Kitabı oku: «Der letzte Höhlenmensch», sayfa 5
Makas Befreiung
Karak war mit Benutzung eines dünneren Baumstammes herabgestiegen und häutete das Tier ab, um es dann in Stücke zu zerlegen.
Unterdessen erlosch im Dorfe ein Licht nach dem anderen. Noch einmal begannen die gezähmten Wölfe innerhalb der Palisaden heulend die Stimmen der Kollegen im Walde zu erwidern, dann verstummten auch sie. Sie mochten zur Ruhe gewiesen oder so abgerichtet sein, daß sie nur heulten, wenn sich eine Gefahr näherte.
Ein Zischen rief jetzt auch Richard von seinem luftigen Sitze herab. Endlich konnte er die eingeschlafenen Glieder dehnen. Karak hatte den größten Teil des Wildes zerlegt und die Stücke in die Haarseite des Felles gepackt. Die blutige Seite desselben aber hatte er nach außen gewandt und daran aus Schlingpflanzen gefertigte Stricke zum Ziehen befestigt.
“Schleppen wir dies Wild bis in die Nähe der Holzmauer,” sagte er zu Richard, “dann werden die Wölfe nur diese deutliche, blutige Spur und keine andere verfolgen.”
Die Idee war wirklich sehr gut. Sie spannten sich also vor und zogen die Last auf dem holprigen Wege nach dem still daliegenden Dorfe. Ohne die herkulische Kraft seines Begleiters hätte Richard sie allerdings keinen Zoll vorwärts gebracht.
In einiger Entfernung von den Palisaden machten sie halt, und Karak nahm mehrere Centner der zusammengeschnürten Fleischstücke auf den Rücken und schlich mit Richard bis dicht an die aus jungen Baumstämmen bestehende Wand. Das übrige Fleisch ließen sie liegen, damit es vielleicht auch noch die freigelassenen und ewig heißhungrigen Wölfe von einer Verfolgung ablenkte.
Noch einmal drückte der Höhlenmensch seinem jungen Begleiter die Hand, warf selbst ein Stück Fleisch aus dem aufgeschnürten Bündel über die Holzwand und war im Schatten derselben verschwunden.
Richard befand sich allein mit seinem wild stürmenden Herzen. Schnell warf er einige Fleischstücke nach. Da heulten die gezähmten Wölfe, die ersten, treuen Gesellschafter der Menschheit, die noch nicht wie Hunde bellen konnten, laut auf. Doch bald verstummten sie wieder, und nun ließ sich hinter den Palisaden ein Reißen, Schmatzen, ein leises Knurren und Streiten vernehmen. Es war, als wüßten die vierbeinigen Wichte, daß sie etwas Unrechtes begingen und deshalb leise sein mußten. Immer schneller warf Richard die Fleischstücke, damit ja kein offener Streit zwischen ihnen entstände, während tausend Fragen sein Hirn durchkreuzten.
Wie weit war Karak? Fand er Maka? Waren alle Wölfe hier versammelt? Und was sollte werden, wenn das Fleisch zu Ende ging?
Eine Viertelstunde verstrich so, schon war der Fleischvorrat verzehrt, da rief plötzlich eine rauhe Stimme:
“Halloh, was haben denn die Hunde?”
Richards Herzschlag setzte aus.
“Sie haben Fleisch gestohlen,” erscholl es als Antwort, und dann knallten Peitschenschläge, heulten die Wölfe und begannen entsetzlich zu toben und mit ihrem markerschütternden Geschrei die Luft zu erfüllen. Dazwischen wurden jetzt auch Menschenstimmen vernehmbar:
“Es sind Feinde in der Nähe! Sie füttern die Hunde! Sie sind schon im Dorf! Laßt die Wölfe los! Zu den Waffen!”
So scholl es unter dem Wolfsgeheul wirr durcheinander.
Gleich darauf flogen auf Richard, der Gewehr und Revolver schußbereit machte, zwei Gestatten zu – Karak und ein Mädchen, das in wallende Gewänder gehüllt war.
“Nach dem Leichentempel – im Schatten der Mauer, fort!” rief ersterer, dann war er bereits wieder entflohen, während das Mädchen, das wohl schon vorher von Karak verständigt worden war, Richards Hand faßte, worauf beide die Palisaden entlang nach dem im Mondschein blinkenden Spiegel des kleinen Sees rannten. Hinten ihnen aber erscholl Wolfsgeheul und hetzende Rufe. Das ganze Dorf war rebellisch geworden.
Am Ende der Palisaden blieben sie stehen. Jetzt galt es über die vom Mond beleuchtete Ebene den Hügel hinabzulaufen. Zögernd blickten sie sich um. Dort floh bereits Karak in mächtigen Sätzen über die Ebene, und hinten ihm her stürmte ein Rudel Wölfe. Jetzt erreichte ihn der erste, jetzt sprang er an ihm empor, da wandte Karak sich etwas im Laufe und schwang die Steinaxt. Ein furchtbares Schmerzgeheul folgte, und mit unverminderter Schnelligkeit flog er weiter. – Ob er entkam? Doch sie hatten keine Zeit, darüber nachzudenken, denn sie selbst mußten jetzt handeln. Schon tauchten Männer auf, schon blitzten die goldglänzenden Bronzeschwerter in ihren Händen.
Der Himmel war ihnen günstig, der Mond trat hinter eine kleine Wolke. Sie erreichten das Wasser und sprangen hinein. Doch bald verloren sie den Grund. Da hob Richard das Gewehr, legte den Lauf desselben auf den Kopf und schwamm neben dem Mädchen. So gelangten beide glücklich zu der Pfahlhütte. Hier fanden sie eine Leiter, und als der Mond wieder hinter den Wolken hervortrat, befanden sie sich im Inneren der Hütte und schlossen die in Angeln drehende Thür hinter sich.
Im Leichentempel
Beim ersten Schritt prallte Richard entsetzt zurück. Der Mondschein drang durch ein offenes Fenster und fiel hell auf ein menschliches Gesicht – ein schreckliches Gesicht, wachsgelb und mumienartig eingetrocknet, aus dem ein zahnloser Mund ihm entgegengrinste und gläserne Augen ihn anstierten.
“Fürchte Dich nicht, wir sind im Leichentempel der Farken,” flüsterte Maka, seine Hand wieder ergreifend, “es sind nur die ausgetrockneten Leichen großer Häuptlinge.”
Auch von selbst hätte sich der unerschrockene Knabe schnell wieder gefaßt. Ja, dieses mumienartige Gesicht da vor ihm gehörte allerdings einer einbalsamierten oder trocken geräucherten Mumie an.
Jetzt betrachtete er sie näher. Die Leiche kauerte mit untergeschlagenen Beinen auf einem mit Decken bekleideten Brett, trug ein Gewand von feinem Gewebe, war mit Bronzeschmuck überladen, hielt in der einen Hand eine Streitaxt, in der anderen ein zusammengerolltes Stück Leder, das auch auf der Außenseite kleine Bildchen in roter Farbe zeigte, und in ihrem Schoße lagen Bogen, Pfeile, Dolche und zierlicher Schmuck. Richard gewöhnte sich bald an die Dunkelheit und gewahrte nun, daß er sich in einer großen Gesellschaft solcher seligen Häuptlinge befand.
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Höhlenmädchen zu, das vorsichtig zum Fenster hinauslugte, dabei aber nicht vermeiden konnte, daß es vom Mondschein getroffen wurde.
Es war eine eben zur Jungfrau gereifte Gestalt, mit angenehmen Gesichtszügen, braunen Augen und solchen graubraunen Haaren, wie sie Richard schon an Karak beobachtet hatte. Es trug ein ärmelloses Gewand aus einem sehr feinen Gewebe und war, wo sich solcher nur anbringen ließ, mit Bronzeschmuck bedeckt, sodaß die Vermutung wohl richtig war, daß man es bereits als Opferlamm festlich geschmückt hatte.
Das Wolfsgeheul verlor sich in der Ferne, und über das Feld eilten nur noch wenige bewaffnete Männer hin und her. War Karak die Flucht gelungen?
“Dir verdanke ich mein Leben, nur Dir allein,” wandte sich da Maka an Richard mit sanfter Stimme, “denn wäre ich bei meinem Vater gewesen, so wäre ich den Wölfen nicht entgangen. Wir würden in Stücke gerissen worden sein, was allerdings noch besser gewesen wäre, als wenn ich übermorgen auf dem Opferaltare unter dem Messer der Priesterinnen lebendig verblutete. Mein Vater flüsterte mir zu, wer Du seiest, und daß ich Dir vertrauen sollte. Ich danke Dir, Fremdling, Du hast die Tochter des letzten Höhlenmenschen gerettet.”
“Was sagte Dir Karak, wer ich sei?” fragte Richard erwartungsvoll.
“Der erste der Fremden, von denen unsere klugen Frauen geweissagt haben. Vom Aufgang der Sonne werden sie über die Berge kommen, mit ihren Häuptlingen, die auf Tieren sitzen, wie wir sie hier nicht kennen, deren Augen wie der blaue Himmel strahlen und deren Haare so rot wie die Bronze der Farken ist, während die Haut ihrer Frauen der weißen Blüte des Kirschbaumes gleicht. Diese werden das ganze Land erobern, und die Farken müssen wieder vor ihnen weichen, Landes, die Bewohner der Höhlen, werden sie nicht mehr vorfinden, Du, der erste ihres Stammes, siehst den letzten.”
Maka hatte von den Germanen gesprochen.
Dann sagte sie, daß sie hier in diesem Leichentempel sicher aufgehoben seien, bis Karak sie morgen nacht abholte. Wenn er aber nicht käme, so müßten sie ihre Flucht allein fortsetzen.
Der Schlaf forderte aber seine Rechte, und da Decken, wenn auch nicht für Lebende bestimmt, genug vorhanden waren, so schlummerten die beiden schon in kurzer Zeit friedlich unter den gläsernen Augen der Mumien.
Die Sonne eines neuen Tages hatte sich schon über den Wald erhoben, als Richard von Maka geweckt wurde. Sie stellte einen Becher mit Wasser und einen großen Korb mit getrockneten Früchten, mit Kirschen, Pflaumen, Birnen und Aepfeln vor ihn hin. Richard hatte die Bäume dieser Fruchtartenschon auf der Wasserfahrt wild wachsen sehen, auch in der Pfahlbauhütte hatten Kirsch- und Pflaumenkerne gelegen. Er wunderte sich nur, wie Maka zu diesen Früchten kam.
“Jedes Jahr einmal betritt eine Priesterin dieses Leichenhaus,” erklärte sie, “und bringt dabei den toten Häuptlingen einen Korb mit getrocknetem Obst, denn die Farken glauben, daß deren Leichen des Nachts etwas Speise zu sich nehmen müßten.”
Richard ließ sich das Obst trefflich munden, die Anwesenheit der Mumien störte ihn nicht mehr. Dann gesellte er sich Maka bei, die schon gegessen haben mochte und, entfernt vom Fenster, durch eine Spalte in der Wand, das Farkendorf und die Umgegend beobachtete.
“Auf dem Felde wird nicht gearbeitet, was hat das zu bedeuten?” murmelte sie dabei gedrückt.
Das Dorf lag zu weit ab, außerdem ja auch oben auf der erhöhten Fläche, sodaß man nicht sehen konnte, was darin vorging. Aber etwas Besonderes mußte es wohl sein, denn Menschen gingen hastig durch die Thore aus und ein, ohne sich von den Palisaden zu entfernen, und man schien an der Holzwand etwas zu bauen. Niemand aber nahm die gestrige Feldarbeit wieder auf, obgleich, wie Maka erklärte, heute kein Festtag der Farken war.
Endlich kam Ordnung in die vor den Palisaden stehenden und sich durcheinander bewegenden Menschen, sie bildeten einen Zug, und bald schwankte durch das Thor, das zu diesem Zwecke jedenfalls abgedeckt worden war, eine hohe Tragbahre mit Thronhimmel. Der Zug kam näher, er bewegte sich gerade auf den See zu, und Richard sah, daß er nur ans Farken bestand, die alle reich geschmückt und mit Schwertern, Dolchen, Pfeil und Bogen bewaffnet waren. Einige trugen auch Schilde am Arm. Auch der Thronhimmel ward nicht von nackten Sklaven, sondern von gut gekleideten und festlich geschmückten Farken getragen.
“Meine Ahnung!” hauchte da Maka. “Vor acht Tagen starb der Bruder des Häuptlings und gerade heute wird er hierhergebracht! Nur bei solch einer neuen Leiche darf der Tempel von allen betreten werden – nun sind wir verloren!”
Richard erkannte die Gefahr, in der sie schwebten.
“Was geschieht, wenn sie uns hier finden?” fragte er erregt.
“Sie martern uns langsam zu Tode, um die erzürnten Seelen der Verstorbenen zu besänftigen, und diesen Tempel mit allen Leichen verbrennen sie, denn wir haben ihn entweiht! Wir sind verloren, Richard!”
“Noch nicht,” erwiderte er, sein Gewehr untersuchend, “wenn es uns ans Leben geht, haben wir das Recht, dasselbe zu verteidigen. Lebendig fangen sollen sie uns nicht.”
Auch Maka schien von vornherein die Absicht gehabt zu haben, sich nicht ohne Kampf zu ergeben, denn sie nahm bereits den Mumien die zahlreichen Pfeile ab und prüfte zwei Bogen, von denen sie den einen dann ihrem Freund anbot, den dieser jedoch zu ihrem Staunen zurückwies. Sie kannte ja noch nicht die Bedeutung des langen Gegenstandes, den Richard in der Hand hielt.
Am Ufer waren inzwischen Kähne befestigt worden, auf die der Thronhimmel gesetzt wurde, unter dem, wie Richard erst jetzt bemerkte, sich auch zwei Frauen befanden. Dann bestiegen die übrigen Farken ebenfalls Kähne, und in geordneter Reihe, voran die Krieger mit den Schilden, ging es in langsamen Rudertakt auf die Pfahlhütte zu.