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Kitabı oku: «Die Verdorrten», sayfa 5

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Edgar kehrte zu Esther zurück. „So, das ist schade,“ immer lächelnd, „wozu es leugnen, ich will dich nicht hier.“

„Man wird mich nicht sehen.“

„Aber, Edgar, wozu die Demütigung, vor ihm, meinem Mann. Du!“

„Denke doch, du zwingst mich zum Selbstmord, erinnere dich . . .“

„Erinnern? Liebe ich dich nicht? Aber wir sprechen von Geschäften. Warum hast du deine Papiere nicht behalten, du wärest Millionär. Wozu es leugnen, es machte mir Spaß, und für ihn, meinen Mann, war es ein gutes Geschäft. Mein Rat ist: Gehe ruhig in die Fabrik, die neue Farbe gelingt dir, dann bist du dein eigener Herr. Das war doch stets dein Wunsch. Aber beeile dich, auch die Stelle dort könnte besetzt sein.“

Edgar reiste hin, arbeitete den ganzen Winter dort, schlief in dem Bett des erkrankten Vorgängers in dem verlotterten Hotel. Die Zeit war fürchterlich, er hatte alle Mühe für die Fabrik, dazu reichte kaum der Tag, die Nacht brauchte er für sein Rot.

In einer Märznacht schlief er bleiernen Schlaf, auf die Glasplatte des Tisches gesunken. Er träumte, er schwämme durch das Meer, im Munde alle salzige Bitternis des Meerwassers, und Esther, über den Bord eines Schiffes gelehnt, schütte neue Bitternis in seinen Schlund. Er erwachte. Es war Blut.

Er reiste zurück, zu dem einzigen Menschen, den er kannte, Esther: „Blut? Einfache Lungenblutungen, Tuberkulose ist es nicht.“

„Du bist gut unterrichtet.“

„Ich denke viel an dich, weil ich dich liebe. Du bist grau geworden. Mußt du das?“

Sie fuhr mit ihrer Hand in den Schlitz seines Hemdes, befühlte wie ein Liebender Edgars Brust, sein hart pochendes Herz, seine Haut, die schwamm in bitterer Feuchtigkeit.

„Ich will dir etwas sagen, aber nicht hier. Ich will dir etwas vorschlagen, nur ein Geschäft, aber nicht hier, willst du?“

„Komm zu mir?“

„Kommen? Wohin?“

„Hast du vergessen, wo ich wohnte? Esther, hast du vergessen? . . .“

„Habe ich vergessen?“ sagte sie und ein fürchterliches Lächeln ging um ihren Mund.

VII

Am nächsten Abend, Esther zu Edgar: „Was ich von dir will? Ein nacktes Geschäft. Ich bin zwei Jahre verheiratet, mein Mann ist jung, ist stark, jünger, stärker als du. Aber ich bin nicht mehr fruchtbar.

Meine Brust hat zu fließen nicht mehr aufgehört, in mir ist es Mutter, wie kann ich weiterleben? Steh jetzt nicht auf, rühre dich nicht, du wirst deine Kräfte noch brauchen, heute Nacht, das ist mein Geschäft.

Du bist in Geldsorgen, so kann dir nur durch Geld geholfen werden. Dieses Geld erhältst du, wenn du mir meinen Willen tust und dann verschwindest, das wird auch deine Absicht sein, denn zu sagen haben wir uns sonst heute nichts. Nimm mich, aber nimm mich nicht als die Esther, die du gehabt hast. Jetzt will ich nur eins: fruchtbar sein. Ich bin ohne Kleider vor dir gelegen, nackt bin ich jetzt vor ihm, nachts wälze ich mich über ihn, meinen Mann, aber er ist eine unfruchtbare Quelle, wer konnte das vorher wissen? Aber jetzt genug Worte, ist es dir heute recht? Kann ich angezogen bleiben, soll ich nackt sein, mir ist es gleich. Wie alles, nur das eine nicht, ‚es‘.“

Er tat es aus Not. Ohne Worte, wie sie es verlangte, umwand er die verwandelte Geliebte in eine kalte Umarmung.

„Liebe ich dich noch?“ sagte sie, „zürne ich dir, du hast mich zum Menschen gemacht, du hast mich zum Tier gemacht. Und du, und du,“ sie strich mit steinernem Finger eine tiefe Linie von der Halsgrube über das Brustbein den Leib hinab den schmerzlich aufatmenden Geliebten, „jetzt, wo du leidest, bist du Mann. Deine Lunge wund? Daß deine Wunde nicht außen liegt, Esther würde dich heilen.“ Sie überbreitete sich ihm, Feuchtigkeit, lauwarme, streifte, wie einer Weide regengetränkte Zweige, seine hingestreckte Gestalt, ihre langen Augenwimpern, tränenumflossen, liebkosten sein vereistes Herz mit Liebkosungen, ungeahnt.

Er fühlte: Hätte ich doch einen Stachel, eisern, rostig, mit Widerhaken, damit ich ihn in sie bohren könnte!

Er sagte: Mein Geld, wann?

„Morgen, erwarte mich etwas früher.“

Am nächsten Tage war sie schon um fünf Uhr da, sie verdunkelte das Zimmer, entkleidete sich, erwartete ihn. War er roh, sie freute sich. Geld brachte sie nicht.

Am dritten Tage: „Es ist genug, ich will nicht mehr.“

„Was habe ich dir getan? Edgar?“

„Was noch? Du weißt alles. Mein Vermögen . . .“

„Mein Kind . . .“

„Meine Stellung, meine Zukunft, die Erfindung . . .“

„Mein Kind . . .“

Er riß Furchen in sein verstörtes Gesicht, er grub mit seinen von der Färberarbeit farbig gebeizten Fingern Gruben zwischen Stirn und Mund: „Meine Gesundheit, mein Leben, mein Mund voll Blut?“ Sie schwieg. „Bist das alles nicht du?“

„Es ist heute zum letztenmal, der Abschiedstag. Wobei soll ich schwören?“ Auch am nächsten Tage brachte sie nur Zärtlichkeiten, Geld aber nicht. Er ergriff die im Zimmer lüstern Umhertaumelnde an den Fußknöcheln, stürzte sie von untenher krachend auf den Erdboden. „Hast du kein Erbarmen, was bin ich dir?“

Liebling“ flötete Esther.

„Noch bin ich nicht wehrlos. Für mich habe ich nichts mehr zu hoffen, endlich sehe ich das Muß, aber du sollst nicht reine Freude haben.“ Er fuhr mit beiden Händen unter ihr Beinkleid, mit den Händen es ausweitend, zerfetzte er es zischend, mit den Nägeln riß er Stücke heraus und ballte sie in einen Knäuel in seiner Faust. Sie hielt ihm ihr weißes Gesicht entgegen, voll Hohn: „Wie willst du mir drohen?“

„Ein Wort an deinen Mann . . .“

„Und wenn er es weiß? Wenn er mich herschickt zu dir? Aber gleich. Es ist genug. Ich bin zu versöhnen. Ich bin es nicht, es ist meine Natur. Meine Natur will Befriedigung, ein Kind, lebendigen Samen. Was ist Esther als Geliebte? Du hast mich gehaßt, in dem, was aus mir kommen sollte. Was bin ich als Gattin?“ Sie breitete die zerrissenen Stücke Spitze auf ihren Fingern aus und blies mit lauem Atem hindurch. „Als Mutter werde ich leben.“

Nach einer Woche kam sie, aber sie verdunkelte das Zimmer nicht, warf sich ihm nicht hin.

„Es wächst in mir.“

„Und . . .“

„Hast du es nur des Geldes wegen getan? Ist das noch Edgar? Einerlei, morgen bringe ich dir das Geld. Um vier Uhr erwarte mich.“

Edgar verbrachte die Nacht schlaflos aus Haß.

Um vier Uhr übergab sie ihm einen Scheck, um viertel fünf erschien Anschütz, von Edgar durch ein anonymes Telegramm bestellt. „Bin ich zugrunde gegangen,“ sagte er zu Esther, während der Mann an der Tür pochte, „dann wenigstens nicht allein.“

„Warte ab“, sagte Esther, sie trat Anschütz mit Unbefangenheit entgegen. „Mein Jugendfreund“, sagte sie, wie sie vor Jahren zu dem dienenden Weib gesagt hatte. „Mein Bruder.“ Anschütz ging scheinbar beruhigt mit Esther fort, Edgar wurde seiner Infamie nicht froh, das Geld wurde ihm nicht ausgezahlt, Esther hatte es gesperrt.

Edgar konnte ohne Geld die verhaßte Stadt nicht verlassen. Er bekam nach langem Suchen eine Stelle als Hilfschemiker in einer Anstalt, wo man Kot, Urin, Auswurf chemisch untersuchte, aber auch zu dieser Arbeit ließ man ihn nur widerwillig zu, da ältere Kräfte wie er als schwer behandelbar galten. Und dann, was konnte ein Mensch leisten, der es in Edgars Alter zu keiner Position gebracht hatte und sich in den Zeitungen anbot?

In der Mitte des Sommers traf Edgar Esther. „Du bist immer noch hier? Konntest nicht fort. Ich bin unschuldig. Anschütz hatte Verdacht, es durfte kein größerer Betrag auf geheimnisvolle Art ausgegeben werden, du verstehst.“

„Aber du hast doch den Scheck schon vorher gesperrt.“

„War es nicht gut für mich? Ich kannte dich.“

„Willst du mich jetzt gehen lassen?“

„Hast du keine Zeit für mich? Ich könnte dir manches erzählen, komm mit mir ins Freie, in den Wald, wo wir damals waren, erinnerst du dich?“

Während der Fahrt: „Wie lebst du? Du siehst nicht gut aus, bist du denn wirklich krank? Deine Erfindung? Dein tägliches Brot?“

„Ich untersuche, was die Menschen auswerfen, sie bringen Kot in kleinen Töpfen von Liebigs Fleischextrakt, eitrigen Speichel in Wassergläsern, die mit einem Taschentuch oben zugebunden sind, und anderes —, aber genug, auch so kann man leben.“

Sie stiegen an der gleichen Station aus, wie an dem späten Abend im April, nach dem Gewitter, sie suchten die Gegend des stürmenden Laufes, die Waldblöße, den Winkel, wo sie sich endlich, einer hinstürzend über den andern in verzweifelter Umarmung berauscht hatten, aber sie fanden die Gegend nicht mehr.

„Wie sollten wir den Eingang zur Hölle finden, da wir doch mitten in ihr leben? Ich habe ‚es‘ noch nicht, bin noch nicht gerettet, Anschütz hat Verdacht, er berührt mich seit dem Abend bei dir nicht mehr, er lauert mir auf, spioniert mir nach, sieh her“, sie streifte den Ärmel ihrer spitzenumflossenen Bluse von der Schulter, eine leicht verharschte Wunde wies sich. „Verstehst du das? Diese Wunde gibt alle vier Wochen Blut. Dieses Blut soll Anschütz täuschen, mein Kind vor ihm schützen, inzwischen,“ sie rauschte auf der Erde zusammen und schwere Wolken starken Parfüms erhoben sich zu Edgar, „inzwischen locke ich ihn Nacht für Nacht, mit was man Menschen seiner Art lockt, bis es gelingt. ‚Es‘ wird leben, ich lebe in zweifacher Welt, wachend hier, schlafend dort, ich fühle, wie es in mir aufgeht, ich habe etwas, das du nie gekannt hast, auch in meiner ersten Nacht nie, ich höre immer, wie es lebt in mir.