Kitabı oku: «Perry Rhodan Neo 1: Sternenstaub», sayfa 2

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2.

»Da sind sie!«, rief Sid.

Der Junge ließ John Marshall stehen. Er rannte los und drängte sich durch die Menschenmenge zu dem Drahtzaun, der die Zuschauertribüne vom Startfeld von Nevada Fields abgrenzte. Dort angekommen, hakte Sid die Finger in die Maschen ein und drückte das Gesicht fest gegen den Draht.

Marshall folgte ihm und entschuldigte sich nach allen Seiten für das rücksichtslose Benehmen des Jungen. Ihm war flau im Magen. Marshall mied Menschenansammlungen nach Möglichkeit. Sie machten ihn nervös. Dazu steckten ihm die neununddreißig Stunden Busfahrt in den Knochen, die Houston von der Wüste Nevadas trennten. Erhebliche Strapazen, um einem Ereignis beizuwohnen, das für John Marshall keines war.

Im Licht der Morgensonne mühten sich vier dunkle Punkte, ein rissiges Betonfeld zu überqueren, das bessere Tage gesehen hatte. Sie erinnerten Marshall an Ausrufezeichen. Der Mensch bildete den Punkt, der lange Schatten den Strich des Zeichens.

»Was meinst du, John?«, fragte Sid, als Marshall sich neben ihn stellte. »Sind das Rhodan und Bull, die vorne sind?« Der Junge keuchte vor Aufregung und Anstrengung.

»Kann sein. Rhodan ist der Kommandant, nicht?«

»Ja!« Sid zog den Kopf etwas zurück und nickte heftig. Es machte ihm nichts aus, dass Marshall ihn etwas fragte, das er selbst ihm schon mindestens hundertmal erzählt hatte. »Und Bull ist der Copilot der STARDUST. Die beiden sind bestimmt dicke Freunde. Was meinst du?«

»Bestimmt.«

Sid angelte seinen verbeulten Pod aus der Tasche und richtete ihn auf das Startfeld. Ein Modell aus den späten Zwanzigern, aber der ganze Stolz des Jungen. Sid hatte es eigenhändig in der Werkstatt des Shelters repariert, hatte von irgendwoher die Ersatzteile aufgetrieben, die es eigentlich längst nicht mehr gab. Der Junge rief die Teleskopfunktion auf, zoomte die Astronauten heran.

Die Punkte wurden größer, aber pixeliger. Nichts zu erkennen, fand Marshall. Sid schien es nicht zu kümmern. Er filmte die Punkte und murmelte dabei leise vor sich hin.

Marshall hatte den Jungen noch nie so aufgeregt gesehen. Sid González war ein stilles Kind. Ein Außenseiter in der Bande von Außenseitern, denen John Marshall versuchte, mit dem Pain Shelter ein Zuhause zu geben. Ein Eigenbrötler, der sich dieser Welt versagte und die meiste Zeit allein in seinem Zimmer verbrachte, umgeben von Weltraumpostern und Raumschiffmodellen.

Kurz: Sid González war John Marshalls Sorgenkind.

Er hatte ihn auf der Straße aufgelesen, wie alle seine Schützlinge. Ein dürres Kind, das den Kopf immer gesenkt hielt, weil es nicht vermochte, einem anderen Menschen in die Augen zu sehen, und unentwegt in der panischen Angst lebte, dass »er ihn holte«. Ohne dass Sid jemals ein Wort darüber zu entlocken gewesen wäre, wer angeblich hinter ihm her war. Marshall vermutete, dass »er« nicht existierte. Sid hatte auf der Straße viel durchgemacht und musste die Summe seiner schlechten Erfahrungen in einer imaginären Person konzentrieren.

Drei Jahre waren vergangen, seit Marshall Sid aufgenommen hatte. Aus dem dürren Kind war ein dicker Teenager mit fettigem Haar und Hasenzähnen geworden. Den Kopf hielt Sid nicht mehr gesenkt. Seitdem er auf dem Raumfahrttrip war, reckte er sein Haupt nach oben, den Sternen entgegen. Doch einem Menschen ins Auge zu blicken, war ihm immer noch fast unmöglich.

Marshalls Sorgenkind … und sein Liebling. Wieso, war ihm ein Rätsel. Sid hatte wenig Liebenswertes an sich. Und doch ertappte sich Marshall, der den ehernen Grundsatz hatte, alle seine Schützlinge gleich zu behandeln, wie er für Sid Ausnahmen machte.

Ausnahmen, die sich nicht rechtfertigen ließen.

Wie etwa den Shelter vier Tage lang sich selbst zu überlassen, mit Sid González einen Greyhound-Bus zu besteigen, dreitausend Kilometer über bröckelnde Highways zu holpern, eingepfercht in eine Kabine, die enger und stickiger war als die eines Raumschiffs, um einem Ereignis beizuwohnen, das ihn bestenfalls als ein absurder Anachronismus aus dem vorigen Jahrtausend anmutete. Die Träume, die sich einst an die Raumfahrt geknüpft hatten, waren längst ausgeträumt.

»Rhodan und Bull!«, rief Sid. »Habe ich es nicht gleich gesagt?«

Rechts neben der Tribüne war ein großes LED-Display zum Leben erwacht. Es zeigte die vier Astronauten in Nahaufnahme. Sie trugen Raumanzüge, hatten die Helme unter die Arme geklemmt. Schweiß stand den Männern in Perlen auf der Stirn. Die Sonne war erst vor einer knappen Stunde aufgegangen, aber in der Wüste Nevadas entfaltete sie im Juni eine überwältigende Kraft.

Marshall fragte sich, wieso man die Astronauten auf diese Weise quälte. Wieso fuhr man sie nicht einfach zu der wartenden Rakete? Dieser Marsch war sinnlos.

Sinnlos wie dieser Flug, der sich hochtrabend »Mission« nannte.

Lautsprecher knackten, und eine Stimme hallte blechern über die Tribüne. Sid erkannte sie sofort.

»Lesly Pounder!«, rief er. »Der Flight Director der NASA. Das mit der NOVA-Rakete war seine Idee!«

Pounder gab eine Pressekonferenz, erklärte Journalisten das Wie und Warum der Mission. Seine Stimme wurde aus einem Saal übertragen, der sich irgendwo in dem Gewirr von Zweckbauten befinden musste, das sich am jenseitigen Ende des Startfelds anschloss. Vielleicht in der spitzen Nadel des vierzigstöckigen Kontrollturms, der aus dem Gewirr herausstach?

John Marshall behagte die Stimme nicht. In seinem früheren Leben, bevor er den Shelter gegründet hatte, war er Investmentbanker gewesen. Er hatte seine Tage damit verbracht, vor Displays zu kauern und Gelder hin- und herzuschieben, abstrakt erscheinende Zahlenkolonnen, die tatsächlich Menschenschicksale bedeuteten. Die übrige Zeit hatte er in Konferenzen verbracht, in denen man ihm von todsicheren Investments erzählt hatte, die sich zumeist als Spekulationsblasen entpuppt hatten.

Dieser Pounder log. Er verschwieg den eigentlichen Kern des Flugs. Marshall war sich sicher. Er hatte von jeher ein unheimlich anmutendes Gespür für Lügen gehabt.

Pounder stellte die Mannschaft der STARDUST vor, begann mit dem Kommandanten.

»Perry Rhodan, der Sofortumschalter!«, japste Sid. »Weißt du, wieso man ihn so nennt?«

Natürlich wusste Marshall es nach der langen Fahrt. Aber er spielte für Sid den Unwissenden. Es tat gut, zu erleben, wie der Junge aus sich herausging. »Nein, wieso?«, fragte er.

»Er hat das Lunar Shuttle gerettet! Vor ein paar Jahren. Alle Systeme hatten ausgesetzt und …« Sid fuchtelte mit den Armen, spielte das atemberaubende Manöver nach, mit dem Rhodan das Fahrzeug und sein eigenes Leben gerettet hatte. Der verbeulte Pod diente dem Jungen dabei als Shuttle. »Rhodan ist ein Held!«, schloss er schließlich, nachdem der Pod sanft auf einer Zuschauerbank aufgekommen war. »Niemand sonst hätte das Shuttle retten können!«

Ein Held …?

Marshall sah zu dem Display, musterte die vier Astronauten. Sie lächelten. Es war ein aufgesetztes Lächeln, wirkte gezwungen. Doch da war noch mehr. In den Gesichtern las Marshall Entschlossenheit, Anspannung, aber auch Abenteuerlust. Helden? Marshall zweifelte nicht daran, dass sie nur die besten Absichten verfolgten, dass sie in ihrem Feld die Besten der Besten waren.

Und genau das wollte sich Marshall nicht erschließen.

Wieso gaben sich Menschen von diesem Format mit einem offensichtlich sinnlosen Unternehmen wie der Raumfahrt ab?

Zugegeben, es brauchte gehörigen Mut, in ein Raumschiff zu steigen, das an die Spitze einer Rakete montiert war, die im Grunde genommen nichts anderes als einen riesigen Treibstofftank darstellte, der beim kleinsten Defekt zu explodieren drohte – und diese Drohung wahrzumachen pflegte. Deutlich mehr Mut, gestand sich Marshall unumwunden ein, als er selbst aufgebracht hätte.

Doch wozu taugte dieser Mut?

»… stell dir vor, John, was es bedeutet, wenn die Rettungsmission gelingt?«, fragte in diesem Moment Sid, als hätte er seine Gedanken erraten. »Alle Welt wird die Heldentat der STARDUST bewundern. Der Kongress wird endlich wieder ausreichend Mittel für die Raumfahrt freigeben. Die NASA kann ihre Pläne verwirklichen. Menschen können zu unseren Lebzeiten zum Mars fliegen – und noch weiter!«

Der Junge redete, als wäre er in der Marketingabteilung der Weltraumbehörde angestellt. John erwiderte nichts. Möglich, dass Menschen bald zum Mars flogen. John bezweifelte es. Und selbst wenn es geschehen würde, blieb die Frage: wozu?

Dort draußen gab es nur Vakuum, totes Gestein und – auf manchen Planeten – tödliche Gase. Der Mensch war nicht für den Weltraum geschaffen. Die Erde war die Heimat der Menschheit, würde es immer bleiben. Und es war ihre Pflicht, nach ihrer Heimat zu sehen. Sie mussten es. Oder die Menschheit würde nicht überleben.

Marshall musterte die Gesichter der Astronauten, konzentrierte sich auf Perry Rhodan. Was mochte in diesem Mann vorgehen? Musste er nicht Zweifel an ihrer Mission hegen?

Die STARDUST sollte zum Mond fliegen und nach Armstrong Base sehen. Der Funkkontakt zu der Basis war abgebrochen. Das Schicksal von 18 Männern und Frauen stand auf dem Spiel. Möglicherweise waren sie längst tot, mit Sicherheit in Not. Sie zu retten war ein Unterfangen, das »das Gute im Menschen bewies«, wie Pounders knarrende Stimme in diesem Moment verkündete.

Das mochte zutreffen. Aber bewies es auch die Intelligenz des Menschen?

Sid hatte ihm im Bus die winzigste Einzelheit der bevorstehenden Mission mitgeteilt. Zahlen, Maße, Superlative. Marshall hatte sie beinahe im selben Moment vergessen, in dem er sie gehört hatte. Bis auf eine: 3,5 Milliarden Dollar. So hoch waren die geschätzten Kosten für den Flug der STARDUST. Knapp 200 Millionen Dollar pro Leben, das ihre Mission im besten Falle retten würde.

Wie viele Leben hätte man auf der Erde mit dieser Summe retten können?

Der Shelter, den Marshall begründet hatte, gab einunddreißig Kindern eine Heimat. Für mehr reichten die Dividenden der Stiftung nicht, die er von seinen Boni als Investmentbanker gegründet hatte. Einunddreißig von mehreren Tausend, die sich elternlos auf den Straßen von Greater Houston durchschlugen. Überließ man die Straßenkinder sich selbst, war ihre Existenz kurz und hässlich.

Half man den Kindern, gab man ihnen nur die faire Chance, die jeder Mensch verdiente, konnten sie Wunder wirken. Marshall glaubte fest daran.

Die Astronauten erreichten den Startturm. Stählerne Greifer wuchsen in regelmäßigen Abständen aus dem Gerüst, stützten die Rakete, in deren Spitze Rhodan und seine Kameraden in den Himmel reiten wollten. Die Rakete war eine NOVA. Sid hatte ihm alles darüber erzählt. Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, das auf Konzepten aus den Sechzigern des letzten Jahrhunderts beruhte. Einer Ära, in der die Reise zu den Planeten des Sonnensystems nur eine Frage der Zeit erschienen war. Mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass die NOVA das Budget der NASA auffraß und in sieben von zehn Fällen explodierte, bevor sie den Weltraum erreichte.

Marshall mutete sie wie ein rauchendes, fauchendes Monstrum aus ferner Vergangenheit an.

Die Astronauten bestiegen den Lift des Startturms. Langsam kroch die Kabine den Turm hinauf.

»John, gleich geht es los! Sieh nur, es geht los! Gleich ist der Start!«

Sid hüpfte vor Aufregung. Die Sonne spielte auf den Chromstreifen, die der Junge an seiner Jacke befestigt hatte, damit sie mehr nach Astronaut aussah. Ein Notbehelf. Sid hatte sich im Shelter einen kompletten Raumanzug geschneidert und hatte ihn mit nach Nevada Fields nehmen wollen. Marshall hatte es ihm verboten. Die ganze Angelegenheit war lächerlich genug ohne Raumanzugkostüm.

Die Sonne funkelte auf den Chromstreifen und …

… und neben Sid. Als stieben Funken aus ihm heraus.

Marshall ruckte herum, musterte den Jungen. Sid bemerkte es nicht, seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Lift. Da waren keine Funken. Unsinn!, sagte er sich. Pure Einbildung! Du bist müde und überreizt und am letzten Ort, wo du es aushältst: unter Tausenden von Menschen!

»Spark« nannten die anderen Kinder Sid: »Funke«. Um ihn aufzuziehen, weil er so dick und langsam und ungeschickt, so anders war, hatte Marshall lange geglaubt. Bis ihm Sue eines Tages gesagt hatte, was wirklich hinter dem Spitznamen steckte: Sid schlug Funken, hatte Sue behauptet, nur manchmal, nur einen Moment lang. Man musste ihn richtig ärgern, ihn richtig wütend machen, dann geschah es.

Marshall hatte es abgetan, auch wenn es von Sue gekommen war, die in ihren Einschätzungen selten danebenlag. Aber Funken? Die Kinder im Shelter waren traumatisiert, ohne Ausnahme. Ihr Verhältnis zur Wahrheit war – nach herkömmlichen Begriffen – entspannt.

»Der Startturm ist so weit weg!«, sagte Sid, zum ersten Mal seit Tagen leicht verstimmt. »Man kann ja kaum etwas erkennen!«

»Dafür ist das Display da. Ist es dir nicht groß genug?«

»Schon. Aber es ist nicht … echt!«

»Das ist auch gut so. Die Triebwerke verursachen eine glühend heiße Druckwelle. Das hast du mir selbst gesagt.«

»Aber nicht in alle Richtungen! Und die Tribüne ist viel weiter weg als nötig!«

»Tut mir leid, das kann ich nicht ändern«, entgegnete Marshall und ärgerte sich über sich selbst. Wieso musste er sich immer für alles verantwortlich fühlen? Wieso konnte er es so schwer aushalten, wenn andere Menschen litten? »Die Hauptsache ist doch, dass wir hier sind.«

»Ja, klar. Das ist die Hauptsache«, stimmte der Junge zu. Aber er sagte es in einem Tonfall, der seine Enttäuschung verriet.

Marshalls Finger kribbelten. Als hätte er bei einem seiner langen Winterspaziergänge in Houston die Handschuhe vergessen und wäre zurück in der ungewohnten Wärme des Shelters. Aber das hier war die Wüste Nevadas, mitten im Juni.

Es war nicht die Kälte, die seine Finger kribbeln ließ, die ihn mit einer Unruhe erfüllte, die es ihm schwer machte stillzustehen.

Es waren die Menschen. Die Tribüne war – Gott sei Dank! – nur zur Hälfte gefüllt. Dennoch waren mehrere Tausend Menschen zusammengekommen. Weltraumverrückte wie Sid, für die der Start der STARDUST einen erhabenen Moment darstellte. Die dem Start entgegenfieberten, deren Aufregung jetzt, wenige Sekunden vor dem Ende des Countdowns, auf den Höhepunkt zuging.

Ihre Erregung riss Marshall mit. Es war, als stülpten die Menschen ihm ihren Willen über. Mit einer Macht, der er nichts entgegenzusetzen hatte.

Es ist gleich vorbei!, ermahnte er sich in Gedanken, während seine Finger sich in die Maschen des Zauns einhakten, sich um die Drähte mit einer Kraft schlossen, dass es ihm das Blut abschnitt, ihn der Schmerz um ein Haar hätte stöhnen lassen. In ein paar Minuten ist die STARDUST gestartet. Im Bus kannst du versuchen zu schlafen und …

Die Menge, Sid, Marshall selbst schrie auf, als der Lift die oberste Plattform des Startturms erreichte und die Astronauten zum Vorschein kamen. Einer von ihnen, Bull, winkte leutselig in die Kamera, dann verschwanden sie in der STARDUST.

Die Emotionen der Menge rissen Marshall mit. Aber da war noch mehr. Eine verborgene, unterseeische Strömung in dem Meer der überkochenden Gefühle.

Sorge. Ja Furcht. Aber nicht wegen des Flugs an der Spitze der zweifelhaften Rakete, nicht wegen des Schicksals der Mondstation. Nein, da war etwas anderes. Größeres. Wichtigeres.

Er versuchte, die Furcht zu greifen. Die Emotion entwand sich ihm. Es war, als sehe man zum Nachthimmel hinauf, konzentrierte sich auf einen Stern, einen verwaschenen Lichtfleck unter Tausenden. Je mehr man sich mühte, desto geschickter entwand sich der Punkt dem Auge.

Die Triebwerke der NOVA zündeten. Glühende Gase rasten aus den riesigen Trichtern. Um einen Augenblick verspätet erreichte der Schall die Tribüne, überzog ohrenbetäubendes Donnern das weite Tal. Der Boden erbebte.

Unmöglich langsam hob die Rakete ab, reckte sich Zentimeter um Zentimeter den Sternen entgegen.

»Sie hebt ab!«, brüllte Sid. »John, sie startet!«

Marshall sah zu dem Jungen – und sah Funken. Gleißendes Licht hüllte Sid ein. Ein Schwall heißer Luft traf Marshall.

»Sid!«, rief er. »Was ist los? Was …«

Marshall brach ab, als sein Ruf ins Leere ging. Sid war fort. Die Stelle, an der der Junge eben noch gestanden hatte, war verlassen. Als hätte sich Marshall seinen Begleiter nur eingebildet.

»Sid! Du …«

Der Schlag, der Marshall traf, war unsichtbar. Die verborgene Strömung der Furcht trat mit der Wucht eines explodierenden Geysirs zutage.

Die Tribüne, die startende Rakete, Nevada Fields – alles verschwand. Unversehens fand Marshall sich am Rand einer Schlucht wieder. Felsen und Staub. Eine Sonne, die ihn blendete. Sie ließ den Fels bleich wie Knochen erscheinen. Kein Mensch, kein Tier, kein Strauch, kein Grashalm. Nur toter Fels. Und am Grund der Schlucht eine glitzernde Kugel. Zu groß, zu regelmäßig, zu anders, um natürlichen Ursprungs zu sein.

Marshall stockte der Atem. Er beugte sich vor, um Einzelheiten zu erkennen. Um sich sagen zu können, dass er einer irrsinnigen Täuschung aufsaß. Einer Täuschung ohne Bedeutung.

Und dann stürzte John Marshall in die Täuschung.

3.

Der Start verlief reibungslos.

Das Fluchen der Techniker im Kontrollzentrum über den Knallkörper, den sie nicht mehr Knallkörper nennen durften – die NOVA, auf der die STARDUST in den Himmel ritt –, konnte darüber nicht hinwegtäuschen. Ihre Stimmen, die sich stattdessen in sarkastischen Spekulationen über mögliche Katastrophen überboten, drangen aus den Ohrhörern Rhodans und übertönten das Dröhnen der mit Volllast arbeitenden Triebwerke.

Rhodan störte es nicht. Der ruppige Umgangston sagte ihm, dass alles in Ordnung war. Er klammerte sich an die Stimmen, machte sie zu seiner Nabelschnur zur Erde, während der Andruck von über sechs Gravos sich anschickte, ihm das Fleisch von den Wangen zu schaben.

Die Techniker waren gute Leute, Männer und Frauen, die führenden Experten in ihren Disziplinen. Sie hätten für ein mehrfaches ihrer bescheidenen NASA-Gehälter in der freien Wirtschaft oder für das Militär arbeiten können, aber sie hatten sich dagegen entschieden. Der Traum von den Sternen bedeutete ihnen zu viel.

Jetzt, da mit dem Scheitern der Mondstation ihr Traum vor dem Aus stand, waren sie nervös. Sie überspielten ihre Aufregung mit Galgenhumor, verbargen voreinander ihre Sorge. Die NOVA war ihnen unheimlich. Sie war ein mechanisches und elektronisches Wunderwerk, über dessen Befindlichkeit in jeder Sekunde Hundertschaften von Fühlern und Sonden Auskunft gaben – und das dennoch seinen eigenen, unergründlichen Willen zu besitzen schien.

Aber solange die Techniker ihre Witze rissen, mussten sich Rhodan und seine Kameraden keine Sorgen machen. Zumindest versuchte Rhodan sich das einzureden.

Es gab einen Ruck. Mit einem Knall sprengte sich die ausgebrannte erste Stufe der NOVA ab. Der Andruck, der Rhodan die Augen in die Höhlen und die Luft aus den Lungen gepresst hatte, verschwand übergangslos. Rhodan schnappte nach Luft. Er wand sich in den Gurten wie ein Fisch, den man aus dem Wasser gerissen hatte. Er hörte, wie seine Kameraden ebenfalls um Luft rangen.

»Alle Systeme arbeiten einwandfrei«, sagte eine Stimme in seinem Ohr, ruhig und beherrscht. Sie gehörte Pounder. »Ihr habt dreiunddreißig Sekunden zur Erholung, Jungs!«

Bull stöhnte auf, aber dabei blieb es. Im fehlte die Luft für die bissige Bemerkung, die ihm auf der Zunge liegen musste.

Rhodan legte den Kopf zur Seite, sah zu seinem Kameraden. Sein Kopf war beinahe so rot wie seine Haare, als sein Herz sich bemühte, die unterversorgten Regionen seines Körper zu durchbluten. Jenseits von Bulls Kopf war ein Bullauge, zur Erde gewandt. Rhodan versuchte durch es zu sehen, probierte einen Blick auf ihre Heimatwelt zu erhaschen, die knapp 60 Kilometer unter ihnen liegen musste. Es gelang ihm nicht. Seine Augen gehorchten ihm nicht, stellten nicht scharf.

»Noch fünf Sekunden bis zur Zündung der zweiten Stufe«, sagte Pounder. »Vier, drei, zwei, eins.«

Der Andruck kehrte zurück, stärker noch als zuvor. Das Siebenfache ihres Körpergewichts drückte auf die Astronauten, drohte ihnen jeden Knochen zu zerbrechen, ihre Eingeweide zu zerquetschen. Rhodan wollte aufschreien, aber der Andruck reduzierte seinen Schrei zu einem Gurgeln, das im Tosen des Triebwerks der zweiten Stufe spurlos unterging.

Rhodan, den Kopf vom Andruck in seitlicher Stellung fixiert, sah zu Bull und erkannte, dass sein Gefühl ihn nicht trog: Es sah tatsächlich so aus, als bemühten sich unsichtbare Finger, seinem Kameraden das Fleisch vom Gesicht zu ziehen.

Nach einer Zeit, die dem Bordcomputer der STARDUST zufolge gerade sechs Minuten maß, dem Gefühl Rhodans nach aber eine mittlere Ewigkeit, war die zweite Stufe ausgebrannt.

Mit einem Knall und einem Ruck wurde sie abgesprengt und die unwirklich anmutende Leichtigkeit der Schwerelosigkeit brach über die Männer herein.

»Durchhalten, Jungs!«, sagte Pounder. »Das Schlimmste habt ihr hinter euch!«

Hatte so etwas wie Mitgefühl in der Stimme des Alten mitgeschwungen? Rhodan musste sich geirrt haben. Der Andruck hatte den Blutgefäßen in seinem Gehirn zugesetzt.

Doch in der Sache hatte Pounder recht. Die Trägerrakete der STARDUST hatte wider Erwarten zuverlässig ihren Dienst verrichtet. Übrig war von ihr lediglich noch die dritte und kleinste Stufe, die sie mit moderater Beschleunigung in Richtung Mond tragen würde. Aber davon würde Rhodan nichts bemerken …

»Wow, seht euch das an!« Es war Bull. Auf dem Papier war er der Angehörige der Crew, der den Andruck am schlechtesten wegsteckte. In der Praxis war das Gegenteil der Fall. Rhodan wusste, wieso: Die Versuchsanordnungen der Mediziner mochten in der Lage sein, die Physiologie Bulls exakt zu messen – aber das Wesen des Manns, der sich niemals unterkriegen ließ, blieb ihnen verborgen.

Bull zeigte mit der behandschuhten Hand auf das Bullauge.

Ein Ausschnitt der Erde zeichnete sich auf der Scheibe ab. Der südliche Pazifik, im Westen von den beiden grünen Inseln Neuseelands begrenzt, im Süden vom Eis der Antarktis. Sonnenlicht glitzerte auf der riesigen Wasserfläche.

»Ist die Erde nicht wunderschön?«, fragte Bull mit entwaffnender Rührung. »Ich könnte sie tausend Mal sehen, ohne ihres Anblicks je müd…«

Ein Stöhnen, das in ein Gurgeln überging, schnitt ihm das Wort ab. Rhodan wandte den Kopf. Die Gurte hielten ihn fest, verhinderten, dass in der Schwerelosigkeit sein ganzer Körper der Bewegung folgte. Das Gurgeln kam von Flipper. Dunkle Tropfen schwebten in seinem Helm, versperrten den Blick auf sein Gesicht, verklebten die Innenscheibe.

»Ruhig, Flipper!« Es war Manoli. Der Arzt löste die Gurte und glitt mit einer zielstrebigen Eleganz von der Konturliege, als hätte er sein ganzes Leben in der Schwerelosigkeit verbracht. »Halt für einen Moment die Luft an! Ich bin sofort bei dir.«

Im nächsten Moment hatte Manoli Flipper erreicht. Mit beiden Händen umfasste er die Notöffnung seines Helms. Das Visier glitt auf. Perlen der dunklen Flüssigkeit strömten aus der Öffnung und verteilten sich in der Kabine. Es war Blut.

»Ganz ruhig«, flüsterte Manoli. »Das haben wir gleich.« Aus einer Tasche seines Anzugs holte Manoli eine kleine Pumpe hervor. Surrend sog sie die Blutstropfen ein, gab den Blick auf Flippers Gesicht frei. Der Astronaut war bleich und gleichzeitig, so schien es Rhodan, rot angelaufen vor Scham. Sein Blick war unstet, wich denen seiner Kameraden aus.

»Den Mund auf bitte«, flüsterte Manoli. Flipper folgte der Aufforderung. »Wie ich es mir gedacht habe: die Zunge«, stellte der Arzt fest. Er zog einen weiteren Gegenstand aus einer Tasche. Er erinnerte an eine geschrumpfte Spraydose, und das war er auch, in gewissem Sinne: Rhodan hörte leises Zischen.

»Sprühplasma«, erklärte der Arzt. »Bis wir auf dem Mond sind, ist deine Zunge besser als neu, Clark.« Er klopfte dem Kameraden aufmunternd auf die Schulter, stieß sich ab und schnallte sich wieder auf seiner Liege fest.

Clark Flipper holte tief Luft und suchte tapfer Blickkontakt mit Rhodan. »Ein Anfängerfehler«, flüsterte er mit Tränen in den Augen. »Ein bescheuerter Anfängerfehler! Es tut mir leid, Perry. Es wird nicht mehr vorkommen. Ich verspreche es.«

Rhodan winkte ab. »Mach dir keine Gedanken, Clark. Es hätte jedem von uns passieren können.«

»Aber ich …«

»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du …«

»Was ist bei Ihnen da oben los, Rhodan?«, unterbrach ihn die Stimme Pounders. »Meine Medizinmänner berichten mir, dass Sie und ihre Männer über die festgelegten Parameter aufgeregt sind. Ihr Puls und Blutdruck liegen weit über dem Soll.«

Rhodan winkte dem in seiner Liege vor Scham zusammengesunkenen Flipper beruhigend zu, dann sagte er: »Nichts Ungewöhnliches, Pounder, wir sind eben aufgeregt.«

»Und wie – das sehe ich! Ich will wissen, was bei Ihnen da oben los ist!«

»Nichts. Wir sind außergewöhnlich aufgeregt, weil wir uns auf einer außergewöhnlichen Mission befinden. Was ist daran außergewöhnlich?«

Rhodan hörte, wie Pounder 200 Kilometer tiefer im Kontrollcenter von Nevada Fields scharf die Luft einsog. Pounder war Widerspruch nicht gewohnt. Er setzte an: »Sie …« Er unterbrach sich und fuhr fort: »Sie haben recht, Rhodan.«

»Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis, Sir. Wir fahren wie geplant fort? Tiefschlaf?«

»Natürlich!«

»Ihr habt Pounder gehört«, wandte sich Rhodan an seine Crew. »Flipper, Manoli und ich gehen in den Tiefschlaf. Bull sorgt dafür, dass die STARDUST den Mond nicht verfehlt. Ich werde ihn beizeiten ablösen, klar?«

Er bekam keine Antwort. »Gut, dann los!«

Flipper wischte sich die Tränen aus den Augen und setzte wieder den Helm auf. Dann warf er Rhodan einen dankbaren Blick zu und löste die Injektion aus. Einen Augenblick später erschlaffte er, gefangen in einem komaähnlichen Schlaf, aus dem er erst kurz vor ihrer Ankunft auf dem Mond erwachen würde. Manoli folgte ihm.

Dann war Rhodan an der Reihe. »Keine Sorge, Perry. Ich werde unser Baby schon schaukeln«, versicherte ihm Bull, als er die Injektion auslöste. Ein Blinzeln später stürzte Rhodan in die traumlose Nacht des Tiefschlafs.

Stimmen weckten Rhodan.

Es waren weder die seiner Crew noch die Pounders, noch gehörten sie den Technikern, dennoch waren sie Rhodan vertraut.

»… ist mit einer weiteren Eskalation des Konflikts zu rechnen«, sagte eine Stimme. Sie gehörte einer Frau. »Wie aus dem iranischen Außenministerium verlautete, sei die Geduld der Republik Iran erschöpft. Die jüngsten Aufstände kurdischer und sunnitischer Minderheiten seien von außen, von Bagdad, gesteuert. Man sei nicht mehr länger bereit, sie hinzunehmen …«

»… Taiwan gehört unteilbar zur Volksrepublik China«, sagte eine Männerstimme. »Wie lange sollen wir noch zusehen, wie der heilige Boden unserer Nation von Usurpatoren, die nicht mehr sind als die Marionetten eines im Größenwahn gescheiterten kapitalistischen Imperiums, beschmutzt wird? Wie lange noch sollen wir in Schande leben? Wie lange …«

»… verkündeten heute die Atommächte Brasilien, Indien und Pakistan einen nuklearen Nichtangriffspakt«, erklärte eine dritte Stimme. »Die atomaren Streitkräfte der drei unterzeichnenden Nationen unterstehen ab sofort einem gemeinsamen Oberkommando. Die Führer des ›globalen Pakts für Frieden und Stabilität‹ riefen weitere Nationen dazu auf, sich ihnen anzuschließen. Die internationalen Finanzmärkte reagierten auf die Erklärung mit einer kurzfristigen Erholung …«

Rhodan öffnete die Augen. Er war im Cockpit der STARDUST. Schwerelosigkeit herrschte, nur die Gurte sorgten dafür, dass er auf der Konturliege blieb. Und dann sah er, woher die Stimmen kamen: Die Frontdisplays der STARDUST waren in ein halbes Dutzend Fenster unterteilt. In jedem war ein anderer Sprecher/Kommentator/Korrespondent zu sehen.

»Na los, Perry!«, hörte er Bull neben sich sagen. »Nenn mich schon einen unheilbar kranken Nachrichtenjunkie! Ich bekenne mich schuldig. Ich bin ein Trottel. Das hier liegt über 100.000 Kilometer hinter uns zurück. Und vor uns … ich sollte weiß Gott andere Sachen im Kopf haben.«

Rhodan wandte den Kopf und schaute seinem Freund ins Gesicht. Bull sah nicht gut aus. Die Haut unter seinen Augen war gerötet, als hätte er lange geweint und sich die Tränen mit den Händen abgerieben. Es war keine leichte Aufgabe, als einziger Wachender in einem Raumschiff zu sitzen, zum Mond zu rasen und sich zu fragen, ob es eine Rückkehr geben würde.

»Schon gut«, sagte Rhodan. »Wir sind alle nur Menschen.« Er zeigte auf Manoli und Flipper, die beide noch im Tiefschlaf lagen. »Alles in Ordnung mit den beiden?«

Bull nickte.

»Die STARDUST?«

»Schnurrt wie ein Kätzchen auf großer Fahrt, gekuschelt an ein Wärmekissen. Die dritte Stufe der NOVA hat sich wie geplant vor drei Stunden abgesprengt. Hast du den Ruck nicht gespürt?«

Rhodan ging nicht auf den Versuch eines Scherzes ein. »Sonst?«

»Nichts weiter. Die Techniker lassen sich ständig neue schlechte Witze einfallen. Sind abgespeichert. Kannst sie dir anhören, wenn ich weggetreten bin.«

»Das werde ich. Schlaf gut.«

»Danke!« Bull streckte sich aus, suchte eine bequeme Haltung. Der Zeigefinger und der Daumen der rechten Hand legten sich um den Auslöser der Tiefschlafinjektion, aber sie betätigten ihn nicht.

»Alles klar?«, fragte Rhodan leise.

»Ja, natürlich!«, versetzte Bull. Und einige Augenblicke später: »Nein. Eigentlich nicht … überhaupt nicht.«

»Angst?«

Bull setzte ein Grinsen auf. »Ich bin Testpilot und Astronaut, schon vergessen? Ich weiß nicht, was Angst ist.«

»Sorgen?«

»Sagen wir ›berechtigte Bedenken‹, in Ordnung?«

»In Ordnung. Also, was liegt dir auf dem Herzen?«

»Das da.« Bull holte ein neues Bild auf das Display, löschte die Nachrichtenkanäle aus. Es war das Foto, das Pounder ihnen gezeigt hatte. Das letzte Bild, das die Mondstation übertragen hatte.

Es zeigte den Krater, in seiner Mitte, in entnervend groben Pixeln das riesige, runde Objekt.

»Was ist damit?«, fragte Rhodan.

»Lass es mich so sagen, Perry: Das Ganze könnte ein Bluff sein. Ein Trick unserer großrussischen oder chinesischen Freunde. Ein Ballon mit einer hauchdünnen Haut. Ich habe es durchgerechnet. Im Vakuum würde die Sauerstoffflasche eines Raumanzugs genügen, ihn auf diese Größe zu bringen. Es wäre möglich.«

»Aber du glaubst nicht daran?«

»Nein.« Bull schüttelte den Kopf. »Dafür haben unsere Freunde in Großrussland und China nicht genug Humor, bei allem Respekt, denen ich ihnen als Astronauten zolle. Nein, das ist kein Menschenwerk, Perry. Du weißt es. Das da ist das Werk von Außerirdischen, von Fremden.«

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Yaş sınırı:
18+
Litres'teki yayın tarihi:
03 temmuz 2025
Hacim:
201 s. 2 illüstrasyon
ISBN:
9783845334004
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