Kitabı oku: «Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe», sayfa 10

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109. An Goethe.

Jena den 16. October 1795.

Hätte ich vermuthen können, daß Sie länger in Eisenach bleiben würden, so würde ich es nicht so lange haben anstehen lassen, Ihnen zu schreiben. Es ist mir in der That lieb, Sie noch ferne von den Händeln am Main zu wissen. Der Schatten des Riesen könnte Sie leicht etwas unsanft anfassen. Es kommt mir oft wunderlich vor, mir Sie so in die Welt hinein geworfen zu denken, indem ich zwischen meinen papiernen Fensterscheiben sitze, und auch nur Papier vor mir habe, und daß wir uns doch nahe sein und einander verstehen können.

Ihr Brief von Weimar hat mir große Freude gemacht. Es giebt gegen Eine Stunde des Muths und Vertrauens immer zehen, wo ich kleinmüthig bin und nicht weiß, was ich von mir denken soll. Da kommt mir eine solche Anschauung meiner selbst außer mir recht zum Troste. Auch Herder hat mir über meine Gedichte kürzlich viel erfreuendes geschrieben.

Soviel habe ich nun aus gewisser Erfahrung, daß nur strenge Bestimmtheit der Gedanken zu einer Leichtigkeit verhilft. Sonst glaubte ich das Gegentheil und fürchtete Härte und Steifigkeit. Ich bin jetzt in der That froh, daß ich mir es nicht habe verdrießen lassen, einen sauren Weg einzuschlagen, den ich oft für die poetisirende Einbildungskraft verderblich hielt. Aber freilich spannt diese Thätigkeit sehr an, denn wenn der Philosoph seine Einbildungskraft und der Dichter seine Abstractionskraft ruhen lassen darf, so muß ich, bei dieser Art von Productionen, diese beiden Kräfte immer in gleicher Anspannung erhalten, und nur durch eine ewige Bewegung in mir kann ich die zwei heterogenen Elemente in einer Art von Solution erhalten.

Den Staëlischen Bogen sehe ich mit vieler Erwartung entgegen. Wenn es irgend der Raum erlaubt, so bin ich auch dafür, sogleich das Ganze in Ein Stück zu setzen. Meine Bemerkungen bringe ich alsdann in dem nächsten Stücke nach. Der Leser hat unterdessen die seinigen darüber angestellt, und hört mir mit mehr Interesse zu. Auch würde ich schwerlich in der kurzen Frist, die zu dem eilften Stücke noch übrig ist, damit fertig werden können, wenn ich auch die Uebersetzung auf den nächsten Montag erhalte. Herder hat für das eilfte Stück auch einen Aufsatz über die Grazien geschickt, in welchem er diese misbrauchten Gestalten in ihre alten Rechte zu restituiren sucht. Er verspricht noch einen Aufsatz für das zwölfte Stück. Ich hoffe mit der Abhandlung über das Naive, die nur etliche Bogen stark wird, und wie ich denke sehr populär geschrieben ist, noch für das eilfte Stück fertig zu werden. An kleinen poetischen Zugaben fehlt es auch nicht. Hier erhalten Sie einige Schnurren von mir. Die Theilung der Erde hätten Sie billig in Frankfurt auf der Zeile vom Fenster aus lesen sollen, wo eigentlich das Terrain dazu ist. Wenn sie Ihnen Spaß macht, so lesen Sie sie dem Herzog vor.

Bei dem andern Stück habe ich mich über den Satz des Widerspruchs lustig gemacht; die Philosophie erscheint immer lächerlich, wenn sie aus eigenem Mittel, ohne ihre Abhängigkeit von der Erfahrung zu gestehen, das Wissen erweitern und der Welt Gesetze geben will.

Daß Sie den Meister bald vornehmen wollen, ist mir sehr lieb. Ich werde dann nicht säumen, mich des Ganzen zu bemächtigen, und wenn es mir möglich ist, so will ich eine neue Art von Kritik, nach einer genetischen Methode, dabei versuchen, wenn diese anders, wie ich jetzt noch nicht präcis zu sagen weiß, etwas Mögliches ist.

Meine Frau und meine Schwiegermutter, die gegenwärtig hier ist, empfehlen sich Ihnen aufs beste. Es ist hier bei mir angefragt worden, wo Sie gegenwärtig wären, ich habe aber unnöthig gefunden, es zu sagen. Erhalten Sie Nachrichten von unserem italienischen Wanderer, so bitte ich, sie mir auch mitzutheilen.

Leben Sie recht wohl.

Sch.

110. An Schiller.

Ob ich gleich schon Mittwoch wieder hoffe in Weimar zu sein, so schicke Ihnen doch die Abhandlung voraus; ich habe sie nicht einmal in der Abschrift durchsehen können. Hie und da läßt sich noch einiges retouchiren. Vielleicht besuche ich Sie zu Ende der Woche und wir sehen uns früher wieder als ich dachte. Wie ist das zerstreute Leben doch ein leeres Leben; man erfährt nur gerade das was man nicht wissen mag. Ich freue mich recht Sie wieder zu sehen.

Eisenach den 17. October 1795.

G.

111. An Goethe.

Jena den 19. October 1795.

Seien Sie mir willkommen in Weimar! Ich bin recht froh Sie wieder in der Nähe zu wissen. Daß Sie die letzten acht Tage nicht haben hier sein können, that mir sehr leid. Ich befand mich bei dem schönen Wetter merklich leichter und bin auch heute wieder spazieren gefahren, welches mir ganz wohl bekam. Freilich ist auch dafür mehrere Tage nichts gearbeitet worden.

Die Frau Staël erwarte mit Begierde.

Meinen Brief, den ich Ihnen vorigen Freitag nach Eisenach schrieb, haben Sie vermuthlich noch nicht erhalten, und waren abgereist, eh er dort ankam.

Von Humboldt erwarte ich des Quartiers wegen Antwort. Ich habe es, weil ich noch nicht weiß, ob sein Logis in abtretbarem Stande ist, nur so sachte berührt, daß er nicht genirt ist, es auch mit Stillschweigen zu übergehen . Es wäre mir gar lieb, wenn Ihnen eine rechte Bequemlichkeit hier könnte verschafft werden.

Zu dem Roman wünsche ich alles Glück und Segen. Ich zweifle gar nicht, daß es jetzt das vortheilhafteste für das ganze ist, wenn Sie ununterbrochen darin leben. Dann halte ich es für keinen unbedeutenden Gewinn, wenn Sie den letzten Band einige Monate früher fertig haben, als er in Druck gegeben werden muß. Sie haben eine große Rechnung abzuschließen. Wie leicht vergißt sich da eine Kleinigkeit.

Finden Sie unter Ihren Papieren den Brief, den ich Ihnen im vorigen Jahre nach meiner Zurückkunft von Jena zur Eröffnung einer ästhetischen Correspondenz schrieb, so haben Sie die Güte ihn mir zu schicken. Ich denke jetzt etwas daraus zu machen. Meine Frau und Schwiegermutter, die auf einige Wochen hier ist, empfehlen sich.

Sch.

112. An Goethe.

Jena den 24. October 1795.

Ich habe mit dem Expressen, der Ihnen diesen Brief bringt, ein Intelligenzblatt der Lit. Zeitung in Correctur an Herdern geschickt, worin ein höchst grober und beleidigender Ausfall Wolfs in Halle auf den Herderischen Aufsatz im neunten Horenstück abgedruckt ist. Ich finde es schlechterdings nöthig, wie Sie gewiß auch finden werden, daß Herder irgendwo darauf replicirt. Sie werden aber finden, daß nicht wohl etwas anders geschehen kann, als den Philister zu persifliren.

Mir wäre es sehr lieb, wenn Sie den Ausfall lesen, und mit Herdern darüber communiciren könnten, ehe Sie hieher kommen, so könnten wir vielleicht gemeinschaftlich etwas beschließen.

Vielleicht sehe ich Sie morgen, welches mir recht angenehm sein würde, denn wir haben uns wieder vielerlei zu sagen.

Ich habe meine Abhandlung über das Naive einen Posttag zurückbehalten, um sie Ihnen, wenn Sie morgen oder übermorgen kämen, noch vorlesen zu können.

Meine Frau und Schwiegermutter empfehlen sich.

Sch.

113. An Schiller.

Ich bin neugierig zu vernehmen was uns das Intelligenzblatt bringt; schon gestern in der Comödie hört’ ich davon summen.

Heute komme ich nicht, mein Lieber, aber ich hoffe bald. Jeden Tag erwarte ich einen neuen Weltbürger in meinem Hause, den ich doch gern freundlich empfangen möchte. Indessen ist das Schloß von den militairischen Effluvien gereinigt und ich kann einige Tage bei Ihnen bleiben.

Leben Sie recht wohl, empfehlen mich den Damen und behalten mich lieb.

In diesen letzten zerstreuten Tagen habe ich meine Italiänischen Collectaneen vorgenommen und zu ordnen angefangen und mit viel Freude gesehen: daß, mit einiger Beharrlichkeit, ein wundersames Werk wird zusammengestellt werden können.

Haben Sie keine Abschrift vom Aufsatz übers Naive?

Weimar den 25. October 1795.

G.

Jene Blätter nach denen Sie fragten habe ich noch nicht gefunden, sie liegen aber gewiß nicht weit.

114. An Goethe.

Jena den 26. October 1795.

Zu dem neuen Hausgenossen gratulire ich im Voraus. Lassen Sie ihn immer ein Mädchen sein, so können wir uns noch am Ende mit einander verschwägern.

Ich habe Ihnen vorgestern von der Mad. Staël zu schreiben vergessen. Das Produkt ist mit vielem Geiste geschrieben, und da es darin mehr wetterleuchtet als ordentlicher Tag ist, so qualificirt es sich gar nicht übel zum Commentiren. Eine eigentliche Harmonie hineinzubringen möchte schwer sein und auch die Mühe nicht genug lohnen. Im einzelnen aber läßt es sich versuchen, auch habe ich mir schon etliche Materien daraus gewählt, die auch sonst nicht außer der Zeit sein werden.

Sie haben einigemal den Ausdruck: verführen von der Poesie gebraucht. Ich wünschte zu wissen, wie dieß im Original heißt, ob es bloß täuschen überhaupt bedeutet, weil verführen auch in ästhetischer Bedeutung einen Nebenbegriff hat.

Es freut mich, daß Sie in Ihren italienischen Papieren so viel Ausbeute finden. Ich war immer auf diese Papiere sehr begierig, nach dem wenigen zu urtheilen, was Sie davon haben laut werden lassen. Erinnern Sie sich bei diesen Nachforschungen auch der Horen und leiten Sie einen Arm dieses Paktolus hinein.

Ich bin begierig, was Sie zu dem Wolfischen Ausfall sagen werden, wenn Sie ihn gelesen. Herder wünscht, daß ich bloß als Redacteur etwas darüber sagen möchte, insofern auch die Horen mit getroffen werden sollten; und da ich es nicht für rathsam halte, ganz zu schweigen und dem Philister gleich anfangs das letzte Wort zu lassen, so will ich es lieber thun, als daß ganz geschwiegen wird.

Ich habe die zwei neuen Musenalmanache gelesen, die über die Maßen dürftig und elend sind. Voß hat 29 Stücke in den seinigen geliefert, worunter Sie vergeblich ein einziges gutes suchen, und die meisten abominabel sind . Ich habe sie Herdern mitgegeben.

Leben Sie recht wohl. Ich hoffe bald wieder von Ihnen zu hören.

Die Meinigen grüßen.

Sch.

115. An Schiller.

Seit meiner Rückkunft habe ich mich noch nicht wiederfinden können, hier also nur indessen das verlangte Manuscript.

Ich habe, glaub’ ich, auch noch nichts über die Gedichte gesagt die Sie mir nach Eisenach schickten; sie sind sehr artig, besonders das Theil des Dichters ganz allerliebst, wahr, treffend und tröstlich.

Sollten Sie sich nicht nunmehr überall umsehn und sammeln, was gegen die Horen im allgemeinen und besondern gesagt ist, und hielten am Schluß des Jahrs darüber ein kurzes Gericht, bei welcher Gelegenheit der Günstling der Zeit auch vorkommen könnte? Das hallische philosophische Journal soll sich auch ungebührlich betragen haben. Wenn man dergleichen Dinge in Bündlein bindet, brennen sie besser.

Leben Sie recht wohl. Lieben Sie mich. Empfehlen Sie mich der lieben Frauen und Ihrer Frau Mutter. Das Schwiegertöchterchen säumt noch.

Weimar den 28. October 1795.

Goethe.

116. An Goethe.

Sonntag Abends. (1. Nov.)

Ich bin ungeduldig wieder ein Lebenszeichen von Ihnen zu erhalten. Mir ist als wenn ich gar lange nichts von Ihnen erfahren hätte. Das Evenement im Hause ist, wie ich hoffe, glücklich vorbeigegangen.

Wir leben jetzt recht in den Zeiten der Fehde. Es ist eine wahre Ecclesia militans – die Horen meine ich. Außer den Völkern, die Herr Jacob in Halle commandirt und die Herr Manso in der Bibliothek d.S.W. hat ausrücken lassen, und außer Wolfs schwerer Cavallerie haben wir auch nächstens vom Berliner Nicolai einen derben Angriff zu erwarten. Im zehnten Theil seiner Reisen soll er fast von nichts als von den Horen handeln und über die Anwendungen Kantischer Philosophie herfallen, wobei er alles unbesehen, das Gute wie das Horrible, was diese Philosophie ausgeheckt, in einen Topf werfen soll. Es läßt sich wohl noch davon reden, ob man überall nur auf diese Plattituden antworten soll. Ich möchte noch lieber etwas ausdenken, wie man seine Gleichgültigkeit dagegen recht anschaulich zu erkennen geben kann. Nicolain sollten wir aber doch von nun an in Text und Noten, und wo Gelegenheit sich zeigt, mit einer recht insignen Geringschätzung behandeln.

Haben Sie die neuen Musenalmanache gesehen? Sie sind horribel.

Leben Sie recht wohl.

Sch.

117. An Schiller.

Statt eines artigen Mädchens ist endlich ein zarter Knabe angekommen und so läge denn eine von meinen Sorgen in der Wiege. Nun wäre es an Ihnen, zu Bildung der Schwägerschaft und zu Vermehrung der dichtrischen Familie für ein Mädchen zu sorgen. Ich komme nun bald und bedarf wirklich eines Gesprächs wie ich es mit Ihnen führen kann; ich habe Ihnen viel zu sagen. Noch immer bin ich nicht auf den Pfaden der Dichtung. Durch äußre Veranlassung habe ich in der Baukunst mich wieder umgesehen und habe einiges bei dieser Gelegenheit zusammengestellt, das Urtheil über solche Kunstwerke zu erleichtern und zu fixiren.

Von Meyern habe ich einen Brief von München mit sehr schönen Nachrichten von diesem Orte, auch von Nürnberg. Ich bringe sie mit. Sagen Sie mir wie Sie sich befinden und gedenken mein.

Weimar den 1. November 1795.

G.

118. An Goethe.

Jena den 4. Novbr. 1795.

Zum neuen Ankömmling meinen herzlichen Glückwunsch. Ich hätte Ihnen wohl ein Pärchen gönnen mögen, aber dazu kann ja Rath werden. Nunmehr hoffe ich auch, Sie bald hier zu sehen, und freue mich recht darauf. Humboldten ist es sehr angenehm, wenn Sie sein Logis ganz als das Ihrige ansehen wollen. Das einzige Bedenken dabei war, daß Hellfeld, der sich im Contract ausbedungen daß keine Aftermiethe stattfinden dürfte , vielleicht eine Einwendung machen möchte. Weil aber hier ja von keiner Miethe die Rede ist, so wird er nicht so albern sein, sich auf den Contract zu berufen. Ich habe zum Ueberfluß einen Brief von Humboldt an ihn in Händen, den ich, sobald Sie ihn bloß mit einem kleinen Billet an Hellfeld begleiten wollen, worin Sie um Uebergabe des Schlüssels bitten, an ihn abliefern will. Er wird, wenn Sie ihm diese Ehre anthun sehr bereitwillig sein. Sie werden sich gewiß in dieser Wohnung besser als im Schlosse gefallen.

Ihre Elegien haben, wie Ihnen der eingeschlossene Brief des D. Gros an Hrn. v. Humboldt zeigen wird, auch in der lateinischen Welt einen großen und gar keinen unwichtigen Bewunderer gefunden. Ich lege den Brief in Natura bei; vielleicht gefällt es Ihnen zu Realisirung des Wunsches, den der Verfasser desselben äußert, etwas beizutragen. Mir däucht, daß ich Ihnen schon von demselben etwas erzählt habe; so viel kann ich mit Gewißheit versichern, daß unsere Akademie an diesem Manne keine unwichtige Requisition machen würde. Ich kenne wenige aus der neuen Generation, die einen so gesunden Kopf, so viel gründlichen Verstand und eine so solide Beurtheilungskraft haben. Im juristischen Fach hat man ihn in Göttingen sehr geachtet.

Auf den Meister warte ich mit rechter Ungeduld. Eilfertigkeit ist, wie es scheint, Ungers Sache nicht.

Leben Sie recht wohl. Meine Frau empfiehlt sich aufs beste.

Sch.

Die Horen sind Ihnen doch letzten Montag richtig zugekommen? Das achte Exemplar für Meyer habe ich an Fräulein von Imhof abgeben lassen , wie unser Freund verordnet hat. Die Exemplare sind schlecht conditionirt, und ich habe die Ihrigen noch dazu ausgesucht. Cotta entschuldigt sich mit dem Krieg, der die Papierlieferung gestört habe.

119. An Goethe.

Jena den 20. November 1795.

Den Verlust, den Sie erlitten, haben wir herzlich beklagt. Sie können sich aber damit trösten, daß er so früh erfolgt ist, und mehr Ihre Hoffnung trifft. Ich könnte mich schwer darein finden, wenn mir mit meinem Kleinen jetzt noch ein Unglück begegnete.

Seit etwa sechs Tagen habe ich mich ganz leidlich befunden, und die gute Zeit auch brav benutzt, um in meiner Abhandlung vorzurücken.

Schlegel schrieb mir kürzlich und schickte etwas für die Horen. Er ist sehr entzückt über das Mährchen; auch Humboldts haben große Freude daran. Werden Sie vielleicht Muße finden das neue noch für den Januar fertig zu bringen? Wenn ich es in den ersten Tagen des Januars spätestens hätte, so könnte es noch in das erste Stück kommen. Mir wäre dieß ungemein lieb, da wir doch gut anfangen müssen, und ich noch nichts im Fach der Darstellung habe.

Ueber den neuen Theil des Meisters, wofür wir Ihnen schönstens danken, habe ich schon allerlei Urtheil eingezogen. Jedermann findet das sechste Buch an sich selbst sehr interessant, wahr und schön, aber man fühlt sich dadurch im Fortschritt aufgehalten. Freilich ist dieses Urtheil kein ästhetisches, denn beim ersten Lesen, besonders einer Erzählung, dringt mehr die Neugierde auf den Erfolg und das Ende, als der Geschmack auf das Ganze.

Sind Sie noch Willens den letzten Theil ein Jahr lang zurückzuhalten?

Herr v. Soden schickt mir heute eine schreckliche Production: Aurora oder das Kind der Hölle, die eine elende Nachahmung der Biondetta ist. Prächtig ist der Gedanke, daß er die ganze Zauberei als eine bloße Maschinerie einer Liebhaberin des Helden entwickelt, die ihn dadurch erobern will. So verpufft endlich das ganze Pathos. Auch das übrige ist dieses weisen Einfalls würdig.

Leben Sie recht wohl und alle Musen seien mit Ihnen. Meine Frau grüßt.

Sch.

120. An Schiller.

Heute habe ich 21 properzische Elegien von Knebeln erhalten, ich werde sie sorgfältig durchgehen und was ich dabei bemerke dem Uebersetzer mittheilen, denn da er sich so viel Mühe gegeben, so möchte wohl ohne seine Beistimmung nichts zu verändern sein.

Ich wünschte daß Sie Cottaen ansönnen, dieses Manuskript, dessen künftiger Bogenbetrag sich leicht ausrechnen läßt, sogleich zu bezahlen. Ich habe zwar hierzu keinen unmittelbaren Anlaß, aber es sieht doch gleich viel artiger aus, muntert zu fleißiger Mitarbeit auf und dient zur Verbreitung des guten Rufs der Horen. Da ein Buchhändler so oft Vorschüsse geben muß, so kann er auch wohl einmal ein Manuscript beim Empfang bezahlen. Knebel wünscht, daß sie auf dreimal gedruckt werden, ich glaube auch, daß das die rechte Proportion ist, und so würden dadurch die drei ersten Horenstücke des künftigen Jahrs decorirt. Ich will sorgen daß sie zur rechten Zeit in Ihren Händen sind.

Haben Sie schon die abscheuliche Vorrede Stolbergs zu seinen platonischen Gesprächen gelesen? Die Blößen die er darin giebt sind so abgeschmackt und unleidlich, daß ich große Lust habe drein zu fahren und ihn zu züchtigen. Es ist sehr leicht die unsinnige Unbilligkeit dieses bornirten Volks anschaulich zu machen, man hat dabei das vernünftige Publicum auf seiner Seite und es giebt eine Art Kriegserklärung gegen die Halbheit, die wir nun in allen Fächern beunruhigen müssen. Durch die geheime Fehde des Verschweigens, Verruckens und Verdruckens, die sie gegen uns führt, hat sie lange verdient daß ihrer nun auch in Ehren und zwar in der Continuation gedacht werde.

Bei meinen wissenschaftlichen Arbeiten die ich nach und nach zusammenstelle, finde ich es doppelt nöthig, und nicht zu umgehen. Ich denke gegen Recensenten, Journalisten, Magazinsammler und Compendienschreiber sehr frank zu Werke zu gehen und mich darüber, in einer Vor-oder Nachrede, gegen das Publicum unbewunden zu erklären und besonders in diesem Falle keinem seine Renitenz und Reticenz passiren zu lassen.

Was sagen Sie z. B. dazu, daß Lichtenberg, mit dem ich in Briefwechsel über die bekannten optischen Dinge, und übrigens in einem ganz leidlichen Verhältniß stehe, in seiner neuen Ausgabe von Erxlebens Compendio, meiner Versuche auch nicht einmal erwähnt, da man doch gerade nur um des neuesten willen ein Compendium wieder auflegt und die Herren in ihre durchschoßnen Bücher sich sonst alles geschwind genug zu notiren pflegen. Wie viel Arten giebt es nicht so eine Schrift auch nur im Vorbeigehen abzufertigen, aber auf keine derselben konnte sich der witzige Kopf in diesem Augenblicke besinnen.

Die ästhetische und sentimentale Stimmung ist in diesem Augenblick ferne von mir, was denken Sie wie es dem armen Roman gehen werde? Ich brauche die Zeit indessen wie ich kann und es ist bei der Ebbe zu hoffen, daß die Fluth wiederkehren werde .

Ich erhalte Ihren lieben Brief und danke für den Antheil dessen ich schon versichert war. Man weiß in solchen Fällen nicht ob man besser thut sich dem Schmerz natürlich zu überlassen, oder sich durch die Beihülfen die uns die Cultur anbietet zusammen zu nehmen. Entschließt man sich zu dem letzten, wie ich es immer thue, so ist man dadurch nur für einen Augenblick gebessert und ich habe bemerkt, daß die Natur durch andere Krisen immer wieder ihr Recht behauptet.

Das sechste Buch meines Romans hat auch hier guten Effect gemacht; freilich weiß der arme Leser bei solchen Productionen niemals wie er dran ist, denn er bedenkt nicht, daß er diese Bücher gar nicht in die Hand nehmen würde, wenn man nicht verstünde seine Denkkraft, seine Empfindung und seine Wißbegierde zum besten zu haben.

Die Zeugnisse für mein Mährchen sind mir sehr viel werth, und ich werde künftig auch in dieser Gattung mit mehr Zuversicht zu Werke gehen.

Der letzte Band des Romans kann auf alle Fälle vor Michaeli nicht erscheinen; es wäre sehr artig wenn wir die Plane, von denen Sie neulich sprachen, darauf richteten.

Das neue Mährchen kann wohl schwerlich im December fertig werden; selbst darf ich nicht wohl ohne etwas auf eine oder andere Weise über die Auslegung des ersten gesagt zu haben, zu jenem übergehen. Kann ich etwas zierliches dieser Art noch im December leisten, so soll es mir lieb sein auch auf diese Weise an dem ersten Eintritt ins Jahr Theil zu nehmen.

Leben Sie recht wohl! Mögen wir recht lange uns der unsrigen und unserer Freundschaft erfreuen. Zum neuen Jahre hoffe ich Sie wieder auf einige Zeit zu besuchen.

Weimar den 21. November 1795.

G.

Yaş sınırı:
18+
Litres'teki yayın tarihi:
13 kasım 2024
Hacim:
1121 s. 2 illüstrasyon
ISBN:
9788027211739
Yayıncı:
Telif hakkı:
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