Kitabı oku: «Die Vampirschwestern – Ein Sommer zum Abhängen», sayfa 2

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Pritschebreiter Vampir

Herr Tepes lag pritschebreit im Wohnzimmer, und zwar unter der Schrankwand. Es sah aus, als wollte er sich damit zudecken, nur sein Kopf guckte noch hervor.

„Mihai, um Himmels willen!“, rief Elvira Tepes, die von der Terrasse ins Wohnzimmer auf ihren Mann zugerannt kam.

Auch Silvania und Daka eilten zu ihrem Vater. Zu dritt packten sie die Schrankwand, und während Herr Tepes von unten gegen das Möbelstück drückte, hievten sie es langsam wieder hoch. Bücher, Untersetzer, Fotos und ein paar CDs waren aus der Schrankwand auf den Wohnzimmerteppich gefallen, doch das interessierte erst mal niemanden. Herr Tepes lag noch immer wie ein Plattfisch reglos am Boden. Seine Hose und sein Hemd waren von Staub und Spinnweben bedeckt und die Grillzange in seiner Hand war zu einer Art Minischneeschieber platt gedrückt.

„Tut dir was weh?“, fragte Silvania.

„Kannst du dich bewegen?“, fragte Elvira.

„Brauchst du Hilfe?“, fragte Daka.

„Ja. Ja. Ja“, antwortete Herr Tepes und seine sonst so gewaltige Stimme, die wie keine andere durch die unendlichen Wälder Transsilvaniens hallte, klang ganz matt.

Elvira, Silvania und Daka halfen ihrem Vampir beim Aufstehen. Silvania und Daka spuckten mehrmals kräftig auf die Hosenbeine ihres Vaters, während Frau Tepes den Staub und die Spinnweben von seinem Hemd klopfte.

Leicht schwankend stand Herr Tepes da, hielt sich an der Sofalehne fest und ließ alles wortlos mit sich geschehen. Er war ein Anblick des Jammers. Seit Wochen machte ihm die Hitze zu schaffen und mit jedem Tag sah er erbärmlicher aus. Seine schwarzen Haare waren fettig und verklebt. Sein verschwitzter Lakritzschnauzer hing schlapp am Kinn herunter. Seine blasse Haut schimmerte, als wäre sie durchsichtig, und um die Augen hatten sich dicke lilafarbene Ränder gebildet.

„Was wolltest du mit der Schrankwand? Dich zudecken?“, fragte Elvira Tepes, nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass alle Knochen an ihrem Mann noch heil waren. „Gefällt es dir nicht mehr in deinem Sarg?“

„Sie ist auf mich draufgefallen“, knurrte Herr Tepes.

„Einfach so?“ Elvira sah ihren Mann prüfend an.

„Ich hatte Hunger.“

„Auf Schrankwand?“, fragte Silvania.

„Ich bin durchs ganze Haus gestreift auf der Suche nach etwas Frischem, Knackigem, Blutigem“, erklärte Mihai Tepes. „Hinter der Schrankwand habe ich ein Spinnennetz entdeckt mit einem fetten Käfer darin. Ich habe also die Grillzange geholt, um mir den Käfer zu angeln, aber das Netz war ziemlich weit hinten und durch die Hebelbewegung geriet die Schrankwand irgendwie ins Wanken. Sie kippte, ich wollte sie aufhalten und …“

„PRATSCH warst du Vampirbrei!“, warf Daka ein.

„So ungefähr.“ Herr Tepes verzog das Gesicht. „Sogar um eine alberne, klapprige Schrankwand festzuhalten bin ich zu schwach. Ich bin … ein Hitzewrack!“

„Aber nicht doch.“ Elvira strich ihrem Mann über den Arm. „Du bist immer noch ein stattlicher, verwegener, ungemein attraktiver Vampir.“

Silvania und Daka musterten ihren Vater skeptisch, der nur noch ein Schatten seiner selbst war. Dann sahen sie zu ihrer Mutter, deren Wahrnehmung offenbar von der Hitze stark beeinträchtigt war.

„Gumox. Ich kann kaum noch ein paar Meter vom Boden abheben.“ Mihai Tepes wedelte dreimal lustlos mit seinen schlaffen Armen. „Tagsüber finde ich keinen Schlaf, weil es zu heiß ist. Und nachts kann ich nicht mehr jagen, weil ich zu müde bin. Außerdem ist es selbst nach Sonnenuntergang noch zu warm, um den schützenden Keller zu verlassen und sich nach draußen zu wagen. Diese höllische Hitze raubt mir all meine Kräfte. Jetzt ist es so weit –“ Herr Tepes tapste an der Sofalehne entlang auf einen Rasenmäher zu, den er anscheinend ins Wohnzimmer verfrachtet hatte. Er umfasste den Griff mit beiden Händen und drehte mit dem Rasenmäher eine Runde ums Sofa. „Ich kann nicht mal mehr allein laufen, ich brauche eine Gehhilfe. Dabei bin ich erst 2676 Jahre alt!“

Silvania betrachtete ihren Vater mit schräg gelegtem Kopf. Er erinnerte sie an die alte Frau, die ganz vorn im Lindenweg wohnte und immer mit ihrem Rollator zum Kiosk tuckerte, um Lottoscheine zu holen. Aber das behielt sie lieber für sich, sonst klappte ihr Papa noch ganz zusammen.

„Geht doch ganz gut“, sagte Daka, woraufhin ihr Vater sie ansah, als hätte er ihr am liebsten mit dem Rasenmäher eine neue Frisur verpasst.

Silvania und Daka konnten zwar noch ganz ohne Rasenmäher gehen, aber fliegen und flopsen fiel ihnen auch mit jedem Tag, den die Hitze anhielt, schwerer. Tagsüber konnten sie nur noch vermummt mit großem Hut, Sonnenbrille und Tuch aus dem Haus gehen. Allerdings hatten sie dazu kaum noch Lust und blieben die meiste Zeit zu Hause, wo es zumindest ein paar Grad kühler war.

„Komm, ich helfe dir in den Keller, du legst dich in deinen Sarg und ich fülle ihn mit schönen kalten Eiswürfeln“, schlug Elvira vor und schob den Rasenmäher mit ihrem Mann daran aus dem Wohnzimmer.

Auch Silvania und Daka verbrachten den Rest des Tages im Keller. Die Luft in ihrem Zimmer war einfach zu heiß und stickig. Nach einem Ausflug war ihnen bei der Hitze und vor allem bei der Sonneneinstrahlung erst recht nicht zumute. Wohin hätten sie auch gehen sollen? Es war hitzefrei, ihre besten Freunde waren eingeschnappt und die Schwestern würden sich sicher nicht aus Spaß von oben bis unten vermummt ins Freibad legen. Lieber hingen sie kopfüber an der Kellerdecke und klauten sich ab und zu einen Eiswürfel aus dem Sarg ihres Papas. Silvania fuhr sich mit dem Eiswürfel über Stirn und Wangen. Daka lutschte den Eiswürfel und schmatzte.

Herr Tepes lag im Sarg und starrte mit leerem Blick vor sich hin. Seine Wangen waren eingefallen, seine einst feurigen Augen matt, seine Lippen blass und rau. Sein sonst vor Energie strotzender Körper glich einer leblosen Hülle. Fast hätte man meinen können, im Sarg läge wirklich eine Leiche und kein stattlicher, unsterblicher Vampir.

Elvira Tepes stand auf der Kellertreppe und betrachtete besorgt das trostlose Bild, das ihre Familie abgab. Ganz Bindburg stöhnte und litt unter der lang anhaltenden Hitzewelle. Besonders alte Menschen und Kranke, hatten sie in der Zeitung geschrieben. Was sie nicht geschrieben hatten, war, dass Vampiren die Hitze noch viel schlimmer zu schaffen machte. Mihai Tepes war wie gelähmt. All seine Energie, all sein Lebensmut, seine unbändige Tatkraft – das alles schien wie verdampft in der Hitze.

Lag es wirklich nur an den hohen Temperaturen und der starken Sonneneinstrahlung oder war Mihai krank? Wenn sie doch nur irgendetwas für ihn und ihre Töchter tun könnte! Zwar hatte es die Mädchen nicht ganz so heftig erwischt, aber auch sie waren eindeutig geschwächt von der Hitze.

Wenn nicht bald ein paar Wolken am Himmel auftauchten und die Temperaturen sanken, würde es auch im Keller immer wärmer werden. Was sollte Elvira dann tun? Sie konnte ihren Mann und ihre Kinder schlecht ins Tiefkühlfach stopfen oder im Bindburger Zoo im Eisbärengehege abliefern.

Doch sollten die Meteorologen recht behalten, würde alles noch viel schlimmer kommen …

Nachbar in Not

Dirk van Kombast saß frisch geduscht, geföhnt, rasiert und parfümiert in seinem Arbeitszimmer im Lindenweg Nummer 21 am Schreibtisch. Auch wenn er heute von zu Hause aus arbeitete und somit keinen direkten Kundenkontakt hatte, war er tadellos gekleidet. Zum einen wusste man nie, was der Tag brachte und wer an der Tür läutete, zum anderen gefiel er sich selbst in einer gut sitzenden Hose und mit einem makellosen, frischen Hemd am besten.

Im Arbeitszimmer herrschten angenehme 17 Grad Raumtemperatur. Neben dem Schreibtisch surrte leise ein mobiles Klimagerät. Dirk van Kombast war einer der wenigen glücklichen Menschen, die ein solches Gerät besaßen. Nachdem in den hiesigen Baumärkten alle Klimageräte und Ventilatoren ausverkauft gewesen waren, hatte der charmante Pharmavertreter seine Beziehungen spielen lassen und aus der Arztpraxis von Frau Dr. Ilona Kubitz (eine Ärztin, die er sehr oft und sehr gern mit seinem Pharmakoffer besuchte) leihweise ein Klimagerät ergattert. Wahrscheinlich schwitzten die Patienten im Wartezimmer von Frau Dr. Kubitz jetzt aus allen Poren, aber das war dem Pharmavertreter egal. Er brauchte den kühlen Kopf dringender als die Patienten.

Dirk van Kombast stützte die Arme auf den Schreibtisch und wackelte mit den Fingern, als wollte er Lockerungsübungen machen. Dabei sah er auf den Laptop und betrachtete das Foto, das er als Bildschirmschoner eingerichtet hatte. Es war ein Foto von ihm und seiner Mutter. Auf dem Foto sahen beide sehr glücklich, sehr schön und sehr viel jünger aus.

„Ich habe dich nicht vergessen, Mutti“, sagte Dirk van Kombast mit sanfter Stimme. „Denk bloß nicht, dass ich aufgebe. Ich bin dran, ganz nah dran, der Menschheit zu beweisen, dass es diese abscheulichen, blutrünstigen Wesen, die dein und mein Leben zerstört haben, tatsächlich gibt. Es ist nicht einfach und es gab Rückschläge, das gebe ich zu, aber am Ende werden wir die Sieger sein!“ Dirk schloss einen Moment die Augen und holte tief Luft. Manchmal war es einfacher, mit dem Bildschirmschonerfoto zu reden als mit seiner Mutter selbst, die seit Jahren und seit einem Zwischenfall mit Vampiren in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt saß.

Seit diesem Zwischenfall war Dirk van Kombast den Vampiren auf der Spur, und seit nebenan die Tepes aus Transsilvanien eingezogen waren, hatte sich sein Vorsatz noch verstärkt. Wer, wenn nicht er – der Nachbar von einem Vampir und zwei Halbvampiren –, sollte es besser wissen: Die Vampire waren unter uns. Über uns. Oder, wie in dem Fall, neben uns, nur ein Haus weiter.

Schon mehrmals war es Dirk van Kombast gelungen, seine bissigen Nachbarn heldenhaft zu überwältigen, gefangen zu nehmen und … Na ja, beinahe war es ihm gelungen. Immer war in letzter Sekunde etwas Überraschendes, Unangenehmes dazwischengekommen. Ein deftiger Durchfall, die rumänische Polizei, ein fliegender Backstein oder, wie beim letzten Versuch, ein zorniges Nashorn (immerhin flog das nicht).

Als Dirk van Kombast an diesen letzten Versuch dachte, rollte er vor Wut und Scham die Zehen in seinen hellblauen Puschelhausschuhen ein. Die Vampirschwestern und ihre beiden lausigen menschlichen Freunde hatten ihn hereingelegt und sogar noch dazu gebracht, ihnen aus der Patsche zu helfen. Aber wie hätte er es auch allein mit zwei Halbvampiren und einem ganzen Nashorn aufnehmen sollen? Er war zwar hauptberuflich ein gut aussehender, charmanter Pharmavertreter und nebenberuflich ein verwegener, erfahrener Vampirjäger – doch auch er hatte nur zwei Augen, zwei Arme (und noch ein paar andere durch wöchentliche Yogaübungen gestählte Körperteile) und war schließlich kein Superman.

Doch so wie bisher, hatte Dirk van Kombast beschlossen, konnte es nicht weitergehen. Immer wieder gelang es den Vampiren, in letzter Sekunde zu entwischen. Nach dem missglückten Versuch vor ein paar Wochen im Nashorngehege des Bindburger Zoos hatte Dirk van Kombast lange über seine Methoden bei der Vampirjagd nachgedacht. Woran lag es, dass er den Vampiren zwar immer dicht auf der Spur war, sie aber nie zu fassen bekam? An den bisher nur ungenügend getesteten technischen Hilfsmitteln, die er für die Vampirjagd verwendete? An den schlechten nächtlichen Sichtverhältnissen? Oder an der Unverfrorenheit und Verschlagenheit seiner bissigen Beute? Am Instinkt, an der Willensstärke und an der Einsatzbereitschaft des Vampirjägers konnte es jedenfalls nicht liegen.

Je länger Dirk van Kombast über die vergangenen Fehlschläge nachdachte, desto sicherer wurde er in seiner Vermutung. Schließlich meinte er genau zu wissen, woran es lag, dass der Erfolg bei der Vampirjagd bisher ausgeblieben war: Die Vampire waren immer in der Überzahl gewesen. Der Fall war klar. Dirk van Kombast war ein mutiger Einzelkämpfer, stand sozusagen allein wie ein Tennisspieler auf einer Spielfeldhälfte, während auf der anderen Seite mehrere Gegenspieler die Zähne wetzten und dazu noch fliegen und flopsen konnten. Ein solches Spiel würde selbst der Weltranglistenerste verlieren.

Dirk van Kombast konnte gar nicht gewinnen. Und selbst wenn seine Gegner wie im Bindburger Zoo nur zwei dreizehnjährige Halbvampire waren: Sie waren zu zweit und der Vampirjäger stand ihnen allein gegenüber. Es war ein ungleicher Kampf, der logischerweise zu keinem befriedigenden Ergebnis führen konnte.

Es war an der Zeit, sich für die Vampirjagd nach Verstärkung umzusehen. Auch wenn Dirk van Kombast ein Einzelkämpfer war und nicht gern im Team arbeitete – denn im Team musste man sich auf andere verlassen, ihnen vertrauen oder ganz und gar auf sie Rücksicht nehmen (und Dirk van Kombast vertraute am liebsten nur sich selbst). Doch all die Rückschläge hatten den Vampirjäger zu der Einsicht gebracht, dass er Hilfe brauchte. Es musste nicht gleich ein ganzes Team sein, aber ein Assistent oder ein Partner bei der Jagd auf die Vampire könnte erstmals Gleichgewicht in den Kampf bringen.

Dirk van Kombast war entschlossen, sich Verstärkung zu suchen – und die Vampire damit endlich zu fassen.

Vampirjäger gesucht

Einen Vampirjäger zu finden, war nicht so einfach. Es gab keine Vampirjäger-Azubis, keine Vampirwissenschaft-Studenten und auch beim Arbeitsamt passte niemand auf diese Jobbeschreibung. Dirk van Kombast konnte nicht einfach das Branchenbuch nehmen und unter der Rubrik „Professionelle Vampirjäger“ nachsehen. Würde er eine Anzeige schalten, „Furchtloser Assistent für die erfolgreiche Vampirjagd gesucht“, würden sich sicher nur Knalltüten, die Polizei oder ein Psychiater bei ihm melden.

Natürlich hatte Dirk van Kombast einen Draht zur betreffenden Szene. Doch der letzte Vampirologenkongress in New York war schon einige Zeit her. Zwar hatte der vampirinteressierte Pharmavertreter dort einiges Interessante erfahren und sein Fachwissen erweitert, Kontakte aber hatte er kaum geknüpft. Die meisten Vampirjäger waren Einzelgänger und Einzelkämpfer, die unerkannt im finsteren Untergrund arbeiteten und sich nur alle paar Jahre trafen, um sich auszutauschen oder mit ihren Jagderfolgen zu prahlen.

Dirk van Kombast wollte sein Glück bei der Suche nach einem Assistenten daher im Internet versuchen. Als Fachmann auf dem Gebiet der Vampirbekämpfung kannte er die einschlägigen Websites natürlich schon. Doch monatlich kamen neue dazu und heute wollte er den Suchbegriff etwas erweitern, um auf möglichst viele Gleichgesinnte zu treffen, die sich dem Kampf gegen dunkle Wesen mit übernatürlichen Kräften verschrieben hatten.

Dirk van Kombast tippte auf eine beliebige Taste und der Bildschirmschoner verschwand. Der Vampirjäger ging ins Internet und begann mit der Suche. Er saß kerzengerade und seine schlanken Finger flogen über die Tastatur, als er mehrere Suchbegriffe eingab, auf Enter drückte und die Resultate begutachtete. Dirk van Kombast klickte, tippte, scrollte und überprüfte eine Internetseite nach der anderen. Dabei war er hoch konzentriert, blinzelte kaum und erfasste schnell, ob er auf dieser Seite fündig werden würde oder ob sie für seine Bedürfnisse nicht infrage kam.

Es gab Websites, die sich über das Thema lustig machten. Websites, die nur Faschingskostüme verkaufen wollten, und Websites, die einzige Ruinen waren und an denen schon seit fünf Jahren nichts mehr geändert worden war. Dann stieß er noch auf äußerst gefährliche Internetseiten, die den Vampir romantisch verklärten und zum Liebesobjekt wandelten. Darüber konnte Dirk van Kombast nur den Kopf schütteln. Welche Frau, die noch ganz bei Verstand war, wollte schon einen sargschläfrigen, bleichen, muffigen Typen mit viel zu langen Eckzähnen küssen? Mal abgesehen von seiner Nachbarin Elvira Tepes, die ihren Verstand offenbar irgendwo in den transsilvanischen Wäldern gelassen hatte.

Allerdings entdeckte er auch einige hervorragende Seiten, die sich ernsthaft, wissenschaftlich und gründlich mit dem Thema Vampire und anderen finsteren Wesen auseinandersetzten. Am interessantesten fand Dirk van Kombast eine Seite, deren Überschrift „Vom Außerirdischen bis zum Vampir. Über Mischwesen, Nachtgestalten und andere Geschöpfe mit übernatürlichen Fähigkeiten“ lautete. Diese Website bot nicht nur einen exzellenten historischen Abriss über das Aufkommen und die Verbreitung von Vampiren, sondern lud auch zur Diskussion mit anderen Interessierten im Chatroom ein.

Normalerweise verbrachte Dirk van Kombast seine wertvolle Zeit nicht in Chatrooms, sondern in gut klimatisierten Arztpraxen, beim Yogaworkshop oder im Biosupermarkt (wo er allerdings selten gleichgesinnte Vampirjäger antraf). Wenn er Hilfe bei der Bekämpfung der Vampire finden wollte, so war dieser Chatroom vielleicht genau der richtige Ort.

Mit ein paar Klicks loggte der Vampirjäger sich ein und war im Chatroom. Zunächst beobachtete er das Treiben dort eine Weile. Er musste vorsichtig sein und wollte sich die Gäste im Chatroom erst einmal ansehen, um sie einschätzen zu können. Schon bald fiel ihm ein Teilnehmer auf, der sich Galo nannte und besonders viel zum Thema Vampire postete. Galos Kommentare waren äußerst klug, zeugten aber auch von einem gewissen Tatendrang – genau die Mischung, die sich Dirk van Kombast von einem Assistenten erhoffte.

Abermals flogen die schlanken Finger des Vampirjägers über die Tastatur, als er Kontakt zu Galo aufnahm. Galo schien sehr daran interessiert, einen echten Vampir einzufangen, und war hocherfreut, als sich Kombi007 (der Chatname von Dirk van Kombast) als erfahrener Vampirjäger zu erkennen gab. Galo war fest davon überzeugt, die Vampire ohne Weiteres überwältigen und gefangen nehmen zu können, wenn er doch nur mal einen aufspüren würde. Kombi007 meinte, das Aufspüren sei kein Problem, er wüsste genau, wo die Vampire hausten, nur habe er mit dem Einfangen der blutrünstigen Flieger ein Problem.

Galo und Kombi007 wurde schnell klar, dass sie sich perfekt ergänzten. Sie beschlossen, ab sofort bei der Vampirjagd zusammenzuarbeiten. Sie tauschten ihre Kontaktdaten aus und Galo versprach, sich bald wieder bei Kombi007 zu melden. Kombi007 hatte die Vampire und Galo hatte einen Plan. Schon in den nächsten Tagen würde er zu dem Vampirjäger nach Bindburg kommen, um diesen Plan (einfach, aber todsicher, so Galo) gemeinsam in die Tat umzusetzen. Kombi007 hätte vor Freude am liebsten den ganzen Bildschirm voller Smileys getippt, aber damit hätte er wahrscheinlich keinen professionellen Eindruck als Vampirjäger abgegeben.

Zwei Stunden später lehnte sich Dirk van Kombast zufrieden zurück, ließ die Hände in den Schoß sinken und sah lächelnd auf den Bildschirm. Er hatte es geschafft. Schneller, als er gedacht hatte. Er hatte einen Assistenten – oder sollte er sagen, einen Partner? Wie auch immer, dieser Galo klang zuverlässig, erfahren und schien genauso fest entschlossen, endlich einen Vampir zwischen die Finger zu bekommen, wie er selbst.

Dirk van Kombast stand auf, ging zum Fenster und blinzelte durch die Sonne hinüber zum Nachbarhaus. „Die bissigen Jahre sind vorbei, meine Lieben!“

Problem mit Eiscreme

Elvira ächzte, als sie den Kasten Wasser in die kleine Vorratsecke in der Küche hievte. Normalerweise würde Mihai den Kasten mit einem Finger aus dem Auto und in die Küche tragen und dabei ein transsilvanisches Heimatlied pfeifen. Doch im Moment pfiff ihr Mann nur auf dem letzten Loch und konnte sich kaum selbst auf den Beinen halten. Hätte auch nur ein Zwiebelring an seinem Finger gehangen, wäre er vermutlich umgekippt.

Zum Glück lag er schon, und zwar seit Stunden, in seinem Sarg im Keller. Elvira nahm eine Großpackung Blutorangeneiscreme aus dem Kühlbeutel, holte drei Löffel aus dem Schubfach, ging damit die Kellertreppe hinunter und öffnete die Kellertür. „Wird dem Vampir zu heiß, isst er auch Blutorangeneis!“, verkündete sie mit gespielter Fröhlichkeit, als sie den Keller betrat.

Daka, die an der Decke hing, schielte zu ihrer Mutter, als wäre das der schlechteste Spruch des Jahrhunderts.

Silvania, die neben einer Kerze in der Ecke saß, sah erst gar nicht von ihrem Buch auf. Eis war nicht halb so prickelnd wie die Kussszene in ihrem Roman.

Mihai lag im Sarg und rührte sich nicht.

Elvira trat lächelnd an den Sarg und klapperte mit den drei Löffeln. „Aufgewacht, Vampir meiner Träume! Es gibt BLUTorangeneis. Schmilzt auf der Zunge, kühlt von innen und weckt neue Lebensgeister.“

Der schlappe Schnauzbart von Herrn Tepes zuckte kurz, die Nase kräuselte sich. Dann riss der Vampir die Augen auf.

Unwillkürlich wich Elvira ein Stück zurück. Mihais Augen, die sonst schwarzbraun und weich wie Pflaumenmus schimmerten, glühten feuerrot, als wäre er von einem Dämon befallen. Mihai Tepes schnaufte und starrte seine Frau an wie einen fremden Eindringling, den er jeden Moment aussaugen wollte.

„Ähm … Mahlzeit, Mihai. Etwas Eiscreme für dich?“, fragte Elvira mit bebender Stimme. Die drei Löffel klapperten in ihrer zitternden Hand.

Plötzlich richtete sich Herr Tepes auf, fegte mit einer kräftigen Armbewegung die Großpackung Blutorangeneis von Elviras Handfläche und donnerte: „Ich brauche kein EIS, ich brauche BLUT!“

Elvira stieß einen kurzen Schrei aus, dann stand sie drei Sekunden wie versteinert im Keller und sah in die unbekannten glühenden Augen ihres Mannes.

Daka rutschte beim Gebrüll ihres Vaters beinahe zum zweiten Mal von der Leine, hielt sich im letzten Moment aber mit einer Hand fest und zog sich wieder hoch.

Silvania hatte vor Schreck ihren Liebesroman zugeschlagen, ohne ein Lesezeichen einzulegen. Entsetzt blickte sie zum Sarg. Stritten sich ihre Eltern etwa?

„Schon verstanden. Blut statt Eiscreme“, sagte Elvira leise. Beklommen beobachtete sie, wie ihr Mann langsam zurück in den Sarg sank. Was war nur mit ihm geschehen? Was machte die Hitze mit ihm? Verwandelte er sich jetzt in ein blutrünstiges Monster? Musste sie ihn wegsperren, schlimmer noch, musste sie vor ihrem eigenen Mann Angst haben? Die feuerroten Augen waren ihr fremd und jagten ihr einen Schauer über den Rücken. Zwar war Mihai immer ein leidenschaftlicher Vampir gewesen, aber nie aufbrausend. Es kam selten vor, dass er brüllte, und wenn, dann höchstens vor Begeisterung bei einem Rennzeckenrennen und nicht, weil er ein Problem mit Eiscreme hatte.

Mihais dünne, blasse Hand erschien am Sargrand und tastete nach Elvira. „Es tut mir leid, moi Miloba. Das wollte ich nicht.“ Seine Stimme klang matt und seine Augen hatten wieder ihre ursprüngliche Farbe angenommen. „Ich … weiß auch nicht, was mit mir los ist. Seit Tagen habe ich mich nicht mehr richtig vollgesaugt, von Frischblut ganz zu schweigen. Dann noch die Hitze und der Schlafmangel … Das treibt mich alles noch in den Wahnsinn.“

Elvira betrachtete ihren Mann einen Augenblick nachdenklich. Dann nahm sie Mihais Hand und drückte sie. Ganz vorsichtig.

In dem Moment klingelte es oben an der Haustür. Elvira zog die Hand zurück. Fast schien sie erleichtert, dass das Klingeln sie aus der Situation erlöste. „Ich schaue später noch mal nach euch.“ Frau Tepes warf ihrem Mann und ihren Töchtern eine Kusshand zu, hob die Großpackung Eis auf und eilte die Kellertreppe hinauf.

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Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
05 eylül 2021
Hacim:
143 s. 6 illüstrasyon
ISBN:
9783732003853
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
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