Kitabı oku: «Kein Mann für eine Nacht», sayfa 2

Yazı tipi:

Jemand tippt mir nach einer Weile auf die Schulter und ich mache kehrt, um die Person böse anzufunkeln; ich mag es nämlich gar nicht, wenn man mich beim Tanzen stört. Nur sehr wenige dürfen das und einer derjenigen steht vor mir. Ich muss meinen Kopf in den Nacken legen, um dem Hünen Adam in die Augen sehen zu können. Dieser nimmt mich lächelnd in den Arm und hebt mich hoch. Laut aufquiekend schlinge ich meine Arme um seinen Hals und knuddle ihn.

Adam ist mit seinen 48 Jahren einer der Ältesten unter den Stammgästen und ein langjähriger Bekannter, den ich bloß hier antreffe. Seitdem ich mit Pete zusammen bin, sehe ich ihn deshalb nur noch selten. Es ist immer spaßig, seinen Geschichten zu lauschen, die stets lustiger werden, je später der Abend wird und desto mehr Guinness er intus hat. Aber er ist selbst nach Stunden noch so klar, dass er beim nächsten Treffen weiß, was er wem erzählt hat.

»Hey Abby, schön dich mal wieder zu sehen!«, sagt er freudig und stellt mich wieder auf den Boden zurück. »Lass dich nicht aufhalten. Ich wollte dich nur begrüßen.«

Damit zieht er sich zurück und während ich wieder zu tanzen beginne, bemerke ich zufällig, dass der Schönling mich nun doch anschaut. Wie erwartet, muss er sich etwas zur Seite lehnen, um mich zu beobachten. Triumphierend senke ich den Kopf. Ja, ich habe mir das also doch nicht eingebildet!

Aber was mache ich nun mit der Tatsache, dass er anscheinend Interesse an mir zeigt oder ich zumindest seine Neugier geweckt habe? Ich kann ihn ja schließlich kaum anquatschen. Pete würde vor Wut rasen und mich unter Dauerbeobachtung stellen, mich keine Sekunde mehr aus den Augen lassen. Das wäre mehr als peinlich und der Abend wäre somit gelaufen. Verzweifelt überlege ich hin und her, komme zu keinem Schluss.

Kurz schaue ich auf und unsere Blicke begegnen sich erneut. Sein Gesicht zeigt keinerlei Regung, ich kann plötzlich nicht mehr sagen, ob er angetan ist oder ob es doch nur meine Einbildung ist. Vielleicht ist es Zufall und es steckt nichts dahinter. Das kenne ich von mir selbst, bloß keine Emotionen zeigen, um nichts zu provozieren. Mir ist es eigentlich auch egal, aus welchem Grund er mich gerade ansieht, seine Blicke tun mir einfach gut.

Auf einmal wendet er sich ab. Aus Gewissensgründen? Aus Desinteresse? Wie jung mag er wohl sein? Er wirkt wie Anfang dreißig, aber es ist dunkel und er ist zu weit weg, da kann man so etwas schwerlich einschätzen. Stopp! Was mache ich denn nur? Wieso frage ich mich, was er denkt und wie alt er ist? Bin ich nun vollkommen durchgeknallt?

Verloren drehe ich mich wieder herum, um ihn nicht weiter anzustarren. Doch nur weil ich ihn nicht mehr betrachte, heißt das nicht, dass ich nicht mehr an ihn denken muss, er nicht mehr vor meinem geistigen Auge auftaucht. Wie kann es sein, dass ein Wildfremder, den ich noch nie zuvor gesehen habe, mich innerhalb von Minuten so sehr in ein Gedankenchaos versetzen kann?

Okay, Abby. Ruhig bleiben! Ich plustere meine Wangen auf und presse die Luft stoßartig aus meinen Lungen. Vielleicht ist er ja auch mit seiner Freundin hier, die nur gerade anderweitig beschäftigt ist, womöglich sogar mit mir auf der Tanzfläche steht. Oder er ist ein Idiot, mit dem ich niemals etwas zu tun haben möchte. Eventuell ist er auch ein Macho, der reihenweise Frauen flachlegt und nur in einem neuen Revier wildert, um ein neues Opfer zu suchen, was ich total abtörnend finden würde. Mein Hirn rattert, arbeitet auf Hochtouren, Hauptsache, ich finde einen absurden Grund, warum ich ihn überhaupt nicht leiden kann. Was ist, wenn er ein toller Küsser ist?

Ah! Ich muss hier raus an die frische Luft. Sofort! Noch bevor das Lied zu Ende ist, quetsche ich mich an wogenden Körpern vorbei. Manch einer würde mich wahrscheinlich am liebsten töten, mir aber völlig einerlei. Da ich Alice auf die Schnelle nicht entdecken kann, gehe ich weiter. Als ich an ihm vorbeieile, bemerke ich aus dem Augenwinkel, dass er mich verwundert anstarrt und somit doch eine Reaktion zeigt. Verdammt, was soll ich nur tun? Immerhin bin ich gebunden, ich kann nicht mit einem anderen Mann flirten! Das verbietet mir meine momentane Moral, selbst mit den Augen ist dies ein Tabu. Obwohl ich so etwas sehr gerne tat, vor Pete. Hastig gehe ich zur Garderobe, um meine Jacke aufzulesen und mir überzustreifen.

»Hey! Ohne mich?«, vernehme ich plötzlich Petes Stimme hinter mir. Instinktiv verdrehe ich die Augen, warum muss er mir immer und überallhin folgen? Kann ich nicht einmal den Raum ohne ihn verlassen? Ich brauche gerade Ruhe und nicht sein nerviges Getue. Nicht jetzt!

»Ich wollte euer Gespräch nicht unterbrechen«, rechtfertige ich mich leise. Gut, dass ich ihn tatsächlich vor wenigen Sekunden mit jemandem unterhalten gesehen habe.

»Nerv ich dich etwa?«, erwidert er sofort gereizt.

Was soll das nun wieder? Wieso kann ich jetzt nicht einfach hinausgehen, um eine zu rauchen? »Nein, ich wollte dich nur nicht stören«, wiederhole ich schwach.

»Ich komme mit.« Doch damit ist es nicht getan, er muss sich erst anziehen, sehr langsam, und ich sollte den Club jetzt nicht ohne ihn verlassen, ein Krach wäre sonst vorprogrammiert. Eigentlich will ich nicht auf ihn warten, ich wollte doch nur an die frische Luft. Pete richtet sorgfältig seine Kapuze, zupft hier und da an sich herum, schaut immer wieder zu mir, um in meinem Gesicht eine Reaktion ablesen zu können. Bilde ich mir das ein oder sucht er nach einem Grund, um meckern zu können? Unvermittelt fällt mir wieder der süße Typ ein und eine leichte Röte steigt in mein Gesicht.

»So warm da drüben?«, fragt er mich belanglos.

Aufseufzend drücke ich die Tür auf und gehe voraus, ich kann nicht mehr warten, ich muss hier raus.

»Hey! Warum antwortest du mir nicht?«, fragt er mich erzürnt, als er mir hinterhereilt.

Am liebsten würde ich losrennen, ihn einfach stehen lassen. »Na klar ist es drinnen warm«, antworte ich, obwohl ich ihn vorzugsweise anschreien möchte. Aber ich hasse öffentliche Szenen, im Gegensatz zu ihm. Er liebt die Aufmerksamkeit, die er damit erregen kann.

Mit zitternden Fingern zünde ich mir eine Zigarette an, ignoriere dabei sein hingehaltenes Feuerzeug. »Dann eben nicht, Emanze«, fährt er mich an. Wenn er das sagt …

Zum Glück gesellt sich Tom einige Augenblicke später zu uns und lenkt Petes Aufmerksamkeit auf sich. Bibbernd hüpfe ich von einem Bein aufs andere. Normalerweise würde er mich jetzt ungefragt an sich drücken, doch da er nun Unterhaltung hat, interessiert er sich momentan nicht für mich. Das soll mir auch ganz recht sein. Nach zehn Minuten verkünde ich, dass ich wieder hineingehe, da es mir zu kalt wäre. Was ja stimmt, doch im Grunde genommen, möchte ich den Fremden wiedersehen. Desinteressiert nickt Pete, klatscht mir beiläufig einen Kuss auf die Lippen. Wie ich das hasse!

Ich drehe mich zur mittlerweile geöffneten Tür um und sehe den Typ mit einem desillusionierten Gesichtsausdruck darin stehen. Verdammt! Er hat den Kuss gesehen, das war’s dann wohl.

Beschämt senke ich den Blick und murmle: »Danke«, und husche schneller als gewollt in den Club. Im Vorbeigehen komme ich ihm sehr nahe und bemerke einen fantastischen Duft. In diesen Millisekunden schließe ich unwillkürlich die Lider, als ob ich diesen Geruch abspeichern könnte. Drinnen drehe ich mich noch einmal nach ihm um und bemerke, dass er grün-braune Augen hat, die mich unvermittelt anlächeln. Sein Haar ist dunkelbraun, fast schwarz und sein schöner Mund …

Aufseufzend löse ich meinen Blick von ihm und gehe zur Garderobe, um meine Jacke abzulegen. Als ich auf dem Weg zur Bar wieder am Eingang vorbeigehe, ist er verschwunden. Aus unerfindlichen Gründen hoffe ich, dass er noch nicht gegangen ist. Wieso klammere ich mich auf einmal an einen mir völlig unbekannten Kerl? Bin ich wirklich schon so verzweifelt? Zumal wir uns wahrscheinlich niemals unterhalten werden. Hm, aber er soll mich doch einfach nur weiter anschauen.

So ein Unsinn, schelte ich mich selbst und gehe wieder in die Halle, in der die Bässe hämmern. Nach meiner Flasche greifend blicke ich mich um. Alice tänzelt ausgelassen auf mich zu. »Boah, ist das heute voll!«, ruft sie mir zu, um die laute Musik zu übertönen.

Da hat sie allerdings recht, es ist wirklich ungewöhnlich voll. Dann tanzen wir eben hier auf der Stelle, diesbezüglich kennen wir nichts, die Stammgäste sind das auch bereits von uns gewohnt. Ausgelassen bewegen wir uns neben dem Tisch, wobei ich mich immer wieder umblicke, ob ich ihn nicht irgendwo entdecke, doch er bleibt verschwunden. Mit keinem Wort erwähne ich Alice gegenüber diesen Typen, sie fragt aber auch nicht, was vorhin los war. Es war sicherlich eh alles nur Einbildung, er war einfach bloß nett und hat mich angelächelt.

Nach und nach leert sich der Club etwas und wir haben wieder mehr Platz für uns. Es ist mittlerweile kurz vor zwei. Bald wird Pete mit einem langen Gesicht hinter mir stehen und immer wieder entnervt auf die Uhr blicken. Dieser wortlose, immense Druck lässt meine Laune jedes Mal ins Bodenlose sinken. Unverhofft zieht Alice mich auf die noch immer gut gefüllte Tanzfläche.

Ob dieser Typ ebenfalls tanzt? Und wenn ja, wie würde das wohl wirken? Wie oft musste ich belustigt feststellen, dass ein Mann, der einigermaßen gut aussah, sich überhaupt nicht im Takt bewegen konnte oder so sehr herumhampelte, dass ich mir das Lachen regelrecht verbeißen musste. Doch das werde ich heute wohl nicht mehr herausfinden, leider. Etwas enttäuscht lasse ich mich lustlos zur Musik treiben. So etwas kommt wirklich sehr selten vor. Ob er noch einmal auftauchen wird, irgendwann? Hoffentlich!

Bedrückt verlasse ich nach einiger Zeit wieder die Tanzfläche, um mich zu Pete zu stellen, der mittlerweile an unserem Platz steht. Und schon tippt er auf seine Uhr, er will fahren. Na gut, heute werde ich eh keinen Spaß mehr haben, da der Fremde mich zu sehr an sich gefesselt hat, sodass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen und mich selbst die Musik nicht einmal mitreißen kann. Das ständige Absuchen des Clubs macht es auch nicht besser. Er ist schlicht und ergreifend nicht mehr da. Aber noch immer trage ich diesen Wunsch im Herzen, das er eines Tages wieder auftauchen wird. Obwohl … Ach verdammt!

Auf der Heimfahrt herrscht Stillschweigen, worüber ich mehr als froh bin, denn so kann ich in Gedanken dem süßen Typen nachhängen. Leise seufze ich auf, als mir wieder klar wird, dass er mich beim Küssen gesehen hat und anscheinend danach enttäuscht von dannen gezogen ist. Warum schießen mir jetzt Tränen in die Augen? Das kann doch nicht wahr sein! Verzweifelt versuche ich gegen das Chaos in meinem Kopf anzukämpfen. Ich muss endlich in mein Bett, um ihn überwinden zu können. Die Nacht wird fürchterlich werden, aber danach werde ich ihn bestimmt so gut wie vergessen haben, da bin ich mir sicher. Morgen sieht alles anders aus.

Gerade bin ich mal wieder mehr als froh darüber, dass wir seit Jahren in getrennten Zimmern schlafen. Pete hatte mir vorgeworfen, ich würde ihn zu sehr herumschubsen, wenn er schnarcht. Was stimmt, denn sein lautes Schnarchen machte mich damals wahnsinnig, ließ mich keine Nacht mehr durchschlafen. Jeden Morgen war ich wie gerädert und gereizt. Heute ist mir diese Tatsache mehr als recht. Herrje, wieso habe ich auf einmal solch bösartige Gedanken?

Kaum halten wir vor unserem Haus, steige ich aus. Der kalte Wind lässt mich auf der Stelle wieder zur Besinnung kommen. Als wir das Haus betreten, drängt Pete mich gegen die Kommode und beginnt mich abzuschlabbern. Augenblicklich fühle ich mich ausgeliefert, komme weder vor noch zurück. Unbewusst macht sich Abscheu in meinem Gesicht breit und sofort stößt er mich von sich.

»Na dann mal wieder nicht. Wann willst du mal wieder ficken? Mir steht das Weiße schon in den Augen«, keift er bissig und findet seinen Spott auch noch lustig. »Dann muss ich eben wieder selbst Hand anlegen. Willst du zuschauen, vielleicht törnt dich das ja an?«

Seine Worte verletzen mich, ich will ihn anbrüllen, doch keine Silbe verlässt meine Kehle. Ich bin wie gelähmt, will nur noch hinauf in mein Zimmer, will mich zurückziehen. Er wettert immer weiter, lässt mich nicht gehen.

»Ich bin müde, Pete. Bitte, ich möchte ins Bett«, bettle ich ihn nach einer Weile regelrecht an.

Abwinkend geht er wütend nach oben in sein Zimmer. Erleichtert lehne ich mich gegen die Kommode und atme tief durch. Das war verdammt knapp. Geräuschlos ziehe ich die Jacke und Stiefel aus, damit ich ihn nicht noch einmal auf mich aufmerksam mache und gehe hinauf, um mich abzuschminken. In meinem Zimmer ziehe ich mich um und schlüpfe anschließend unter die wärmende Decke, wickle mich regelrecht darin ein. Hoffentlich kann ich schnell einschlummern.

Doch je mehr man um Schlaf bemüht ist, desto wacher und aufgedrehter wird man, das ist immer so. Denn kaum schließe ich meine Augen, sehe ich den Schönling vor mir. Sein süßes Lächeln, seine tollen Augen, seinen Duft. Immer wieder schalte ich das Licht ein, um zu lesen. Was mich kurzfristig auch ablenkt, doch an Schlaf ist bis in die frühen Morgenstunden nicht zu denken. Erst nach stundenlangem Herumwälzen dämmere ich endlich mit einem letzten Gedanken an den schönen Unbekannten fort.

2

I

ch vergaß die Jalousien herunterzulassen. Zum ersten Mal seit Wochen scheint die Sonne und genau heute mitten in mein Gesicht. Missmutig kehre ich dem Fenster den Rücken und zähle sinnloserweise die Muster auf meinem Kissen, nur um nicht aufstehen zu müssen.

Jeder Sonntag verläuft ähnlich; erst fläzt er mit seinem Handy auf dem Sofa, zappt sich anschließend durch die Fernsehprogramme, um sich einen Mist nach dem anderen anzusehen und schnauzt mich nach Stunden an, warum ich nicht mit ihm kuschle, sondern in meinem Arbeitszimmer am Rechner sitze oder nähe.

Wenn ich dann doch mal einen Sonntag neben ihm auf der Couch Platz nehme, langweile ich mich zu Tode, da mich seine merkwürdigen Männerserien nicht die Bohne interessieren. Am Anfang war es ja noch amüsant, da es mal etwas Neues war, aber mittlerweile sind sie nur noch trivial oder er schaut sich tatsächlich die Wiederholung der Wiederholung an. Nach einigen Stunden meint er dann meistens, dass wir uns irgendeinen grottenschlechten Film anschauen könnten, zumindest empfinde ich seine vorgeschlagenen Werke als solche, denn sie sind genauso langweilig wie er. Also versuche ich mich meist um einen gemeinsamen Sonntag zu drücken.

Wie erwartet schläft er noch, als ich in die Küche herunterkomme. Wieder darf ich alles allein machen. Während der Kaffee vor sich hin tröpfelt, drehe ich das Radio auf und putze summend die Küche. Da ich morgens nie etwas esse, schenke ich mir nur eine Tasse ein und setze mich nach getaner Arbeit an den Küchentisch. Rauchend lese ich in dem Buch weiter, welches ich bereits in der Nacht begonnen hatte.

Nach knapp einer Stunde kommt Pete nur in Unterhose bekleidet in die Küche geschlurft und kratzt sich erst einmal demonstrativ vor mir im Schritt. Sehr sexy, schießt es mir durch den Kopf und wende mich angewidert ab.

»Gu’n Morng«, nuschelt er gähnend.

»Guten Morgen«, erwidere ich und bin von seinem fast nackten Anblick nicht unbedingt beeindruckt.

Er denkt noch immer, dass er gut gebaut ist. Ja, er ist groß, aber seine Proportionen stimmen nicht. Sein Bauch wackelt, als er sich zu mir hinunterbeugt, um mich feucht zu küssen. Dabei schiebt er mir die Zunge beinahe bis zum Anschlag in den Hals.

Ich weiß selbst, dass ich nicht mehr die Schlankeste bin, was auch daran liegt, dass mein einziger Sport das Tanzen und Schwimmen war, was ich ja nun nicht mehr machen kann oder darf. Denn weggehen will er sehr selten und schwimmen hasst er. Und allein darf ich nicht. Halb nackt vor anderen herumturnen, hatte er einmal verlauten lassen. Ja, soll ich im Ganzkörperanzug schwimmen gehen? Manchmal komme ich mir wie im Mittelalter vor.

Seit Monaten will ich wenigstens zu Hause Sport treiben, aber ich kann mich nicht zu diesen stupiden und monotonen Übungen hinreißen lassen, die ich zudem für absolut affig halte.

Pete stakst barfuß über den kalten Küchenboden und schenkt sich Kaffee ein. Seine Frisur ist zerzaust, ebenso wie sein ungepflegter Bart, den er sich seit Wochen wachsen lässt. Wenn ich mir vorstelle, dass er mit dem kratzigen Ding unten an mir rummacht … schnell schüttle ich jeden weiteren Gedanken ab. Wieso kommen mir seit einiger Zeit vermehrt solche gehässigen Eingebungen hoch?

Seit Monaten versuche ich mir vorzustellen, wie es wäre, mich von ihm zu trennen. Und immer öfter komme ich zu dem Schluss, dass es sein muss, auch wenn es alles andere als einfach werden wird. Aber ich muss hier raus, weg von ihm. Seine Psychospielchen machen mich krank, wirklich seelisch krank. Bis heute weiß ich noch nicht wann und wie. Planen tue ich es nicht, irgendein Wink des Schicksals wird mir schon aufzeigen, dass der richtige Zeitpunkt da ist.

Plump lässt er sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen, reißt mich damit aus meinen Überlegungen. Dabei entfleucht ihm ein Lüftchen, innerlich schüttle ich mich, er ist einfach nur noch widerlich! »Tschuldige, aber das muss raus«, meint er beinahe vorwurfsvoll.

Warum er mich anblafft, weil er seine Körperfunktionen nicht unter Kontrolle hat, wird mir ein Rätsel bleiben, denn das tut er immer.

»Und heute wieder PC«, fragt er abfällig, »oder meinst du, wir schaffen es mal einen Tag zusammen zu verbringen?« Und wie immer schwingt dieser missbilligende Tonfall mit.

»Was hast du denn geplant?« Ich versuche interessiert zu klingen, obwohl ich jetzt schon weiß, wie der Tag enden wird, wie immer.

»Du sollst auf meine Fragen nicht immer mit einer Gegenfrage antworten! Ich hasse das!« Erbost knallt er die Tasse auf den Tisch, sodass der Kaffee überschwappt. »Warum soll ich mir immer was einfallen lassen? Jedes Mal, wenn ich was vorschlage, jammerst du eh nur wieder rum, dass dir dies oder jenes nicht gefällt.«

Da hat er ausnahmsweise recht, aber nur, weil unsere Interessen so weit auseinanderliegen, dass wir uns niemals einig werden können, welchen Film wir beispielsweise anschauen wollen. Meist endet es damit, dass wir erst seine merkwürdigen Komödien ansehen, mit denen ich gar nichts anfangen kann und danach einen meiner DVDs, bei denen er grundsätzlich einschläft. Bei Thrillern oder Action einschlafen, am helllichten Tag!

»Okay, hm. Alien?« Der geht immer, denke ich mir und der gefällt ihm angeblich auch.

»Ach nee.« Und er schlägt wieder einen dieser langweiligen Filme vor. Abermals bestimmt er, was wir schauen, aber erst einmal Theater machen. Seufzend stimme ich zu und er erhebt sich, fasst sich wieder an seinen Sack. Wieso tut er das immer dann, wenn er vor mir steht, also direkt vor meiner Nase? Es kann nur Absicht sein, obwohl er mehrfach das Gegenteil behauptet hatte. Grinsend verschwindet er ins Bad. Ekliger Mistkerl. Hoffentlich lässt er mich heute in Ruhe.

Er kann sich keine halbe Stunde beherrschen. Sein Drängen ist widerwärtig und alles andere als sinnlich oder verführerisch. Nachdem ich einsehe, dass er die nächste Zeit nicht von mir ablassen würde, ergebe ich mich ihm widerwillig, in der Hoffnung, dass er mich tatsächlich ein paar Tage in Ruhe lässt.

Pete zerrt an meiner Jeans, ich lasse ihn gewähren, ich werde aber keinen Finger rühren, denn ich habe keinerlei Lust auf ihn, warum soll ich ihm also auch noch helfen. Er versucht mich mit zusammengekniffenen Augen sinnlich anzuschauen, es bleibt nur bei dem Versuch, denn nichts an seinem Antlitz ist betörend. Verführung ist seit Jahren Fehlanzeige, denn kaum hat er mir meine Hose samt Slip abgestreift, steckt er seine Finger in mich. »Warst schon mal feuchter«, meint er. Oh ja Baby, ich steh auf deine Anmachsprüche! Ihm zum tausendsten Mal zu erklären, dass man eine Frau erst einmal anheizen sollte, damit sie erregt ist, macht keinen Sinn, also lasse ich es seit Jahren.

Minutenlang schiebt er seine Finger in mich, leckt und reibt wie immer an den falschen Stellen. Ich recke ihm nach einer gefühlt endlosen Zeit mein Becken entgegen, damit er endlich loslegt. Hastig entkleidet er sich, schiebt mein Shirt nach oben, um meine Brüste zu kneten und auf meinen Brustwarzen herumzubeißen. Nur zu gut weiß er, dass ich nicht darauf stehe, aber es ist ihm egal.

»Hm?«, ertönt es aus seinem Mund. Ich hasse es, denn das bedeutet immer, dass er nicht weiß, was er machen soll. Er erwartet meist, dass ich die Führung übernehme und er sich bedienen lassen kann. Das mache ich allerdings seit Jahren nicht mehr. Wenn er was von mir will, muss er sich bemühen.

Während er in mir herumstochert, denke ich verzweifelt an den süßen Typen aus dem Club. Versuche mir dabei vorzustellen, wie es mit ihm wäre, wie er mich sinnlich küsst. Ich nutze die Erinnerung an ihn, um mich selbst etwas anzuheizen. Irgendwie kommt das Gefühl in mir auf, als ob ich ihn missbrauchen würde. Verloren seufze ich innerlich auf. Pete merkt nicht einmal, dass ich meine Augen geschlossen halte, da er eh nebenbei in den Fernseher starrt. Eigentlich fehlt nur noch ein Bier, um das Ganze abzurunden.

Dann dringt er in mich ein. Ich spüre ihn kaum, weil er einen ziemlich kleinen Schwanz hat und immer den falschen Winkel nutzt. Sex ist für mich eine Farce geworden, es macht keinen Spaß, es bringt mir nichts und es ekelt mich an. Also lasse ich es über mich ergehen. Nachdem er, wie gewöhnlich, schnell fertig ist, ziehe ich mich rasch an. Ich kann mir bei ihm nicht einmal das holen, was ich brauche. Denn, sobald ich etwas stürmischer werde, um ebenfalls etwas in den Genuss zu kommen, spritzt er sofort ab und will anschließend noch mal, was ich aber unbedingt vermeiden will, da das zweite Mal immer länger dauert und er sich dabei grundsätzlich bedienen lässt.

Seine Fragerei währenddessen, ob es gut sei, geht mir gehörig auf den Keks. Deshalb antworte ich entweder gar nicht und tue so, als ob ich es nicht gehört hätte oder reagiere mit einem knappen Ja. Natürlich ist es mies und langweilig, aber das werde ich ihm nicht immer und immer wieder sagen. Ich bin schließlich nicht seine Lehrmeisterin auf Lebenszeit, die ihm alles erklären oder beibringen muss, obwohl ich es ihm schon tausendmal gezeigt und beschrieben habe.

Er will es nicht verstehen, das ist zu viel Arbeit. Ganz am Anfang hatte er noch versucht mich glücklich zu machen, doch das wurde ihm irgendwann zu viel. Hauptsache er kommt innerhalb von Minuten zum Höhepunkt, was mir allerdings seit Jahren recht ist, denn mehr als diese zehn Minuten würde ich auch nicht mehr ertragen.

»Ich geh duschen«, sage ich und will mich an ihm vorbei schlängeln. Doch da habe ich nicht mit Petes Bedürfnis nach vermeintlichen Kuscheleinheiten gerechnet.

»Halt! Komm her.« Er zieht mich lüstern an sich und fasst mir an die Brust. »Ich liebe deine Titten!«

Toll, Danke auch, ich habe ja sonst keine Körperteile, an denen ich zu gern einmal berührt werden möchte, weil es einfach guttut und mir ein Gefühl der Geborgenheit und des Geliebtwerdens vermitteln würde. Kaum gedacht greift er mir an den Po. »Und deinen dicken Hintern.«

Er zwickt und knetet ihn. »Aber weißt du«, beginnt er erneut, »man merkt, dass du alt wirst.« Geschockt starre ich ihn an. Habe ich mich gerade verhört? Doch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, zucke ich heftig zusammen. Er greift mir tatsächlich in den Schritt und fährt an der Naht entlang. »Aber deine Muschi mag ich am meisten.« Tränen schießen mir in die Augen, das ist zu viel des Guten. Hastig versuche ich mich aus seinem Griff zu winden, um nach oben zu eilen.

»Hey! Hast du nicht was vergessen?« Damit packt er meinen Hinterkopf und schiebt damit mein Gesicht zu sich. Und wieder drängt er seine Zunge zwischen meine Lippen. Er spielt nicht, so wie ich es mir wünsche, im Gegenteil, seine Zunge rotiert wild in meinem Mund herum. Wenn es nach ihm ginge, würde das Ganze minutenlang andauern, doch das konnte ich ihm wunderlicherweise, aber zu meinem Glück gleich zu Beginn schnell abgewöhnen, da Schnappatmung mich nicht unbedingt antörnte.

»Okay, ich geh mal hoch, schau du ruhig weiter. Ich kenn den Film ja schon«, versuche ich so ruhig wie möglich zu sagen, obwohl ich mir am liebsten auf der Stelle den Mund auswaschen würde.

»Lass dir Zeit, ich zocke dann noch.« Dabei schaut er mich nicht einmal mehr an. Er hat bekommen, was er wollte, nun kann ich verschwinden. Immer wieder komme ich mir wie eine Hure vor, die er benutzen kann, um mich danach wegzuschmeißen oder zu demütigen. Aber ist es nicht genau das, was ich seit Jahren provoziere?

Sobald er sich abgewendet hat, haste ich nach oben und schließe mich im Badezimmer ein. Duschen werde ich tatsächlich und zwar ausgiebig, da sein Schweiß noch immer an mir klebt. Angewidert entkleide ich mich, um in die Duschkabine zu steigen. Das heiße Wasser tut meiner geschundenen Seele gut. Schon allzu oft habe ich das anschließende Ritual hinter mir, ich fühle mich benutzt und muss diesen Schmutz von mir herunterschrubben, bis meine Haut feuerrot ist.

Doch heute ist es besonders schlimm. Einige Striemen zieren bereits meinen Oberkörper, doch ich kann nicht aufhören, selbst als ich vor Schmerzen zusammenzucke, während ich immer und immer wieder über die offenen Wunden schrubbe. Tränen rinnen meine Wangen herab, vor allem wegen dem seelischen Schmerz. Wie lange werde ich das noch durchstehen können?

Ich bin auch nicht fehlerfrei, das weiß ich selbst, ich habe etliche Macken, wie diese, mir den Körper wund zu schrubben, wenn ich psychisch am Boden bin. Auch schimpfe ich wie ein Rohrspatz, wenn mir etwas gegen den Strich geht, oft auch viel zu voreilig. Eine weitere Marotte ist das zu intensive Grübeln, meist unbegründet und exzessiv.

Wenn mir etwas nicht schnell genug geht, werde ich unruhig und beginne an meinen Lippen zu knabbern. Ich mag mich selbst nicht im Spiegel anschauen, da ich mich als zu dick empfinde. Und ein ganz neuer Fehler hat sich nun auch aufgetan, ich vergucke mich viel zu schnell in wildfremde Männer. Nun muss ich doch wieder lächeln und der Gedankengang lenkt mich von dem Geschehenen ab.

Nach gut einer halben Stunde, greife ich nach meinem Handtuch und tupfe vorsichtig über die mittlerweile leicht blutenden Wunden. Sofort werfe ich das Badetuch in die Wäschetonne, ich will nicht, dass Pete meinen Schmerz entdeckt. Er würde mich doch nur wieder als abartig betiteln, wie allzu oft.

Was soll ich jetzt tun? Hinuntergehen will ich nicht. Da fällt mir ein, dass ich das Großprojekt weitermachen könnte. Es steht ein guter Gewinn ins Haus, wovon Pete natürlich nichts weiß, denn das könnte ein gutes Startkapital für mich sein. Mit dem Ersparten hätte ich insgesamt knapp 12.000 Pfund zusammen, was für einen Neuanfang reichen würde und ich hätte noch etwas Puffer für einen schlechten Neustart.

Zum zweiten Mal nähe ich ein außergewöhnliches Brautkleid, es ist zwar nicht meine Stärke, aber ich kann es ganz gut. Alice hatte mir diesen Auftrag vermittelt, wofür ich ihr unheimlich dankbar bin. Gemeinsam haben wir es so gedreht, dass ich etwas für sie anfertige, was sehr aufwendig ist. Und selbst wenn er das Kleid entdecken sollte, würde er es nicht mal als solches erkennen. Warum? Weil es ihn nicht interessiert, antworte ich mir selbst.

Ich besitze zwar eine Schneiderpuppe, benutze sie aber nur zum Fotografieren. Das ist mein Stil, der mich relativ bekannt gemacht hat, ich probiere die Kleidungstücke nie an der Puppe, ich arbeite nach Gefühl und das hat mich noch niemals im Stich gelassen. Der ultimative Test wird an der Frau selbst durchgeführt, dann erst nehme ich die Feinarbeiten vor. Denn somit können die Kundinnen einschätzen, wie meine Arbeit werden wird und können währenddessen Änderungen bestimmen. Dadurch habe ich schon so einige Kontakte geknüpft.

Zudem fertige ich sowieso keine 0815-Klamotten und es sind immer Einzelstücke. Das aktuelle Kleid entsteht aus schwarzer Spitze und blutrotem Taft. Es soll eine ungewöhnliche Hochzeit werden, nämlich eine Vampirhochzeit, ich freue mich jetzt schon auf die Fotos. Die passenden Accessoires wie Tasche, Stola, Armstulpen und Kopfschmuck habe ich bereits fertiggestellt.

Im Arbeitszimmer lege ich eine CD ein und drehe laut auf, um keinen Gedanken mehr fassen zu können. Musik lenkt mich meistens von meinem Gedankenchaos ab, weil ich mitsinge und somit gar nicht mehr überlegen kann. Sofort bin ich in meinem Element und komme bis zum Abend gut voran. Wenn ich so weiter arbeite, kann die Kundin das Kleid bereits nächste Woche anprobieren.

Als ich Petes Schritte auf der Treppe höre, versuche ich es so zu legen, dass er es nicht als solches erkennt. »Na? Wieder am Arbeiten? Ich dachte, wir wollten den Sonntag zusammen verbringen?«, fragt er gängelnd.

Ist das wirklich sein Ernst? »Du sagtest doch, dass du zocken wolltest?«, erwidere ich ruhig, obwohl ich gerade explodieren könnte.

»Ja und? Hätte ja sein können, dass du wieder runterkommst, dann hätte ich bestimmt die DVD eingelegt, die du sehen wolltest.«

»Echt? Cool, ich schneide noch schnell den Stoff zurecht, dann komm ich runter«, sage ich begeistert, da ich mich wirklich auf den Film freue.

»Na ja, dafür ist es aber schon ein bisschen spät, oder? Schau mal auf die Uhr.«

Kann er irgendwann mit seinen abartigen Spielchen aufhören? Zudem ist es noch nicht einmal 20 Uhr, wir hätten also genug Zeit! Dieses Hin und Her geht seit Jahren so. ›Ällabätsch, hättest du mal, dann könnten wir …‹ Es macht mich wahnsinnig. »Und was willst du dann jetzt von mir?«, entgegne ich nun doch sichtlich entnervt.

»Na, wenn du mal runtergekommen wärst, dann …«

»Ach hör endlich mit dem Mist auf, Pete!«, fahre ich ihn mit einem Mal an. Ich kann seinen verbalen Müll nicht mehr hören, es reicht mir schlagartig und ich bin selbst erstaunt.

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