Sadece LitRes`te okuyun

Kitap dosya olarak indirilemez ancak uygulamamız üzerinden veya online olarak web sitemizden okunabilir.

Kitabı oku: «Wallensteins Tod», sayfa 9

Yazı tipi:

Fünfter Aufzug

Buttlers Zimmer.

Erster Auftritt

Buttler. Major Geraldin.

Buttler
 
     Zwölf rüstige Dragoner sucht Ihr aus,
     Bewaffnet sie mit Piken, denn kein Schuß
     Darf fallen – An dem Eßsaal nebenbei
     Versteckt Ihr sie, und wenn der Nachtisch
     Aufgesetzt, dringt ihr herein und ruft: Wer ist
     Gut kaiserlich? – Ich will den Tisch umstürzen —
     Dann werft ihr euch auf beide, stoßt sie nieder.
     Das Schloß wird wohl verriegelt und bewacht,
     Daß kein Gerücht davon zum Fürsten dringe.
     Geh jetzt – Habt Ihr nach Hauptmann Deveroux
     Und Macdonald geschickt?
 
Geraldin
 
     Gleich sind sie hier.
 

(Geht ab.)

Buttler
 
     Kein Aufschub ist zu wagen. Auch die Bürger
     Erklären sich für ihn, ich weiß nicht, welch
     Ein Schwindelgeist die ganze Stadt ergriffen hat.
     Sie sehn im Herzog einen Friedensfürsten
     Und einen Stifter neuer goldner Zeit.
     Der Rat hat Waffen ausgeteilt; schon haben
     Sich ihrer hundert angeboten, Wache
     Bei ihm zu tun. Drum gilt es, schnell zu sein,
     Denn Feinde drohn von außen und von innen.
 

Zweiter Auftritt

Buttler. Hauptmann Deveroux und Macdonald.

Macdonald
 
     Da sind wir, General.
 
Deveroux
 
     Was ist die Losung?
 
Buttler
 
     Es lebe der Kaiser!
 
Beide. (treten zurück)
 
     Wie?
 
Buttler
 
     Haus Östreich lebe!
 
Deveroux
 
     Ist's nicht der Friedland, dem wir Treu geschworen?
 
Macdonald
 
     Sind wir nicht hergeführt, ihn zu beschützen?
 
Buttler
 
     Wir einen Reichsfeind und Verräter schützen?
 
Deveroux
 
     Nun ja, du nahmst uns ja für ihn in Pflicht.
 
Macdonald
 
     Und bist ihm ja hieher gefolgt nach Eger.
 
Buttler
 
     Ich tat's, ihn desto sichrer zu verderben.
 
Deveroux
 
     Ja so!
 
Macdonald
 
     Das ist was anders.
 
Buttler. (zu Deveroux)
 
     Elender!
     So leicht entweichst du von der Pflicht und Fahne?
 
Deveroux
 
     Zum Teufel, Herr! Ich folgte deinem Beispiel:
     Kann der ein Schelm sein, dacht' ich, kannst du's auch.
 
Macdonald
 
     Wir denken nicht nach. Das ist deine Sache!
     Du bist der General und kommandierst,
     Wir folgen dir, und wenn's zur Hölle ginge.
 
Buttler. (besänftigt)
 
     Nun gut! Wie kennen einander.
 
Macdonald
 
     Ja, das denk ich.
 
Deveroux
 
     Wir sind Soldaten der Fortuna, wer
     Das meiste bietet, hat uns.
 
Macdonald
 
     Ja, so ist's.
 
Buttler
 
     Jetzt sollt ihr ehrliche Soldaten bleiben.
 
Deveroux
 
     Das sind wir gerne.
 
Buttler
 
     Und Fortüne machen.
 
Macdonald
 
     Das ist noch besser.
 
Buttler
 
     Höret an.
 
Beide
 
     Wir hören.
 
Buttler
 
     Es ist des Kaisers Will' und Ordonnanz,
     Den Friedland, lebend oder tot, zu fahen.
 
Deveroux
 
     So steht's im Brief.
 
Macdonald
 
     Ja, lebend oder tot!
 
Buttler
 
     Und stattliche Belohnung wartet dessen
     An Geld und Gütern, der die Tat vollführt.
 
Deveroux
 
     Es klingt ganz gut. Das Wort klingt immer gut
     Vor dorten her. Ja, ja! Wir wissen schon!
     So eine guldne Gnadenkett' etwa,
     Ein krummes Roß, ein Pergament und so was.
     – Der Fürst zahlt besser.
 
Macdonald
 
     Ja, der ist splendid.
 
Buttler
 
     Mit dem ist's aus. Sein Glücksstern ist gefallen.
 
Macdonald
 
     Ist das gewiß?
 
Buttler
 
     Ich sag's euch.
 
Deveroux
 
     Ist's vorbei
     Mit seinem Glück?
 
Buttler
 
     Vorbei auf immerdar.
     Er ist so arm wie wir.
 
Macdonald
 
     So arm wie wir?
 
Deveroux
 
     Ja, Macdonald, da muß man ihn verlassen!
 
Buttler
 
     Verlassen ist er schon von zwanzigtausend.
     Wir müssen mehr tun, Landsmann. Kurz und gut!
     – Wir müssen ihn töten.
 

(Beide fahren zurück.)

Beide
 
     Töten!
 
Buttler
 
     Töten, sag ich.
     – Und dazu hab ich euch erlesen.
 
Beide
 
     Uns?
 
Buttler
 
     Euch, Hauptmann Deveroux und Macdonald.
 
Deveroux. (nach einer Pause)
 
     Wählt einen andern.
 
Macdonald
 
     Ja, wählt einen andern.
 
Buttler. (zu Deveroux)
 
     Erschreckt's dich, feige Memme? Wie? Du hast
     Schon deine dreißig Seelen auf dir liegen —
 
Deveroux
 
     Hand an den Feldherrn legen – das bedenkt!
 
Macdonald
 
     Dem wir das Jurament geleistet haben!
 
Buttler
 
     Das Jurament ist null mit seiner Treu.
 
Deveroux
 
     Hör, General! Das dünkt mir doch zu gräßlich.
 
Macdonald
 
     Ja, das ist wahr! Man hat auch ein Gewissen.
 
Deveroux
 
     Wenn's nur der Chef nicht wär', der uns so lang
     Gekommandiert hat und Respekt gefordert.
 
Buttler
 
     Ist das der Anstoß?
 
Deveroux
 
     Ja! Hör! Wen du sonst willst!
     Dem eignen Sohn, wenn's Kaisers Dienst verlangt,
     Will ich das Schwert ins Eingeweide bohren —
     Doch sieh, wir sind Soldaten, und den Feldherrn
     Ermorden, das ist eine Sünd' und Frevel,
     Davon kein Beichtmönch absolvieren kann.
 
Buttler
 
     Ich bin dein Papst und absolviere dich.
     Entschließt euch schnell.
 
Deveroux. (steht bedenklich)
 
     Es geht nicht.
 
Macdonald
 
     Nein, es geht nicht.
 
Buttler
 
     Nun denn, so geht – und – schickt mir Pestalutzen.
 
Deveroux. (stutzt)
 
     Der Pestalutz – Hum!
 
Macdonald
 
     Was willst du mit diesem?
 
Buttler
 
     Wenn ihr's verschmäht, es finden sich genug —
 
Deveroux
 
     Nein, wenn er fallen muß, so können wir
     Den Preis so gut verdienen als ein andrer.
     – Was denkst du, Bruder Macdonald?
 
Macdonald
 
     Ja wenn
     Er fallen muß und soll, und 's ist nicht anders,
     So mag ich's diesem Pastalutz nicht gönnen.
 
Deveroux. (nach einigem Besinnen)
 
     Wann soll er fallen?
 
Buttler
 
     Heut, in dieser Nacht,
     Denn morgen stehn die Schweden vor den Toren.
 
Deveroux
 
     Stehst du mir für die Folgen, General?
 
Buttler
 
     Ich steh für alles.
 
Deveroux
 
     Ist's des Kaisers Will'?
     Sein netter, runder Will'? Man hat Exempel,
     Daß man den Mord liebt und den Mörder straft.
 
Buttler
 
     Das Manifest sagt: lebend oder tot.
     Und lebend ist's nicht möglich, seht ihr selbst —
 
Deveroux
 
     Tot also! Tot! – Wie aber kommt man an ihn?
     Die Stadt ist angefüllt mit Terzkyschen.
 
Macdonald
 
     Und dann ist noch der Terzky und der Illo —
 
Buttler
 
     Mit diesen beiden fängt man an, versteht sich.
 
Deveroux
 
     Was? Sollen die auch fallen?
 
Buttler
 
     Die zuerst.
 
Macdonald
 
     Hör, Deveroux – das wird ein blut'ger Abend.
 
Deveroux
 
     Hast du schon deinen Mann dazu? Trag's mir auf.
 
Buttler
 
     Dem Major Geraldin ist's übergeben.
     Es ist heut Faßnacht, und ein Essen wird
     Gegeben auf dem Schloß, dort wird man sie
     Bei Tafel überfallen, niederstoßen —
     Der Pestalutz, der Leßley sind dabei —
 
Deveroux
 
     Hör, General! Dir kann es nichts verschlagen.
     Hör – laß mich tauschen mit dem Geraldin.
 
Buttler
 
     Die kleinere Gefahr ist bei dem Herzog.
 
Deveroux
 
     Gefahr! Was, Teufel! denkst du von mir, Herr?
     Des Herzogs Aug', nicht seinen Degen fürcht ich.
 
Buttler
 
     Was kann sein Aug' dir schaden?
 
Deveroux
 
     Alle Teufel!
     Du kennst mich, daß ich keine Memme bin.
     Doch sieh, es sind noch nicht acht Tag', daß mir
     Der Herzog zwanzig Goldstück reichen lassen
     Zu diesem warmen Rock, den ich hier anhab —
     Und wenn er mich nun mit der Pike sieht
     Dastehn, mir auf den Rock sieht – sieh – so – so —
     Der Teufel hol mich! ich bin keine Memme.
 
Buttler
 
     Der Herzog gab dir diesen warmen Rock,
     Und du, ein armer Wicht, bedenkst dich, ihm
     Dafür den Degen durch den Leib zu rennen.
     Und einen Rock, der noch viel wärmer hält,
     Hing ihm der Kaiser um, den Fürstenmantel.
     Wie dankt er's ihm? Mit Aufruhr und Verrat.
 
Deveroux
 
     Das ist auch wahr. Den Danker hol der Teufel!
     Ich – bring ihn um.
 
Buttler
 
     Und willst du dein Gewissen
     Beruhigen, darfst du den Rock nur ausziehn,
     So kannst du's frisch und wohlgemut vollbringen.
 
Macdonald
 
     Ja! da ist aber noch was zu bedenken —
 
Buttler
 
     Was gibt's noch zu bedenken, Macdonald?
 
Macdonald
 
     Was hilft uns Wehr und Waffe wider den?
     Er ist nicht zu verwunden, er ist fest.
 
Buttler. (fährt auf)
 
     Was wird er —
 
Macdonald
 
     Gegen Schuß und Hieb! Er ist
     Gefroren, mit der Teufelskunst behaftet,
     Sein Leib ist undurchdringlich, sag ich dir.
 
Deveroux
 
     Ja, ja! In Ingolstadt war auch so einer,
     Dem war die Haut so fest wie Stahl, man mußt' ihn
     Zuletzt mit Flintenkolben niederschlagen.
 
Macdonald
 
     Hört, was ich tun will!
 
Deveroux
 
     Sprich!
 
Macdonald
 
     Ich kenne hier
     Im Kloster einen Bruder Dominikaner
     Aus unsrer Landsmannschaft, der soll mir Schwert
     Und Pike tauchen in geweihtes Wasser
     Und einen kräft'gen Segen drüber sprechen,
     Das ist bewährt, hilft gegen jeden Bann.
 
Buttler
 
     Das tue, Macdonald. Jetzt geht aber.
     Wählt aus dem Regimente zwanzig, dreißig
     Handfeste Kerls, laßt sie dem Kaiser schwören —
     Wenn's eilf geschlagen – wenn die ersten Runden
     Passiert sind, führt ihr sie in aller Stille
     Dem Hause zu – Ich werde selbst nicht weit sein.
 
Deveroux
 
     Wie kommen wir durch die Hartschiers und Garden,
     Die in dem innern Hofraum Wache stehn?
 
Buttler
 
     Ich hab des Orts Gelegenheit erkundigt.
     Durch eine hintre Pforte führ ich euch,
     Die nur durch einen Mann verteidigt wird.
     Mir gibt mein Rang und Amt zu jeder Stunde
     Einlaß beim Herzog. Ich will euch vorangehn,
     Und schnell mit einem Dolchstoß in die Kehle
     Durchbohr ich den Hartschier und mach euch Bahn.
 
Deveroux
 
     Und sind wir oben, wie erreichen wir
     Das Schlafgemach des Fürsten, ohne daß
     Das Hofgesind' erwacht und Lärmen ruft?
     Denn er ist hier mit großem Komitat.
 
Buttler
 
     Die Dienerschaft ist auf dem rechten Flügel,
     Er haßt Geräusch, wohnt auf dem linken ganz allein.
 
Deveroux
 
     Wär's nur vorüber, Macdonald – Mir ist
     Seltsam dabei zumute, weiß der Teufel.
 
Macdonald
 
     Mir auch. Es ist ein gar zu großes Haupt.
     Man wird uns für zwei Bösewichter halten.
 
Buttler
 
     In Glanz und Ehr' und Überfluß könnt ihr
     Der Menschen Urteil und Gered' verlachen.
 
Deveroux
 
     Wenn's mit der Ehr' nur auch so recht gewiß ist.
 
Buttler
 
     Seid unbesorgt. Ihr rettet Kron' und Reich
     Dem Ferdinand. Der Lohn kann nicht gering sein.
 
Deveroux
 
     So ist's sein Zweck, den Kaiser zu entthronen?
 
Buttler
 
     Das ist er! Kron' und Leben ihm zu rauben!
 
Deveroux
 
     So müßt' er fallen durch des Henkers Hand,
     Wenn wir nach Wien lebendig ihn geliefert?
 
Buttler
 
     Dies Schicksal könnt' er nimmermehr vermeiden.
 
Deveroux
 
     Komm, Macdonald! Er soll als Feldherr enden
     Und ehrlich fallen von Soldatenhänden.
 

(Sie gehen ab.)

Dritter Auftritt

Ein Saal, aus dem man in eine Galerie gelangt, die sich weit nach hinten verliert. Wallenstein sitzt an einem Tisch. Der schwedische Hauptmann steht vor ihm. Bald darauf Gräfin Terzky.

Wallenstein
 
     Empfehlt mich Eurem Herrn. Ich nehme teil
     An seinem guten Glück, und wenn Ihr mich
     So viele Freude nicht bezeigen seht,
     Als diese Siegespost verdienen mag,
     So glaubt, es ist nicht Mangel guten Willens,
     Denn unser Glück ist nunmehr eins. Lebt wohl!
     Nehmt meinen Dank für Eure Müh. Die Festung
     Soll sich euch auftun morgen, wenn ihr kommt.
 

(Schwedischer Hauptmann geht ab. Wallenstein sitzt in tiefen Gedanken, starr vor sich hinsehend, den Kopf in die Hand gesenkt.

Gräfin Terzky tritt herein und steht eine Zeitlang vor ihm unbemerkt, endlich macht er eine rasche Bewegung, erblickt sie und faßt sich schnell.)

 
     Kommst du von ihr? Erholt sie sich? Was macht sie?
 
Gräfin
 
     Sie soll gefaßter sein nach dem Gespräch,
     Sagt mir die Schwester – Jetzt ist sie zu Bette.
 
Wallenstein
 
     Ihr Schmerz wird sanfter werden. Sie wird weinen.
 
Gräfin
 
     Auch dich, mein Bruder, find ich nicht wie sonst.
     Nach einem Sieg erwartet' ich dich heitrer.
     O bleibe stark! Erhalte du uns aufrecht,
     Denn du bist unser Licht und unsre Sonne.
 
Wallenstein
 
     Sei ruhig. Mir ist nichts – Wo ist dein Mann?
 
Gräfin
 
     Zu einem Gastmahl sind sie, er und Illo.
 
Wallenstein. (steht auf und macht einige Schritte durch den Saal)
 
     Es ist schon finstre Nacht – Geh auf dein Zimmer.
 
Gräfin
 
     Heiß mich nicht gehn, o laß mich um dich bleiben.
 
Wallenstein. (ist ans Fenster getreten)
 
     Am Himmel ist geschäftige Bewegung,
     Des Turmes Fahne jagt der Wind, schnell geht
     Der Wolken Zug, die Mondessichel wankt,
     Und durch die Nacht zuckt ungewisse Helle.
     – Kein Sternbild ist zu sehn! Der matte Schein dort,
     Der einzelne, ist aus der Kassiopeia,
     Und dahin steht der Jupiter – Doch jetzt
     Deckt ihn die Schwärze des Gewitterhimmels!
 

(Er versinkt in Tiefsinn und sieht starr hinaus).

Gräfin. (die ihm traurig zusieht, faßt ihn bei der Hand)
 
     Was sinnst du?
 
Wallenstein
 
     Mir deucht, wenn ich ihn sähe, wär' mir wohl.
     Es ist der Stern, der meinem Leben strahlt,
     Und wunderbar oft stärkte mich sein Anblick.
 

(Pause.)

Gräfin
 
     Du wirst ihn wiedersehn.
 
Wallenstein. (ist wieder in eine tiefe Zerstreuung gefallen, er ermuntert sich und wendet sich schnell zur Gräfin)
 
     Ihn wiedersehn? – O niemals wieder!
 
Gräfin
 
     Wie?
 
Wallenstein
 
     Er ist dahin – ist Staub!
 
Gräfin
 
     Wen meinst du denn?
 
Wallenstein
 
     Er ist der Glückliche. Er hat vollendet.
     Für ihn ist keine Zukunft mehr, ihm spinnt
     Das Schicksal keine Tücke mehr – sein Leben
     Liegt faltenlos und leuchtend ausgebreitet,
     Kein dunkler Flecken blieb darin zurück,
     Und unglückbringend pocht ihm keine Stunde.
     Weg ist er über Wunsch und Furcht, gehört
     Nicht mehr den trüglich wankenden Planeten —
     O ihm ist wohl! Wer aber weiß, was uns
     Die nächste Stunde schwarz verschleiert bringt!
 
Gräfin
 
     Du sprichst von Piccolomini. Wie starb er?
     Der Bote ging just von dir, als ich kam.
 

(Wallenstein bedeutet sie mit der Hand, zu schweigen.)

 
     O wende deine Blicke nicht zurück!
     Vorwärts in hellre Tage laß uns schauen.
     Freu dich des Siegs, vergiß, was er dir kostet.
     Nicht heute erst ward dir der Freund geraubt;
     Als er sich von dir schied, da starb er dir.
 
Wallenstein
 
     Verschmerzen werd ich diesen Schlag, das weiß ich,
     Denn was verschmerzte nicht der Mensch! Vom Höchsten
     Wie vom Gemeinsten lernt er sich entwöhnen,
     Denn ihn besiegen die gewalt'gen Stunden.
     Doch fühl ich's wohl, was ich in ihm verlor.
     Die Blume ist hinweg aus meinem Leben,
     Und kalt und farblos seh ich's vor mir liegen.
     Denn er stand neben mir wie meine Jugend,
     Er machte mir das Wirkliche zum Traum,
     Um die gemeine Deutlichkeit der Dinge
     Den goldnen Duft der Morgenröte webend —
     Im Feuer seines liebenden Gefühls
     Erhoben sich, mir selber zum Erstaunen,
     Des Lebens flach alltägliche Gestalten.
     – Was ich mir ferner auch erstreben mag,
     Das Schöne ist doch weg, das kommt nicht wieder,
     Denn über alles Glück geht doch der Freund,
     Der's fühlend erst erschafft, der's teilend mehrt.
 
Gräfin
 
     Verzag nicht an der eignen Kraft. Dein Herz
     Ist reich genug, sich selber zu beleben.
     Du liebst und preisest Tugenden an ihm,
     Die du in ihm gepflanzt, in ihm entfaltet.
 
Wallenstein. (an die Türe gehend)
 
     Wer stört uns noch in später Nacht? – Es ist
     Der Kommendant. Er bringt die Festungsschlüssel.
     Verlaß uns, Schwester, Mitternacht ist da.
 
Gräfin
 
     O mir wird heut so schwer, von dir zu gehn,
     Und bange Furcht bewegt mich.
 
Wallenstein
 
     Furcht! Wovor?
 
Gräfin
 
     Du möchtest schnell wegreisen diese Nacht,
     Und beim Erwachen fänden wir dich nimmer.
 
Wallenstein
 
     Einbildungen.
 
Gräfin
 
     O meine Seele wird
     Schon lang von trüben Ahnungen geängstigt,
     Und wenn ich wachend sie bekämpft, sie fallen
     Mein banges Herz in düstern Träumen an.
     – Ich sah dich gestern nacht mit deiner ersten
     Gemahlin, reich geputzt, zu Tische sitzen —
 
Wallenstein
 
     Das ist ein Traum erwünschter Vorbedeutung,
     Denn jene Heirat stiftete mein Glück.
 
Gräfin
 
     Und heute träumte mir, ich suchte dich
     In deinem Zimmer auf – Wie ich hineintrat,
     So war's dein Zimmer nicht mehr, die Kartause
     Zu Gitschin war's, die du gestiftet hast
     Und wo du willst, daß man dich hin begrabe.
 
Wallenstein
 
     Dein Geist ist nun einmal damit beschäftigt.
 
Gräfin
 
     Wie? Glaubst du nicht, daß eine Warnungsstimme
     In Träumen vorbedeutend zu uns spricht?
 
Wallenstein
 
     Dergleichen Stimmen gibt's – Es ist kein Zweifel!
     Doch Warnungsstimmen möcht' ich sie nicht nennen,
     Die nur das Unvermeidliche verkünden.
     Wie sich der Sonne Scheinbild in dem Dunstkreis
     Malt, eh' sie kommt, so schreiten auch den großen
     Geschicken ihre Geister schon voran,
     Und in dem Heute wandelt schon das Morgen.
     Es machte mir stets eigene Gedanken,
     Was man vom Tod des vierten Heinrichs liest.
     Der König fühlte das Gespenst des Messers
     Lang vorher in der Brust, eh' sich der Mörder
     Ravaillac damit waffnete. Ihn floh
     Die Ruh', es jagt' ihn auf in seinem Louvre,
     Ins Freie trieb es ihn; wie Leichenfeier
     Klang ihm der Gattin Krönungsfest, er hörte
     Im ahnungsvollen Ohr der Füße Tritt,
     Die durch die Gassen von Paris ihn suchten —
 
Gräfin
 
     Sagt dir die innre Ahnungsstimme nichts?
 
Wallenstein
 
     Nichts. Sei ganz ruhig!
 
Gräfin. (in düstres Nachsinnen verloren):
 
     Und ein andermal,
     Als ich dir eilend nachging, liefst du vor mir
     Durch einen langen Gang, durch weite Säle,
     Es wollte gar nicht enden – Türen schlugen
     Zusammen, krachend – keuchend folgt' ich, konnte
     Dich nicht erreichen – plötzlich fühlt' ich mich
     Von hinten angefaßt mit kalter Hand,
     Du warst's und küßtest mich, und über uns
     Schien eine rote Decke sich zu legen —
 
Wallenstein
 
     Das ist der rote Teppich meines Zimmers.
 
Gräfin. (ihn betrachtend)
 
     Wenn's dahin sollte kommen – Wenn ich dich,
     Der jetzt in Lebensfülle vor mir steht —
 

(Sie sinkt ihm weinend an die Brust.)

Wallenstein
 
     Des Kaisers Achtsbrief ängstigt dich. Buchstaben
     Verwunden nicht, er findet keine Hände.
 
Gräfin
 
     Fänd' er sie aber, dann ist mein Entschluß
     Gefaßt – ich führe bei mir, was mich tröstet.
 

(Geht ab.)

Vierter Auftritt

Wallenstein. Gordon. Dann der Kammerdiener.

Wallenstein
 
     Ist's ruhig in der Stadt?
 
Gordon
 
     Die Stadt ist ruhig.
 
Wallenstein
 
     Ich höre rauschende Musik, das Schloß ist
     Von Lichtern hell. Wer sind die Fröhlichen?
 
Gordon
 
     Dem Grafen Terzky und dem Feldmarschall
     Wird ein Bankett gegeben auf dem Schloß.
 
Wallenstein. (vor sich)
 
     Es ist des Sieges wegen – Dies Geschlecht
     Kann sich nicht anders freuen als bei Tisch.
 

(Klingelt. Kammerdiener tritt ein.)

 
     Entkleide mich, ich will mich schlafen legen.
 

(Er nimmt die Schlüssel zu sich.)

 
     So sind wir denn vor jedem Feind bewahrt
     Und mit den sichern Freunden eingeschlossen;
     Denn alles müßt' mich trügen, oder ein
     Gesicht wie dies
 

(auf Gordon schauend)

 
     ist keines Heuchlers Larve.
 

(Kammerdiener hat ihm den Mantel, Ringkragen und die Feldbinde abgenommen.)

 
     Gib acht! Was fällt da?
 
Kammerdiener
 
     Die goldne Kette ist entzweigesprungen.
 
Wallenstein
 
     Nun, sie hat lang genug gehalten. Gib.
 

(Indem er die Kette betrachtet.)

 
     Das war des Kaisers erste Gunst. Er hing sie
     Als Erzherzog mir um, im Krieg von Friaul,
     Und aus Gewohnheit trug ich sie bis heut.
     – Aus Aberglauben, wenn Ihr wollt. Sie sollte
     Ein Talisman mir sein, so lang ich sie
     An meinem Halse glaubig würde tragen,
     Das flücht'ge Glück, des erste Gunst sie war,
     Mir auf zeitlebens binden – Nun es sei!
     Mir muß fortan ein neues Glück beginnen,
     Denn dieses Bannes Kraft ist aus.
 

(Kammerdiener entfernt sich mit den Kleidern. Wallenstein steht auf, macht einen Gang durch den Saal und bleibt zuletzt nachdenkend vor Gordon stehen.)

 
     Wie doch die alte Zeit mir näher kommt.
     Ich seh mich wieder an dem Hof zu Burgau,
     Wo wir zusammen Edelknaben waren.
     Wir hatten öfters Streit, du meintest's gut
     Und pflegtest gern den Sittenprediger
     Zu machen, schaltest mich, daß ich nach hohen Dingen
     Unmäßig strebte, kühnen Träumen glaubend,
     Und priesest mir den goldnen Mittelweg.
     – Ei, deine Weisheit hat sich schlecht bewährt,
     Sie hat dich früh zum abgelebten Manne
     Gemacht und würde dich, wenn ich mit meinen
     Großmüt'gern Sternen nicht dazwischenträte,
     Im schlechten Winkel still verlöschen lassen.
 
Gordon
 
     Mein Fürst! Mit leichtem Mute knüpft der arme Fischer
     Den kleinen Nachen an im sichern Port,
     Sieht er im Sturm das große Meerschiff stranden.
 
Wallenstein
 
     So bist du schon im Hafen, alter Mann?
     Ich nicht. Es treibt der ungeschwächte Mut
     Noch frisch und herrlich auf der Lebenswoge,
     Die Hoffnung nenn ich meine Göttin noch,
     Ein Jüngling ist der Geist, und seh ich mich
     Dir gegenüber, ja, so möcht' ich rühmend sagen,
     Daß über meinem braunen Scheitelhaar
     Die schnellen Jahre machtlos hingegangen.
 

(Er geht mit großen Schritten durchs Zimmer und bleibt auf der entgegengesetzten Seite, Gordon gegenüber, stehen.)

 
     Wer nennt das Glück noch falsch? Mir war es treu,
     Hob aus der Menschen Reihen mich heraus
     Mit Liebe, durch des Lebens Stufen mich
     Mit kraftvoll leichten Götterarmen tragend.
     Nichts ist gemein in meines Schicksals Wegen
     Noch in den Furchen meiner Hand. Wer möchte
     Mein Leben mir nach Menschenweise deuten?
     Zwar jetzo schein ich tief herabgestürzt,
     Doch werd ich wieder steigen, hohe Flut
     Wird bald auf diese Ebbe schwellend folgen —
 
Gordon
 
     Und doch erinnr' ich an den alten Spruch:
     Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
     Nicht Hoffnung möcht' ich schöpfen aus dem langen Glück,
     Dem Unglück ist die Hoffnung zugesendet.
     Furcht soll das Haupt des Glücklichen umschweben,
     Denn ewig wanket des Geschickes Waage.
 
Wallenstein. (lächelnd)
 
     Den alten Gordon hör ich wieder sprechen.
     – Wohl weiß ich, daß die ird'schen Dinge wechseln,
     Die bösen Götter fordern ihren Zoll:
     Das wußten schon die alte Heidenvölker,
     Drum wählten sie sich selbst freiwill'ges Unheil,
     Die eifersücht'ge Gottheit zu versöhnen,
     Und Menschenopfer bluteten dem Typhon.
 

(Nach einer Pause, ernst und stiller.)

 
     Auch ich hab ihm geopfert – Denn mir fiel
     Der liebst Freund, und fiel durch meine Schuld.
     So kann mich keines Glückes Gunst mehr freuen,
     Als dieser Schlag mich hat geschmerzt – Der Neid
     Des Schicksals ist gesättigt, es nimmt Leben
     Für Leben an, und abgeleitet ist
     Auf das geliebte reine Haupt der Blitz,
     Der mich zerschmetternd sollte niederschlagen.
 
Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
01 kasım 2017
Hacim:
150 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain

Bu kitabı okuyanlar şunları da okudu