Kitabı oku: «Bist du unterliebt?», sayfa 2

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UNTERLIEBT ♥ Worum geht es überhaupt?

Du willst wissen, wie die Agenda lautet, worüber wir überhaupt reden. Bisher war es ja nur ineffizientes Geschwafel. Du willst endlich auf Zug kommen und Action haben. Wir müssen ja etwas weiter bringen. Sonst gehst du wieder. Ob du gehst oder bleibst, entscheide noch immer ich. Wegen der Agenda ersuche ich dich, einmal effizient das Inhaltsverzeichnis zu lesen. Das ist ja so etwas wie eine Agenda. Da wird dir vielleicht das Wort unterliebt auffallen. Also wird es wohl eher nicht um den Überfluss an Liebe gehen, sondern eher vom zu wenig davon. Das ist das Thema dieses Buches. Kommt ja sogar im Titel vor. Es geht um die große Unterliebe. Unterliebe. Davon sind die meisten von uns betroffen. Wir haben einfach zu wenig Liebe. Wir bekommen zu wenig und geben uns selbst auch nicht genug. Du, Rainer, bist ganz sicher einer von den Unterliebten. Es ging auch schon bisher um die Unterliebe, nur hab ich das noch nicht so deutlich geschrieben, immer gleich rot unterstrichen oder irgendwie animiert. Ich wollte den Leser, die Leserin durch die Geschichten und das Spielen mit dem Namen emotional ins Thema einsteigen lassen. Den Verstand ein bisschen irritieren, austricksen. Erst wenn man sich vom Gewohnten trennt, kann man sich für das Neue öffnen. Der Verstand ist oft der Hüter des Gewohnten. Der glaubt, er weiß, wie es geht. Die Ratio dominiert bei uns viel zu oft die Emotio. Ich muss den Verstand verwirren, damit er Platz macht für die Emotion.

Rainer, diese Worte werden uns immer wieder begegnen: Liebe, Unterliebe, Eltern, Selbstliebe, Fremdliebe, Herde, Wertschätzung, Selbstwert, Fremdwert, Anerkennung, Nespresso, Selbstwertflunder, Jesus, Wirtschaft, Begeisterung, Leben, Filter, Angst, Freude. Lass dich drauf ein. Und diese Formel wird sich auch gleich aus dem Dunkeln lösen:

LG = LS + LF

Wann genau das sein wird, entnimm bitte dem Inhaltsverzeichnis. Sie ist jedenfalls die Basis für unsere Betrachtungen.

Wir werden uns mit meinen Fragen beschäftigen:

• »Warum sind wir eigentlich so schlecht drauf?«

• »Wer hat uns so gemacht?«

• »Wer braucht solche Menschen?«

• »Wer hat einen Nutzen davon, dass es uns nicht so gut geht?«

• »Was können wir dagegen machen?«

Rainer, zu deinem Vorwurf des ineffizienten Geschwafels möchte ich dich darauf hinweisen, dass Vertrauen die Basis jeder Beziehung ist und erst aufgebaut und dann gepflegt werden muss. Warum ich das euch Führungskräften immer wieder von Neuem sagen muss! Du hast es ja leicht. Du kannst deine Mitarbeiter freisetzen, wenn du ihr Vertrauen verloren hast. Ich kann meinen Leser aber nicht einfach rauswerfen, wenn er mir die Gefolgschaft verweigert. Da ist es umgekehrt. Der Leser kann mich aus seinem Leben rauswerfen. Nimm das jetzt einmal und gedulde dich. Sonst hänge ich dir gleich eine Mail von eurem Super-CEO von weltweit überhaupt um, der euch alle zu einem Boardmeeting vergattert. Morgen zehn Uhr früh in London. Ihr seid 3,62 % unter Plan. Sparmaßnahmen müssen sofort gefasst werden. Da kannst du dein Super-Businessclass-Ticket umbuchen und kommst heute wieder nicht nach Nürnberg heim. Yeah. Die Runde geht wohl an mich. Aber du sollst deine Action haben.

Ich möchte dich, Rainer, meine anderen virtuellen Leser und Sie, liebe Leserin, lieber Leser, in die warme Sonne Kaliforniens entführen. Zum Superbowl.

UNTERLIEBT ♥ Der Superbowl

Der Superbowl ist das wichtigste Einzelsportereignis der Welt mit knapp einer Milliarde Fernsehzuschauern weltweit. Ein 30-sekündiger Werbespot kostet 4 Millionen Dollar.

Er ist das Endspiel der nfl, der National Football League in den USA, wo die Sieger aus den beiden Vorrunden aufeinander treffen und den Champion ausspielen. In diesem Jahr fand das Endspiel im Levi's Stadion in Santa Clara in Kalifornien statt. Dort begeben wir uns jetzt hin und tun so, als ob wir live dabei wären. Ein wunderbares Stadion. 75.000 Zuschauer. Und wir mitten drinnen. Angenehm warm ist es da.

Die Spieler sind noch nicht eingelaufen, doch die Begeisterung ist schon zum Greifen, die Euphorie spürbar. Alle sind gut drauf. Die Stimmung ist toll. Die Leute machen schon die Welle. Ohoohooo! Da sollten wir jetzt mitmachen. Wir sitzen ja auch im Stadion. Live dabei. Patrizia, du willst nicht? Du bleibst lieber auf deinem Sofa sitzen. In deinem Schmuddelpyjama. Es ist gerade so gemütlich. Claudia, du liest das Buch gerade in der Straßenbahn. Da würde die Welle ein bisschen peinlich wirken. Inmitten all dieser ernsten Gesichter und dieser vielen Menschen, die ihre privatesten Geheimnisse in ihr Mobiltelefon schreien. Peter, du liest mich auf deinem stillen Örtchen. Du bleib bitte sitzen. Lassen wir das mit der Welle.

Die Kisscam fängt immer wieder Pärchen ein. Die werden dann auf den großen Videowalls gezeigt, von einem Herz gerahmt und sollen sich küssen. Alle jubeln dazu. Da ist auch der Popcorn und Hotdog-Verkäufer mit seinem Bauchladen. Der Duft ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Stimmung. Dort sitzt so ein typischer Ami mit seiner Cola-Dosen-Mütze. Sie wissen eh, je eine Dose rechts und links auf der Kappe mit einem Schlauch direkt zum Mund. Damit man die Hände fürs Popcorn und den Hotdog frei hat. Crazy. Mit unseren Wein, Prosecco und Kräutertee fallen wir schon ziemlich auf.

Am Spielfeldrand tanzen sich die Cheerleader schon warm. Die Cheerleader sind diese leicht bekleideten, gut aussehenden Mädchen. Kurze Röcke, enge Tops. Die sorgen mit ihren Choreografien für jede Menge Akrobatik und Erotik.

Und da kommen die beiden Mannschaften aufs Spielfeld, Gladia …

Rainer, Rudi und Peter, habe ich euch gerade verloren? Seid ihr gedanklich bei oder in den Cheerleadern hängengeblieben. Die Präposition macht einen Unterschied. Unsere Damen denken sich gerade, was schon wieder für eine hormongesteuerte Geschichte. Gut. Meine Herren, ihr könnt euch jetzt selbst in einen kurzen Werbeblock hängen oder weiter von den Cheerleadern träumen. Oder ihr lest auch, was ich über die Wichtigkeit der Cheerleader zu sagen habe.

Definition der Cheerleader, nach Wikipedia.

Die primäre Aufgabe des Cheerleading – von englisch cheer ›Beifall‹ und to lead ›führen‹, also sinngemäß »zum Beifall führen« – ist das Anfeuern der eigenen Sportmannschaft und die Animation des Publikums.

JAA – Die Cheerleader sind ganz wichtig. Gäbe es die nicht, würden die beiden Mannschaften aufs Spielfeld kommen und sich mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf einigen, dass sie ins nächste Pub auf ein Bier gehen. Wenn jedoch erotische Frauen auf dem Spielfeld sind, schießt bei uns Männern das Testosteron ein und wir beginnen, um die Frauen zu buhlen. Wir fangen dann zu raufen an, zu streiten und zu kämpfen. Wir Männer machen ziemlich viele Unsinnigkeiten, nur um den Frauen zu gefallen. Meine Damen, ihr denkt euch jetzt, typisch für uns Männer. Aber ähnliche Effekte gibt es auch in der Damenwelt. Stellt euch vor, ihr sitzt mit zwei, drei Freundinnen in eurem Lieblingskaffeehaus. Ihr trinkt einen Cafe Latte. Nicht zu kalt, nicht zu warm. Mit einem Hauch von Kakaopulver. Wegen der schlanken Linie. Auf einmal geht die Türe auf und es erscheint – George Clooney. Da werdet wohl auch ihr in ein anderes Verhaltensmuster wechseln.

Zurück nach Santa Clara. Wo war ich stehen geblieben? Aja! Die Mannschaften laufen gerade ein. Gladiatoren der Neuzeit. Die haben superbreite Schultern. Betont noch durch die Schulterpolster. Kriegsbemalung in den Gesichtern. Und total knackige Hintern. Die Mannschaften stellen sich wie Silberrücken, wie Gorillas in einem Kreis auf und machen eigenartige Brunftgeräusche. Sie schwören sich auf den gemeinsamen Erfolg ein. Klopfen sich gegenseitig anspornend auf die Helme. Der Coach pumpt seine Männer bis über die Haarwurzeln voll mit Selbstvertrauen und Siegeswillen. Yeah. Go for it! You can!

Bevor das Spiel beginnt, singen die Amis sogar noch die Nationalhymne. Die Zuschauer stehen auf und halten ihre Hand aufs Herz. The land of the free and the home of the brave. Das Land der Freien und die Heimat der Braven. Oder so ähnlich. Gut, das war ein Schenkelklopfer. Entschuldigung.

Jetzt beginnt das Spiel. Mit einem Freekick. Die Menge tobt. Es wird um jeden Yard gekämpft. Da bekommt der Quarterback den Ball. Der wirft einen Superpass über sechzig Yards nach vorne. Dort fängt ihn ein Angriffsspieler und rennt damit wie von der Tarantel gestochen los. Über die weiße Linie. Und drischt mit aller Kraft den Ball auf die Erde. Touch Down. Das höchste, was man in diesem Spiel erreichen kann. Sechs Punkte. Der Spieler macht einen Salto und wird von seinen Mitspielern unter einem Knäuel der Begeisterung begraben. Das Stadion explodiert. Applaus brandet auf. Yeah!

Und jetzt nehmen wir die beiden Teams, saugen sie aus dem Stadion in den blauen Himmel Kaliforniens und fliegen sie über den Pazifik. Nach Sibirien. Der Himmel wird grau. Es ist fürchterlich kalt. Minus 24 Grad. Wir stellen die beiden Mannschaften auf eine Wiese, wo niemand ist. Keine Menschenseele weit und breit. Kein Publikum, kein Coach, kein Platzsprecher, kein Hotdog-Verkäufer, keine Cheerleader. Nicht einmal ein Kamtschatka Bär. Wir verbieten den beiden Mannschaften, während des Spiels miteinander zu reden. Jedes Erfolgsritual wird untersagt. Da gibt es kein anerkennendes auf den Helm Klopfen, kein high five, keinen Salto. Leise und brav sollen die spielen. Und außer dem eisigen sibirischen Wind hört man vom Platzsprecherband die ganze Zeit nur monoton Angst, Angst, Angst, Angst, Angst.

Das Spiel im warmen Kalifornien wird wohl ein anderes sein als jenes im frostigen Sibirien. Obwohl es genau dieselbe Sportart ist. Und dieselben Mannschaften.

Hier ein Klima des Erfolges, der Anerkennung, des Selbstvertrauens und der Freude.

Dort keine Aufmunterung, kein Anfeuern, dafür frostige Angst und Unlust.

UNTERLIEBT ♥ Obama, Europa und wir selbst

Was würden Sie sagen? Spielt Europa momentan eher so wie beim Superbowl, strotzend vor Selbstvertrauen und erfolgshungrig oder doch eher eine ängstliche Zitterpartie wie in Sibirien. Hat Europa einen starken Selbstwert? Gut, wir in Österreich sind ja eine Mannschaft der Seeligen. Wir haben ja zwei echte Motivationsbolzen als Coaches. Faymann und Mitterlehner. Und die Mikl-Leitner ist ja auch eine bezaubernde Cheerleaderin. Mikl-Leitner im kurzen Rock und eng anliegendem Top. Man muss sich nicht alles vorstellen. Aber das übrige Europa?

2008 hat Obama bei seinem ersten Wahlkampf die Amis mit einem einzigen Satz aufgerichtet: »Yes, we can!« Die Amis hatten damals nach der Bush-Periode auch ein Selbstwert- und Identitätsproblem. Das passiert sogar denen manchmal. Aber Obama hat den kollektiven Selbstwert wieder gehoben. Von einer ganzen Nation. 320 Millionen Amis.

Yes, We Can!

ist eigentlich ein Zufall gewesen. Der ursprüngliche Wahlslogan hat gelautet Change we can believe in.

Das ist ja fast genauso mitreißend.

Obama hat Yes We Can! während seiner Präsidentschaftsrallye zum 1. Mal in einer Rede nach der Vorwahl in New Hampshire am 8.1.2008 eingesetzt.

Da hat er die Zuhörer gefragt, ob man die großen weltpolitischen Probleme lösen könne, Gerechtigkeit, Weltfrieden, Milchschnitte für alle und so weiter.

Und jedes Mal hat er sich selbst die Antwort gegeben: »Yes, We Can !« (ins Österreichische übersetzt:

»Ja, das müssen wir uns noch anschauen!«)

Und das ist eben voll aufgegangen. Ein Mythos war geboren.

Aber: Yes We Can kommt auch im Lied von Bob, dem Baumeister vor. Im Refrain wird immer wieder gesungen: »Can we fix it? Yes we can!«

Deutsche Übersetzung? »Können wir das schaffen? Yo wir schaffen das!« Die Angie Merkel hat das auch gesagt. Aber ursprünglich ist das von Bob, dem Baumeister.

Yes, We Can!

Was hören wir Europäer seit Jahren? Die Griechen können nicht, die Italiener können nicht – gut, die Mafia kann schon, aber sonst? –, die Spanier können nicht, die Franzosen können auch schon lange nicht mehr. Bleiben offensichtlich nur mehr die Deutschen und die haben auch schon mit VW, der Deutschen Bank und einigen anderen Flaggschiffen so ihre Troubles erlitten. Die Briten sehen sich sowieso als Nichteuropäer und wollen im Club der Verlierer nicht mehr Mitglied sein. Und ständig wird uns Angst gemacht. Angst, Angst, Angst, Angst!

Ist Angsthaben das neue Hobby von uns Europäern? Die neue Extremsportart? Das lähmt schon ein bisschen. Wer hat eigentlich etwas davon, dass wir uns so niedermachen oder so niedergemacht werden? Sind wir Masochisten, einfach nur dumm oder steckt da Absicht und Methodik dahinter? Klar. Die Amis lachen dazu. Ist ja auch lustig, wie wir uns zusätzlich von jeder daher gelaufenen amerikanischen Rating-Agentur auf den Kopf scheißen lassen. Wenn dann jemand wie die Frau Merkel mit einem Mutappell an die Öffentlichkeit tritt, bekommt ihr das nicht gut. Aber da ist sie in bester Gesellschaft. Über die Jahrhunderte hinweg.

Alfons X, el Sabio (der Weise)

Ich bin nur noch der Schatten eines Königs, den man einst Alfons X. den Weisen nannte, aber der Papst und meine eigenen Vasallen haben mich 1282 abgesetzt. Vielleicht waren meine Träume zu groß für dieses Jahrhundert. Dabei standen wir doch unmittelbar vor einem großen Erwachen. Ich hatte das Glück, in Toledo aufgewachsen zu sein, wo mich Bischof Raymond mit seinen christlichen und jüdischen Übersetzern in die Kultur des Islam eingeführt hatte. Ich habe dann den Koran und den Talmud ins Lateinische übersetzen lassen.

Die rühmlichste Tat meiner Regierungszeit war, dass ich in Murcia mit dem moslemischen Philosophen Mohammed Al-Rikuti eine Schule gegründet habe, wo zum ersten Mal in der Welt Christen, Juden und Moslems zugleich lehrten. In Sevilla habe ich dafür gesorgt, dass in den beiden Kultursprachen meiner Zeit, Arabisch und Latein, unterrichtet wurde.

Hören Sie nur, einer meiner Pagen lässt einen meiner Lobgesänge erklingen:

»Oh mein Christus,

der du sie alle annimmst,

Christen, Juden, Mauren,

wenn nur ihr Glaube

auf Gott gerichtet ist.«

Wie in meinen Gebeten, habe ich auch in meinen Gesetzen niemals vergessen, dass die Ungläubigen mit uns gleichen Blutes und Wesen sind, und das steht so in meinen Gesetzbüchern: »Da die Synagoge das Haus ist, wo der Name des Herrn gepriesen wird, verbieten wir allen Christen, es zu zerstören, oder mit Gewalt etwas daraus zu entfernen, oder an sich zu nehmen.«

Und hinsichtlich der Mohammedaner:

»Es sollen die Mauren unter den Christen ihren Glauben leben dürfen, den unsern aber nicht beleidigen.«

Ja, dank der Bemühung der Gelehrten unserer drei Religionen konnte das Spanien des 13. Jahrhunderts unter meiner Herrschaft für ganz Europa eine echte Wiedergeburt bewirken, nicht gegen Gott, sondern mit Gott.

Die Männer des Gesetzes sagen uns: »Dies ist verboten! Dies ist erlaubt!« Niemals jedoch sagen sie uns: »Du bist selbst für dich verantwortlich. Denke selbst nach!« Dabei fordert uns der Koran auf jeder Seite dazu auf. Wenn man auf sie hören wollte, gäbe es zwischen Gott und dem Menschen nur Beziehungen zwischen Herr und Knecht. Meine Brüder, Gesetz und Philosophie fangen an, wo diese dürre Juristerei aufhört.

Alfonx X. war kein Niemand. Der war ein VVIP, eine very very important person. Alfons X. war nicht nur König von Kastilien und Leon, sondern auch König des Heiligen Römischen Reiches. So etwas wie der amerikanische Präsident heute. Aber Sie sehen, es hat sich seit damals irgendwie nicht viel geändert.

Es geht um die Frage, wie wir Europäer mit unserem Selbstwert und unserer Liebe zu unserem wunderbaren Kontinent umgehen. Lieben wir Europa zu wenig? Ist Europa unterliebt? Haben Sie schon einmal erlebt, dass Europäer aufstehen und mit der Hand auf ihrem Herzen die Europäische Hymne singen? Das wird ihnen nicht gelingen, denn die Europäische Hymne hat keinen Text. Ohne Worte, nur in der universellen Sprache der Musik, soll sie die europäischen Werte Freiheit, Solidarität und Frieden zum Ausdruck bringen. Das hat sich offensichtlich schon zu uns allen durchgesprochen. Wie kann sich etwas durchsprechen, wenn es keine Worte, keinen Text hat?

Sie können dieses Superbowl-Beispiel aber auch auf Ihre Firma beziehen. Welche Kultur wird dort gelebt? Eher eine Erfolgskultur oder doch eine Angstkultur? Werden bei Ihnen auch die Mitarbeiter freigesetzt? Das ist ein spannendes Wort, dieses freisetzen. Ich frag mich immer, was waren die Mitarbeiter vorher. Eingesperrt? Rainer, wie ist das bei euch im Unternehmen? Müssen da viele Menschen Zwangsarbeit verrichten? Arbeit, die sie gar nicht wollen? Freisetzen.

Die Thematik betrifft uns auch persönlich. Wie spielen wir in unserem eigenen Leben? Haben wir genug Selbstwert und Selbstvertrauen, fangen wir mutig den Ball oder spielen wir das Lied von der Angst?

Das hat eben viel damit zu tun, ob wir genug Liebe haben. Oder unterliebt sind.

Bekommen wir genug Liebe? Lieben wir uns selbst genug?

Jetzt mal ehrlich, so unter uns, nur Sie und ich: Mögen Sie sich? Keine blöde Frage, sondern eine entscheidende. Schon vor 2.000 Jahren hat der langhaarige Langzeitarbeitslose in den Herrgottsschlapfen gesagt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Genau das tun wir. Unangenehm für den Nächsten nur, wenn wir uns selbst nicht lieben.

Bevor wir jetzt die Duftkerzerln und die Räucherstäbchen anzünden und Briefe an das Universum schreiben, möchte ich Ihnen eine Formel vorstellen. Die Formel. Ist zwar auch eine Liebesformel, doch sehr rational. Mathematik eben.

UNTERLIEBT ♥ Der Kalte Krieg und die Formel: Lt = LS + Lo

Wie ich damals im Oktober 1998 meine Fragen formuliert hatte, begann ich nachzudenken und zu recherchieren.

Sie wissen schon:

• »Warum sind wir eigentlich so schlecht drauf?«

• »Wer hat uns so gemacht?«

• »Wer braucht solche Menschen?«

• »Wer hat einen Nutzen davon, dass es uns nicht so gut geht?«

• »Was können wir dagegen machen?«

Ich habe seit damals viel gelesen und viele Gespräche geführt. Mit hunderten faszinierenden Menschen. Pilgern und Universitätsprofessoren, Obdachlosen und Industriekapitänen, Krankenschwestern und Taxifahrern, Journalisten und Werbefachleuten, gescheiterten Selbstmördern und Pfarrern, Reichen und Armen, Psychologen und Künstlern, Huren und Sterbenden, Jungen und Alten, meiner Frau und meinen Kindern. Bei einem Psychologenkongress hat mich einer der Vortragenden auf die Formel aufmerksam gemacht:

Lt = Ls + Lo

Ich und diese Formel, das war Liebe auf den ersten Blick. Mir war schon lange bewusst, dass die Beantwortung meiner Fragen und der Zustand unserer Gesellschaft sehr viel mit Selbstwert, Anerkennung, Herdentrieb und Interessenskonflikten zu tun hat. Das Thema zieht sich ja durch die ganze Menschheitsgeschichte und spiegelt sich in den Religionen, den Künsten und den Sitten wider. Dieses Thema ist riesengroß, fast zu groß und sehr kompliziert. Und dann finde ich diese Formel oder sie mich und bringt es auf den Punkt. Klar, das ist sehr vereinfachend. Endlich. Ich mag das Einfache. Ich begann zu recherchieren, wer diese Formel entwickelt hatte.

Es waren amerikanische Experten. In den 60er-Jahren im Kalten Krieg. Der wurde ja nicht nur mit atomarer Aufrüstung und Wirtschaftsblockaden ausgefochten, sondern auch durch den Propagandakrieg. Flugblätter, Radiosender und das übliche Instrumentarium. Das haben die Amis auch schon früher gemacht und auch nachher. Das machen sie auch heute noch. Nicht nur die Amis. Aber damals haben die hellsten Köpfe der Eliteunis wie Havard und Yale ganz psychologisch nachgedacht, wie sie den Gegner hinter dem Eisernen Vorhang schwächen können. Wie man den Selbstwert der Russen abmontieren und ihr Selbstvertrauen zertrümmern kann. Wer kein Selbstvertrauen hat, hat ja auch keinen Mut. Blöderweise aber immer noch den roten Knopf für die Atomsprengköpfe. Und die Ergebnisse ihrer Forschungen haben sie unter anderem in dieser Formel zum Ausdruck gebracht:

Lt = Ls + Lo

L steht für Love. Die Liebe.

Im Ernst: die Amis haben mit diesem Wort kein Problem und sind sich seiner Bedeutung und seiner Macht bewusst. Für uns ist Liebe ja oft irgendwie zu viel, zu pathetisch, zu peinlich. Zu emotional.

Das t im Lt steht für total. S steht für self und o steht für others. Die Gleichung liest sich im Original also:

Love total equals Self-Love plus Love from the Others

Übersetzt:

Lg = Ls + Lf

Liebe gesamt = Selbstliebe + Fremdliebe

Die Amis haben klar erkannt: wenn wir den Russen ihren Selbstwert und ihren Stolz auf ihr Land nehmen, dann zerbröckelt ihre Selbstliebe und ihre Identität. Da sind sie dann ganz schwach. Das dürfte funktioniert haben. Die USA gibt es ja noch immer. Der ehemalige Osten liegt zwar noch immer im Osten, ist aber doch nicht mehr derselbe wie früher. Sie sehen, die kann was, die Formel. Letztendlich hat die Formel sogar die Berliner Mauer umgehauen. Die im Osten haben sich minderwertig gefühlt, rüber geschaut in den Westen. Da war es besser. Das war die Basis für den Untergang der DDR.

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