Kitabı oku: «Wallensteins Tod», sayfa 4
Dritter Aufzug
Saal bei der Herzogin von Friedland.
Erster Auftritt
Gräfin Terzky. Thekla. Fräulein von Neubrunn. Beide letztern mit weiblichen Arbeiten beschäftigt.
Gräfin
Ihr habt mich nichts zu fragen, Thekla? Gar nichts?
Schon lange wart ich auf ein Wort von Euch.
Könnt Ihr's ertragen, in so langer Zeit
Nicht einmal seinen Namen auszusprechen?
Wie? Oder wär' ich jetzt schon überflüssig,
Und gäb' es andre Wege als durch mich?
Gesteht mir, Nichte. Habt Ihr ihn gesehn?
Thekla
Ich hab ihn heut und gestern nicht gesehn.
Gräfin
Auch nicht von ihm gehört? Verbergt mir nichts.
Thekla
Kein Wort.
Gräfin
Und könnt so ruhig sein!
Thekla
Ich bin's.
Gräfin
Verlaßt uns, Neubrunn.
(Fräulein von Neubrunn entfernt sich.)
Zweiter Auftritt
Gräfin Thekla.
Gräfin
Es gefällt mir nicht,
Daß er sich grade jetzt so still verhält.
Thekla
Gerade jetzt!
Gräfin
Nachdem er alles weiß!
Denn jetzo war's die Zeit, sich zu erklären.
Thekla
Sprecht deutlicher, wenn ich's verstehen soll.
Gräfin
In dieser Absicht schickt' ich sie hinweg.
Ihr seid kein Kind mehr, Thekla. Euer Herz
Ist mündig, denn Ihr liebt, und kühner Mut
Ist bei der Liebe. Den habt Ihr bewiesen.
Ihr artet mehr nach Eures Vaters Geist
Als nach der Mutter ihrem. Darum könnt Ihr hören,
Was sie nicht fähig ist zu tragen.
Thekla
Ich bitt Euch, endet diese Vorbereitung.
Sei's was es sei. Heraus damit! Es kann
Mich mehr nicht ängstigen als dieser Eingang.
Was habt Ihr mir zu sagen? Faßt es kurz.
Gräfin
Ihr müßt nur nicht erschrecken —
Thekla
Nennt's! Ich bitt Euch.
Gräfin
Es steht bei Euch, dem Vater einen großen Dienst
Zu leisten —
Thekla
Bei mir stünde das! Was kann —
Gräfin
Max Piccolomini liebt Euch. Ihr könnt
Ihn unauflöslich an den Vater binden.
Thekla
Braucht's dazu meiner? Ist er es nicht schon?
Gräfin
Er war's.
Thekla
Und warum sollt' er's nicht mehr sein,
Nicht immer bleiben?
Gräfin
Auch am Kaiser hängt er.
Thekla
Nicht mehr, als Pflicht und Ehre von ihm fordern.
Gräfin
Von seiner Liebe fordert man Beweise,
Und nicht von seiner Ehre – Pflicht und Ehre!
Das sind vieldeutig doppelsinn'ge Namen,
Ihr sollt sie ihm auslegen, seine Liebe
Soll seine Ehre ihm erklären.
Thekla
Wie?
Gräfin
Er soll dem Kaiser oder Euch entsagen.
Thekla
Er wird den Vater gern in den Privatstand
Begleiten. Ihr vernahmt es von ihm selbst,
Wie sehr er wünscht, die Waffen wegzulegen.
Gräfin
Er soll sie nicht weglegen, ist die Meinung,
Er soll sie für den Vater ziehn.
Thekla
Sein Blut,
Sein Leben wird er für den Vater freudig
Verwenden, wenn ihm Unglimpf widerführe.
Gräfin
Ihr wollt mich nicht erraten – Nun so hört.
Der Vater ist vom Kaiser abgefallen,
Steht im Begriff, sich zu dem Feind zu schlagen
Mitsamt dem ganzen Heer —
Thekla
O meine Mutter!
Gräfin
Es braucht ein großes Beispiel, die Armee
Ihm nachzuziehn. Die Piccolomini
Stehn bei dem Heer in Ansehn, sie beherrschen
Die Meinung, und entscheidend ist ihr Vorgang.
Des Vaters sind wir sicher durch den Sohn —
– Ihr habt jetzt viel in Eurer Hand.
Thekla
O jammervolle Mutter! Welcher Streich des Todes
Erwartet dich! – Sie wird's nicht überleben.
Gräfin
Sie wird in das Notwendige sich fügen.
Ich kenne sie – Das Ferne, Künftige beängstigt
Ihr fürchtend Herz; was unabänderlich
Und wirklich da ist, trägt sie mit Ergebung.
Thekla
O meine ahnungsvolle Seele – Jetzt —
Jetzt ist sie da, die kalte Schreckenshand,
Die in mein fröhlich Hoffen schaudernd greift.
Ich wußt' es wohl – O gleich, als ich hier eintrat,
Weissagte mir's das bange Vorgefühl,
Daß über mir die Unglückssterne stünden —
Doch warum denk ich jetzt zuerst an mich —
O meine Mutter! meinen Mutter!
Gräfin
Faßt Euch.
Brecht nicht in eitle Klagen aus. Erhaltet
Dem Vater einen Freund, Euch den Geliebten,
So kann noch alles gut und glücklich werden.
Thekla
Gut werden! Was? Wir sind getrennt auf immer! —
Ach, davon ist nun gar nicht mehr die Rede.
Gräfin
Er läßt Euch nicht! Er kann nicht von Euch lassen.
Thekla
O der Unglückliche!
Gräfin
Wenn er Euch wirklich liebt, wird sein Entschluß
Geschwind gefaßt sein.
Thekla
Sein Entschluß wird bald
Gefaßt sein, daran zweifelt nicht. Entschluß!
Ist hier noch ein Entschluß?
Gräfin
Faßt euch. Ich höre
Die Mutter nahn.
Thekla
Wie werd ich ihren Anblick
Ertragen!
Gräfin
Faßt Euch.
Dritter Auftritt
Die Herzogin. Vorige.
Herzogin. (zur Gräfin)
Schwester! Wer war hier?
Ich hörte lebhaft reden.
Gräfin
Es war niemand.
Herzogin
Ich bin so schreckhaft. Jedes Rauschen kündigt mir
Den Fußtritt eines Unglücksboten an.
Könnt Ihr mir sagen, Schwester, wie es steht?
Wird er dem Kaiser seinen Willen tun,
Dem Kardinal die Reiter senden? Sprecht,
Hat er den Questenberg mit einer guten
Antwort entlassen?
Gräfin
– Nein, das hat er nicht.
Herzogin
O dann ist's aus! Ich seh das Ärgste kommen.
Sie werden ihn absetzen, es wird alles wieder
So werden wie zu Regenspurg.
Gräfin
So wird's
Nicht werden. Diesmal nicht. Dafür seid ruhig.
(Thekla, heftig bewegt, stürzt auf die Mutter zu und schließt sie weinend in die Arme.)
Herzogin
O der unbeugsam unbezähmte Mann!
Was hab ich nicht getragen und gelitten
In dieser Ehe unglücksvollem Bund!
Denn gleich wie an ein feurig Rad gefesselt,
Das rastlos eilend, ewig, heftig treibt,
Bracht' ich ein angstvoll Leben mit ihm zu,
Und stets an eines Abgrunds jähem Rande
Sturzdrohend, schwindelnd riß er mich dahin.
– Nein, weine nicht, mein Kind. Laß dir mein Leiden
Zu keiner bösen Vorbedeutung werden,
Den Stand, der dich erwartet, nicht verleiden.
Es lebt kein zweiter Friedland; du, mein Kind,
Hast deiner Mutter Schicksal nicht zu fürchten.
Thekla
O lassen Sie uns fliehen, liebe Mutter!
Schnell! Schnell! Hier ist kein Aufenthalt für uns.
Jedwede nächste Stunde brütet irgend
Ein neues, ungeheures Schreckbild aus!
Herzogin
Dir wird ein ruhigeres Los! – Auch wir,
Ich und dein Vater, sahen schöne Tage;
Der ersten Jahre denk ich noch mit Lust.
Da war er noch der fröhlich Strebende,
Sein Ehrgeiz war ein mild erwärmend Feuer,
Noch nicht die Flamme, die verzehrend rast.
Der Kaiser liebte ihn, vertraute ihm,
Und was er anfing, das mußt' ihm geraten.
Doch seit dem Unglückstag zu Regenspurg,
Der ihn von seiner Höh' herunterstürzte,
Ist ein unsteter, ungesell'ger Geist
Argwöhnisch, finster über ihn gekommen.
Ihn floh die Ruhe, und dem alten Glück,
Der eignen Kraft nicht fröhlich mehr vertrauend,
Wandt' er sein Herz den dunkeln Künsten zu,
Die keinen, der sie pflegte, noch beglückt.
Gräfin
Ihr seht's mit Euren Augen – Aber ist
Das ein Gespräch, womit wir ihn erwarten?
Er wird bald hier sein, wißt Ihr. Soll er sie
In diesem Zustand finden?
Herzogin
Komm, mein Kind.
Wisch deine Tränen ab. Zeig deinem Vater
Ein heitres Antlitz – Sieh, die Schleife hier
Ist los – Dies Haar muß aufgebunden werden.
Komm, trockne deine Tränen. Sie entstellen
Dein holdes Auge – Was ich sagen wollte?
Ja, dieser Piccolomini ist doch
Ein würd'ger Edelmann und voll Verdienst.
Gräfin
Das ist er, Schwester.
Thekla. (zur Gräfin, beängstigt.)
Tante, wollt Ihr mich
Entschuldigen?
(Will gehen.)
Gräfin
Wohin? Der Vater kommt.
Thekla
Ich kann ihn jetzt nicht sehn.
Gräfin
Er wird Euch aber
Vermissen, nach Euch fragen.
Herzogin
Warum geht sie?
Thekla
Es ist mir unerträglich, ihn zu sehn.
Gräfin. (zur Herzogin)
Ihr ist nicht wohl.
Herzogin. (besorgt)
Was fehlt dem lieben Kinde?
(Beide folgen dem Fräulein und sind beschäftigt, sie zurückzuhalten. Wallenstein erscheint, im Gespräch mit Illo.)
Vierter Auftritt
Wallenstein. Illo. Vorige.
Wallenstein
Es ist noch still im Lager?
Illo
Alles still.
Wallenstein
In wenig Stunden kann die Nachricht da sein
Aus Prag, daß diese Hauptstadt unser ist.
Dann können wir die Maske von uns werfen,
Den hiesigen Truppen den getanen Schritt
Zugleich mit dem Erfolg zu wissen tun.
In solchen Fällen tut das Beispiel alles.
Der Mensch ist ein nachahmendes Geschöpf,
Und wer der Vorderste ist, führt die Herde.
Die Prager Truppen wissen es nicht anders,
Als daß die Pilsner Völker uns gehuldigt,
Und hier in Pilsen sollen sie uns schwören,
Weil man zu Prag das Beispiel hat gegeben.
– Der Butler, sagst du, hat sich nun erklärt?
Illo
Aus freiem Trieb, unaufgefordert kam er,
Sich selbst, sein Regiment dir anzubieten.
Wallenstein
Nicht jeder Stimme, find ich, ist zu glauben,
Die warnend sich im Herzen läßt vernehmen.
Uns zu berücken, borgt der Lügengeist
Nachahmend oft die Stimme von der Wahrheit
Und streut betrügliche Orakel aus.
So hab ich diesem würdig braven Mann,
Dem Butler, stilles Unrecht abzubitten;
Denn ein Gefühl, des ich nicht Meister bin,
Furcht möcht' ich's nicht gern nennen, überschleicht
In seiner Nähe schaudernd mir die Sinne
Und hemmt der Liebe freudige Bewegung.
Und dieser Redliche, vor dem der Geist
Mich warnt, reicht mir das erste Pfand des Glücks.
Illo
Und sein geachtet Beispiel, zweifle nicht,
Wird dir die Besten in dem Heer gewinnen.
Wallenstein
Jetzt geh und schick mir gleich den Isolan
Hieher, ich hab ihn mir noch jüngst verpflichtet.
Mit ihm will ich den Anfang machen. Geh!
(Illo geht hinaus, unterdessen sind die übrigen wieder vorwärts gekommen.)
Wallenstein
Sieh da, die Mutter mit der lieben Tochter!
Wir wollen einmal von Geschäften ruhn —
Kommt! Mich verlangte, eine heitre Stunde
Im lieben Kreis der Meinen zu verleben.
Gräfin
Wir waren lang nicht so beisammen, Bruder.
Wallenstein. (beiseite, zur Gräfin)
Kann sie's vernehmen? Ist sie vorbereitet?
Gräfin
Noch nicht.
Wallenstein
Komm her, mein Mädchen. Setz dich zu mir.
Es ist ein guter Geist auf deinen Lippen,
Die Mutter hat mir deine Fertigkeit
Gepriesen, es soll eine zarte Stimme
Des Wohllauts in dir wohnen, die die Seele
Bezaubert. Eine solche Stimme brauch
Ich jetzt, den bösen Dämon zu vertreiben,
Der um mein Haupt die schwarzen Flügel schlägt.
Herzogin
Wo hast du deine Zither, Thekla? Komm.
Laß deinem Vater eine Probe hören
Von deiner Kunst.
Thekla
O meine Mutter! Gott!
Herzogin
Komm, Thekla, und erfreue deinen Vater.
Thekla
Ich kann nicht, Mutter —
Gräfin
Wie? Was ist das, Nichte!
Thekla. (zur Gräfin)
Verschont mich – Singen – jetzt – in dieser Angst
Der schwer beladnen Seele – vor ihn singen —
Der meine Mutter stürzt ins Grab!
Herzogin
Wie, Thekla, Launen? Soll dein güt'ger Vater
Vergeblich einen Wunsch geäußert haben?
Gräfin
Hier ist die Zither.
Thekla
O mein Gott – Wie kann ich —
(Hält das Instrument mit zitternder Hand, ihre Seele arbeitet im heftigsten Kampf, und im Augenblick, da sie anfangen soll, zu singen, schaudert sie zusammen, wirft das Instrument weg und geht schnell ab.)
Herzogin
Mein Kind – o sie ist krank!
Wallenstein
Was ist dem Mädchen? Pflegt sie so zu sein?
Gräfin
Nun weil sie es denn selbst verrät, so will
Auch ich nicht länger schweigen.
Wallenstein
Wie?
Gräfin
Sie liebt ihn.
Wallenstein
Liebt! Wen?
Gräfin
Den Piccolomini liebt sie.
Hast du es nicht bemerkt? Die Schwester auch nicht?
Herzogin
O war es dies, was ihr das Herz beklemmte?
Gott segne dich, mein Kind! Du darfst
Dich deiner Wahl nicht schämen.
Gräfin
Diese Reise —
Wenn's deine Absicht nicht gewesen, schreib's
Dir selber zu. Du hättest einen andern
Begleiter wählen sollen!
Wallenstein
Weiß er's?
Gräfin
Er hofft sie zu besitzen.
Wallenstein
Hofft
Sie zu besitzen – Ist der Junge toll?
Gräfin
Nun mag sie's selber hören!
Wallenstein
Die Friedländerin
Denkt er davonzutragen? Nun! Der Einfall
Gefällt mir! Die Gedanken stehen ihm nicht niedrig.
Gräfin
Weil du so viele Gunst ihm stets bezeugt,
So —
Wallenstein
– Will er mich auch endlich noch beerben.
Nun ja! Ich lieb ihn, halt ihn wert; was aber
Hat das mit meiner Tochter Hand zu schaffen?
Sind es die Töchter, sind's die einz'gen Kinder,
Womit man seine Gunst bezeugt?
Herzogin
Sein adeliger Sinn und seine Sitten —
Wallenstein
Erwerben ihm mein Herz, nicht meine Tochter.
Herzogin
Sein Stand und seine Ahnen —
Wallenstein
Ahnen! Was!
Er ist ein Untertan, und meinen Eidam
Will ich mir auf Europens Thronen suchen.
Herzogin
O lieber Herzog! Streben wir nicht allzuhoch
Hinauf, daß wir zu tief nicht fallen mögen.
Wallenstein
Ließ ich mir's so viel kosten, in die Höh'
Zu kommen, über die gemeinen Häupter
Der Menschen weg zu ragen, um zuletzt
Die große Lebensrolle mit gemeiner
Verwandtschaft zu beschließen? – Hab ich darum —
(Plötzlich hält er inne, sich fassend.)
Sie ist das einzige, was von mir nachbleibt
Auf Erden; eine Krone will ich sehn
Auf ihrem Haupte, oder will nicht leben.
Was? Alles – Alles! setz ich dran, um sie
Recht groß zu machen – ja in der Minute,
Worin wir sprechen —
(Er besinnt sich.)
Und ich sollte nun,
Wie ein weichherz'ger Vater, was sich gern hat
Und liebt, fein bürgerlich zusammengeben?
Und jetzt soll ich das tun, jetzt eben, da ich
Auf mein vollendet Werk den Kranz will setzen —
Nein, sie ist mir ein langgespartes Kleinod,
Die höchste, letzte Münze meines Schatzes,
Nicht niedriger fürwahr gedenk ich sie
Als um ein Königszepter loszuschlagen —
Herzogin
O mein Gemahl! Sie bauen immer, bauen
Bis in die Wolken, bauen fort und fort
Und denken nicht dran, daß der schmale Grund
Das schwindelnd schwanke Werk nicht tragen kann.
Wallenstein. (zur Gräfin)
Hast du ihr angekündigt, welchen Wohnsitz
Ich ihr bestimmt?
Gräfin
Noch nicht. Entdeckt's ihr selbst.
Herzogin
Wie? Gehen wir nach Kärnten nicht zurück?
Wallenstein
Nein.
Herzogin
Oder sonst auf keines Ihrer Güter?
Wallenstein
Sie würden dort nicht sicher sein.
Herzogin
Nicht sicher
In Kaisers Landen, unter Kaisers Schutz?
Wallenstein
Den hat des Friedlands Gattin nicht zu hoffen.
Herzogin
O Gott, bis dahin haben Sie's gebracht?
Wallenstein
In Holland werden Sie Schutz finden.
Herzogin
Was?
Sie senden uns in lutherischen Länder?
Wallenstein
Der Herzog Franz von Lauenburg wird Ihr
Geleitsmann dahin sein.
Herzogin
Der Lauenburger?
Der's mit dem Schweden hält, des Kaisers Feind?
Wallenstein
Des Kaisers Feinde sind die meinen nicht mehr.
Herzogin. (sieht den Herzog und die Gräfin schreckensvoll an)
Ist's also wahr? Es ist? Sie sind
gestürzt? Sind vom Kommando abgesetzt? O Gott
Im Himmel!
Gräfin. (seitwärts zum Herzog)
Lassen wir sie bei dem Glauben.
Du siehst, daß sie die Wahrheit nicht ertrüge.
Fünfter Auftritt
Graf Terzky. Vorige.
Gräfin
Terzky! Was ist ihm? Welches Bild des Schreckens!
Als hätt' er ein Gespenst gesehn!
Terzky. (Wallenstein bei Seite führend, heimlich)
Ist's dein Befehl, daß die Kroaten reiten?
Wallenstein
Ich weiß von nichts.
Terzky
Wir sind verraten!
Wallenstein
Was?
Terzky
Sie sind davon, heut nacht, die Jäger auch,
Leer stehen alle Dörfer in der Runde.
Wallenstein
Und Isolan?
Terzky
Den hast du ja verschickt.
Wallenstein
Ich?
Terzky
Nicht? Du hast ihn nicht verschickt? Auch nicht
Den Deodat? Sie sind verschwunden beide.
Sechster Auftritt
Illo. Vorige.
Illo
Hat dir der Terzky —
Terzky
Er weiß alles.
Illo
Auch daß Maradas, Esterhazy, Götz,
Colalto, Kaunitz dich verlassen? —
Terzky
Teufel!
Wallenstein. (winkt)
Still!
Gräfin. (hat sie von weitem ängstlich beobachtet, tritt hinzu)
Terzky! Gott! Was gibt's? Was ist geschehen?
Wallenstein. (im Begriff aufzubrechen)
Nichts! Laßt uns gehen.
Terzky. (will ihm folgen)
Es ist nichts, Therese.
Gräfin. (hält ihn)
Nichts? Seh ich nicht, daß alles Lebensblut
Aus euren geisterbleichen Wangen wich,
Daß selbst der Bruder Fassung nur erkünstelt?
Page. (kommt)
Ein Adjutant fragt nach dem Grafen Terzky.
(Ab. Terzky folgt dem Pagen.)
Wallenstein
Hör, was er bringt —
(Zu Illo.)
Das konnte nicht so heimlich
Geschehen ohne Meuterei – Wer hat
Die Wache an den Toren?
Illo
Tiefenbach.
Wallenstein
Laß Tiefenbach ablösen unverzüglich
Und Terzkys Grenadiere aufziehn. – Höre!
Hast du von Buttlern Kundschaft?
Illo
Buttlern traf ich.
Gleich ist er selber hier. Der hält dir fest.
(Illo geht. Wallenstein will ihm folgen.)
Gräfin
Laß ihn nicht von dir, Schwester! Halt ihn auf —
Es ist ein Unglück —
Herzogin
Großer Gott! Was ist's?
(Hängt sich an ihn.)
Wallenstein. (erwehrt sich ihrer)
Seid ruhig! Laßt mich! Schwester! liebes Weib,
Wir sind im Lager! Da ist's nun nicht anders,
Da wechseln Sturm und Sonnenschein geschwind,
Schwer lenken sich die heftigen Gemüter,
Und Ruhe nie beglückt des Führers Haupt —
Wenn ich soll bleiben, geht! Denn übel stimmt
Der Weiber Klage zu dem Tun der Männer.
(Er will gehen. Terzky kömmt zurück.)
Terzky
Bleib hier. Von diesem Fenster muß man's sehn.
Wallenstein. (zur Gräfin)
Geht, Schwester!
Gräfin
Nimmermehr!
Wallenstein
Ich will's.
Terzky. (führt sie beiseite, mit einem bedeutenden Wink auf die Herzogin)
Therese!
Herzogin
Komm, Schwester, weil er es befiehlt.
(Gehen ab.)
Siebenter Auftritt
Wallenstein. Graf Terzky.
Wallenstein. (ans Fenster tretend)
Was gibt's denn?
Terzky
Es ist ein Rennen und Zusammenlaufen
Bei allen Truppen. Niemand weiß die Ursach,
Geheimnisvoll, mit einer finstern Stille,
Stellt jedes Korps sich unter seine Fahnen,
Die Tiefenbacher machen böse Mienen,
Nur die Wallonen stehen abgesondert
In ihrem Lager, lassen niemand zu
Und halten sich gesetzt, so wie sie pflegen.
Wallenstein
Zeigt Piccolomini sich unter ihnen?
Terzky
Man sucht ihn, er ist nirgends anzutreffen.
Wallenstein.
Was überbrachte denn der Adjutant?
Terzky
Ihn schickten meine Regimenter ab,
Sie schwören nochmals Treue dir, erwarten
Voll Kriegeslust den Aufruf zum Gefechte.
Wallenstein
Wie aber kam der Lärmen in das Lager?
Es sollte ja dem Heer verschwiegen bleiben,
Bis sich zu Prag das Glück für uns entschieden.
Terzky
O daß du mir geglaubt! Noch gestern Abends
Beschwuren wir dich, den Octavio,
Den Schleicher, aus den Toren nicht zu lassen,
Du gabst die Pferde selber ihm zur Flucht —
Wallenstein
Das alte Lied! Einmal für allemal,
Nichts mehr von diesem törichten Verdacht!
Terzky
Dem Isolani hast du auch getraut,
Und war der erste doch, der dich verließ.
Wallenstein
Ich zog ihn gestern erst aus seinem Elend.
Fahr hin! Ich hab auf Dank ja nie gerechnet.
Terzky
Und so sind alle, einer wie der andre.
Wallenstein
Und tut er Unrecht, daß er von mir geht?
Er folgt dem Gott, dem er sein Lebenlang
Am Spieltisch hat gedient. Mit meinem Glücke
Schloß er den Bund und bricht ihn, nicht mit mir.
War ich ihm was, er mir? Das Schiff nur bin ich,
Auf das er seine Hoffnung hat geladen,
Mit dem er wohlgemut das freie Meer
Durchsegelte; er sieht es über Klippen
Gefährlich gehn und rettet schnell die Ware.
Leicht wie der Vogel von dem wirtbarn Zweige,
Wo er genistet, fliegt er von mir auf,
Kein menschlich Band ist unter uns zerrissen.
Ja, der verdient, betrogen sich zu sehn,
Der Herz gesucht bei dem Gedankenlosen!
Mit schnell verlöschten Zügen schreiben sich
Des Lebens Bilder auf die glatte Stirne,
Nichts fällt in eines Busen stillen Grund,
Ein muntrer Sinn bewegt die leichten Säfte,
Doch keine Seele wärmt das Eingeweide.
Terzky
Doch möcht' ich mich den glatten Stirnen lieber
Als jenen tiefgefurchten anvertrauen.