Kitabı oku: «10xDNA – Das Mindset der Zukunft», sayfa 2
Projekt Verily
Verily wurde 2015 zur unabhängigen Tochtergesellschaft von Alphabet und fokussiert neue Tech-Lösungen für den Gesundheitsmarkt. So erforschte Verily Kontaktlinsen mit Glucose-Tracking für Diabetespatienten oder selbstbalancierendes Besteck für Menschen mit Parkinson.
Die 10x DNA in China
Auch in China arbeitet man an einem visionären Projekt – dem chinesischen Traum – einem landesübergreifenden Moonshot. Anders als in Amerika gibt es in diesem Traum weder Tellerwäscher noch Millionäre. Stattdessen möchte sich China bis zum 100-jährigen Bestehen der Volksrepublik im Jahr 2049 zur führenden technologischen Supermacht entwickelt haben. In der ersten Etappe bis zum Jahr 2021 ist es das Ziel, einen bescheidenen Wohlstand für alle Chinesen zu erreichen. In der zweiten Etappe bis 2049 soll dann über Chinas führende Rolle bei den Zukunftstechnologien ein reiches, starkes und harmonisches Land entstehen. So die Vision. Möglich werden soll dies durch die vier Os:
Es ist recht einfach. Bis 2020 werden sie zu uns aufgeschlossen haben. Bis 2025 werden sie besser sein als wir. Bis 2030 werden sie die KI-Industrie dominieren.
Eric Schmidt, Google
Der 13. Plan
Der Weg dorthin wird in Etappen von 5-Jahres-Plänen beschritten. Im 13. Plan (2016 – 2020) wurden zehn Industriesektoren definiert, in denen China international führend sein will. Durch verzahnte Bildungs- und Industriepolitik sollen große Durchbrüche in Elektromobilität, Robotik, Energie, IT und künstlicher Intelligenz möglich werden.
Dabei setzt die chinesische Regierung sehr stark auf privatwirtschaftliche Initiativen. Die Fortschritte bei Elektroautos, mobilem Bezahlen, KI oder Drohnen werden getrieben von Gründergeist und unterstützt durch Subventionen, es gibt nur wenig staatliche Intervention. Unternehmen wie Baidu, Tencent, Alibaba oder JD agieren heute auf Augenhöhe mit Google, Facebook oder Amazon. Durch gezielte Gründerförderung wurde China zur Weltmacht.
Der chinesische Traum und die 10x DNA
Chinas 10xDNA ist eine Mischung aus breitem gesellschaftlichen Optimismus und einer Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien, gepaart mit dem Willen, durch Innovationen viel Geld zu verdienen.
Verstärkt wird die chinesische 10xDNA dadurch, dass in China bereits viele der Next Generation digitalen Plattformen implementiert sind. Der gesamte Alltag – vom Busticket über den Einkauf hin zu Reservierungen im Restaurant – kann über die Smartphone-App WeChat organisiert und abgewickelt werden. Mobile Payment ist der Standard, alle Unternehmen haben sich darauf eingestellt. Selbst beim Blumenverkäufer am Straßenrand bezahlt man in China per Handy.
Auf einer solch breiten digitalen Plattform können »hungrige« Gründer neue Dienste wie Bikesharing oder Social Commerce sehr viel einfacher aufbauen, denn die potenziellen Kunden sind bereits alle auf diesen Plattformen und mit dem digitalen Umgang vertraut, während in Deutschland viele Menschen digitalen Angeboten noch skeptisch gegenüber stehen.
Ein beeindruckendes Beispiel für eine digitale Plattform, die aus China stammt und auch hierzulande sehr bekannt ist, ist TikTok von ByteDance, aktuell eine der wertvollsten Apps der Welt. TikTok scheint Facebook, Instagram, Youtube und Snapchat bei den Downloadzahlen überholt zu haben und testet nun Anwendungen für Social Commerce. TikToks Zwilling Douyin ist ein anderes Produkt von der Firma ByteDance und wesentlich weiter. Die Plattform gibt ein Bild davon, wohin die Reise mit TikTok in Sachen E-Commerce gehen könnte. Die Werbevideos sind auf die Plattform zugeschnitten und werden oftmals gar nicht als Werbung wahrgenommen. Es gibt integrierte Miniprogramme wie Einkaufswagen-Buttons, die Käufe innerhalb der Douyin-App ermöglichen, und viele KI-unterstützte Suchfunktionen für Produkte bis hin zu einer Anwendung mit Gesichtserkennung, mit der man Personen identifizieren und deren Outfits kaufen kann.
Ein weiteres Beispiel für Social Commerce in China ist Pinduoduo. Diese Social-E-Commerce-Plattform ermöglicht es Fabriken und Farmern, ihre Waren ohne Zwischenhändler direkt an Endkunden zu verkaufen. Die Kunden können via WeChat Angebote teilen, Gruppen bilden und Freunde und Familie dazu einladen, sich am Kauf eines Produktes zu beteiligen. Je mehr Leute sich am Ende zusammengefunden haben, desto mehr Rabatt gibt es. Pinduoduo profitiert natürlich extrem davon, dass WeChat in China so stark verbreitet ist und die integrierten Zahlungsmöglichkeiten selbstverständlich genutzt werden.
Nicht nur Softwareunternehmen profitieren von der Allgegenwärtigkeit digitaler Plattformen in China: Der chinesische E-Autohersteller NIO bietet auf seiner Plattform eine One-Stop-Solution für alle Belange rund um die Fahrzeuge an: Man kauft das Auto über die NIO-App, bestellt mit einem Klick Wartung oder Serviceleistungen an jedem beliebigen Ort und kann sogar Lade-Vans ordern, die quasi als Powerbanks fungieren.
Das sind nur einige Beispiele dafür, wie innovative Gründer von der digitalen Aufgeschlossenheit in China profitieren. Die Möglichkeiten sind nahezu endlos und werden vom chinesischen Gründergeist reihenweise erkannt, genutzt und umgesetzt. Unterstützt wird dieser Gründergeist durch staatliche Initiativen, Inkubatoren, Fördermittel, Finanzierungen über Venture Capital oder Sonderzonen mit gelockerter Regulierung. Die Kommunen und Regionen konkurrieren, um die besten Voraussetzungen für das Unternehmertum zu schaffen.
Wie erfolgreich das ist, zeigt die beeindruckende Entwicklung von Shenzhen. Vor 40 Jahren war Shenzhen noch eine kleine Fischerstadt mit 300.000 Einwohnern. 1989 wurde es Chinas erste Sonderwirtschaftszone. Durch gezielte Förderung und Unternehmergeist ist die Stadt mittlerweile das globale Zentrum für Hardwareentwicklung, mit 40 Millionen Einwohnern und über 2 Millionen registrierten Unternehmen.
Rund 70 % der weltweit verkauften Smartphones kommen aus Shenzhen. Huawei, DJI (einer der führenden Drohnenhersteller) und ZTE (Telekommunikation) haben ihre Hauptquartiere in Shenzhen, ebenso BYD (Elektroautos), Tencent oder BGI (Gen-Sequenzierung). Zahlreiche internationale VCs, Accelerators und Inkubatoren sind in der Stadt vertreten. HAX beispielsweise, ein Seed-Accelerator mit Fokus auf Hardware-Startups, bietet in seinem dortigen Accelerator-Programm quasi einen Allround-Service für Hardware-Gründer. Huaqiangbei, der zentrale Stadtteil in Shenzhen, ist wie ein Basar mit Elektronikmärkten. Hier gibt es keine Ketten, sondern kleine Läden und Stände, meist spezialisiert auf ein Hardware-Produkt. Es wird eine extreme Vielfalt an Speicherkarten, Handys und Co. vertrieben. Wäre Saturn ein Stadtteil, dann wäre er Huaqiangbei.
Shenzhen hat im Vergleich zum Silicon Valley einen großen Vorteil: eine hervorragende Supply Chain. Die angesammelte Expertise im Bereich Fertigung und die niedrigen Lebenskosten sind günstige Konditionen für Startups. Gründer können einen Prototyp in weniger als einem Tag 3D-gedruckt vor sich haben und es heißt, das, wofür man andernorts einen Monat R&D braucht, dauert in Shenzhen eine Woche.
Next Generation Digitale Plattformen sind digitale Plattformen, die nach der Smartphone-Revolution entstanden sind. Anbieter wie WeChat oder Alipay richten ihren Service gezielt und ausschließlich an Smartphone-Nutzer
R&D steht für Research and Development, also Forschung und Entwicklung. Viele Unternehmen, aber auch Universitäten richten R&D-Zentren ein, um abseits ihres Kerngeschäfts neue, innovative Technologien und Produkte zu erschaffen.
Die Kombination aus staatlicher Unterstützung, Effizienz, Geschwindigkeit und der 10xDNA hat Shenzhen zum Hardware-Silicon-Valley der Welt gemacht. Im Grunde ist Shenzhens Aufstieg selbst eine 10xStory. Dieses Momentum möchte China auch auf andere Bereiche übertragen. Die digitalisierten und vernetzten Bürger erzeugen Unmengen an Daten. Schätzungen zufolge gibt ein Chinese 50 mal mehr über Mobile Payment aus als ein US-Amerikaner, bestellt zehn mal häufiger Essen über Apps und erzeugt 300 mal mehr Bewegungsdaten. Kurz – die Gesellschaft produziert eine Menge wertvoller Daten. Diesen unglaublichen Datenpool will China nutzen, um neue Anwendungen auf den Gebieten künstliche Intelligenz und Smart Cities zu entwickeln.
Die Regierung gab vor drei Jahren das Ziel aus, bis zum Jahr 2030 das globale Zentrum für KI-Innovation zu werden und startete 2018 ein Programm, um über fünf Jahre 500 Lehrkräfte und 5000 Studierende im Bereich KI auszubilden. Bereits im ersten Jahr begannen 100 Lehrkräfte und 300 Studierende ihre Ausbildung. Zu den Dozierenden im Programm gehören Koryphäen wie Kai-Fu Lee, der das Projekt 2018 mit initiierte, John E. Hopcroft und Geoffrey Hinton. Kai-Fu Lee entwickelte das weltweit erste sprecherunabhängige Spracherkennungssystem. John E. Hopcroft wurde für seine Arbeit mit Algorithmen und Datenanalysen 1986 mit dem Turing Award ausgezeichnet. Geoffrey Hinton, ebenfalls Turing-Award-Träger, ist bekannt für seine Beiträge zur Theorie künstlicher neuronaler Netze.
Neben dem KI-Institut soll es zukünftig auf Anordnung der Regierung an allen Primär- und Sekundarschulen KI-Kurse geben. Unternehmen und Universitäten entwickeln Lehrmaterial, es sollen hochqualitative, frei zugängliche Onlinekurse entstehen und zahlreiche Fakultäten, Forschungsinstitute und interdisziplinäre Forschungszentren etabliert werden. Geht der Plan der chinesischen Regierung auf, ist KI bald von der Grundschule über die weiterführende Schule bis hin zum Studium ein elementarer Teil der Ausbildung. Auch die chinesische Bevölkerung hat das riesige Potenzial von KI erkannt und sieht darin den Arbeitsmarkt der Zukunft. Eltern lassen ihre Kinder zum Teil schon im Kindergartenalter programmieren lernen.
Aber die Regierung startete nicht nur eine Bildungsoffensive: In Peking wurden 2 Milliarden Dollar für ein nationales KI-Institut mit KI-Industriepark eingeplant, der einmal 400 KI-Unternehmen beherbergen soll. Hangzhou – die Heimat von Alibaba – plant mit staatlichen Investmentfonds ebenfalls einen KI-Park mit über 1 Milliarde Dollar Volumen. Alibaba hat angekündigt, 15 Milliarden Dollar in R&D zu investieren und will in diesem Rahmen sieben neue Labs in China, Singapur, Moskau und den USA eröffnen. Die Forschung soll sich auf grundlegende und disruptive Technologien konzentrieren, also Bereiche wie künstliche Intelligenz, IoT und Quantencomputer.
Peking und Hangzhou sind nur zwei Beispiele. 19 andere Regionen haben ähnliche KI-Initiativen angekündigt und hierfür Partnerschaften mit den Konzernen Baidu, Alibaba und Tencent geschlossen. Führende Unternehmen wurden zudem von der Regierung zu Mitgliedern eines nationalen KI-Teams ernannt. Dazu gehören Alibaba, Baidu, Huawei, Tencent, iFlytek (ein staatliches IT-Unternehmen im Bereich Sprachsteuerung) und inzwischen auch SenseTime (KI-Software).
Baidus Aufgabe ist dabei das autonome Fahren. Alibaba soll mit seiner Cloud-Computing-Sparte Smart Cities zur Realität machen und mit künstlicher Intelligenz Lösungen für ein verbessertes Leben in Großstädten finden. Huawei ist für die Hard- und Softwareinfrastruktur verantwortlich, Tencent wird sich mit Computer Vision für medizinische Diagnosen befassen. iFlyteks Fokus wird Smart Audio sein und SenseTime befasst sich mit Smart Vision. Mittlerweile ist das Team um zehn weitere Unternehmen gewachsen, unter anderem für die Bereiche Software & Hardware Infrastructure, Cybersecurity, Smart Education und Smart Home.
In China ziehen Staat, Unternehmen, Bildungssystem und Bevölkerung an einem Strang, um den 10xSprung zu schaffen und zur führenden Kraft im Bereich KI zu werden. Die Regierung ruft Pläne und Projekte aus, die – anders als hierzulande – nicht nur auf dem Papier existieren. Es wird massiv in Unternehmen, Infrastruktur und Forschung investiert. Das Bildungssystem wird eingebunden und zum Teil umgekrempelt, um genügend hochqualifizierte Nachwuchskräfte zu haben. Es ist offensichtlich: China hat die Wichtigkeit des Themas verstanden.
BAT gegen GAFAM
Amerika hat die sogenannten GAFAMs – Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft –, die großen, dominierenden Tech-Plattformen, von denen jede einzelne hunderte Milliarden Dollar wert ist. China hat US-Player in China systematisch verboten, so konnten eigene chinesische Anbieter entstehen, die BATs: Baidu, Alibaba und Tencent – drei große Tech-Konzerne, die auf Augenhöhe mit den GAFAMs agieren. Das Erschreckende für Europa: Eigentlich haben die USA und China schon viel mehr als die fünf GAFAMs oder die drei BATs. Es gibt eine ganze Reihe neuer globaler Champions, die in den letzten Jahren extrem gewachsen sind, beispielsweise Oracle, Salesforce, Netflix, Tesla, Dropbox und Square in US. In China sind es JD, Huawei, Xiaomi, OnePlus, ByteDance und viele mehr. Alles Unternehmen die schon heute eine Marktkapitalisierung von über 100 Milliarden Dollar haben oder sehr bald haben werden.
Milliarden, Billionen/Billions
Die Marktkapitalisierung ist der Marktwert eines Unternehmens. Den tatsächlichen Wert mag jeder für sich anders einschätzen, aber der Marktwert wird bei öffentlichen Unternehmen durch den Aktienkurs eindeutig definiert. Dieser hängt bei Technologie-Unternehmen oftmals nicht an Gewinnen oder Umsätzen, sondern an dem Potenzial, das die Aktionäre sehen. Da die weltweit führenden Tech-Unternehmen sehr, sehr hohe Werte angenommen haben und es sogenannte »false friends« gibt, hier eine kurze Übersicht.
DE | EN | NUM |
---|---|---|
Millionen | Millions | 1.000.000 |
Milliarden | Billions | 1.000.000.000 |
Billionen | Trillions | 1.000.000.000.000 |
Die chinesischen Big Player
Baidu vs. Google
Baidu betreibt die größte Internet-Suchmaschine in China und deckt dort so gut wie alle Services ab, die auch Google anbietet, zum Beispiel Baidu Maps, Baidu Wangpang als Cloud-Speicher-Service, Baidu PPC (auch bekannt als Baidu Adwords/SEM/Tuiguang) als Äquivalent zu Google Adwords und Adsense, Baidu Knows als chinesische Antwort auf Quora und Baidu Baike, eine Online-Enzyklopädie ähnlich wie Wikipedia. Zusätzlich gibt es chinaspezifische Services. Baidus Algorithmen sind auf die Eigenheiten der chinesischen Sprache zugeschnitten und sind entsprechend für Chinesisch wesentlich besser als für Englisch – das ist in China ein enormer Vorteil gegenüber Google.
Baidus Videostreaming-Spinoff iQiyi darf als chinesischer Partner von Netflix sogar Netflix-Original-Produktionen ausstrahlen. Zusammen mit Tencent Video ist iQiyi einer der Marktführer im chinesischen Video-Streaming-Markt.
Baidu setzte sehr früh auf die Entwicklung künstlicher Intelligenz und konnte schon 2014 einige der führenden Köpfe in diesem Gebiet aus den USA nach China holen. Unter Baidu Brain bietet Baidu eine weite Palette an KI-Services an, unter anderem ein Open Source Deep-Learning-Framework namens PaddlePaddle als Mitbewerber zu dem von Google entwickelten TensorFlow.
Baidus Projekt »Apollo« entwickelt eine offene Plattform für selbstfahrende Autos und ist ein direkter Konkurrent zum Google X Projekt Waymo. Mehr als 50 Partner haben sich diesem Konsortium angeschlossen. Neben allen großen chinesischen Autoherstellern sind auch deutsche Unternehmen wie Bosch, BMW, Daimler, Volkswagen oder Continental mit an Bord.
Alibaba vs. Amazon
Die Alibaba-Group bedient mit ihren unterschiedlichen Plattformen den gesamten chinesischen E-Commerce-Markt, analog zu Amazon, eBay und Co. Alibaba.com ist eine reine B2B-Plattform, es hält anders als Amazon (Amazon Warehouse) selbst keine Waren. Aliexpress bietet als B2C-Plattform überwiegend chinesischen Händlern die Möglichkeit, Waren außerhalb von China anzubieten. TMall funktioniert quasi in die andere Richtung und ermöglicht es internationalen Unternehmen, Waren im chinesischsprachigen Raum zu verkaufen. Taobao ist vergleichbar mit eBay und gehört zu den zehn meistbesuchten Internetseiten weltweit.
Der Einzug des Singles Days in den Onlinehandel ist auf Alibaba zurückzuführen. Das Unternehmen wählte den 11.11. als Singles Day wegen der magischen Eins und bewarb ihn als Shopping Event, vergleichbar mit dem »Black Friday« – inzwischen ist der Singles Day der umsatzstärkste Tag im chinesischen Onlinehandel. 2019 hat Alibaba am Singles Day in einer Minute und sieben Sekunden Waren im Wert von einer Milliarde Dollar umgesetzt.
Alibaba und die zahlreichen Tochtergesellschaften sind längst nicht mehr nur im Onlinehandel verankert: Ant Financial betreibt Alibabas Paypal-Pendant Alipay, einen der zwei führenden Mobile-Payment-Anbieter in China, sowie den Geldmarktfonds Yuebao, der eine ernstzunehmende Konkurrenz für traditionelle Banken in China darstellt. Aliyun oder Alibaba Cloud bieten Cloud-Services an und sind darin vergleichbar mit Amazon Web Services. Mit ET Brain bietet Alibaba eine ultraintelligente KI-Plattform zur Lösung komplexer Probleme an – beispielsweise die Verkehrssteuerung einer Großstadt mit 9 Millionen Einwohnern. Mit Hanguang 800 hat Alibaba außerdem seinen ersten Inference-Chip für maschinelles Lernen in seiner Cloud vorgestellt.
Tencent vs. Facebook
Bei Tencent kommt den meisten zunächst WeChat in den Sinn, auf den ersten Blick nur ein mobiler Messenger mit monatlich über 1,1 Milliarden aktiven Nutzern und gleichzeitig die größte Social-Media-Plattform in China. Aber eigentlich ist WeChat noch viel mehr: Mit WeChat Pay ist es neben Alipay einer der größten Anbieter für Mobile Payment, eine Art Browser für mobile Seiten, man kann es sogar als mobiles Betriebssystem bezeichnen. Dazu tragen die zahlreichen Miniprogramme in WeChat bei. Sie laufen über sogenannte official accounts und sind kleine Applikationen innerhalb der WeChat-App. Anstatt sich die App des chinesischen Uber-Äquivalents Didi zu installieren, kann man zum Beispiel einfach das Miniprogramm innerhalb von WeChat hinzufügen und fortan mit WeChat seinen Fahrdienst buchen. Man kann Essen bestellen, seine Rechnungen bezahlen, Wartungsdienste kontaktieren, Video- oder Musikdienste in Anspruch nehmen und vieles mehr, ohne die WeChat-App auch nur einmal zu schließen. Anders als Apps müssen diese Miniprogramme nicht heruntergeladen und installiert werden, sondern sind WeChat-intern sofort einsatzbereit. In China ist WeChat die »App für alles«.
Ein Feature bei WeChat ist das Versenden von sogenannten Red Envelopes. Diese »roten Umschläge« sind tief in der chinesischen Kultur verankerte Geldgeschenke, typischerweise zum chinesischen Neujahr. In WeChat kann man über die Funktion Red Envelopes Geldbeträge an Kontakte oder Gruppen senden und einstellen, ob alle den gleichen Betrag bekommen oder ob der Betrag je nach Reihenfolge des Öffnens variiert, also der erste, der ihn öffnet, am meisten bekommt. Zudem läuft ein Red Envelope nach 24 Stunden ab. So entsteht ein kompetitives und überraschendes Element, das in China zu extrem hohem Engagement führt. Laut WeChat wurden zum chinesischen Neujahr 2017 innerhalb von sechs Tagen 47 Milliarden Red Envelopes versendet.
Neben WeChat ist Tencent noch in zahlreichen anderen Bereichen aktiv, das Unternehmen baute mit WeGame das größte Videospiel-Unternehmen auf und ist an zahlreichen Spieleentwicklungen beteiligt. Tencent Music, das chinesische Spotify, hatte 2018 ungefähr 75 % Marktanteil im Musikstreaming in China. Auch im Bereich Venture Capital ist Tencent eine der weltweit erfolgreichsten Firmen mit 48 Unicorns (Stand Februar 2020).