Kitabı oku: «Incoming-Tourismus China und Indien», sayfa 2
1.1.1Wirtschaftliche Entwicklung
Nach den katastrophalen Jahren der Herrschaft Maos besann sich China zu Beginn der 1980er-Jahre wieder auf seine Stärken. Nach dem „Großen Sprung nach vorn“, einem desaströs endenden Versuch, China wirtschaftlich zu industrialisieren, wie auch der Kulturrevolution (1966–1976), einem politisch motivierten Bürgerkrieg, von Mao selbst initiiert, der China wirtschaftlich weiter zerstörte und zu Elend und Not wie auch zu Hungersnöten führte, lag China politisch wie wirtschaftlich am Boden.
Der Tod Maos 1976 machte den Weg für eine Abkehr von der reinen Planwirtschaft frei und Deng Xiaoping begann vorsichtig, Chinas gewaltigen Markt für marktwirtschaftliche Reformen zu öffnen. Schon bald strömten die Ausländer auf diesen potenziell riesigen Markt von über einer Milliarde Menschen und machten China in wenigen Jahren zur sog. Werkbank der Welt. Nichts, was sich hier nicht billiger als im Rest der Welt herstellen ließ, schneller, in größeren Mengen und noch dazu oft ohne auf lästige Umweltvorschriften Rücksicht nehmen zu müssen. Kaum eine Supply Chain kam ohne China aus, und das sollte sich in den folgenden Jahrzehnten noch verstärken. Jeder Investor träumte von potenziell einer Milliarde Menschen, die genau sein Produkt kauften, und diese Naivität bezahlten viele teuer.
China nutzte den gewaltigen Zufluss an Devisen geschickt und baute seine Infrastruktur auf, errichtete Städte, Flughäfen, Bahnhöfe, Schnellstraßen, baute das Stromnetz aus, schloss entlegene Dörfer im Westen infrastrukturell an die reiche Ostküste an, später auch an das Internet. Schon 2014 reichte das 4G-Netz bis Tibet, ab 2020 war dies sogar ein 5G-Netz – und das auf dem „Dach der Welt“! Bezahlt wird in China fast ausschließlich online und somit bargeldlos, auch die Steuererklärung kann über eine in die WeChat-Plattform integrierte App an die Finanzbehörden übermittelt werden. (Mehr zum Thema Bezahlung siehe → Kapitel 12 zu Social Media und Apps).
Die Verlagerung ausländischer Produktion nach China bedeutete auch den Transfer ausländischen Know-hows, und davon ließ sich – aus chinesischem Blickwinkel – trefflich lernen.
Wissen! Forschung
Langsam und von vielen im Ausland fast unbemerkt, entwickelte China seine eigenen Forschungszentren und besetzte sie mit im Ausland (oft in den USA, aber häufig auch in Deutschland) ausgebildeten Fachkräften.
Und die Führung der Partei wusste bei allen Schwierigkeiten, trotz Korruption und der Rückständigkeit vieler Gebiete doch langsam, aber sicher den Lebensstandard der meisten Chinesen nach und nach anzuheben. Vielen ging das zu langsam, manchen zu schnell, aber es will wohl niemand wieder zurück zu den Zeiten Mao Zedongs und seiner Planwirtschaft, die China in ein verheerendes Desaster stürzte.
Nachdem China jahrzehntelang von seiner Exportwirtschaft lebte, ist es jetzt wichtig, auch den Binnenkonsum zu beleben. Dass schlägt sich nieder in der sog. Dual Circulation, wie sie für den Fünf-Jahres-Plan 2021–2025 ausgerufen wurde. Dual im Sinne von Ausland und Inland, beide Kreisläufe müssen berücksichtigt werden und ineinandergreifen. China wird sich noch mehr auf seinen eigenen Stärken besinnen (zum Beispiel im aufgrund des Handelskonfliktes mit den USA sehr wichtigen Sektor der Chipherstellung) und andererseits ausländische Unternehmen, deren Technologien für China nicht relevant sind, zunehmend spüren lassen, dass sie unerwünscht sind. Die Zeiten werden rauer für ausländische Firmen, und China wird sich zunehmend auch auf dem Weltmarkt engagieren, und nicht nur als Verkäufer, sondern auch als Käufer von Unternehmen und Ressourcen.
Stellvertretend sei die Belt and Road Initiative (BRI) genannt, die bei uns auch als Neue Seidenstraße bekannt ist. Dadurch sichert sich China, mit wirtschaftlichen Mitteln (Investitionen und Kreditvergabe), Einfluss und Rohstoffe in vielen Teilen der Welt.
China investiert in Afrika, in Südamerika, im Grunde inzwischen überall – es benötigt Ressourcen, seien es Öl, Gas, Sojabohnen oder Coltan und Lithium. Und es führt dadurch, dass gerade arme Staaten das chinesische Investment mangels Alternative benötigen, diese Länder häufig in eine Schuldenfalle. Aber die schiere wirtschaftliche Macht lässt oft keine andere Möglichkeit. Im Gegensatz zu den USA dehnt China seinen Machtbereich eben nur wirtschaftlich aus, und nicht mit Waffengewalt. Das lässt sich sehr deutlich an den Zahlen des Geschäftsreisetourismus in diese Länder ablesen.
Wissen! Selbstbewusstes China
China sucht sich einen Platz am Tisch der Weltmächte, und mit diesem Selbstbewusstsein kommen auch chinesische Besucher zu uns: Wir sind Chinesen. Wir sind euch nicht mehr unterlegen, manchmal, wie bei Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung, sogar voraus. Wir erwarten, auch entsprechend behandelt zu werden.
Chinesen, die als Touristen nach Deutschland bzw. Europa reisen, sind darauf stolz. Sie reisen nicht zu uns, um sich illegal abzusetzen und in Europa zu bleiben, auch wenn es in der Boulevardpresse immer wieder diesbezügliche Artikel geben sollte.
1.1.2Kultur und Sprache
Chinesen sind sehr stolz auf ihre jahrtausendealte Kultur. Die Schriftzeichen zeugen von einer Hochkultur schon vor mehr als 2.500 Jahren, und die zahlreichen Erfindungen in vielen Bereichen von Technik und Wissenschaft legen gleichfalls Zeugnis davon ab, dass das Klischee des reinen Kopierens und Nachahmens weder historisch noch aktuell der Wahrheit entspricht. Chinesische Unternehmen haben viel Know-how illegal übernommen, ja, aber in vielen Bereichen haben sie das vorhandene Know-how entweder weiterentwickelt (E-Mobility) oder sind selbst äußerst innovativ (Drohnen, Gesichtserkennung etc.). Schwerpunkte sind naturgemäß die Digitalisierung und das Feld der Künstlichen Intelligenz (KI).
Das Kopieren bzw. die in China positive Konnotation desselben lässt sich auf die jahrhundertealte Tradition zurückführen, Texte und sogar Handschriften alter Meister nachzuahmen, um ihnen gewissermaßen Reverenz zu erweisen: Nachahmung gleich Respekt. Dass das keine Rechtfertigung für Technologieklau sein kann, ist evident. Für Unternehmensbesuche, die im Rahmen touristischer Reisen stattfinden, kann das möglicherweise relevant sein.
Die Lehren des Konfuzius, der vor etwa 2.500 Jahren gelebt haben soll, sind noch heute präsent und werden, da diffus, von den Herrschenden gern instrumentalisiert. Werte wie das Achten von Hierarchie, Seniorität und lebenslangem Lernen sind tief im chinesischen Denken verwurzelt und ebenso selbstverständlich wie ein gewisses Misstrauen Anderen gegenüber, die nicht zum eigenen Netzwerk gehören oder mit denen nichts verbindet. Ist eine Verbindung jedoch aufgebaut, eine Guanxi, ein Netzwerk, so sind die Mitglieder desselben nicht nur aufeinander angewiesen, sondern verlassen sich auch aufeinander. Sie empfehlen sich wechselseitig, helfen einander und sorgen dafür, dass all das funktioniert, was der Staat nicht organisiert.
Wissen! Beziehungen sind wichtig
Beziehungen, „Guanxi“ eben, sind der Grundpfeiler chinesischen sozialen Lebens.
Dies ist gerade aus touristischer Sicht von nicht zu überschätzender Bedeutung, da Reiseziele in deutlich höherem Maße aufgrund von „Guanxi“, also Empfehlungen, ausgesucht werden, als dies in anderen Ländern der Fall ist. Mundpropaganda, hier besser „Chat-Propaganda“, ist ein wichtiges Marketinginstrument.
Die Lehren eines Konfuzius oder Laozi sind auch deshalb noch heute relevant, weil die Schriften, die diesen Weisen zugesprochen werden, noch heute lesbar sind! Die chinesischen Schriftzeichen, es gibt Tausende von ihnen, haben sich in der Mehrzahl in den letzten 2.000 Jahren nicht verändert. Ihre Bedeutung mag sich wandeln, aber die Texte sind auf jeden Fall verständlich, anders als bei Texten im Deutschen. Schon Goethe mutet manchem sprachlich seltsam an, und bei Schriften des Mittelalters ist eine Spezialausbildung dem Verständnis dienlich.
Wissen! Chinesische Schriftzeichen
Die Zeichen gelten im gesamten chinesischen Sprachraum, werden zwar lokal unterschiedlich ausgesprochen, aber überall gleich geschrieben. Mit einer App, die beispielsweise deutsche Sprache in Schriftzeichen umwandelt, ist es daher möglich, sich mit über einer Milliarde Menschen „schriftlich“ zu verständigen.
Etwa 3.000 Zeichen sollten erlernt werden, um den rudimentären Sinn einer Tagesszeitung zu erfassen, und diese Zeichen lassen sich eben nur durch ständiges Wiederholen und somit Nachahmen bzw. Kopieren erlernen. Der Prozess des Auswendiglernens hat daher schon immer einen höheren Stellenwert, als das bei unseren 26 Buchstaben der Fall ist.
Wollte man obigen Überblick zusammenfassen, so ließe sich (wenn auch notwendigerweise als Überblick über ein Fünftel der Menschheit unzulässig) konstatieren, dass Chinesen stolz sind auf das Erreichte, selbstbewusst zu uns kommen, uns digital überlegen sind und, da sie ihr Geld sehr gern in Deutschland lassen, sehr gute Kunden bzw. Touristen sind.
1.2Indien
1.2.1Historie
Im Gegensatz zum oben beschriebenen chinesischen Kaiserreich, das sich über etwa 2.000 Jahre erstreckte, bestand zu praktisch keiner Zeit ein einheitliches indisches Reich, das den gesamten Subkontinent umfasste. Vielmehr existierten zahlreiche kleine und große (maha) Königreiche, regiert von kleinen und großen Königen (rajas). Ein Maharaja war also schlicht ein Herrscher über ein großes Reich. Und wenn auch manche Dynastien über längere Zeitperioden herrschten, so eben doch nur über begrenzte Territorien. Die noch heute unfassbare Vielfalt dessen, was Indien genannt wird, lässt sich sicher auch aus dieser schon immer bestehenden „Unordnung“ herleiten.
Wissen! Viele Sprachen und Religionen
Es gibt keine einheitliche Sprache, geschweige denn Schrift. Es gibt viele Religionen, Kulturräume, Verhaltensweisen, Ethnien.
Was die Menschen verbindet, ist zunächst nur die Tatsache, dass sie in diesem Dreieck zwischen zwei Meeren und einem schier unüberwindlichen Gebirge, dem Himalaya, eingezwängt sind.
Im heutigen Pakistan liegt ein Fluss, der im Sanskrit „Sindhu“ hieß, dem Terminus für „Fluss“, und der heute Indus genannt wird. Die Perser leiteten daraus den Namen für die Menschen und die Region ab, Hindus und somit Hindustan (Stan=Land). Hindustan war zunächst also ein eher vager Begriff für den westlichen Teil des Subkontinents, der dann über den Rest ausgedehnt wurde und beschreibt die etymologische Herkunft Indiens. Die Kultur des Industals war eine der frühen Hochkulturen der Welt mit einer eigenen, bis heute nicht entschlüsselten, Schrift. Schon vor 4.000 bis 5.000 Jahren existierten geplante Städte; erst etwa 1.000 Jahre später entstanden auch weiter östlich erste größere Siedlungen. Im 4. Jhd. v.Chr. entsteht mit dem Maurya-Reich zum ersten Mal ein indisches Großreich; König Ashoka, berühmt für seine Hinwendung zum Buddhismus, herrschte in der größten Ausdehnung über fast den ganzen Subkontinent. Aber sein Reich war nicht von langer Dauer; auch die nachfolgenden Herrscher der Gupta-Dynastie – etwa 320 bis 550 n.Chr. – konnten sich nicht lange halten.
Und eben das ist der Unterschied zu den großen und andauernden Dynastien Chinas, die für eine Homogenisierung vieler Lebensbereiche ihrer Untertanen sorgten; in Indien gelang das nie und das ist noch heute in der bunten Vielfalt des Landes zu erkennen.
Der Süden fühlt sich als eigener Staat, und sieht alles aus der Hauptstadt Delhi kommende mindestens skeptisch, wie auch der Norden etwas herablassend auf den Süden blickt.
Dies sollte nicht mit regionalen oder kulturellen Unterschieden in Europa gleichgesetzt werden; Südinder entsprechen nicht automatisch Südeuropäern.
Mit dem Einfluss des Islam ab dem 8. Jhd., der Mongolen ab dem 13. Jhd. und später, erst ab dem 16. Jhd., der Europäer, begannen sich jeweils größere Verwaltungseinheiten unter der Herrschaft der Eroberer herauszubilden. Die Mongolen unter Timur dem Lahmen (Timurlan) eroberten Delhi und etablierten in der Folge das Reich der Mogulherrschaft (daher der Name Mogul, abgeleitet von Mongolen), das zwischen dem 16. und dem 18. Jhd. in unfassbarem Reichtum (hohes Steueraufkommen und rücksichtslose Ausbeutung der Bevölkerung) über weite Teile Nordindiens herrschte. Da die Moguln zum Islam konvertiert waren, entstanden in dieser Zeit berühmte Bauwerke wie das Taj Mahal, die islamisch geprägt sind.
Mit der Ankunft der Portugiesen (Vasco da Gama 1498) begann der europäische Einfluss auf den indischen Subkontinent, der schließlich in der Beherrschung Indiens seine größte Ausdehnung erfahren sollte, einer Kolonialherrschaft, wie China sie nie erlebte. Zu Beginn des 20. Jhd. kontrollierten die Briten etwa 60% des indischen Staatsgebietes.
Die Portugiesen ließen sich zunächst auf Goa nieder, das bis 1961 portugiesische Kolonie bleiben sollte. Neben der Missionstätigkeit waren die Europäer primär am Handel mit Gewürzen, Tee und Seide interessiert. Die Fugger aus Augsburg partizipierten, indem sie Holz zum Schiffbau bereitstellten und auch das Silber lieferten, das zum Bezahlen der exotischen Güter benötigt wurde. Später kamen auch die Franzosen und sogar die Dänen nach Indien. Beide Nationen ließen sich an der Ostküste nahe dem heutigen Chennai nieder.
Wissen! Von der India Company zum Commonwealth
In England war im Jahre 1600 die erste Aktiengesellschaft der Welt gegründet worden, die British East India Company (EIC). Diese private Firma war es, die nicht nur Handel trieb, sondern recht bald Niederlassungen in Indien und Südostasien eröffnete, sie mit lokalen Söldnern und später auch mit britischen Soldaten schützte und nach und nach begann, den uneinheitlichen, ungeregelten und nicht unter einer Zentralherrschaft stehenden indischen Markt zu kontrollieren.
Es war also nicht so, dass die Briten Indien militärisch erobert hätten, sondern vielmehr herrschten sie über und beherrschten von ihren Niederlassungen aus immer größere Gebiete, bis schließlich das ganze Land unter der de facto Herrschaft einer privaten Firma stand! Erst 1858 wurde die EIC verstaatlicht und Indien unterstand nun, von einem Vizekönig regiert, der britischen Krone und wurde Teil des Commonwealth.
1947 schließlich erlangte Indien seine Unabhängigkeit; Mohandas Gandhi, Mahatma, die „Große Seele“ genannt, war zum berühmtesten Freiheitskämpfer geworden, dessen Strategie der Gewaltlosigkeit die Briten nichts entgegenzusetzen hatten. Die Muslime unter Muhammad Ali Jinnah nutzen die Gunst der Stunde und verlangten einen eigenen Staat, da sie im Westen wie auch im äußersten Osten des Subkontinents die jeweilige Mehrheit der Bevölkerung stellten. So entstand Pakistan, zunächst geteilt in ein Pakistan West und ein Pakistan East, aus dem sich 1971 das heutige Bangladesch bildete.
Die Republik Indien orientierte sich ab 1947 unter ihrem Premier Nehru zunächst an der Sowjetunion und der sozialistischen Wirtschaftsweise. Das führte dazu, dass im Grunde bis in die 1990er-Jahre die Wachstumsrate minimal war, die Armut zunahm und Indien wirtschaftlich in der Welt keine Rolle spielte, während China schon ab 1979 begann, sich zu öffnen. Dieser Vorsprung Chinas, gepaart mit den Mitteln einer Diktatur, politische Vorgaben einfach umzusetzen, ist bis heute für Indien uneinholbar und wurde durch die Corona-Pandemie und die sehr unterschiedlichen Auswirkungen auf die beiden Staaten noch verstärkt.
Nach Nehru kam seine Tochter Indira Gandhi (nicht verwandt mit dem Mahatma) an die Macht; aber sie wurde aufgrund religiöser Auseinandersetzungen von ihren Leibwächtern, zwei Angehörigen der religiösen Minderheit der Sikhs, getötet. Grund war die vorangegangene gewaltsame Erstürmung des Heiligtums der Sikhs, des Tempels von Amritsar, durch Regierungstruppen. Ihr Sohn, Rajiv, folgte ihr im Amt; auch er wurde von einer, diesmal tamilischen, Freiheitskämpferin ermordet. Erst mit dem Sikh Manmohan Singh gelang es in den 1990er-Jahren, sowohl die Dynastie der Gandhis vorläufig zu beenden (Rajivs Sohn Rahul trat 2014 und 2019 als Gegenspieler Modis zu Wahl an und verlor, ist aber weiter politisch aktiv), als auch endlich Wirtschaftsreformen voranzutreiben.
Ab 2014 begann sich Indien unter dem neuen Premierminister Narendra Modi weiter wirtschaftlichen Reformen gegenüber zu öffnen. Modi stammt aus Gujarat an der indischen Westküste, kommt aus einfachen Verhältnissen und ist bisher nicht mit einem der in Indien üblichen Korruptionsskandale in Verbindung gebracht worden. Politisch ist er jedoch sehr umstritten, da er als Hindu und Anhänger des RRS (Rashtriya Swayamsevak Sangh, etwa „Nationale Freiwilligen Organisation“), einer rechtslastigen hindunationalistischen Organisation, das Land zunehmend spaltet. Die fast 200 Mio. Muslime fürchten um ihre Rechte, muslimfeindliche Fanatiker bedrohen alle, die sich nicht zu heiligen Traditionen (wie der besonderen Bedeutung der Kuh im Hinduismus) bekennen. Die Grenze zwischen Pakistan und Indien hat sich zu einer der gefährlichsten Grenzen der Welt entwickelt. Auch wenn die Aggressionen primär von Pakistan ausgehen, von wo auch die Attentäter auf die Stadt Mumbai im Jahre 2008 stammen, so trägt Modis Politik, beispielweise im umstrittenen Kaschmir, nicht zu einer Befriedung bei. So ist diese Region, in der Indien, Pakistan und China aneinandergrenzen, von ständigen Auseinandersetzungen geprägt, die jederzeit eskalieren könnten.
Im Jahr 2021 sitzt Premierminister Modi fest im Sattel und es ist derzeit kein ernsthafter Gegenspieler erkennbar. Die nächsten Wahlen finden 2024 statt; der indische Premier kann unbegrenzt wiedergewählt werden. Indien kann als stabile Demokratie bezeichnet werden; Visa für indische Urlauber werden problemlos erteilt und es gibt keinerlei prinzipielle Reisebeschränkungen ins europäische Ausland.
1.2.2Wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage
Nach der jahrelangen Stagnation infolge der Konzentration auf staatliche Eingriffe und wenig Unterstützung der Privatwirtschaft nach sowjetischem Vorbild begannen unter Premier Singh in den 1990er-Jahren erste durchgreifende Reformen, so durch die Abwertung der Rupie. Premier Modi führt das fort, aber es ist zu betonen, dass es der oben beschriebene Manmohan Singh war, der begann, Indien marktwirtschaftlich neu aufzustellen und für internationale Investoren interessant zu machen. Modi setzt auf ausländische Investitionen, baut Handelshemmnisse ab und wirbt weltweit für sein Make-in-India-Programm, um auch eine Produktionsverlagerung nach Indien attraktiv erscheinen zu lassen.
Er stellt Indien hierbei bewusst als Alternative zu China dar, nämlich mit günstigeren Löhnen, einer immerhin in Teilen englischsprachigen Bevölkerung und natürlich der größten Demokratie der Welt.
Im zunehmend schwierigeren Umfeld der amerikanisch-chinesischen Handelskonflikte soll Indien als Zielland internationaler Konzerne ins Bewusstsein gelangen und in Standortentscheidungen einbezogen werden.
Die indische Gesellschaft ist heute vielleicht gespaltener denn je. Über Jahrhunderte lebten die Religionen friedlich nebeneinander; auch heute kann jeder in Mumbai problemlos vom jüdischen Viertel ins christliche oder ins muslimische Viertel spazieren, ohne dass es gefährlich wäre; aber Modi hat durch seine hindunationalistische Politik wo nicht für Ablehnung, da doch für große Befürchtungen um den sozialen Frieden gesorgt. Er selbst hält sich dabei weitgehend zurück, hindert seine Gefolgschaft jedoch auch nicht daran, übergriffig zu werden. Und die drängenden Probleme des Milliardenvolkes, also Armut, Wassermangel, schlechte bis keine medizinische Versorgung, mangelnde Absicherung im Alter usw., werden nach Meinung vieler auch nicht im erforderlichen Umfang und mit der nötigen Entschlossenheit angegangen. Gleichzeitig ist für manche Beobachter der Druck auf Institutionen (auch Hochschulen z.B.) wie Einzelpersonen gewachsen, sich nicht regierungskritisch zu äußern.
Wissen! Reisende Mittelschicht
Die seit den 1990er-Jahren gewachsene Mittelschicht entdeckt zunehmend auch das Reisen für sich. Waren es zunächst meist englischsprachige Länder wie die USA und Kanada, so steht nun auch Europa sehr hoch im Kurs. Reisen zu den europäischen Sehenswürdigkeiten ist zum Statussymbol geworden.
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