Kitabı oku: «Herz und Verstand im Verwaltungsrat», sayfa 5

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B.Auswahlkriterien für VR-Mitglieder

Frage: Was sind Argumente, Voraussetzungen und Gründe, jemanden – vielleicht eine Frau, als Verwaltungsrat zu wählen?

1.Diversität

Ein Hauptargument für eine Berufung in einen Verwaltungsrat ist der Diversitätsgedanke. Ein spezielles Fachwissen und Erfahrung in leitender Funktion sind dabei unabdingbare Voraussetzungen. Durch die Diversität sollen noch fehlende Kompetenzen in einem Verwaltungsrat besetzt werden. Dafür ist ein klares Anforderungsprofil nötig – was braucht man zusätzlich? Einen Biologen, Mediziner, Juristen oder Architekten? Und wie oft braucht man überhaupt dieses Fachwissen? Es wird auch immer wieder darauf hingewiesen, dass allgemeine Lebenserfahrung und die Fähigkeit, ein guter Teamplayer zu sein, wichtig seien. Die möglichen unterschiedlichen Persönlichkeitsstrukturen sollten breit abgebildet sein. Jemand kann ein Gespür haben für Zwischentöne, wo hingegen ein anderer eher ein Draufgänger ist. Es braucht den Skeptiker, der bremst und vorsichtig ist, und jemanden, der gerne Risiko fährt. Nicht zu vergessen ist auch das Aktionariat, welches einen Verwaltungsrat als Gremium prägt. Vor allem grosse institutionelle Anleger möchten ein Wort mitreden und im Verwaltungsrat vertreten sein. Wie auch immer: Die Anforderungen für Frauen wie für Männer sind stets dieselben.

Ein Verwaltungsrat muss mit fähigen Leuten ausgestattet sein. Vor allem aber müssen sie so viel Fachwissen einbringen können, dass ein CEO nicht in Alleinherrschaft hinter ihrem Rücken wirken kann. Das ist nur möglich, wenn genügend Kompetenz im Verwaltungsrat vorhanden und damit die Kontrolle gewährleistet ist. Es gibt Beispiele, wo das nicht der Fall war – mit verheerenden Folgen.

Weil es immer noch weniger Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft gibt, überwiegt das Angebot an Männern als potentielle Kandidaten. Das wird sich in den nächsten Jahren ändern, denn es sind heute schon über 50 Prozent Frauen, die einen hervorragenden Universitätsabschluss erwerben. Es ist eine Frage der Zeit, bis der Pool von Frauen in leitenden Positionen so gross ist, dass es kein Problem mehr darstellt, genügend Kandidatinnen für Verwaltungsratsmandate zu finden. Abgesehen davon spricht es sich schnell herum, wenn eine Frau gut ist.

Es heisst immer wieder, es brauche zugunsten der Diversität mehr Frauen in den Verwaltungsräten. Dieses Argument ist meines Erachtens nicht fertig gedacht. Es verfängt nur dann, wenn tatsächlich ein Unterschied zwischen den Geschlechtern besteht und die Frauen, weil sie eben Frauen sind, eine Andersartigkeit in den Verwaltungsrat einbringen, die vorher darin noch nicht vorhanden war. Es gibt Studien, die besagen, dass dort, wo es mehr Frauen in einem Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung hat, der Gewinn und die Aktienkurse steigen. Die logische Interpretation dieser Studie ist meines Erachtens, dass die Frauen etwas eingebracht haben, was vorher in diesen Gremien nicht existierte. Denn nur dann kann der Erfolg der Firma mit der Argumentation der hohen Anzahl von Frauen begründet werden. Ansonsten liegt es einfach an guten Geschäftsleitungsmitgliedern und Verwaltungsräten, und der Zufall wollte es, dass es zum Moment der Studie dort mehr Frauen hatte. Den Erfolg des Unternehmens der Präsenz von mehr Frauen zuzuschreiben würde dann hinfällig und die Interpretation der Studie zumindest fragwürdig, oder salopp ausgedrückt akrobatisch. Wahrscheinlich sind nämlich die Inputs von Frauen genau so unterschiedlich wie diejenigen von Männern. Ich werde im zweiten Teil des Buches auf ein paar tendenziell spezifische Unterschiede zwischen Frauen und Männern detaillierter eingehen.

Um das Argument, es gäbe nicht genügend qualifizierte Frauen für einen Verwaltungsrat, zu entkräften, tut die Wirtschaft freiwillig einiges. Beispielsweise hat der Arbeitgeberverband unter den Verwaltungsratspräsidenten von 150 börsenkotierten Firmen in der Schweiz eine Befragung gemacht. Eine Kernaussage, die von vielen grossen Firmen zurückkam war, dass das Thema Frauen im Verwaltungsrat keines mehr und alles gelöst sei. Für die kleineren Firmen ist es indessen teilweise immer noch schwierig. Der Arbeitgeberverband hat im Jahre 2014 eine Liste mit 400 Frauen veröffentlicht, die entweder schon in Verwaltungsräten sitzen oder das Potential hätten, in einen solchen von Firmen mit einem Umsatz von 100 Mio. Franken oder 400 Mitarbeitern gewählt zu werden. Problematisch scheint mir eine solche Liste, weil nicht genau erkennbar ist, nach welchen Kriterien diese Frauen ausgewählt wurden und weshalb andere fähige Frauen es nicht darauf geschafft haben.

Christine Lagarde, die damalige Chefin des IWF, kann die Äusserungen der Männer nicht mehr hören, dass sie gerne eine Frau im Verwaltungsrat hätten, ihnen aber einfach keine geeignete Dame bekannt sei. Davon hat sie genug. Sie hat selber eine Liste mit bestens qualifizierten Frauen erstellt und trägt diese stets in ihrer Handtasche mit. Wenn ein Mann ihr erzählt, dass er keine fachkundige Frau finde, dann zückt sie sofort die Liste. Es ist bestimmt kein Zufall, dass seit anfangs 2019 beim IWF, seit Herbst 2018 bei der Weltbank und seit Sommer 2018 bei der OECD alle drei Chefökonomenposten mit Frauen besetzt sind. Und vor Kurzem hat eine Kanadierin in den USA die nach dem Nobelpreis wichtigste Auszeichnung der Ökonomen gewonnen, die John Bates Clark Medal der American Economic Association.

Es gibt auch Verwaltungsräte, die in ihrer Ansicht gespalten sind. Einerseits kann man die eine Hälfte der Bevölkerung, die Frauen, nicht einfach links liegen lassen, und andererseits bestehen unverzichtbare Anforderungen für ein solches Mandat, die jede Frau und jeder Mann erfüllen muss. Das Attribut Frau reicht nicht. Die Männer realisieren auch, dass die Frauen durch ihren Erfahrungshorizont und ihre Andersartigkeit tatsächlich etwas anderes an den Tisch bringen. Es geht ihnen zwar um die Frau, aber dann doch wieder darum, die Besten, egal ob Frau oder Mann, im Verwaltungsrat zu haben. Die Diversität darf einfach nicht auf Frauen reduziert werden. Das ist gefährlich und kontraproduktiv!

Der allgegenwärtige Druck, eine Frau in einen Verwaltungsrat zu wählen, ist enorm, ganz besonders für börsenkotierte Firmen. Die privaten Unternehmen spüren diesen Druck weniger. Die Erkenntnis bei den männlichen Verwaltungsräten, dass sie nicht länger nur unter sich bleiben sollten, wächst stetig. Abgesehen davon hilft es der Reputation jedes Unternehmens, Frauen im Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung zu haben. Aber einen Verwaltungsratsposten neu zu besetzen braucht Zeit, und es fordert manchmal einem Verwaltungsratspräsidenten sogar breite Schultern ab, damit er dem Druck widerstehen kann, bis er die richtige Frau gefunden hat. Wenn beispielsweise eine technisch versierte Asiatin in einem Verwaltungsrat optimal wäre, wird man sie wohl nicht sofort finden – das kann sogar Jahre dauern. Heute ist es aber durchaus so, da sind sich alle Gesprächsteilnehmer einig, dass wenn eine Frau und ein Mann die gewünschten Auswahlkriterien erfüllen, die Frau eindeutig die grösseren Chancen hat, das Mandat zu bekommen.

In der Befragung machte ein Verwaltungsrat den Vergleich mit einem gemischten Forschungsteam und äusserte diesbezüglich eine interessante Beobachtung, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. In seiner Wahrnehmung sind nämlich rein männlich besetzte Forschungsteams deutlich weniger effizient als gemischte; im Verwaltungsrat nimmt er diesen Unterschied indessen nicht wahr. Er erklärt sich das so, dass es im Bereich eines Verwaltungsrates immer noch Dritte gibt, nämlich die Geschäftsleitung, mit der man sich auseinandersetzen muss. Ein Forschungsteam kennt keine solche Aufgabe.

Dafür besteht bei Wissenschaftsgruppen die Gefahr, dass der Aspekt «recht haben» im Raume steht und zum Hauptthema wird. Man muss recht haben, man muss es richtig machen; da spielt auch die frühkindliche Erziehung mit hinein. Damit ist die Vorstellung jedes einzelnen von richtig und falsch aus seiner eigenen Rolle heraus und auch die eigene Definition, wer man ist, gemeint. In einem Forschungsteam möchte man mit seiner Argumentation gewinnen und die Wahrheit suchen. Der besagte Verwaltungsrat brachte hierzu ein Beispiel, wo man das Gefühl gehabt hatte, auf dem richtigen Weg zu sein: Im Jahr 2006 ging es in Diskussionen um die Frage, ob die USA im Jahre 2007 in eine Rezession fallen würden. Eine Prognose war schwierig und mit Unsicherheiten behaftet, auch wenn man ungefähr die Prognosefehler kennt – wer kann schon in die Zukunft sehen? Trotzdem gab es Leute, die mit Beharrlichkeit eine Meinung vertraten, die rational und zahlentechnisch gar nicht begründbar war. Seine Erfahrung sei, sagte der Verwaltungsrat, dass wenn man in solchen Fällen in einem Forschungsteam einen gesunden Anteil von Frauen habe, dann habe das irgendwie dämpfende Wirkung. Denn sonst habe es in solchen Prognosen etwas allzu Männliches drin, und Männer möchten Leithammel sein. Der Verwaltungsrat gab zu, dass er nicht recht wisse, wie er es ausdrücken solle. Ich glaube, wir alle verstehen aber, was er meinte!

Weiter gab er zu bedenken, dass die Männer domestiziert würden; sie könnten ihren Trieb, dominieren zu wollen, nicht mehr richtig ausleben. In gemischten Teams werde der Mann vernünftiger, im Sinne davon, dass er sich nicht einen Blödsinn erlauben oder etwas Dummes erzählen könne. Da schwinge, wenn man sich nichts vormachen wolle, bestimmt eine sexuelle Komponente mit. Ein Mann möchte neben einer Frau schlicht nicht dumm erscheinen. Die Hauptwahrnehmung des Verwaltungsrates war, dass in Anwesenheit von Frauen der ganze Diskurs zielgerichteter und vernünftiger werde. Die Argumente würden ausgewogener gewürdigt; man komme schneller zum Ziel, und die Diskussion verlaufe sich einfach nicht so schnell. Das sei seine Erfahrung.

Verwaltungsrätinnen äusserten sich dazu wie folgt:

Qualifikation – Erneuerung

Für ein Verwaltungsratsmandat muss die Qualifikation an erster Stelle stehen. Zudem sollte sich ein Verwaltungsrat alle fünf bis zehn Jahre erneuern. Das gelte übrigens auch für den Bundesrat.

Filz

Wenn ein Verwaltungsrat nach objektiven Kriterien und nicht im Filz ausgewählt würde, dann gäbe es automatisch mehr weibliche Mitglieder. Die Kultur müsse geändert und die Leute nach Fähigkeiten ausgesucht werden.

Unabdingbare Kompetenzen

Die Diversität in einem Verwaltungsrat sei sehr wichtig. Aber es gebe Kompetenzen im Finanz- und Personalbereich, die einfach unabdingbar seien. Diese Profile müssten immer vertreten sein, und der Rest sei auf das Unternehmen massgeschneidert zu suchen. Der Druck sei da, eine Frau zu wählen. Aber es dürfe nicht irgendeine Frau sein, sondern auch sie müsse ins Team passen.

Männernetzwerk

Es sei halt immer noch so, dass circa 90 Prozent der Verwaltungsräte aus einem Männernetzwerk stammen; meistens seien es altgediente Persönlichkeiten mit sehr viel Erfahrung. Gerechterweise müsse auch gesagt werden, dass die Männer in ihren Verwaltungsräten Frauen suchten, aber da böten sich vorwiegend zwei Probleme. Erstens fehlten einfach Frauen in den Führungsetagen, die geeignet für einen Sprung in den Verwaltungsrat wären. Und zweitens überlegten es sich diejenigen Frauen, die den Rucksack hätten, zwei Mal, ob sie wirklich in einem grossen börsenkotierten Unternehmen in den Verwaltungsrat möchten. Sie fragten sich, ob sich der Zeitaufwand lohne, denn solche Mandate seien mit vielen Reisen und Abwesenheiten von Zuhause verbunden. Einer Frau mit Familie falle ein solcher Entscheid besonders schwer.

Finanzielle Unabhängigkeit

Sie möchte nicht einfach einen Verwaltungsrat absitzen, sondern ihren Beitrag leisten. Sie bleibe, solange sie etwas einbringen, bewirken und dabei sich selber sein könne. Sie sei nicht auf das Geld angewiesen und deshalb unabhängig.

Teamfähigkeit

Entscheidend sei, dass es in einem Verwaltungsrat eine Vielzahl von Persönlichkeiten mit unterschiedlichen komplementären Fähigkeiten habe. Das Wechselseitige müsse nicht zwingend auf die Frauen und Männer bezogen sein. Wichtig sei vielmehr die Fähigkeit, in einem Team gut zusammenarbeiten zu können, hart zu sein in der Sache, aber nie gegen eine Person gerichtet.

Weibliche Angestellte und Kundinnen

Die Diversität in einem Verwaltungsrat sei etwas Grundsätzliches. Für ein Gremium sei es einfach wichtig, dass verschiedene Hintergründe Einfluss hätten, Naturwissenschaftler, Techniker, Ingenieure, Ökonomen, Geisteswissenschaftler, Junge, Ältere, Unternehmer und natürlich auch die unterschiedlichen Geschlechter. Die Vorteile der Diversität seien hinreichend bekannt. Bei einem Unternehmen, das mehr Frauen als Männer beschäftige und mehr Kundinnen als Kunden habe, sei dies ein triftiger Grund, dass dementsprechend Frauen im Verwaltungsrat seien.

Objektiver Geschlechterunterschied

Sie sei schon immer eine Verfechterin von gemischten Teams gewesen. Die Unterscheidung von Frau und Mann sei für sie einfach das Offensichtlichste. Die Diversität sei in jedem Sinne zu eng gefasst, wenn man es nicht einmal schaffe, die objektive Unterscheidung von Frau und Mann miteinzubeziehen – wo sonst sollte man denn anfangen?

Politischer Druck

Alle ihre männlichen Kollegen hätten gerne mehr qualifizierte Frauen. Sie habe noch nie gehört, dass politischer Druck im Spiel sei. Auch weil viele Investoren und Angestellte weiblich seien – in Asien seien es über 50 Prozent Frauen –, hätten einfach alle erkannt, dass sie vertreten sein möchten.

Verwaltungsräte äusserten sich dazu wie folgt:

Was zeigt man und was nicht

In grossen, global engagierten Unternehmen habe er schon x-mal beobachtet, dass es für Frauen schwierig sei, die nicht aus der Wirtschaftsumgebung kämen, dort nie in irgendeiner Form operativ tätig gewesen seien und dadurch nicht wüssten, wie ein globales Unternehmen ticke, sich in einem solchen Verwaltungsrat zurecht zu finden. Sie verstünden nicht, was präsentiert würde, sie könnten nicht zwischen den Zeilen lesen, weil sie einfach nicht mit der beruflichen Umgebung vertraut seien. Nicht nur die Frauen, auch die Männer müssten doch wissen, was vor einer Verwaltungsratssitzung ablaufe und wie diese vom Management vorbereitet würde. Denn gerade im Management liefen die Diskussionen heiss, und man überlege sich, was man dem Verwaltungsrat zeige und was nicht. Letzteres nicht aus bösem Willen, sondern weil man sich darauf fokussiere, was die Rolle des Verwaltungsrates sei und was dieser wissen müsse.

Aktiver CEO und CFO

Die Diversität gehe so weit, dass man einen aktiven CEO und aktiven CFO im Verwaltungsrat haben möchte. Der CFO müsse zusätzlich auch ein Unternehmen geleitet haben.

Stufe zwei oder drei

Unerlässlich sei die Erfahrung mit Gremien, noch bevor man in einen Verwaltungsrat gewählt würde. Wenn eine Frau nur auf Stufe zwei oder drei gearbeitet habe, fehle diese Erfahrung. Er sage klar nein, wenn eine Frau die fachliche und berufliche Erfahrung aus guten Gründen nicht machen konnte und sie versuche, diese im Rahmen eines Verwaltungsratsmandats nachzuholen.

Zehn Mitarbeiter

Eine Frau, die irgendwo auf einer Bank gearbeitet und dort eine IT-Abteilung mit zehn Mitarbeitern geleitet habe, sich selbstständig mache und dann glaube, sie sei für ein Verwaltungsratsmandat geeignet, realisiere nicht, dass diese Leistung und Erfahrung dafür einfach nicht genügen. Das reiche aber natürlich auch für einen Mann nicht.

Besser sein – branchenfremd

Die Diversität sei auch deshalb bedeutsam, weil wenn man beispielsweise in einem Verwaltungsrat einer Bank nur Banker sitzen habe, diese zwar viel Sachverstand hätten, sich dann aber höchstwahrscheinlich alle untereinander bekämpfen würden, weil jeder besser als der andere zu wissen glaube, was richtig sei. Bei solch einem Verwaltungsrat möchte er kein CEO sein, weil ihm jeder dreinreden würde. Deshalb sei es wesentlich, branchenfremde Leute mit anderen Betrachtungsweisen und ohne Scheuklappen in einen Verwaltungsrat zu wählen.

Chance für Frauen

Heute schaue jeder mit Sicherheit, ob und wie das weibliche Geschlecht in einem Verwaltungsrat vertreten sei. Frauen mit dem richtigen Profil hätten also unendliche Chancen. Aber klar sei, dass es nicht genüge, einfach Frau zu sein.

Bindung als Faktor

Er sehe die Diversität nicht nur auf die Geschlechter bezogen, es könnten auch Leute aus einem anderen Bildungsumfeld sein. Eine Bindung müsse aber da sein, und da sehe er Schwierigkeiten, etwa wenn es einen Verwaltungsrat aus China, einen aus den USA, einen aus Deutschland und einen aus der Schweiz gebe. So bringe man nie eine Bindung zustande. Es dürften nicht einfach Individuen sein, die ausser sich für eine Sitzung zu treffen miteinander nichts zu tun hätten. Man sollte einen «overlap» haben. Das sei die Kunst bei der Zusammenstellung eines Verwaltungsrates: man müsse etwas Minimes miteinander teilen. Die Sprache sei dabei auch ein wichtiger Faktor. Er habe sich bewusst entschieden, Leute auszusuchen, die Deutsch sprechen. Man könne in der Muttersprache einfach besser miteinander reden, weil so keine Feinheiten wegen der Sprache verloren gingen. So spüre man auch relativ schnell, wenn etwas nicht rund laufe.

Faulheit im Männerklub

Er sehe die mögliche Tendenz, dass ein Männerklub mit der Zeit untereinander nicht mehr so kritisch sei. Eventuell würden die Mitglieder solcher Gremien mit der Zeit auch etwas faul. Man sei schon fast wie Komplizen, und es sei gut möglich, dass das Komplizenhafte verschwinde, wenn Frauen dabei seien und die Gruppe besser funktioniere.

2.Unabhängigkeit und eine andere Perspektive

Noch bis vor nicht allzu langer Zeit hat man sich gegenseitig im Verwaltungsrat gekannt, sei es aus der gemeinsamen Schulzeit, dem Militär, den Vereinen und Clubs. Man ist vorsichtig miteinander umgegangen, wollte sich nicht auf die Füsse treten, denn entweder sitzt man noch zusammen in anderen Verwaltungsräten, oder man hofft, eventuell für ein weiteres Mandat angefragt zu werden. Das Ganze nennt sich Filz, und selbiger ist überwiegend männlich geprägt; die Männer schützen sich gegenseitig. Heute jedoch sind nicht Beziehungen gesucht, sondern Qualifikationen. Und genau da haben die Frauen einen grossen Vorteil. Sie sind freier und auch finanziell unabhängiger und gehören nicht zu einem männlichen Verwaltungsratsnetzwerk. Vielleicht ändert sich das, wenn in ein paar Jahren auch Frauen mehrere Mandate innehaben. Das wird sich weisen.

Die Unabhängigkeit eines Mitglieds eines solchen Gremiums wird oft auch daran gemessen, ob jemand ein interner oder externer Verwaltungsrat ist. Bei den internen Verwaltungsräten handelt es sich meist um Leute, die im Betrieb schon in leitender Funktion gearbeitet haben und in den Verwaltungsrat aufgestiegen sind, oder die bei Tochtergesellschaften die Holding vertreten. Die externen Verwaltungsräte hingegen sind nicht direkt mit der Firma verbandelt. Beide Arten haben Vor- und Nachteile. Einem internen Verwaltungsrat kann betreffend Geschäftszahlen und betriebsinternen Abläufen nichts vorgemacht werden. Er hat internes Knowhow, interne persönliche Beziehungen und kann jederzeit direkt im Betrieb nachfragen. Sein Nachteil ist, dass er als befangen oder im Extremfall als «blind» gelten könnte. Der Vorteil eines externen Verwaltungsrates ist, dass er eine unvoreingenommene Sicht der Dinge hat und unabhängiger ist. Das Fehlen eines direkten Zugangs zum Unternehmen ist nicht negativ. Unter den Frauen sind die meisten als externe Verwaltungsräte aktiv. Sie nehmen dies ausschliesslich positiv wahr, weil gerade diese Tatsache ihre Unabhängigkeit stärkt. Auf jeden Fall ist das Zusammenspiel zwischen internen und externen Verwaltungsräten sehr wichtig.

Nebst der Unabhängigkeit der Frauen empfinden die einen Gesprächspartner, dass die Frauen ganz klar eine andere Perspektive und Komponente einbringen, während andere das überhaupt nicht so sehen. Eine Frau auszuwählen, nur, weil sie einen anderen Denkansatz mitbringt, das haben die meisten Verwaltungsräte noch nie gesehen oder erlebt. Und trotzdem sind sich viele von ihnen einig, dass die Frauen schon ein bisschen anders denken als die Männer; sie können es aber schwer artikulieren oder präzisieren. Die Frauen sind meistens weniger berechnend und unabhängiger. Es kann, muss aber nicht sein, dass sie mehr Wert auf die menschlichen Aspekte legen als ihre männlichen Kollegen, woraus aber nicht geschlossen werden darf, dass Frauen stets für das Soziale und die Empathie und die Männer für das Geschäft verantwortlich sein sollen. Frauen sind zudem sensibler für das Ästhetische, was vom PR bis zum Marketing nutzbringend sein kann. Das wurde mir öfters gesagt und kann ein zusätzlicher Grund sein, eine Frau in den Verwaltungsrat zu wählen. Beispielsweise können Frauen eher pragmatisch ein Produkt von seinem verstaubten Image befreien, kreativ mit Farben und Formen umgehen und so die restlichen Verwaltungsräte auf Ideen bringen, auf die sie vorher gar nicht gekommen wären. Wichtig ist indessen, dass sich auch Frauen durchsetzen und ihre Meinung sagen können.

Andere Sichtweisen im Verwaltungsrat zu haben, sollten eine Voraussetzung sein, wenn es um Fragen zu Ertrag, Kosten und Risiko geht. Diese unterschiedlichen Perspektiven sind selbstverständlich nicht Geschlechter gebunden, aber bestimmt eine Bedingung für ein erfolgreich funktionierendes Team

Verwaltungsrätinnen äusserten sich dazu wie folgt:

Problem Externer

Aus eigener Erfahrung wisse sie, was das Problem eines externen Verwaltungsrates sei: Er müsse sich den Kontakt innerhalb der Firma erst einmal erschaffen, dieser sei nicht naturgemäss gegeben. Zusätzlich könnte das Vorhaben eines externen Verwaltungsrates, eine aktive Beziehungspflege im Betrieb aufzubauen, vom Verwaltungsratspräsidenten und vom CEO als Misstrauensvotum verstanden werden. Ein interner Verwaltungsrat habe immer den Vorteil, dass er unauffällig zu seinen Kollegen gehen und darum bitten könne, dass ihm etwas erklärt werde.

Pro und kontra Externer

Es ergebe sich der klassische Kompromiss zwischen den internen und externen Verwaltungsräten. Die Externen seien deshalb wichtig, weil es mit ihnen keine Vetterliwirtschaft und keine Verbandelungen gebe; sie seien neutral und objektiv. Dies sei richtig. Aber sie verfügten natürlich über viel weniger Informationen als die internen Verwaltungsräte. Die externen Verwaltungsräte hätten ganz wenige Kanäle in das Unternehmen hinein, und es bestehe eine Informationsasymmetrie. Aber das seien die beiden bekannten Probleme im Verwaltungsrat.

Vorteil einzige Frau

Sie nehme aus ihrer Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit heraus oft eine andere Perspektive ein. Sie sehe es als Vorteil, die einzige Frau im Verwaltungsrat zu sein. Das gehe auch soweit, dass sie sich frei entscheiden könne, mit ihren männlichen Kollegen noch ein Bier trinken zu gehen, sie müsse es aber nicht. Nicht zu den «Kumpels» zu gehören sei für sie nie ein Nachteil gewesen – sie geniesse ihre Unabhängigkeit.

Heikle Sachen

Weil sie eben zur Sache eine viel grössere Distanz habe, sehe sie sich als externes Mitglied im Vorteil. Sie bringe von aussen eine andere Perspektive ein und getraue sich auch, etwas Unangenehmes anzusprechen. Abgesehen davon glaube sie, dass heikle Sachen zu benennen sowieso für eine Frau einfacher sei als für einen Mann. Auf die Frage nach dem Grund sagte sie unverblümt: «Weil wir es mit Charme machen!»

Verwaltungsräte äusserten sich dazu wie folgt:

Zu viele Interne

Er sei der festen Überzeugung, dass nie die Mehrheit der Verwaltungsräte von intern kommen, sprich ehemalige Firmenleute sein dürften; das wäre nicht gut. Der Verwaltungsrat habe ja schon per Gesetz eine Oberaufsicht, und diese geriete durch zu viele Interne aus dem Gleichgewicht.

Interne und Externe

Als externer Verwaltungsrat urteile er aus einer Aussenperspektive und könne ganz andere Optionen in die Diskussion einbringen. Seine Anregungen müssten natürlich mit Innenleben gefüllt werden, und dafür seien dann die internen Verwaltungsräte und die langjährigen Mitglieder zuständig, weil sie ja die Firma in- und auswendig kennen.

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