Kitabı oku: «Peter Schröcksnadel», sayfa 3

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Der Vermarkter

Peter Schröcksnadel sorgte für eine Struktur und klare Regeln. Sponsorings liefen nur noch über ihn. Und wenn doch ein Manager involviert war, dann nur mit hohen Abschlagszahlungen für den Verband, der sich und seinen Nachwuchs damit finanziert. Bei Hermann Maier war das so, bei Marcel Hirscher genauso. Wer mit dem Skisport Geld verdienen wollte, konnte das – wenn er selbst zahlte. Maßnahmen gab es viele, die wichtigste: „Die Emanzipation von der Politik und der Wirtschaft.“

Bereits am 8. August 1991, im ersten ausschließlich von Schröcksnadel geprägten Amtsjahr, hieß es in den heimischen Tageszeitungen: „Die Professionalisierung im Skisport schreitet munter voran.“ Der Grund dafür war ein neuer Sponsor für Österreichs Ski-Damen, wodurch das Budget verdoppelt wurde. Das Rennsportbudget wurde schon im ersten Jahr (1991/92) um knapp 20 Prozent auf 54 Millionen Schilling gesteigert, und wie man zufrieden feststellte, zahlten das meiste „artfremde Geldgeber“, also nicht die öffentliche Hand oder der Ski Pool, die Vereinigung der heimischen Ski-Fabrikanten. Denen sagte Schröcksnadel gleich zu Beginn seiner Amtszeit den Kampf an (siehe dazu unten).

Doch was half dem ÖSV aus der Krise Anfang der 1990er-Jahre, jenem Verband, den Schröcksnadel noch als „krankes Kind“ bezeichnet hatte, das er übernommen habe, um es zu einem kräftigen Erwachsenen großzuziehen? „Dass wir die Marketingrechte bekamen. Früher übernahm irgendein Klub die Rennen, der ÖSV wusste von nichts. Agenturen haben einen Vertrag gemacht und dann hieß es: So viel zahlen wir. Den Rest zahlte der Staat, das Land, die Gemeinde. Es war immer ein Defizit.“

„Am Anfang war das Bier“, muss es heißen, denn die steirische Gösser-Brauerei gab sozusagen den Startschuss. Mit dem Slogan „Frauen trinken auch Bier“ wollte das Unternehmen werben, und das auch bei heimischen Weltcup-Rennen. Schröcksnadel: „Da fragte ich meinen Generalsekretär Klaus Leistner: ‚Wer hat denn die Rechte?‘ Klaus sagte: ‚Wir.‘“ Aber das sahen nicht alle so, etwa die Agentur AFP und Bad Kleinkirchheim, die auf bestehende Verträge verwiesen. „Wir wollten ihnen als ÖSV das Rennen wegnehmen – das musst du dich alles trauen.“ Schließlich unterschrieben die Kärntner doch den Verbandsvertrag, hatten aber angesichts des AFP-Kontrakts zwei Verträge zu erfüllen. Letztlich eskalierte die Auseinandersetzung und die Agentur klagte den ÖSV auf 18 Millionen Schilling. Und die Ski-Funktionäre standen vor der Frage: „Sollen wir als Verband, der kein Geld hat, riskieren?“ Eine heikle Frage, aber Schröcksnadel ließ sich darauf ein. „All-in“, würde es im Casino heißen. „Ich wollte mir nicht vorstellen, das zu verlieren. Aber dann bekamen wir Recht und stellten alles neu auf.“

2003: „Ich begrüße alle Athleten und Snowboarder!“

Peter Schröcksnadel bei der Ansprache der Eröffnungsfeier der Snowboard-WM am Kreischberg.

Neue Bahnen

So entstand das Modell der Zukunft, das bis heute Bestand hat: Der ÖSV garantiert die Abwicklungskosten der Veranstaltungen, die mittlerweile bis zu 1 Million Euro ausmachen, etwa in Sölden, der jeweils veranstaltende Verein bekommt 10 oder 20 Prozent vom Budget. „Und dann bin ich gelaufen und habe Sponsoren gefunden. Plötzlich war ein Plus da, kein Minus. Aber hätten wir den Prozess nicht gewonnen, hätten wir alt ausgeschaut“, erinnert sich Schröcksnadel. Würde er sich angesichts dieser Geschichte als Zocker bezeichnen? „Nein! Ich wusste nur, was ich kann. Da laufe ich so lange, bis ich das Geld bekomme. Die Türen sind damals nicht offen gewesen. Aber heute kommt ja auch nicht jeder und sagt: ‚Wir wollen mit dem ÖSV Geschäfte machen.‘ Du musst Klinken putzen. Die Marke Peter Schröcksnadel hat es damals noch nicht gegeben. Ich habe eine Idee und der laufe ich nach, das habe ich mein ganzes Leben gemacht. Werbung zu verkaufen, ist nicht schwierig, wenn man weiß, wie. Ich ging immer ein persönliches Risiko ein, denn es haften immer die Funktionäre.“

Der Unbeirrbare

Die Ende der 1980er-Jahre aus dem Boden schießenden Privatsender reizten Schröcksnadel nicht, da konnten diese noch so sehr mit Geld winken. „Ich brauche Reichweite!“ Am 11. Februar 2000 hieß es in Österreichs Tageszeitungen: „Verhandlungen ÖSV–ORF schreiten in gutem Klima voran.“ Wie damals werden auch heute auslaufende Verträge zwischen dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) und dem Küniglberg für einen längeren Zeitraum verlängert, zehn Jahre haben Vereinbarungen dieser Art Bestand. Ein Clou war die Trennung der Inlands- und Auslandsrechte. Dem geschäftstüchtigen Präsidenten war daran gelegen, dass sein Verband auch die ausländischen Rechte in Eigenregie vermarkten und damit weit mehr Geld als bisher lukrieren könne. Der ORF hatte im Gegenzug die Produktionskosten zu tragen, zur Jahrtausendwende rund 100 Millionen Schilling.

Der Agentur-Chef

Seine Top-Stars wie Hermann Maier vermarktete Peter Schröcksnadel selbst. Mit seinen Kontakten wurden Sponsoren an Land gezogen, der Skiverband erhielt stets eine angemessene Beteiligung. Das Motto: Ist der ÖSV der Fädenzieher, sind 10 Prozent der Sponsoreneinnahmen abzuliefern. Sind verbandsfremde Manager am Zug, können es bis zu 20 Prozent sein. Geld, mit dem der Nachwuchs oder einnahmenschwache Sparten querfinanziert wurden. „Das Geld mache ich nur über die Alpinen und mittlerweile über die Skispringer, der Rest läuft mit.“ Dafür müsse keiner seiner 400 Kader-Athleten Reise- oder Hotelkosten tragen – im Erfolgsfall wird dieser Aufwand eben rückerstattet. Das Modell sollte nicht untergraben werden, wie Schröcksnadel meinte: „Es braucht keine Manager“, wehrte sich Schröcksnadel zum Missfallen von Assen wie Anna Fenninger (verh. Veith) oder Andreas Goldberger gegen Mitverdiener von außen.

Und auch die Eigeninitiative der Sportler, die Selbstvermarktung der Werbung am Ski, unterband der ÖSV-Präsident. Skispringer hatten das angesichts der großen Flächen in Betracht gezogen, für den Tiroler gab es „keine Diskussion“. „Der Skiverband hat die Werbefläche auf den Sprungski aller Kaderathleten bereits an einen Sponsor verkauft. Aber selbst das reicht nicht aus, um das Budget abzudecken.“

Der Mateschitz-Gegenentwurf

Mit Red-Bull-Eigner Dietrich Mateschitz, den durch den Extremsport gewachsenen Werbeprofi, verband Schröcksnadel nicht immer viel. Das Snowboard-Engagement des Salzburgers, das Festhalten an vermeintlichen Verbandsquertreibern, störte Schröcksnadel. Mateschitz hielt Skispringer Andreas Goldberger ebenso die Treue, als der seinen Kokain-Skandal hatte, wie Snowboarder Martin Freinademetz, als dieser bei den Olympischen Winterspielen 1998 in Nagano wegen der „Bierüberschwemmung“ eines Computers von den Olympischen Winterspielen ausgeschlossen wurde.

Geld für und nicht durch den Sport

„Visionen sind was anderes als Geld ausgeben“, hält Schröcksnadel in Anspielung auf Mateschitz fest. Der habe im Fußball, etwa bei Red Bull Salzburg, auch nur Geld ausgegeben, „erst dann kamen die Philosophie und der Erfolg dazu“. Schröcksnadel: „Meine Vision mit dem Skiverband war es auch nicht, von Anfang an sportlichen Erfolg zu haben, das war ein Ziel. Die Vision war, einen Topverband herzustellen, der alle Möglichkeiten bieten kann. Der Athlet soll die besten Voraussetzungen haben.“ Geld für den Sport, nicht durch den Sport, lautete sein Motto. „Wenn man das Geld reinbekommt, soll man es investieren, keine Sparkasse daraus machen. Du musst eine Reserve schaffen, aber dann wieder investieren.“ Was Mateschitz betreibe, nennt der Tiroler „Cherrypicking“, also Kirschen herausholen. „Das ist ja nicht das, was ich mache. Ich will eine breite Basis, in der jeder eine Chance hat.“

Was ihn mit dem Red-Bull-Chef verbinde, sei das Unternehmertum: „Da denken wir ident, auch die politischen Ansichten sind gleich. Und wir sind beide erfolgsorientiert.“ Einzige Einschränkung: „Jeder hat eine andere Zielsetzung.“

Der Netzwerker

Seine Finger hat Peter Schröcksnadel offenbar überall im Spiel, bis nach Osteuropa reicht sein Einflussbereich. Ein Fallbeispiel: Mit 9:8 Stimmen sicherte sich Seefeld am 5. Juni 2014 beim Kongress des Weltverbands FIS in Barcelona den Zuschlag für die Nordische Ski-Weltmeisterschaft 2019. Für den Rivalen Oberstdorf (GER) war es ein „Schlag in die Magengrube“. Doch wirklich erwartet hatte die Jubelszenen wohl nur einer. Denn wer in die Gesichter der Seefelder Bewerbungsdelegation geblickt hatte, hatte nicht an einen Zuschlag geglaubt. Zu selbstsicher war Favorit Oberstdorf zuvor aufgetreten. Nach drei erfolglosen Bewerbungen hatte sich im Allgäu ein gewisses Maß an Überlegenheit breitgemacht. Bürgermeister Laurent Mies äußerte sich im Anschluss entsprechend enttäuscht: „Das ist eine Entscheidung, die für uns nicht nachvollziehbar ist.“ „Wir haben auf den Zuschlag gehofft, aber rechnen durften wir nicht damit“, gestand indes der damalige Bürgermeister von Seefeld, Werner Frießer, zu Freudentränen gerührt. Und tatsächlich: Seit das FIS-Council, das Wahlgremium des Internationalen Skiverbands, die Entscheidung trifft, war ein Sieg im ersten Antreten bis auf Schladming (Alpine Ski-WM 2013) noch keinem Bewerber geglückt. Seefeld genoss das Vertrauen der 17 Jury-Mitglieder, wenn der Sieg auch erst im zweiten Wahlgang folgte: Zunächst hatte Oberstdorf die Nase mit 8:6 Stimmen vorne, was nicht ausreichte, ehe die Stimmen der Verlierer Almaty (KAZ) und Planica (SLO) im Finale an die Tiroler gingen. 9:8, der Traum wurde Wirklichkeit. Ein Faktor war wohl auch Schröcksnadels Vernetzung. Der 72-Jährige, obwohl durch eine Verkühlung geschwächt, hatte in den Tagen und selbst noch in der Nacht vor der Abstimmung unermüdlich die Werbetrommel gerührt und damit die Weichen gestellt. Darüber sprechen wollte der Tiroler im Anschluss allerdings nicht: „Schön, dass uns das gelungen ist!“ Vor allem die Zusammenarbeit mit den osteuropäischen Ländern, ein Pakt mit Planica, das für eine kommende WM auf die österreichische Stimme zählen konnte, hatte das Ergebnis herbeigeführt. Und wohl auch die russische Ablehnung dem deutschen Lager gegenüber, was zusätzlich geopolitische Gründe hatte. Schröcksnadel? Den berührten solche Themen nicht – der war wie immer unpolitisch.

Der Streitbare

Heute ist das kaum vorstellbar, aber vor der Ära Schröcksnadel gehörte diese Konstellation zum Alltag: Bis Anfang der 1990er-Jahre war der Austria Ski Pool, die Vereinigung der heimischen Ski-Fabrikanten, die entscheidende Rennsportorganisation. Schröcksnadel weiß rückblickend: „Der Pool hat entschieden, der ÖSV hat nur die Leute geliefert und damit einen Teil seines Budgets aufgestellt – viel zu wenig noch dazu.“ Die Aktiven hatten zwei Chefs zu dienen: einerseits ihren Trainern, andererseits den Fabrikanten und gleichzeitig Geldgebern. Doch nun sollte der Service-Bereich, bisher allein Sache der Firmen, in den ÖSV eingegliedert werden, um Entwicklungsarbeit zu betreiben. Man war limitiert, war Schröcksnadel überzeugt: „Wir durften früher kein ausländisches Material fahren, das war eine geschlossene Gesellschaft. Die Slowenen haben schon gelacht, wenn wir mit einem Dachstein-Schuh auf einen eisigen Hang von Kranjska Gora gekommen sind. Das wird nie was, das wusste auch ich schon vor dem Rennen.“ Selbst Einfluss auf die Aufstellungen der Sportler bei Großereignissen wurde damals von Firmenseite gefordert und auch durchgesetzt.

Schritte in die Unabhängigkeit

Dem neuen Präsidenten war das ein Dorn im Auge. Den Ski Pool neu aufzustellen, war eine seiner ersten Aktionen. „Dadurch bekam der ÖSV die Verantwortung, er war finanziell nicht mehr abhängig. Das war sicher der erste, der wesentlichste Schritt.“ Am 18. Oktober 1991 hieß es in den Zeitungen: „Leise Revolution – Ski Pool ab Mai 92 auch für Ausländer offen.“ Ein Paukenschlag in der Szene: Auch nichtösterreichische Firmen durften um Sportler buhlen, bisher durften sie sich nur im Nachwuchsbereich engagieren. Ski-Sprecher Fritz Schrempf (Atomic) hatte Schröcksnadel zuvor kritisiert, weil dieser „funktionierende Strukturen mit dem Hammer zerschlagen wolle“. Er änderte seine Meinung: „Es ist doch unsinnig, Mauern aufzustellen, die irgendwann sowieso fallen. Jetzt müssen die Weichen gestellt werden!“

Die Pool-Öffnung barg für Schröcksnadel jedenfalls nur Vorteile: „Du bekommst zusätzliches Geld und durftest auch anderes Material fahren. Das führte auch zu Konkurrenz für einheimische Firmen, die nachziehen mussten. Wir gewannen ja damals trotz, nicht wegen österreichischem Material.“ Als die Pool-Sitzung damals begann, erstmals mit Schröcksnadel im Raum, hieß es gleich: „Ein Verräter sitzt unter uns.“ Schröcksnadel erwiderte: „Man meinte mich, das war mir schon klar. Dann erklärte ich ihnen das: ‚Ihr werdet am Markt verlieren. Unser Team hält euch noch ein wenig im Geschäft, aber wenn wir schlecht fahren, seid ihr draußen. Ihr müsst innovativ sein.‘ Und ein paar Jahr später gingen sie alle der Reihe nach pleite und entschuldigten sich bei mir.“ Dass das einen Ausfall öffentlicher Mittel bedeutete, kümmerte Schröcksnadel nicht. Ein neuer Sponsorvertrag brachte dem Herren-Team schon 1994 eine gegenüber dem Vorjahr um 50 Prozent höhere Summe, auch der Damen-Hauptsponsor hob seinen Beitrag an.

2017: „Er hat zwar eine raue Schale, aber ein sehr großes Herz. Der ist sozialer als alle glauben.“

ÖSV-Direktor Hans Pum über seinen Präsidenten.

Weniger glimpflich und mit Gesichtsverlust für die Beteiligten endete hingegen der Ausstieg Peter Schröcksnadels als Eigentümer der Patscherkofelbahnen. 29 Millionen Euro habe man seit dem Einstieg im Jahr 1996 in die Lift-, Beschneiungs- und Skianlagen am Patscherkofel, dem Hausberg der Innsbrucker, investiert, dazu in die Gastronomie. Das alles, befand er vor seinem Ausstieg, sei „in keiner Weise gewürdigt“ worden. Das Rumoren gipfelte am 7. Juni 2012: Peter Schröcksnadel verkündete via TT-Interview, „keinen Cent mehr in die alte Pendelbahn zu stecken“, das Defizit betrage seit der Übernahme 1996 rund sieben Millionen Euro. Man werde alles an die Stadt zurückzugeben, sollte ihm der Zeitwert seiner Investitionen bezahlt werden. Der Rückkauf der Bahn erfolgte mit allerhand gegenseitigen Beschuldigungen im Jahr 2014. 10,7 Millionen Euro zahlte die Stadt Innsbruck dem ehemaligen Betreiber. Manche sahen den Tiroler indes als Gewinner aussteigen, denn es hätte allein der Tourismusverband Innsbruck zwischen 1996 und 2013 knapp 11 Millionen Euro an Subventionszahlungen für die Patscherkofelbahnen geleistet.

Der Pionier

Bereits 1991 wehrte sich Schröcksnadel gegen den Quasi-Amateurstatus im Skisport: „Wir wollen ein nach oben offenes Mindestpreisgeld für die Rennläufer.“ Als 1996 sogar die Erhöhung des Preisgeldes festgelegt wurde, zeigte sich der ÖSV-Präsident zufrieden. Das Mindestpreisgeld wird zwar vorerst „nur“ 60.000 Franken (bisher 20.000) betragen, aber etappenweise über 80.000 (97/98) auf 100.000 Franken (1998/99) angehoben. Schröcksnadel: „Dafür bekommen die Damen gleich viel, damit können wir leben.“ Und im Februar 1997 ging es pünktlich zu den Weltmeisterschaften in Sestriere weiter: Eine Million Schilling sollte der Gold-Gewinner bekommen. „Die FIS hat genug Geld, um ein solches Preisgeld zu zahlen. Außerdem ist das eine Aufwertung unseres Sports. Was im Tennis und Golf üblich ist, sollte auch bei uns möglich sein.“ Doch damit wollte sich Schröcksnadel nicht begnügen. Auch die Gesamt- und Disziplinensieger im Weltcup sollten nicht nur eine Kristallkugel erhalten, sondern auch finanziell belohnt werden. „Eine solche Dotation könnte auch mehr Fahrer animieren, um den Gesamt-Weltcup mitzufahren.“

Der Fahnenträger

„Was du brauchst: Einen, der mit der Fahne vorausgeht wie im Mittelalter. Jemand, der den Sport vertritt, der das Image aufbaut, der Sportler und Trainer aufbaut.“ Als Kapitel in Peter Schröcksnadels Amtszeit ließe sich der sogenannte Skifahrer-Erlass anführen, eine Anfang der 1980er-Jahre eingeführte pauschale Steuer von 25 Prozent für Athleten, die mehrheitlich im Ausland ihre Einsätze haben, und der auf alle Sportarten ausgeweitet wurde. Gerade weniger erfolgreichen Skifahrern sollte damit der Einstieg ins Berufsleben erleichtert werden bzw. sollte ihnen eine kleine Entschädigung für ihre investierten Jahre gewährt werden. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel stellte sich diesbezüglich stets vor seine Mannschaft, „weil die Vorteile die Nachteile bei Weitem überwiegen“. Sportler müssten keine Steuerflüchtlinge sein und könnten „im Gegensatz zu manch anderen Sport-Millionären in ihrer Heimat bleiben“. Das wiederum sei extrem wichtig für den Tourismus, für die Wirtschaft, denn schließlich bedeuten Erfolge im Skirennsport auch, dass der Fremdenverkehr angekurbelt wird.

Im Dienste Österreichs

Eigentlich, so Schröcksnadel, müssten die Läufer die Prämien der Skiindustrie dort versteuern, wo sie gewinnen. Österreichs Finanz könne nur mehr die Differenzsumme kassieren. Aufgrund der bekannten Regelung werde aber steuerlich alles in Österreich erledigt, und der Staat steige dadurch besser aus. Dementsprechend kritisch reagierte der Tiroler auf Meldungen, die diesen Paragrafen infrage stellten. So hatte Finanzminister Rudolf Edlinger Ende 1999 eine Abkehr vom Steuerprivileg in Aussicht gestellt: „Im Hinblick auf andere Sportler, die diese Privilegien nicht genießen, und vor allem im Hinblick auf die anderen Steuerzahler muss man das sicher prüfen.“ Und wieder spielte Schröcksnadel eine altbekannte Rolle, wie er der APA erzählte, denn auch er selbst sei ein Opfer dieser Politik. „Nachdem die Steuer bei meiner Firma nichts gefunden hatte, hat man im ÖSV geprüft, ob ich mich dort mittels Spesenabrechnungen bediene.“ Schröcksnadel ist deshalb immer noch sauer: „Ich mache meinen Job ehrenamtlich, bekomme keinen Schilling Spesen, zahle mir meine Reisen selbst. Wenn man dann aber so schikaniert wird, fragt man sich, warum man das alles tut. Schließlich tue ich das alles nicht zuletzt für Österreich.“

Doppel-Weltmeisterin Alexandra Meissnitzer sah die Forderungen nach Änderung des Steuersatzes für Skirennläufer als „übertrieben“ an. Die Abtenauerin, mittlerweile Unternehmerin und ORF-Expertin, wusste: „Wir tun ja auch nicht wenig für Österreich.“ Und so hoffte sie, „dass man so fair ist und auch die andere Seite sieht. Speziell Österreich ist ein Land, das vom Skisport lebt, und wir sind die Werbeträger.“ Es komme für sie nicht in Frage, „dass ich zu Pernilla Wiberg nach Monte Carlo ziehe. Da gibt’s ja nie einen Schnee und ich kann mein Geld nicht in Österreich ausgeben.“ ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hatte zur Untermauerung seiner Argumente den weltweiten Werbewert des Austria Ski-Teams erheben lassen – und sei dabei auf einen Betrag von mehr als drei Milliarden Schilling gekommen. Meissnitzer: „Das bringen Fußballer oder Tennisspieler bei Weitem nicht!“

Auch Hermann Maier wollte sich mit dem Gedanken an eine Änderung der gängigen Praxis nicht anfreunden. „Ich habe dem Herrn Edlinger schon genug Geld gebracht, glaube ich. Und wenn er mehr Geld will, dann wird der Hermann Maier halt mehr verdienen müssen“, sagte der Salzburger, der sich einen Wohnsitzwechsel ins Steuerparadies Monte Carlo, wie ihn etwa Alexander Wurz vollzogen hat, nicht vorstellen konnte. Maier: „Überhaupt kann ich dazu wenig sagen, ich überlasse diese Sache dem Österreichischen Ski-Verband. Der und Präsident Schröcksnadel werden sich darum kümmern.“

Schröcksnadel wiederum empfand die Diskussion und die Vorwürfe Edlingers als „Schweinerei. Die Sportler verdienen doch 90 Prozent ihrer Einnahmen im Ausland und müssen den Gewinn schon dort versteuern.“ Vor den Hahnenkammrennen 1999 legte der ÖSV-Präsident zum sogenannten Skifahrerparagrafen nach: „Eine Änderung bringt dem Staat keinerlei zusätzliche Steuern, denn die meisten Skifahrer verdienen ohnehin nichts. Der Steuererlass ist nur eine vereinfachte Abrechnung, keine wesentliche Steuererleichterung. Ob man es glaubt oder nicht: Die meisten der Skistars kommen durchaus auf die üblichen 50 Prozent Steuererlass.“ Vielsagend war zu dieser Thematik der Nachsatz der Austria Presse Agentur: „Die Aktiven selbst hoffen dabei auf den Präsidenten des Österreichischen Ski-Verbandes (ÖSV), Peter Schröcksnadel. Denn an ihm liegt es meistens, schlagende Argumente zu finden, um die Politiker von der Sinnhaftigkeit dieses Erlasses zu überzeugen.“ Sollte aber der Erlass für die Skifahrer fallen, hätte der versierte Unternehmer eine Lösung parat: „Dann werden etwa die Prämienverträge für jedes Land, in dem gefahren wird, extra ausgehandelt. Statt einem gibt es dann fünf Verträge. Und damit schaut der Staat durch die Finger, weil dann die Doppelsteuerabkommen wie für jeden anderen auch in Kraft treten.“ Mit einem Schuss Polemik schloss Schröcksnadel: „Wenn der Skifahrererlass schon untersucht wird, dann sollte man sich auch die Politikerprivilegien anschauen. Denn warum sollen die den Gesetzen entsprechen und die Privilegien der Skifahrer nicht?“

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