Kitabı oku: «Das Mitteldeutsche Seenland. Vom Wandel einer Landschaft», sayfa 4
Geologische Gesamtschnitte durch das südliche Mitteldeutsche Seenland
Geologischer Süd-Nord Schnitt durch das südliche Mitteldeutsche Seenland – Vom Restloch Zechau im Süden über den Haselbacher See, den Großstolpener See, den Kahnsdorfer See zum Störmthaler See im Norden.
Geologischer West-Ost Schnitt durch das südliche Mitteldeutsche Seenland – Vom Restsee »Vollert-Süd« im Westen über den Restsee »Kamerad«, den Mondsee, den Restsee »Phönix-Nord«, den Prößdorfer See, den Luckaer See zum Haselbacher See im Osten.
Die Seen durchschneiden immer vollständig die eiszeitlichen Ablagerungen der Region, den größeren Teil der braunkohlenzeitlichen Formation aus Meeres-, Fluss- und Moorablagerungen (Braunkohle), stellenweise bis zu deren Basis aus Kaolin und Fels. Man beachte die Dichte der eingetragenen und zur Rekonstruktion verwendeten Bohrungen als Ausdruck des hohen Erkundungs- und Erforschungsgrades.
Konkretes Bohrprofil der geologischen Abfolge im Tagebau Groitzscher Dreieck (heutiger Luckaer See)
DAS MITTELDEUTSCHE SEENLAND
VOM WANDEL EINER LANDSCHAFT
DER SÜDEN
Panoramaübersicht mit Blick nach Norden vom Kulkwitzer See mit Kulkwitzer Teilbecken und angrenzender, bewaldeter Hochkippe (im Bild vorn links) und Miltitzer Becken mit Lausener Bucht und angrenzendem Neubaugebiet von Leipzig-Grünau (im Hintergrund). 2007.
DIE STADTNAHEN SEEN – LEIPZIGER NEUSEENLAND
Kulkwitzer See
Braunkohlentagebau Kulkwitz-Miltitz
Die wertvollste Hinterlassenschaft in denkbar größter Großstadtnähe des genau 100 Jahre bei Markranstädt betriebenen Braunkohlenbergbaus ist der ca. 30 Mio. m3 fassende Hohlraum der Tagebaue Kulkwitz und Miltitz. Der Braunkohlenbergbau hatte 1864 mit Tiefbau begonnen und fand nach mehreren Unterbrechungen 1936 eine Fortsetzung mit dem ein Jahr später eröffneten Übertageaufschluss »Christian«, der sich allmählich über die Felder Kulkwitz und Miltitz bis zum Sicherheitspfeiler der verlegten B 87 ausdehnte. 1963 fand die Bergbautätigkeit ihren endgültigen Abschluss. Schon im März 1963 war die Wasserhaltung eingestellt worden. Die Geburtsstunde für die Entstehung des ersten großen Bergbausees am Rande der Großstadt Leipzig mit ihrer unmittelbar benachbarten rund 100000 Einwohner zählenden DDR-Neubausiedlung Grünau wurde eingeläutet.
Der Tagebau gewann das 6 bis 10 m, maximal 13 m mächtige Böhlener Oberflöz. Geringmächtige sandige Meeresablagerungen der Oligozänzeit und das klassische Profil der mitteldeutschen Eiszeitfolge aus drei Eiszeiten, die geologisch Interessierte aus vielen Ländern der Erde anlockten und lange das Eiszeitmekka der angehenden Geologen der DDR bildeten, bedeckten als ein ca. 20 bis 25 m mächtiger Schichtkomplex das Flöz. Mit dem ansteigenden Seespiegel verschwand ein Großteil dieser letztgenannten, im Tagebau Kulkwitz-Miltitz über Jahre sichtbaren und für das gesamte mitteldeutsche Gebiet typischen eiszeitlichen Sedimentabfolge unter Wasser. Sie offenbarte zwei, nur durch Eisstausee- (Bändertone) und Schmelzwassersedimente (glaziale Sande und Kiese) voneinander getrennte elstereiszeitliche Grundmoränen, welche die zweifache Überfahrung des Gebietes durch das skandinavische Inlandeis während der Elstereiszeit vor ca. 340000 Jahren dokumentieren. Die nächstjüngere Vereisungsperiode, die der Saaleeiszeit, war in der Abfolge durch das Auftreten einer weiteren, über den elstereiszeitlichen Sedimenten lagernden Grundmoräne ausgewiesen. Auch die wiederholte natürliche Verlegung der Flussläufe während des Eiszeitalters war mit dem gemeinsamen Nachweis von Flusssedimenten der Saale (frühelstereiszeitliche Saaleschotter) und der Weißen Elster (frühsaaleeiszeitliche Weißelsterschotter) innerhalb der Quartärprofile des Tagebaues Kulkwitz-Miltitz zu studieren. Und nicht zuletzt begeisterte ein am Lausener Kliff aufgeschlossener und den Zerfall des sibirischen Dauerfrostbodens in Mitteleuropa dokumentierender Tropfenboden aus der frühen Elstereiszeit das Herz der Geologen.
»Arizona-Krater« am Rande von Leipzig. 1960.
Geologische Abfolge im Tagebau Kulkwitz-Miltitz: Vor allem seiner klaren Eiszeit-Schichtenfolge wegen war der letzte Teiltagebau, die Grube Miltitz-Lausen, nach dem Zweiten Weltkrieg ein beliebter Exkursionspunkt. Schätzungsweise 1500 Exkursanten haben ihn allein zwischen 1956 und 1970 besucht, darunter anlässlich des XXIII. Welt-Geologenkongresses in Prag auch eine größere Gruppe Erdwissenschaftler aus 14 Ländern. 1960.
Abfolge der eiszeit- und braunkohlenzeitlichen Schichten
heute noch sichtbar
2 Saalemoräne (Geschiebemergel), 4 Schotter der Weißen Elster (Weißelsterschotter, Hauptterrasse);
unter dem Wasserspiegel
Elstereiszeit: 6 Obere Elstermoräne (Geschiebemergel), 7 Miltitzer Seeton (Bänderton), 8 Sande und Kiese des Miltitzer Horizontes (Schmelzwassersedimente), 9 Untere Elstermoräne (Geschiebemergel), 10 Dehlitz-Leipziger Seeton (Bänderton), 11 Schotter der Saale (Frühelsterterrasse);
Tertiär: 13 Meeressande der Urnordsee (Oligozän), 14 Böhlener
Oberflöz (Flöz IV, Oligozän).
Der Lausener Tropfenboden als Zeuge jahreszeitlicher Auftauprozesse des oberflächennahen Dauerfrostbodens während der Elstereiszeit am Lausener Kliff des Tagebaues Kulkwitz-Miltitz. 1973.
Schichten Elstereiszeit: 9 Untere Elstermoräne (Geschiebemergel), 10 Dehlitz-Leipziger Seeton (Bänderton), 11 Schotter der Saale (Frühelsterterrasse).
Geologischer Schnitt durch den Kulkwitzer See.
Kulkwitzer See
Mülldeponie oder Naherholungsgebiet? Das war die lange diskutierte Frage der Nutzung des Restloches. Der mit dem Bau der Satellitenstadt Leipzig-Grünau wachsende Bedarf an Naherholungsfläche, ein Politikum für Leipzig, und der Schutz des Grundwassers gaben für die Naherholung den Ausschlag. Die Planung unter H. Walther war schon Ende der 1950er Jahre bis in Details fortgeschritten. Eine geplante Fremdwasserzufuhr zur schnellen Füllung scheiterte. Bezüglich der Wasserqualität war die Beschränkung auf das natürliche Dargebot an Grundwasser zwar ein Vorteil, dafür musste eine Fülldauer von mindestens 10 bis 15 Jahren in Kauf genommen werden, was sich durch ständige Wasserentnahmen noch weiter verzögerte. Mit der ersten geschlossenen Wasserfläche noch im Kohleniveau entwickelte sich der hebende See zu einem sommerlichen Anziehungspunkt für Tausende von Erholungssuchenden. 1965 hatte sich der Wasserspiegel vom örtlichen Bezugspunkt +82 m NN um 8,4 m gehoben, 1970 um 18,1 m, 1975 um 23,4 m und 1980 um 27,3 m. Um 1990 erreichte er mit 32 m die vorausgesagte Marke von +114 m NN. Die Beendigung von Wasserhebungen in der näheren und weiteren Umgebung des Einzugsgebietes nach der Wende führten schließlich zum mittleren Endstand von ca. +114,5 bis 115 m NN. Die am Rand unscharf terrassierte trogartige, wassergefüllte Senke besitzt ein Volumen von rund 25 Millionen m3.
Der Kulkwitzer See ist als oligotropher nährstoffarmer Klarwassersee mit geringem Phyto- und Zoo-Planktonaufkommen durch sehr hohe Sichttiefen zwischen 8 bis 14 m gekennzeichnet. Die damit verbundene Lichtdurchflutung führt zu einer starken und flächigen Besiedlung von Unterwasserpflanzen (submerse Makrophyten) mit einer Dominanz der Armleuchteralgen (Characeen) bis in diese Tiefenbereiche. Beides macht ihn zum Eldorado des Tauchsports mit europaweitem Bekanntheitsgrad. Darüber hinaus ist er mit seiner aus mindestens zwölf verschiedenen Arten bestehenden Fischfauna, darunter Hecht, Barsch, Plötze, Rotfeder, Schleie, Aal und mehrere Karpfenarten, ein gesuchter Ort des Angelsports. Das Wasser des Kulkwitzer Sees ist durch einen mittleren Gesamtgehalt an gelösten Salzen (1450-1650 mg/l), durch neutrale bis schwach alkalische pH-Werte (7,0-8,4) und durch ein breites Spektrum an gelösten Ionen (Calcium, Magnesium, Kalium, Natrium, Sulfat, Chlorid, Hydrogenkarbonat) gekennzeichnet. Sauerstoff ist ganzjährig bis in das Tiefenwasser nachweisbar.
Nicht nur die Großstadtnähe, vor allem das saubere, klare Wasser mit einer hohen Transparenz bis in große Tiefe und mit fast allen Merkmalen eines Trinkwassers, die Gestalt des Sees mit seinen geschwungenen Rändern, die unterschiedlichen Uferhöhen und die ihn deutlich überragende bewaldete Kippe im Südwesten, nicht zuletzt solche morphologischen Besonderheiten wie die Lausener Bucht, die dem See insgesamt ein naturnahes Bild verleihen, machen seine ungebrochene Anziehungskraft und Beliebtheit aus, obwohl er mit nur 1,5 km2 zu den kleineren der Tagebauseen der Region zählt. Kleine Hafenanlage, günstige Badegelegenheiten auf bodenständigem sauberem Sand und Kies, Bootsausleihe, Restaurants und Campingmöglichkeiten ließen das insgesamt 2,8 km2 große Naherholungsgebiet zu einer nutzungsfreundlichen Stätte werden. Für den Botaniker sind sein Umfeld und hier insbesondere die südwestlich angrenzende Hochkippe ebenfalls ein Eldorado. Ihr aus gemischten Substraten kalkhaltiger tertiärer (oligozäne Meeressande) und quartärer (muschelkalkführende Saale-Schotter; eiszeitliche Grundmoränen) Sedimente bestehender Boden bietet die Grundlage für den Nachweis seltener und vielfach geschützter Pflanzenarten, so z. B. von Rotem Zahntrost (Odontites vulgaris), Rundblättrigem Wintergrün (Pyrola rotundifolia), Gewöhnlicher Golddistel (Carlina vulgaris), Gewöhnlichem Seidelbast (Daphne mezereum) sowie auch von zahlreichen bekannten Orchideenarten, darunter das Bleiche Waldvöglein (Cephalanthera damasonium) und das Große Zweiblatt (Listera ovata; freundliche Mitt. K. Heyde). Am aufgehenden Restloch Kulkwitz fanden ab 1963 Studien über den schrittweisen Einzug der Vogelwelt auf die natürlich bewachsenen Tagebauhänge statt, seinerzeit eine vogelkundliche Pionierleistung in Deutschland. Der Miltitzer Chemiker Harald Dorsch dokumentierte den Wandel der Artengemeinschaften vom Stadium karg bewachsener Offenbodenstandorte bis zum lichten Kippenvorwald. Herrschten anfangs Flussregenpfeifer, Steinschmätzer, Kiebitz und Feldlerche vor, wechselte das Bild in 15 Jahren auf spezifische Weise zur Dominanz von Baumpieper, Rohrammer und Sumpfrohrsänger, die heute der Vogelfauna des Kippenwaldes gewichen sind. Mit seinem Umfeld gilt der Kulkwitzer See als das ökologische Referenzobjekt für die zukünftige Entwicklung der Bergbaufolgeseen in der mitteldeutschen Seenlandschaft.
Nordöstliche Abbauwand des Tagebaues Kulkwitz-Miltitz. In der Grube durch Selbstentzündung ausgelöster Flözbrand im Böhlener Oberflöz. 1955.
Die Anziehungskraft des Kulkwitzer Sees für Erholung und Wassersport begann schon im Stadium seines Seespiegelanstiegs. Provisorisch eingerichteter Hafen am Kulkwitzer See mit Anlegestegen und Segelbooten. 1973.
Am Ostufer. Von Beginn an wurde der Kulkwitzer See zum Refugium einer immer größer werdenden Schar von Wasservögeln, namentlich in der Herbst- und Winterzeit. In den 1990er Jahren konnten zeitweise über 500 Blesshühner, bis zu 48 Schwäne einschließlich Nachzucht, weit über 100 Enten, vor allem Stockenten, einige hundert Möwen, und einzelne Haubentaucher beobachtet werden. 1990.
Ostufer des Kulkwitzer Sees mit Blick zur gegenüberliegenden bewaldeten Hochkippe. 1991.
Zu einem farbenfrohen Ensemble vereintes Bild ›fossiler‹ und rezenter Vegetation in einem Gartengrundstück am Kulkwitzer See. Die im Bereich des Böhlener Oberflözes (Flöz IV) u. a. in den Tagebauen Böhlen-Espenhain und Kulkwitz-Miltitz zahlreich angetroffenen verkieselten Hölzer und Stämme (Kieselhölzer) waren begehrte Objekte zur Gestaltung von Gärten, Parks und Außenanlagen. 2003.
Kunst am Kulkwitzer See. Blick nach Südwesten vom Ratzelberg auf gegenüberliegendes Hochkippenufer. Rechts im Vordergrund Ufer der vorspringenden Halbinsel des »Lausener Schlauchs«, im Hintergrund Markranstädt. 2000.
Es war ein Sieg der Zusammenarbeit engagierter Landschaftsplaner, Geologen und Freunde des Kulturbundes, nicht zuletzt auch mit Vertretern des Bergbaues, die den Begehrlichkeiten Einhalt boten, das unmittelbar am Rande der Stadt Leipzig liegende Restloch für die Beseitigung des Mülls der Stadt Leipzig (Asche der Kraftwerke, Bauschutt und Aushubmassen) kostengünstig und in geringer Entfernung zu nutzen. Sie nahmen in letzter Minute noch Einfluss auf die Gestaltung des Restloches. So wurde der Geologenvorschlag realisiert, zur Verbesserung der Grundwasserzusickerung den hier sichtbaren »Lausener Schlauch« anzulegen. Dieser ist vor allem bei winterlichen Stürmen längst zu einer schützenden Bucht für Hunderte von Wasservögeln geworden. 2003.
Dem außerhalb größerer Fließgewässer liegenden Kulkwitzer See kann eine Lebensdauer von über 10000 Jahren vorausgesagt werden, wohl eher eine längere als eine kürzere. Einzig der Mensch könnte ihn vor seiner natürlichen Lebenserwartung auslöschen oder ein zweites Phänomen: das Inlandeis einer nächsten Kaltzeit. Blick von der südlichen Hochkippe über den Kulkwitzer See auf seinen mittleren Oststrand. 2004.
Stürmischer Kulkwitzer See. 2003.
Markranstädter Seite des Kulkwitzer Sees. 2011.
Zwillingspaar Wallendorfer See und Raßnitzer See
Der Braunkohlentagebau Merseburg-Ost
Anfang der 1970er Jahre verlagerte sich der seit 1940 unmittelbar nördlich der Weißen Elster zwischen Schkeuditz und Halle umgehende großflächige Kohleabbau (Tagebau Lochau) nach Süden und erreichte damit das Kerngebiet der zwischen den Flüssen Weiße Elster und Luppe gelegenen Auenlandschaft. Es begann die Erschließung der Salzkohlefelder des rund 20 Kilometer westlich der Großstadt Leipzig und kurz vor dem Überschreiten der Saale bei Merseburg gelegenen Tagebaus Merseburg-Ost. Auf einer Fläche von ca. 1350 ha wurden aus ihm in der Zeit von 1971 bis 1991 insgesamt rund 115,5 Mio. t Kohle gewonnen, davon ca. 91 Mio. t aus seinem westlichen Baufeld Wallendorf (Baufeld 1a; Kohleabbau von 1971 bis 1989) und ca. 24 Mio. t aus seinem östlichen Baufeld Raßnitz (Baufeld 1b; Kohleabbau 1983 bis 1991). Nach Beendigung des Kohleabbaus 1991 verblieben in den schon erkundeten Tagebaufeldern geschätzte Kohlevorräte von ca. 260 Mio. t. Abgebaut wurden im Tagebau Merseburg-Ost maximal drei Flöze. Hauptsächlich gewonnen wurde das tieferliegende und dem Hauptflöz des südlichen Weißelsterbeckens entsprechende, obereozäne Flöz Bruckdorf mit durchschnittlichen Mächtigkeiten von 11 bis 17 m (maximal bis 36,5 m); im Falle abbauwürdiger Mächtigkeiten zusätzlich die im oberen Teil der tertiären Schichtenfolge auftretenden und mit dem unteroligozänen Böhlener Oberflöz im Weißelsterbecken korrelierenden Flöze Lochau (bis 3 m mächtig) und Gröbers (bis 5 m mächtig). Zusätzlich zur Kohle wurden zwischen dem tieferen Flöz Bruckdorf und dem hangenden Flöz Lochau vorkommende, mächtige Tertiärtone (Unterer und Oberer Bruckdorfer Ton) mit einer Förderung von insgesamt 1,1 Mio. t für die Ziegelindustrie abgebaut. Als weiterer wichtiger Begleitrohstoff verließen 14,1 Mio. t Kies (Niederterrasse) den Tagebau.
Die Geologie des Tagebaues Merseburg-Ost, und hier insbesondere die komplizierte Lagerung und die erhöhte Mächtigkeit seiner Kohleflöze, ist im Wesentlichen durch seine Lage westlich eines im Untergrund Nordwest-Südost verlaufenden Störungssystems bedingt. Östlich der sogenannten Halle-Störung bilden nicht auslaugfähige Gesteine (permokarbone Sedimentgesteine und Vulkanite der Halle – Wittenberger Scholle; proterozoische Grauwacken des Nordwestsächsischen Sattels) die Basis der braunkohleführenden tertiären Schichtenfolge im Untergrund. Westlich dieser Störung liegt die braunkohlenführende Formation (Tertiär) unmittelbar auslaugfähigen Gesteinen (Anhydrit, Dolomit, Kalkstein, Salze) des Zechsteins und Unteren Buntsandsteins auf. Die Halle-Störung kreuzt westlich von Schkeuditz die Elster-Luppe-Aue. Dies hat zur Folge, dass im Osten weitgehend horizontale, epirogene Braunkohlenflöze (Leipzig-Bornaer Kohlerevier) auftreten, während die Flöze westlich von ihr durch Mächtigkeitsanschwellungen und gestörte Lagerungsverhältnisse charakterisiert sind. Letztere kennzeichnen die geologischen Verhältnisse im Tagebau Merseburg-Ost.
Bis in die liegende Kohle des Flözes Gröbers hineinreichende sibirische Frostspalte aus der letzten Eiszeit im Tagebau Merseburg-Ost, Baufeld Ib (Raßnitz). 1990.
Ensemble an Feuerstein-Artefakten aus weichseleiszeitlichen Schottern der Weißen Elster (Niederterrasse) des Tagebaues Merseburg-Ost. 1994.
Die unter den braunkohlezeitlichen Schichten liegenden auslaugungsfähigen Gesteine wurden erstmals mit der in den Jahren 1880 bis 1886 abgeteuften und nur wenige Kilometer südlich des Tagebaufeldes Merseburg-Ost liegenden »Tiefbohrung Schladebach« komplett durchbohrt. Dabei erreichten die Salinarschichten des Zechsteins Dicken von 164,6 m, die Schichten des Buntsandsteins 149,3 m. Mit einer Endteufe von 1748,40 m zählte die unter Leitung des Oberbergrats und Oberinspektors Karl Köbrich (1843–1893) niedergebrachte Tiefbohrung Schladebach bis 1893 zum tiefsten Bohrloch der Welt. Ihre Geschichte ist heute in der Heimatstube in Kötzschau dokumentiert.
Die Auslaugungsprozesse (Subrosion) in den liegenden Schichten (Zechstein, Röt) führten in den tertiären Hangendsedimenten zum Auftreten der Kohle in Kesseln und zur Loch- und Dolinenbildung. Des Weiteren kam es zum Aufstieg von salzführenden Wässern (Solen) aus dem Untergrund entlang von Störungszonen, zum Teil bis an die Oberfläche. Letzteres wird u. a. durch die im südlichen Umfeld des Tagebaues Merseburg-Ost bekannten Solquellen und Salinen von Kötzschau (erstmals 1333 erwähnt und somit älteste Saline im Gebiet) bzw. von Bad Dürrenberg (Sole 1763 erschlossen) dokumentiert, wie auch durch die in der Elster-Luppe-Aue nachgewiesene Salzpflanzengesellschaft (z. B. Gemeine Salzschwaden) angezeigt. Die Zufuhr von Salinarwässern aus dem Untergrund während und nach Abschluss der Moorbildung führte zur Entstehung von Salzkohlen. Ihre hohen Salzgehalte (Na2O im Mittel bis 2,2 %; Chlorid bis maximal 8 %) ließen sie oft nur als Brikettierkohle Verwendung finden (z. B. Hauptflöz Bruckdorf im Tagebau Merseburg-Ost). Auch die Abscheidung von Karbonaten innerhalb der Braunkohlenflöze, d. h. das Auftreten sogenannter Kohlekalke in Form von Konkretionen bis 3 m Durchmesser bzw. von durch Kalk versteinerten Baumstubben ist typisch. All diese auslaugungsbedingten komplizierten geologischen Erscheinungen offenbarten zwei Seiten: Für den Bergmann waren sie in Bezug auf die Gewinnung und Verarbeitung der Kohle und ihrer Begleitsedimente in erster Linie Bürde, Ärgernis und Herausforderung; hingegen für den Geologen, Archäologen und Naturwissenschaftler eine Offenbarung und weckten die Neugier zum Studium dieser und weiterer geologischer Phänomene. Und in Letzterem offenbarte der Tagebau Merseburg-Ost noch weitere Überraschungen. Das Durchschneiden der Weiße Elster-Luppe-Aue durch den Tagebau führte zum Anschnitt bedeutsamer geologischer Profile von Fluss- und Auensedimenten der Weißen Elster, die den jüngsten Zeitabschnitt des Eiszeitalters, den Abschnitt Weichselglazial bis Holozän, kennzeichnen. In den Flussschottern der Weißen Elster (Niederterrasse) zeugen mehrere Niveaus tiefreichender Strukturen ehemaliger Eiskeile von den kaltariden Verhältnissen mit Dauerfrostboden im Weichselglazial, darin aufgefundene mehr als 2700 Steinartefakte (Abschläge, Abschlaggeräte, Kerngeräte) und Großsäugerreste (Knochen) mit Bearbeitungsspuren von der Jagdtätigkeit unserer eiszeitlichen Vorfahren. Und die bis 4 m mächtigen holozänen Auenlehme mit mehreren Bodenhorizonten und zahlreich darin vorkommenden subfossilen Hölzern (darunter die älteste datierte holozäne Mooreiche mit einem Radiokarbonalter von ca. 8790 Jahren) und archäologischen Befunden, insbesondere aus der Jungbronze- und Früheisenzeit, sind Belege für die Platznahme von Vegetation, Tierwelt und Mensch in den Flussauen am Ende der letzten Eiszeit und zu Beginn der holozänen Warmzeit bis heute.
Wallendorfer See und Raßnitzer See
Mit Flutung des Tagebaues Merseburg-Ost seit 1998 wird die Weiße Elster-Luppe-Aue in ihrem westlichen Teil durch zwei große Seen geprägt, das Zwillingspaar des westlichen Wallendorfer (343 ha; ehemaliges Baufeld 1a) und des östlichen Raßnitzer Sees (315 ha; ehemaliges Baufeld 1b). Beide sind eingerahmt von der Luppe im Süden und von der Weißen Elster im Norden, und sind durch die Sedimente der Innenkippe des ehemaligen Tagebaus nur wenige Hundert Meter voneinander getrennt. Das Seenpaar gehört zu den großen neu entstandenen Bergbauseen im Unterlauf der Weißen Elster des Mitteldeutschen Seenlandes. Geografisch bildet es das Bindeglied zwischen den stadtnahen Seen Leipzigs (u. a. Kulkwitzer, Cospudener, Markkleeberger, Störmthaler und Zwenkauer See) und denen des Geiseltales (u. a. Geiseltalsee, Runstedter See, Großkaynaer See) im Süden der Großstadt Halle.
Die Flutung der beiden Seen erfolgte anfänglich (1998–2000) durch Einspeisung von Wässern aus der angrenzenden Weißen Elster; die Endwasserspiegelhöhen von +82,3 m über NN (Wallendorfer See) bzw. von +85,3 m über NN (Raßnitzer See) wurden in den Jahren 2002–2004 über den Zustrom von Grundwässern erreicht. Hydrologisch bedeutsam für beide Seen ist der Zutritt von Salinarwässern aus dem Untergrund. So sind die 28 m (Wallendorfer See) bzw. 36 m (Raßnitzer See) tiefen Seen durch die Ausbildung einer bis 10 m mächtigen, stabilen, salzreichen Wasserschicht am Seegrund (Monimolimnion) gekennzeichnet. Sie zeigt bei meerwasser-vergleichbar hohen Salzkonzentrationen (27 bis 72 Promille) eine Dichte bis 19 g/cm³ und unterlagert die süßwasserdominierte, durch schwach alkalische pH-Werte (7,2–7,8) gekennzeichnete obere Wassersäule der Seen. Hohe gelöste Konzentrationen an Natrium (1042 mg/l), Magnesium (60 mg/l), Calcium (288 mg/l), Chlorid (1120 mg/l) und Sulfat (1000 mg/l) im Oberflächenwasser des Wallendorfer Sees weisen ihn geochemisch als einen durch natürliche Solwässer beeinflussten Bergbausee aus.
Das Seenpaar der Weiße Elster-Luppe-Aue hat sich mit seinem Umfeld heute zu einem bedeutsamen Naturrefugium und zu einem Gebiet der Naherholung und des sanften Tourismus entwickelt. So wurden 2002 über 100 ha Fläche im Südbereich des Raßnitzer Sees vom Naturschutzbund (NABU) erworben, die mit ihren flachen und steilen Ufern, ihren Schilfröhricht-, Gehölz- und Wiesenflächen als Rückzugsgebiet und Rastplätze für zahlreiche Vogelarten (Saat- und Blessgänse, verschiedene Möwenarten, Tauch- und Schwimmenten, Uferschwalbe, Rothalstaucher, Drosselrohrsänger, Schwarzkehlchen u. a.) dienen. Verschiedene Rad- und Wanderwege (z. B. Elsterradweg, Gosewanderweg) mit Aussichtspunkten (Raßnitz) und Informationstafeln führen um beide Seen bzw. streifen diese. Mehrere kleine, sandige Badestrände und ein sich entwickelnder sanfter Wassertourismus geben die Möglichkeit der Erholung. Sie kennzeichnen den Wallendorfer See in seinem Südund Nordteil.
West-Ost-Schnitt Merseburg – Schkeuditz
Stark gebändertes Hauptflöz (Flöz Bruckdorf) mit darin eingelagerten Kalkkonkretionen als Hindernisse des Kohleabbaus an der Südböschung des Tagebaues Merseburg-Ost. 1978.
Badestrandniveau: Obere geologische Folge im Tagebau Merseburg-Ost, Niederterrassenschotter der Weißen Elster mit Artefaktfunden, darüber holozäner Auelehm mit Bodenbildungen. 1991.
Neben Findlingsbergen aufgereihte Eichenstämme aus der holozänen Auenfolge des Tagebaues Merseburg-Ost mit einem Alter um 5000 bis 8000 Jahre. 1987.
Durch einen Damm mit darauf entlang führendem Rundweg abgetrennt, grenzt das Westufer des Wallendorfer Sees an aktive (Kieswerk Lössen) und zum Teil stillgelegte Kiesabbaue. Diese in holozänen und weichselglazialen Schottern der Weißen Elster (Niederterrasse) stehenden Kiesabbaue hinterlassen zahlreiche Kiesseen (z. B. Kleinliebenau). Gemeinsam mit den existierenden großen Kiesabbauen und Kiesseen südlich von Wallendorf und Zöschen, in denen spätelster- bis frühsaaleeiszeitliche Schotter und Sande des Flusses Saale (Wallendorfer Schotter) mit darin zahlreich vorkommenden Artefaktfunden des Clactonien als älteste Belege menschlicher Tätigkeit in Mitteldeutschland gewonnen werden, entstehen im Umfeld des Zwillingspaars von Wallendorfer und Raßnitzer See in Zukunft weitere Seen als natürliches Rückzugsgebiet von Fauna und Flora in der Weiße Elster-Luppe-Aue.
Wallendorfer See mit abgeschrägter Böschung aus Auelehm und Kiessand mit noch sichtbarem, anstehendem Hauptflöz. 1995.
Winter am aufgehenden Wallendorfer See. 1996.
Neugierige Flurhüter am Südufer des Wallendorfer Sees. 2010.
Abendstimmung am Raßnitzer See. 2011.
Ob Stand-, Strich- oder Zugvogel, die neue Seenlandschaft bietet allen ein Rückzugs- und Erhaltungsgebiet, zeitweise und auf Dauer. Raßnitzer See. 2012.
Blick über den Wallendorfer See nach Nordwesten mit Kraftwerk Schkopau im Hintergrund (im Bild links) und der Ortslage Wegwitz am westlichen Ausläufer des Raßnitzer Sees. 2005.
Südufer des Raßnitzer Sees. Im linken Bild die verlandende Luppe im Vordergrund. 2012.
Südufer des Wallendorfer Sees mit Sandstrand und Röhrichtzonen sowie vorgelagerten Vogelschutzinseln. 2012.
Legende zu Seite 42: Übersichtskarte der Seen im Leipziger Südraum
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