Kitabı oku: «Wallensteins Tod», sayfa 5
Achter Auftritt
Wallenstein. Terzky. Illo kömmt wütend.
Illo
Verrat und Meuterei!
Terzky
Ha! was nun wieder?
Illo
Die Tiefenbacher, als ich Ordre gab,
Sie abzulösen – Pflichtvergeßne Schelmen!
Terzky
Nun?
Wallenstein
Was denn?
Illo
Sie verweigern den Gehorsam.
Terzky
So laß sie niederschießen! O gib Ordre!
Wallenstein
Gelassen! Welche Ursach geben sie?
Illo
Kein andrer sonst hab ihnen zu befehlen
Als Generalleutnant Piccolomini.
Wallenstein
Was – Wie ist das?
Illo
So hab er's hinterlassen
Und eigenhändig vorgezeigt vom Kaiser.
Terzky
Vom Kaiser – Hörst du's, Fürst!
Illo
Auf seinen Antrieb
Sind gestern auch die Obersten entwichen.
Terzky
Hörst du's!
Illo
Auch Montecuculi, Caraffa
Und noch sechs andre Generale werden
Vermißt, die er bered't hat, ihm zu folgen.
Das hab er alles schon seit lange schriftlich
Bei sich gehabt vom Kaiser und noch jüngst
Erst abgeredet mit dem Questenberger.
(Wallenstein sinkt auf einen Stuhl und verhüllt sich das Gesicht.)
Terzky
O hättest du mir doch geglaubt!
Neunter Auftritt
Gräfin. Vorige.
Gräfin
Ich kann die Angst – ich kann's nicht länger tragen,
Um Gotteswillen, sagt mir, was es ist.
Illo
Die Regimenter fallen von uns ab.
Graf Piccolomini ist ein Verräter.
Gräfin
O meine Ahnung!
(Stürzt aus dem Zimmer.)
Terzky
Hätt' man mir geglaubt!
Da siehst du's, wie die Sterne dir gelogen!
Wallenstein. (richtet sich auf)
Die Sterne lügen nicht, das aber ist
Geschehen wider Sternenlauf und Schicksal.
Die Kunst ist redlich, doch dies falsche Herz
Bringt Lug und Trug in den wahrhaft'gen Himmel.
Nur auf der Wahrheit ruht die Wahrsagung;
Wo die Natur aus ihren Grenzen wanket,
Da irret alle Wissenschaft. War es
Ein Aberglaube, menschliche Gestalt
Durch keinen solchen Argwohn zu entehren,
O nimmer schäm ich dieser Schwachheit mich!
Religion ist in der Tiere Trieb,
Es trinkt der Wilde selbst nicht mit dem Opfer,
Dem er das Schwert will in den Busen stoßen.
Das war kein Heldenstück, Octavio!
Nicht deine Klugheit siegte über meine,
Dein schlechtes Herz hat über mein gerades
Den schändlichen Triumph davongetragen.
Kein Schild fing deinen Mordstreich auf, du führtest
Ihn ruchlos auf die unbeschützte Brust,
Ein Kind nur bin ich gegen solche Waffen.
Zehnter Auftritt
Vorige. Buttler.
Terzky
O sieh da! Buttler! Das ist noch ein Freund!
Wallenstein
(geht ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen und umfaßt ihn mit Herzlichkeit)
Komm an mein Herz, du alter Kriegsgefährt'!
So wohl tut nicht der Sonne Blick im Lenz
Als Freundes Angesicht in solcher Stunde.
Buttler
Mein General – Ich komme —
Wallenstein. (sich auf seine Schultern lehnend)
Weißt du's schon?
Der Alte hat dem Kaiser mich verraten.
Was sagst du? Dreißig Jahre haben wir
Zusammen ausgelebt und ausgehalten.
In einem Feldbett haben wir geschlafen,
Aus einem Glas getrunken, einen Bissen
Geteilt, ich stützte mich auf ihn, wie ich
Auf deine treue Schulter jetzt mich stütze;
Und in dem Augenblick, da liebevoll
Vertrauend meine Brust an seiner schlägt,
Ersieht er sich den Vorteil, sticht das Messer
Mir listig lauernd, langsam in das Herz!
(Er verbirgt das Gesicht an Buttlers Brust.)
Buttler
Vergeßt den Falschen. Sagt, was wollt Ihr tun?
Wallenstein
Wohl, wohl gesprochen. Fahre hin! Ich bin
Noch immer reich an Freunden, bin ich nicht?
Das Schicksal liebt mich noch, denn eben jetzt,
Da es des Heuchlers Tücke mir entlarvt,
Hat es ein treues Herz mir zugesendet.
Nichts mehr von ihm. Denkt nicht, daß sein Verlust
Mich schmerze, oh! mich schmerzt nur der Betrug.
Denn wert und teur waren mir die beiden,
Und jener Max, er liebte mich wahrhaftig,
Er hat mich nicht getäuscht, er nicht – Genug,
Genug davon! Jetzt gilt es schnellen Rat —
Der Reitende, den mir Graf Kinsky schickt
Aus Prag, kann jeden Augenblick erscheinen.
Was er auch bringen mag, er darf den Meutern
Nicht in die Hände fallen. Drum geschwind,
Schickt einen sichern Boten ihm entgegen,
Der auf geheimem Weg ihn zu mir führe.
(Illo will gehen.)
Buttler. (hält ihn zurück)
Mein Feldherr, wen erwartet Ihr?
Wallenstein
Den Eilenden, der mir die Nachricht bringt,
Wie es mit Prag gelungen.
Buttler
Hum!
Wallenstein
Was ist Euch?
Buttler
So wißt Ihr's nicht?
Wallenstein
Was denn?
Buttler
Wie dieser Lärmer
Ins Lager kam? —
Wallenstein
Wie?
Buttler
Jener Bote —
Wallenstein. (erwartungsvoll)
Nun?
Buttler
Er ist herein.
Terzky und Illo.
Er ist herein?
Wallenstein
Mein Bote?
Buttler
Seit mehrern Stunden.
Wallenstein
Und ich weiß es nicht?
Buttler
Die Wache fing ihn auf.
Illo. (stampft mit dem Fuß)
Verdammt!
Buttler
Sein Brief
Ist aufgebrochen, läuft durchs ganze Lager —
Wallenstein. (gespannt)
Ihr wißt, was er enthält?
Buttler. (bedenklich)
Befragt mich nicht!
Terzky
Oh – Weh uns, Illo! Alles stürzt zusammen!
Wallenstein
Verhehlt mir nichts. Ich kann das Schlimmste hören.
Prag ist verloren? Ist's? Gesteht mir's frei.
Buttler
Es ist verloren. Alle Regimenter
Zu Budweis, Tabor, Braunau, Königingrätz,
Zu Brünn und Znaym haben Euch verlassen,
Dem Kaiser neu gehuldigt – Ihr selbst
Mit Kinsky, Terzky, Illo seid geächtet.
(Terzky und Illo zeigen Schrecken und Wut. Wallenstein bleibt fest und gefaßt stehen.)
Wallenstein. (nach einer Pause)
Es ist entschieden, nun ist's gut – und schnell
Bin ich geheilt von allen Zweifelsqualen,
Die Brust ist wieder frei, der Geist ist hell:
Nacht muß es sein, wo Friedlands Sterne strahlen.
Mit zögerndem Entschluß, mit wankendem Gemüt
Zog ich das Schwert, ich tat's mit Widerstreben,
Da es in meine Wahl noch war gegeben!
Notwendigkeit ist da, der Zweifel flieht,
Jetzt fecht ich für mein Haupt und für mein Leben.
(Er geht ab. Die andern folgen.)
Elfter Auftritt
Gräfin Terzky. (kommt aus dem Seitenzimmer)
Nein! Ich kann's länger nicht – Wo sind sie? Alles
Ist leer. Sie lassen mich allein – allein
In dieser fürchterlichen Angst – Ich muß
Mich zwingen vor der Schwester, ruhig scheinen
Und alle Qualen der bedrängten Brust
In mir verschließen – Das ertrag ich nicht!
– Wenn es uns fehlschlägt, wenn er zu dem Schweden
Mit leerer Hand, als Flüchtling, müßte kommen,
Nicht als geehrter Bundesgenosse, stattlich,
Gefolgt von eines Heeres Macht – Wenn wir
Von Land zu Land wie der Pfalzgraf müßten wandern,
Ein schmählich Denkmal der gefallnen Größe —
Nein, diesen Tag will ich nicht schaun! und könnt'
Er selbst es auch ertragen, so zu sinken,
Ich trüg's nicht, so gesunken ihn zu sehn.
Zwölfter Auftritt
Gräfin. Herzogin. Thekla.
Thekla. (will die Herzogin zurückhalten)
O liebe Mutter, bleiben Sie zurück!
Herzogin
Nein, hier ist noch ein schreckliches Geheimnis,
Das mir verhehlt wird – Warum meidet mich
Die Schwester? Warum seh ich sie voll Angst
Umhergetrieben, warum dich voll Schrecken?
Und was bedeuten diese stummen Winke,
Die du verstohlen heimlich mit ihr wechselst?
Thekla
Nichts, liebe Mutter!
Herzogin
Schwester, ich will's wissen.
Gräfin
Was hilft's auch, ein Geheimnis draus zu machen!
Läßt sich's verbergen? Früher, später muß
Sie's doch vernehmen lernen und ertragen!
Nicht Zeit ist's jetzt, der Schwäche nachzugeben,
Mut ist uns not und ein gefaßter Geist,
Und in der Stärke müssen wir uns üben.
Drum besser, es entscheidet sich ihr Schicksal
Mit einem Wort – Man hintergeht Euch, Schwester.
Ihr glaubt, der Herzog sei entsetzt – der Herzog
Ist nicht entsetzt – er ist —
Thekla. (zur Gräfin gehend)
Wollt Ihr sie töten?
Gräfin
Der Herzog ist —
Thekla. (die Arme um die Mutter schlagend)
O standhaft, meine Mutter!
Gräfin
Empört hat sich der Herzog, zu dem Feind
Hat er sich schlagen wollen, die Armee
Hat ihn verlassen, und es ist mißlungen.
(Während dieser Worte wankt die Herzogin und fällt ohnmächtig in die Arme ihrer Tochter.)
Dreizehnter Auftritt
Ein großer Saal beim Herzog von Friedland.
Wallenstein. (im Harnisch)
Du hast's erreicht, Octavio – Fast bin ich
Jetzt so verlassen wieder, als ich einst
Vom Regenspurger Fürstentage ging.
Da hatt' ich nichts mehr als mich selbst – doch was
Ein Mann kann wert sein, habt ihr schon erfahren.
Den Schmuck der Zweige habt ihr abgehauen,
Da steh ich, ein entlaubter Stamm! Doch innen
Im Marke lebt die schaffende Gewalt,
Die sprossend eine Welt aus sich geboren.
Schon einmal galt ich euch statt eines Heeres,
Ich einzelner. Dahingeschmolzen vor
Der schwed'schen Stärke waren eure Heere,
Am Lech sank Tilly, euer letzter Hort;
Ins Bayerland, wie ein geschwollner Strom,
Ergoß sich dieser Gustav, und zu Wien
In seiner Hofburg zitterte der Kaiser.
Soldaten waren teuer, denn die Menge
Geht nach dem Glück – Da wandte man die Augen
Auf mich, den Helfer in der Not, es beugte sich
Der Stolz des Kaisers vor dem Schwergekränkten:
Ich sollte aufstehn mit dem Schöpfungswort
Und in die hohlen Läger Menschen sammeln.
Ich tat's. Die Trommel ward gerührt. Mein Name
Ging wie ein Kriegsgott durch die Welt. Der Pflug,
Die Werkstatt wird verlassen, alles wimmelt
Der altbekannten Hoffnungsfahne zu —
– Noch fühl ich mich denselben, der ich war!
Es ist der Geist, der sich den Körper baut,
Und Friedland wird sein Lager um sich füllen.
Führt eure Tausende mir kühn entgegen,
Gewohnt wohl sind sie, unter mir zu siegen,
Nicht gegen mich – Wenn Haupt und Glieder sich trennen,
Da wird sich zeigen, wo die Seele wohnte.
(Illo und Terzky treten ein.)
Mut, Freunde, Mut! Wir sind noch nicht zu Boden.
Fünf Regimenter Terzky sind noch unser
Und Buttlers wackre Scharen – Morgen stößt
Ein Heer zu uns von sechzehntausend Schweden.
Nicht mächt'ger war ich, als ich vor neun Jahren
Auszog, dem Kaiser Deutschland zu erobern.
Vierzehnter Auftritt
Vorige. Neumann, der den Grafen Terzky beiseite führt und mit ihm spricht.
Terzky. (zu Neumann)
Was suchen Sie?
Wallenstein
Was gibt's?
Terzky
Zehn Kürassiere
Von Pappenheim verlangen dich im Namen
Des Regiments zu sprechen.
Wallenstein. (schnell zu Neumann)
Laß sie kommen.
(Neumann geht hinaus.)
Davon erwart ich etwas. Gebet acht,
Sie zweifeln noch und sind noch zu gewinnen.
Fünfzehnter Auftritt
Wallenstein. Terzky. Illo. Zehn Kürassiere, von einem Gefreiten geführt, marschieren auf und stellen sich nach dem Kommando in einem Glied vor den Herzog, die Honneurs machend.
Wallenstein. (nachdem er sie eine Zeitlang mit den Augen gemessen, zum Gefreiten)
Ich kenne dich wohl. Du bist aus Brügg' in Flandern,
Dein Nam' ist Mercy.
Gefreiter
Heinrich Mercy heiß ich.
Wallenstein
Du wurdest abgeschnitten auf dem Marsch,
Von Hessischen umringt und schlugst dich durch,
Mit hundertachtzig Mann durch ihrer tausend.
Gefreiter
So ist's, mein General.
Wallenstein
Was wurde dir
Für diese wackre Tat?
Gefreiter
Die Ehr', mein Feldherr,
Um die ich bat, bei diesem Korps zu dienen.
Wallenstein. (wendet sich zu einem andern)
Du warst darunter, als ich die Freiwilligen
Heraus ließ treten auf dem Altenberg,
Die schwed'sche Batterie hinwegzunehmen.
Zweiter Kürassier
So ist's, mein Feldherr.
Wallenstein
Ich vergesse keinen,
Mit dem ich einmal Worte hab gewechselt.
Bringt eure Sache vor.
Gefreiter. (kommandiert)
Gewehr in Arm!
Wallenstein. (zu einem dritten gewendet)
Du nennst dich Risbeck, Köln ist dein Geburtsort.
Dritter Kürassier
Risbeck aus Köln.
Wallenstein
Den schwed'schen Oberst Dübald brachtest du
Gefangen ein im Nürenberger Lager.
Dritter Kürassier
Ich nicht, mein General.
Wallenstein
Ganz recht! Es war
Dein ältrer Bruder, der es tat – du hattest
Noch einen jüngern Bruder, wo blieb der?
Dritter Kürassier
Er steht zu Olmütz bei des Kaisers Heer.
Wallenstein. (zum Gefreiten)
Nun so laß hören.
Gefreiter
Ein kaiserlicher Brief kam uns zu Handen,
Der uns —
Wallenstein. (unterbricht ihn)
Wer wählte Euch?
Gefreiter
Jedwede Fahn'
Zog ihren Mann durchs Los.
Wallenstein
Nun denn zur Sache!
Gefreiter
Ein kaiserlicher Brief kam uns zu Handen,
Der uns befiehlt, die Pflicht dir aufzukündigen,
Weil du ein Feind und Landsverräter seist.
Wallenstein
Was habt ihr drauf beschlossen?
Gefreiter
Unsre Kameraden
Zu Braunau, Budweis, Prag und Olmütz haben
Bereits gehorcht, und ihrem Beispiel folgten
Die Regimenter Tiefenbach, Toscana.
– Wir aber glauben's nicht, daß du ein Feind
Und Landsverräter bist, wir halten's bloß
Für Lug und Trug und spanische Erfindung.
(Treuherzig.)
Du selber sollst uns sagen, was du vorhast,
Denn du bist immer wahr mit uns gewesen,
Das höchste Zutraun haben wir zu dir,
Kein fremder Mund soll zwischen uns sich schieben,
Den guten Feldherrn und die guten Truppen.
Wallenstein
Daran erkenn ich meine Pappenheimer.
Gefreiter
Und dies entbietet dir dein Regiment:
Ist's deine Absicht bloß, dies Kriegeszepter,
Das dir gebührt, das dir der Kaiser hat
Vertraut, in deinen Händen zu bewahren,
Östreichs rechtschaffner Feldhauptmann zu sein,
So wollen wir dir beistehn und dich schützen
Bei deinem guten Rechte gegen jeden —
Und wenn die andern Regimenter alle
Sich von dir wenden, wollen wir allein
Dir treu sein, unser Leben für dich lassen.
Denn das ist unsre Reiterpflicht, daß wir
Umkommen lieber, als dich sinken lassen.
Wenn's aber so ist, wie des Kaisers Brief
Besagt, wenn's wahr ist, daß du uns zum Feind
Treuloserweise willst hinüberführen,
Was Gott verhüte! ja, so wollen wir
Dich auch verlassen und dem Brief gehorchen.
Wallenstein
Hört, Kinder —
Gefreiter
Braucht nicht viel Wort. Sprich
Ja oder nein, so sind wir schon zufrieden.
Wallenstein
Hört an. Ich weiß, daß ihr verständig seid,
Selbst prüft und denkt und nicht der Herde folgt.
Drum hab ich euch, ihr wißt's, auch ehrenvoll
Stets unterschieden in der Heereswoge;
Denn nur die Fahnen zählt der schnelle Blick
Des Feldherrn, er bemerkt kein einzeln Haupt,
Streng herrscht und blind der eiserne Befehl,
Es kann der Mensch dem Menschen hier nichts gelten —
So, wißt ihr, hab ich's nicht mit euch gehalten;
Wie ihr euch selbst zu fassen angefangen
Im rohen Handwerk, wie von euren Stirnen
Der menschliche Gedanke mir geleuchtet,
Hab ich als freie Männer euch behandelt,
Der eignen Stimme Recht euch zugestanden —
Gefreiter
Ja, würdig hast du stets mit uns verfahren,
Mein Feldherr, uns geehrt durch dein Vertraun,
Uns Gunst erzeigt vor allen Regimentern.
Wir folgen auch dem großen Haufen nicht,
Du siehst's! Wir wollen treulich bei dir halten.
Sprich nur ein Wort, dein Wort soll uns genügen,
Daß es Verrat nicht sei, worauf du sinnst,
Daß du das Herr zum Feind nicht wollest führen.
Wallenstein
Mich, mich verrät man! Aufgeopfert hat mich
Der Kaiser meinen Feinden, fallen muß ich,
Wenn meine braven Truppen mich nicht retten.
Euch will ich mich vertrauen – Euer Herz
Sei meine Festung! Seht, auf diese Brust
Zielt man! Nach diesem greisen Haupte! – Das
Ist span'sche Dankbarkeit, das haben wir
Für jene Mordschlacht auf der alten Feste,
Auf Lützens Ebnen! Darum warfen wir
Die nackte Brust der Partisan' entgegen,
Drum machten wir die eisbedeckten Erde,
Den harten Stein zu unserm Pfühl; kein Strom
War uns zu schnell, kein Wald zu undurchdringlich,
Wir folgten jenem Mansfeld unverdrossen
Durch alle Schlangenkrümmen seiner Flucht,
Ein ruheloser Marsch war unser Leben,
Und wie des Windes Sausen, heimatlos,
Durchstürmten wir die kriegbewegte Erde.
Und jetzt, da wir die schwere Waffenarbeit,
Die undankbare, fluchbeladene, getan,
Mit unermüdet treuem Arm des Krieges Last
Gewälzt, soll dieser kaiserliche Jüngling
Den Frieden leicht wegtragen, soll den Ölzweig,
Die wohlverdiente Zierde unsers Haupts,
Sich in die blonden Knabenhaare flechten —
Gefreiter
Das soll er nicht, solang wir's hindern können.
Niemand als du, der ihn mit Ruhm geführt,
Soll diesen Krieg, den fürchterlichen, enden.
Du führtest uns heraus ins blut'ge Feld
Des Todes, du, kein andrer, sollst uns fröhlich
Heimführen in des Friedens schöne Fluren,
Der langen Arbeit Früchte mit uns teilen —
Wallenstein
Wie? denkt ihr euch im späten Alter endlich
Der Früchte zu erfreuen? Glaubt das nicht.
Ihr werdet dieses Kampfes Ende nimmer
Erblicken! Dieser Krieg verschlingt uns alle.
Östreich will keinen Frieden; darum eben,
Weil ich den Frieden suche, muß ich fallen.
Was kümmert's Östreich, ob der lange Krieg
Die Heere aufreibt und die Welt verwüstet,
Es will nur wachsen stets und Land gewinnen.
Ihr seid gerührt – ich seh den edeln Zorn
Aus euren kriegerischen Augen blitzen.
O daß mein Geist euch jetzt beseelen möchte,
Kühn, wie er einst in Schlachten euch geführt!
Ihr wollt mir beistehn, wollt mich mit den Waffen
Bei meinem Rechte schützen – das ist edelmütig!
Doch denket nicht, daß ihr's vollenden werdet,
Das kleine Heer! Vergebens werdet ihr
Für euren Feldherrn euch geopfert haben.
(Zutraulich.)
Nein! Laßt uns sicher gehen, Freunde suchen,
Der Schwede sagt uns Hilfe zu, laßt uns
Zum Schein sie nutzen, bis wir, beiden furchtbar,
Europens Schicksal in den Händen tragen
Und der erfreuten Welt aus unserm Lager
Den Frieden schön bekränzt entgegenführen.
Gefreiter
So treibst du's mit dem Schweden nur zum Schein?
Du willst den Kaiser nicht verraten, willst uns
Nicht schwedisch machen? – sieh, das ist's allein,
Was wir von dir verlangen zu erfahren.
Wallenstein
Was geht der Schwed' mich an? Ich haß ihn, wir
Den Pfuhl der Hölle, und mit Gott gedenk ich ihn
Bald über seine Ostsee heimzujagen.
Mir ist's allein ums Ganze. Seht! Ich hab
Ein Herz, der Jammer dieses deutschen Volks erbarmt mich.
Ihr seid gemeine Männer nur, doch denkt
Ihr nicht gemein, ihr scheint mir's wert vor andern,
Daß ich ein traulich Wörtlein zu euch rede —
Seht! Fünfzehn Jahr schon brennt die Kriegesfackel,
Und noch ist nirgends Stillstand. Schwed' und Deutscher!
Papist und Lutheraner! Keiner will
Dem andern weichen! Jede Hand ist wider
Die andre! Alles ist Partei und nirgends
Kein Richter! Sagt, wo soll das enden? wer
Den Knäul entwirren, der, sich endlos selbst
Vermehrend, wächst – Er muß zerhauen werden.
Ich fühl's, daß ich der Mann des Schicksals bin,
Und hoff's mit eurer Hilfe zu vollführen.
Sechzehnter Auftritt
Buttler. Vorige.
Buttler. (in Eifer)
Das ist nicht wohlgetan, mein Feldherr.
Wallenstein
Was?
Buttler
Das muß uns schaden bei den Gutgesinnten.
Wallenstein
Was denn?
Buttler
Es heißt den Aufruhr öffentlich erklären!
Wallenstein
Was ist es denn?
Buttler
Graf Terzkys Regimenter reißen
Den kaiserlichen Adler von den Fahnen
Und pflanzen deine Zeichen auf.
Gefreiter. (zu den Kürassieren)
Rechts um!
Wallenstein
Verflucht sei dieser Rat, und wer ihn gab!
(Zu den Kürassieren, welche abmarschieren.)
Halt, Kinder, halt – Es ist ein Irrtum – Hört —
Und streng will ich's bestrafen – Hört doch! Bleibt.
Sie hören nicht.
(Zu Illo.)
Geh nach, bedeute sie,
Bring sie zurück, es koste was es wolle.
(Illo eilt hinaus.)
Das stürzt uns ins Verderben – Buttler! Buttler!
Ihr seid mein böser Dämon, warum mußtet Ihr's
In ihrem Beisein melden! – Alles war
Auf gutem Weg – Sie waren halb gewonnen —
Die Rasenden, mit ihrer unbedachten
Dienstfertigkeit! – O grausam spielt das Glück
Mit mir! Der Freunde Eifer ist's, der mich
Zugrunde richtet, nicht er Haß der Feinde.