Kitabı oku: «Wanderer», sayfa 2
„Ich vermisse Lebewesen. Hat jemand von euch etwas gesehen?“ Peer blickte kurz in die Runde, bevor sein Blick wieder auf das Hologramm fiel. „Ben, kannst du einen Ausschnitt vergrößern?“
Der Angesprochene kam der Aufforderung sofort nach. Ben fuhr mit seinen schlanken, beinahe zart wirkenden Fingern über die Oberfläche seines Touchscreens, verschob virtuelle Regler, bis der gewünschte Erfolg zu sehen war. Das System ruckte nur kurz, als das Bild so weit heranzoomte, dass die Welt die holographische Darstellung ausfüllte. An den Rändern der ansonsten makellosen Oberfläche wurde die Darstellung, bedingt durch den Schutzschirm oder Glaskuppel, was immer es auch war, unscharf. Es erschien der Wald und eine hügelige Wiese davor.
Gestochen scharf konnte man nun den Blick auf eine künstliche Welt schweifen lassen, als wäre man nur zehn Meter vom nächsten Baum entfernt. Der Übergang von einer Wiese zum Wald war fließend. Es gab an dieser Stelle kein Unterholz. Und plötzlich rief Leutnant Rudolf Stein: „Da, auf zwei Uhr, hat sich etwas bewegt. Klein und pelzig.“
Die anderen waren wie elektrisiert. Sollte es dort Leben geben? Vielleicht sogar intelligentes Leben? Aber darauf wies im Augenblick nichts hin.
Wieder eine Bewegung. Ein pelziges, kleines Lebewesen. Es mochte etwa 20 cm lang sein, mit einem Schwanz, der ein Drittel der Körperlänge besaß. Graues Fell, schwarze Augen. Das Tier lief einen kleinen Hügel hinauf und machte Männchen. So konnte man den gelblichen Bauchpelz erkennen.
In diesem Augenblick stürmte eine Horde großer Primaten aus dem Wald. Der kleine Nager hatte keine Chance. Einer der Primaten erwischte ihn. In seinen Pranken sah das kleine Tier noch zierlicher aus. Jedoch nicht lange. Denn der riesige Primat biss dem Nager einfach den Kopf ab. Mit einem weiteren Bissen war der Nager verspeist.
Die anderen Primaten fingen an wie wild zu wühlen und fanden weitere Nager. Deren Lebenslauf verkürzte sich drastisch.
Das ganze Spektakel dauerte nur wenige Minuten und die Primaten verschwanden in den Wald. Zurück blieb eine verwüstete Hügelwiese.
„Was war das denn?“ Verblüfft sah die Besatzung auf die holografische Darstellung der fremden Welt. Ben sprach aus, was alle dachten. „Das ist sicherlich kein Paradies.“
„Rudolf, erhalten wir inzwischen Kontakt? Meldet sich jemand, gibt es Antworten?“ Peer wandte sich an den Mann für die Kommunikation.
Die Antwort bot nichts Neues. „Nein, nur unsere eigenen Signale, die zurückgesendet werden.“
„Wir sollten mal die Plattform besuchen. Es interessiert mich, wer die Erbauer sind oder waren.“ Peer wollte schon Pläne machen.
„Darf ich anmerken“, warf Kurt Jessan ein, „unser Auftrag lautet, die Funkboje auszusetzen. Und nach meinen Informationen ist die Position noch zwei Lichtjahre weit entfernt. Wir sollten erst unsere Arbeit erledigen.“
„Ja, Kurt, korrekt wie immer. Aber wir können immer noch dorthin. Ein kleiner Abstecher auf die Plattform sollte doch drin sein. Ich will in Erfahrung bringen, wer die Plattform erbaute. Vielleicht kann man mit den Konstrukteuren Kontakt aufnehmen. Allein die Größe der Plattform zeigt, wie fortschrittlich sie waren. Und außerdem, sie haben freundlicherweise eine offene Schleuse als Einladung hinterlassen.“
„Ich gebe zu bedenken …“
„Ja, Kurt, kommt wieder dein SSD-Dienstgrad durch? Ich dachte, das hätten wir hinter uns.“
Kurt schwieg. Die Diskussion über seinen SSD-Rang wollte er wirklich nicht wieder aufnehmen. Er sollte sich etwas zurückhalten und nur als Erster Offizier tätig sein. Als er in Vergangenheit als SSD-Offizier an Bord gekommen war, hatte es einigen Ärger gegeben. Erst ein klärendes Aneinandergeraten und das nachfolgende Besäufnis hatten die Zuständigkeiten geklärt.
„Peer, ich möchte freiwillig nach draußen gehen.“
Hegen war überrascht. Auch die restliche Besatzung blickte zu Ben Eigl auf. Seit Jahren hatte sich niemand freiwillig dafür gemeldet, als Erster das Raumschiff zu verlassen. Bei solchen Expeditionen war es häufig zu Unfällen gekommen; ätzende Niederschläge, Krankheitserreger, giftige Atmosphäre, Flugsand oder unvorhergesehene Strahlungen hatten ihre Opfer gefordert. Die Männer und Frauen der VASCO DA GAMA und ihrer Beiboote konnten manches darüber erzählen. Einige waren dabei sogar umgekommen. Deshalb meldete sich normalerweise niemand freiwillig für Landgänge.
Hegen schmunzelte. „Leutnant Eigl will also wohl der erste Mensch auf Eigls Planet sein, stimmt's?“
Eigl war etwas verlegen. „Ich glaube, dass ich ein Recht darauf habe, auch wenn es jetzt kein Planet ist.“ Auf alle Fälle würde es einen guten Eindruck machen, wenn jemand den Namen Eigl in diesem Zusammenhang im Logbuch las. Aber das dachte er nur insgeheim und verkniff es sich, dies laut zu erwähnen.
Hegen zögerte kurz. Dann nickte er dem jungen Mann zu. „In Ordnung, Ben. Du kannst dich fertigmachen. Wir nehmen eine Phönix. Björn begleitet uns als dritte Person. Wir treffen uns in zehn Minuten im Hangar. Kurt, du übernimmst.“
Ben begab sich nach unten in den Schleusenraum. Oberleutnant Schmird half Leutnant Eigl dabei, den Raumanzug anzuziehen und war sich auch nicht zu fein, den Anzug zu kontrollieren. Die neuesten Meldungen wurden ihnen mit auf den Weg gegeben: Schwerkraft, Atmosphäre und kosmische Strahlungen entsprachen den normalen Werten wie auf ihrem Heimatplaneten Irrikon. Ludovic machte sich nur kurz Gedanken darüber, welch mächtige Maschinen dafür zuständig waren.
Dr. Schmird trat zu Ben an die offene Luftschleuse und schüttelte ihm die Hand. „Sei vorsichtig, Ben ...“
Eigl war zuversichtlich und warf noch einen letzten Blick auf Hegen. Der Helm war schon befestigt, und Hegen sprach zu ihm über Sprechfunk. „Du kannst jetzt die Phönix betreten und startklar machen. Wir folgen gleich nach.“ Damit war der Leutnant als Erster an Bord des Beibootes. Aus Vorsicht heraus wollte Hegen diesmal, dass der Flug in Raumanzügen erfolgte. Im schlimmsten Fall drohte ein Abschuss der Phönix.
Eigl genoss den großartigen Augenblick. Dies musste der Tag sein, der ihn weltberühmt machte! Zumindest jedoch, so hoffte er, der Beginn eines großen Abenteuers.
Der Flug mit der Phönix dauerte mehr als 30 Minuten. Bei Ankunft verharrte das Beiboot der CHARON still vor WANDERER. Auf eine Anweisung von Peer hin flog Ben weiter. Die Phönix näherte sich der gewaltigen, komplexen Struktur der Plattform und flog etwa dreihundert Meter parallel zu dieser in Richtung der Kuppelbasis. Die Plattform betrug, wie Peer sich erneut ins Gedächtnis rief, fünfzig Kilometer im Durchmesser und bestand aus Metall und kunststoffverstärktem Metall. Die Biosphärenkuppel nötigte ihm einen gewissen Respekt ab. Sie war mit Versorgungsmodulen und den Öffnungen für Antennen und anderen Sensoren bestückt, die sich wie Münder den entfernten Sternen und dem dunklen Weltall zuwandten. Kleine und große Schleusen wechselten sich ab. Die Plattform hätte eine Armada an Raumfahrzeugen beherbergen können. Ben, der an den Kontrollen saß, schaltete zwei der vier Hauptscheinwerfer ein. Die angesteuerte Schleuse vor ihnen führte in die geheimnisvolle Dunkelheit des Plattforminneren. Da sie immer noch keinen Kontakt bekamen, flogen sie einfach in die Schleuse hinein. Die Phönix hatte genug Platz. Selbst die CHARON mit ihren 170 Metern Durchmesser hätte einfliegen können. Im Scheinwerferlicht der Phönix erkannten sie einen vollkommen leeren Hangar. Das Beiboot des Erkundungskreuzers, von Leutnant Eigl gesteuert, setzte sanft auf dem Hangardeck auf. Rechts von ihnen gab es eine Art Kontrollraum, nahm Hegen an, denn durch eine Glasscheibe konnte man in den Hangar blicken. Darunter eine Personenschleuse, die vermutlich zu den höher gelegenen Räumen führte. An den drei Wänden gab es mehrere unterschiedlich große Schleusen. Möglicherweise zu den Nachbarhangars und dem Inneren der Station.
„Wir müssen die Helme zugeklappt lassen, solange wir den Hangar nicht schließen können. Nehmt die HM-6 mit. Wer weiß, was uns erwartet.“ Peer Dexter Hegen gab weitere Anweisungen und Verhaltensregeln und betrat als Erster die Schleusenkammer der Phönix.
Gemeinsam mit Björn wartete er, bis auch Ben eingetroffen war. Die drei Männer versiegelten ihre Raumhelme. Erst danach konnte Peer das Innenschott schließen und den Sauerstoff abpumpen. Noch zeigte die Bereitschaftsbeleuchtung ein mattes Rot. Nachdem sie auf Grün umgeschaltet war, verließ Björn die Phönix als Erster. Er ließ seinen Blick schweifen, doch der Hangar blieb leer. Er gab Ben ein Zeichen.
„Du kannst kommen. Läuft die Aufzeichnung?“
Er hörte Bens Stimme über den Helmfunk. „Verstanden, Aufzeichnung läuft. Es kann losgehen.“
Hinter Ben betrat Peer den Hangarboden. Das Material schien aus einer Art Metallplastik zu bestehen, welches entweder von Natur aus hellblau war oder so gestrichen worden war. Allerdings bemerkte er, als er den Boden genauer betrachtete, keine Abnutzungsspuren. Ben ging voran, Peer und Björn links und rechts neben ihm. Sie hielten sich außerhalb des Aufnahmewinkels der Kamera, die Übertragung zur CHARON erfolgte in Echtzeit. Der Weg von der Phönix zur nächsten Hallenrückwand war nicht weit, da sie das Beiboot möglichst nah an einer Schleusenöffnung gelandet hatten. Diese war nicht sonderlich groß, doch ein paar Menschen konnten bequem gleichzeitig durchgehen.
Ben nahm alles auf. Wahrscheinlich würden die anderen Mannschaftsmitglieder auf der CHARON gebannt zusehen. „Wir sollten jetzt durchgehen. Ich möchte ungern dort drinnen stehen, wenn auf der anderen Seite der Luftschleuse unfreundliche Zeitgenossen warten.“
Das Öffnen der Schleuse erwies sich als problemlos für die drei Männer. Ein simpler Hebelmechanismus entriegelte die Tür.
Das Innere der Station kam Peer eigenartig vertraut vor. Er vermutete, dass dies damit zusammenhing, dass die Erbauer Humanoide gewesen waren und entsprechend ähnliche Anforderungen an eine Station stellten wie Menschen. Wenn es sich dabei nicht gar selbst um Menschen gehandelt hatte.
„Die Station wirkt auf mich etwas seltsam, auf der einen Seite vertraut, dann wieder fremd.“ Ben schien irritiert. Er konnte Einzelheiten der technischen Ausrüstung erkennen, Maschinenteile, Lüftung und ähnliches, und dann wieder fremde Rohrleitungssysteme. Er konnte weitere Einzelheiten erkennen, sobald der Strahl der eingeschalteten Gürtellampen darauf fiel. Zum Beispiel luftdichte Luken und Eingänge. Nach der Durchquerung einer weiteren Schleuse funktionierte die Beleuchtung und die Anzeigen bestätigten einen atembaren Sauerstoffgehalt. Was für diese große Station reichlich ungewöhnlich war, denn bislang zeigte sich kein Wesen, das Atemluft gebraucht hätte. Wozu also lebensfreundliche Bedingungen schaffen? Als sie sich nicht bewegten, verlosch das Licht wieder.
„Wir können die Helme jetzt öffnen.“ Peer war der Erste, der seinen Helm wie eine Kapuze nach hinten klappte. „Jetzt benötigen wir nur noch Licht.“ Er schritt weiter in den Gang und plötzlich erhellte sich dieser vor ihm. Überrascht blieb die kleine Gruppe stehen.
„Bewegungsmelder“, meinte Ben.
Langsam und mit einigen Irrgängen bewegten sie sich durch das Labyrinth der Plattform. Einige Bereiche, an denen sie vorbeikamen, stellten sie vor Rätsel. Dann bemerkten sie an einer Gangkreuzung einen Plan. Ein grüner Punkt am Rande des Planes markierte wohl den jetzigen Standpunkt. In der Mitte des Planes, noch weit weg, wurde die Kommandozentrale vermutet.
„Lasst uns mal um die Ecke gehen“, meldete sich Björn zum ersten Mal. „Da scheint etwas Interessantes zu sein.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, marschierte er los. Der im Dunkeln liegende Gang wurde plötzlich hell. Eine Art Bucht in der Wand tauchte auf und zeigte den erstaunten Eindringlingen kleinrädrige Fahrzeuge. Die meisten hatten einen einzelnen Karbonfasersitz und dahinter eine Plattform, um etwas darauf abstellen zu können. Neben dem Sitz waren zwei kleine Triebwerke angebracht.
„Dies ist ein ziemlich hässlicher Luxusschlitten.“ Ben war nicht erbaut von diesen Fahrzeugen.
Björn fand sie jedoch so fantastisch, dass er gleich eines davon bestieg. Die Handhabung schien einfach. Zwei Pedale, ein Steuerrad und ein Schalter. Als Björn den Schalter drehte, erwachte der Flitzer zum Leben. Probeweise trat er ein Pedal durch. Das Gefährt machte einen Satz und kam ruckartig zum Stehen, als er den Fuß vom Gas nahm. „Das kann spaßig werden“, meinte Björn. „Lasst uns die Flitzer nehmen, um zum Mittelpunkt zu gelangen. Damit sparen wir Zeit.“
Die beiden anderen waren einverstanden. Nach ein paar Minuten Probefahrens brausten sie los. Der Gang war zuerst ganz gerade, an den Seiten befanden sich Türen und Schleusen, die sie nicht weiter beachteten. Andere Gänge kreuzten und stellenweise führte ihr Weg über regelrechte Plätze. Ihr gemeinsames Ziel jedoch war die Zentrale. Dort hofften sie, Antworten zu erhalten. Fast eine Stunde später waren sie angekommen.
„Die Tür ist fest verschlossen.“ Björn sprach aus, was die drei sahen. Gleichzeitig erkannte er eine Tastatur, die die Tür wahrscheinlich öffnen könnte. Leider war sie ohne Funktion.
Die Übertragung war, aus welchem Grund auch immer, inzwischen abgebrochen.
Ben hatte die entsprechende Ausrüstung inzwischen nur noch auf Aufzeichnen eingestellt.
Peer wandte sich an Björn. „Glaubst du, es wäre ein Problem, die Tür aufzuschneiden, um hineinzukommen?“
„Wenn ich dabei nichts zerstöre, was wir später vielleicht noch benötigen, dann ja, aber abschätzen kann ich es nicht.“ Die HM-6 blieb im Holster.
Peer seufzte. „Genau das ist das Problem. Versuchen wir etwas anderes. Du drückst, ich ziehe. Vielleicht bewegt sich etwas.“
Während sich die beiden Männer abmühten, sah sich Ben weiter um.
„So viel dazu.“ Björn schwitzte in seinem Raumanzug. „Jetzt hätte ich gern etwas zu trinken.“
Peer überlegte, während er sich ebenfalls den Schweiß von der Stirn wischte. „Auf jedem Raumschiff, auf dem ich diente, gab es immer eine Art Notausgang. Ich denke, so etwas wird es hier auch geben.“
Ben mischte sich ein. „Was passiert, wenn ich es hier probiere?“ Er drückte auf eine Stelle in der Wand. Eine Klappe öffnete sich, dahinter befand sich ein dreieckiger blauer Knopf. Er wartete keine Antwort ab und betätigte ihn, indem er ihn hineindrückte. Zuerst geschah nichts. Ben drehte den Knopf, was überraschenderweise auch funktionierte. Dennoch geschah nichts, erst als er den Knopf erneut drückte. Gleichzeitig öffnete sich das Schott, indem es nach links in der Wand verschwand.
Überrascht blickten die drei Männer in den großen Raum. Auf drei Ebenen befanden sich Arbeitsplätze, mit Bildschirmen übersät, Terminals und Ausgabegeräte und einiges, was sich auf den ersten Blick nicht identifizieren ließ.
„Das also ist die Zentrale“, sagte Peer. „Die ist ja wirklich riesig.“
Björn und Ben zuckten nur mit den Schultern. Ihnen war es egal, wie groß die Zentrale war. Sie suchten mit ihren Blicken zuerst einmal das, was ihrem Arbeitsplatz auf der CHARON entsprach, oder zumindest entsprechen könnte. Die Decke und Wände waren mit Elektronik vollgestopft, übersät von Armaturen und Kontrollgeräten. Dutzende von Arbeitsplätzen waren dunkel. Es gab kein Licht in dem Raum, bis auf das, welches durch die offene Tür hereinfiel. Die riesigen Bildschirme, die in der Mitte der Zentrale hingen, waren dunkel. Die verschiedenen Konsolen, mit altmodischen Druckschaltern versehen, lagen unter einer dünnen Staubschicht. Mit ein paar schnellen Schritten traten sie ein und damit wurde es wieder hell. Peer ging zu dem Arbeitsplatz, der etwas erhöht in der Mitte stand. Hier glühten ein paar Punkte und Kreise, Balkendiagramme zogen über den einzig aktiven Bildschirm, der Peer in der Dunkelheit aufgefallen war.
„Ein Raumschiff bleibt ein Raumschiff“, sagte Peer. „Der Unterschied liegt nur in der Größe. Los, versucht, etwas in Gang zu bringen!“
Die drei Raumfahrer benötigten eine halbe Stunde, um die Hauptbildschirme und Rechner in Betrieb zu nehmen. Es gelang nicht bei allen, aber es wurden auch nicht sämtliche Bildschirme benötigt. Die meisten zeigten die künstlich angelegte Landschaft. Nach einer weiteren Stunde hatten sie so etwas wie ein Logbuch gefunden. Sie ließen den Bordcomputer eine Zusammenfassung erstellen, soweit es möglich war. Die benutzte Schrift überraschte die drei Besucher. Während sie den Computer an den verschiedenen Plätzen bedienten, geschah dies vornehmlich intuitiv und mit Piktogrammen. Jetzt stellten sie fest, dass sie die Schrift zu einem Bruchteil lesen konnten, wenngleich viele Begriffe anders verwendet wurden und die größte Anzahl der Schriftzeichen fremdartig anmutete.
Was sie der sehr kurzen Zusammenfassung entnehmen und zudem entziffern konnten, fasste Björn zusammen: „Die Zeitangabe ist dabei nicht ganz klar, da wir nicht wissen, wie wir die Zeit vergleichen sollen beziehungsweise wie lange die entsprechende Zeit dauert und wann die Aufzeichnung endete. Die Biosphärenkuppel könnte bereits hunderte Jahre unterwegs sein. Eine nicht sehr große Anzahl von Plattformen treibt seit langer Zeit durch das Weltall. Ihre einzige Aufgabe ist es, die letzten Wälder des Planeten als eine Art Schutzzone unter riesigen Biosphärenkuppeln zu erhalten. Auf dem Heimatplaneten wurde die gesamte Natur zerstört. Als die Besatzungen der Plattformen aus uns bislang unbekannten Gründen den Befehl erhielten, diese zu sprengen und zum Planeten zurückzufliegen, blieb ein einzelner Biologe an Bord und verhinderte die Selbstvernichtung. Eine kurz darauf auftretende Explosion und Schockwelle trieb die Plattform aus dem Sonnensystem und sie gewann an Fahrt, als sie beim letzten Planeten des Sonnensystems in ein Swing-By gehen konnte. Seitdem betreute der Biologe mit den drei Gärtnerrobotern Dewey, Huey und Louie die Wälder, Pflanzen und Tiere. Der Biologe programmierte die Roboter mit allem Wissen über die Pflege der Pflanzen und Waldbewohner, das er zusammentragen konnte. Die höchstentwickelte Lebensform ist eine Primatenform. Eines Tages stellt der Biologe fest, dass die Bäume in der letzten verbliebenen Kuppel ihre Blätter abwerfen. Lowell, so sein Name, versucht, die Ursache herauszufinden. Aus einer alten Datei erfährt er zufällig, warum der Wald stirbt: Er ist mit der Biosphärenkuppel zu weit vom Licht der Sonne entfernt. Lowell bestückt die Kuppel mit künstlichem Licht, einer Sonne im Weltall ähnlich. Irgendwann enden die Aufzeichnungen des Biologen. Irgendwo habe ich etwas gelesen, dass der Biologe im Wald begraben werden wollte. Der Biologe starb, seine Leiche wurde von den Robotern vergraben, wenn sie seine Anweisungen richtig befolgten.“
„Ich habe darüber hinaus noch etwas gefunden. Das ist sicherlich wichtig zu wissen.“ Björn wies auf einen weiteren Eintrag in einer weiteren Datei hin: „Die Station verfügte über eine Besatzung von etwa 7.000 Individuen. Die Biosphärenkuppel ist ausreichend automatisiert, so dass eine kleine Rumpfbesatzung die Station lenken konnte. Im Notfall reichte dafür sogar eine einzige Person. Diese ist dann jedoch dazu gezwungen, ständig von einer Arbeitsstation zur nächsten zu laufen, um die Vielzahl der komplexen erforderlichen Aufgaben zu bewältigen. Für die Oberfläche gibt es zwar Gärtnerroboter und für Werkstätten, Instandhaltung und so weiter auch, aber dennoch bleibt für eine Einzelperson mehr als genug zu tun, um die Station am Laufen zu halten.“
„Nun ja, dies ist eine recht kurze Zusammenfassung.“ Peer war nicht ganz zufrieden mit der Auskunft. „Es geht aber nicht daraus hervor, wie lange genau die Biosphärenkuppel unterwegs ist. Was zeigen die Bildschirme?“
„Wald - hier Wald, dort Wald, da Wald.“ Ben war ein wenig frustriert. Obwohl er die Vergrößerung einsetzte, fand er keine Lebewesen, die den Primaten entsprachen. „Das Wort für Welt ist Wald. Oder was meint ihr?“
„Dort“, rief Björn aufgeregt. „Einer der Roboter.“ In der Tat watschelte durch den Wald ein Roboter, der sich plötzlich auf dem Bildschirm zeigte. Sein Ziel wahrscheinlich der nahe Waldrand.
In dem Moment rief Ben: „Dort sind die beiden anderen Roboter, direkt am Waldrand. Aber sie tun nichts und ihre Haltung ist etwas seltsam. Mir scheint, sie sind defekt.“
„Wir sollten einmal nach oben gehen“, meinte Ben. „Ein Spaziergang dort ist sicherlich interessant. Man könnte für unsere Botaniker vielleicht ein paar Samen mitbringen.“
„Oder anders formuliert, du warst seit einem Jahr auf keinem Planeten und würdest jetzt gern unter Bäumen spazieren gehen“, meinte Björn. „Aber ja, ich hätte auch nichts gegen einen Besuch der freien Natur.“
„Und wir könnten nach den beiden Robotern sehen. Vielleicht bekommen wir weitere Auskünfte, womöglich können wir sie sogar reparieren, sofern meine Annahme stimmt, dass sie beschädigt sind.“ Ben war wie üblich schnell in Begeisterung versetzt.
„Wir könnten durchaus einen Ausflug durchführen, sollten jedoch vorsichtig sein und Abstand zu den Primaten halten, wo immer die stecken mögen. Bislang gab es keine Anzeichen, dass sie in der Nähe sind“, kommentierte Peer. „Allerdings hätte ich gern einen Plan der Oberfläche und einen Ausstieg in der Nähe der Roboter. Ben, kümmere dich um die Daten!“
Leutnant Eigl griff in die Tasten der altmodischen Konsolen. Einiges auf der Station wirkte seltsam. Auf der einen Seite eine Biosphärenkuppel, die von höchstem technischem Wissen zeugte, dann wieder Tastaturen und anderes, die schon veraltet waren, als die VASCO DA GAMA noch nicht gebaut worden war. Benjamin tippte auf der Tastatur und suchte nach Informationen. Doch das erwies sich als schwierig. Die Zeichen waren nicht immer zu entschlüsseln. Er suchte nach einem Port, um seinen Armcomputer mittels Kabel anzuschließen, eine Wireless Lanverbindung konnte nicht gefunden werden. Er versuchte es mit einem Universaladapter und konnte überraschenderweise einen Zugang einrichten. Er erkannte auf dem Konsolenbildschirm das Ikon für seinen Armcomputer beziehungsweise für ein extern angebundenes Gerät. Er aktivierte es und konnte wenig später sein Gerät anschließen. Kurz darauf zogen Zeichen über den Konsolenbildschirm, wiederholten sich auf dem Touchpadbildschirm des Armcomputers. Ein Zeichenerkennungsprogramm trat in Aktion. Es galt, die gefundenen Daten zu übersetzen. Benjamin benötigte einige Zeit, doch dann zogen Zahlen und Informationen in einer altvertrauten Parade über die Armcomputeroberfläche. Nur nicht ganz verständlich, denn viele Zeichen waren unbekannt und konnten noch nicht übersetzt werden.
„Björn, hast du inzwischen herausgefunden, wie unsere Kommunikation ,gespiegelt‘ wird? Und versuche eine Direktverbindung zur CHARON zu erhalten. Es ist längst an der Zeit, dass wir uns melden. Wie weit seid ihr, die Zentrale wieder in Betrieb zu nehmen?“ Peer Dexter Hegen kratzte sich am Kinn. Die Zentrale wieder in Betrieb zu nehmen schien wohl etwas übertrieben. Er konnte froh sein, wenn sie überhaupt etwas in Betrieb nehmen konnten. Er überlegte, während er weiterhin seinen Blick über die Bildschirme schweifen ließ. Nichts als Wald, ab und zu eine Wiese, der künstliche Fluss. Und die Primaten?, dachte er. Irgendetwas stimmt hier nicht und ich kann nicht sagen, was es ist.
Peer konnte sich immer noch nicht entscheiden, wie er dieses künstliche Gebilde, das durch die Weiten des Alls zog, nennen sollte. WANDERER wurde die Station bereits intern genannt, aber irgendein offizieller Name sollte es doch sein. Nachdem ihm nichts Besseres eingefallen war, beschloss er, diese Bezeichnung beizubehalten. Er blickte sich um. Alles hier wirkte auf der einen Seite vertraut, da die Einrichtung für Menschen oder menschenähnliche Wesen gebaut war. Andererseits war es ein Produkt fremder Technologie. Er fühlte sich nicht wohl.
An der Stelle, wo der Computer seine Berechnungen auf einem Bildschirm ausgab, stand Björn. Ob er auch nur irgendetwas davon verstand, war eine andere Sache.
Ben saß über eine andere Konsole gebeugt und machte sich Notizen. Er berührte den Armcomputer, um darauf Informationen einzugeben, abzuspeichern oder zu übertragen.
Jeder der Armcomputer war personalisiert, daher reagierte der von Ben nur auf ihn. Der Bildschirm pulsierte kurz in einem strahlend grünen Licht, präsentierte für einen Augenblick das persönliche Logo von Ben hinter dem digitalen Display, um anzuzeigen, dass er seine Berührung und die Fingerabdrücke erkannte und empfangsbereit war.
Peer blieb neben Ben stehen. „Wie lange wird es noch dauern?“
„Keine Ahnung.“ Ben verzog sein Gesicht wie in kindlicher Anstrengung bei der Lösung einer schwierigen Schulaufgabe. „Der Computer hat gerade seine Kanäle für die Verarbeitung der Daten geöffnet. Wenn die Auswertung erfolgt ist und ich keinen Fehler gemacht habe, in ein paar Minuten, ein paar Stunden …“ er zögert einen kurzen Moment, zuckte mit den Achseln, lächelte verschmitzt. „Vielleicht auch, bis es draußen hell wird.“
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