab Isabella Antwort.

„Du hast eine Vollmeise. Und wieso telefonierst du mit Leuten, die dir fremd sind?“, schrie Pia fast panisch.

„Maria hat die Nummer in meinem Mantel gefunden. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wem sie gehört.“

„Und dann hat Madame nichts besseres zu tun, als gleich dort anzurufen?“

Pias Wangen glühten vor Aufregung.

„Und jetzt?“, fragte Andrea etwas sachlicher. „Wer ist der Typ?“

„Und ich habe nicht gesagt, dass ich mit einem Mann gesprochen habe!“, lachte Isabella zweideutig.

„Das sieht man an deiner Nasenspitze an. Marcel wird dir den Arsch aufreißen, meine Liebe!“

Pia war nun nicht mehr ganz so erfreut über das Telefonat.

„Ich habe doch aufgelegt.“

„Du bist echt mutig“, sagte Andrea und zog eine Augenbraue nach oben.

„Ich war einfach nur neugierig.“

Isabellas Augen strahlten.

„Hast du dich mit ihm getroffen?“, fragte Pia mit einem lauernden Unterton in der Stimme.

„Sag mal, geht´s noch? Der Typ könnte doch ein Massenmörder sein!“

„Die hinterlassen für gewöhnlich keine Telefonnummern in irgendwelchen Mänteln.“

„Der Kerl hat sich mir nicht vorgestellt. Er hat einfach aufgelegt. Vorher hat er mich wüst beschimpft.“

„Hast du mit ihm geredet?“, fragte Pia, die genau wusste, warum der Anrufer so reagiert hatte.

Isabella schüttelte energisch den Kopf.

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