Kitabı oku: «Bist du unterliebt?», sayfa 3

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UNTERLIEBT ♥ Unsere Formel: Lg = Ls + Lf

Ich hab die Formel fasziniert übernommen und auf das Individuum, auf mich selbst und in meiner Arbeit angewendet.

Lg = Ls + Lf

Liebe gesamt = Selbstliebe + Fremdliebe

Es geht in Summe um die Liebe, die Sie sich selbst geben und die Sie von den anderen bekommen. Liebe von innen und Liebe von außen. Ein bisschen banaler, dafür bildhafter: Es geht um Ihre Streicheleinheiten, die Sie zum Leben, sogar zum Überleben brauchen und die Sie sich selbst geben oder von anderen holen können.

Damit ich Ihnen das Prinzip vorrechnen kann, sagen wir jetzt einmal, wir brauchen Liebe gesamt 10, okay? Sie können schon mehr davon haben, viel mehr. Aber damit Sie halbwegs ausgeglichen und rund sind, damit Sie am wöchentlichen Besuch bei Ihrem Therapeuten vorbeischrammen, brauchen Sie die 10. Das ist kein wissenschaftlich fundierter Wert. Das ist vollkommen willkürlich. Mit 10 rechnet es sich nur leichter als zum Beispiel mit 4.213,58.

Wenn Sie jetzt eine Selbstliebe von 8 haben, sich wirklich mögen, dann brauchen Sie nur mehr Fremdliebe von 2. Das ist ein schönes Gesamtliebepackage und Jesus und ihre Nächsten haben große Freude mit Ihnen. Sofern die Nächsten Sie nicht ausnutzen wollen. Die Gleichung lautet dann:

10 = 8 + 2

Das liest sich gut und spürt sich im Leben auch gut an. Da geht es Ihnen gut. Sie bekommen genug Liebe. Vor allem von sich selbst. Sie sind so ein ausgeglichener Mensch, der äußerst angenehm ist. Sie haben auch oft gute Tage. Sie sind sehr selten aggressiv, schreien nicht herum und schlagen auch keine Kinder. Ehefrauen auch nicht. Ehemänner auch nicht. Wir leben ja im Zeitalter der Gleichberechtigung. Sie müssen auch nicht um jeden Preis gewinnen. Sie haben ja schon so viel.

In unserem Kulturkreis findet man die Formel allerdings viel öfters in solchen Ausprägungen:

10 = 2 + _

Mit 2 Selbstliebe sind Sie schon ziemlich runtergefahren, so eine richtige Selbstwertflunder. Ein Selbstliebe-Gartenzwerg. Ein Ich-mag-mich-nicht. Lechzend nach Streicheleinheiten und Zuspruch. »Bitte, bitte, habt mich lieb!« Das wäre aber noch gar nicht so schlimm, wenn Sie die 8 Fremdliebe wirklich bekämen. Dann sind Sie zwar ein bisschen sehr fremdgesteuert, aber immerhin fühlen Sie sich ausreichend geliebt.

10 = 2 + 8

Ich nehme es vorweg. Das ist die Lieblingsgleichung unseres Systems. Das ist die Basis unserer Gesellschaft. Über die Fremdliebe schleichen sich jede Menge Fremdinteressen in unser Leben ein. Damit diese Fremdliebe genug Platz hat, muss sie unsere Selbstliebe verhindern oder verdrängen. Diese Fremdliebe ist in Wirklichkeit oft gar keine. Sie tut nur so. In Wirklichkeit geht es um die Optimierung des eigenen Nutzens. Dem von den anderen. Das ist so wie zwischen Amerikanern und Russen. Nein, Peter, das ist keine Binsenweisheit. Wir sind uns sehr oft nicht bewusst, dass wir instrumentalisiert und benutzt werden. Übrigens angenehm, dass du deine Klositzung beendet hast. Es redet sich so doch leichter miteinander.

Menschen mit einer derartigen Liebesgleichung sind oft sehr zufrieden. Und brav. Brave Kinder, arbeiten brav, konsumieren brav. Gehen vielleicht brav in die Kirche und wählen auch brav die richtige Partei. Sie sind ein braves und von außen anerkanntes Mitglied der Herde. Sozial integriert. Sie können in diesem Absatz das brav durch ordentlich ersetzen. Das funktioniert sehr gut. Wenn Sie das brav durch selbstbewusst oder selbstbestimmt ersetzen, wird es holprig, oder? Menschen mit so einer Liebesgleichung lesen ganz sicher nicht dieses Buch. Oder erst, wenn sie spüren, dass die Selbstliebe zu kurz kommt. Weil das Selbst irgendwie und irgendwo abhanden gekommen ist. Rudi, du nickst dazu. Du hast dein ganzes Leben vor allem eines: brav funktioniert. Als Kind, in der Beziehung, in der Arbeit, für die Familie, im Schützenverein. Zeit für dich? War eher nicht das Thema. Jetzt sitzt du am Genfer See. Es nieselt. Und irgendwo da am Grund des Sees vermutest du dein Selbst. Das hättest du gerne wieder. Deshalb bist du auch in diesem Buch. Da wirst du es auch nicht finden. Ich habe es dir ja nicht genommen.

Claudia, du weißt auch, wovon ich rede. Du hast schon sehr oft dein Selbst hintan gestellt. Es immer wieder vernachlässigt. Du hast es sogar schon ganz verloren gehabt. Das hat weh getan. Aber du hast es dir auch immer wieder zurückgeholt. Leicht war das nicht.

Rainer, dir biete ich ein Zitat von Ödön von Horvath an. Eines meiner Lieblingszitate. »Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komm nur so selten dazu.« Vielleicht kannst du damit etwas anfangen? Vielleicht träumst du ja auch heimlich von einem kleinen Weingut in Italien. Oder vom großen Ausstieg. Rainer, reg dich nicht auf. Du bist nun mal ein Klischee.

Bleiben wir noch bei der Formel in der Ausprägung 10 = 2 + 8. Ganz ungut wird es, wenn wir nicht einmal die nötigen 8 Fremdliebe bekommen, sondern zum Beispiel nur 5.

2 + 5 = eben nicht 10

2 + 5 ≠ 10 2 + 5 = 7

Dieser Mensch ist dann um 3 unterliebt. Jetzt haben wir es endlich definiert, dieses unterliebt. Ein schönes Wort. Ein Wort von mir. Ich mag es so, weil es zwar wehtun kann, wenn du es bist. Aber unterliebt bringt es wunderbar auf den Punkt.

U N T E R L I E B T.

Was sagst du, Patrizia? Du bist erschrocken. Du warst dir bisher schon bewusst, dass du unterliebt bist. Du hast es nur anders genannt. Du hast aber bisher nicht erkannt, dass du vor allem von dir selbst unterliebt bist. Du hast dich immer nur auf die fehlende Liebe und Anerkennung von den anderen konzentriert. Du hast dich oft als Opfer der anderen gefühlt. Ja, die 2 Selbstliebe in unserer Gleichung sind das Ergebnis der Unterliebe durch dich selbst. Du liebst dich selbst zu wenig. Willkommen im Club. Der Pegelstand in deiner Proseccoflasche hat auf den letzten Seiten ganz schön abgenommen.

Peter, du kannst mit der Formel nicht viel anfangen. Dich stört das Wort Liebe. Versuche es mit Anerkennung.

Ag = As + Af

Anerkennung gesamt = Selbstanerkennung + Fremdanerkennung

Gefällt dir das besser? Ja? Dir auch, Rainer. Ich kann diese Formel noch einmal modifizieren.

SW = As + Af

Selbstwert = Selbstanerkennung + Fremdanerkennung

Damit tut ihr euch leichter. Das ist gewohnter. Liebe verwenden wir selten. Selbstwert und Wertschätzung hingegen sind gelernte Begriffe. Vielleicht sollten wir das Neue Testament umschreiben: Schätze deinen Nächsten wert wie dich selbst. Nach so vielen Jahren ist das Urheberrecht von Jesus schon erloschen. Wir können damit machen, was wir wollen. Gut, tun wir eh.

Ich mag Wertschätzung nicht. Peter, wenn ich dich wertschätze, dann schätze ich deinen Wert. Ich beurteile dich und berechne irgendwie deinen Wert. Für wen? Für mich oder für dich? Ich finde, mir steht es nicht zu, deinen Wert zu schätzen. Das ist doch anmaßend. Ich mag dich einfach. Das tue ich gerne. Rainer mag ich auch. Das ist dir egal, Rainer? Dir geht dieses Harmoniegesülze auf die Nerven. Du willst endlich deine zehn Tipps und Tricks zur richtigen Motivation. Nicht für dich, sondern für deine Mitarbeiter. Aus denen muss noch mehr rauszuholen sein. Rainer, du machst dich gerade ein bisschen unbeliebt bei mir und den anderen. Weißt du was, ich ziehe dich für eine Zeitlang aus dem Verkehr. Letzter Aufruf für Herrn Rainer. Bitte begeben Sie sich umgehend zu Gate 17. Jetzt aber schnell, Rainer. Ich schicke dich nicht nach London. So gemein bin ich nicht. Ich lass dich eh nach Hause nach Nürnberg fliegen. Melde dich wieder, wenn du dort angekommen bist. Rainer, da hast du noch etwas zum Zeitvertreib.

[WIEN-QUIZ] Frage 1

Neben der Pestsäule am Graben findet man den Abgang zur ältesten intakten öffentlichen Toilette Wiens aus der Zeit des Jugendstils. Was bot die Toilette ursprünglich an?

A. Eine Trennung in 1. und 2. Klasse

B. Rosenblüten im Urinal

C. Duschen

D. Eine Hundewaschanlage

Auflösung kommt schon noch.

UNTERLIEBT ♥ Ihre persönliche Liebesformel

Rainer ist jetzt einmal ruhig gestellt.

Ich wende mich wieder Ihnen zu, liebe Leserin, lieber Leser. Oder ist Ihnen wertgeschätzte Leserin, wertgeschätzter Leser lieber?

Wie sieht die Formel bei Ihnen aus?

Setzen Sie einmal in die Gleichung Ihre Werte ein:

LG = (Ihre gefühlte, geschätzte LS) + (Ihre gefühlte, erlebte LF)

Schreiben wir die Gleichung in drei Variablen auf.

mLG = X + Y

wobei mLG meine Liebe gesamt, X Ihre Selbstliebe und Y Ihre Fremdliebe ist. Meine Liebe meint hier Ihre Liebe, nicht meine. Das ist schon verwirrend mit der Liebe, finden Sie nicht?

Patrizia, die Aufgabe überfordert deinen Verstand jetzt ein bisschen. Die Formel ist zwar klar, nur wie kommst du zu X und Y? Wie berechnet man diese Werte? Gar nicht, Patrizia. Auf diese Werte kommst du nur über dein Bauchgefühl, über deine Emotion. Wie hoch fühlt sich deine Selbstliebe für dich an? Trag den Wert einmal ein. Du brauchst ein bisschen Unterstützung. Vielleicht hilft dir ja eine klassische Coaching-Skalierungsfrage:

»Auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 0 bedeutet, dass du dich überhaupt nicht liebst, dass du gerne jemand anderer wärst, und zwar immer, und 10 bedeutet, dass du dich voll und ganz liebst, dass du dich einfach annimmst, so wie du bist, dass du dich bedingungslos liebst, wo würdest du deine Selbstliebe denn ansetzen?«

Hier ist die Skala. Trage deinen jetzt gefühlten Wert für deine Selbstliebe ein.


»Was tue ich dann mit der Zahl, auf die ich gekommen bin?«

Siehst du, diese Frage überrascht nun wieder meinen Verstand. Ich dachte, das wäre klar. Gut. Ist offensichtlich nicht so. Diese Zahl trägst du bitte statt des Wertes X in deine Liebesgleichung mLG = X + Y ein.

mLG = + Y

Bei der Fremdliebe gehe die diversen Beziehungsbereiche durch: Eltern, Partnerin und Partner, Kinder, Geschwister, Freunde, Gemeinde, Vereine, Beruf, die Gesellschaft. Ja, das ist das große Fremdliebe-Angebot, das wir so haben. Daraus können wir schöpfen. Wie groß fühlt sich die Fremdliebe an, die du bekommst?

Trage deinen Wert für deine Fremdliebe auf dieser Skala ein.


Damit hast du den Y-Wert, die Fremdliebe. Den Wert trägst du auch in deine Liebesgleichung ein.

dLG = +

Jetzt noch ein bisschen kopfrechnen und du hast deine Gesamtliebe.

= +

Patrizia, wie hoch ist bei dir die mLG, deine Liebe gesamt? Wie geht es dir mit dem Ergebnis? Bist du definitiv unterliebt, weit unter 10? Welcher Wert ist höher: der Selbstliebe- oder der Fremdliebewert? Ja, das habe ich befürchtet. Du bist ja oben selbst schon erschrocken. Dein Selbstliebewert ist unter 4. Da braucht es wohl Entwicklungshilfe. Und deine Fremdliebe ist auch ganz schwach. Und die Proseccoflasche ist jetzt leer.

Vielleicht ist ja gerade jemand von euch darauf gekommen, dass sie oder er viel besser dasteht als er oder sie sich das täglich selbst einredet beziehungsweise ihr oder ihm eingeredet wird. Das ist bei gar nicht so wenigen von uns der Fall. Wir fühlen uns oft viel stärker unterliebt als wir es tatsächlich sind. Das wäre jetzt ein optimaler Zeitpunkt zu entscheiden, ob Sie dieses Buch weiterlesen wollen oder glücklich lächelnd aussteigen.

Claudia, deine mLg ist weit über 10. Das wundert mich nicht. Du bleibst trotzdem. Danke.

Rudi, du hast keinen Bezug zu deiner Selbstliebe herstellen können. Das Thema ist dir einfach zu fremd. Das ist fast eine andere, dir unbekannte Sprache. Du bist ratlos. Aber das Funktionieren nimmst du schon. Das ist dir verständlich. Dir ist das schon lange irgendwie zu viel. Du willst den Jakobsweg gehen. Irgendwann.

Ich bin ihn schon gegangen. Nicht aus religiösen oder spirituellen Gründen, sondern einfach, um mich zu Entfunktionalisieren und um Zeit für mich zu haben. Wandern ist eine sehr noble Art zu sagen: »Leckt mich doch alle am Arsch.« Nordspanien ist mir da entgegengekommen, weil ich das Land und diese Region kenne und liebe. Am ersten Tag hatte ich schon 28 Kilometer, es war aber erst fünf Uhr nachmittags. Also wollte ich noch die nächste Etappe, acht Kilometer, dranhängen. Genau in der Mitte, nach vier Kilometern, kam der Zusammenbruch. Der völlige Zusammenbruch. Ich hab mich dann noch mühsam die vier Kilometer ins Etappenziel geschleppt und wollte dort nur mehr sterben. Wünsche gehen nun mal nicht alle in Erfüllung und so war ich am nächsten Tag, halbwegs gehfähig, wieder auf der Piste. An diesem Tag machte ich 17 lockere Kilometer und vier große Blasen. Und da hat der Camino, der Weg mit mir gesprochen: »Diga, hombre, was machst du eigentlich auf mir? Du gehörst da gar nicht her. Schleich dich heim!« Ich sagte: »Muchas gracias, senor camino!« und nahm die nächste Maschine von Bilbao heim. Heim zu meiner Frau. Ich freute mich auf ihr unglaubliches, wunderschönes Lächeln und auf ihre zärtliche Umarmung. Auf die Geborgenheit meines Zuhauses, auf ein gutes Willkommensessen, auf meine Gartenliege. Ist das Leben nicht herrlich! Zu Hause angekommen, sagte Ulli: »Was machst denn du schon da? Ich bin noch nicht fertig mit der Wäsche.« Vielleicht schon wieder zu viel erwartet. Auf jeden Fall war ich in diesem Moment heftig unterliebt. Vielleicht lässt sich das Leben aber auch nur schwer planen. Das war meine viertägige Camino-Erfahrung. Inklusive An- und Abreise.

Rudi, nimm dir, was du brauchst. Damit meine ich nicht nur mein Geschreibsel.

Peter, du hast mit deiner Selbstliebe kein Problem. Du magst dich. Du denkst über die Fremdliebe nach. Es ist ja nicht so, dass du nicht genug gute Freunde hast. Beziehung hast du zwar derzeit keine, aber das wird sich schon ändern. Eltern. Du hättest es schlechter erwischen können. Das passt schon alles irgendwie. Du hast aber ein ungutes Gefühl, was die Stellung von euch Jungen in unserer Gesellschaft betrifft. Du fühlst dich nicht ausreichend respektiert und ziemlich ausgenutzt. Hmmm. Was soll ich da jetzt tun? Vielleicht schreibe ich später eine Ode an die Jugend. Wenn mir danach ist.

Ein Gedankenexperiment. Stellen wir uns vor, das aktive Wahlrecht würde mit einer Altersgrenze von 55 Jahren versehen werden. Da wäre ich dann auch schon nicht mehr wahlberechtigt. Unser Land, unser Europa würden schon anders ausschauen, oder? Da sind wir uns einig. Ob besser oder schlechter, ist wohl nur eine Frage Ihres Standpunktes und Ihrer Interessen. Wahrscheinlich auch Ihres Lebensabschnittes. Ich bin mir aber sicher, dass die Zukunft mehr Gewicht hätte, die Jungen viel bessere Optionen.

Rainer ist schon im Anflug auf Nürnberg. Ist ja auch nur ein kurzer Flug von Frankfurt.

Liebe Leserin, wertgeschätzter Leser? Wie schaut Ihre persönliche Liebesgleichung aus?

Wenn Sie sich selbst nicht mögen und Sie sich für einen ziemlichen Loser halten und auch Ihr Umfeld Ihnen ständig sagt, was Sie für eine unsympathische Flasche sind. Wenn Sie keine Beziehung und keine Freunde haben, weil Sie eben das Charisma eines verrosteten Fahrrades ohne Luft haben, Sie wirklich keiner mag, dann schaut Ihre Gleichung so aus: Selbstliebe sagen wir gnädiger Weise 1, Fremdliebe 1 werden Sie auch irgendwo noch zusammenkratzen können, vielleicht ja durch eine überfütterte Katze oder einen mehrsprachigen Kanarienvogel, bleibt also;

1 + 1 = 2

Gesamtliebe 2. Und 10 bräuchten Sie. Sie sind also um 8 unterliebt. Da geht gar nichts mehr.

Frohe Botschaft! Ich schließe definitiv aus, dass diese Gleichung auf Sie zutrifft. Wenn diese Gleichung nämlich auf Sie zuträfe, hätten Sie gar nicht die Kraft, hier mit uns diesen Dialog zu führen. Da wären Sie wahrscheinlich schwer depressiv und könnten nicht einmal die Seite hier umblättern. Nein, so schlimm wird es wohl nicht sein. Ich gehe davon aus, Sie sind maximal so zwischen 2 und 5 unterliebt. Mit einem ausbaufähigen Wert bei der Selbstliebe. Mitteleuropäische Normalität. Kein Überpsycho, nur einfach ganz normal unterliebt. Das ist eben die Selbstliebe, die uns ausgetrieben und abgewöhnt wurde. Die wir uns selbst nicht gewähren. Bei der Fremdliebe werden Sie wahrscheinlich auch mehr oder weniger unterversorgt sein. Das ist eben die Fremdliebe, die uns vorenthalten wird. Wie auch immer.

Eines sollte Ihnen durch die Beschäftigung mit unserer Formel schon klar sein: Je geringer Ihre Selbstliebe ist, umso mehr Fremdliebe brauchen Sie. Ich gehe davon aus, dass die Formel soweit verständlich ist.

Ist es so? Ja? Gut. Sollten Sie doch noch eine Frage haben, senden Sie mir eine Mail.

eugen@prehsler.at

Rainer meldet sich zurück. Er ist gut gelandet. Er glaubt, es waren die Duschen. Nein, das ist die falsche Antwort. Ihm ist während des Fluges auch noch eine Frage eingefallen. Was ist Liebe überhaupt?

Scheiße.

Nein, Liebe ist nicht Scheiße. Sorry.

Naja, manchmal schon. Liebe kann ziemlich wehtun. Das kann sie gut. Aber nur, wenn sie nicht da ist. Driften wir hier jetzt nicht in den großen Liebeskummer ab. Rainers Frage ist nur so schwer. Irgendwie sollten wir die aber beantworten. Da muss ich jetzt doch nachdenken. Könnt ihr euch so circa zehn Minuten still beschäftigen. Claudia, du willst beim Wien-Quiz mitspielen. Na gut, dann speziell für dich, die

[WIEN-QUIZ] Frage 2

Die Lipizzaner-Pferde in der Spanischen Hofreitschule haben ja allerlei Tricks auf Lager.

Aber welches Kunststück vollbringt ein Pferd bei der sogenannten »Kapriole«?

A. Es kniet sich nieder und macht einen Kopfstand

B. Es dreht sich zweimal um sich selbst und wiehert dabei laut

C. Es stellt sich auf die Hinterbeine und hüpft so mehrere Meter weit

D. Es springt mit allen vier Beinen in die Luft und schlägt nach hinten aus

Auflösung kommt schon noch.

UNTERLIEBT ♥ This Crazy Little Thing called Love

Alsdann. Da bin ich wieder. Claudia, was ist deine Antwort?

C. Das ist fast richtig.

Jetzt aber rein in Rainers Frage. Was ist Liebe?

When the moon hits your eye like a big pizza pie

That’s amore

When the world seems to shine like you’ve had too much wine

That’s amore

Wenn der Mond dein Auge trifft wie eine große Pizza

Das ist Liebe.

Wenn die Welt zu strahlen scheint als hättest du zu viel Wein gehabt

Das ist Liebe.

Na bitte. Wer sagt’s denn! Dean Martin. Eine meiner Lieblingsschnulzen. Zum Verlieben. Gut, so leicht machen wir es uns nicht. Das ist noch zu wenig.

Leute, ich gestehe, das Nachdenken hat nichts gebracht. Oder zu viel gebracht.

Ich liebe Pasta. Ich liebe mein neues Auto. Ich liebe die Natur. Ich liebe es, den Sonntag im Bett zu verträumen. Ich liebe Tschaikowskys Klavierkonzert. Ich liebe mein neues iPhone. Ich liebe den Herbst. Ich liebe die Ruhe am Morgen, bevor die Vögel Lärm machen. Ich liebe das Zwitschern der Vögel. Ich liebe gute Bücher. Ich liebe meine Arbeit.

Wir können viel und vieles lieben. Wir tun es offensichtlich auch. Wir sagen es ständig. Ist das Liebe?

Liebe auf Menschen bezogen artikulieren wir seltener. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns mit der Liebe zu Menschen schwerer tun. Wie oft sagen Sie zu sich: »Ich liebe mich«? Wie oft sagen Sie zu Ihrem Partner: »Ich liebe dich«? Oft genug? Woher wissen Sie das?

In Wien gibt es ein sehr beliebtes Beziehungsmodell. Da sagt er zu ihr am Tage der Hochzeit: »Schatz. Ich liebe dich. Sollte sich daran in den nächsten zwanzig Jahren etwas ändern, rühr ich mich wieder.« Das funktioniert im Regelfall nicht ganz so gut.

Liebe ist nicht einfach. Allein sie zu definieren ist schon schwer. Kann man Liebe überhaupt wissen oder kann man sie nur fühlen?

Ihr schaut ein bisschen verwirrt. Von euch kommen auch keine Antworten. Googeln tun wir am Ende des Kapitels, einverstanden?

Okay, offensichtlich wissen wir alle zwar nicht genau, was Liebe ist. Aber sie ist irgendwie schön, oder? Ein Leben ohne Liebe ist ein bisschen leer. Besser: unvollständig. Man kann sein Leben ja auch ohne Liebe voll gestalten. Manche von uns müssen das sogar, weil die Liebe in ihren Leben gar nicht oder in sehr geringem Ausmaß vorhanden ist. Erfolg wird oft zur Kompensation von Unterliebe genutzt. Das heißt jetzt nicht, dass jeder Erfolgreiche ein liebloses Leben führt. So war das nicht gemeint. Nur kenne ich Menschen, die superfleißig sind und jede Menge Überstunden machen, nur weil sie keinen Grund haben, nach Hause zu gehen. Vielleicht wollen Sie sich selbst die Frage stellen, was in Ihrem Leben wichtiger ist und die größere Rolle spielt. Liebe oder Erfolg? Liebe oder Leistung? Und ob das für Sie so passt.

Patrizia, was ist los mit dir? Weinst du? Trennungsschmerz? Dich hat dein Prinz vor drei Monaten verlassen. Eigentlich war er gar kein Prinz, sondern ein ganz normaler Mann. Du wolltest ihn nur auf einen Prinzen hochfrisieren. Das hat nicht wirklich funktioniert. Einer der größten Beziehungsirrtümer der Frauen liegt darin, dass sie glauben, ihre Männer verändern zu können. Männer hingegen glauben, dass ihre Frauen so bleiben wie in den ersten Monaten der Beziehung. Da können beide dann schon enttäuscht werden. War das bei euch ähnlich, Patrizia?

Ich möchte doch ein bisschen in den Liebeskummer reingehen. Muss sein. Liebe und Schmerz sind nun mal untrennbar miteinander verbunden. Richtig weh tut es nur, wenn die Liebe im Spiel ist. Das ist wohl der Grund für deine Tränen, Patrizia. Das könnte ja auch der Grund sein, wieso du dich in meine Zeilen verirrt hast. In den Situationen und Momenten, wo uns die Liebe weh tut, müssen wir entscheiden, ob wir weiter lieben mit dem Risiko, dass es wieder weh tut oder ob wir eben aufhören zu lieben. Man kann die Entscheidung gegen die Liebe am Verhalten der Menschen erkennen. So mancher, der sich gegen die Liebe entschied, ist heute Vorstand in einem weltweit führenden Unternehmen und führt dann auch dementsprechend. Auch so mancher große Geist aus Wissenschaft und Kunst hat sich irgendwann einmal gegen die Liebe entschieden. Liebe kostet ja auch Zeit und hält somit von großen Taten ab. In der Zeit, wo du deinem geliebten Menschen tief in die Augen schaust und ihr oder ihm etwas Zärtliches zuraunst, kannst du ja möglicherweise auch ein Kundengespräch führen, Networken oder Einsteins Relativitätstheorie widerlegen. Der geliebte Mensch könnten übrigens Sie selbst sein. Es ist immer eine Frage, wofür wir unsere Zeit verwenden.

Auf der anderen Seite verleiht Liebe ja auch Flügel. Und geht durch den Magen. Und macht sonst noch viele verrückte Dinge. Soll man lieben oder nicht? Wie gefährlich ist Liebe?

Ich kann das alles auch nicht wissenschaftlich fundiert beantworten. Ich kann nur aus meinem Bauch und meiner subjektiven, tiefsten Überzeugung heraus empfehlen: Du sollst lieben. Fang bei dir selbst an. Liebe dich selbst! Machen wir daraus ein Gebot. Das wäre dann das 11.

Das 11. Gebot: Liebe dich selbst!

Patrizia, gefällt dir dieses 11. Gebot? Patrizia hat aufgehört zu weinen. Jetzt schluchzt sie. Das haben wir ja super hinbekommen. Bitte, hör auf damit. Sonst kippen mir die anderen auch noch ins Mitleid oder den großen Liebesschmerz. Claudia weint bereits. Sie denkt an ihren verstorbenen Mann. Der war wirklich ein Prinz. Claudia, bist du so nett und kannst du Patrizia deine Kleenex-Schachtel reichen. Die rotzt schon ihr Kuschelpolster voll. Die Situation überfordert mich jetzt ein bisschen. Ich flüchte mich in den Text.

Zurück zum crazy little thing called love.

Irgendwie muss sie doch etwas können, diese Liebe. Sonst wäre sie nicht ein derart wichtiger Bestandteil unserer Kultur. Shakespeare hat sie beschrieben: »Kein steinern Bollwerk kann der Liebe wehren. Und Liebe wagt, was irgend Liebe kann.« Romeo und Julia, 2. Akt, 2. Szene. Das hat der alte Shakespeare allerdings auch geschrieben: »Was soll ich mit der Liebe, wenn sie den Himmel mir zur Hölle macht.« Da dürfte er gerade Zoff mit seiner Frau gehabt haben. Wahrscheinlich hat er die Schuhe nicht richtig ins Schuhregal gestellt oder den Geschirrspüler falsch eingeräumt oder schon wieder vergessen, die Butter vom Supermarkt mitzubringen oder die Kinder von der Schule abzuholen. Irgendetwas in dieser üblichen Alltagsart.

Das Zitat ist aus einem Sonett.

Die Beatles haben sie auch besungen, die Liebe.

All you need is love!

All you need is love!

All you need is love, love

Love is all you need

Das war damals, 1967. In zehn Ländern war die Single in den Charts auf Platz 1. Darunter die USA und Großbritannien.

Hätten die Beatles gesungen:

All you need is a job!

All you need is a job!

All you need is a job, job

All you need is a job

wäre das wohl keine Nummer 1 geworden. Einen Job beziehungsweise ein bisschen Geld brauchen wir aber schon auch. Nicht nur Liebe. Da dürften die Beatles einen Blödsinn gesungen haben. Nur Geld ist aber auch zu wenig.

Rainer, du mahnst mich, dir die Zeit nicht mit Floskeln und Allgemeinplätzen zu stehlen? Recht hast du.

Liebe. Was ist sie und wie wichtig ist sie? Ich kann dir noch immer keine exakte Antwort geben.

Viele Tausende und Abertausende andere haben die Liebe beschrieben, besungen, gemalt und in Stein gehauen. Die Philosophie und die Naturwissenschaften haben sich mit ihr auseinander gesetzt. Die Liebe wurde himmelhoch gepriesen und in die Hölle verdammt. Das hilft uns jetzt alles aber auch nicht weiter.

Von euch kommt noch immer nichts. Bleibt doch nur googlen. Da kommen wir gleich auf Wikipedia und das hier: »Liebe ist im Allgemeinen die Bezeichnung für die stärkste Zuneigung und Wertschätzung, die ein Mensch einem anderen entgegenzubringen in der Lage ist. Der Erwiderung bedarf sie nicht.« Jetzt wissen wir es. Zumindest im Allgemeinen. Hilft uns das weiter? Nicht wirklich, oder? Außerdem liest sich das auf einem emotionalen Niveau wie die Gebrauchsanweisung eines Küchengerätes und wir haben schon wieder diese Wertschätzung, mit der ich mir so schwer tue.

Wer noch weiter recherchieren will und Englisch kann, dem empfehle ich das englische Wikipedia. Die definieren Liebe nämlich anders. Meiner Meinung nach brauchbarer.

Ich geh raus aus der Frage, was Liebe ist, Rainer.

Halt! »Der Erwiderung bedarf sie nicht.« Das ist schon heftig. Hättest du das auch fast überlesen? Wo kommt das her? Siehst du das auch so?

Das hab ich vor Jahren auch gehört: »Wahre Liebe beginnt dort, wo man einander nicht mehr braucht.«

Das klingt für mich nach bedingungsloser Liebe. Kannst du das, Rainer? Bedingungslos lieben? Schwer. Wer von euch kann das? Können Sie das, bezaubernde Leserin, aufmerksamer Leser? Ich kann das mittlerweile bei meinen Kindern sehr gut. Bei meiner Frau ist das schon nicht mehr so einfach. Wahrscheinlich brauchen wir einander zu sehr. Wir sind über weite Strecken eher eine Zweckgemeinschaft als ein Liebespaar. Damit kommen wir gar nicht so schlecht zurecht in unserem ziemlich guten Leben. Mich selbst bedingungslos zu lieben. Puh. Keine leichte Übung. Ich bin oft sehr hart zu mir selbst, habe viel zu hohe Erwartungen, stelle eben Bedingungen. So richtige Forderungskataloge: das und das und auch das noch musst du erreichen oder beweisen, Eugen, damit du endlich genügend bist und ich dich liebe. Das macht meine Selbstliebe sehr kompliziert. Und leider auch phasenweise sehr klein. Geht es euch ähnlich? Patrizia und Rainer nicken. Patrizia hat aufgehört zu weinen. Sie lächelt sogar wieder. Danke. Das nimmt Druck von mir.

Wenn ich mich aber in diesen seltenen, tollen Momenten der bedingungslosen Selbstliebe befinde, kann ich mich sogar vor den Spiegel stellen und sagen: »Heh, ich liebe dich. Dich da im Spiegel. Einfach so. Egal, was dir gerade gelingt oder was du gerade wieder falsch machst. Ich liebe dich. Schön, dass es dich gibt.« Da muss ich dann lächeln. Neben meiner Selbstliebe fühle ich so etwas wie Glück. Das ist wunderschön. Hält meistens nur nicht lange an. Das Selbstgeißelmonster liegt ständig auf der Lauer und kann seinen Job sehr gut. Probieren Sie das einmal selbst aus. Stellen Sie sich vor den Spiegel und sagen Sie: »Ich liebe mich!« Zumindest »Ich mag mich!« Ist eine sehr gute Übung. Die meisten meiner Coachees können das am Anfang nicht. Manche brauchen bis zu zwei Stunden, um da drüber zu kommen. Sich selbst zu lieben oder zu mögen muss ja wirklich etwas Unanständiges oder Böses sein.

Bedingungslose Selbstliebe.

In den meisten Selbstliebe-Ratgebern finden wir die glorreichen zehn Tipps und Tricks für die Selbstliebe. Fast immer ist das dabei:

Liebe dich, so wie du bist!

Oder Liebe dich radikal bedingungslos!

Das schreibt sich so leicht. Das liest sich so gut. Das lebt sich so schwer.

Ich könnte jetzt die Frage stellen: »Welche Bedingungen stellen Sie an sich, damit Sie sich lieben?« Tu ich aber nicht. Wenn Sie das interessiert, fragen Sie sich selber. Claudia hängt noch immer in ihren qualvollen Erinnerungen. Ich glaube, auch die anderen können jetzt etwas Positives, etwas Konkretes brauchen. Nein, keine Wien Quiz-Frage. Die kommt später. Ich lade Sie und euch auf eine Übung ein.

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