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Kitabı oku: «Die Verdorrten», sayfa 6

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Sie standen zwischen harzstrotzenden jungen Bäumen, in wehenden Wänden ohne Dach, in hoch flirrendem Mittag.

Alles an ihr starrte wie heißes Erz ihm entgegen, ihre gewaltige Brust mit blauschwarzem Hof in der Mitte, glühte. „Bist das nicht du, Edgar, jetzt erst du?“ Adern in verknäuelten Strängen zogen von allen Seiten dieser Brust zu, vor seinen Augen sah Edgar diese Brust sich wie Wolken senken, die Brustwarzen sich abwärts, herzwärts neigen, einem Kinde entgegen, das geahnt war in diesem Augenblick aufzusteigen aus dem geschwellten Leibe zu der glühenden Quelle dieser mütterlichen Brust.

„Ich werde dich nicht vergessen, bald muß es sich entscheiden, wird das Kind gerettet, ich schwöre es dir, dann bist du es auch!“ So kehrten sie in die Stadt zurück.

VIII

Nach vier Wochen war abends Esther vor der Schwelle von Edgars Tür, dort hatte sie den ganzen Nachmittag gewartet. Auf das Fensterbrett des nächsten Stockwerks gehockt, da sie in ihrem Zustand nicht lange stehen konnte. Statt der Worte zeigte Esther, die sonst so knabenschlanke ihre wie Säulen angeschwollenen Beine. Stumm spielte sie mit dem Geliebten von einst, griff ihm in die Hosentasche, holte loses Geld heraus, ließ es klingeln, „ist das alles?“ machte einen Zug in seine Brusttasche, entfaltete die gefundenen Banknoten wie Spielkarten zu einem Fächer in ihrer Hand, legte schließlich ihre Ohrgehänge hinzu, Ringe, eine kleine Uhr. „Das ist unser Geld, ich kehre zu meinem Mann nicht mehr zurück. Für ihn spiele ich umsonst Komödie. Für mich, sagt er, die Wunde an der Schulter, wer könnte derartiges glauben, wenn dein Bauch den Leuten zum Gelächter dient, wenn deine Elefantenbeine jeden Strumpf zerreißen. Ich habe Liebe nie verlangt, sagt er, bloß Aufrichtigkeit, du warst nicht schön, bist mittellos, Edgars abgelegte Geliebte, ich liebte dich trotzdem, sagt er, aber das da, und er faßt an meinen Leib, wessen Frucht? Mein Kind ist das nicht. Du bist um zwanzig Jahre jünger als ich, dein Kind ist um dreißig Jahre jünger als du, ihr werdet mich beerben. Würdet, sagt er. Mord könnte ich verstehen, Diebstahl nicht, dein Kind bestiehlt mich und meine Nachkommen, an denen du nicht hättest verzweifeln müssen. Dienstboten traten ein. Schweige jetzt, sagte ich. Nein, sagt er, es mögen alle davon wissen, nur so entgeht man dem Gespött, ich lege keinen Wert mehr darauf, dich als Hausfrau hier zu sehen. Ich ging. Zu wem zurückkehren?

Nun sind wir eins, nicht mehr zwei, ich habe mich zugrunde gerichtet mit dir und mein Kind. Hätte ich dir deinen Sündenlohn gegeben, dann hätten alle drei Brot. Ist es vorbei? Was bist du, was hast du? Und vor allem eins: läßt du „es“ am Leben?“

Edgar ließ „es“ leben. Er selbst kündigte, weil Esther es so riet, die Stellung am Untersuchungslaboratorium, sein früherer Assistent hatte die Erfindung jener Farbe nicht vollendet, es bestand noch die Möglichkeit für ihn, die Sache zum Gelingen zu bringen. Esther verkaufte alles, was sie an Schmuck hatte, man schaffte dafür eine chemische Wage, einen Arbeitstisch, Platintiegel an, eine große Anzahl von Flaschen kam, da schon die Ausdünstung von ganz unschuldigen Lösungen Edgars kranke Kehle reizte, in den Raum zwischen den Fenstern. Esther diente ihm wie eine Magd, so retteten sie durch die Sommermonate ein erbärmliches Dasein, die Arbeit ging ohne Glück vor sich.

Eines Nachts erwachte Edgar, Blut auf die von Esther frisch gewaschenen Kissen speiend. Esther, hochschwanger, flackernd im Kerzenlicht, riß ihm den Kopf aus dem Bereich der Kissen, tauchte ein Handtuch in Wasser, hielt es ihm unter den Mund. „Blut!“ stammelte er.

„Nun, Blut! Mußt du die Kissen beschmutzen, wir müssen darauf liegen, wer wird sie waschen?“ Schluchzend: „Nun erst ist ‚es‘ verloren, wo es gebären, für wen zuerst sorgen, wohin es legen? wenn er schon da liegt!“ Sie faßte das Handtuch und preßte es aus, blutige Flüssigkeit tröpfelte zur Erde, mit ihren Tränen vereint; so verbrachte sie stöhnend die Nacht und ließ die Hand nicht von Edgars Stirn.

Am nächsten Morgen ging sie zu dem Weib, das sie in funkelnder Wachsschürze, glänzend wie ein Insekt, empfing, als wäre sie gestern eben von dort fortgegangen. Der Arzt, höflich, gemein, alltäglich zugewandt dem unerhörtesten Mord der Mutter an ihrer Mütterlichkeit, tat, was man von ihm erwartete, wofür sie ihn mit dem letzten Gelde bezahlte. Das Kind wurde vertilgt. Sie kehrte zu Edgar zurück, pflegte ihn, bis er sich wieder erheben konnte, um in das Untersuchungslaboratorium zurückzukehren, wo man ihn aus Mitleid wieder einstellte. Auch Esther verdiente ihr tägliches Brot.

Edgar und Esther lebten miteinander viele Jahre, nachdem sie einander geliebt hatten. Sie wehrten sich nicht gegen Kindersegen, als sich ihre Einkünfte gehoben hatten, aber es kam nichts mehr.

Sie wohnten am äußersten Ende der Stadt, liebten sich nicht und haßten sich nicht, der Spiegel in dem Glase Wasser zwischen ihnen bei den grauen Mahlzeiten trübte sich nicht; rührt sich nie, sie lebten ihre alternde Zeit, als wäre es Unsterblichkeit, sie erwarteten weder Gutes noch Böses. Er, der Irrsinn und menschenleere Einsamkeit gefürchtet hatte, war verflucht zu endlosem Alter, nie von Esther verlassen, sie, die Mutter ohne Samen, verdorrt, ein Strauch am Gestein.