Kitabı oku: «100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 1», sayfa 2

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Kanada, aber wohin soll die Reise führen?

Es war ein Tagesflug von New York City an die Niagarafälle der 1999 die Idee gebar, auch Kanada auf vier Rädern zu bereisen. Ein Land also, das uns damals völlig unbekannte war und nun viel lesen erforderte, um die richtige Reiseroute herauszufinden. Dabei wurde sehr schnell klar, dass Kanada vor allem eins hat: Land! Und das ist riesig. Etwa 26 Mal so groß wie Deutschland. Von Ost nach West sind es rund 5.500 Kilometer und etwa neunhundert weniger von den Niagarafällen bis hinauf zur Nordspitze der Ellesmere-Inseln. Von den 13 Provinzen – drei davon sind eigentlich Territorien – besuchen die wenigsten Touristen das Inuitgebiet Nunavut und nur wenige mehr das zu Neufundland gehörende Labrador. Der Yukon ist schon geläufiger, doch liegen die pauschalen Hauptreiseziele im südlicheren British Columbia, dem nach Osten angrenzende Alberta und den Atlantikprovinzen. Als Yukon-Nachbar lockt zwar auch noch Alaska, aber das gehört zu den USA. Die Northwest Territories haben ihre Reize, wie die ebenfalls von Manitoba, Ontario und Quebec umschlossene 1.230.000 Quadratkilometer große Hudson Bay und diese Provinzen selbst.

Saskatchewan und Manitoba? Im Norden Wälder, im Süden endlose Prärien. Sie beginnen in Manitobas Osten und ziehen über Saskatschewan hinüber nach Alberta, wo sie am Fuße der Rocky Mountains enden. Wo einst das Präriegras wogte sind es heute Ähren so weit das Auge reicht. Auch das leuchtende Gelb der blühenden Rapsfelder, große Farmen, Getreidesilos und, im Herbst, gewaltige Heu- und Strohrollen prägen diese Gegend. Von den Millionen Bisons, die diese riesigen Ebenen einst bevölkerten, lebt nur noch eine große Herde im Riding Mountain National Park. Saskatchewan, von Manitoba – anderthalbmal so groß wie Deutschland mit 1,1 Millionen Einwohnern, von denen mehr als 600.000 in der Hauptstadt Regina leben – und Alberta flankiert, ist Kanadas Sunshine State. Von hier kommt mehr als die Hälfte des kanadischen Weizens. Die Cypress Hills im Südwesten, mit 1.392 Meteer die höchste Erhebung zwischen Neufundland und den Rocky Mountains, gehören auch dazu.

Die drei maritimen Provinzen New Brunswick, Nova Scotia und Prince Edward Island lassen sich gut mit Quebec, Neufundland oder den amerikanischen New Englandstaaten kombinieren, wie auch das südliche British Columbia und Alberta mit Amerikas Montana, Idaho, Oregon und Washington. Auf dem Nordamerikanischen Kontinent muss man Schwerpunkte setzen und wiederkommen. Die Großen Seen, oder die großen Städte? Letztere haben wir größtenteils an das Ende einer Rundtour gestellt, um auf dem Heimweg noch zwei, drei Tage zu unterbrechen. Neufundland mit oder ohne Labrador? British Columbia und Yukon – nur die Highlights oder besser getrennt und intensiver? Mit oder ohne Vancouver Island? Oder doch lieber ab Whitehorse Yukon, Alaska und die Inside Passage? Und wenn ja, wo beginnen, um auch Wegen zu folgen, die einst Pioniere und Goldgräber wie Jack London, Wyatt Earp oder George Carmack und seine indianischen Freunde Skookum Jim und Dawson Charlie vor mehr als hundert Jahren gingen?

Der heutige Tourist kann mit dem Auto direkt zum Bonanza Creek fahren, der einst den Goldrausch auslöste, oder sein Wohnmobil in Bellingham, Port Hardy oder Prince Ruppert auf die Fähre steuern, um in Alaskas Skagway wieder an Land zu gehen. Erreichbar ist in unserer Zeit alles. Manches aber nur auf vier oder zwei Beinen, mit Boot oder Buschflieger.

Die bekannteste Verbindung ist in Kanada der TCH, der mit einem Ahornblatt gekennzeichnete Trans Kanada Highway. Der von Nanaimo über Victoria nach Vancouver und weiter bis St. John auf Neufundland und nach Labrator durch zehn Provinzen ziehende Asphalt trägt aber nicht überall die Nr.1, weil die Fernstraße aus einem Highway-System besteht, zu dem auch der „Yellowhead“ gehört. Allein die Hauptroute des TCH beträgt 8030 km. In Alberta beginnt sein Start zu Medicine Hat. Die klassische Route führt dann durch Calgary in die Rocky Mountains, nach Banff, Jasper und Prince George, wo die Nr. 97 nach Dawson Creek zur Meile Null des Alaska Highways verbindet. Nach dort findet aber auch, wer von Calgary über Edmonton und Whitecourt fährt, oder östlich von Jasper den „Bighorn“ über Grande Cache und Grande Prärie nach Norden wählt. Die traditionelle Tour auf dem TCH führt durch Alberta nach Kamloops (BC), und ab Cache Creek auf der Nr. 97 nördlich weiter über Williams Lake, Prince George, Fort St. John, Fort Nelson, Watson Lake und Whitehorse in den Yukon, und dort weiter nach Alaska.

Wer mit dem amerikanischen „Yellowstone NP“ starten möchte, der wählt den weiteren Weg über Butte und Missoula zum Flathead Lake in Montana. Danach führt der „Highway-to-the-Sun“ im amerikanischen Glacier National Park über den Logan Pass und schafft die Verbindung zum benachbarten Waterton Lakes Nationalpark im Süden Kanadas. Der „Cowboy Trail“ setzt die schöne Tour durch das südliche Alberta fort und überlässt für die weitere Route dem Touristen „die Qual der Wahl“. Durch das landschaftlich sehr schöne „Kananaskis Country“ nach Canmore zum TCH oder direkt nach Calgary, Edmonten und dort nach Jasper oder weiter nach Norden? Oder doch lieber auf der Höhe von Red Deer von der schnelleren „2“ oder dem Cowboy Trail zum Rocky Mountain House abzweigen und auf dem „David Thompson Highway“ zum Saskatchewan River Crossing fahren, um die von Lake Louise nach Jasper ziehende Panoramastraße „Icefield Parkway“ zu erreichen?

Ist der Flieger in Seattle gelandet und das Hauptprogramm heißt Kanada, verhilft die „Interstate 5“ über Bellingham zum schnellen Sprung nach Vancouver, wo entweder der „Trans Canada“ oder die schöne „99“ über Whistler den Anschluss zu Cache Creek in alle Richtungen herstellen. Bis hin in den Yukon, die Nordwest-Territories oder auch nach Alaska, während sich die „3“ bei Hope vom TCH abwendet und nördlich der kanadisch-amerikanischen Grenze in die Rocky Mountains schlängelt.

Der „Yellowhead“ (Nr. 16) stellt nordwestwärts von Prince Georg auch die Verbindung nach Prince Ruppert her, wo die BC-Fähren den Süden mit Hauptziel Port Hardy auf Vancouver Island bedienen und die des „Alaska Marine Highway Systems“ den Norden versorgen. In Haines oder Skagway findet der motorisierte Tourist wieder Anschluss an festen Boden und ist schon nach wenigen Kilometern wieder im kanadischen Yukon, wo das etwa 100 Kilometer entfernte Whitehorse als Hauptstadt dieser Provinz viele neue Ziele offeriert. Wer Alaskapläne hat, der kann auch vorher – zu Juneau – die Fähre wechseln um Valdez oder Seward auf der Kenai-Halbinsel zu erreichen, oder auch Kodiak Island und der Alaska Peninsula bis hinunter nach Unalaska einen Besuch abstatten. Und die „Inside Passage“ selbst, die sich auch im amerikanischen Bellingham antreten lässt und zwischen Port Hardy und Skagway mit der Fähre am preiswertesten wird, ist mit ihren vielen Möglichkeiten rechts und links dieses Seeweges auch eine eigene Reise wert. Schließlich lockt auch noch kurz vor Prince Ruppert der Cassiar Highway (Nr. 37) weiter in das Landesinnere, der wenige Kilometer vor Watson Lake auf den Alaska Highway trifft und mit der Süd- oder Nordhälfte der Inside Passage gut zu kombinieren ist. An seinem Anfang bietet er auch noch den Abzweig nach Stewart und Hyder, wo die Welt zu Ende ist, der Salmon Gletscher und die Bären zur Laichzeit der Lachse im Fish Creek die Besucher anlocken.

Es war also gar nicht so einfach, für die angedachte „große Tour“ durch Kanada aus den vielen Möglichkeiten die richtigen Wege zu verbinden und die notwendigen Grenzen zu setzen. Als die Reiseführer durchgearbeitet waren standen zumindest die wichtigsten Fakten fest: Westkanada mit Alaska, der Inside Passage und dem amerikanischen Yellowstone National Park. Die Fahrt mit dem Wohnmobil beginnt in Whitehorse und endet in Vancouver. Das „Zwischendrinnen“ wird von dem geprägt, was uns am wichtigsten erscheint: Die Schönheiten der Natur und die Spuren der Goldgräber, Pelzhändler und Pioniere.

Mit diesem Kompromiss sind wir dann auch recht gut gefahren. Dass eine solche Reise aber auch die Gefahr in sich birgt, von diesem Land nicht mehr loszukommen, das ahnten wir damals allerdings noch nicht.

Mit den Wohnmobilen haben wir uns auch intensiv befasst und Anfang November 1999 war der Streckenverlauf endgültig skizziert, Kilometer und Tagesabschnitte gerechnet und alles Wichtige links und rechts der Straßen aus- und eingearbeitet, so dass Flug und Gefährt gebucht werden konnten. Was wir vorhatten summierte sich auf rund 12.000 Kilometer. Die Inside-Passage, eine Busstrecke und die alte Goldgräbereisenbahn waren Extras. Haines- und Tetlin Junction, Glennallen, Valdez, Anchorage, Kenai Halbinsel, Denali Nationalpark, Dawson City, Watson Lake, Prince George, Lake Louise, Jasper, Edmonton, Calgary, Banff, Waterton- und Yellowstone Nationalpark und Seattle waren die wichtigsten Eckpunkte dieser Rundfahrt.

Und, wie war’s? Vorab ein kurzer Blick in Sabines Notizen, die daraus an unsere Freunde folgendes schrieb: „Wo, um alles in der Welt, soll ich nun beginnen, und wie alle Eindrücke auch nur annähernd zu Papier bringen? Von einer Reise erzählen, die einen Höhepunkt an den anderen peppte, auf der ich gefroren und geschwitzt habe, täglich über einlagiges Klopapier fluchte, oft auf der Suche nach einem Bier war, da nur in lizenzierten „Likör-Shops“ zu kaufen, oder auf der ich einfach nur sprachlos staunend stand, um Bilder von einmaligen Landschaften aus Eis und Wasser, Bergen und Tundra in mir speicherte, wie auf einer Chipkarte?

Das Abenteuer begann mit der Zugfahrt nach Düsseldorf. Vollkommen ungewohnt so ein Bahnhof mit Fahrkartenautomat, Rumstehen, Koffer rein und Koffer raus! Aber eben ohne Risiko, im Stau die Nerven zu lassen und den Flieger von unten sehen zu müssen. Also, Düsseldorf – München, dann München -Toronto. Bange Frage: Hoffentlich nehmen die Koffer den gleichen Weg und landen nicht auf einem Flug nach Afrika. Dann zehn Stunden lesen, schlafen, essen. Dazu die Hoffnung im Herzen, der Pilot möge ausgeschlafen, und der Wettergott gnädig sein. Unsere Plätze waren bestens, der Fernseher direkt vor mir, so dass ich ganz relaxt die Flughöhe überwachen konnte. Nur ein einziges Mal schreckte ich aus dem Schlaf auf, als die energische Stimme des Kapitäns zu vernehmen war. Aber das betraf die angesprungenen Rauchmelder, die ein Unbelehrbarer mit seiner Zigarette auf dem WC – trotz generellem Rauchverbot – ausgelöst hatte. In Toronto durfte er dann auch als erster aussteigen. Die Polizei wartete schon. Für uns sah das Umsteigen nach Vancouver etwas anders aus. Wir hetzten wie die Dackel quer durch den Flughafen, weil unsere Koffer die letzten auf dem Band gewesen waren, und wir erst aus-, dann wieder einchecken, und damit die Schlangen an der Passkontrolle überwinden mussten. Als wir endlich Gate 73 „gerade noch“ erreichten, hatte die Maschine 30 Minuten Verspätung. Nach weiteren viereinhalb Stunden Flug von Ost nach West notierte ich dann im Hotel: 24 Stunden Nonstop durchgehalten, davon 13,5 Stunden reine Flugzeit; und um 17 Uhr noch immer 23 Grad bei schönstem Sonnenschein. Müde aber happy!

Erhard hatte etwa ein halbes Jahr lang immer wieder an einer Route gefeilt, die in den Norden Alaskas, durch Kanada zurück in die USA bis zum Yellowstone National Park, dann wieder nach Westen zum Pacific führte. Nichts wurde rechts und links der Route vergessen. Es gab viele Geschichten von Pionieren und Indianern zu bestaunen. Und an manchen Orten waren sie so lebendig, dass man sich wie auf einer Zeitreise fühlte. Leider haben die Indianer von heute mit Nostalgie nicht viel am Hut. Arbeitslosigkeit, Armut und Alkohol haben etliche von ihnen zu Außenseitern werden lassen in einem Land, das einmal ihnen gehörte. Aber es gibt auch ganz andere Beispiele. Die schönen Krieger allerdings, und ihr Schmuck sind nur noch auf Fotos, in Museen oder bei bestimmten Festen zu sehen. Eigentlich wusste ich das, dachte aber eben doch, irgendwo ein Häuptlingsgesicht zu treffen. Unverkennbare indianische Gesichtszüge ja, aber geprägt von der neuen Welt, die jedem Naturvolk feindlich gesonnen ist.

Unsere ersten Eindrücke sammelten wir in Vancouver. Eine schöne grüne Stadt mit Parks, einer Waterfront und einer alten Gasuhr, deren Zischen und Dampfen viele Touristen einhalten lässt. Für mich ein besonderes Geschenk: Im Hafen lag zufällig die „Veendam“ der Holland-Amerika-Linie. Mein Vater, den ich nie sah weil er im Krieg blieb, war vor 70 Jahren mit ihr als Koch um die Welt gefahren. Sentimentale Gefühle, und eine Träne an die Vergangenheit, auch das bin ich.“

Vancouver

Im 19. Jahrhundert schrieb ein englischer Journalist über das heutige British Columbia, dass es nichts weiter sei, als ein kaltes, unfruchtbares Bergland, das selbst fünfzig Eisenbahnenlinien nicht zum erblühen bringen könnten. Diese „kalten Berge“ waren jedoch voller Bodenschätze und um sie in die Welt exportieren zu können entwickelte sich am Burrard Inlet, dem Zugang zum Pazifischen Ozean, eine Stadt. Zuerst hieß sie Granville, dann Gastown. Erst 1886 erhielt sie ihren heutigen Namen. Neun Jahre früher landete dort auch ein ehemaliger Raddampfer-Kapitän aus der Goldgräberzeit, mit seiner indianischen Frau, einem gelbfarbenen Hund, einigen Hühnern und einem Fass Whisky. Es war der Grundstock zur Eröffnung von Jack Deighton’s Kneipe und der Grundstein für „Vancouver“.

Damals waren aber schon fast einhundert Jahre vergangen seit Käpt’n James Cook am 29.3.1778 in den Nootka Sound gesegelt und mit den Nuu-chah-nulth Indianern und ihrem Häuptling Maquinna Seeotterfelle eingetauscht hatte. In China machte seine Besatzung damit riesige Profite, sodass der Pelzhandel sehr schnell mit London, Canton, Macao und Bosten verknüpft war. Auch Mackenzie war früh dran. Als erster Europäer hatte er 1793 die Rockies überquert und den Pazifik zu Fuß erreicht. Indianer hatten sich aber schon zehntausend Jahre früher hier niedergelassen, an der heutigen Küste von British Columbia, auf deren vorgelagerten Inseln und entlang der Flüsse im Inneren des Landes. Im Laufe der Zeit entwickelten sich über dreißig Gruppen, jede mit sprachlicher und kultureller Eigenart, eigenem Namen und territorialem Anspruch. Im nördlichen Interior lebten diese Ureinwohner in nomadenartigen kleinen Gruppen und verbrachten den Winter in rasenbedeckten Erdhäusern entlang des Thompson- und Fraser Rivers. Fisch und Wild galten als Hauptnahrung. Die Küstenbewohner praktizierten strukturierte Hausgemeinschaften in denen Dutzende Großfamilien unter einem Dach wohnten. Jede Gemeinschaft mit eigenen Jagd- und Fischgründen, Tänzen und Liedern. Aus den Roten Zedern machten sie Kleidung, Körbe, Matten, Totem Pools und bauten daraus auch Behausungen und Kanus. Letztere wurden für Jagd, Handel und Kommunikation genutzt.

In dieser Stadt am Pazifik waren wir nun angekommen und mit dem „Porter Bus“ auch schnell in unserem Hotel am Stanley Park. „The Coast Plaza Suite“ war gut, die Aussicht aus unserem Zimmer im 19. Stock ebenfalls. Vom Restaurant machen wir keinen Gebrauch, sondern konsumieren bei einem kleinen Rundgang ein paar Spaghetti „um die Ecke“ und fallen bald müde in unsere Betten. Drei Tage wollen wir bleiben und alles abmarschieren was sehenswert ist. Und dafür muss man ausgeschlafen sein.

Die Millionenstadt ist eine der schönsten Metropolen der Welt und ganz gewiss ein echter Konkurrent zu Sydney oder Kapstadt. Sie erinnert mich auch an Neuseelands Auckland, denn hier wie dort mischen Gemütlichkeit, Moderne, Flair, Freude am Dasein und die Küstenlinie einen wunderschönen Cocktail. Allein die grandiose Lage begeistert. Umgeben von eindrucksvoller Naturkulisse mit glitzernden Fjorden, langen Stränden entlang der Buchten, grünen Wälder voller Leben und weißgepuderten Bergspitzen heißt die Schönet am Pacific ihre Gäste willkommen. Dazu ist die Stadt mit mildem Klima gesegnet, das ihr das Meer garantiert. Die Strait of Georgia begrenzt die Halbinsel der Downtown im Westen; Burrard Inlet und False Creek umschlingen sie im Norden und Süden. Trotz aller Dynamik einer quirligen Innenstadt mit Szenenkneipen, restaurierten historischen Bezirken, zahlreichen Parks, schicken und modernen Läden, bunten Märkten, Yachthafen, noblen Vororten, Galerien und Strandcafés scheint diese Perle am Pazifik dennoch keinerlei Hektik zu kennen. Neben Oper, Casinos, Theater, Synphonieorchester, einer umfangreichen Clubszene, zahlreichen Festen oder Sportveranstaltungen sind die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung schier unendlich. Wassersport in jeder Version, Campen, Reiten, Wandern, Biken oder Klettern, alles ist hochaktuell. Man kann also getrost unterschreiben, was einst „Queen Mum“ über Kanadas drittgrößte Stadt sagte. „Das scheint mir ein Ort zu sein, an dem ich leben könnte.“ Und dazu gehören auch die Blicke hinüber nach Vancouver Island und auf die nördlichen Küstengebiete, die bei klarem Wetter ebenso unvergesslich sind wie der Charme der Gastown oder die Exotik des Chinesenviertels. In den hochmodernen Glastürmen der Skyline spiegeln sich grüne Kupferdächer alter Bauten. Die „Shopping-Meile“ Robson Street ist ebenso turbulent und interessant wie die Geschäfte in Chinatown mit ihren exotischen Gewürzen oder die Superyachten mit eigenem Hubschrauber an Bord, die im Hafen schaukeln. Nord- und West Vancouver, die sich auf der Nordseite des Burrard Inlet an die Hänge anschmiegen, sind begehrte Wohnorte und Westminster und Richmond gehören zu den großen Vorstädten.

Vancouver lebt jedoch vor allem vom Handel. Seine Hafenanlagen sind die größten an der nordamerikanischen Pazifikküste. Autos und Kleidung sind die Hauptposten bei der Löschung der Frachten; Erze, Holz, Zellulose oder Weizen, wenn die Ozeanriesen wieder auslaufen.

Als die ersten Europäer hier ankamen – 1791 Kapitän Jose Maria Narvaez, Captain George Vancouver ein Jahr später – lebten an diesem Küstenstreifen die Cowichan Indianer von reichen Fischgründen. Die großen Wälder lockten aber auch Sägewerke an, die sich am Burrard Inlet und Fraser River niederließen. Aus ihrem Holz entstand Vancouver, und auch die Masten für die Segelschiffe brachten gutes Geld. Und als „Gassy Jack“ hier seine Whisky-Taverne eröffnete, hatten die Holzarbeiter auch endlich ihren ersten „Saloon“. Der wirkliche Aufstieg begann, als 1885 die Gleise der transkontinentalen „Canadian Pacific Railroad“ auch diesen 2.500-Seelen-Ort erreichten. Zwei wichtige Einwanderungswellen formten die Hafenstadt auf ihre Art. Die zahlreichen Neuankömmlinge, die nach dem Zweiten Weltkrieg eintrafen, machten Vancouver zu einer kosmopolitischen Metropole. Schließlich brachten Hongkong-Chinesen, die 1997 bei der Rückgabe der Kronkolonie nicht mehr dabei sein wollten, erhebliches neues Kapital in die Stadt.

Das Stadtzentrum ist ziemlich kompakt und zu Fuß erkundbar, und für die etwas weiteren Ziele braucht man nicht unbedingt eine organisierte Tour. Der Verkehr ist gut organisiert, und die „Waterfront Station“ verbindet den Sea-Bus mit der Sky Train, die ihrerseits viele Busrouten verknüpft. 2000 war die Sky Train nur auf 28 Kilometern unterwegs und die „Millennium Line“ noch im Bau. Inzwischen sind beide Linien längst als eines der längsten automatischen, fahrerlosen Systeme der Welt zusammengewachsen. Als Expo- und Millenium-Lines verbinden sie Vancouvers Zentrum mit den Orten Burnaby, New Westminster und Surrey, während die Canada-Linie den International Airport und die Stadt Richmond mit der Downtown verbindet.

Das Burrard Inlet trennt die auf einer Halbinsel liegende Stadt von West- und Nord Vancouver. Zwei Brücken stellen jedoch die Verbindung her. Im Westen schwingt sich die Lions Gate Bridge, im Osten, bei Hastings, der Trans Canada hinüber. Wer zu Fuß unterwegs ist benutzt den „Sea Bus“, der in der Nähe des Canada Place’s im festen Zeitrhythmus hinüber nach Nord Vancouver ablegt. Im Westen zwängt sich die Downtown-Halbinsel mit dem Stanley Park an ihrer Nordspitze in die Bucht, und im Süden bilden English Bay und Falsh Creek „Granville Island“ heraus, das daher mitten in der Stadt liegt und über die Granville Bridge erreicht wird. Ein Stückchen weiter kreuzt die „Granville“ den „Broadway“, der in westlicher Richtung zur Universität von British Columbia führt und entgegengesetzt nach Burnaby, New Westminster und, ganz im Südosten, Surrey verbindet. Auf diesem letzten Zipfel der großen Halbinsel liegen unterhalb des Fraser-Südarmes Delta und, ganz im Westen, der Fährhafen und Grenzort Tawassen. Der Nordarm des Flusses zieht mit seinem Südufer am Ortsteil Richmond entlang und umspült vor der Mündung in den Pazifik mit seiner Gabel auch noch die kleine Insel „See-Island“, dem Standort des Internationalen Flughafens.

Auch die „99“, die über Delta den George Massey Tunnel ansteuert, Granville- und Georgia Street hinter sich lässt und die Lions Gate Bridge benutzt, um in West-Vancouver an den „Trans Canada“ anzubinden, ist als Fortsetzung der amerikanischen „Interstate 5“ international wie der Flughafen, dem sie unterwegs einen Abzweig spendiert. Zu Horseshoe Bay, wo sich auch eine Fährverbindung nach Nanaimo auf Vancouver Island anbietet, endet der TCH, während sich die „99“ durch die Küstengebirge über Whistler nach Norden schlängelt. Entgegengesetzt, von Vancouvers Fährhafen Tawassen aus, überbrückt der Tourist die Strait of Georgia nach Swartz Bay, wenn er der Hauptstadt von British Columbia – Victoria auf Vancouver Island – einen Besuch abstatten möchte. Für uns hat aber beides noch Zeit. Die „99“ nach Norden werden wir auf dieser Reise nicht bemühen, und die Fähre erst in einigen Tagen, am Ende unserer Tour durch diese gemütliche Stadt.

Sehr weit sind wir heute Morgen mit unserem ersten Stadtbummel allerdings noch nicht gekommen, aber wir hatten es auch nicht wirklich eilig. Nach einigen Schaufenstern und netten Geschäften lockte in einer Seitenstraße eine Bäckerei, die Gewünschtes auf ihrer Terrasse serviert. Hier werden wir auch in den kommenden Tagen gemütlich frühstücken, bevor der Marsch flotten Schrittes durch die Stadt oder in die Umgebung beginnt. Heute macht der Stanley Park den Anfang. Also die Georgia Street hinunter und hinüber zu dem bewaldeten 400 Hektar-Gelände, das an der Spitze der Halbinsel liegt, die auch die Downtown beherbergt. 1889 von Lord Stanley, dem damaligen Generalgouverneur eingeweiht, finden sich dort mehr als 80 Kilometer Wege und eine Uferstraße, die den Park auf zehn Kilometern umrundet und auf der Radfahrer nur entgegen des Uhrzeigers unterwegs sein dürfen, was für Scater, Jogger und Fußgänger nicht zutrifft. Echten Parkcharakter mit Kricket- und andere Spielplätze bietet aber nur der Ostteil, während im Westen mächtige Zedern und Douglasien an felsiger Küste noch immer an die ursprüngliche Vegetation erinnern.

Gleich vorn am Eingang, und unweit des wartenden Pferdegespannes, das Gäste durch den Park kutschiert, spielen ein paar schwarze Eichhörnchen, die sich von uns aber nicht stören lassen. „Lustige Kerle“, und mit einem Lächeln auf den Lippen marschieren wir weiter. Vorbei am exklusiven Yachthafen zu den Totem Pools, wo ein Indianer „in voller Montur“ von seinen Vorfahren und der Bedeutung dieser bunten Holzpfähle erzählt. Am Brockton Point an der Ostspitze, wo ein kleiner Leuchtturm um Aufmerksamkeit bittet, ist der Blick auf die Stadt eindrucksvoll und somit auch der Foto an der Reihe, der kurz danach erneut klickt, um auch die Nachbildung der Galionsfigur der „Empress of Japan“ nicht zu übergehen. Sie gehörte zur kanadischen Pazifikflotte und war einst mit Frachten nach Asien unterwegs.

Viel beeindruckender ist jedoch die 1938 eröffnete Lions Gate Bridge, die 70 Meter über dem Meeresspiegel das Burrard Inlet überbrückt und sich, wie die beiden Pylonen, die sie stabilisieren und die Fahrbahn um weitere 40 Meter überragen, hier in voller Schönheit präsentiert. Der Marsch um die Halbinsel ließe sich bis zur English Bay fortsetzen, um dort wieder zum Ausgangspunkt abzubiegen. Wir gehen im Wald nach oben zum „Prospect Point“, der uns bei strahlendem Sonnenschein mit herrlichen Blicken auf die Berge der Nordküste und die silbrig glitzernde Strait of Georgia dafür entschädigt, dass die Brücke keinen Fußgängersteg hat. Dafür haben wir jetzt aber das Gefühl, in Kanada so richtig angekommen zu sein und beginnen zu begreifen, dass wunderschöne Urlaubstage vor uns liegen müssen.

Richtig frohgelaunt stiefeln wir durch den Wald zurück zum Aquarium, das mehr als 6.000 Bewohner der Arktis, Amazoniens, der Tropen und der wilden Westküste Kanadas besiedeln. Als Attraktion gelten die weißen Belugawale und die schwarz-weiß gefärbten Orcas. Das Wort „Killerwal“ gefällt mir für diese eleganten Schwimmer aber ganz und gar nicht. Mit diesen Gedanken geht es zurück zur Straße und quer durch die Stadt, „die Granville“ entlang und vor der Brücke über den False Creek in die Hornsby Street, an deren Ende ein Wassertaxi nach Granville Island mit seinem bunter Markt übersetzt. Je zwei Dollar sind für den Katzensprung nicht billig, aber er spart viel Zeit zu Fuß, und diese besucherfreundliche Oase mitten in der Stadt im False Creek sollte man auch nicht auslassen. In renovierten Lagerhallen untergebrachte kleine Theater, Galerien, Restaurants, Künstlerstudios, Läden mit Souvenirs und Kunsthandwerk, Tauch- und Segelausrüstungen, Bootsverleih und vielen anderen Dingen lassen hier ein quirliges Durcheinander des „Public Marktes“ entstehen. In der Markthalle ist alles zu kaufen, was das Herz begehrt: So Obst, Gemüse, Fleisch, Wurst, Fisch und anderes Meeresgetier. Wer eine Pause braucht, kann auch bei Kaffee und Kuchen, Eis oder kleinen Snacks den Musikern lauschen oder einer Schar Möwen zuschauen, die sofort jedes freie Plätzchen besetzt, um das eine oder andere Krümel zu finden oder zu erbetteln. Einen Besuch wert ist dieser Markt allemal, aber nicht vergleichbar mit dem „Farmers Markt“ im australischen Melbourne. Das ist ein ganz anderes Kaliber. Die Insel als solche versprüht aber nicht nur Charm, offeriert ein buntes Publikum und freie Sicht auf den False Creek und die English Bay, sondern hat sich nach erfolgreicher Stadtsanierung auch zu einer der besten Einkaufs- und Unterhaltungsorte entwickelt.

Auf dem Rückweg steuern wir Chinatown an, um in einem gemütlichen Restaurant den Tag zu beschließen. Das Zentrum des traditionsreichen Viertels, in dem vor allem Geschäfte gemacht werden, und das mit einem rot gestrichenem Tor beginnt, prägt die Pender Street, die unweit der Gastown ihres Weges zieht. Exotische Lebensmittelgeschäfte, Imbisse, Kuriositätenstände, kleine farbenprächtige und fremdartig dekorierte Lokale, Teestuben und Straßenverkäufer tragen zum Ambiente bei. Die Schriftzeichen auf den Preisschildern exotischer Gewürze, von Fisch und Gemüse, Jadeschmuck, Porzellan oder Rattanmöbeln sind nicht lesbar, und das Englisch vieler Chinesen ist gewöhnungsbedürftig. Fazit zur drittgrößten Chinatown der USA? Wer sie aus Zeitgründen nicht besuchen kann, verpasst nicht viel, und wer San Francisco oder gar Singapur oder Hongkong kennt, kann sie sich getrost schenken. Unsere Meeresfrüchte im Restaurant waren allerdings ganz ausgezeichnet.

Der Heimweg führt uns zum Robson Square, wo es zwischen begrünten Terrassen und unterirdischen Einkaufspassagen über drei Straßenzüge trotz des späten Abends – oder gerade deswegen – noch äußerst lebendig zugeht, und die Straßenkneipen, Cafés, Restaurants und Bänke gut besetzt sind. Hier schlägt einmal mehr das Herz dieser Stadt. Die Flaniermeile Robson Street mit Designer-Boutiquen, dem berühmten Kaufhaus „The Bay“ und internationalen Geschäftsadressen oder dem Einkaufszentrum Pacific Centre in der benachbarten Granville Street Mall sorgen jedenfalls mit dafür. So viel Urlaubsflair ist ansteckend, und als wir uns hier entschließen, nun endlich das Hotel anzusteuern ist es zwar schon ziemlich spät, aber es war auch ein genialer langer, langer Abend.

Der neue Tag hat ein volles Programm. Es geht zeitig zum Sea Bus, der vom Ende der Granville Street ablegt und seine Fahrgäste für je einen Dollar hinüber nach Nordvancouver zum Lonsdale Quay bringt. Mit dem gleichen Ticket steigen wir dort in den „236er“, fahren weiter zum Capilano Regional Park und dort mit der Gondelbahn für insgesamt 45 Dollar hinauf zum Grouse Mountain, wo die Aussicht 1.211 Meter über dem Meer beim Frühstück im Restaurant der Bergstation eine großartige ist: Auf Hafen, Innenstadt und Fraser Delta; links dahinter grüßen die amerikanischen Cascade Mountains mit dem Vulkan Mount Baker, rechts die Bergzüge von Vancouver Island. Und wieder hüpft unser Herz und lässt den Puls bei schönstem Wetter schneller werden, denn das hier, das ist doch erst der Anfang unseres Weges durch Kanada und Alaska!

Nach der Stärkung bummeln wir entlang der drei Dutzend, bis zu vier Meter hohen Holzfiguren die zeigen, was eine Kettensäge in der richtigen Hand so alles kann, wandern ein Stückchen auf einem der vielen Wege und schauen vor der Talfahrt von Vancouvers Hausberg und Skigebiet auch noch bei „Grinder und Coola“ vorbei. Die beiden verwaisten jungen Grizzlys werden hier aufgezogen und später wieder in die Freiheit entlassen, wofür wir ihnen alles Glück dieser Welt wünschen.

Unten im Tal nimmt uns der „236“ weiter mit zur Suspension Capilano Bridge und dem Capilano River Regional Park. Die 137 Meter lange Konstruktion – Vancouvers älteste Attraktion –, die sich seit mehr als 100 Jahren am Fuße des Grouse Mountains in 70 Meter Höhe über den tief eingekerbten, waldigen Capilano Canyon schwingt, schaukelt und wippt über dem Fluss zwar ein wenig hin und her, doch hat man den Takt schnell heraus. Auf der anderen Seite warten gewaltigen Bäume, von Gebirgsbächen gefüllte Forellenteichen, Totem Pools oder die Lachszuchtanlage, die den Nachwuchs für die Wildnis aufzieht und auch den Lebenszyklus dieser Fische darstellt. Wer zur richtigen Jahreszeit kommt (August bis November) kann auch den zurückkehrenden, laichbereiten Lachsen zuschauen, wie sie die Fischleitern und Stromschnellen im wilden Capilano River bewältigen, um sich zu ihren Laichgründen durchzukämpfen. Der Sisters Pond, Wanderwege, indianische Schnitzer im Big House, Geschichten im Story House oder die Trading Post sind weitere Stationen, die auf diesem Rundgang gefallen.

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22 aralık 2023
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595 s. 10 illüstrasyon
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9783954885794
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