Kitabı oku: «Albrechts Chroniken IV»

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Albrechts Chroniken IV

1. Auflage, erschienen 4-2021

Umschlaggestaltung: Romeon Verlag

Text: Friedrich S. Plechinger

Layout: Romeon Verlag

ISBN (E-Book): 978-3-96229-829-6

www.romeon-verlag.de

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FRIEDRICH S. PLECHINGER

WIDMUNG, VORWORT, DANKSAGUNG:

Ich widme dieses Buch meinen treuen Lesern, die für mich zu Freunden wurden, meiner Familie, die immer mir treu zur Seite stand, und auch den Lesern, die sich sehr kritisch zu meinen Werken äußerten. Auch an euch mein Dank, denn nur so weiß ich, dass ich mich verbessern kann. Dieses Buch ist, wie die anderen Werke zuvor, nur ein geschichtlicher Roman, und das meiste ist von mir frei erfunden außer den wenigen Namen, die zu diesem Zeitraum tatsächlich existierten.

Die Geschichte Albrechts ist nicht zu Ende. Möge es mir eines Tages gelingen, sie zu vervollständigen.

In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen.

Euer

Friedrich S. Plechinger

INHALT

Widmung, Vorwort, Danksagung:

Frühling

April 1137

Ein neues Ziel voraus

Warum sind wir hier?

Der neue Bund

Basis Neu-Ashkelon

Entweihte Erde

Höllenfahrt nach Süden

Die Magdalena wird morsch

Die Festung

Ein Jahr ist vergangen

Ramen

Zwei Jahre sind vergangen

Die alte Hölle wartet

Porto

Das Ritual

In den Krallen des Ordens

Das Treffen mit dem Abt

Wohin mit den Gefangenen?

Die Abreise der Karavellen

Freyburg

Alpenüberquerung

Der Comer See

ROM

Papst Innozenz II

Vom Admiral zum Legat

Die Veränderung

Innozenz ist krank

Bernard kommt nach Rom

Habemus Papam

Abschied und Neuanfang

Vincenzo di Cardia

Coelestin II

Adieu Coelestin

Gründung und Beseitigung

Die Liste

23. September 1144

Mördersegnung

23. September

Ras al Kalb

Die Ausbildung

Die Schlacht

FRÜHLING

APRIL 1137

„Olaf Raukson wünscht Euch zu sprechen, mein Admiral …!“, rief Ralf de Saddeleye aufgeregt an diesem zweiten Apriltag, als er die Halle betrat. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass dieses Treffen keinen Aufschub duldete. Es war noch früh am Morgen und ein eisiger Nebel drang durch das Hallentor, als sich die drei Gestalten der Nordmänner hinter den Briten mir näherten. Ich saß noch halb schlaftrunken an meinen Schreibplatz zusammen mit Eduardo Cortez, da wir die ganze Nacht Schriften und Dokumente durchgearbeitet hatten, die im Jahr zuvor durch die Katharer Jacques und Gilles in meine Hände geraten waren.

„Was gibt es so Wichtiges, Bruder Ralf, dass Ihr sichtlich außer Atem mir die Aufwartung macht? Und noch dazu mit dem Dorfältesten und seiner Belegschaft?“

Als ich dies sagte, verbeugte ich mich respektvoll und freundlich vor ihnen.

Olaf Raukson, sein Sohn Rauk Olafson, der Schmied Sven Svenson und die rechte Hand des Oberhauptes namens Eryk Kyrreson verbeugten sich ebenso, und Ralf nahm nun das Wort, nachdem er wieder zu Atem gekommen war und sich etwas beruhigt hatte.

„Die Flüsse sind wieder befahrbar und die Magdalena kann heute zu Wasser gelassen werden. Alle Arbeiten an Rumpf und Masten sowie Erneuerungen der Takelage sind durchgeführt. Ich habe mich selbst mit Rauk und Sven davon überzeugt, mein Admiral!“

„Und wie, wenn ich fragen darf?“, fragte ich gelangweilt, da diese Kälte einem jeden Schwung und Lebensfreude nahm. Die Knochen taten mir weh und die wuchtige Pelzbekleidung lag schwer auf der Schulter, sodass jegliche Bewegungsfreiheit dadurch drastisch eingeschränkt wurde.

„Wir sind von einem dreitägigen Erkundungsritt zurückgekehrt und ich konnte es mit eigenen Augen sehen. Das Eis ist dünn und kann leicht durch den Kiel zur Seite geschoben werden. Ja sogar die schlanken Fischerboote der Nordmänner fahren wieder hinaus. Wenige sind schon in See gestochen und manche mit reichlich Fisch zurückgekehrt!“

„Du hast dich, ohne meinen Befehl oder meiner Erlaubnis einzuholen, zu einem dreitägigen Erkundungsritt begeben? Dafür sollte ich dich auspeitschen lassen, de Saddeleye …“ Ich versuchte, meinen Zorn im Zaum zu halten, und atmete tief durch, bevor ich etwas sagte, das ich hätte später bereuen müssen.

„Nun gut. Da es gute Nachrichten sind, die du mir da bringst, werde ich davon absehen, aber in Zukunft werde ich keine Milde zeigen. Verstanden?“

„Ja, mein Admiral. Verzeiht!“

„Und was kann ich für Euch Herren tun?“ Ich schaute dabei Olaf in die Augen, und der antwortete in seiner Sprache.

„Der Dorfälteste will, dass wir seinen Sohn Rauk auf unsere nächste Fahrt mitnehmen. Er kennt die See auf dieser Seite der Welt wie kein anderer. Auch kann er uns sprachlich dienen, sollten wir auf Vynland Fuß setzen“, beendete Ralf seine Übersetzung hastig.

„Ich habe keine Einwände, jedoch wird er das auf eigene Gefahr tun müssen. Und falls ihm etwas auf dieser Fahrt zustoßen sollte, so darf man mir die Verantwortung nicht zuschieben. Gerne würde ich solch eine Hilfe an Bord wissen. Sag ihm das.“

Nachdem Ralf Olaf Raukson dies alles vermittelt hatte, nickte er zustimmend mit dem Kopf und reichte mir die Hand. Wir drückten uns fest die Hände fest und lächelten uns zu.

„Sag ihm, Bruder, dass ich die Ausfahrt in vierzehn Tagen plane. Heute haben wir den Zweiten, somit ist der Sechzehnte der Stichtag. Sorge dafür, dass Gernot und François alles Nötige vorbereiten und auflisten, was an Proviant, Gerät, Vieh und Sonstigem auf diese Reise mitgenommen wird.“

„Zu Befehl, Admiral!“

„Und noch was. Die Männer sollen wieder verstärkt an den Übungen durchgenommen werden. Sie haben genug Fett angesetzt. Wird Zeit, dass wir alle wieder etwas abspecken!“

„Zu Befehl, Admiral!“

Ralf begleitete die Belegschaft nach draußen. Sobald das Tor geöffnet wurde, durchdrang diese eisige Kälte den Raum der Halle und ich hatte alle Zweifel dieser Welt, dass es eine gute Idee sei, jetzt hastig in See zu stechen, nur weil das Eis auf dem Wasser schmolz.

„Wir lassen uns noch etwas Zeit, nicht wahr, Cortez?“

„Das wäre angebracht, Admiral. Das Wetter kann genauso wieder umschlagen im April.“

Ja, ich hatte mich wieder mit Cortez für eine befristete Zeit verbunden. Ich ließ ihn gewähren, damit er sich meine Gunst wieder erhoffen durfte nach all dem, was in der Vergangenheit geschehen war. Die Geschichte, die er mir im letzten Januar erzählt hatte, und sein Vorschlag, ihn wieder an meiner Seite fungieren zu lassen, gaben mir sehr zu denken und ich sagte zu. Sollte seine Geschichte stimmen, so war ich jahrelang nur von Verrätern und Spionen umgeben und ich fragte mich täglich, warum der Allmächtige mich solch einer Prüfung unterzog, und das seit meiner frühesten Kindheit.

Alle hatten mich getäuscht, Hugues de Payns, Farid, Otto von Salheim, Ali und der Alte vom Berg. Aber warum?

Warum wurde ich für solche Intrigen und Niederträchtigkeiten ausgesucht? Wer war in meiner näheren Umgebung noch solch ein Verräter? Gondamer? Das würde mir das Herz so sehr brechen, dass ich daran zugrunde gehen würde. Doch das wollte ich nicht glauben, und so verdrängte ich diesen Gedanken schnell aus meinem Kopf. Wem konnte ich hier noch vertrauen? Ich musste mehr von Cortez erfahren, und so entschied ich, mich mit ihm wieder einzulassen. Wir studierten täglich Dokumente, Rollen und Schriften, die aus dem Heiligen Land stammten. Jede Rolle sowie jedes Dokument brachte neues Licht in die Geschichte der damaligen Zeit und somit zu Jesus aus Nazareth. Nichts konnte widersprüchlicher zur Bibel erscheinen als diese hier aufgezeichneten Chroniken, die zu einer Zeit geschrieben worden waren, als Jesus noch lebte und wirkte. Was man aber von der Bibel so nicht sagen konnte, denn diese wurde von Bischöfen und anderen Individuen erst 340 Jahre später niedergeschrieben und mehrfach nach Gutdünken manipuliert und umstrukturiert. Natürlich waren die Schriften auch mit Vorsicht zu genießen, denn vieles wurde von Chronist zu Chronist anders interpretiert.

An einer Stelle wurde es so heikel, dass ich tagelang nicht einschlafen konnte. So beschrieb ein Chronist mit Namen Yeremias aus Naxos, der anscheinend in den letzten Tagen des jungen Zimmermannes in Jerusalem anwesend war, die Sachlage so:

„Es war ein heißer und trockener Tag, als die Menge laute Beschimpfungen von sich brüllte, manche auch Proteste der Empörung über das gefällte Urteil, und ein mit Blut verschmierter und fast totgeschlagener Mann die enge Straße hochlief und mit Peitschenhieben eines Römers immerzu vorwärtsgetrieben wurde. Ein anderer trug das Kreuz für den Geschlagenen. Ich kannte den Zimmermann namens Yeshua gut. Oft habe ich seinen Reden zugehört, und oft hinterließen seine Lehren in mir tiefe Schuldgefühle, obwohl ich mir keiner Schuld bewusst war, die schwerwiegend genug gewesen wäre, um mich als unwürdig zu bezeichnen. Und doch wurden mir dadurch, dass ich mir meinen Lebensunterhalt als Händler verdiente, insofern die Augen geöffnet, als das von ihm Gesagte so zu verstehen sei, dass Gier und Habsucht einen ebenso von dem Weg entfernen würden, der einen Menschen ausmacht: die Fähigkeit, seine Mitmenschen zu lieben und zu achten. Wie oft hatte ich einem Bettler den Rücken zugekehrt, obwohl ich täglich genug zu essen und zu trinken hatte und ich mir eine gute und warme Unterbringung leisten konnte.

Doch genug davon. Mir fiel auf, daß mir dieser Mensch, der bald auf dem Kreuz seinen letzten Atem aushauchen würde, vollkommen fremd vorkam, obwohl ich doch den Zimmermann Yeshua kannte. Ja, sein Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit geschlagen worden, doch irgendetwas passte nicht. Im ersten Augenblick sah er wie Yeshua aus, doch mein Bauchgefühl sagte etwas anderes. Er drehte sich ständig um, als ob er jemanden in der Menge suchte. Eine Frau eilte zu ihm mit einem nassen Tuch, um sein Gesicht zu waschen, und trotz der Drohungen des Römers ließ sie sich nicht einschüchtern.

Noch nie war ich mir so unsicher über eine Person. Auch fehlte mir dieses Gefühl, diese Eingebung, die ich jedes Mal spürte, wenn ich in seiner Nähe stand. Hier spürte ich nur ein Bedauern für jemanden, den ich nie zuvor gesehen hatte. Doch vielleicht war es nur diese Aufregung oder diese aufgebrachte Menge, die mir den Verstand raubte? …“

Diese Chronik deckte sich mit vielen der anderen, die wir damals unter den Stallungen des Salomonischen Tempel fanden.

Dann wieder welche, die von gnostischen Sekten geschrieben worden waren, denen anscheinend der Heiland selbst angehörte, wenn man deren Berichten Glauben schenkte. Uns drohte der Kopf bei den Studien zu platzen, doch am Ende kamen wir der Wahrheit immer näher. Vielleicht ist das Wort „Wahrheit“ in diesem Sinne nicht angebracht. „Ergebnis“ wäre die richtige Wortwahl. Kein Wort über den angeblichen Vater namens Josef war je zu finden.

Dann fanden wir einen runden Behälter aus gebranntem Ton. Er war einer von vielen, doch dieser fiel uns auf, weil er schwerer war als die anderen. Als wir ihn öffneten, wussten wir, warum. Die Schrift war in einem zweiten, bleiernen Behälter aufbewahrt. Richard Cornwall war nun der Mann der Stunde, denn nur er konnte die aramäische Sprache und das Hebräische in fast vollkommener Perfektion übersetzen. Manchmal fragte ich mich, wer dieser Richard Cornwall tatsächlich war, und hoffte insgeheim, dass er nicht einer der Verräter war, der dem Vatikan unterstand. Doch das war er nicht. Mit Begeisterung führte er seine Arbeiten aus und präsentierte sie uns dann mit Stolz.

Die Schrift dieser Rolle war laut Cornwalls Vermutung etwa neunzig Jahre nach der Kreuzigung geschrieben worden. Dies erkannte er an der Schreibart. Besonders fiel ihm auf, dass sie in beiden Sprachen geschrieben war, sowohl in Hebräisch als auch in Aramäisch.

Die Übersetzung lautete ungefähr so:

„Das Volk Israel wurde auserwählt, um den wahren Meister zu begleiten und ihm zu folgen und um dadurch die Welt zu erlösen. So können wir es verstehen, warum so viele der Auserwählten unter dem Volke Israels geboren wurden, die zu Propheten und zu Heiligen aufstiegen. Solomons Ruhm, Sohn des David, König Zions. Sein Ruhm leuchtete über die nie eroberten Mauern Zions, und aus diesem Grunde leuchtete ebenso das Antlitz Jehovas über diese nie eroberten Mauern Jerusalems. Ebenso erfüllten Isaiah, Samuel, Jeremiah, Ezekiel und andere die Straßen Jerusalems mit hellstem Licht allein durch ihr Erscheinen. Sie waren die Auserwählten, um den Herren zu begleiten.

Doch zum tiefsten Bedauern in der höchsten Stunde der letzten Prüfung befreite ihr Sanhedrin, der Kaifas hieß, Barabbas und sie sendeten ihren Messias, ihren versprochenen Befreier, zur Kreuzigung. Und so, da das Volk nun entschied zwischen dem wahren Messias und Jahve, wurde Verrat an ihm begangen und der wahre Prophet ans Kreuz geschlagen und Jahve wurde hochgelobt und gepriesen. Er, der den schwarzen Thron des Übels bestiegen haben und selbst ein gefallener Engel gewesen sein soll.

So ist es abgelaufen, und so wurde Verrat an dem wahren Messias durch die Auserwählten Judas selbst begangen. So versagten sie in ihrer Pflicht als das Volk Israels, und so wurde die Weisheit des Messias für immer durch die Auserwählten, die sein Wort verbreiten sollten, in die unendliche Tiefe versenkt. Ja, sie selbst entschieden sich für die Tiefe und nicht für die Erhebung. Heute noch folgen diese Verirrten dem Jahve, der der Teufel selbst ist, da sie Verrat an ihm, den sie Jeshua nannten, begingen und seine Weisheiten abschlugen, um ihn am Ende ans Kreuz zu schlagen. Wäre er nicht gekreuzigt worden, so wäre diese Welt eine andere gewesen. Erleuchtet wären die Rabbis dieser Welt und seine esoterischen und befreienden Weisheiten hätten die Welt erlöst. Da‘at wäre über die ganze Welt verbreitet und der Menschheit blieben die dunkelsten Zeiten, die noch kommen werden, erspart.

Die Auserwählten Judas hatten versagt und die Menschheit fiel und fällt weiterhin in die tiefste aller Tiefen. Denn er wurde von den Seinen verraten!“

Meister Samuel Jeuhn aus seinem Buch.

Cortez und mir blieben die Worte im Halse stecken, denn das widersprach, wie so oft, den Chroniken der anderen. In diesem Text fand man Ähnlichkeiten zur Darstellung der heutigen Bibel. Und doch, wem sollte man nun mehr Glauben schenken?

Ein Mann wurde gekreuzigt. Angeblich Jesus. Mehrmals wird das Wort Messias verwendet, sodass Jesus fast nicht mehr vorkam. Dann die Berichte aus Jerusalem, die wir damals fanden. Stattdessen wurde sein Bruder Johannes beschrieben, der für ihn ans Kreuz genagelt wurde. Doch dann wiederum die Flucht mit Maria Magdalena, wovon man nicht genau wusste, ob Jesus ihr Begleiter war oder sein Zwillingsbruder Johannes. Dann dieser Yeremias aus Naxos, der ebenso in seinen Chroniken davon berichtet, dass es sich nicht um Jesus handeln konnte, da er den Mann kannte, raubte uns den letzten Rest unseres Verstandes.

Mehr und mehr Zweifel entstanden über die wahren Hintergründe des Messias, die in früheren Varianten der Chronisten entstanden waren. Rein politische Zwecke hätte er, Jesus, verfolgt. Und nun doch eine Bibel-ähnliche Chronik oder Prophezeiung, wenn man der letzten Rolle dieses Samuel Jeuhn Glauben schenkte. Namen wie Kaifas, Barabbas, der im Hebräischen wahrscheinlich Jahve hieß, und die der Auserwählten stimmten mit denen der Bibel überein. Es half alles nichts. Man musste weiter forschen.

„Sollten wir jemals nach La Rochelle zurückkehren, Admiral, so müssen wir Gilles und Jacques aus ihren Kerkern befreien, damit mehr Licht in diese Angelegenheit kommt!“, beschwor Cortez mehrmals. Jedoch hatte ich kein Vertrauen mehr zu diesen Männern des Katharer-Bundes. Wer war am Ende das größere Übel? Der Vatikan, die Katharer oder wir, die sich „Arme Miliz des Jesus Christus des Salomonischen Tempels Jerusalems“ nannten? Hier in Island hatten wir genug Zeit verschwendet, um weitere Zweifel entstehen zu lassen. Doch aufgeben wollte ich nicht. Was ich tat, machte ich schon lange nicht mehr für den Orden, seitdem mich Cortez über alle und jeden aufgeklärt hatte. Doch wie viel war davon wahr und wie viel erlogen?

Tage und Nächte verbrachten wir in einer dunklen Ecke, um in diesen zusätzlichen Schriften, die wir den Katharern entwendet hatten, einen Sinn zu finden. Doch die Tage vergingen schnell und ich durfte meine Kräfte nicht mehr für die Studien verschwenden. Die Weiterreise stand bevor, und ich war froh um jeden Tag, der verging, denn diese ewige Dunkelheit machte uns krank. Fünf Glasen am Tag durften wir uns des Sonnenlichts erfreuen, und einigen der Männer stand die Depression ins Gesicht geschrieben. Traurigkeit und Apathie wurde zum täglichen Begleiter, wenn man sich nicht schnell einer Beschäftigung bemächtigte, die einem die Gedanken reinigte. Ein zusätzliches Problem verursachten auch einige der jungen Damen, die noch unverheiratet waren und den Männern arg den Kopf verdrehten. Blond und prall, wie sie waren, wären sie jede Sünde wert gewesen. Doch würden wir hier die Disziplin über Bord werfen, wäre das Unternehmen zum Scheitern verurteilt. Mit täglichen Übungen und Gebeten wurden die Männer bis zur Erschöpfung gedrillt, und das Klima in dieser Gegend machte die Situation nicht einfacher. Auch die Nordmänner beteiligten sich an den Übungen und sie zeigten dabei Talent und Leidenschaft. Ich zerbrach mir den Kopf darüber, ob wir nicht zusätzlich zu Rauk Olafson noch fünf oder sechs der Nordmänner mitnehmen sollten.

In einem hatte sich Cortez geirrt: Das Wetter schlug nicht um in diesem April 1137, und die Flüsse sowie die Seen waren wieder vollkommen befahrbar.

„Hol mir Ascanio!“, befahl ich Ralf de Saddeleye, und kurze Zeit später stand meine rechte Hand neben mir.

„Lass die Magdalena aufs Wasser und bereite alles vor. Ich will in zwei Tagen in See stechen. Die Männer sollen alles zusammenpacken und aufladen. Ich bin mit der aufgestellten Liste sehr zufrieden und will endlich nur weg hier und dem Frühling entgegensegeln.“

EIN NEUES ZIEL VORAUS

16. APRIL 1137

Mit großem Eifer und großer Begeisterung gingen die Männer ans Werk. Olaf genehmigte weitere fünf Nordmänner für die Reise, und so war ich glücklich darüber, wieder eine gut gestärkte und erfahrene Mannschaft einsatzbereit zu haben. Es war der Morgen des 16. April 1137, als wir Abschied nahmen von diesen wundervollen Menschen und dieser ungewöhnlichen Landschaft, die langsam ihr eigentliches Kleid zeigte, als Schnee und Eis mehr und mehr verschwanden. Im Sommer muss es hier wunderschön sein, dachte ich so nebenbei, während Olaf mir zum Abschied die Hand reichte und die Magdalena verließ, um auf eines der kleinen Boote umzusteigen.

„Anker lichten, setzt die Rah, Ruder hart Steuerbord …!“, rief Ascanio die Kommandos mit unverkennbar starkem italienischem Akzent laut heraus.

Die Magdalena krächzte laut, als das Ruder sich nach Steuerbord bewegte, als ob die alte Dame protestierend vom Winterschlaf aufwachte. Schwerfällig schob sie sich gegen die hier herrschenden Strömungen, und ich muss hier und heute ungern zugeben, während der langen Pause war ich eingerostet, was die Handhabung mancher Manöver betraf. Die Menschen an beiden Seiten des Ufers winkten uns heftig zu und manche Träne floss aus den Augen der daheim gelassenen Frauen, die nicht wussten, ob die Nordmänner an Bord jemals wieder zurückkehren würden. Doch dafür würde ich schon sorgen. Ich musste und wollte diese Reise erfolgreich hinter mich bringen, egal, wie lange es dauern würde.

17. APRIL 1137

Auf dem Deck der Magdalena verlief alles ruhig. Die Männer waren gut gelaunt und manches Lied wurde gar gesungen. Das Nordlicht, wie es Rauk nannte, verzauberte die Nacht in ihrer wolkenlosen Pracht, als ob der Allmächtige selbst uns die Tore für die Weiterfahrt öffnete. Die Kälte war nichtsdestotrotz allgegenwärtig, und wir wärmten uns mit dem heißen Kräutergebräu, das wir schon seit Ewigkeiten aus dem Heiligen Land bei uns hatten: Shahi. Getrocknet und zerrieben war dieses Kraut leicht aufzubrühen, und sein Geschmack ließ unsere Geister frohlocken. Hier und dort flog eine Sternschnuppe. Dies brachte mich wieder zurück zu der Zeit in Viermünden, als ich noch als Kind Vaters Rinder hütete. Zig von diesen Himmelspfeilen fielen damals vom Himmel, und Vater ermahnte mich, vorsichtig zu sein mit dem, was ich mir wünschte. Doch ich war damals zu klein, um mir irgendeinen Wunsch ausdenken zu können. Hätte ich damals gewusst, was mir in der Zukunft bevorstand, so hätte ich mir ein glückliches Leben mit meiner Nadine und meinem Sohn am Hofe meines Vaters gewünscht. Doch so ist das Leben. Nichts spielt sich in der Zukunft und nichts in der Vergangenheit ab.

Man kann sich wünschen, was man will. Dein Schicksal entscheidet sich innerhalb von Sekunden in deiner gegenwärtigen Situation, und es war gut so.

Die Nordmänner holten Dorsche und Lachse aus dem großen Fluss, der sich langsam, aber stetig in salziges Meer verwandelte. Allein der gefangene Dorsch war ein Zeichen dafür, dass das Wasser immer salziger wurde. Plötzlich zog sich ein Nebelvorhang über uns zu und ich machte mir Sorgen, dass wir uns in dieser Meeresenge verirren könnten. Rauk jedoch versicherte mir, dass wir uns schon bald auf dem offenen Meer befänden und sich der Nebel schnell lichten werde.

Es dauerte nicht lange, bis Rauk recht behielt, denn der Nebel verschwand und der Mond beleuchtete uns den Weg durch eine schaumige und wellige See.

„Bringt mir das Astrolabium ... SCHNELL“, rief ich Gernot entgegen. Wer konnte wissen, wie lange der Himmel wolkenlos blieb. Voraus war schon der Horizont sichtbar, denn es wurde langsam hell. Als ich das Instrument in meinen Händen hielt und ich mich mühte, so genau wie möglich zu messen, kam auch schon Ascanio mit Mappe, Feder, Tinte und Logbuch. Hastig notierte er darin die Angaben, die ich ihm zurief. Ein kurzer Blick auf die Mappe, und schon hatten wir den ungefähren Standpunkt unserer Magdalena ermittelt.

Wir waren tatsächlich auf dem richtigen Kurs und steuerten gen Westen. In Vynland würden wir dann Frischwasser und nötigenfalls unseren Fischvorrat ergänzen. Die Gefahr blieb jedoch bestehen, dass wir Eriks Mörderbande (siehe Albrechts Chroniken III) auf See oder auf Vynland begegnen würden. Dies wollte ich unter allen Umständen vermeiden. Wir jagten sie nicht. Zu diesem Zeitpunkt zumindest nicht.

Ja, ich erinnerte mich an meinen Schwur damals in Schottland, dass ich die toten Mönche rächen würde. Doch alles zu seiner Zeit. Jetzt hieß es, diese Mission erfolgreich zu beenden und viel Beute und Erfahrung zurück nach La Rochelle zu bringen trotz aller Warnungen von Eduardo Cortez. Vorsicht war geboten, denn ihm konnte ich nicht trauen. So segelten wir gedankenverloren in die nächste Ungewissheit, doch diesmal besser vorbereitet als zuvor.

Der Morgen des 20. April brach an und es wurde hell. Die Wolken ließen nicht lang auf sich warten, und in der Mittagsstunde war der Himmel vollständig grau und bedeckt. Die Wellen wurden rauer und der Wind nahm kräftig zu, sodass die Magdalena endlich zeigen konnte, aus welchem Holz sie geschnitzt war. Die Besatzung hatte alle Hände voll zu tun, und rasch bewegten wir uns vorwärts. Gott, wie sehr hatte ich dieses Leben auf See vermisst!

Kaum konnte ich innerlich meine Freude zurückhalten, und ein Lächeln der Freiheit durchzog mein inzwischen faltiges und alt gewordenes Gesicht. Die Männer sahen das und freuten sich mit. Doch schon kam Olaf und weckte mich aus meinen Träumen, als er mit seinem Finger nach vorne zeigte und wir zum ersten Mal Eisberge sichteten. Er bedeutete uns, die Fahrt zu verlangsamen, denn schnell und ohne Vorwarnung könnten wir kleinere Eisberge übersehen ... Und sollten wir einen davon rammen, wäre die Fahrt zu Ende. Ich reagierte prompt und ließ die Segel reffen. Die Magdalena verlangsamte die Fahrt, am Bug wurden Posten aufgestellt, um mich rechtzeitig warnen zu können.

Ein Blick auf die Karte und Ascanio di Sassaris Ratschlag waren der Grund, daraufhin einen südlicheren Kurs einzunehmen, ohne dabei Vynland aus den Augen zu verlieren. Zwei Tage fuhren wir in südlicher Richtung, um die Eisberge zu umsegeln. Doch dann richtete ich den Bug unseres Kahns wieder nach Norden. Die Kälte nahm wieder zu, und Eis so dick wie Stahl beschlug alles, was sich beschlagen ließ. Eiszapfen so groß wie Elfenbein bildeten sich an der Takelage und an den Masten, und auch der heiße Kräutertrunk half nicht, uns warm zu halten. So ging es weitere fünf Tage lang, bis endlich einer der Männer lauthals „Land in Sicht!“ schrie. Olaf nickte freudig und sagte nur: „Vynland, Vynland!“

Es war der 29. April 1137, als endlich der Anker der Magdalena vor der Küste dieses Landes fiel. Es wurde wärmer, und nur noch vereinzelt sahen wir hier und da dahintreibende Eisberge. Als das Beiboot sich in den Sand des Strandes einpflügte und wir endlich wieder Boden unter den Stiefeln spürten, betraten wir stellenweise sogar grünes Land. Zum bewaffneten Spähtrupp gehörten siebzehn Mann und ich, sowie Ralf und Richard. Rauk, Thiere und Enar waren die einzigen Nordmänner, die diese Gruppe begleiteten. Die anderen beiden, Sven und Lars, blieben mit Ascanio und den restlichen Templern auf der Magdalena. Nicht zu vergessen Cortez.

Wir marschierten durch Tundren und Sumpfgebiete und hielten unsere Augen offen, denn die Gefahren waren allgegenwärtig. Nicht nur dieser Erik mit seiner Bande von Wilden war uns ein Dorn im Auge, inzwischen zeigten sich weit entfernt auch Bären, die uns schneeweiß erschienen. Olaf warnte uns eindringlich vor diesen Eisbären. Ihr Hunger sei unersättlich und ihr Fettbedarf unermesslich. Doch solange sie uns nicht witterten, sollten wir uns einfach im normalen Schritttempo weiterbewegen. Wir fanden eine Wasserquelle und füllten die Fässer schnellstmöglich auf. Enar und Thiere überraschten uns mit erlegten Schneeböcken, die sie ohne mein Wissen gejagt hatten. Fleisch war eine sehr willkommene Abwechslung zum Fisch, obwohl wir an Bord noch reichlich Fleischvorräte besaßen. Wir hatten alles, was wir brauchten, und so machten wir uns wieder auf den Weg zurück zur Küste. Keine Spur der feindlichen Nordmänner. Sehr zu meiner Beruhigung war nichts von ihnen zu sehen.

Der Rückweg dauerte fast den ganzen Tag, doch schließlich erreichten wir die Beiboote. Die Wachhabenden begrüßten uns und ließen sich nicht lange bitten, die Beiboote wieder ins Wasser zu schieben. Einer von ihnen ließ blanke Furcht erkennen.

Als ich ihn fragte, warum er sich so fürchte, sagte er:

„Mein Admiral, es dauerte nicht lange und ich bekam dieses Gefühl nicht los, dass wir beobachtet wurden. Kaum hattet ihr euch auf den Weg von den Beibooten gemacht, erkannte ich nicht weit von euch entfernt schattenhafte Bewegungen. Die anderen lachten mich aus, doch ich schwöre bei Gott, ich habe etwas gesehen, und ich könnte schwören, es waren Nordmänner.“

Ich sah ihn besorgt an. Dann schrie einer der Templer: „Schaut, dort …!“

Wir sahen es alle. Ein Fackelzug hatte sich auf dem Strand versammelt. Der Wachhabende hatte die Wahrheit gesagt und mir wurde klar, welches Glück wir gehabt hatten. Es waren Hunderte von Nordmännern. Schnell näherten wir uns der Magdalena, und auch an Bord hatte man den Fackelaufstand bemerkt.

„Alles aufladen und nichts wie weg hier! Wirds bald?“, befahl ich.

Kaum hatten wir die Ladung auf dem Deck verzurrt und die Beiboote gesichert, schrie wieder einer etwas, das ich nicht verstand. Es war Enar.

Olaf zeigte mir am Horizont die Silhouette eines schlanken Einmasters mit einem Drachenkopf am Bug.

„Erik!“, schrie er kreidebleich.

„Los, los volle Segel und weg hier!“, schrie Ascanio, kaum dass sich der Anker am Rumpf verriegeln ließ. „Dai andiamo, presto, presto …!“

Wir sahen ungläubig über die Reling, als zwei weitere dieser Boote aus dem Nichts erschienen und sich Seite an Seite von den Wellen in unserer Richtung treiben ließen.

„Sofort die Bogenschützen aufstellen und die Brandpfeile bereithalten!“

Gernot und François verstanden meine Anweisungen nur zu gut, und gut gedrillt, wie sie waren, brauchte es nur einen kurzen Augenblick, bis die Mannschaft sich auf Deck bereithielt. Der Wind stand günstig. Leider für beide Seiten, sowohl für unsere Bogenschützen als auch für die feindliche Brut.

Türler ve etiketler
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26 mayıs 2021
Hacim:
511 s. 2 illüstrasyon
ISBN:
9783962298296
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