Kitabı oku: «Buddhas Tausend Gesichter», sayfa 5

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Anführer und Friedensstifter

Nach dem Tod des Buddha wird Mahakassapa, einer seiner wichtigsten Schüler, zum »Ältesten« der Sangha. Diese Funktion wird nach Mahakassapas Ableben von Ananda bekleidet. So gehört Ananda auch in dieser Hinsicht zu den großen Autoritäten in der 2500-jährigen Übermittlung dieser befreienden Praxis. Er soll nach Buddhas Tod noch 40 Jahre gelebt haben und 120 Jahre alt geworden sein.

Anandas Leben ist von tiefer Fürsorglichkeit für die Menschen geprägt, die oftmals in großer Not zu ihm kommen oder in lebenswichtigen Fragen um Rat und Hilfe bitten. Noch am Ende seines Lebens ist er um seine Mitmenschen besorgt. Als er den Tod nahen fühlt, wandert er noch einmal von Rajagaha nach Vesali, wie es sein Meister oft getan hat. Als der König von Magadha und die Prinzen von Vesali hören, dass Anandas Tod bevorsteht, machen sie sich auf den Weg, um ihn zu finden. Ananda kommt dies zu Ohren und er ahnt, dass es einen Streit um seinen toten Körper geben wird, wenn er auf dem Boden einer der beiden oft miteinander im Streit liegenden Parteien aus dem Leben scheidet. Denn die Reliquien großer Heiliger, wie Ananda einer ist, gelten als mächtiger Segen, und den will man sich für das eigene Land oder den eigenen Clan sichern. Es heißt, dass Ananda sich, um keine Seite zu benachteiligen, im Augenblick des Todes mittels seiner übersinnlichen Kräfte in die Lüfte erhob und seinen Körper in Feuer aufgehen lässt. So gibt es keine sterbliche Hülle, über die man sich streiten kann. Tief bewegt von Anandas letzter Lektion einigen sich die streitenden Parteien friedlich, verteilen großmütig die verbliebenen Reliquien und errichten Stupas26 an verschiedenen Orten des Landes.

Ananda ist ein Mensch, den man leicht ins Herz schließen, dessen Leben aber auch eine wunderbare Quelle der Inspiration sein kann. Mit großer Hingabe hat er dem Buddha und dem Dharma gedient und sich dabei Freundlichkeit und Sanftheit bewahrt. Er hat eine ungemein wichtige Position innegehabt, scheint aber nie irgendwelchen Dünkel an den Tag gelegt zu haben. Er versuchte nie, sich in den Vordergrund zu spielen oder andere von seiner Wichtigkeit zu überzeugen. Er muss ein unglaubliches Geschick im Umgang mit Menschen besessen haben, hat er doch in den Jahrzehnten als Diener des Buddha mit so vielen Männern und Frauen aus ganz unterschiedlichen Hintergründen zu tun gehabt. Jeder, der viel mit Menschen zu tun hat, weiß, wie schwierig das manchmal sein kann. Seine Freundlichkeit und Sanftheit müssen also mit Klarheit und Entschiedenheit gepaart gewesen sein. Und er hat sich mit großer Ausdauer für das eingesetzt, was er als gerecht und richtig erkannt hat, wie zum Beispiel die Ordination von Frauen. Doch vor allem hat auch er vollständige Befreiung erlangt, obwohl der Schwerpunkt seiner Praxis in den vielen Jahren an der Seite des Buddha vermutlich nicht die Meditation gewesen ist, sondern sein Dienst an anderen. Welch wunderbares Vorbild Ananda für uns in all diesen Aspekten sein kann!

Sariputta und Moggallana – Meister der Weisheit, Meister der übersinnlichen Kräfte
Tut euch, ihr Mönche, mit Sariputta und Moggallana zusammen
und bleibt in ihrer Gesellschaft!
Sie sind weise Mönche und Helfer ihrer Ordensbrüder.
Sariputta ist wie eine Mutter, die gebiert,
und Moggallana wie eine Amme,
die das neugeborene Kind nährt.
Sariputta führt seine Jünger zur Frucht des Stromeintritts
und Moggallana geleitet sie zum höchsten Ziel.27
(BUDDHA)
Jugendfreunde auf der Suche nach der Wahrheit

Der Buddha hat zwei Hauptschüler: Sariputta und Moggallana, die oft in einem Atemzug genannt werden.

Der eine ist Kolita Moggallana. Er wird als Sohn einer reichen und angesehenen Familie aus der Brahmanen-Kaste in der Nähe von Rajagaha (heute Rajgiri), der Hauptstadt des Königreichs Magadha im heutigen indischen Staat Bihar, geboren. Am selben Tag kommt in einer befreundeten Familie im Nachbardorf Upatissa Sariputta zur Welt. Beide sind von sehr verschiedenem Charakter, doch werden die zwei Knaben schon in früher Kindheit zu unzertrennlichen Freunden. Sariputta ist ein tatendurstiger, wagemutiger Typ, voller Abenteuerlust und ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Kolita Moggallana ist dagegen vorsichtig und sucht eher das zu bewahren, was er erreicht hat.

Beide wachsen in Wohlstand und guten, harmonischen Verhältnissen auf, und so können sie, anders als die meisten ihrer Altersgenossen, ihre Kindheit größtenteils mit Spiel, Sport und anderen Vergnügungen verbringen. Eines Tages besuchen beide in der nahe gelegenen Stadt eine Theateraufführung. Es ist ein »leichtes« Stück, das dort gezeigt wird, und doch hat es für die beiden weitreichende Folgen. Denn sie erkennen, dass unter der unterhaltsamen Oberfläche des Theaterstücks noch eine verborgene, tiefere Bedeutung zu finden ist, die von der wahren Natur des Lebens kündet, von der Tatsache, dass das Dasein unzulänglich, allzu kurz und vergänglich ist. Eine Existenz, die nur auf Vergnügen und Unterhaltung aus ist, kann deshalb weder Sinn noch Erfüllung geben. Diese tiefe Erkenntnis gibt ihrem Leben eine entscheidende Wende. Sie entschließen sich, der Welt zu entsagen und als Asketen auf Wanderschaft zu gehen, verlassen ihr komfortables Zuhause und machen sich auf die Suche nach einem Lehrer, um die Wahrheit über das Dasein zu ergründen.

Etwa zur selben Zeit heiratet weit oben im Norden Indiens, im Königreich der Sakya, Prinz Siddhartha Gautama die Prinzessin Yasodara.

Ähnlich wie Sariputta und Moggallana vor 2500 Jahren ziehen im heutigen Indien noch immer Millionen Saddhus – Fakire, Asketen, Yogis, Swamis – durch das Land, um durch die Praxis der Hingabe, des Betens, des Fastens oder des Yoga und der Meditation zu innerer Freiheit zu gelangen. Es gibt Saddhus, die ein Gelübde ablegen, für den Rest ihres Lebens nur noch zu stehen. Auch nachts, während des Schlafens, legen sie sich nicht hin, sondern lehnen sich zum Beispiel über den niedrigen Ast eines Baumes. Vor einigen Jahren gelobte ein Saddhu, von Zentral-Indien aus fast 2000 Kilometer nach Norden zu einem heiligen Ort in Kaschmir zu pilgern – und zwar seitwärts rollend. Für diese Reise brauchte er etwa sechs bis acht Monate. Die enormen Anstrengungen, denen er sich dabei unterzog, und die vielen Verletzungen, die er sich durch diese Art der Fortbewegung zuzog, brachten ihn mehrmals in Todesnähe, aber er ließ nie von seinem Vorhaben ab.

Manche Saddhus praktizieren Yoga und Meditation, wieder andere geben sich dem Beten, dem Gesang oder der selbstlosen Arbeit für Arme und Leidende hin. Nicht jede dieser hingebungsvollen Praktiken führt zu innerer Befreiung. Und auch nicht jeder dieser Wege mag für ein spirituelles Wachstum förderlich und sinnvoll sein. Doch Menschen, die ihren Weg in einem solch radikalen Ausmaß gehen, um die Wahrheit über die Wirklichkeit dieses Daseins zu erforschen und zu erfahren, können auch für uns ein Quell der Inspiration sein. Sie stehen für die Tatsache, dass, wer tiefe innere Veränderung verwirklichen möchte, sich voll und ganz seiner Praxis hingeben muss, wie immer diese Praxis dann auch aussehen mag. Dabei ist zu bedenken, dass der Buddha, nicht zuletzt aufgrund eigener Erfahrungen mit asketischen Lebensweisen, stets einen mittleren Weg, jenseits der Extreme, gelehrt hat.

Zwei Jahrzehnte lang wandern Upatissa Sariputta und Kolita Moggallana, oft auf getrennten Wegen, durch Nordindien. Sie durchstreifen unwegsame Dschungel und unwirtliche Bergregionen, kommen durch viele Dörfer und Städte und lauschen den unterschiedlichsten Belehrungen, die sie dann in der Praxis erproben. Sie haben vereinbart, dass derjenige, der eine endgültig befreiende Lehre gefunden und selbst erfahren hat, den anderen suchen und ihm darüber berichten wird.

Eines Tages begegnet Sariputta dem Ehrwürdigen Assaji, einem erleuchteten Schüler des Buddha. Kaum hat Sariputta aus dem Munde Assajis den ersten Vers einer Belehrung gehört, erreicht er bereits die erste Stufe des Erwachens. Sogleich macht er sich auf, seinen Freund Moggallana aufzufinden, um ihm von seinen Erfahrungen zu berichten. Moggallana erkennt augenblicklich, welch tiefe Veränderung in Sariputta vorgegangen ist, so voller Erleichterung, so strahlend und befreit erscheint er ihm. Moggallana bittet ihn, ihm die Belehrung, die er vernommen hat, zu wiederholen – und auch er erreicht sogleich die erste Stufe des Erwachens.

Und das ist der Vers, den der Ehrwürdige Assaji gelehrt hat:

Der Tathagata (der Buddha) lehrt die Ursachen und Bedingungen für das Entstehen aller Dinge.

Und der Große Asket (der Buddha) lehrt, was sie zu einem Ende bringt.28

Dieser kurze Hinweis reicht den beiden – der Hinweis auf das bedingte, abhängige Entstehen aller Dinge und auf die Möglichkeit, das Unerschaffene, Unbedingte zu verwirklichen und damit dem Ende allen inneren Leidens einen beträchtlichen Schritt näher zu kommen. Alle Dinge des Daseins sind ständigem Wandel unterworfen; sie entstehen und vergehen von Moment zu Moment als Wirkung zahlloser vorhergegangener Bedingungen. Dies bedeutet, dass sie keinerlei festhaltbare Substanz oder unabhängige Selbstexistenz besitzen und deshalb auch in keiner Weise ergriffen und festgehalten werden können. Diese Tatsache zutiefst zu erkennen bewirkt ein vollständiges Loslassen, ein Ende allen Ergreifens, wodurch der Friede des Nibbana, des Unbedingten, der Befreiung erfahren werden kann.

Verwirklichung der inneren Befreiung

Sariputta und Moggallana genügt es, diesen einen Vers zu hören. Schön wär’s, wenn das immer so einfach wäre! Vielleicht denken wir, dass diese Erzählungen ja »nur« Legenden sind, welche die Ereignisse stilisiert und überzeichnet beschreiben und mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun haben. Das mag sein. Doch dürfen wir nicht vergessen, dass viele Schüler des Buddha bereits vor ihrer Begegnung mit ihm große Praktizierende gewesen sind und viele Jahre der Askese und der tiefen Versenkungsmeditation (jhana), wie sie zu jener Zeit vorzugsweise gelehrt wird, geübt haben. Dies sind Meditationszustände in denen Herz und Geist in vollständig gesammelter Weise auf ein einziges Objekt ausgerichtet sind, wodurch unerschütterliche Ruhe, grenzenloser Friede und große Klarheit erfahren werden können. Sie sind außerordentlich hilfreiche, wenn auch nicht unabdingbare Voraussetzungen, um zur Erkenntnis des Wesens aller Dinge zu gelangen.

Für uns heute ist kaum mehr vorstellbar, was es heißt, wie Sariputta und Moggallana zwanzig Jahre lang durch die Wildnis des alten Indiens zu wandern – ohne festes Dach über dem Kopf, ohne gesicherte tägliche Nahrung, ohne Schutz vor Unwettern, Tieren oder Krankheiten. Doch schafft eine solche langjährige, konsequente Praxis des Entsagens und der Entwicklung von Geduld und Ausdauer ideale Voraussetzungen für eine Öffnung des Geistes und Herzens, und diese kann tiefe Erkenntnis und Befreiung bewirken. Durch ihre unermüdliche Suche ist der Geist Sariputtas und Moggallanas so vorbereitet, dass die Samen, die der Ehrwürdige Assaji mit seinen Worten setzt, sofort zur Reife gelangen und Früchte tragen.

Die Erfahrung augenblicklichen Erwachens, wie sie den beiden Mönchen widerfährt, wird auch in Zen-Geschichten häufig beschrieben. Der Schüler fragt den Meister: »Was ist die tiefste heilige Wahrheit?« Der Meister antwortet etwas oder packt den Schüler am Kragen oder stößt einen Schrei aus, und der Schüler wird augenblicklich erleuchtet. Auch hier vergisst man leicht, dass sich der Schüler, die Schülerin vielleicht schon während Jahrzehnten – manchmal Tag und Nacht – in Meditation geübt hat.

Bevor Sariputta und Moggallana zu Schülern des Buddha werden, berichten sie traditionsgemäß ihrem Lehrer, dem berühmten Sanjay, was sie gefunden haben. Dieser erkennt, dass seine Schüler den endgültigen Weg zur Befreiung entdeckt haben und dass die Lehre des Buddha seiner eigenen überlegen ist. Doch weil er selbst Hunderte von Schülern und Anhängern hat, glaubt er, es sich nicht leisten zu können, wieder zum Schüler zu werden. So bringt er es nicht über sich, sich Sariputta und Moggallana anzuschließen.

Dabei ist es so wichtig, gerade auch heute, dass wir immer Schüler, immer Schülerin bleiben. Man könnte vielleicht sogar sagen, dass dies ein Maßstab für die Ernsthaftigkeit der Lehrenden ist. Wir brauchen einfach bis zur vollständigen, unzweideutigen Befreiung von allen Formen des Leidens immer wieder Lehrer, Lehrerinnen. Sonst laufen wir Gefahr zu stagnieren – unabhängig davon, was wir bereits verwirklicht haben.

Sariputta und Moggallana machen sich nun auf die Suche nach dem Buddha. Kaum sind sie mit ihm zusammengetroffen, erklärt er sie auch schon zu seinen Hauptschülern. Jeder vollkommen Erwachte, so der Buddha, hat ein Paar herausragender Schüler, die als Vorbilder und Mentoren für die Mönche wirken, die helfen, deren spirituelle Fortschritte zu fördern, und die mitwirken, die Ordensgemeinschaft zu führen und anzuleiten.29 Und dies sind für den Buddha Sariputta und Moggallana. Mit seiner Entscheidung, sie sofort zu seinen Hauptschülern zu machen, zeigen sich einige der Mönche gar nicht einverstanden. Schließlich sind etliche von ihnen seit Jahren Schüler des Buddha und haben längst vollständige Befreiung erlangt. Wäre es da nicht angemessener, einen der ihren zum Hauptschüler zu ernennen? Der Buddha aber erklärt, dass Sariputta und Moggallana in zahllosen Leben den Vorsatz gefasst und Wunschgebete gesprochen hätten, Hauptschüler des vollständig erwachten Buddha zu werden, und dass dieser Wunsch und diese Entschlossenheit nun Früchte trügen. Und er erläutert ihnen, welche Macht von Wunschgebeten, Visionen, Entschlüssen und Vorsätzen ausgehen.30 So hat zum Beispiel der Mönch Kondañña viele Leben lang hingebungsvoll praktiziert, um der Erste zu sein, der als Schüler des Buddha das Erwachen verwirklicht. Im Gazellenhain zu Isipathana (dem heutigen Sarnath) hört Kondañña dann als einer der fünf Asketen die erste Lehrrede des Buddha. Er begreift das Gesagte sofort und erlangt – tatsächlich als Erster – Befreiung.

Wunschgebete, Entschlüsse, Vorsätze haben Macht! Was wir uns vorstellen und vornehmen, unsere Visionen, sie prägen unser Leben – gleichgültig, ob wir an vergangene und zukünftige Existenzen glauben oder nicht. Ob wir unser Leben oder das ganze Dasein aus einer großen und weiten oder aus einer kleinen, engen Perspektive betrachten, macht einen gewaltigen Unterschied. Oft ist unsere Perspektive vergleichbar mit der einer Spinne in ihrem kleinen Winkel, die nicht weiß, dass es außer ihrer Ecke noch eine Wohnung, ein Haus, ja, eine ganze Welt gibt. Wenn wir die Dinge mit Weitblick betrachten und angehen, wird Außerordentliches möglich. So ist es zum Beispiel durchaus von Bedeutung, ob wir unser Leben von dem Vorsatz: »Möge ich Buddha werden zum Segen aller Lebewesen« leiten lassen und versuchen, diesen Wunsch so weit wie möglich umzusetzen, oder ob wir unsere Zeit vorwiegend damit verbringen, auf mehr Ansehen, Einfluss, Besitz und Genuss hinzuarbeiten. Beide Einstellungen und Visionen haben ihre eigenen Wirkungen! Es ist an uns, immer wieder von Neuem die für uns richtige zu wählen.

Buddhas bedeutendste Schüler

Als Moggallana die erste Belehrung vom Buddha selbst erhält, erreicht er sogleich vollständige Befreiung. Schon bald wird er zu einem großen Lehrer, bekannt und berühmt für seine Weisheit, sein Mitgefühl und seine übersinnlichen Kräfte. Er besitzt die Fähigkeit, Gedanken zu lesen, und kann auf unbegrenzt weite Distanzen hören. Er verfügt über hellseherische Fähigkeiten, vermag sich mittels Geistkörper über große Entfernungen fortzubewegen, und er ist imstande, aus der Distanz Objekte zu bewegen. Seine besonderen Fähigkeiten ermöglichen es ihm auch, die inneren Tendenzen eines Menschen vollkommen klar zu sehen, und zu erkennen, welcher Zugang zur Praxis und welche Methoden für diesen besonders hilfreich sind. Moggallana ist fähig, die karmischen Ursachen zu sehen, die jemanden in eine bestimmte Situation gebracht haben und die möglicherweise seinen Fortschritt auf dem spirituellen Weg hemmen. Er gibt präzise Hinweise und Erklärungen und macht Vorschläge zur Überwindung von karmischen Gegebenheiten, die für ungeübte Menschen gar nicht wahrnehmbar sind. Um jemanden zur Praxis anzuspornen, berichtet er zum Beispiel über die schrecklichen, leidvollen Daseinsbereiche, in denen diese Person einst wiedergeboren worden war. Manchmal setzt er seine Kräfte auch ein, um Menschen aus einer Notlage zu helfen. Immer ist er für seine Mitmenschen da, er berät sie, unterstützt sie, belehrt sie, und er ist Mönchen, Nonnen und Laien stets ein gutes Vorbild.

Anders als Moggallana braucht sein Freund Sariputta für die Verwirklichung seiner vollständigen Befreiung etwas länger: drei Wochen. Er wird als Lehrer vor allem für sein umfassendes Verständnis, sein großes Wissen und seine tiefe Weisheit bekannt. Tatsächlich stammen eine Anzahl von Belehrungen in der umfangreichen Sammlung der Lehrreden des Buddha von Sariputta. Er versteht es meisterhaft, seine Vorträge intellektuell interessant und zugleich praxis- und lebensnah zu gestalten. Auch in der Vielfalt der Themen stehen seine Lehrreden denen des Buddha in keiner Weise nach. Es heißt auch, dass Sariputta die »buddhistische Psychologie« (Abhidhamma), die der Buddha seiner verstorbenen Mutter in den Gefilden der Götter gelehrt haben soll, an die Mönche und Nonnen weitergegeben habe. Anders als die Belehrungen (sutta/sutra), die der Buddha immer auf unmittelbare Fragen Interessierter gab, ist das »Abhidhamma« ein sieben Bücher umfassender Text, in dem seine Belehrungen in systematisch geordneter Form dargestellt sind.

Zu Sariputtas Meisterschaft in der Lehre und ihrer Darlegung sagt der Buddha: »Sariputta hat die Essenz des Dharma so tief verwirklicht, dass, wenn ich ihn (…) sieben Tage und Nächte in vielfältigster Weise darüber befragen würde, er sieben Tage und Nächte in vielfältigster Weise darauf antworten könnte.«31 Bei anderer Gelegenheit erklärt er: »Sariputta weiß, was hilfreich ist, und er besitzt fünf Qualitäten: Er kennt die Lehren, er kennt das rechte Maß, er erkennt den richtigen Zeitpunkt, er versteht und er erkennt seine Zuhörerschaft.«32

Den Schrecken des Todes überwinden

Sariputta und Moggallana sterben beide im Alter von 84 Jahren, einige Monate vor dem Tod des Buddha. So verschieden sie charakterlich gewesen sind, so verschieden ist auch ihr Tod. Sariputta stirbt im Haus seiner Familie. Er ist schwer krank und stirbt in tiefem Frieden. Moggallana stirbt zwei Wochen später, aber unter ganz anderen Umständen. Die Anhänger einer Sekte sind seit langem eifersüchtig auf den Erfolg der Schüler des Buddha. So trachten sie Moggallana nach dem Leben und dingen schließlich sogar Mörder, um ihn zu töten. Sechsmal versuchen diese, den mittlerweile 84-Jährigen umzubringen, jedoch ohne Erfolg. Jedes Mal setzt Moggallana seine übersinnlichen Kräfte ein, erhebt sich in die Lüfte oder verschwindet einfach. Beim siebten Angriff aber verlassen ihn seine Kräfte, da, wie es heißt, noch negatives Karma aus früheren Leben in ihm wirksam ist, also die Rückwirkung unheilsamen Verhaltens auf den Handelnden selbst. Dies bedeutet auch, dass vollständige Befreiung nicht garantiert, in diesem Leben kein körperliches Leiden, welcher Art auch immer, zu erfahren. Moggallana wird zusammengeschlagen und schleppt sich – alle Glieder sind ihm gebrochen worden – an den Ort, an dem der Buddha und die Sangha weilen. Dort stirbt er. Trotz des schrecklichen Geschehens verliert auch er nie seinen tiefen inneren Frieden.

In dieser unerschütterlichen, von äußeren Umständen unbeeindruckten Gelassenheit liegt die echte Freiheit. Oft glauben wir, in der Meditation gehe es vor allem darum, dass wir uns angenehme Zustände verschaffen und möglichst lange in diesen verweilen. Doch in diesem Dasein, in dem alles sich wandelt und vielfältigsten, unkontrollierbaren Bedingungen unterworfen ist, kann letztendlich nur bedingungslose, liebevolle Gelassenheit eine wahre Zuflucht sein – so wie sie es für den ehrwürdigen Moggallana gewesen ist.

Trotz oder gerade wegen seiner herausragenden Position in der Sangha ist Sariputta bei seinen Mitbrüdern besonders für seine Einfachheit, Freundlichkeit und Fürsorge bekannt und beliebt gewesen. Er, der höchste in der Rangordnung, bleibt meist noch zurück, wenn alle anderen Mönche sich auf den Almosengang machen. Anstatt vorneweg zu gehen, bleibt er und räumt die Unordnung auf, die manche dieser sicher oft recht rohen Gesellen zurückgelassen haben. Dann kümmert er sich um die Mönche, die krank sind, und sorgt dafür, dass es ihnen an nichts fehlt. Als Letzter geht er schließlich ins Dorf oder in die nahe Stadt, um selbst um Almosen zu betteln.

Zu Ehren des großen Heiligen verfasst der Buddha nach Sariputtas Tod diesen Vers:

Verehrung ihm, dessen Geduld so war wie die der Erde,

Der seinen Geist, sein Herz befreit hatte,

Der mitfühlend, gut und heiter war,

Unerschütterlich wie die Erde.

Verehrung ihm, Sariputta,

der nun gegangen ist.33

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