Kitabı oku: «Sagen und Legenden aus Steyr und Umgebung», sayfa 2

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Die Gründungssage der Burg Steyr

Es war vor sehr langer Zeit. Da ritten eines Tages zwei junge Ritter auf schönen, edlen Pferden einen breiten, halb mit Gras bewachsenen Saumpfad entlang; bald ritten sie durch schattendunklen Wald, bald über grüne Fluren, die zwischen den Wäldern lagen. Sie waren von weither über das Hügelland gekommen und ritten gegen Süden, dem Gebirge zu. Zur Linken hatte jeder ein Schwert, dessen metallische Scheide an die eisernen Steigbügel schlug und glöckelte. Die Lanzen hatten sie angriffslustig in Händen, denn zu jener Zeit hausten in den vielen urwaldartigen Wäldern noch Bären, Wölfe und anderes Raubgetier.

Die beiden Ritter redeten nicht viel, sondern ritten schweigend durch die Gegend. Ihre Blicke aber ließen sie wie suchend über die hügelige Gegend schweifen. Dort und da, unter dem Laub der Bäume schier versteckt, lag ein aus Holz gebautes Bauernhaus, zaunumschlossen, am Saume eines Waldes. Auf den Feldern verrichteten Bauersleute ihre Tagesarbeit, die Waffen griffbereit in ihrer Nähe; denn es war, wie gesagt, noch eine gefährliche Zeit, wo Raubtiere durch die Gegend strichen.

Lange waren sie schon durch das Land geritten. Plötzlich standen die Ritter mit ihren Pferden am Rande eines steil, fast senkrecht abfallenden Berghanges. Voll Verwunderung sahen sie auf das herrliche Landschaftsbild, das sich vor ihren staunenden Augen auftat. Tief drunten rauschten und schäumten zwei Bergflüsse, die durch Auen von verschiedenen Richtungen kamen und sich hier zu einem Fluss vereinigten, der, von Auwaldbäumen besäumt, seine Wasser rauschend nordwärts wälzte. Sie sahen in das schöne Tal, sie sahen die grünen Berge, sie sahen die gewaltigen Felsenberge, deren weißgraue steinerne Häupter weit südwärts in die Bläue des Himmels ragten.

Entzückt von der Schönheit dieses Landschaftsbildes sprach der eine Ritter: »Hier ist es schön, hier wollen wir uns eine Burg bauen!« »Du hast recht, Bruder, und hier für immer bleiben.« Sie sahen sich nach einem geeigneten Platz zum Bau einer Burg um. Meinte der eine: »Der schönste Platz ist diese bewaldete Anhöhe, auf der wir stehen.« »Nein«, sagte der andere, »der beste und schönste ist drüber dem Fluss, dort auf dem dreieckigen Felsen, der sich zwischen den zwei Flüssen in die Wassergabel vorschiebt.« »Der schönste Platz ist aber hier«, so der eine. »Der sicherste aber ist dort drüben.« So der andere. So stritten sie lange fort und konnten sich nicht einigen.

Und so musste nach dem alten ritterlichen Brauche durch einen Zweikampf darüber entschieden werden, wo die Burg zu stehen kommen sollte. Hart rannten die beiden Brüder gegeneinander, bis einer aus dem Sattel geschleudert wurde. Nach dem Willen des Siegers wurde die Burg auf jenem Felsen erbaut, den die Fluten der Steyr bespülten. Daher wurde die Burg »Steyrburg« genannt. Handwerker mit ihren Familien siedelten sich hier an, denn im Schutz des Burgherrn konnten sie friedlich arbeiten. Im Laufe der Zeit entstand die Stadt Steyr, so genannt nach der Steyrburg. Auf der Anhöhe aber, wo der unterlegene Ritter die Burg bauen wollte, steht heute das kirchenähnliche, mauerumfangene Gebäude mit dem schlanken Türmlein, auf dessen Spitze der Wetterhahn sich nach dem Winde dreht und so den Leuten gutes oder schlechtes Wetter kündet. Dieses weiß schimmernde, freundliche Gebäude schaut aus luftiger Höhe hernieder auf die Stadt und wird »Tabor« genannt.

Der Ritter Heinz Scheck von Steyr

Im Mittelalter lebte in Steyr das Rittergeschlecht der Schecken. In langer Geschlechterfolge existierte dieses Geschlecht, das in Steyr eine hervorragende Rolle spielte, von 1126 bis 1465, dann starb es wahrscheinlich aus, weil man nichts mehr von ihm hörte. Einige der Schecken waren Burggrafen von Steyr. Einer der Schecken, und zwar Ritter Otto von Scheck, wurde im Jahre 1213 von dem wilden Ritter Otto Düring von Ternberg im Streite, dessen Ursache unbekannt ist, mit anderen im Freithofe von Garsten erschlagen. Dieser rauflustige Ritter ordnete hernach einige persönliche Angelegenheiten mit Abt Konrad III. vom Kloster Garsten und zog, wie es heißt, aus Reue über seine blutige Tat und zur Sühne als Pilger nach Rom und in der Folge als Kreuzritter mit Herzog Leopold V. von Österreich und Kaiser Friedrich II. nach Palästina, wo ihm in der Fremde das geschah, was er in der Heimat anderen getan: Er wurde dort erschlagen. Ein anderer der Schecken ist im Laufe der Zeit zur Sagenfigur geworden. Es war dies, wenn man der Sage glauben darf, der Ritter Heinz Scheck von Steyr. Von ihm erzählt die Sage gar Löbliches. Der junge, schöne Ritter Heinz Scheck lebte am Hofe Herzogs Leopold V., des Tugendsamen. Diesen Ritter schätzte und liebte der Herzog unter allen Rittern seines Hofstaates wegen seiner guten ritterlichen und menschlichen Eigenschaften am meisten; denn er war tapfer und immer siegreich im Turnier, welches Waffenspiel der Herzog so sehr liebte. Aber eines besaß der Ritter Heinz nicht, nämlich Reichtum; er war arm wie eine Kirchenmaus. So sehr Heinz Scheck in der Gunst des Herzogs stand, einmal aber sollte er sich doch diese Gunst, freilich unbeabsichtigt, verscherzen.

Eines Tages fand in der Steyrburg ein Turnier statt, zu dem sich viele Ritter in ihren kunstvoll gearbeiteten Eisenkleidern einfanden. Bei diesem Turnier warf der Ritter Heinz Scheck einen nach dem anderen in den Sand. Als kein Ritter mehr da war, mit dem er sich hätte messen können, ritt Herzog Leopold, der ein Meister dieses Waffenspieles war, mit dem Ritter Heinz in die Schranken. Dieser rannte den Herzog mit solchem Ungestüm an, dass er durch den wuchtigen Lanzenstoß im Bogen aus dem Sattel geworfen und höchst unsanft in den Sand geschleudert wurde, wo er wie tot liegen blieb. Die Beistände eilten zu Hilfe und bemühten sich um ihn. Als er zur Besinnung gekommen war und sich wieder erholt hatte, schwur er, lieber sein Lieblingsdorf Pfarrkirchen zu verschenken, als diesem groben Draufgänger noch einmal die Hand zu reichen. Außerdem bannte er ihn von seinem Hofe.

Nach einiger Zeit lud der Herzog die Ritter abermals zu einem Turnier in die Steyrburg. Bedingung aber war, dass jeder Ritter nur im reichsten Schmuck der Rüstung zu erscheinen habe, ein anderer aber zu diesem Kampfspiel nicht zugelassen würde. Das tat der Herzog, um den armen Ritter Heinz Scheck zu ärgern, dem es wegen seiner einfachen Rüstung unmöglich war, daran teilzunehmen.

Die unfreiwillige Muße, die dem Ritter Heinz durch die Verbannung vom Hofe auferlegt war, verbrachte er damit, dass er die Wälder um Steyr durchstreifte und dem Wilde nachjagte. Eines Tages, kurze Zeit vor dem angesagten Turnier, ritt er durch einen Wald. Da hörte er laute Hilferufe. Als er in die Richtung sprengte, sah er, dass sich ein Mann, der von einigen Straßenräubern überfallen worden war, verzweifelt wehrte. Heinz Scheck stürmte heran und die Strolche, vor den Schwerthieben weichend, ergriffen eiligst die Flucht. Der Mann, ein reisender jüdischer Kaufmann, bedankte sich herzlich. Der Ritter brachte ihn nach Steyr.

Als der Tag des Turniers erschienen war, kamen die Ritter in ihren kostbaren Rüstungen, die Harnische glänzten und funkelten. Jedes Pferd trug einen Überwurf aus Tuch oder Seide mit dem Wappen seines Herrn. Alle aber übertraf der Herzog, dessen Rüstung vom Golde gleißte und glänzte. Da kam auch ein fremder Ritter mit geschlossenem Visier auf feurigem Rosse herangesprengt, dessen Rüstung von wunderbarer Schönheit war. Der Herold verkündete den Beginn der Kampfspiele. Die Beistände reichten den zum Kampfspiel bereiten Rittern die Lanzen. Der fremde Ritter warf jeden Ritter, der mit ihm in die Schranken geritten war, in den Sand, bis keiner mehr da war, mit dem er noch nicht gekämpft hatte. Zum Schluss musste der Herzog den Waffengang mit dem siegreichen Ritter aufnehmen. Aber auch der Herzog, ehe er sich’s versah, lag schon im Sand. Der Herzog war voll Verwunderung über die Kraft und Gewandtheit des fremden Ritters, reichte ihm die Hand und versprach ihm eine Burg, wenn er an seinem Hof bleiben würde; aber er möge sein Visier öffnen. Heinz Scheck von Steyr – er war es – beugte das Knie vor seinem Fürsten und bat um Gnade, dass er es gewagt habe, vor den Augen seines Herzogs zu erscheinen. Ein reicher Kaufmann, den er vor Räubern gerettet, habe es ihm möglich gemacht, in dieser prächtigen Rüstung auf dem Turnierplatz zu erscheinen. Der Herzog reichte ihm verzeihend die Hand, nahm ihn wieder in Gnaden auf und schenkte ihm sein Lieblingsdorf Pfarrkirchen.

Das Leben Herzog Leopolds V. nahm durch ein Turnier, wie uns die Historie erzählt, ein trauriges Ende. Im Dezember des Jahres 1194 feierte der Herzog das Weihnachtsfest in Graz. Am 26. Dezember (Stefanitag) beteiligte er sich – er war schon 57 Jahre alt – an einem Turnier. Er stürzte mit seinem Pferde so unglücklich, dass ihm ein Bein zerschmettert wurde. Der am folgenden Tag eintretende Brand machte die Abnahme des Beines notwendig. Aber kein Arzt wollte ihm diesen gefahrvollen Dienst leisten. Da rief der Herzog seinen Kämmerer, er selbst setzte die Hacke auf das Bein, der Kämmerer musste mit einem Schlägel daraufschlagen; erst beim dritten Schlag war das brandige Bein ab. Am anderen Morgen deuteten die Ärzte dem Herzog die große Gefahr, in der er schwebe. Nachdem der Herzog das Ordenskleid der Cisterzienser angelegt hatte, starb er fünf Tage später am 31. Dezember 1194 und wurde seinem Wunsche gemäß zu Heiligenkreuz in Niederösterreich begraben.

Die Michaelerkirche in Steyr

Auf erhöhtem Platze, am Fuße der Taborleiten in Steyr, steht die prächtige barocke Michaelerkirche, die mit ihren hohen Zwillings-Türmen weit ins Land schaut. Das große, hoch droben zwischen den Türmen an die breite Wand gemalte Freskogemälde, das den Kampf des Erzengels Michael mit den abgefallenen Engeln und deren Sturz darstellt, fesselt den Blick jedes Fremden, der die schöne Stadt Steyr besucht.

Mit dem Gespinst der goldenen Sage ist diese Kirche überzogen; in allen Sagen, die sich um sie ranken, spielt der Teufel eine Rolle. Sie erzählt, dass die Michaelerkirche vom Teufel erbaut worden ist. Als er nach langer und mühevoller Arbeit fertig war, ist er durch ein Loch hinter dem Hauptaltar aus der Kirche gefahren. Dieses Loch soll vor Jahrzehnten noch zu sehen gewesen sein.

Nach einer anderen, im Volke verbreiteten Sage, hat vor langer Zeit der Teufel in einem großen Wald in der Umgebung von Steyr seine »Dörrstatt« gehabt, wo er in Vollmondnächten sein errafftes vieles schöne Geld »dörrte« oder, wie es auch so schön heißt, »bleichte«. Welchen Zweck das »Dörren« des Goldes hat, das zu wissen muss schon dem Teufel selber überlassen bleiben. – Mancher hätte in der damals goldarmen Zeit so ein blinkendes Goldstück brauchen können. Wer es aber gewagt haben würde, dem Teufel ein solches wegzunehmen, den hätte er in Stücke zerrissen.

Von dem Treiben des Teufels in nächtlicher Zeit erfuhr ein alter frommer Priester. Der beschloss, sich den Gehörnten einmal etwas näher anzusehen. Als er das Waldrevier erkundet hatte, wo sich der Teufel aufhielt und sein merkwürdiges geheimnisvolles Nachtgeschäft betrieb, machte er sich eines Abends auf den Weg dorthin. Inzwischen war es Nacht geworden. Er ging, als er angekommen, weit hinein in den finsteren Wald, durchstreifte ihn nach verschiedenen Richtungen, konnte aber den Satan nicht zu Gesicht bekommen. Schon wollte er umkehren und die Suche nach dem Teufel und seinem Golde aufgeben, da sah er plötzlich einen dämmeriggrünen Lichtstreifen durch den finsteren Wald schimmern. Auf den ging er zu und kam auf eine vom Vollmond beschienene Waldwiese. Mitten in dieser Wiese saß der Teufel auf einem Stein und »dörrte« einen vor ihm liegenden Haufen Goldstücke.

Der greise Priester ging furchtlos auf ihn zu, sagte einen bannenden Spruch, so dass der Teufel sitzen bleiben musste, wo er saß. Er musste alles tun, was der Priester ihm befahl; dem es sogar gelang, ihn zu zwingen, das Gold in bestimmten Raten und zu bestimmten Zeiten zum Bau der Michaelerkirche zu bringen, und zwar so lange, bis die Kirche fertig dastehe. Und der Teufel brachte zu der ihm vorgeschriebenen Zeit das Gold in Raten zum Kirchenbau herbei.

Als er die letzte Rate in die Kirche gebracht hatte, wurde er von dem alten Priester vom Banne gelöst, abgedankt und gewarnt, sich ja nicht mehr in Steyr blicken zu lassen. Voll Zorn und Wut über die so lange erzwungene Einschränkung seiner Freiheit und über den Verlust des vielen schönen Goldes, das er zum Bau der Kirche hatte bringen müssen, fuhr er brüllend hinter dem Hochaltar aus der Kirche und ließ in der Mauer ein Loch zurück, das, wie es heißt, nie recht vermauert werden konnte. Dieses Loch bringt eine weitere Sage in Verbindung mit einem Frevler, der sich in der Michaelerkirche an einem Tage zehnmal abspeisen ließ. Der Teufel holte ihn bei lebendigem Leibe und fuhr mit ihm durch das Loch in der Mauer hinter dem Hochaltar aus und davon.

Trotz des Verbotes, dass sich der Teufel in Steyr nicht mehr sehen lassen dürfe, wollte er doch wieder einmal in die Stadt gelangen. Es war um die Mitternachtszeit, da die Leute in den Kirchen der Christmette beiwohnten. Er wagte sich daher nicht herein, sondern musste, als er an der Michaelerkirche glücklich vorüber war, mit Höllenlärm über die dunkle Bürgerspitalstiege hinab und in die Steyr hineinjagen.

Die Ägidius-Glocke

Die altgotische, dem heiligen Ägidius geweihte Pfarrkirche der Stadt Steyr, die im Jahre 1443 vom ersten Baumeister Hans Buxbaum nach dem Muster der berühmten Stefanskirche in Wien zu bauen begonnen wurde, ist nach dem neugotischen Maria-Empfängnis-Dom in Linz die schönste Kirche Oberösterreichs. Der alte sechseckige Quaderturm der Stadtpfarrkirche ragte bis zum Jahre 1876, in welchem Jahre der obere Teil des Turmes abbrannte, in acht Geschossen mit hohen Turmfenstern hoch in die Lüfte; der obere Teil mit Kuppeldach gehörte nicht dem ursprünglichen Bau an und harmonierte im Stil nicht mit demselben.

In diesem Turm hing einige hundert Jahre lang die dem heiligen Ägidius geweihte Glocke. Diese Glocke, die unter ihren Schwestern die größte und schönste war, wurde im Jahre 1522 gegossen. Sie soll einen voll tönenden, wunderbaren Klang gehabt haben. Ein frommer Wohltäter hatte sie einst zur Kirche gestiftet. Von dieser berühmten Ägidius-Glocke erzählt die Sage:

Einst verreiste der Stifter dieser Glocke und ließ lange nichts von sich hören; man glaubte schon, er komme überhaupt nicht mehr. Als er aber eines Tages ganz unerwartet zurückkam und durch das schöne Schmucktor, das Schnallentor genannt, herein in die Stadt zog, fing die große Glocke von selbst zu läuten an. Diese alte Glocke, deren schöner, erhabener Klang vierhundert Jahre lang, vom Mittelalter bis in die Neuzeit, die Steyrer Bevölkerung, ob jung, ob alt, in guten und schlechten Zeiten erfreute und sie tagtäglich zum Gottesdienste rief, existiert schon lange nicht mehr; im Jahre 1849 wurde sie umgegossen und im Ersten Weltkrieg ist sie dem Kriegsgott zum Opfer gefallen. Als dieser fast sechs Jahre dauernde Krieg vorüber war, hängte man eine neue Ägidius-Glocke, die zweite, in den Turm. Diese fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Wieder eine neue, große, edel geformte, 2789 Kilogramm schwere Ägidius-Glocke, die dritte, gegossen in der Glockengießerei in St. Florian, wurde im Jahre 1956 hoch hinauf in den Turm gezogen und hängt nun in dem Glockenstuhl des in den Jahren 1885 bis 1889 in rein gotischem Stile ausgebauten, achtzig Meter hohen, schlanken Turmes, der mit seinem vergoldeten Knauf weit ins Land schaut; er ist eines der schönsten Wahrzeichen der Stadt Steyr.

Ein Wettlauf mit dem Tod

In der Blumauergasse, nahe dem Südwesteingang zur Burg Steyr, steht, von den weit ausgreifenden Ästen zweier mächtiger Lindenbäume und anderer Bäume liebevoll behütet, eine große, zu eben dieser Burg gehörende und aus dem 18. Jahrhundert stammende schön gebaute barocke Kapelle. In ihr steht auf einem hohen, schön gearbeiteten steinernen Sockel die lebensgroße Statue des heiligen Nepomuk. Den Sockel zieren Spiralen, uralte Sonnensinnbilder, das erhaben gemeißelte gräfliche Wappen und die Krone des hochberühmten Geschlechtes der Lamberger, deren einer die Kapelle erbauen ließ.

Über dem unbedeckten Haupt des Heiligen windet sich der Heiligenschein in der Form eines eisernen Reifens mit fünf goldenen Sternen. Zu seinen Füßen ruhen zwei niedliche kleine Engel. Die Kapelle ist mit einem niederen, schön durchbrochenen, steinernen Gitter geschlossen.

Diese Kapelle wurde, wie eine mündliche Überlieferung besagt, an der Stelle einer längst verfallenen uralten Kapelle erbaut, von der eine alte Sage die Erinnerung an eine tiefmenschliche Tragödie wachhielt, die sich als Sage auch auf die Nepomuk-Kapelle übertragen hat. Die nur wenigen Steyrern bekannte und fast vergessene Sage, die weit in die Christianisierungszeit zurückreicht, soll hier erzählt werden.

Als Steyr schon eine ziemlich große Siedlung, aber noch lange keine Stadt war und auch die prächtige und wuchtig wirkende Steyrburg noch nicht zwischen den beiden grünen Alpenflüssen, der Enns und der Steyr, auf spitz zulaufender Anhöhe majestätisch thronte, lebte und werkte an dem Wasser der grünen Steyr ein Müller, der eine schöne, liebreizende Tochter hatte. Noch lagen hier römische Legionssoldaten im Quartier, die von einem hohen Wachtturm die Flussübergänge bewachten und scharf ins Land lugten; denn es war noch die Zeit, da das weltweite Rom das Land diesseits der Donau in Besitz hatte und beherrschte. Das Christentum hatte durch eifrige Sendboten hier im Volke bereits Eingang gefunden, aber es gab noch viele Heiden, die umso fanatischer den alten Göttern anhingen. Auch der Müller war noch solch ein fanatischer Heide, der den Göttern zu gewissen Zeiten seine Opfer darbrachte. Seine einzige Tochter aber war heimlich Christin geworden und hatte sich taufen lassen. Das Mädchen war wegen seiner Schönheit und sonstigen guten Eigenschaften viel von Freiern umworben, von denen mancher das liebreizende und in frischer Jugend prangende Wesen gerne als Frau in sein Haus geführt hätte. Unter diesen Freiern suchte sich ihr Vater einen aus, den er als Gatten für seine Tochter haben wollte. Es war einer der schönsten jungen Männer, aber er war, ebenso wie der Müller, noch ein Heide. Als der Müller seiner Tochter den Freier bekanntgab, den er für sie bestimmt hatte mit dem Wunsche, dass sie ihn heiraten möge, lehnte sie entschieden ab und bat ihren Vater, diesen nicht zum Manne nehmen zu müssen, denn sie sei, was der Vater ihr verzeihen möge, Christin geworden und könne keinen Heiden, sondern nur einen Christen, sofern ihr einer gefiele, zum Manne nehmen.

Die Enttäuschung des Vaters über den von seiner Tochter ohne sein Wissen erfolgten Übertritt zum Christentum und ihre Weigerung, den ihr vorgeschlagenen jungen Mann zu heiraten, versetzte den Vater in maßlose Wut. Er forderte die von den Göttern abtrünnig gewordene auf, von dem Christengotte zu lassen und wie er den Göttern zu opfern, was sie aber ablehnte. Sprühend vor Zorn über die Halsstarrigkeit seiner Tochter ergriff er ein Beil, um sie zu töten; denn er wollte sie lieber tot als vom alten Glauben abgefallen wissen.

Furchtbar erschrocken über das Beil in der Hand des rasenden Vaters und von Todesangst getrieben, lief sie aus dem Hause, lief den steilen Hang hinan und fort auf dem Sträßlein, das hinauf zur Anhöhe führte. Der Vater aber raste voll Wut und in wilder Hetzjagd mit dem Beil in der Hand hinter ihr her. Das Mädchen, in Todesangst am ganzen Körper zitternd, mit aufgelösten Haaren, die im Wind flatterten, die Augen Hilfe suchend in die Ferne gerichtet, lief keuchend auf der Straße fort. Als es schon am Ende seiner Kraft war und hinzustürzen drohte, holte es der Vater ein, hob das schwere Beil hoch auf und führte einen wuchtigen Schlag auf das Haupt des Mädchens, das auf die Erde hinstürzte und sein Leben aushauchte. Durch die ungeheure Aufregung über seine entsetzensvolle Tat vom Herzschlag getroffen, brach der Vater zusammen und fiel tot neben seine Tochter hin. Das schöne Mädchen war mit dem Tod um sein junges Leben gelaufen. Sieger geblieben aber war der Tod. Der unvorstellbare religiöse Hass, der nicht einen Funken Liebe erkennen ließ, hatte auch dem Vater das Leben gekostet.

Das Volk ließ zur Sühne für diesen Mord an der Stelle dieses grausigen Geschehens eine Kapelle errichten; diese ist aber längst den Weg alles Irdischen gegangen. Geblieben ist aber eine uralte Sage, die fortdauernd sich um die heutige Nepomuk-Kapelle rankt.

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Litres'teki yayın tarihi:
23 aralık 2023
Hacim:
252 s. 5 illüstrasyon
ISBN:
9783709501399
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