Kitabı oku: «Die Ex-Prinzessin», sayfa 3

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KAPITEL SECHS


ABBIE WACHTE DESORIENTIERT auf. Sie rollte sich in Richtung des Reisverschlusses ihres Zelts und ihr Körper protestierte sofort. Richtig—sie hatte gestern auf der Reise durch Gardenia den ganzen Tag lang ein Pferd geritten. Ihr Rücken war besonders erbost. Sie hatte mit einem Stein unter ihrer rechten Hüfte geschlafen, nachdem sie praktisch kollabiert war, als sie ihr Lager nach Sonnenuntergang aufgeschlagen hatten.

Sie waren an den Ausläufern eines ziemlich beeindruckenden Bergs. Da es Frühling war, hatte der ziemlich beeindruckende Berg keinen Schnee, aber es war immer noch ein Berg. Ein Berg, bei dem sie maximal achtundvierzig Stunden Zeit hatten, um ihn zu überqueren, wenn sie diesen Militärtransport antreffen wollten. Sie würde ihnen später mitteilen, dass sie an lähmender Seekrankheit litt.

Sie konnte Rutha und Rubald leise reden hören, sie kicherten über etwas, das sie nicht verstehen konnte. Nachdem Abbie ihre Stiefel gefunden hatte, steckte sie die Schnürsenkel ins Innere und glitt mit ihren nackten Füßen hinein und stand dann auf. Da begann ihr Körper ernsthaft zu protestieren. Tatsächlich hatte es mehr von einem Putsch; sie fiel hin.

Rutha und Rube drehten sich, um Abbie von dem Stumpf aus, auf welchem sie saßen, anzublicken. Sie hatten ein Feuer gemacht, wo sie Backwaren ohne Toaster toasteten.

»Morgen«, krächzte sie, als sie versuchte wieder auf ihre Füße zu springen. Sie schaffte eher ein Taumeln als einen Sprung. »Irgendetwas anderes zum Frühstück?«

Ruthas Augen wurden groß. »Ich habe gesehen, wie Ihr diese an dem Tag gegessen habt, an welchem wir in Ihr Büro gekommen sind. Ich habe angenommen, dass es ein bevorzugtes Essen sei.«

Abbie schüttelte ihren Kopf. »Ich würde etwas anderes vorziehen.«

»Lasst mich Euch etwas Haferbrei zurechtmachen«, sagte Rutha, während sie sich schnell erhob und zu ihrem Rucksack ging.

»Ist er instant?«

»Ja …«

»Dann nicht nötig.«

Sie sah aus ihrem Augenwinkel wie Rutha und Rube einen Blick austauschten, als sie hinüber ging, um nach Stargazer zu sehen, der friedlich nahe einer Gruppe von Birken stand. Sie hatte etwas Studentenfutter in ihrer Satteltasche, das für heute genügen würde, aber sie hatte nicht genug für drei Wochen mitgenommen. Sie wusste, dass sich die Jerrinsons über ihre Unhöflichkeit wegen des Essens wundern mussten, aber sie hatte nicht die Energie—oder, offen gesagt, den Wunsch—es zu erklären.



ABBIE HATTE SICH ANGEWÖHNT auf Edward als »er« oder »ihm« zu sprechen zu kommen, teilweise um der Sicherheit willen, aber hauptsächlich weil ihre Feindseligkeit gegenüber dem Mann selbst tatsächlich wuchs. Sie war fünf Jahre weggewesen; hätte er nicht jemand anderen zum Heiraten finden können? War es nicht offensichtlich, dass sie nicht länger interessiert war? Was ist der Sinn darin ihren Vertrag zu erzwingen? Sicherlich ersparte es ihm bestenfalls nicht mehr als ein paar Wochen und sie nutzten diese bereits, um klammheimlich über den Kontinent zu reisen.

»Rubald, hat er irgendetwas über den Zustand meines Vaters gesagt?« Der Gesandte schien es aufgegeben zu haben sie zu überzeugen, dass sie Edward mit dem Handy anrief, welches er vorerst gekauft hatte, aber seine Antwort war knapp.

»Nein. Er ist gerade ein bisschen damit beschäftigt einen Krieg zu führen.«

»Na ja, hat er nicht irgendwelche Minister, die da nachforschen können? Wer schaut nach seinem Königreich, während er weg ist? Das ist genau die Art von schlampigem verschlafenem Nest—«

Rubald erhob sich auf die Füße und zeigte wütend mit seinem Gebäck auf sie. »Vorsicht, Schwester. Mitglied des Königinnenhauses oder nicht, das ist mein Königreich, von dem Ihr sprecht.« Rutha tätschelte seine Hand.

»Oh, bleiben Sie locker«, murmelte Abbie, »es war nur eine Beobachtung.« Sie setzte sich hin und streckte ihre Tasse von sich. Rutha schenkte ihr etwas Kaffee ein.

»Schwester, ich bin sicher, dass Ihr besorgt seid, wie die Krankheit Eures Vaters fortschreitet, das ist verständlich.« Rube setzte sich hin, murmelte flüsternd, warf Kiefernnadeln ins Feuer, und Rutha fuhr fort. »Gibt es nicht jemanden in Brevspor, den Ihr anrufen könntet? Ihren Bruder vielleicht?«

»Kurt und ich sind uns nie nahe gestanden. Er ist immer noch ziemlich angepisst, dass er wegen mir den Thron am Hals hat. Würde ich vermuten. Es ist nicht wahrscheinlich, dass er meine Anrufe annimmt. Ich habe seine Nummer sowieso nicht.«

»Ihr seid also mit niemandem in Kontakt geblieben?« Rutha schüttelte traurig ihren Kopf. »Familie ist so wichtig in Orangiers. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen.«

Abbie räusperte sich. »Es ist auch in Brevspor wichtig. Wir haben ein Sprichwort: ›Enkel sind die Krone der Betagten und der Ruhm der Kindern ist ihren Vätern.‹«

»Endlich!«, grunzte Rubald. »Ich dachte Ihr hättet all eure Sprichwörter vergessen.«

»Will heißen?«

Rutha lächelte. »Es bedeutet nur, dass ihr Brevsporer berühmt für eure ›Sprichwörter‹ seid, dafür für jede Situation einen prägnanten Spruch zu haben.«

Abbie schmunzelte. »Ich hatte nie darüber nachgedacht, aber ich vermute das tun wir irgendwie.«

»Mein Liebstes ist«, fuhr Rutha fort, »›besser eine kleine Portion Gemüse mit Liebe, als ein gemästetes Kalb mit Hass‹. Fasst mein Leben sehr gut zusammen, würde ich sagen.« Sie blickte zu Rubald, welcher es nicht zu bemerken schien, da er interessierter daran war ins Feuer zu starren.

»Was ist mit Ihnen, Mr. Jerrinson? Haben Sie ein Lieblingssprichwort?«

»Ja.«

»Und welches ist das?«

»Esst auf. Wir durchqueren den Schleier an diesem Morgen.« Damit standen die Jerrinsons auf und gingen hinüber, um damit zu beginnen ihr Zelt abzubauen.

»Witzig«, sagte Abbie, während sie die Schokoladenstücke aus ihrem Studentenfutter herauspickte. »An dieses erinnere ich mich nicht.« Rubalds Rucksack stand neben ihr. Abbie konnte nicht widerstehen. Sie ließ das Handy aus ihrer Tasche gleiten und begann den Reißverschluss an der Vordertasche seines Rucksacks zu öffnen.

»Wir gehen in zehn Minuten«, rief er vom Inneren des Zelts aus, erschreckte sie damit. Abbie stopfte das gehasste Ding zurück in ihre Tasche und rief über ihre Schulter: »Ich habe noch nicht einmal meine Schuhe zugebunden!« Entnervt warf sie die Nüsse und Rosinen, die noch in ihrer Handfläche waren, in ihren Mund und beeilte sich so zügig zu packen, wie es ihre steifen Muskeln erlaubten.



DER PFAD, WENN MAN es so nennen konnte, war steil. Abbie konnte sich nicht entscheiden, was sie mehr nervte: die Serpentinen, die den Fortschritt sich unmessbar klein anfühlen ließen, oder der gerade-hoch, halt-deinen-Hut-fest, fühlt-sich-an-als-ob-ich-falle-Aufstieg, der ihre Bauchmuskeln schmerzen ließ. Abelia vermutete, dass sie Bauchmuskeln hatte, obwohl sie nie einen Beweis davon gesehen hatte. Dennoch, sie waren wahrscheinlich dort drin, irgendwo.

Der Wald bestand nur aus trockenen Kiefernadeln und Gestrüpp. Ein paar Gelb-Kiefern ragten über ihnen auf. Die unzähligen Wacholdersträucher sahen stummelartig und unterentwickelt aus, nicht lang und windgepeitscht, wahrscheinlich weil die Berge den Wind blockierten. Die Wachholder verbargen die Spitze des Berges, was zu dem Gefühl beitrug, dass man endlos auf einem Laufband ging. Abbie versuchte sich auf den Pfad zu konzentrieren, nach Hasen und Wieseln Ausschau zu halten. Vielleicht konnte Rube einen fangen und für sie kochen. Die Sonne stand hoch am Himmel, als Abbie schließlich aus der Mitte der Karawane heraus das Wort ergriff.

»Wann durchqueren wir den Schleier?«

Rube drehte seinen Kopf, um über seine Schulter zu rufen. »Haben wir bereits, vor ungefähr zwei Meilen.«

»Was? Nein, haben wir nicht.«

»Da war ein Schild. Es war grün.«

»Was stand darauf? ›Sie durchqueren jetzt den Schleier … Verlassen auf eigene Gefahr‹?«

Rubald räusperte sich. »Nein, da steht nur darauf: ›Viel Glück und Lebwohl.‹«

Abbie schürzte ihre Lippen. »Rutha, haben Sie das Schild gesehen?«

»Ehrlich, nein, ich habe es verpasst, Schwester.«

»Na ja, ich bin enttäuscht. Das Unverschleierte erscheint mir völlig sicher. Die Menschen können so melodramatisch sein. Und sollte es nicht heißen: ›Lebwohl und Viel Glück‹? Scheint es nicht, als ob man es verschreit, wenn man Lebwohl sagt, nachdem man Viel Glück wünscht?«

Niemand antwortete.

»Es gibt ein weiteres Sprichwort, das hier zutrifft. ›Lass einen Mann eher eine Bärin treffen, die ihrer Jungen beraubt wurde, als einen Narren in seiner Torheit.‹«

Rube bewegte sein Pferd in einem Kreis, um ihr Gesicht sehen zu können. »Und wie trifft das zu?«

Abbie zeigte nach Osten. »Da drüben ist ein Bär.«

Es war der größte Bär, den Abbie jemals gesehen hatte. Sie hatte keine Jungen bei sich, aber es war schwer zu sagen, ob sie sie bemerkt hatte oder nicht. Und dann war es das nicht. Die Bärin brach in ihre Richtung auf, zuerst gehend, nahm dann Geschwindigkeit zu einem leichten Galopp auf.

»Geht!«, schrie Rube Abbie und Rutha zu und er gab dem Rumpf ihres Pferds einen starken Klaps. Das musste Stargazer nicht zweimal gesagt werden. Er startete, krachte durch das Gebüsch, versuchte den Hang geradewegs hochzukommen, anstatt dem Pfad zu folgen. Abbie riss an den Zügeln, versuchte verzweifelt die Kontrolle wiederzuerlangen, aber die Zügel zu halten bedeutete, dass sie sich nicht am Pferd festhalten konnte. Sie gab die Zügel auf und klammerte sich fest an Stargazers nassen Hals, seine kräftigen Muskeln spannten sich unter ihren Armen an, ihr Gesicht an sein ahornfarbenes Fell gepresst. Sie schloss ihre Augen, der Geruch seines Schweißes und des Schmutzes, der in seinem Fell hing, war stark in ihren Nasenlöchern. Seine rasende Atmung war sonderbar beruhigend; zumindest holte einer von ihnen noch Luft.

Als Stargazer langsamer wurde, hatte Abbie Angst ihre Augen zu öffnen. Sie hatte sich an ihrem Pferd festgehalten, aber mit geschlossenen Augen hatte sie keine Ahnung in welche Richtung er gestürmt war. Es kam eine Brise auf ihr Gesicht, was bedeutet, dass sie den Hügel erklommen hatte … aber welchen Hügel? Und hatten Rube und Rutha gesehen, in welche Richtung sie verschwunden war? So sehr sie auch nicht mit ihnen zusammen sein wollte, wollte sie ebenfalls nicht ohne sie sein. Sie öffnete ihre Augen zu einer spektakulären Aussicht auf den Ozean in der Ferne und unterdrückte ein Schluchzen.

»Das Schlimmste ist«, sagte sie zu Stargazer, »sie haben das ganze Essen.«

»Das ist eine Schande«, erwiderte er, als sich seine Atmung verlangsamte.

KAPITEL SIEBEN


EDWARD KENNETH KEITH Francis Benson Broward saß auf der Kante seines Armeefeldbetts, sein Kopf in seinen Händen, seine Haut in Farbe von Ebenholz fügte sich in die Dunkelheit ein, als sich die Nacht breitmachte. Er starrte auf das malträtierte, von der Sonne ausgehungerte Gras unter seinen Stiefeln. Er hörte den Geräuschen der Männer außen am Feuer zu, wie sie über die ausgeschmückten Geschichten von einander lachten. Er prüfte die Spannung in seinen Schultern, die Anspannung in seinem Rücken, das Pochen in seinen Schläfen. Er drückte seine Finger in die engen Dreadlocks auf seinem Kopf. Er las Rubalds SMS noch einmal.

Von A getrennt bei einer Bärenattacke; niemand verletzt. Versuchen ihr Handy zu orten. Bringe baldmöglichst auf den neuesten Stand.

Der Prinz seufzte tief. Er hätte niemals Rubald schicken sollen. Der Mann hatte erstaunliche Schutzinstinkte und er war übertrieben loyal … aber er hätte einfach eine Einsatzmannschaft schicken sollen, um sie um sich tretend und schreiend zurück nach Orangiers zu schleppen, so dass sie von Angesicht zu Angesicht sprechen konnten. Er hatte beabsichtigt ihrer Beziehung auf dem rechten Fuß Starthilfe zu geben; ihr den Vorteil vom Zweifel gegeben, dass sie das Richtige tun würde, indem er einen Diplomat anstatt einem Mann des Militärs geschickt hatte … wobei das Richtige wäre schnell und leise zu kommen. Offensichtlich war das zu viel erwartet.

Nun war Edward hin- und hergerissen zwischen der Sorge um ihr Wohlergehen und der Verzweiflung angesichts seiner eigenen Situation—natürlich in der Annahme, dass es nicht die ganze Zeit ihre Absicht gewesen war in das Unverschleierte zu schlüpfen und zu verschwinden. Rubald zufolge wusste sie kaum etwas über dieses Gebiet, also könnte sie ihre Möglichkeit sie abzuschütteln überschätzt haben. Edwards Kopf drehte sich unerträglich. Er hörte, wie jemand genau vor seinem Zelt anhielt.

»Ja?«

Colonel Gasper, seine rechte Hand, stieß seinen Kopf in die Dunkelheit, seine Augen suchend. »Entschuldigt, dass ich Euch störe, Sir. Sie warten auf Euch.«

»Ich bin sofort da.« Edward nahm sein Handy und schrieb Rubald schnell zurück.

Wenn A nicht innerhalb von 8 Stunden gefunden wird, sind weitere Maßnahmen nötig. Halten Sie mich auf dem Laufenden.

Er wusste, dass Rubald es niemals zugeben würde, wenn er den Job nicht erledigen könnte; wenn Edward Verstärkung schicken müsste, würde es dem Stolz des Mannes erheblich schaden. Er war im Rat seines Vaters gesessen, bevor Edward geboren war. Er hatte ihn Onkel Rubald genannt, um Woz’ willen. Obwohl er ihn nicht beleidigen wollte, wäre es vielleicht notwendig. Edward ärgerte sich bereits über die Langzeitfolgen der Entscheidung. Er drückte sich aus dem Zelt und der Colonel fiel mit ihm in Schritt, während sie das Camp durchquerten.

»Sir?«

»Ja, Colonel.«

»Funktioniert der Lichtkörper in Eurem Zelt? Wenn nicht, kann ich jemanden schicken, der ihn ersetzt.«

»Nein, Colonel, er funktioniert. Aber da ist etwas …« Er hielt an der Tür zum Speisezelt inne. »Könnten Sie dafür sorgen, dass nach dieser Besprechung Abendessen in meine Quartiere gebracht wird? Ich habe zuvor die Möglichkeit versäumt am Speisesaal vorbeizugehen.«

Der alte Man lächelte. »Ihr müsst niemals fragen, Sir, oder Euch erklären. Gebt einfach den Befehl.«

Er zuckte lächelnd mit den Schultern. »Richtig.« Befehle geben. Das ist, was Männer des Militärs tun … und Könige. Offensichtlich wird es mehr brauchen, um sich daran zu gewöhnen. Edward ging in Richtung des Speisezelts, welches im Moment eine doppelte Aufgabe erfüllte, da es auch als Treffpunkt für seinen Rat und seine Strategen genutzt wurde. Edward wollte in das Zelt gehen, aber Gasper räusperte sich.

»Entschuldigt, Sir, aber Ihr müsst angekündigt werden, auch für formlose Situationen.«

»Sehr wohl, Colonel.«

Gasper räusperte sich und bellte heraus: »Auf die Füße für den Thronerben, Edward Kenneth Keith Francis Benson Broward, der Zweitgeborene.« Er hasste diesen Titel. Eine beständige Erinnerung, dass er nicht der ursprüngliche Erbe war, dass er die Reserve war. Die Menschen, die um den Tisch herum standen, hatten eine Vielzahl an Hautfarben und er dachte flüchtig, dass sie die Vielfalt in Orangiers gut repräsentierten. Edward bedeutete ihnen sich hinzusetzen und er setzte sich ebenfalls.

Sie starrten ihn schweigend an, warteten auf seinen Einsatz. Edward schaute Gasper an, der sich räusperte.

»Beginnen Sie mit dem Status der Regenten, Paris.«

»Ja, Sir«, sagte Lieutenant Paris, während sie sich von ihrem Stuhl erhob. »Botschafter Brighton in Brevspor berichtet, dass König Pauls Zustand offiziell unverändert ist. Er hört jedoch Gerüchte, dass sich sein Zustand etwas verbessert hat.«

»Moment—verbessert? Dann stirbt er nicht?«

»Wir können noch nicht zu diesem Schluss kommen. Wenn es jedoch wahr ist, erkauft es uns Zeit, bevor Brevspor ins Chaos stürzt. Es könnte wahrscheinlicher sein, dass sie Truppen schicken, um unseren Einsatz zu unterstützen, wenn der König sich erholt, auch wenn es nur vorübergehend ist. Aber die politische Situation dort verbleibt zerbrechlich, besonders da Abelias Absichten noch immer fraglich sind.«

»Konntet Ihr mit ihr in Kontakt treten, Sir?«

Edward schüttelte seinen Kopf. »Jerrinson hat ihr das Handy übergeben, aber sie hat es, meines Wissens nach, noch nicht benutzt.«

»Das verheißt nichts Gutes.«

Nein, dachte Edward, das habe ich von ihr erwartet. Aber sich im Unverschleierten verirrt zu haben … das verheißt nichts Gutes. Nach außen hin nickte er einfach. »Was ist mit meinem Vater?«

»Der Bericht vom Hof besagt, dass es ihm gut geht, wenn man die Situation bedenkt. Er ist etwas ermüdet, aber abgesehen davon, ist er bei guter Gesundheit. Macht sich Sorgen um Euch beide, natürlich.«

Edward blinzelte. Er hatte in der Tat nie innegehalten, um darüber nachzudenken, ob sich sein Vater Gedanken um Lincoln machte. Er drängte die Scham herunter, welche im Inneren nach oben quellte, und wandte seine Aufmerksamkeit zurück auf Gasper.

»Welche Zahlen weist Lincoln auf?«

Der Colonel blätterte durch einen Stapel Papier auf einem Klemmbrett, während er seinen Kopf schüttelte. »Na ja, es ist besser, als wir gehofft hatten. Er hat jetzt gerade 5.000 Truppen, größtenteils von Op’ho’lonia. Er hat außerdem ein paar grathanische Söldner gewonnen.«

»Wissen wir, wie er sie entschädigt? Oder was er ihnen verspricht, sollte ich sagen?«

General Tybald gluckste am Ende des Tischs. »Grathanische Söldner kämpfen nicht für Versprechungen, Sir. Sie nehmen nur Bares, im Voraus. Jemand investiert schwer in diese Unternehmung, und wenn ich raten müsste, wären es die Kiriiener. Brevspor importiert eine Menge derer Güter, und wenn sich Orangiers und Brevspor vereinigen, verlieren sie eine Menge dieses Handels. Ganz abgesehen von Lincolns Vertrag mit Heather.«

»Ich denke Descaret mischt auch mit«, fügte Gasper hinzu. »Die sind rassistisch wie Jersey; sie wollen, dass ihre Monarchie so weitergeht wie bis jetzt, mit schwarzen Herrschern: Punkt. Keine Verehrer gemischter Rassen für Prinzessin Crescena. Sie haben immer mit dem Gedanken gespielt, sie an Abelias Platz zu bekommen, nachdem diese abgehauen ist. Das würde auch ihr Territorium stark erweitern, ihnen die komplette nördliche Küste geben.«

Edward schüttelte seinen Kopf. »Nicht möglich. Sogar wenn Malieka die finanziellen Mittel hätte, was sie nicht hat, benötigen sie unser Bündnis. Für uns geht das tiefer als politische Bindungen.«

»Sir, wir sind uns noch immer nicht im Klaren worauf Lincoln letztlich hofft. Er teilt den Kontinent auf, und das nicht entlang ordentlicher Linien.«

Edward seufzte. »Es ging bei ihm immer um Kontrolle, die Dinge zu manipulieren. Er wird die absolut ultimative Kontrolle und Begünstigung haben wollen, wie auch immer das aussieht. Ich bin sicher, dass er alle Arten von Geschichten zusammenspinnt und alle möglichen Sachen verspricht, welche er nicht abliefern wird. Es gibt keinen zweiten Platz bei ihm. Etwas, das wir nicht vergessen sollten, während wir vorwärtsgehen.«

»Eure Hoheit,  die Jerrinsons berichten auch, dass jemand sie am Arrow Point aufhielt, der nach Abelia gesucht hat. Sie waren in der Lage ihre Angreiferin zu täuschen, aber sie behauptete, dass der oberste Kriegsherr von Gratha eine große Belohnung für Abelias lebendige Ergreifung ausgesetzt hat. Es sieht also so aus, als ob er plant von beiden Seiten aus Kasse zu machen.«

»Das klingt nach Gratha«, sagten Colonel Gasper und General Tybald gemeinsam und jeder lachte, außer Edward.

»Das ist eine ernste Gefahr für ihre Sicherheit. Ich mache mir Sorgen, dass manche sein Angebot missverstehen und versuchen ihr etwas zuleide zu tun; sperrt eure Ohren auf und seht, ob wir eine Bestätigung seines Angebots bekommen, bevor wir anfangen Botschafter mitmischen zu lassen.«

»Ja, Sir«, sprachen sie im Chor, als sie schnell nüchtern wurden und Edward innerlich eine Grimasse zog. Faszinierend; Befehle zu geben ist einfacher, wenn das Leben meiner zukünftigen Ehefrau in Gefahr ist.

»General, Ihre Pläne sind für alle sechs Szenarien vorhanden, welche wir besprochen haben, bezüglich Lincolns Fortschritt bei der Tupelo-Kreuzung?«

»Beinahe, Sir. Sobald wir die Truppen von Fairisle haben, sind wir bereit.«

»Gut. Sie sind entlassen.«



EDWARD VERWEILTE NICHT am Tisch. Er wählte ihre Nummer, während er das Lager durchquerte. Es begann zu klingeln, als er sich in sein Zelt duckte … das war neu. Sein Puls verdoppelte sich. Zweites Klingeln. Komm schon, Abelia, nimm einfach den Anruf ab. Drittes Klingeln. Nimm ab, verdammt, ich kann dir helfen. Viertes Klingeln. Er holte tief Luft, bereitete sich darauf vor eine weitere Mailbox-Nachricht zu hinterlassen.

»Hallo?« Ihre Stimme war geschäftsmäßig und für einen Moment war er sich nicht sicher, ob sie es war.

»H-Hallo, ist dort …« Sollte er ihren echten Namen benutzen? »… Abelia?«

»Ja, wie geht’s dir, Onkel Ed?« Ihre Stimme war gleichmäßig, aber er konnte die Schärfe darin spüren; er hörte andere Stimmen im Hintergrund, manche davon klangen wie Kinder. Okay, sie ist also bei Menschen, aber sie weiß nicht, ob sie ihnen trauen kann. Clever.

»Jetzt gerade bin ich nur froh deine Stimme zu hören. Rubald hat mir erzählt, was passiert ist. Geht es dir gut? Bist du verletzt?«

»Mir geht es gut, aber ich muss eine Nachricht zu Mama und Papa bekommen …« Mama und Papa; ihre Mutter ist tot, also muss sie Rubald und Rutha meinen.

»Ja, das kann ich tun.« Er tastete im pechschwarzen Zelt nach einem Stift und Papier.

»Sag ihnen, dass ich sie in Fairisle treffen werde, an den Docks.«

Er erstarrte.

»Nein, Abelia, geh nicht weiter ohne sie. Das ist eine schreckliche Idee. Sag mir einfach, wo du bist, und ich lasse sie zu dir kommen.«

»Hab dich auch lieb, Onkel Ed.«

»Aktiviere ›Orte Mein Handy‹, so dass wir dein Handy—«

»Okay, wir sprechen uns bald!«

»Abelia! Geh nicht ohne sie weiter! Hörst du mich? Das ist ein Befehl!«

Die Verbindung brach ab. Edward sackte wieder auf dem Bett zusammen, dieses Mal landete er im Tablett, das sie für ihn vorbereitet hatten.

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