Kitabı oku: «Триумфальная арка / Arc de Triomphe», sayfa 2
«Ich kann nichts denken», sagte sie, «solange er da ist.»
Die Ambulanzgehilfen sind gekommen. Sie deckten ein Tuch über den Leichnam. Ravic stand neben der Frau für den Fall, daß sie ohnmächtig werden würde. Ravic nahm die kleine hölzerne Madonna vom Nachttisch. «Ich glaubte, das gehört Ihnen», sagte er. «Wollen Sie es nicht behalten?» «Nein.» Er öffnete den kleinen Koff er und legte sie hinein. «Kommen Sie», sagte Ravic zu der Frau. «Wir können unten warten.» Die Frau schüttelte den Kopf. «Gut», sagte er zu den Gehilfen. «Tun Sie, was nötig ist.»
Ravic sah ihnen nach, bis sie unten waren. Dann ging er zurück. Die Frau stand am Fenster und sah hinaus. Auf der Straße das Auto. Die Gehilfen schoben die Bahre hinein wie ein Bäcker Brot in einen Ofen. Die Frau drehte sich um.
«Sie hätten vorher weggehen sollen», sagte Ravic. «Wozu mußte sie das letzte noch sehen?»
«Ich konnte nicht. Ich konnte nicht von ihm gehen. Verstehen Sie das nicht?»
«Ja. Kommen Sie. Trinken Sie noch ein Glas.»
«Nein.»
Veber hatte den Lichtschalter angedreht, als die Polizei und die Ambulanz kamen. Der Raum erschien jetzt größer, seit der Körper fort war.
«Wollen Sie hier im Hotel bleiben? Doch sicher nicht?»
«Nein.»
«Haben Sie Bekannte hier?» «Nein. Niemand.»
«Wissen Sie ein Hotel, in das Sie möchten?»
«Nein.»
«In der Nähe ist ein kleines Hotel, ähnlich wie dieses. Sauber und ehrlich. Wir könnten dort etwas für Sie finden. Hotel Milan.»
«Kann ich nicht in das Hotel gehen, wo …? In Ihr Hotel?»
«Ins International?»
«Ja. Ich … es ist … ich kenne es nun schon etwas. Es ist besser als ein ganz unbekanntes.»
«Das International ist kein gutes Hotel für Frauen», sagte Ravic. Das fehlte noch, dachte er. Im selben Hotel. Ich bin kein Krankenwärter. «Es ist immer überfüllt. Besser, Sie gehen zum Hotel Milan. Wenn es Ihnen nicht gefällt, können Sie es ja immer noch wechseln.»
Die Frau sah ihn an. Er hatte das Gefühl, daß sie wußte, was er dachte, und er war beschämt.
Aber es war besser, einen Augenblick beschämt zu sein und dafür später Ruhe zu haben. «Gut», sagte die Frau. «Sie haben recht.»
Ravic ließ die Koffer hinunter in ein Taxi bringen. Das Hotel Milan war nur wenige Minuten entfernt. Er mietete ein Zimmer und ging mit der Frau hinauf. Es war ein Raum im zweiten Stock mit einer Tapete mit Rosengirlanden, einem Bett, einem Schrank und einem Tisch mit zwei Stühlen.
«Ist das genug?» fragte er.
«Ja. Sehr gut.».
Die Koffer wurden heraufgebracht. «So, jetzt haben Sie alles hier.»
«Ja. Danke. Danke vielmals.»
Die Frau saß auf dem Bett. Ihr Gesicht war sehr blaß. «Sie sollten schlafen gehen. Glauben Sie, daß Sie es können?»
«Ich werde es versuchen.»
Ravic gab ihr ein paar Tabletten «Hier ist etwas zum Schlafen. Mit einem Glas Wasser. Wollen Sie es jetzt nehmen?»
«Nein, später.»
«Gut. Ich werde jetzt gehen. In den nächsten Tagen werde ich nach Ihnen fragen. Versuchen Sie, sobald wie möglich zu schlafen. Hier ist die Adresse des Beerdigungsinstituts, wenn Sie noch etwas zu tun haben. Gehen Sie nicht hin. Denken Sie an sich. Ich werde nach Ihnen fragen. Wie heißen Sie?» fragte er.
«Madou. Joan Madou.»
«Joan Madou. Gut. Ich werde das behalten. »
4
Die Fiebertabelle über dem Bett war neu und leer. Nur der Name stand darauf. Lucienne Martinet. Butte Chaumont, Rue Clavel.
Das Mädchen lag grau in den Kissen. Es war am Abend vorher operiert worden. Ravic prüfte vorsichtig das Herz. «Besser», sagte er. « Wenn sie bis morgen durchhält, hat sie eine Chance.»
«Gut», sagte Veber. «Gratuliere. Es sah nicht so aus. Hundertvierzig Puls und achtzig Blutdruck!»
«Da ist nichts zu gratulieren. Sie ist früher gekommen als die andere. Die mit der Goldkette um den Fuß. Das ist alles.»
Er deckte das Mädchen zu. «Das ist der zweite Fall in einer Woche. Wenn es so weitergeht, werden Sie noch eine Klinik für misslingende Aborte in der Butte Chaumont. War die andere nicht auch daher?»
Veber nickte. «Ja, auch von der Rue Clavel. Kannten sich wahrscheinlich und waren bei derselben Hebamme. Kam sogar um dieselbe Zeit, abends, wie die andere. Gut, daß ich Sie noch im Hotel erreicht habe. Dachte schon, Sie wären nicht mehr da.»
Ravic sah ihn an. «Wenn man im Hotel wohnt, ist man meistens abends nicht da, Veber».
«Aber warum wohnen Sie dann eigentlich immer im Hotel?»
«Es ist bequem und unpersönlich. Man ist allein und doch nicht allein.»
«Wollen Sie das?»
«Ja.»
«Das können Sie anderswie doch auch. Wenn Sie sich ein kleines Appartement mieten, haben Sie es doch ebenso.»
«Vielleicht.» Ravic beugte sich über das Mädchen.
«Finden Sie nicht auch, Eugenie?» fragte Veber.
Die Operationsschwester blickte auf. «Herr Ravic wird das nie tun», sagte sie kalt.
«Doktor Ravic, Eugenie», korrigierte Veber. «Er war Chefchirurg eines großen Hospitals in Deutschland. Viel mehr als ich.»
«Hier …», begann die Schwester und rückte ihre Brille zurecht.
Veber winkte rasch ab. «Gut! Gut! Wir wissen das alles. Hier erkennt der Staat keine ausländischen Examen an. Blödsinnig genug! Aber woher wissen Sie so genau, daß er kein Appartement nehmen wird?»
«Herr Ravic ist ein verlorener Mensch; er wird nie ein Heim gründen.»
«Was?» fragte Veber erstaunt . «Was reden Sie da?» «Herrn Ravic ist nichts mehr heilig. Das ist der Grund.»
«Bravo», sagte Ravic vom Bett des Mädchens her.
«Hat man so etwas schon mal gehört?» Veber starrte Eugenie an.
«Fragen Sie ihn nur selbst, Doktor Veber.»
«Sie haben ins Schwarze getroffen, Eugenie. Aber wenn einem nichts mehr heilig ist, wird einem alles auf eine menschlichere Weise wieder heilig. Sie haben keinen Glauben.»
Eugenie strich sich energisch den weißen Kittel über der Brust zurecht. «Ich habe gottlob meinen Glauben.»
Ravic griff nach seinem Mantel. «Glaube macht leicht fanatisch. Deshalb haben alle Religionen so viel Blut gekostet. Toleranz ist die Tochter des Zweifels, Eugenie. Sind Sie mit all Ihrem Glauben nicht viel aggressiver gegen mich als ich verlorener Ungläubiger gegen Sie?»
Veber lachte. «Da haben Sie es, Eugenie. Antworten Sie nicht. Es wird nur noch schlimmer!»
Vebers Büro war voll von Möbeln aus der Empirezeit; weiß, golden und zerbrechlich. Über dem Schreibtisch hingen Fotografien seines Hauses und seines Gartens. Die Klinik gehörte Veber.
«Was wollen Sie trinken, Ravic? Kognak oder Dubonnet?»
«Kaffee, wenn Sie noch welchen da haben.»
«Natürlich.»
Veber stellte die Maschine auf den Schreibtisch und schaltete den Kontakt ein. Dann wandte er sich an Ravic.
«Können Sie mich heute nachmittag in der ›Osiris‹ vertreten?»
«Selbstverständlich.»
«Macht es Ihnen nichts?»
«Ich habe nichts vor.»
«Gut. Ich brauche dann nicht extra wieder hereinzufahren. Kann in meinem Garten arbeiten.»
«Unsinn», sagte Ravic. «Ich habe es doch schon oft genug gemacht.»
«Das ist richtig.»
« Idiotisch genug, daß ein Mann mit Ihrem Können hier nicht offiziell arbeiten darf und sich als schwarzer Chirurg verstecken muß.»
«Aber Veber! Das ist doch schon eine alte Geschichte. Geht ja allen Ärzten so, die aus Deutschland geflüchtet sind.»
«Trotzdem! Es ist lächerlich! Sie machen Durants schwierigste Operationen, und er macht sich einen Namen damit.»
«Besser, als wenn er sie selbst machte.» Veber lachte.
«Ich sollte nicht reden. Sie machen meine ja auch. Aber schließlich bin ich hauptsächlich Frauenarzt und kein Spezialist als Chirurg.»
Die Kaffeemaschine begann zu pfeifen. Veber stellte sie ab. Er holte Tassen aus einem Schrank und goß den Kaffee ein. «Eines verstehe ich nicht, Ravic», sagte er. «Weshalb wohnen Sie wirklich noch immer in dieser Bude, dem ›International‹. Warum mieten Sie sich nicht eines dieser neuen Appartements in der Nähe des Bois? Ein paar Möbel können Sie überall billig kaufen. Dann wissen Sie doch wenigstens, was Sie haben.»
«Ja», sagte Ravic. «Dann wüßte ich, was ich hätte.»
«Na also, warum tun Sie es nicht?»
Ravic trank einen Schluck Kaffee. Er war bitter und sehr stark.
«Veber», sagte er, «Sie sind ein gutes Beispiel für die Krankheit unserer Zeit: bequemes Denken. In einem Atemzug bedauern Sie, daß ich illegal hier arbeiten muß, und gleichzeitig fragen Sie mich, warum ich kein Appartement miete.»
«Was hat das eine mit dem andern zu tun?»
Ravic lachte ungeduldig. «Wenn ich ein Appartement nehme, muß ich bei der Polizei angemeldet werden. Dazu brauche ich einen Paß und ein Visum.»
«Richtig. Daran habe ich nicht gedacht. Und im Hotel?»
«Da auch. Aber es gibt einige Hotels in Paris, die es mit dem Anmelden nicht so genau nehmen.»Ravic goß einen Schluck Kognak in seinen Kaffee. «Eines davon ist das ›International‹. Deshalb wohne ich da. «Ravic», sagte Veber, «ich wußte das nicht. Ich dachte nur, Sie dürften hier nicht arbeiten. Das ist ja eine verdammte Situation.»
«Es ist ein Paradies, verglichen mit einem deutschen Konzentrationslager.»
«Und die Polizei? Wenn sie doch einmal kommt?»
«Wennsie uns erwischt, gibt es ein paar Wochen Gefängnis und Ausweisung über die Grenze. Meistens in die Schweiz. Im Wiederholungsfalle sechs Monate Gefängnis.»
«Was?»
«Sechs Monate», sagte Ravic. «Aber das ist doch unmenschlich.»
«Das dachte ich auch, bis ich es lernte.»
«Wieso lernte? Ist Ihnen denn das schon einmal passiert?»
«Nicht einmal. Dreimal. Ebenso wie hundert andern auch. Im Anfang, als ich noch nichts davon wußte. Später, als ich dann wieder hierher zurückkam, wußte ich natürlich Bescheid.»
Veber stand auf. «Aber um Himmels willen …» Er rechnete. «Dann sind Sie ja über ein Jahr für nichts im Gefängnis gewesen.»
«Nicht so lange. Nur zwei Monate.»
«Wieso? Sie sagten doch, im Wiederholungsfalle wären es schon sechs Monate?»
Ravic lächelte. «Wenn man Erfahrung hat, kann man unter einem andern Namen zurückkommen. Wir haben doch keine Papiere . Ravic ist mein dritter Name. Ich habe ihn seit fast zwei Jahren. Nichts passiert seitdem. Scheint mir Glück zu bringen. Meinen wirklichen habe ich schon fast vergessen.»
Veber schüttelte den Kopf. «Und das alles nur, weil Sie kein Nazi sind.»
«Natürlich. Nazis haben erstklassige Papiere. Und sämtliche Visa, die sie wollen.»
«Schöne Welt, in der wir leben! Daß die Regierung da nichts tut.Die Regierung hat einige Millionen Arbeitslose, für die sie zuerst sorgen muß. Außerdem ist das nicht nur in Frankreich so. Es ist überall dasselbe.»
Ravic stand auf. « In zwei Stunden werde ich wieder nach dem Mädchen sehen. Nachts auch noch einmal.»
Veber kam ihm nach zur Tür. «Hören Sie, Ravic», sagte er, «kommen Sie doch einmal abends zu uns heraus. Zum Essen.»
Ravic ging ins nächste Bistro. Er setzte sich an ein Fenster, um auf die Straße blicken zu können. Er liebte das – gedankenlos dazusitzen und die Leute draußen vorbeigehen zu sehen. Paris war die Stadt, wo man mit nichts seine Zeit am besten verbringen konnte.
… Ravic blickte auf seine Uhr. Es war Zeit, nach Lucienne Martinet zu sehen. Und danach für das «Osiris». Die Huren im «Osiris» warteten schon. Sie wurden zwar regelmäßig von einem Amtsarzt untersucht; aber der Besitzerin war das nicht genug. Sie konnte sich nicht leisten, daß sich jemand in ihrem Lokal ansteckte, deshalb hatte sie mit Veber ein Abkommen getroffen, daß die Mädchen jeden Donnerstag noch einmal privat untersucht wurden. Ravic vertrat ihn manchmal dabei. Die Besitzerin hatte einen Raum im ersten Stock als Untersuchungszimmer eingerichtet. Sie war sehr stolz darauf, daß seit mehr als einem Jahr keiner ihrer Kunden sich etwas geholt hatte; dafür aber hatten, trotz aller Vorsicht der Mädchen, siebzehn Kunden Geschlechtskrankheiten mitgebracht. Rolande, die Gouvernante, brachte Ravic eine Flasche Brandy und ein Glas. «Ich glaube, Marthe hat etwas», sagte sie.
«Gut. Ich werde sie genau ansehen.» «Ich habe sie schon gestern nicht mehr arbeiten lassen. Sie streitet es ab, natürlich. Aber ihre Wäsche …»
«Gut, Rolande.»
» Die Mädchen kamen eine nach der anderen in ihren Hemden herein. Ravic kannte fast alle; es waren nur zwei Neue dabei. «
Mich brauchen Sie nicht zu untersuchen, Doktor», sagte Leonie.
«Warum nicht?»
«Keine Kunden, die ganze Woche.»
«Was sagt die Madame dazu?»
«Nichts. Ich habe eine Menge Champagner gemacht. Sieben Flaschen jeden Abend.
«Gut. Ich muß dich trotzdem untersuchen.»
«Meinetwegen. Haben Sie eine Zigarette, Doktor?»
«Ja, hier
«Wissen Sie, was ich nicht verstehe?» sagte Leonie, während sie Ravic beobachtete.
«Was?»
«Daß Sie, wenn Sie diese Sachen machen, noch Lust haben, mit einer Frau zu schlafen.»
«Das verstehe ich auch nicht. Du bist in Ordnung. Wer kommt jetzt?»
«Marthe.»
Marthe war blaß, schmal und blond. Sie hatte das Gesicht eines Botticelli-Engels, aber sie sprach den Jargon der Rue Blondel.
«Mir fehlt nichts, Doktor.»
«Das ist gut. Wir werden sehen.»
«Aber mir fehlt wirklich nichts.»
«Um so besser.»
Rolande stand plötzlich im Zimmer. Sie sah Marthe an. Das Mädchen sagte nichts mehr. Unruhig sah es Ravic an. Er untersuchte sie genau.
«Aber es ist nichts, Doktor. Sie wissen doch, wie vorsichtig ich bin.» Ravic erwiderte nichts. Ravic machte einen Abstrich und untersuchte ihn.
«Du bist krank, Marthe», sagte er.
«Was?Das kann nicht stimmen.»
«Es stimmt.»
Sie sah ihn an. «Dieses Schwein! Ich habe ihm gleich nicht getraut! Student wäre er, sagte er, müsse es doch wissen, er wäre ja Medizinstudent!»
Ravic nickte. Die alte Sache – ein Medizinstudent, der sich einen Tripper geholt und selbst behandelt hatte. Nach zwei Wochen hatte er sich für gesund gehalten, ohne eine Reaktion zu machen.
«Wie lange wird es dauern, Doktor?» «Sechs Wochen.» Ravic wußte, daß es länger dauern würde.
«Sechs Wochen?» Sechs Wochen kein Verdienst. Ins Hospital? «Muß ich ins Hospital? Sechs Wochen ohne Verdienst.»
Sie weinte. «
Komm, Marthe», sagte Rolande.
«Sie nehmen mich nicht wieder! Ich weiß es!»
«Dann muß ich auf die Straße. Und alles wegen diesem …»
«Wir nehmen dich wieder. Die Kunden mögen dich.»
«Wirklich?»
«Natürlich. Und nun komm.» Marthe ging mit Rolande hinaus. Ravic sah ihr nach. Sie würde nicht wiederkommen. Madame war viel zu vorsichtig. Ihre nächste Etappe waren vielleicht noch die billigen Bordelle an der Rue Blondel. Dann die Straße. Dann Koks, Hospital, Blumen oder Zigarettenhandel.
Der Speisesaal des Hôtels International lag unter der Erde. Die Bewohner nannten ihn deshalb die Katakombe. Im Winter mußte er den ganzen Tag erleuchtet werden. Der Raum war gleichzeitig Rauchzimmer, Schreibzimmer, Halle, Versammlungsraum und die Rettung der Emigranten, die keine Papiere hatten – sie konnten, wenn die Polizei kontrollierte, durch ihn zum Hof in eine Garage und von dort auf die gegenüberliegende Straße entkommen. Ravic saß mit dem Portier des Nachtklubs Scheherazade, Boris Morosow, in einer Ecke der Katakombe. Morosow lebte seit fünfzehn Jahren in Paris. Sie spielten Schach. Die Katakombe war leer, bis auf einen Tisch, an dem einige Leute saßen und tranken und laut redeten und alle paar Minuten einen Toast ausbrachten. Morosow sah sich ärgerlich um. «Kannst du mir erklären, Ravic, warum hier heute abend so laut ist? Warum gehen diese Emigranten nicht schlafen?» Ravic lachte. «Diese Emigranten da in der Ecke gehen mich nichts an. »
Sie spielten ungefähr eine Stunde. Dann sah Morosow auf. «Da kommt Charles», sagte er. «Er will scheinbar etw as von dir.»
Ravic sah auf. Der Bursche aus der Conciergenloge kam heran. Er hatte ein kleines Paket in der Hand. «Dies hier ist für Sie.» «Für mich?» Ravic betrachtete das Paket. Es war klein, in weißes Seidenpapier gewickelt und verschnürt. Eine Adresse stand nicht drauf. «Ich erwarte keine Pakete. Muß ein Irrtum sein. Wer hat es gebracht?» «Eine Frau … eine Dame …» «Es steht kein Name darauf. Hat sie gesagt, es sei für mich?» «Das nicht gerade. Sie hat gesagt, für den Arzt, der hier wohnt.» «Sie kam doch vor kurzem nachts mit Ihnen.» «Es kommen ab und zu Damen mit mir, Charles. Aber du solltest wissen, daß Privatsphäre die erste Tugend eines Hotelangestellten ist. »
«Mach das Paket auf, Ravic», sagte Morosow.
«Selbst wenn es nicht für dich ist. »
5
Der Wirt kannte Ravic gleich wieder. «Die Dame ist in ihrem Zimmer», sagte er.
«Können Sie ihr telefonieren, daß ich hier bin?»
«Das Zimmer hat kein Telefon. Sie können ruhig hinaufgehen.» «Welche Nummer ist es?»
«Siebenundzwanzig.»
«Ich habe den Namen nicht mehr im Kopf. Wie hieß sie doch?» Der Wirt zeigte kein Erstaunen. «Madou. Joan Madou», fügte er hinzu. «Glaube nicht, daß sie wirklich so heißt. Künstlername wahrscheinlich.»
«Wieso Künstlername?»
«Sie hat sich als Schauspielerin eingetragen. Klingt doch so, wie?»
«Das weiß ich nicht. Ich kannte einen Schauspieler, der nannte sich Gustav Schmidt. Er hieß in Wirklichkeit Alexander Marie Graf von Zambona. Gustav Schmidt war sein Künstlername. Klang gar nicht so, wie?»
Der Wirt gab sich nicht geschlagen. «Heutzutage passiert viel», erklärte er.
«Es passiert gar nicht einmal so viel. Wenn Sie Geschichte studieren, werden Sie finden, daß wir noch in verhältnismäßig ruhigen Zeiten leben.»
«Danke, mir genügt’s.»
«Mir auch. Aber man muß seinen Trost suchen, wo man kann. Nummer siebenundzwanzig, sagten Sie?»
«Ja, mein Herr.»
Ravic klopfte. Niemand antwortete. Er klopfte noch einmal und hörte eine undeutliche Stimme. Als er die Tür öffnete, sah er die Frau. Sie saß auf dem Bett. Sie war angezogen und trug das blaue Schneiderkostüm, in dem Ravic sie zum ersten Male gesehen hatte.
Er zog die Tür hinter sich zu. «Ich hoffe, ich störe Sie nicht», sagte er und verstand sofort, wie sinnlos das war. Was konnte die Frau schon stören? Da war nichts, was sie noch stören konnte.
Er legte seinen Hut auf einen Stuhl. «Konnten Sie alles erledigen?» fragte er.
«Ja. Es war nicht viel.»
«Keine Schwierigkeiten?»
«Nein.»
Ravic setzte sich in den einzigen Sessel des Zimmers.
«Wollten Sie fortgehen?» fragte er.
«Ja. Irgendwann. Später. Nirgendwohin – nur so. Was soll man sonst tun?»
«Nichts. Es ist richtig; für ein paar Tage. Kennen Sie niemand in Paris?»
«Nein.»
«Niemand?»
Die Frau hob mit einer müden Bewegung den Kopf. «Niemand – außer Ihnen, den Wirt, den Kellner und das Zimmermädchen.» Sie lächelte. «Das ist nicht viel, wie?»
«Nein. Kannte …» Ravic suchte nach dem Namen des toten Mannes. Er hatte ihn vergessen.
«Nein», sagte die Frau. «Raczinsky hatte keine Bekannten hier, oder ich habe sie nie gesehen. Er wurde gleich krank, als wir hier ankamen.»
Ravic hatte nicht lange bleiben wollen. Jetzt, als er die Frau so dasitzen sah, änderte er seine Absicht. «Haben Sie schon zu Abend gegessen?»
«Nein. Ich bin auch nicht hungrig.»
«Haben Sie heute überhaupt schon etwas gegessen?»
«Ja. Heute mittag. Tagsüber ist das einfacher. Abends …» – Ravic blickte sich um. Das kleine, kahle Zimmer roch nach Trostlosigkeit und November. «Es wird Zeit, daß Sie hier herauskommen», sagte er. «Kommen Sie. Wir werden zusammen essen gehen.»
Er hatte erwartet, daß die Frau Protest machen würde. Aber sie stand gleich auf und griff nach ihrem Regenmantel.
«Das da ist nicht genug», sagte er. «Der Mantel ist viel zu dünn. Haben Sie keinen wärmeren? Es ist kalt draußen.»
«Es regnete vorhin …» «Es regnet immer noch. Aber es ist kalt. Können Sie nicht etwas darunter anziehen. Einen anderen Mantel oder wenigstens einen Sweater?»
«Ich habe einen Sweater.»
Sie ging zu dem größeren Koffer. Ravic sah, daß sie fast nichts ausgepackt hatte. Sie holte einen schwarzen Sweater aus dem Koffer, zog die Jacke aus und streifte ihn über. Sie hatte gerade und schöne Schultern. Dann nahm sie die Mütze und zog die Jacke und den Mantel an. «Ist es so besser?»
«Viel besser.»
Sie gingen die Treppe hinunter. Der Wirt war nicht mehr da. Statt dessen saß der Concierge neben dem Schlüsselbrett. Er sortierte Briefe und roch nach Knoblauch.
«Haben Sie immer noch das Gefühl, daß Sie nichts essen können?» fragte Ravic draußen.
«Ich weiß es nicht. Nicht viel, glaube ich.» Ravic winkte ein Taxi heran. «Gut. Dann werden wir in die ›Belle Aurore‹ fahren.»
Die «Belle Aurore» war nicht sehr besetzt. Es war schon zu spät dafür. Sie fanden einen Tisch in dem schmalen, oberen Raum mit der niedrigen Decke. Außer ihnen war nur noch ein Paar da, das am Fenster saß und Käse aß, und ein einzelner, dünner Mann, der einen Berg Austern vor sich hatte. Der Kellner kam und besah das Tischtuch kritisch. Dann entschloß er sich, es zu wechseln.
«Zwei Wodkas», bestellte Ravic. «Kalt.»
«Wir werden etwas trinken und Vorspeisen essen», sagte er zu der Frau. «Ich glaube, das ist das richtige für Sie. Dies ist ein Restaurant für Hors d’œuvres. Es gibt kaum etwas anderes hier. Jedenfalls kommt man fast nie dazu, etwas anderes zu essen. » Der Kellner brachte den Wodka und holte einen Notizblock heraus. «Eine Karaffe Vin rosé», sagte Ravic. «Haben Sie Anjou?»
«Anjou, offen, rosé, sehr wohl, mein Herr.»
«Gut. Eine große Karaffe in Eis. Und die Vorspeisen.»
Der Kellner ging. Ravic hob sein Glas. «Wir wollen das hier einmal auf einen Schluck austrinken. Salute.»
«Salute», sagte Joan Madou und trank.
Die Vorspeisen wurden auf kleinen Wagen herbeigerollt. «Was möchten Sie?» Ravic sah die Frau an. «Ich glaube, das einfachste ist, ich stelle Ihnen etwas zusammen.»
Er häufte einen Teller voll und gab ihn ihr hinüber. «Es macht nichts, wenn Ihnen davon nichts schmeckt. Es kommen noch ein paar andere Wagen. Dies ist nur der Anfang.»
Er füllte sich selbst einen Teller und begann zu essen, ohne sich um sie weiter zu kümmern. Er spürte plötzlich, daß auch sie aß. Er schälte eine Langustine und hielt sie ihr hinüber. «Probieren Sie das einmal. Besser als Langusten. Und nun die Paté Maison. Und jetzt etwas von dem Wein. Leicht und kühl.»
«Sie machen sich viel Mühe mit mir», sagte die Frau.
«Ja, wie ein Oberkellner.» Ravic lachte.
«Nein. Aber Sie machen sich viel Mühe mit mir.»
«Ich esse nicht gern allein. Das ist alles. Genau wie Sie.»
«Ich bin kein guter Partner.»
«Doch», erwiderte Ravic. «Zum Essen schon. Zum Essen sind Sie ein erstklassiger Partner. Ich kann keine Menschen leiden, die zu viel und zu laut sprechen.»
«Hier kommt der nächste Vorratswagen. Wollen wir gleich heran, oder wollen Sie vorher eine Zigarette rauchen?»
«Lieber vorher eine Zigarette.»
«Gut. Ich habe heute andere bei mir als die mit dem schwarzen Tabak.»
Er gab ihr Feuer. Sie lehnte sich zurück und atmete tief den Rauch ein. Dann sah sie Ravic voll an. «Es ist gut, so zu sitzen», sagte sie, und es schien ihm einen Augenblick, als würde sie sofort in Tränen ausbrechen.
Sie tranken Kaffee im «Colysée». Der große Raum zu den Champs Elysées war überfüllt, aber sie bekamen einen Tisch unten in der Bar.
«Haben Sie schon darüber nachgedacht, was Sie tun wollen?» fragte Ravic.
«Nein, noch nicht.»
«Hatten Sie irgendwas Bestimmtes vor, als Sie hierher kamen?»
«Nein, nichts Genaues.»
«Ich frage Sie nicht aus Neugier.»
«Das weiß ich. Sie meinen, ich solle etwas tun. Das will ich auch. Ich sage es mir selbst jeden Tag. Aber dann …»
«Der Wirt sagte mir, Sie seien Schauspielerin. Ich habe ihn nicht danach gefragt. Er sagte es mir, als ich nach Ihrem Namen fragte.»
«Wußten Sie ihn nicht mehr?»
Ravic blickte auf. Sie sah ihn ruhig an. «Nein», sagte er. «Ich hatte den Zettel im Hotel gelassen und konnte mich nicht mehr erinnern.»
«Wissen Sie ihn jetzt?»
«Ja. Joan Madou.»
«Ich bin keine gute Schauspielerin», sagte die Frau. «Ich habe nur kleine Rollen gespielt. In der letzten Zeit nichts mehr. Ich spreche auch nicht gut genug Französisch dafür.»
«Was sprechen Sie denn?»
«Italienisch. Ich bin da aufgewachsen. Und etwas Englisch und Rumänisch. Mein Vater war Rumäne. Er ist tot. Meine Mutter Engländerin; sie lebt noch in Italien, ich weiß nicht, wo.»
Ravic hörte nur halb zu. Er langweilte sich und wußte nicht mehr recht, was er reden sollte. «Haben Sie außerdem noch etwas getan?» fragte er, um etwas zu fragen. «Außerhalb der kleinen Rollen, die Sie gespielt haben?»
«Das, was so dazugehört. Etwas singen und tanzen.»
Er blickte sie zweifelnd an. Sie sah nicht so aus. Sie war nicht attraktiv. Sie sah nicht einmal aus wie eine Schauspielerin.
«So etwas können Sie ja leichter hier versuchen», sagte er. «Dazu brauchen Sie nicht perfekt zu sprechen.»
«Nein. Aber ich muß erst etwas finden. Das ist schwer, wenn man niemand kennt.»
Morosow, dachte Ravic plötzlich. Die Scheherazade. Natürlich. Morosow mußte von solchen Sachen etwas wissen. «Können Sie Russisch?» fragte er.
«Etwas. Ein paar Lieder. Zigeunerlieder. Sie sind so ähnlich wie rumänische. Warum?»
«Ich kenne jemand, der von diesen Dingen etwas versteht. Vielleicht kann er Ihnen helfen. Ich werde Ihnen seine Adresse geben.»
«Ich fürchte, es hat nicht viel Zweck. Agenten sind überall gleich.»
«Der Mann, den ich meine, ist kein Agent. Er ist Portier in der Scheherazade. Das ist ein russischer Nachtklub in Montmartre.»
«Portier?» Joan Madou hob den Kopf. «Das ist etwas anderes. Portiers wissen mehr als Agenten. Das kann etwas sein. Kennen Sie ihn gut?»
«Ja.»
Ravic war überrascht. Sie hatte auf einmal ganz geschäfts – mäßig gesprochen. Das geht ja schnell, dachte er. «Es ist ein Freund von mir. Er heißt Boris Morosow», sagte er. «Er ist seit zehn Jahren in der Scheherazade. Sie haben da immer eine ziemlich große Show. Die Nummern wechseln oft . Morosow ist mit dem Manager befreundet. Wenn in der Scheherazade nichts für Sie frei ist, weiß er sicher etwas anderes – irgendwo. Wollen Sie es versuchen?»
«Ja. Wann?»
«Am besten so um neun Uhr abends. Dann ist noch nichts zu tun, und er hat Zeit für Sie. Ich werde ihm Bescheid sagen.» Ravic freute sich bereits auf das Gesicht Morosows. Er fühlte sich plötzlich besser. Die leichte Verantwortung, die er immer noch gespürt hatte, war verschwunden. Er hatte getan, was er konnte, und nun mußte sie weitersehen. «Sind Sie müde?» fragte er.
Joan Madou blickte ihm gerade in die Augen. «Ich bin nicht müde», sagte sie. «Aber ich weiß, daß es kein Vergnügen ist, mit mir hier zu sitzen. Sie haben Mitleid mit mir gehabt, und ich danke Ihnen dafür. Sie haben mich aus dem Zimmer genommen und mit mir gesprochen. Das war viel für mich, denn ich habe seit Tagen kaum mit jemand ein Wort gewechselt. Ich werde jetzt gehen. Sie haben mehr als genug für mich getan. All die Zeit schon. Was wäre sonst aus mir geworden!» Mein Gott, dachte Ravic, jetzt fängt sie auch noch damit an.
«Es war kein Mitleid», sagte Ravic.
«Was sonst?»
«Wir werden jetzt einen guten, alten Armagnac trinken», sagte Ravic. «Das ist die beste Antwort. Glauben Sie mir: Ich bin kein so besonderer Menschenfreund. Es gibt viele Abende, wo ich allein irgendwo herumsitze. Halten Sie das für besonders interessant?»
«Nein, aber ich bin ein schlechter Partner, und das ist schlimmer.»
«Ich habe verlernt, nach Partnern zu suchen. Hier ist Ihr Armagnac. Salute!»
«Salute!» Ravic setzte sein Glas nieder. «So, und jetzt werden wir aus dieser Menagerie hier verschwinden. Sie möchten doch noch nicht ins Hotel zurück?»
Joan Madou schüttelte den Kopf.
«Gut. Dann werden wir weitergehen. Und zwar zur Scheherazade. Wir werden da trinken. Das haben wir beide scheinbar nötig, und Sie können dann gleich ansehen, was dort los ist.»
Es war gegen drei Uhr nachts.
Sie standen vor dem Hotel Milan. «Haben Sie genug getrunken?» fragte Ravic.
Joan Madou antwortete nicht sofort. «Ich dachte, es wäre genug in der Scheherazade. Aber jetzt verstehe ich, es war nicht genug.Vielleicht gibt es hier im Hotel noch etwas. Sonst gehen wir in eine Kneipe und kaufen eine Flasche. Kommen Sie.»
Sie sah ihn an. Dann sah sie die Tür an. «Gut», sagte sie. Doch sie blieb stehen. «Da hinaufgehen», sagte sie. «In das leere Zimmer …»
«Ich werde Sie hinauf-bringen. Und wir werden eine Flasche mitnehmen.»
Der Portier erwachte. «Haben Sie noch etwas zu trinken?» fragte Ravic.
«Champagnercocktail?» fragte der Portier.
«Danke. Etwas Herzhafteres. Kognak. Eine Flasche.»
«Courvoisier, Martell, Hennessy, Biscuit Dubouche?» «Courvoisier.»
«Sehr wohl, mein Herr. Ich werde den Kork ziehen und die Flasche heraufb ringen.»
Sie gingen die Treppe hinauf. «Haben Sie Ihren Schlüssel?» fragte Ravic die Frau.
«Das Zimmer ist nicht abgeschlossen.»
«Man kann Ihnen Ihr Geld und Ihre Papiere stehlen, wenn Sie nicht abschließen.»
«Das kann man auch, wenn ich abschließe.»
«Das ist wahr. Trotzdem – es ist dann nicht ganz so einfach.»
Joan Madou warf ihren Mantel und ihre Baskenmütze auf das Bett und sah Ravic an. Ihre Augen waren hell und groß in dem blassen Gesicht. Sie stand einen Augenblick so da. Dann begann sie in dem kleinen Raum hin und her zu gehen, die Hände in den Taschen ihrer Jacke, mit langen Schritten.
Ravic sah sie aufmerksam an. Sie hatte plötzlich Kraft und eine ungestüme Grazie, und das Zimmer schien viel zu eng für sie. Es klopfte. Der Portier brachte den Kognak herein. «Wollen Sie noch etwas essen? Kaltes Huhn. Sandwiches …»
«Nein.» Ravic bezahlte ihn und schob ihn hinaus. Dann schenkte er zwei Gläser ein.
«Hier. Trinken Sie das.»
«Und dann?»
«Dann trinken Sie das nächste.»
«Ich habe das versucht. Es ist nicht gut, betrunken zu sein, wenn man allein ist.»
«Sie müssen etwas zu tun haben.» Ravic zündete sich eine Zigarette an. «Schade, daß wir Morosow nicht getroffen haben. Ich wußte nicht, daß er heute seinen freien Tag hatte. Gehen Sie morgen abend hin. Gegen neun. Irgend etwas wird er schon für Sie finden. Und wenn es Arbeit in der Küche wäre. Dann sind Sie nachts beschäftigt. Das wollen Sie doch?»
«Ja.»
Joan Madou hörte auf, hin und her zu gehen. Sie trank das Glas Kognak und setzte sich auf das Bett. «Ich bin draußen herumgegangen jede Nacht. Solange man geht, ist alles besser. Ich habe oft genug darauf gewartet, daß wenigstens einer zu mir spricht!»
Sie warf das Haar zurück und nahm das Glas, daß Ravic ihr gab.
«Ich weiß nicht, warum ich davon spreche. Ich will es gar nicht. Vielleicht, weil ich stumm war all die Tage.»
«Ich trinke», sagte Ravic. «Sagen Sie, was Sie wollen. Es ist Nacht. Niemand hört Sie. Ich höre auf mich selbst. Morgen ist alles vergessen.»
Er lehnte sich zurück. An das Fenster klopfte immer noch mit weichen Fingern der Regen. Ich muß schon betrunken sein, dachte Ravic. Früher als sonst, heute. Er hörte nicht auf das, was Joan Madou sprach. Er kannte es und wollte es nicht mehr kennen.
«Danke», sagte Joan Madou.