Kitabı oku: «Zum Kontinent des eisigen Südens», sayfa 5
Auf den Kerguelen
Der Pan, eine Station auf den Kerguelen in Verbindung mit der deutschen Südpolarexpedition zu errichten, rührte im Wesentlichen noch von den älteren Entwürfen her, welche G. von Neumayer aufgestellt hatte. Wie bekannt, sollten nach diesen früheren Plänen zwei Schiffe gleichzeitig in die Antarktis vordringen, von denen das eine die Aufgabe hatte, eine Verbindung zwischen dem eigentlichen Polarschiff und der Heimat zu erhalten, und zwar durch Vermittlung einer Station auf den Kerguelen, welche zugleich mit größeren Vorräten an Kohlen und Proviant versehen sein sollte, um davon der südlicheren Abteilung durch das Verbindungsschiff immer mitteilen zu können. Die Kergueleninsel sollte mithin nicht allein den Ausgangspunkt der Expedition, sondern auch ein Verbindungsglied mit der Heimat bedeuten.
Als dieser Plan dann eingeschränkt und die Expedition nur mit einem Schiff ausgerüstet wurde, ist zunächst an eine Station auf den Kerguelen weniger gedacht worden.
Etwas anders stand es mit den wissenschaftlichen Aufgaben dieser Station, für welche die Frage war, ob es unbedingt notwendig sei, mit den Arbeiten in der Antarktis gleichzeitig magnetische und meteorologische Beobachtungen auf einer der Inseln des subantarktischen Meeres ausführen zu lassen, um dadurch ein wissenschaftliches Verbindungsglied zu haben, da die wissenschaftlichen Stationen der zivilisierten Welt von der geplanten deutschen Station in der Antarktis allzu weit entfernt lagen.
In dieser Beziehung stand die englische Expedition glücklicher da, indem sie ihre antarktischen Beobachtungen auf die Stationen Australiens und Neuseelands beziehen konnte, welche ihrem Arbeitsgebiet weit näher lagen als eine antarktische Station südlich des Indischen Ozeans von irgendeinem Observatorium der Kulturwelt. Noch günstiger war es hierin mit der schwedischen Expedition südlich von Amerika bestellt, zumal die Argentinische Republik sich auf gemeinsames Ersuchen Deutschlands und Englands entschlossen hatte, ihre schon bestehende wissenschaftliche Station bei der Staten-Insel für die Zeit der Südpolarexpeditionen zu einer magnetisch-meteorologischen Station erster Ordnung auszugestalten. Wollte Deutschland daher ähnliche fundamentale Anschlussbeobachtungen haben wie die anderen Expeditionen, so musste es sich eine Station dafür erst schaffen, und da die Kerguelenroute aus den älteren Entwürfen Neumayers übernommen worden war, ist es das Nächstliegende gewesen, an die Kerguelen selbst für die Errichtung dieser Station zu denken.
Drygalski, Ruser, Enzensperger, Werth, Bidlingmaier
(Geographisches Institut, Universität München)
Die Gründung der Zweigstation auf den Kerguelen wurde also wesentlich aus wissenschaftlichen Gründen beschlossen, und zwar auf direktes Ansuchen der Meteorologen und der Magnetiker des deutschen Beirats, welche diese Station für unerlässlich erklärten, um für die antarktischen Beobachtungen ein Fundament zu gewinnen. Ich selbst stand der Angelegenheit nicht ganz in gleicher Weise überzeugt gegenüber. Ich hielt die Station wohl für wichtig, legte ihr aber doch nicht den grundlegenden Wert bei, dass ich die Arbeiten auch der Hauptexpedition in ihrem Wert hiernach bemaß. Ich glaubte und glaube bis heute, dass alle Beobachtungen in der Antarktis für sich allein schon fundamentalen Wert besitzen, der durch Beobachtungen auf den Kerguelen und durch die internationale Kooperation wohl noch gesteigert werden kann, aber in seinem Erfolg nicht dadurch bedingt ist. Waren doch die als unerlässlich geforderten Anschlussbeobachtungen der Station auch nur magnetischer und meteorologischer Art, während alle anderen Forschungen in der Antarktis schon für sich allein und für jeden Ort in ihrem vollen Wert bestanden. Ich konnte mich aber nicht entschließen, bei dem erweiterten Forschungsplan unserer Expedition auf Meteorologie und Erdmagnetismus den Plan der Expedition allein zu begründen und die Kerguelenstation für unerlässlich zu halten, da ich die genannten Wissenszweige wohl für überaus wichtig, aber doch nur für gleichberechtigt mit Biologie, Ozeanographie und anderen Forschungsrichtungen hielt.
Dieses war der Grund, weswegen die Kerguelenstation in meinen ersten Entwürfen nicht enthalten gewesen ist, desgleichen auch nicht in meinem Entwurf der Immediateingabe an Seine Majestät den Kaiser, meinen ersten Vorträgen bei der Reichsregierung und Denkschriften an den Deutschen Reichstag. Wenn ich später aber den erdmagnetisch-meteorologischen Wünschen die Aufnahme der Station in mein Programm einräumte, so geschah es in voller Würdigung der großen Wichtigkeit der Station für diese Disziplinen, aber doch in der Überzeugung, dass sie nur ein Teil der Expedition blieb, welcher für deren ganzes Wesen darum nicht fundamental war.
Unsere Expedition unterschied sich nämlich von den älteren Entwürfen neben manchem anderen dadurch, dass die ausführenden Personen und der Leiter volle Freiheit erhielten, während in älteren Entwürfen bestimmte Instruktionen vorgesehen waren, nach denen die Expedition zu handeln hatte. Bei diesem letzteren Verfahren ist es nun leichter, Stationen zu gründen.
Wo die ausführenden Persönlichkeiten dagegen Freiheit des Handelns haben, ist es durchaus notwendig, dass sie selbst auch die vorzunehmenden Untersuchungen planen und vorbereiten. Da nun aber von vornherein keiner vorhanden war, welcher an die Kerguelenstation für sich gedacht hat, mussten die Arbeiten dieser Station zunächst von solchen vorgezeichnet werden, die an ihrer Durchführung nicht mehr selbst beteiligt sein konnten.
Enzenspergers Grab an der Nordseite des Stationsbergs auf den Kerguelen
(Quelle: Geographisches Institut, Universität München)
Um diesem Übelstand abzuhelfen, wurden die Mitglieder der Kerguelenstation möglichst frühzeitig gewählt und zur aktiven Mitwirkung bei den Vorbereitungen herangezogen. Die Herren Dr. Luyken und Dr. Werth sind im Herbst 1900 zu uns getreten und auch für die Hilfsarbeiten waren in den Matrosen Wienke und Urbansky frühzeitig gute Kräfte gewonnen; ein fünfter Mitarbeiter für meteorologische Zwecke ist seit dem Frühjahr 1901 bei uns beschäftigt gewesen. Die Umstände brachten es mit sich, dass dieser Letztere kurz vor unserer Abreise, im Juli 1901, wieder ausschied. Unter den zahlreichen Bewerbungen, welche noch vorlagen, fielen die Blicke damals sofort auf Enzensperger, der auf der Zugspitze weilte und den meteorologischen Dienst dort gerade ein Jahr lang versehen hatte.
Joseph Enzensperger brachte in hohem Maße die Eigenschaften mit, deren die Kerguelenstation bedurfte. Mit sicherer Kenntnis des eigenen Fachs, der Meteorologie, verband er einen offenen Sinn für die Natur und für alle Erscheinungen, die ihn umgaben, und eine durch viele Alpentouren geschulte Erfahrung in der Bewältigung natürlicher Schwierigkeiten, wo sie am größten sind. Er hielt sich nicht an das einzelne Fach, sondern hatte den Blick auf das Ganze gerichtet.
Wie bekannt, sind Enzensperger, Luyken und der Matrose Wienke mit dem Lloydampfer »Karlsruhe« zunächst nach Sydney gefahren, um dort unsere Hunde, einigen Proviant und die Ausrüstung der Kerguelenstation zu übernehmen und mit dem Lloydampfer »Tanglin«, welchen das Reich für diese Zwecke gechartert hatte, nach den Kerguelen zu bringen. Unsere Vereinbarungen galten der ersten Anlage der Station auf den Kerguelen für den wahrscheinlichen und wünschenswerten Fall, dass der »Tanglin« dort früher eintreffen würde als der »Gauß«. In letzterer Hinsicht wurde verabredet, dass der »Tanglin« zunächst nach dem bekannten, von Wal- und Robbenschlägern am meisten geschätzten Dreiinselhafen des Royal Sound vorgehen sollte, die Herren sollten sich umtun, ob die Inseln des Hafens selbst sich zur Anlage der Station eigneten, und, wenn nicht, unter Hinterlegung einer Nachricht weitergehen, um nach einem anderen passenden Stationsort zu suchen.
Dass die Umgebung des Dreiinselhafens sich nicht für die Anlage der Station eignete, war Enzensperger und Luyken bei ihrer Ankunft klar gewesen, wie uns, als wir mit dem »Gauß« dort einfuhren. Sie waren deshalb noch am 9. November 1901 nach der Beobachtungsbucht weiter gefahren, wo die englische Expedition zur Beobachtung des Venusdurchganges im Jahr 1874 gearbeitet hatte, und hatten sich nach kurzem Suchen dafür entschieden, die Station an diesem Ort zu gründen. Es war zweifellos auch die geeignetste Stelle, denn sie gewährte durch Benutzung der von der früheren Expedition verbliebenen Bestände manche Vorteile.
Mit der Anlage der Station war sogleich begonnen worden, und als der »Gauß« den Stationsplatz erreichte, stand bereits das Wohnhaus am Fuß eines niedrigen Lavaberges, der sich nach Norden hin in Stufen zum Fjord hinabsenkte. Der Berg bot dem Haus Schutz gegen die herrschenden westlichen Winde und war doch nicht so hoch, um die meteorologischen Anlagen in der Umgebung des Hauses störend zu beeinflussen. Ferner stand bereits Luykens magnetisches Variationshaus, wenn auch die Wahl des Platzes dafür wegen des wasserdurchtränkten, schwankenden Bodens schwierig gewesen war, um die Instrumente fundieren zu können. Östlich von dem Stationshaus war ein kleiner See mit trübem, aber brauchbarem Wasser. Sein Abfluss war sogleich vertieft worden, um den Wasserspiegel zu senken und den Boden in der Umgebung des Hauses zu trocknen. Westlich vom Haus senkte sich das Gelände zu einem Bach herab, der im Hintergrund des Fjords mündete und frisches Wasser für alle Zwecke hergab. In der Umgebung des Stationshauses waren nicht allein die astronomischen Beobachtungspfeiler und die Wegeanlagen der früheren englischen Expedition noch erhalten, sondern in zahlreichen Rundhöckerfelsen, den Spuren früherer größerer Vergletscherung, auch natürliche Pfeiler gegeben, auf welchen sich wissenschaftliche Arbeiten zweckmäßig ausführen ließen. In der Nähe des Hauses lag zwischen steilen Felsen eine kleine Bucht, in welcher das Boot der Station guten Schutz fand. Die Küste war 10 bis 20 m hoch, aber in dieser Bucht und in dem erwähnten Bach für alle Zwecke zugänglich.
Aufbau der Kerguelenstation am Stationsberg im Sommer
(Quelle: Geographisches Institut, Universität München)
Der erste Rundgang um die Stationsanlagen, welchen wir unmittelbar nach der Ankunft am Nachmittag des 2. Januar machten, zeigte, was noch zu tun war. Wir ließen unsere Zimmerleute Heinrich und Reimers an Land gehen, um die Stationsanlagen weiter zu fördern, während der »Gauß« am ersten schönen Tag die Bucht wieder verlassen sollte, um etwas weiter draußen, aber noch vor dem Dreiinselhafen, zur Bestimmung magnetischer Konstanten auf verschiedenen Kursen zu drehen. Dann sollte er beginnen, die für ihn auf den Kerguelen gestapelte Bagage einzunehmen, welche aus der neuseeländischen Westportkohle, etwas Proviant, Holzmaterial für den Bau der Stationshäuser in der Antarktis und vor allem in unseren Hunden bestand, die in vortrefflicher Gesundheit, wenn auch etwas mager, um den Felsen des Stationshauses angekettet waren und sich bereits reichlich vermehrt hatten. Junge Tiere spielten um die alten herum und fielen nur ab und zu den Raubmöwen (Lestris) zur Beute, welche in großen Scharen den Stationsfelsen umschwärmten und in ihrer dummen Dreistigkeit nicht allein Kaninchen und junge Hunde, sondern auch Menschen zum Ziel ihrer Begehrlichkeit wählten, was aber natürlich zu ihrem Unheil ausfiel.
Am 3. Januar konnten wir das Drehen nicht vornehmen, weil ein böiger Sturm herrschte, bis zur Stärke 11 oder mehr. Der Tag wurde deshalb mit kleineren Ausflügen verbracht, wobei Philippi geschrammte Geschiebe fand, welche von der früheren Vergletscherung herrührten, und Vanhöffen an einem unzugänglichen Steilabfall noch zwei prächtige Stauden Kerguelenkohl konstatierte, welche die Kaninchen übrig gelassen hatten, weil sie dorthin nicht gelangen konnten. In diesem Sturm setzte sich der »Gauß« ungewollt in Bewegung und begann um 4 Uhr nachmittags zu treiben. Die Schiffsmannschaft wurde schnell alarmiert, der zweite Anker fiel, und die Katastrophe war verhütet. Abends um 6 Uhr versuchten an Land gewesene Mitglieder der Expedition, zum Schiff zurückzugelangen. Unter der Steuerung Vanhöffens kamen sie auch quer zum Wind bis in unmittelbare Nähe des »Gauß«, vermochten die ihnen zugeworfene Fangleine aber nicht zu erhaschen und trieben nun rettungslos an der Schiffswand vorbei nach außen hinaus. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als das Boot hinter eine vorspringende Landzunge zu steuern, was auch gelang, und so entstand dort die erste jener unfreiwilligen Landungsstellen, welche sich im Laufe des Monats infolge des unberechenbaren Kerguelenwetters noch stark vermehren sollten und zu Ehren der jeweilig gestrandeten Mitglieder mit Namen wie Stehrs-Ruh, Vanhöffens-Ruh, Lerches-Ruh und anderen an die Schicksale der Unternehmer erinnerten.
Magnetisches Variationshaus auf den Kerguelen
(Quelle: Geographisches Institut, Universität München)
Am 4. Januar war das Wetter besser, und in aller Frühe begann das Ankerhieven, um mit dem Schiff hinauszugehen. Natürlich ging es nicht glatt vonstatten, indem an der großen Winde die Pleuelstange brach und die schweren Anker mit der Hand aufgeholt werden mussten. Störend war auch das viele Kraut, welches sich um sie geschlungen hatte, und auch deshalb, weil es die Seeventile verstopfte und in der Zufuhr des Wassers zu den Kesseln Störungen brachte. Wir haben selbst im Eis noch einige Zeit Kerguelenkraut in den Seeventilen gehabt. Gegen 10 Uhr kamen wir aber vom Fleck und drehten mit dem »Gauß« bis 6 Uhr abends zwischen den Inseln Blackeney, Pemb und Heugh auf kleinem Raum, welcher zwar nicht gestattete, längere Zeit auf demselben Kurs zu liegen, aber dennoch alles gut erledigen ließ. Am Vormittag wurden die Konstanten für Horizontalintensität und zum Teil für die Deklination, am Nachmittag für Inklination, für Vertikalintensität und die übrigen Teile der Deklination bestimmt. Trotz zeitweiliger heftiger Böen lag der »Gauß« in dem ruhigen Wasser des Sunds stetig und fest auf seinem Kurs. Kapitän Ruser ließ dabei vom Fockmast noch die beiden obersten Rahen entfernen, um dem Wind nicht zu viele Angriffspunkte zu lassen. In der Maschine wurden für diese Arbeiten nicht weniger als 96 verschiedene Manöver ausgeführt.
Gegen 7 Uhr abends waren wir in der Bucht zurück, und gleich darauf kamen die übrigen Mitglieder der Expedition an Bord, die den Tag am Land zugebracht hatten. Dort war von den Zimmerleuten mittlerweile ein Windfang für das magnetische Variationshaus gebaut worden, im Wohnhaus waren Konsolen befestigt und Instrumente ausgepackt. Philippi hatte reichliche Jagd an Enten und Kaninchen gemacht.
Der nächste Tag war ein Sonntag und sollte allgemein gefeiert werden, weil die Mannschaft seit Kapstadt wegen des bösen Wetters keine Feierstunden gehabt hatte. Sein schönes sonniges Wetter lud auch zu Ausflügen ein. So begaben sich die Offiziere Vahsel und Ott schon in früher Morgenstunde auf Jagd.
Die Mannschaft hatte sich in den Sonntag geteilt, weil das Schiff bei dem unberechenbaren Wetter nicht zugleich von allen verlassen werden konnte. Die erste Partie, aus Urbansky, Franz, Berglöf, Bähr und anderen bestehend, kam am Nachmittag mit großem Hallo zurück und brachte einen Schafbock mit, der von den sie begleitenden Hunden aufgespürt und ins Wasser getrieben worden war, in dem sie ihn fingen. Es war einer der beiden entlaufenen Böcke, welche die Mitglieder der Station auf dem »Tanglin« nach den Kerguelen gebracht hatten und dort laufen liefen, weil die beiden zugehörigen Schafe, mit welchen sie Zucht treiben wollten, auf der Reise von den Hunden zerrissen worden waren. Das Tier stand nun in ödem Stumpfsinn auf dem »Gauß« einige Zeit lang unter der Back, wurde dann aber wieder freigelassen, weil wir nichts mit ihm anzufangen wussten und auch zu seinem Genuss keine Neigung verspürten. Nahrung gab es für ihn auf den Kerguelen reichlich in Acaena, Gräsern und anderen Pflanzen, sodass man für sein Fortkommen nicht besorgt zu sein brauchte. Auch viele Vögel brachten die Leute mit, die sie aus Erdlöchern ausgegraben hatten, und ermunterten dadurch die zweite Partie, am Nachmittag mit Hacke und Spaten auszuziehen, um dieses Werk fortzusetzen, vielleicht auch in der Hoffnung, auf der unbekannten Insel noch Gold und Diamanten zu finden.
Auch sie brachten Vögel und Kaninchen mit. Assistent Heinacker, der in seinem Leben zum ersten Mal auf Jagd ging, hatte es sich dabei nicht versagen können, auch das Gewehr zu benutzen. Da die Tiere ihm dazu nun wenig Gelegenheit boten, weil sie sich ohne Feuerwaffe erreichen ließen, hatte er schließlich ein Kaninchen eingefangen und es angebunden, um es so aus der Ferne zu schießen. Die Fama sagte dann aber weiter, dass er die Schnur durchschoss, sodass gerade dieses Tier ihm schleunigst entlief. Philippi brachte acht Enten und einige Chionis; auch Kormorane und Raubmöwen wurden erlegt. Vahsel und Ott hatten noch reichlichere Beute, derentwegen sie allerdings bis zum Leib und darüber im Moor versunken waren, und Stehr schoss einen Pinguin, der nachher aber in seinem Rucksack wieder auflebte und zu schnarchen begann. So hatten wir für die nächsten Tage frische Nahrung genug.
Ich selbst begab mich mit Gazert und Enzensperger von der Station in das breite Tal, welches nordwestlich von ihr mündet. Es mag fast 1 km breit und nur 3 km lang sein, ist an seinem Boden von vielverschlungenen Seen bedeckt und in der Mitte von einem Rundhöckerfelsen (Mittelberg) in zwei parallele Talzüge geteilt. Wir gingen in der rechten Hälfte dieses Tales aufwärts und hatten zunächst von dem Mittelberg eine schöne Umschau über das Land. Er besteht aus Basalt und Mandelstein, die sich in verschlungenen Grenzen gegeneinander absetzten; oben und unten war Basalt und dazwischen Mandelstein, den die Basalte noch mehrfach durchdrangen. An seinem westlichen sanft geneigten Abhang lag ein grober Sand, der aus weißen Kristallsäulen und Platten bestand.
Von der Höhe dieses zweiten Rundhöckers, welcher das Tal im Westen abschloss und später von den Mitgliedern der Station nach mir benannt wurde, hatten wir eine schöne Umschau über das Land. Nach Westen sahen wir in ein weiteres, vielverschlungenes Seengebiet hinunter, in dem einzelne Teile durch ihre schwarzen, mit Tangen besetzten Uferlinien deutlich erkennen ließen, dass es schon Fjorde waren, die mit dem Royal Sound in Beziehung stehen, während in anderen Seearmen, die sich mit ihnen begegneten, diese Kennzeichen fehlten.
Ich hielt es damals für möglich, dass sich die Fjorde nach Süden zu weit hindurch bis in die Nähe des Rossbergs hineinziehen und so eine gute Gelegenheit zum Eindringen in die Insel mit Kajaks darbieten mochten.
Weit in der Ferne, im Südwesten, blickten wir auf das grandiose Massiv des Rossbergs. Er selbst ist der dritte Gipfel einer Halbinsel und besteht aus zwei Gipfeln, die durch eine vergletscherte Scharte voneinander getrennt sind. Mehr gegen Westen hin sah man noch sieben bis acht weitere Schneegipfel, hohe Kegel, seltener Rücken mit Kuppen, teilweise fast kraterförmig gestaltet. In den Mulden lagen Firnmassen, die an steilen Felskanten abbrachen. Aus der Scharte zwischen den beiden Gipfeln des Rossbergs führte eine Lawinenbahn hinab. Jene Gegend hat eine mächtige Gletscherentwicklung, welche von der Höhe teils in steilen Fällen, teils auch in ruhiger geformten Strömen zur Tiefe, vielleicht bis zum Meer herabsteigen. Ausgeprägt ist in jenem höchsten Teil der Insel nicht die Gratform, sondern die Kegelform auf den Höhen, sodass es aus der Ferne den Anschein hat, als hätten wir es mit einem vulkanischen Gebirge zu tun. Dieses gewaltige Massiv zu durchstreifen, bildete in unseren langen Betrachtungen über den Verlauf der Gletscher und Grate darin das Ziel unserer Sehnsucht. Namentlich Gazerts und Enzenspergers Blicke waren heute wie noch bei folgenden Gängen immer wieder auf diese Bergmassen gerichtet, doch sollte es auch für Enzensperger nicht dazu kommen. Denn dieses wie andere hohe Ziele, die ihn beschäftigt hatten, wurden durch das furchtbare Schicksal, das ihn ereilte, zunichtegemacht.
Auf unserem Gang hatten wir viele von unseren Hunden getroffen, die auf der Kaninchenjagd waren, von Raubmöwen, die schon Junge ausgebrütet hatten, umschwärmt, die besonders auf die jungen Hunde herniederstießen, um sie zu holen, stets aber erfolglos.
Mit dem Januar hatte die Verstauung unserer Bagage begonnen. Die Kohlen an Land wurden in Säcke getan, diese unter der Aufsicht Otts mit einem Hundeschlitten über Acaenapolster zum Fjord gefahren und dort mit Booten zum Schiff verfrachtet; unser Naphthamotorboot »Leipzig« unter der Führung Stehrs bugsierte die Kohlenboote zum Schiff und zurück. Etwa 20 solcher Säcke machten eine Tonne aus und etwa 2 Tons gingen in ein Boot; 18 bis 20 Tons pro Tag ließen sich auf diese Weise hinüberschaffen. So war die Kohleneinnahme eine mühsame und zeitraubende Arbeit, doch ließ es sich nicht anders machen. Der »Tanglin« hatte zum Löschen der Kohlen unmittelbar am Ufer gelegen und sich mit ihm durch eine Landungsbrücke verbunden, was Kapitän Ruser jedoch wegen des größeren Tiefgangs des »Gauß« nicht versuchen wollte. Immerhin ging die Arbeit rüstig vonstatten, zeitweilig so schnell, dass die Leute an Bord die ihnen zugeführten Kohlen nicht schnell genug in die unteren Schiffsräume wegstauen konnten und die Arbeit dann unterbrochen werden musste, um ihnen Zeit zu lassen. Die größte hierbei erreichte Leistung ist wohl 500 Sack gleich 25 Tons an einem Tag gewesen.
Mittlerweile gingen die Arbeiten an der Landstation ihren ruhigen Gang. Nachdem der Windschutz vor dem magnetischen Variationshaus beendigt war, wurde von den Zimmerleuten ein Schuppen zur Stapelung der Bagage an dem Ostgiebel des Wohnhauses erbaut, nach Norden hin zunächst offen, später aber, wie ich gehört habe, notwendigerweise auch dorthin noch geschützt. Dann ging es an die Aufstellung des magnetischen Beobachtungshauses für absolute Messungen, an die Einrichtung einer Landungsstelle für das Boot durch Spannung eines Drahtkabels quer über die kleine Bucht nördlich vom Wohnhaus, späterhin vervollständigt durch Anlage einer Landungsbrücke mithilfe von beschwerten Kisten. Die inneren Einrichtungen des Wohnhauses wurden durch Anbringung von Konsolen und Regalen ergänzt, auf denen die Bibliothek und die Instrumente Platz fanden. Schon am 8. Januar stand die meteorologische Hütte und kam in Betrieb.
Schwierigkeiten machte allseitig die große Feuchtigkeit, die den Boden durchzog; ich merkte es bei der Aufstellung des astronomischen Instruments, mehr noch Dr. Luyken bei der Fundierung der magnetischen Registrierapparate in dem neuen Variationshaus. Der Boden war überall schwankend; er quoll und schob sich, wohin man ihn drückte.
Im Variationshaus wurden deshalb Fundamente gebaut durch Einrammen von Holzpfählen und durch Schamottelagen dazwischen, wodurch eine genügend feste Aufstellung für die Instrumente erreicht wurde. Schlimmer war es mit der Aufstellung der Erdbodenthermometer, indem sich tatsächlich in der ganzen Umgebung des Hauses kein Ort fand, wo nicht schon in geringer Tiefe im Boden Wasser stand. Enzensperger beschloss daher mit Recht, die Bodenthermometer einfach in die wassererfüllten Löcher zu stellen, indem er von der Annahme ausging, dass er durch Temperaturmessungen in ihnen eben die natürlichen Verhältnisse auf den Kerguelen treffen werde. Um das Variationshaus wurde ein Graben gezogen, um ein Ansteigen der Feuchtigkeit innerhalb des Hauses zu verhindern; derselbe konnte aber nur einen bedingten Erfolg haben, weil das Grundwasser allseitig hoch stand und sich dort vom Felsen herabzog.
Von besonderer Wichtigkeit waren magnetische Arbeiten, welche jetzt einmal darin bestanden, eine kleine Rundvermessung in der Umgebung der Station vorzunehmen, um den am wenigsten durch die vulkanischen Gesteine lokal gestörten Ort für die Aufstellung des absoluten Hauses kennenzulernen, sodann aber in Messungen auf den Inseln, zwischen welchen der »Gauß« zu den Bestimmungen der Schiffskonstanten gedreht hatte; Ersteres wurde durch die Herren Bidlingmaier und Luyken erledigt, während zu letzterem Zweck Bidlingmaier mit dem Zweiten Offizier Ott auszog. Sie hatten ursprünglich geplant, es mit Kajaks zu tun, doch hatte ich dem nicht zugestimmt, weil in dem schon genügend bekannten Kerguelenwetter die Verwendung von Kajaks in den äußeren Teilen des Sundes bedenklich erschien. Sie unternahmen die Tour deshalb auf der Naphthabarkasse »München«, welche zur Station gehörte, und wurden für den Anfang noch durch die andere Naphthabarkasse »Leipzig« bugsiert, bis sie günstigen Wind bekamen und segeln konnten, weil die Maschine von »München« momentan nicht verwendbar war. Verabredet war, dass sie jeden Abend um 9 Uhr von der Höhe derjenigen Insel, auf der sie sich gerade befanden, farbige Leuchtkugeln abschießen sollten, und zwar rote, wenn alles in Ordnung war, grüne dagegen, wenn sie Hilfe benötigten.
Sie zogen mit Zuversicht hinaus, und man sah sie am Nachmittag des ersten Tages auf der Heughinsel arbeiten. Am Abend dieses und des nächsten Tages signalisierten sie rot; es war also alles in Ordnung. Dann aber kam in der Nacht auf den 10. ein Sturm, einer der schwersten, die wir gehabt hatten. Der Kapitän wurde in der Nacht gerufen, weil Bedenken bestanden, dass das Schiff sich losriss und ins Treiben geriet; es war derselbe Tag, an dem Herr Stehr mit der Naphthabarkasse »Leipzig« rettungslos davontrieb und die Einnahme von Kohlen eingestellt werden musste, weil kein Verkehr mit dem Land möglich war. Gazert war in einem Kajak fortgefahren und kam nur mit Mühe zurück; ich selbst brauchte vier Mann zum Rudern, weil ich ans Land kommen musste. An diesem Tag war auch unserer magnetischen Partie ein Unglück passiert, welches uns durch am Abend zur verabredeten Stunde von Blakeney Island emporsteigende grüne Leuchtkugeln kundgetan wurde.
Wir antworteten vom »Gauß«, dass das Signal verstanden war, und am Morgen des 11. Januar zogen die Offiziere Vahsel und Stehr mit Dr. Gazert und dem kundigen Norweger Björvig auf der Naphthabarkasse »Leipzig« hinaus, um nach den Schiffbrüchigen zu sehen; sie fanden dieselben auf Blakeney Island selbst in gutem Wohlsein und noch zur Fortsetzung ihrer Arbeiten bereit; für die Nächte hatten sie noch nicht einmal den Schlafsack gebraucht. Wohl aber war ihr Boot zu Schaden gekommen. In der offenen Bucht, in welche sie es gelegt hatten, war das Ankertau im Sturm gerissen und es selbst auf die Felsen getrieben; dabei war die Schraube verbogen, eine Naphthazuflussröhre verletzt und ein Leck entstanden. Auch einige Sachen waren verloren gegangen. Da Bidlingmaier seine Arbeiten noch fortsetzen wollte, wurde zunächst nur Björvig zurückgelassen und ihnen selbst Abholung mit dem »Gauß« für den nächsten Tag versprochen, was denn auch am Sonntag, dem 12. Januar, geschah. Ihre Arbeit war inzwischen glücklich erledigt worden in elf Stationen auf drei verschiedenen Inseln.
Das Wetter war auch in der Folgezeit anhaltend scheußlich; ozeanische Weststürme kamen und gingen, Kumuli jagten über die Felsen, verdichteten sich oben zu Nebel und verdeckten den Himmel. Das Schlimmste war die Plötzlichkeit dieser Wetterveränderungen. Die Stürme brachten aber auch Schnee, Regen und Hagel mit sich, sodass das Schiffsdeck mit Glatteis überzogen wurde, und alles dieses im Januar, dem Hochsommer der südlichen Halbkugel in einer Breite, wie sie im Norden dem südlichen Deutschland entspricht.
Wir ließen uns aber nicht abhalten, auch weitere Touren zu machen. Die größte nahm Philippi vor, der dabei interessante Sammlungen an Gesteinen, glazialen Resten und vornehmlich auch Photographien mit heimbrachte. Vanhöffen machte eine Reihe von Exkursionen, fischte vom Schiff aus mit Netzen und Reusen im Sund und sammelte die an den großen Tangen festsitzenden Tiere.
Von großen Tieren wurden Königspinguine gefunden und für die Sammlung gesichert; von kleineren nenne ich eine Nacktschnecke, die wahrscheinlich eingeschleppt und noch für dieses Gebiet neu war, sowie zahlreiche Insekten von der Art unserer Fliegen, hier aber vielfach flügellos oder mit Flügelrudimenten wie auf den Crozetinseln, daher je nach ihrer Bewegungsart in unseren Diskussionen nicht mehr als Fliege, sondern als Gehe, Hüpfe, Falle oder Springe bezeichnet.
Ich selbst führte in den Tagen um den 20. Januar Schwerkraftsbestimmungen aus, und zwar im Zelt, wobei ich mehrfach unter den Stürmen mit ihren Schnee- und Regenschauern zu leiden hatte, die am 18. Januar so stark gewesen waren, dass Bidlingmaiers Zelt, in dem er magnetische Beobachtungen machte, zusammenbrach und Luykens Variationshaus, das mit Weber-Falkenbergscher Leinwand umnagelt war, von dieser entblößt wurde, während mein Pendelzelt glücklicherweise hielt. Ich wurde nur insofern in Mitleidenschaft gezogen, als der Erste Offizier Lerche, der mich zum Schiff hinüberholen sollte, mit dem Boot an der üblichen Landzunge strandete, sodass wir mehrere Stunden unfreiwilligen Aufenthalt hatten.
Am 14. Januar waren die Arbeiten im magnetischen Observatorium so weit gediehen, dass die Aufstellung der Instrumente versucht werden konnte. Prüfungen mit Libellen, ob die Stative ruhig und konstant stünden oder ob der Boden sich noch bewegte, hatten befriedigende Resultate ergeben. Um innen eine konstante Temperatur zu erhalten, wurde mit einem kupfernen Ofen geheizt; es wurde dadurch bewirkt, dass die Temperatur im Laufe des Tages innen nur um ein Minimum schwankte. Am 24. Januar wurden die ersten Registrierungen versucht und am 26. die ersten Kurven gezeigt; aus denselben ging hervor, dass wir der Zukunft dieser Station mit Vertrauen entgegensehen konnten. Dazu war die meteorologische Station schon längst im Gang und wurde nur noch in Einzelheiten verbessert.