Kitabı oku: «Wallensteins Tod», sayfa 3
Dritter Auftritt
Wallenstein. Terzky. Gleich darauf Illo.
Terzky
Max Piccolomini verließ dich eben?
Wallenstein
Wo ist der Wrangel?
Terzky
Fort ist er.
Wallenstein
So eilig?
Terzky
Es war, als ob die Erd' ihn eingeschluckt.
Er war kaum von dir weg, als ich ihm nachging,
Ich hatt' ihn noch zu sprechen, doch – weg war er,
Und niemand wußte mir von ihm zu sagen.
Ich glaub, es ist der Schwarze selbst gewesen,
Ein Mensch kann nicht auf einmal so verschwinden.
Illo. (kommt)
Ist's wahr, daß du den Alten willst verschicken?
Terzky
Wie? Den Octavio! Wo denkst du hin?
Wallenstein
Er geht nach Frauenberg, die spanischen
Und welschen Regimenter anzuführen.
Terzky
Das wolle Gott nicht, daß du das vollbringst!
Illo
Dem Falschen willst du Kriegsvolk anvertrauen?
Ihn aus den Augen lassen, grade jetzt,
In diesem Augenblicke der Entscheidung?
Terzky
Das wirst du nicht tun. Nein, um alles nicht!
Wallenstein
Seltsame Menschen seid ihr.
Illo
Oh! nur diesmal
Gib unsrer Warnung nach. Laß ihn nicht fort.
Wallenstein
Und warum soll ich ihm dies eine Mal
Nicht trauen, da ich's stets getan? Was ist geschehn,
Das ihn um meine gute Meinung brächte?
Aus eurer Grille, nicht der meinen, soll ich
Mein alt erprobtes Urteil von ihm ändern?
Denkt nicht, daß ich ein Weib sei. Weil ich ihm
Getraut bis heut, will ich auch heut ihm trauen.
Terzky
Muß es denn der just sein? Schick einen andern.
Wallenstein
Der muß es sein, den hab ich mir erlesen.
Er taugt zu dem Geschäft, drum gab ich's ihm.
Illo
Weil er ein Welscher ist, drum taugt er dir.
Wallenstein
Weiß wohl, ihr wart den beiden nie gewogen,
Weil ich sie achte, liebe, euch und andern
Vorziehe, sichtbarlich, wie sie's verdienen,
Drum sind sie euch ein Dorn im Auge! Was
Geht euer Neid mich an und mein Geschäft?
Daß ihr sie haßt, das macht sie mir nicht schlechter.
Liebt oder haßt einander, wie ihr wollt,
Ich lasse jedem seinen Sinn und Neigung,
Weiß doch, was mir ein jeder von euch gilt.
Illo
Er geht nicht ab – müßt' ich die Räder ihm am Wagen
Zerschmettern lassen.
Wallenstein
Mäßige dich, Illo!
Terzky
Der Questenberger, als er hier gewesen,
Hat stets zusammen auch gesteckt mit ihm.
Wallenstein
Geschah mit meinem Wissen und Erlaubnis.
Terzky
Und daß geheime Boten an ihn kommen
Vom Gallas, weiß ich auch.
Wallenstein
Das ist nicht wahr.
Illo
Oh! du bist blind mit deinen sehenden Augen!
Wallenstein
Du wirst mir meinen Glauben nicht erschüttern,
Der auf die tiefste Wissenschaft sich baut.
Lügt er, dann ist die ganze Sternkunst Lüge.
Denn wißt, ich hab ein Pfand vom Schicksal selbst,
Daß er der treuste ist von meinen Freunden.
Illo
Hast du auch eins, daß jenes Pfand nicht lüge?
Wallenstein
Es gibt im Menschenleben Augenblicke,
Wo er dem Weltgeist näher ist als sonst
Und eine Frage frei hat an das Schicksal.
Solch ein Moment war's, als ich in der Nacht,
Die vor der Lützner Aktion vorherging,
Gedankenvoll an einen Baum gelehnt,
Hinaussah in die Ebene. Die Feuer
Des Lagers brannten düster durch den Nebel,
Der Waffen dumpfes Rauschen unterbrach,
Der Runden Ruf einförmig nur die Stille.
Mein ganzes Leben ging, vergangenes
Und künftiges, in diesem Augenblick
An meinem inneren Gesicht vorüber,
Und an des nächsten Morgens Schicksal knüpfte
Der ahnungsvolle Geist die fernste Zukunft.
Da sagt' ich also zu mir selbst: " So vielen
Gebietest du! Sie folgen deinen Sternen
Und setzen, wie auf eine große Nummer,
Ihr Alles auf dein einzig Haupt und sind
In deines Glückes Schiff mit dir gestiegen.
Doch kommen wird der Tag, wo diese alle
Das Schicksal wieder auseinanderstreut,
Nur wen'ge werden treu bei dir verharren.
Den möcht' ich wissen, der der Treuste mir
Von allen ist, die dieses Lager einschließt.
Gib mir ein Zeichen, Schicksal! Der soll's sein,
Der an dem nächsten Morgen mir zuerst
Entgegenkommt mit einem Liebeszeichen".
Und dieses bei mir denkend, schlief ich ein.
Und mitten in die Schlacht ward ich geführt
Im Geist. Groß war der Drang. Mir tötete
Ein Schuß das Pferd, ich sank, und über mir
Hinweg, gleichgültig, setzten Roß und Reiter,
Und keuchend lag ich, wie ein Sterbender,
Zertreten unter ihrer Hufe Schlag.
Da faßte plötzlich hilfreich mich ein Arm,
Es war Octavio – und schnell erwach ich,
Tag war es, und – Octavio stand vor mir.
"Mein Bruder", sprach er, "reite heute nicht
Den Schecken, wie du pflegst. Besteige lieber
Das sichre Tier, das ich dir ausgesucht.
Tu's mir zu Lieb'. Es warnte mich ein Traum."
Und dieses Tieres Schnelligkeit entriß
Mich Banniers verfolgenden Dragonern.
Mein Vetter ritt den Schecken an dem Tag,
Und Roß und Reiter sah ich niemals wieder.
Illo
Das war ein Zufall.
Wallenstein. (bedeutend)
Es gibt keinen Zufall;
Und was uns blindes Ohngefähr nur dünkt,
Gerade das steigt aus den tiefsten Quellen.
Versiegelt hab ich's und verbrieft, daß er
Mein guter Engel ist, und nun kein Wort mehr!
(Er geht.)
Terzky
Das ist mein Trost, der Max bleibt uns als Geisel.
Illo
Und der soll mir nicht lebend hier vom Platze.
Wallenstein. (bleibt stehen und kehrt sich um)
Seid ihr nicht wie die Weiber, die beständig
Zurück nur kommen auf ihr erstes Wort,
Wenn man Vernunft gesprochen stundenlang!
– Des Menschen Taten und Gedanken, wißt!
Sind nicht wie Meeres blind bewegte Wellen.
Die innre Welt, sein Mikrokosmus, ist
Der tiefe Schacht, aus dem sie ewig quellen.
Sie sind notwendig, wie des Baumes Frucht,
Sie kann der Zufall gaukelnd nicht verwandeln.
Hab ich des Menschen Kern erst untersucht,
So weiß ich auch sein Wollen und sein Handeln.
(Gehen ab.)
Vierter Auftritt
Zimmer in Piccolominis Wohnung.
Octavio Piccolomini reisefertig. Ein Adjutant.
Octavio
Ist das Kommando da?
Adjutant
Es wartet unten.
Octavio
Es sind doch sichre Leute, Adjutant?
Aus welchem Regimente nahmt Ihr sie?
Adjutant
Von Tiefenbach.
Octavio
Dies Regiment ist treu.
Laßt sie im Hinterhof sich ruhighalten,
Sich niemand zeigen, bis Ihr klingeln hört;
Dann wird das Haus geschlossen, scharf bewacht,
Und jeder, den Ihr antrefft, bleibt verhaftet.
(Adjutant ab.)
Zwar hoff ich, es bedarf nicht ihres Dienstes,
Denn meines Kalkuls halt ich mich gewiß.
Doch es gilt Kaisers Dienst, das Spiel ist groß,
Und besser zu viel Vorsicht als zu wenig.
Fünfter Auftritt
Octavio Piccolomini. Isolani tritt herein.
Isolani
Hier bin ich – Nun! wer kommt noch von den andern?
Octavio. (geheimnisvoll)
Vorerst ein Wort mit Euch, Graf Isolani.
Isolani. (geheimnisvoll)
Soll's losgehn? Will der Fürst was unternehmen?
Mir dürft Ihr trauen. Setzt mich auf die Probe.
Octavio
Das kann geschehn.
Isolani
Herr Bruder, ich bin nicht
Von denen, die mit Worten tapfer sind
Und, kommt's zur Tat, das Weite schimpflich suchen.
Der Herzog hat als Freund an mir getan,
Weiß Gott, so ist's! Ich bin ihm alles schuldig.
Auf meine Treue kann er baun.
Octavio
Es wird sich zeigen.
Isolani
Nehmt Euch in acht. Nicht alle denken so.
Es halten's hier noch viele mit dem Hof
Und meinen, daß die Unterschrift von neulich,
Die abgestohlne, sie zu nichts verbinde.
Octavio
So? Nennt mir doch die Herren, die das meinen.
Isolani
Zum Henker! Alle Deutschen sprechen so.
Auch Esterhazy, Kaunitz, Deodat
Erklären jetzt, man müss' dem Hof gehorchen.
Octavio
Das freut micht.
Isolani
Freut Euch?
Octavio
Daß der Kaiser noch
So gute Freunde hat und wackre Diener.
Isolani
Spaßt nicht. Es sind nicht eben schlechte Männer.
Octavio
Gewiß nicht. Gott verhüte, daß ich spaße!
Sehr ernstlich freut es mich, die gute Sache
So stark zu sehn.
Isolani
Was Teufel! Wie ist das?
Seid Ihr denn nicht? – Warum bin ich denn hier?
Octavio. (mit Ansehen)
Euch zu erklären, rund und nett, ob Ihr
Ein Freund wollt heißen oder Feind des Kaisers.
Isolani. (trotzig)
Darüber werd ich dem Erklärung geben,
Dem's zukommt, diese Frag' an mich zu tun.
Octavio
Ob mir das zukommt, mag dies Blatt Euch lehren.
Isolani
Wa – was? Das ist des Kaisers Hand und Siegel.
(Liest.)
"Als werden sämtliche Hauptleute unsrer
Armee der Ordre unsers lieben, treuen,
Des Generalleutnant Piccolomini,
Wie unsrer eignen" – Hum – Ja – So – Ja, ja!
Ich – mach Euch meinen Glückwunsch, Generalleutnant.
Octavio
Ihr unterwerft Euch dem Befehl?
Isolani
Ich – aber
Ihr überrascht mich auch so schnell – Man wird
Mir doch Bedenkzeit, hoff ich —
Octavio
Zwei Minuten.
Isolani
Mein Gott, der Fall ist aber —
Octavio
Klar und einfach.
Ihr sollt erklären, ob Ihr Euren Herrn
Verraten wollet oder treu ihm dienen.
Isolani
Verrat – Mein Gott – Wer spricht denn von Verrat?
Octavio
Das ist der Fall. Der Fürst ist ein Verräter,
Will die Armee zum Feind hinüberführen.
Erklärt Euch kurz und gut. Wollt Ihr dem Kaiser
Abschwören? Euch dem Feind verkaufen? Wollt Ihr?
Isolani
Was denkt Ihr? Ich des Kaisers Majestät
Abschwören? Sagt' ich so? Wann hätt' ich das
Gesagt?
Octavio
Noch habt Ihr's nicht gesagt. Noch nicht.
Ich warte drauf, ob Ihr es werdet sagen.
Isolani
Nun seht, das ist mir lieb, daß Ihr mir selbst
Bezeugt, ich habe so was nicht gesagt.
Octavio
Ihr sagt Euch also von dem Fürsten los?
Isolani
Spinnt er Verrat – Verrat trennt alle Bande.
Octavio
Und seid entschlossen, gegen ihn zu fechten?
Isolani
Er tat mir Gutes – doch wenn er ein Schelm ist,
Verdamm' ihn Gott! die Rechnung ist zerrissen.
Octavio
Mich freut's, daß Ihr in gutem Euch gefügt.
Heut nacht in aller Stille brecht Ihr auf
Mit allen leichten Truppen; es muß scheinen,
Als käm' die Ordre von dem Herzog selbst.
Zu Frauenberg ist der Versammlungsplatz,
Dort gibt Euch Gallas weitere Befehle.
Isolani
Es soll geschehn. Gedenkt mir's aber auch
Beim Kaiser, wie bereit Ihr mich gefunden.
Octavio
Ich werd es rühmen.
(Isolani geht. Es kommt ein Bedienter.)
Oberst Buttler? Gut.
Isolani. (zurückkommend)
Vergebt mir auch mein barsches Wesen, Alter.
Herr Gott! Wie konnt' ich wissen, welch große
Person ich vor mir hatte!
Octavio
Laßt das gut sein.
Isolani
Ich bin ein lust'ger alter Knab', und wär'
Mir auch ein rasches Wörtlein übern Hof
Entschlüpft zuweilen, in der Lust des Weins,
Ihr wißt ja, bös war's nicht gemeint.
(Geht ab.)
Octavio
Macht Euch
Darüber keine Sorge! – Das gelang!
Glück, sei uns auch so günstig bei den andern!
Sechster Auftritt
Octavio Piccolomini. Buttler.
Buttler
Ich bin zu Eurer Ordre, Generalleutnant.
Octavio
Seid mir als werter Gast und Freund willkommen.
Buttler
Zu große Ehr' für mich.
Octavio. (nachdem beide Platz genommen)
Ihr habt die Neigung nicht erwidert,
Womit ich gestern Euch entgegenkam.
Wohl gar als leere Formel sie verkannt.
Von Herzen ging mir jener Wunsch, es war
Mir Ernst um Euch, denn eine Zeit ist jetzt,
Wo sich die Guten eng verbinden sollten.
Buttler
Die Gleichgesinnten können es allein.
Octavio
Und alle Guten nenn ich gleichgesinnt.
Dem Menschen bring ich nur die Tat in Rechnung,
Wozu ihn ruhig der Charakter treibt;
Denn blinder Mißverständnisse Gewalt
Drängt oft den Besten aus dem rechten Gleise.
Ihr kamt durch Frauenberg. Hat Euch Graf Gallas
Nichts anvertraut? Sagt mir's. Er ist mein Freund.
Buttler
Er hat verlorne Worte nur gesprochen.
Octavio
Das hör ich ungern, denn sein Rat war gut.
Und einen gleichen hätt' ich Euch zu geben.
Buttler
Spart Euch die Müh – mir die Verlegenheit,
So schlecht die gute Meinung zu verdienen.
Octavio
Die Zeit ist teuer, laßt uns offen reden.
Ihr wißt, wie hier die Sachen stehn. Der Herzog
Sinnt auf Verrat, ich kann Euch mehr noch sagen,
Er hat ihn schon vollführt; geschlossen ist
Das Bündnis mit dem Feind vor wen'gen Stunden.
Nach Prag und Eger reiten schon die Boten,
Und morgen will er zu dem Feind uns führen.
Doch er betrügt sich, denn die Klugheit wacht,
Noch treue Freunde leben hier dem Kaiser,
Und mächtig steht ihr unsichtbarer Bund.
Dies Manifest erklärt ihn in die Acht,
Spricht los das Heer von des Gehorsams Pflichten,
Und alle Gutgesinnten ruft es auf,
Sich unter meiner Führung zu versammeln.
Nun wählt, ob Ihr mit uns die gute Sache,
Mit ihm der Bösen böses Los wollt teilen?
Buttler. (steht auf)
Sein Los ist meines.
Octavio
Ist das Euer letzter
Entschluß?
Buttler
Er ist's.
Octavio
Bedenkt Euch, Oberst Buttler.
Noch habt Ihr Zeit. In meiner treuen Brust
Begraben bleibt das raschgesprochne Wort.
Nehmt es zurück. Wählt eine bessere
Partei. Ihr habt die gute nicht ergriffen.
Buttler
Befehlt Ihr sonst nocht etwas, Generalleutnant?
Octavio
Seht Eure weißen Haare! Nehmt's zurück.
Buttler
Lebt wohl!
Octavio
Was? Diesen guten, tapfern Degen
Wollt Ihr in solchem Streite ziehen? Wollt
In Fluch den Dank verwandeln, den Ihr Euch
Durch vierzigjähr'ge Treu verdient um Östreich?
Buttler. (bitter lachend)
Dank vom Haus Östreich!
(Er will gehen.)
Octavio. (läßt ihn bis an die Türe gehen, dann ruft er)
Buttler!
Buttler
Was beliebt?
Octavio
Wie war es mit dem Grafen?
Buttler
Grafen! Was?
Octavio
Dem Grafentitel, mein ich.
Buttler. (heftig auffahrend)
Tod und Teufel!
Octavio. (kalt)
Ihr suchtet darum nach. Man wies Euch ab.
Buttler
Nicht ungestraft sollt Ihr mich höhnen. Zieht!
Octavio
Steckt ein. Sagt ruhig, wie es damit ging. Ich will
Genugtuung nachher Euch nicht verweigern.
Buttler
Mag alle Welt doch um die Schwachheit wissen,
Die ich mir selbst nie verzeihen kann!
– Ja! Generalleutnant, ich besitze Ehrgeiz,
Verachtung hab ich nie ertragen können.
Es tat mir wehe, daß Geburt und Titel
Bei der Armee mehr galten als Verdienst.
Nicht schlechter wollt' ich sein als meinesgleichen,
So ließ ich mich in unglücksel'ger Stunde
Zu jenem Schritt verleiten – Es war Torheit!
Doch nicht verdient' ich, sie so hart zu büßen!
– Versagen konnte man's – Warum die Weigerung
Mit dieser kränkenden Verachtung schärfen,
Den alten Mann, den treu bewährten Diener
Mit schwerem Hohn zermalmend niederschlagen,
An seiner Herkunft Schmach so rauh ihn mahnen,
Weil er in schwacher Stunde sich vergaß!
Doch einen Stachel gab Natur dem Wurm,
Den Willkür übermütig spielend tritt —
Octavio
Ihr müßt verleumdet sein. Vermutet Ihr
Den Feind, der Euch den schlimmen Dienst geleistet?
Buttler
Sei's, wer es will! Ein niederträcht'ger Bube,
Ein Höfling muß es sein, ein Spanier,
Der Junker irgend eines alten Hauses,
Dem ich im Licht mag stehn, ein neid'scher Schurke,
Den meine selbstverdiente Würde kränkt.
Octavio
Sagt. Billigte der Herzog jenen Schritt?
Buttler
Er trieb mich dazu an, verwendete
Sich selbst für micht, mit edler Freundeswärme.
Octavio
So? Wißt ihr das gewiß?
Buttler
Ich las den Brief.
Octavio. (bedeutend)
Ich auch – doch anders lautete sein Inhalt.
(Buttler wird betroffen.)
Durch Zufall bin ich im Besitz des Briefs,
Kann Euch durch eignen Anblick überführen.
(Er gibt ihm den Brief.)
Buttler
Ha! was ist das?
Octavio
Ich fürchte, Oberst Buttler,
Man hat mit Euch ein schändlich Spiel getrieben.
Der Herzog, sagt Ihr, trieb Euch zu dem Schritt? —
In diesem Briefe spricht er mit Verachtung
Von Euch, rät dem Minister, Euren Dünkel,
Wie er ihn nennt, zu züchtigen.
(Buttler hat den Brief gelesen, seine Knie zittern, er greift nach einem Stuhl, setzt sich nieder.)
Kein Feind verfolgt Euch. Niemand will Euch übel.
Dem Herzog schreibt allein die Kränkung zu,
Die ihr empfangen; deutlich ist die Absicht.
Losreißen wollt' er Euch von Eurem Kaiser —
Von Eurer Rache hofft' er zu erlangen,
Was Eure wohlbewährte Treu ihn nimmer
Erwarten ließ bei ruhiger Besinnung.
Zum blinden Werkzeug wollt' er Euch, zum Mittel,
Verworfner Zwecke Euch verächtlich brauchen.
Er hat's erreicht. Zu gut nur glückt' es ihm,
Euch wegzulocken von dem guten Pfade,
Auf dem Ihr vierzig Jahre seid gewandelt.
Buttler. (mit der Stimme bebend)
Kann mir des Kaisers Majestät vergeben?
Octavio
Sie tut noch mehr. Sie macht die Kränkung gut,
Die unverdient dem Würdigen geschehn.
Aus freiem Trieb bestätigt sie die Schenkung,
Die Euch der Fürst zu bösem Zweck gemacht.
Das Regiment ist Euer, das Ihr führt.
Buttler. (will aufstehen, sinkt zurück. Sein Gemüt arbeitet heftig, er versucht zu reden und vermag es nicht. Endlich nimmt er den Degen vom Gehänge und reicht ihn dem Piccolomini)
Octavio
Was wollt Ihr? Faßt Euch.
Buttler
Nehmt!
Octavio
Wozu? Besinnt Euch.
Buttler
Nehmt hin! Nicht wert mehr bin ich dieses Degens.
Octavio
Empfangt ihn neu zurück aus meiner Hand
Und führt ihn stets mit Ehre für das Recht.
Buttler
Die Treue brach ich solchem gnäd'gen Kaiser!
Octavio
Macht's wieder gut. Schnell trennt Euch von dem Herzog.
Buttler
Mich von ihm trennen!
Octavio
Wie? Bedenkt Ihr Euch?
Buttler. (furchtbar ausbrechend)
Nur von ihm trennen? Oh! er soll nicht leben!
Octavio
Folgt mir nach Frauenberg, wo alle Treuen
Bei Gallas sich und Altringer versammeln.
Viel andre bracht' ich noch zu ihrer Pflicht
Zurück, heut nacht entfliehen sie aus Pilsen.
Buttler. (ist heftig bewegt auf und ab gegangen und tritt zu Octavio mit entschlossenem Blick)
Graf Piccolomini! Darf Euch der Mann
Von Ehre sprechen, der die Treue brach?
Octavio
Der darf es, der so ernstlich es bereut.
Buttler
So laßt mich hier, auf Ehrenwort.
Octavio
Was sinnt Ihr?
Buttler
Mit meinem Regimente laßt mich bleiben.
Octavio
Ich darf Euch trauen. Doch sagt mir, was Ihr brütet?
Buttler
Die Tat wird's lehren. Fragt mich jetzt nicht weiter.
Traut mir! Ihr könnt's! Bei Gott! Ihr überlasset
Ihn seinem guten Engel nicht! – Lebt wohl!
(Geht ab.)
Bedienter. (bringt ein Billet)
Ein Unbekannter bracht's und ging gleich wieder.
Des Fürsten Pferde stehen auch schon unten.
(Ab.)
Octavio. (liest)
"Macht, daß Ihr fortkommt. Euer treuer Isolan."
– Oh! läge diese Stadt erst hinter mir!
So nah dem Hafen sollten wir noch scheitern?
Fort! Fort! Hier ist nicht länger Sicherheit
Für mich. Wo aber bleibt mein Sohn?
Siebenter Auftritt
Beide Piccolomini.
Max. (kömmt in der heftigsten Gemütsbewegung, seine Blicke rollen wild, sein Gang ist unstet; er scheint den Vater nicht zu bemerken, der von ferne steht und ihn mitleidig ansieht. Mit großen Schritten geht er durch das Zimmer, bleibt wieder stehen und wirft sich zuletzt in einen Stuhl, gerad vor sich hin starrend)
Octavio. (nähert sich ihm)
Ich reise ab, mein Sohn.
(Da er keine Antwort erhält, faßt er ihn bei der Hand.)
Mein Sohn, leb wohl!
Max
Leb wohl!
Octavio
Du folgst mir doch bald nach?
Max. (ohne ihn anzusehen)
Ich dir?
Dein Weg ist krumm, er ist der meine nicht.
(Octavio läßt seine Hand los, fährt zurück.)
Oh! wärst du wahr gewesen und gerade,
Nie kam es dahin, alles stünde anders!
Er hätte nicht das Schreckliche getan,
Die Guten hätten Kraft bei ihm behalten,
Nicht in der Schlechten Garn wär' er gefallen.
Warum so heimlich, hinterlistig lauernd
Gleich einem Dieb und Diebeshelfer schleichen?
Unsel'ge Falschheit! Mutter alles Bösen!
Du jammerbringende, verderbest uns!
Wahrhaftigkeit, die reine, hätt' uns alle,
Die welterhaltende, gerettet. Vater!
Ich kann dich nicht entschuldigen, ich kann's nicht.
Der Herzog hat mich hintergangen, schrecklich,
Du aber hast viel besser nicht gehandelt.
Octavio
Mein Sohn, ach! ich verzeihe deinem Schmerz.
Max. (steht auf, betrachtet ihn mit zweifelhaften Blicken)
Wär's möglich, Vater? Vater? Hättest du's
Mit Vorbedacht bis dahin treiben wollen?
Du steigst durch seinen Fall. Octavio,
Das will mir nicht gefallen.
Octavio
Gott im Himmel!
Max
Weh mir! Ich habe die Natur verändert,
Wie kommt der Argwohn in die freie Seele?
Vertrauen, Glaube, Hoffnung ist dahin,
Denn alles log mir, was ich hochgeachtet.
Nein! Nein! Nicht alles! Sie ja lebt mir noch,
Und sie ist wahr und lauter wie der Himmel.
Betrug ist überall und Heuchelschein
Und Mord und Gift und Meineid und Verrat,
Der einzig reine Ort ist unsre Liebe,
Der unentweihte in der Menschlichkeit.
Octavio
Max! Folg mir lieber gleich, das ist doch besser.
Max
Was? Eh' ich Abschied noch von ihr genommen?
Den letzten – Nimmermehr!
Octavio
Erspare dir
Die Qual der Trennung, der notwendigen.
Komm mit mir! Komm, mein Sohn!
(Will ihn fortziehn.)
Max
Nein! So wahr Gott lebt!
Octavio. (dringender)
Komm mit mir, ich gebiete dir's, dein Vater.
Max
Gebiete mir, was menschlich ist. Ich bleibe.
Octavio
Max! In des Kaisers Namen, folge mir!
Max
Kein Kaiser hat dem Herzen vorzuschreiben.
Und willst du mir das einzige noch rauben,
Was mir mein Unglück übrigließ, ihr Mitleid?
Muß grausam auch das Grausame geschehn?
Das Unabänderliche soll ich noch
Unedel tun, mit heimlich feiger Flucht,
Wie ein Unwürdiger mich von ihr stehlen?
Sie soll mein Leiden sehen, meinen Schmerz,
Die Klagen hören der zerrißnen Seele
Und Tränen um mich weinen – Oh! die Menschen
Sind grausam, aber sie ist wie ein Engel.
Sie wird von gräßlich wütender Verzweiflung
Die Seele retten, diesen Schmerz des Todes
Mit sanften Trostesworten klagend lösen.
Octavio
Du reißest dich nicht los, vermagst es nicht.
Oh! komm, mein Sohn, und rette deine Tugend!
Max
Verschwende deine Worte nicht vergebens,
Dem Herzen folg ich, denn ich darf ihm trauen.
Octavio. (außer Fassung, zitternd)
Max! Max! Wenn das Entsetzliche mich trifft,
Wenn du – mein Sohn – mein eignes Blut – ich darf's
Nicht denken! dich dem Schändlichen verkaufst,
Dies Brandmal aufdrückst unsers Hauses Adel,
Dann soll die Welt das Schauderhafte sehn,
Und von des Vaters Blute triefen soll
Des Sohnes Stahl im gräßlichen Gefechte.
Max
Oh! hättest du vom Menschen besser stets
Gedacht, du hättest besser auch gehandelt.
Fluchwürd'ger Argwohn! Unglücksel'ger Zweife!
Es ist ihm Festes nichts und Unverrücktes,
Und alles wanket, wo der Glaube fehlt.
Octavio
Und trau ich deinem Herzen auch, wird's immer
In deiner Macht auch stehen, ihm zu folgen?
Max
Du hast des Herzens Stimme nicht bezwungen,
So wenig wird der Herzog es vermögen.
Octavio
Oh! Max, ich seh dich niemals wiederkehren!
Max
Unwürdig deiner wirst du nie mich sehn.
Octavio
Ich geh nach Frauenberg, die Pappenheimer
Laß ich dir hier, auch Lothringen, Toscana
Und Tiefenbach bleibt da, dich zu bedecken.
Sie lieben dich und sind dem Eide treu
Und werden lieber tapfer streitend fallen,
Als von dem Führer weichen und der Ehre.
Max
Verlaß dich drauf, ich lasse fechtend hier
Das Leben oder führe sie aus Pilsen.
Octavio. (aufbrechend)
Mein Sohn, leb wohl!
Max
Leb wohl!
Octavio
Wie? Keinen Blick
Der Liebe? Keinen Händedruck zum Abschied?
Es ist ein blut'ger Krieg, in den wir gehn,
Und ungewiß, verhüllt ist der Erfolg.
So pflegten wir uns vormals nicht zu trennen.
Ist es denn wahr? Ich habe keinen Sohn mehr?
(Max fällt in seine Arme, sie halten einander lange schweigend umfaßt, dann entfernen sie sich nach verschiedenen Seiten.)